Grundbegriffe/Buddhismus/Buddhas Leben

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Buddhas Leben Nach der buddhistischen Überlieferung

Der historische Buddha lebte und wirkte wahrscheinlich um das Jahr 500 v.u.Z (die tradi·tio·nellen Lebens·daten 563–483 v.u.Z werden heute in Zweifel gezogen). Er ent·stammte dem Geschlecht der Shakyas im Königreich Koshala im heutigen Nepal, daher sein Bei·name Shakyamuni (= der Weise aus dem Shakyageschlecht). Sein Eigen·name war Siddhartha, sein Familien·name Gautama (oder Gotama), weshalb er auch oft Gautama Buddha genannt wird. Die Legenden aus seinem Leben, die sich erst im Laufe mehrerer Jahr·hunderte zu einer Standard·biographie ver·dich·teten, sind im Folgenden in die wichigsten Ab·schnitte unterteilt: Geburt, Vier Ausfahrten, Askese und Erleuchtung, Lehrjahre, und Ableben. Ein eigenes Genre von Legenden, die jātakas, beschäftigt sich außerdem mit den früheren Existenzen (Vorleben) des Buddha.

Geburt

Buddha wurde als Prinz geboren. Sein Vater, König Shuddhodana, und seine Mutter, Königin Maya, waren bereits seit zwanzig Jahren kinder·los, als die Königin im Traum einen weißen Elefanten sah, der vom Himmel herab in ihren Körper fuhr. Daraufhin wurde sie schwanger.

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Geburt Buddhas
Königin Maya hält sich während der Geburt an den Zweigen eines Baumes fest.
Abb. aus dem Kloster Sumtseg in Alchi, Ladakh, N-Indien.
Alle Bilder auf dieser Seite © Christian Luczanits & Jaroslav Poncar [2010/9]

Den Bräuchen des Landes folgend sollte die Geburt im Elternhaus der Königin, im be·nach·barten Königreich statt·finden. Das Kind kam aller·dings bereits auf dem Weg dorthin im Blumen·garten von Lumbini zur Welt. (Auf allen bild·lichen Ab·bildungen dieser Szene ist deutlich zu erkennen, wie sich die Königin während der Geburt an einem Ast festhält.) Der Neu·ge·borene war gänzlich frei von jeder Un·rein·heit, machte gleich nach der Ent·bindung sieben Schritte, unter denen jeweils eine Lotos-Blüte aus dem Boden wuchs, und ver·kündete: „Ich bin der Herrscher der Welt, der Welt-Älteste, der Welt-Erste. Das ist meine letzte Geburt, es wird keine weitere mehr geben.“ Dies geschah am 8. Tag des Vierten Monats. Das Kind wurde Siddhartha genannt, was in etwa „der sein Ziel erreicht“ bedeutet. Sieben Tage nach seiner Geburt starb Königin Maya. Siddhartha wurde daher von seiner Tante, Prajapati Gautami, auf·gezogen, die nun die Stellung ihrer Schwester als Königin übernahm.

Die Vier Ausfahrten

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Siddhartha verlässt erstmals den Königspalast

Mit 16 heiratete Siddhartha seine Cousine Yashodhara und lebte fortan in unbeschwertem Luxus. In seinem 29. Jahr aber drängte es ihn, die Welt außer·halb des Palastes kennen zu lernen und er unter·nahm die legendären Vier Aus·fahrten. Dabei ge·wahrte er Vier An·sichten, die ihm bisher ver·borgen geblieben waren. Er sah erstmals einen Greis (das Alter), einen Fieber·kranken (die Krank·heit) und einen Leichnam (den Tod), und schließlich einen Asketen. Diese Erlebnisse ver·an·lassten Siddharta, sein Haus zu verlassen, sich das Haupt zu scheren und sich auf die Suche nach einem Weg zu machen, um Alter, Krank·heit und Tod zu über·winden. Zu diesem Zeit·punkt war Siddharta ein Sohn geboren worden, was ihn aber nicht von seinem Vor·haben abhielt. Der Sohn erhielt den Namen Rahula: „Hindernis“.

Askese und Erleuchtung

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Siddhartha kleidet sich in Leichentücher

Der weltflüchtige Siddhartha suchte zunächst einige berühmte Lehrer auf, zog sich aber bald mit fünf weiteren Asketen ganz aus dem all·täg·lichen Leben zurück. In seinen asketischen Übungen übertraf Siddhartha seine Mit·brüder. Er magerte ab bis auf die Knochen, kleidete sich in die Lumpen von Toten und meditierte des Nachts unter wilden Tieren und auf Fried·höfen. Nach sechs Jahren erkannte er jedoch, dass auch dieser Weg ihn zusehr an das Dies·seits band. Er nahm eine Schale Milch·reis an, die ihm die fromme Sujata dar·brachte (Akzeptieren eines Genusses), und wusch sich in einem Fluss (Akzeptieren kultureller Bräuche). Von da an beschritt er den Mittleren Weg zwischen Askese und Überfluss. Seine fünf Mit·brüder aber wandten sich empört von ihm ab.

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Verführungen und Einflüsterungen während der Meditation unter dem Bodhi-Baum

Auf sich alleine gestellt fasste Siddharta den Entschluss, so lange zu meditieren, bis er die Er·kenntnis der Über·windung von Krank·heit, Alter und Tod erlangt habe. Unter dem berühmten Pappelfeigenbaum (Banyan [ficus religiosa], auch als Bodhi-Baum bekannt) in Bodh Gaya sitzend begann er seine 49-tägige Meditation, die ihn — verschiedenen Ver·führungs·ver·suchen durch feindliche Dämonen zum Trotz — zur end·gültigen Erleuchtung führte. Er erkannte, dass alles, was ent·standen ist, ver·gäng·lich ist, und dass der Glaube an einen un·ver·änder·lichen, ewigen Wesens·kern, an ein Ich, ein Irr·glaube ist. Am 8. Tag des Zwölften Monats, in seinem 35. Lebens·jahr wurde er somit zum Buddha, zum Erleuchteten.

Lehrjahre

Der Buddha begab sich nun in die Nähe der Stadt Benares, in den Hirschpark von Sarnath, wo er seine fünf Mit·brüder wieder traf und ihnen in seiner ersten Predigt als Erleuchteter Vier Noble Wahrheiten erläuterte. Diese Predigt ist auch als das „Erste Drehen des Rades der Lehre“ bekannt. Seine Mit·brüder bekehrten sich zu seiner Lehre und wurden zu Arhats (= Höchste Stufe des Mensch·seins vor dem Austritt aus dem Geburten·kreislauf). Der Hirschpark von Sarnath ist somit der Ort, an dem sich die erste bud·dhis·tische Mönchs·gemeinde konstituierte.

In den folgenden 45 Jahren führte der Buddha das Leben eines besitz·losen Bettel·mönchs und zog mit einer Schar von Jüngern predigend durch Indien, vor·nehm·lich durch das nord·indische Reich Magadha. Er setzte sich dabei über alle existierenden Kasten·schranken hinweg und war sowohl bei den Ärmsten als auch in vielen Herrscher·häusern gern gesehener Gast. Dennoch wurde er auch angezweifelt oder gar attackiert. Selbst innerhalb seiner Mönchs·gemeinde gab es eine Abspaltung, die von Buddhas eigenem Cousin, Devadatta, angeführt wurde. Devadatta versuchte nicht nur, dem Buddha seine Gefolg·schaft abspenstig zu machen, er unternahm auch An·schläge auf Buddhas Leben. Einmal ließ er zum Beispiel einen Elefanten auf Buddha hetzen, der aber angesichts des Erleuchteten sofort erfurchts·voll nieder·kniete (dieser kniende Elefant ist häufig Gegen·stand hagio·grafischer Dar·stel·lungen). In Magadha, wo Buddha unter König Bimbisāra freund·schaft·lich auf·ge·nommen wurde, zettelte Devadatta aus Eifer·sucht einen Staats·streich durch den Sohn des Königs, Ajātasattu (jap. Ajase) an. Der König beging daraufhin Selbst·mord oder wurde, nach einer anderen Version vom eigenen Sohn getötet. Die Bekehrung des reumütigen Ajātasattu und seine Auf·nahme in Buddhas Gefolg·schaft stellt eine wichtige Episode dar, die die Großmut des Buddha unterstreicht.

Schüler

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Buddha predigt seinen Schülern.

Unter den positiv besetzten Schülern des Buddha tauchen immer wieder auf:

  • Shariputra, Hauptschüler des Buddha, von dem im Theravada Buddhismus viele eigene Predigten überliefert werden. Älter als der Buddha selbst starb er noch zu dessen Leb·zeiten und ging ins Nirvana ein. Im Mahayana Buddhismus weniger prominent, taucht er z.B. im Herz Sutra als Dialog·partner von Bodhisattva Avalokiteshvara (
Kannon 観音 (jap.)

auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt

Buddha

Der Begriff „Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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) auf.

  • Maudgalyayana (jap.
Mokuren 目連 (jap.)

Schüler des Buddha; skt. Maudgalyayana; errettet seine Mutter aus der Hölle

Der Begriff „Mokuren“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Gakizoshi mokuren.jpg

), ein enger Freund Shariputras. Ihm werden diverse über·natürliche Eigen·schaften zu·ge·schrieben. Auch er starb noch vor dem Buddha eines ge·walt·samen Todes, den der Buddha mit seinem schlechten Karma aus früheren Existenzen erklärte. In Japan ist Maudgalyayana/Mokuren vor allem dafür bekannt, dass er durch Gebete seine verstorbene Mutter aus der Hölle, bzw. aus ihrer Existenz als Hungergeist befreite.

  • Ānanda (jap. Anan), der jüngere Bruder des abtrünnigen Devadatta (s.o.), beide Cousins des Buddha. Bekannt für sein gutes Gedächtnis soll er beim legendären ersten Konzil des Buddhimus, einige Jahre nach Buddhas Tod, die Lehrreden des Buddha aus·wendig vorgetragen haben. Er war also so etwas wie ein Evangelist des Bud·dhis·mus, aus dessen mündlicher Über·lieferung die Sutren her·vor·gingen.
  • (Maha) Kashyapa (jap. Daikashō), der Organisator des ersten Konzils. Vor allem in der Chan, bzw. Zen Tradition bedeutsam, die in Mahakashyapa ihren ersten Patriarchen sieht. Laut dieser Tradition trat der Buddha einmal vor die versammelten Mönche und tat nicht mehr, als eine Lotosblume schweigend in der Hand zu drehen. Alle Mönche waren ratlos, nur Mahakashyapa lächelte ge·heimnis·voll. Buddha ver·kündete daraufhin, dass all seine Weisheit und sein Geist auf Mahakashyapa über·ge·gangen seien.
  • Vimalakirti (jap. Yuima), ein reicher Kaufmann und Laien·anhänger, der erst im Mahayana auftaucht, hier aber der Held eines eigenen Sutras ist. An seinem Beispiel wird gezeigt, dass der Buddhismus auch für „Haus-Halter“, also für Leute, die im weltlichen Leben stehen, die richtige Option ist.

Manche Orte in Indien sind mit berühmten Predigten des Buddha verbunden, u.a. der sogenannte „Geierberg“ im Reich Magadha, nahe der Haupt·stadt des Königs Bimbisāra. Viele Sutras, u.a. das Lotos-Sutra, führen sich auf Predigten zurück, die der Buddha hier verkündet haben soll.

Ableben

Im 80. Lebensjahr erkrankte der Buddha, nachdem er wissentlich ein vergiftetes Mahl zu sich genommen hatte, und sah voraus, dass er nun ins Nirvana eingehen werde. Im Wald des Schlosses von Kushinagara, im Schatten zwei großer Shala Bäume, hauchte er sein irdisches Leben im Kreise seiner Schüler aus, denen er bis zuletzt gepredigt hatte. Buddhas Leich·nam wurde nach seinem Tod ein·ge·äschert. Zwischen dem König von Kushinaga und den umliegenden Herr·schern entstand ein Disput, wem der Besitz der Asche des heiligen Mannes zustünde. Schluss·endlich einigte man sich, sie auf·zu·teilen, und so wurde der Buddha an acht Orten bei·gesetzt, an denen jeweils Grab·monumente (Stupas) errichtet wurden. Einige Zeit nach Buddhas Tod wurden seine Lehren auf dem „ersten bud·dhis·tischen Konzil“, an dem 500 Arhats unter der Führung von Mahakashyapa teil·nahmen, kodifiziert. Hundert Jahre nach Buddhas Ableben fand das zweite „Konzil“ statt, auf dem vor allem die Mönchs·regeln neu fest·gelegt wurden. Weitere Konzile folgten. (Historisch gelten diese Konzile als nicht gesichert.)

Vorleben

Einige Legenden handeln auch von Buddhas Leben in früheren Existenzen und von seinem Treffen mit früheren Buddhas. Diese Erzählungen werden als jātaka (Wiedergeburtsgeschichten) bezeichnet und sind zum großen Teil in einer gleichnamigen Sammlung von über 500 märchenartigen Lehr·er·zählungen enthalten. Oftmals spielen hier Tiere eine tragende Rolle, denn der Buddha hatte in früheren Existenzen ja auch nicht-mensch·liche Formen der Wiedergeburt durchlaufen.

Abbildungen

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Bodhisattva Maitreya
Kloster Sumtseg, in Alchi, Ladakh, N-Indien.

Die obigen Abbildungen stammen aus Alchi, einem buddhistischen Kloster·komplex im indischen Teil des Himalaya. Alle Detail·bilder aus Buddhas Leben sind auf dem Hüfttuch (dhoti) dieser knapp 5m hohen Skulptur des Bodhisattva Maitreya, des „Buddhas der Zukunft“, zu finden. Christian Luczanits, der Autor der empfehlens·werten Website Indian and Tibetan Buddhist Art, schreibt in der Einleitung zur Bilderserie von Buddhas Leben:

The depiction of the legend on Maitreya’s dhoti is a unique interpretation of the Buddha’s life that not only incorporates the different authoritative traditions but also success·fully hints towards the true nature of the Buddha in Mahayana. The life of a Buddha is nothing else than the marvellous dress of a super-human, namely Maitreya, who is himself an emanation of the true nature of a Buddha represented as Vairocana in his crown.

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„Buddhas Leben nach der buddhistischen Überlieferung.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001