Grundbegriffe/Yin und Yang/Astrologie

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Westliche Astrologie im vormodernen Japan

butsuzozui
Abbildungen aus Butsuzō zui, Suzuka bunko, Ehime University Library [2010/8].

In einer Edo-zeitlichen buddhistischen Bildenzyklopädie (Butsuzō zui) findet man neben zahlreichen anderen Darstellungen auch die oben abgebildeten zwölf Figuren, die hier als „Zwölf Paläste“ (jūni-kyū) bezeichnet werden. Abgesehen von den individuellen Bezeichnungen ist keine nähere Erläuterung dieser Figuren angebracht, sie finden sich allerdings in einem Abschnitt, der den Sternen gewidmet ist. Tatsächlich erkennt man ohne große Mühe Ähnlichkeiten dieser Figuren mit den im Westen bekannten astrologischen Tierkreiszeichen. Dies lässt darauf schließen, dass die Astrologie der klassischen europäischen Antike auch im japanischen Buddhismus nicht ganz unbekannt war.

shukuyo
Karazu 火羅図
Bildquelle: Tōji no mikkyō zuzō (Bildwerke des Tōji Tempels; Ausstellungskatalog)
Kyoto, Museum of Toji Temple, 1999, Abb. 12.

Obiges Beispiel stammt aus einem astrologischen Lehrbuch der späten

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-Zeit (12. Jh.). Die Zeichnung ist ähnlich einem Mandala in diverse konzentrische Bereiche gegliedert, die jeweils auf bestimmte Erscheinungen am Sternenhimmel Bezug nehmen. In einem schmalen Band, dem von außen gesehen zweiten Rahmen, lassen sich wieder die zwölf Sternzeichen erkennen. In der rechten unteren Ecke beginnend sind dies (gegen den Uhrzeiger):

Fisch, Widder, Stier, Zwillinge (hier ein Ehepaar), Krebs, Löwe, Jungfrau(en), Waage, Skorpion, Schütze (Bogen), Steinbock (Wassermonster), und Wassermann (Krug).

Die prominenteren Figuren, die jeweils mit Kreisen umgeben sind stellen die „Neun Planeten“ (jap.

kuyōsei 九曜星 (jap.)

Neun Planeten (Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn und die sog. „Mondknoten“, also die astronomischen Punkte, an denen eine Mondfinsternis eintreten kann); skt. Navagraha

Kalender

Der Begriff „kuyōsei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Hoshi mandara boston.jpg
  • Shukuyo.jpg

) dar, die kleinen Figuren im innersten Bereich repräsentieren die 28 „Stationen“ (shuku oder suku), also die chinesischen Sternbilder. In der Mitte ist Manjushri (jap.

Monju Bosatsu 文殊菩薩 (jap.)

Bodhisattva Manjushri; Schüler des historischen Buddha

Buddha

Der Begriff „Monju Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), Bodhisattva der Weisheit, auf seinem Löwen zu sehen, darunter der Planet Saturn (jap.

Doyōsei 土曜星 (jap.)

wtl. Erdplanet, Saturn

Pantheon

Der Begriff „Doyōsei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

). Während die chinesischen Sternbilder jeweils durch eine mehr oder weniger bekannte buddhistische Gestalt repräsentiert sind (Saturn etwa hat die Gestalt des Königs der Unterwelt,

Enma 閻魔 (jap.)

skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen

Der Begriff „Enma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Enma-ten.jpg
  • Enma schreiber.gif

), haben die „westlichen Sternzeichen“ ihre hierzulande bekannte Form zum Großteil behalten.

Hoshi Mandara
Hoshi Mandara
Edo-Zeit. Bild: Museum of Fine Arts, Boston [2010/8]

Diese Abbildung nennt sich Sternen Mandala und zeigt ein ähnliches Schema. In der Mitte sieht man den buddhistischen Weltenberg [Su]meru (jap.

Shumisen 須弥山 (jap.)

Buddhistischer Weltenberg; skt. Meru oder Sumeru;

Pantheon

Der Begriff „Shumisen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Hoshi mandara boston.jpg

), auf dem Buddha mit dem Rad der Lehre in Händen trohnt. Den Sanduhr-förmigen Weltenberg umgibt ein Ozean (in dessen südlichem Teil die bekannte Welt einen eigenen Kontinent namens Jambudvipa, jap.

Enbudai 閻浮提 (jap.)

skt. Jambudvipa. Kontinent der irdischen Welt in der trad. indischen Kosmologie. Im Buddhismus Kontinent südlich des Weltenbergs Sumeru

Pantheon, Geographie

Der Begriff „Enbudai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, bildet, der hier aber nicht abgebildet ist). Rund um den Weltenberg scharen sich die Neun Planeten sowie die sieben Sterne des Großen Wagens (

hokuto 北斗 (jap.)

Sternbild des Großen Wagens (chin. Nördlicher Schöpflöffel)

Pantheon

Der Begriff „hokuto“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

). In einem weiteren Kreis finden sich wieder die Sternzeichen der westlichen Astrologie. Im äußersten Bereich sind schließlich die 28 chinesischen Sternbilder zu sehen.

Die obigen Darstellungen und die entsprechenden Methoden der buddhistischen Astrologie gehen auf einen Text zurück, der in Japan landläufig als

Sukuyō-kyō 宿曜経 (jap.)

Sutra der Sternbilder

Text

Der Begriff „Sukuyō-kyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

bezeichnet wird. Der volle Titel lautet in etwa „Sutra der von guten und schlechten Tagen gemäß den Sternbildern wie sie von Bodhisattva Manjushri und diversen Weisen erklärt wurden.“ Manjushri ist also nicht zufällig auf dem Bild aus der Heian-Zeit abgebildet. Er wurde offenbar als der Entdecker astrologischer Geheimnisse angesehen.

Der Text selbst stammt von dem großen Übersetzer Amoghavajra (705—774), der v.a. Texte des esoterischen Buddhismus aus dem Sanskrit ins Chinesische übertrug. In manchen Fällen, so auch in diesem, ist allerdings unklar, ob tatsächlich ein entsprechendes Sanskrit-Original existierte oder ob es sich nicht um Amoghavajras eigene Schriften handelt. Zu Amoghavajras „Enkelschülern“ zählte auch

Kūkai 空海 (jap.)

774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi

Der Begriff „Kūkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, der das Sutra der Sternbilder in Japan bekannt machte.

Siehe auch: Tierkreiszeichen.

Religion in JapanGrundbegriffe
Diese Seite:

„Westliche Astrologie im vormodernen Japan.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001