Mythen/Jenseits/Hungergeister
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Gaki zōshi, Bildrollen der Hungergeister
Ende der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Geographische Lage
-Zeit (11.-12. Jh.) scheint das Interesse am Jenseits und an den Hungergeistern (
Hungergeist; skt. preta
Der Begriff „gaki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
) — zumindest in der höfischen Gesellschaft — besonders groß gewesen zu sein. Davon zeugen illustrierte Bildrollen (
Illustrierte Querbildrollen der Hungergeister
Der Begriff „Gaki zōshi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), die von
1127–1192; 77. Kaiser von Japan (r. 1155–1158); stellte vor allem als Exkaiser im Mönchsstand ein wichtiges politisches Gegengewicht zu den Diktatoren Taira no Kiyomori und Minamoto no Yoritomo dar
Der Begriff „Go-Shirakawa Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
persönlich in Auftrag gegeben worden sein sollen. Sie offenbaren nicht nur eine fast liebevolle Detailtreue bei der Darstellung der Hungergeister sondern gewähren auch einen ungewöhnlich lebendigen Einblick in das damalige Leben.
Trank- und Speiseopfer
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Gaki zōshi (Kyoto Nat. Museum), Bildquelle: e-kokuhō (2010/7)
Ausspeisung der Hungergeister durch buddhistische Mönche. Die Mönche folgen dabei dem Beispiel des Buddha-Schülers Ananda, der die Hungergeister auf diese Weise von ihrer leidvollen Existenzform erlöste. Durch die Erlösung eines Hungergeists, kann man auch für sich selbst gutes Karma erwirken.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Gaki zōshi (Kyoto Nat. Museum), Bildquelle: e-kokuhō (2010/7)
Das
-Fest in der späten Heian-Zeit: Einige Menschen beten am Friedhof (zu sehen ist links ein Grab-Stupa) und opfern den gaki Wasser, das diese gierig auflecken. Währenddessen halten andere eine fröhliche Feier ab.
Die obigen Abbildungen entstammen einer Gaki zōshi Bildrolle, die heute dem Nationalmuseum Kyoto gehört. Sie befand sich möglicherweise ursprünglich im Besitz von Kaiser Go-Shirakawa (1127-92; r.1155-58). Andere Bilder dieser Bildrolle illustrieren buddhistische Legenden wie etwa die Geschichte
Schüler des Buddha; skt. Maudgalyayana; errettet seine Mutter aus der Hölle
Der Begriff „Mokuren“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, die sich auf die Hungergeister beziehen. Es handelt sich also um Material, das die Relevanz des Urabon-Festes in leicht fasslicher Form illustrieren sollte.
Verbindung mit dem Unreinen
Eine andere Bildrolle, die heute im Tokyo National Museum aufbewahrt wird, hebt mehr den unheimlichen, bzw. ungustiösen Aspekt der Hungergeister hervor. Zugleich spricht aus der Art der Darstellung auch so etwas wie Sympathie für die Geister. In der Tat könnte es sich ja ohne weiteres um verstorbene Anverwandte der damaligen Zeitgenossen handeln, wenn diese sich im irdischen Leben durch besondere Gier ausgezeichnet hatten.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Gaki zōshi (Tokyo Nat. Museum), Bildquelle:e-kokuhō (2010/7)
Hungergeister warten geduldig, bis die Menschen ihre Notdurft verrichtet haben, um sich selbst daran zu laben.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Gaki zōshi (Tokyo Nat. Museum), Bildquelle:e-kokuhō (2010/7)
Ein Hungergeist beobachtet eine Geburt - zweifellos in der Hoffnung auf Nahrung.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Gaki zōshi (Tokyo Nat. Museum), Bildquelle:e-kokuhō (2010/7)
Gaki streunen um die Gräber und teilen sich das Aas mit den Hunden.
Das im ersten Bild erkennbare „Gemeinschaftsklo“, das die Menschen ohne große Hemmungen kollektiv nutzen, wirft einen interessanten Aspekt auf die Geschichte der Schamhaftigkeit in Japan. Die bildliche Darstellungen einer Geburt ist, nicht nur in Japan, ähnlich selten und ungewöhnlich. Gebären an sich galt damals als etwas Unreines (und lockt daher den Hungergeist an). Schließlich offenbart die Friedhofszene die damalige Praxis, Leichen einfach den Tieren zum Fraß zu überlassen. In den Gräbern befanden sich wahrscheinlich nur höher gestellte Persönlichkeiten und buddhistische Mönche.
Die Bildrolle, aus der diese Beispiele stammen, zählte einst zum Besitz von Kaiser Go-Shirakawa und wurde zusammen mit ähnlichen illustrierten Werken im
Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;
Der Begriff „Kannon Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Tempel Rengeō-in (besser bekannt als
33 Klafter Halle; Kannon-Tempelhalle in Kyōto; offizieller buddhistischer Tempelname: Rengeō-in
Der Begriff „Sanjūsangen-dō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
) aufbewahrt. Der Glaube an die Hungergeister war also keineswegs ein obskurer Aberglaube, sondern wurde in der späten Heian-Zeit von der Elite der Hofkultur hochgehalten.
Die Gaki zōshi werden in Japan zu den offiziellen „Nationalen Kulturschätzen“ gezählt und sind daher auch ausführlich auf der sehr empfehlenswerten Website e-kokuhō dokumentiert.
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„Hungergeister.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001