Der Ehrwürdige Zōga entleert seinen Darm

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Der Ehrwürdige Zōga entleert seinen Darm

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Der Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]-Mönch

Zōga 増賀 (jap.)

917–1003; Mönch der Tendai-Schule

Der Begriff „Zōga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(917–1003) tritt in mehreren Anek·doten der mittleren Heian-Zeit als kom·promiss·loser Eigenbrötler auf, der die zu·neh·mende Ver·weltlichung des Klerus durch eine Verweigerungshaltung tadelt, wie sie in späterer Zeit vor allem unter

Zen 禅 (jap.)

chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus

Schulrichtung

Der Begriff „Zen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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-Meistern gepflegt wurde. Unter anderem soll er eine Prozession zu Ehren seines Lehrers, des Erzabtes

Ryōgen 良源 (jap.)

912–985; 18. Abt (zasu) der Tendai-Schule; unter Namen wie Jie Daishi, Ganzan Daishi, Tsuno Daishi oder Mame Daishi auch als Schutzheiliger populär

Der Begriff „Ryōgen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, in Lumpen und auf einem klapprigen alten Ochsen reitend begleitet haben.

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Der Mönch Zōga zeigt seine Verachtung gegenüber weltlichem Reichtum und Prunk, indem er an der Ehrung seines eigenen Lehrers Ryōgen (des Mönchs im Ochsenkarren) in zerschlissener Alltagskleidung teilnimmt. Die Illustration entstammt einer Edo-zeitlichen Querbildrolle des Tanzan Schreins, des geistigen Zentrums von Tōnomine, wo Zōga tätig war.
Werk von Kanō Einō (1631–1697). Edo-Zeit. Nara Women's University.
Der Ehrwürdige Zōga führt auf einem klapprigen Ochsen die Parade seines Lehrers an

Ein anderes Mal verschenkte Zōga seine gesamten Kleider an die Armen und kehrte nackt in sein Kloster zurück.

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Der Mönch Zōga verschenkt seine Kleider an die Armen und kehrt nackt in sein Kloster zurück.
Werk von Kanō Einō (1631–1697). Edo-Zeit. Bildquelle: Nara Women's University.
Zōga verschenkt seine Kleider an die Armen

Die selt·samste Episode — von der leider keine Illustrationen zu finden waren — handelt jedoch von einer Zere·monie im Jahr 991, als Zōga bereits als hochbetagter, kauziger Klosterabt etabliert war. Ganz gegen seine sonstige Gewohn·heit folgt der über Sieb·zig·jährige einer Auf·forderung, die Nonnen·weihe der Kaiserin·mutter durchzuführen. (Der Kaiser, Ichijō Tennō [Ichijō Tennō (jap.) 一条天皇 980-1011; 66. Kaiser von Japan; (r. 986-1011)], war zu dieser Zeit ein Kind und seine Mutter eine junge Frau von 30 Jahren, insofern stellte die Nonnen·weihe eine be·son·ders ver·antwor·tungs·volle Aufgabe und zugleich eine große Aus·zeichnung dar). Die Zere·monie endet jedoch mit einem Eklat, den das

Uji shūi monogatari 宇治拾遺物語 (jap.)

„Geschichtenauslese [des Ratsherren] von Uji“ (13. Jh.); Sammlung von unterhaltsamen Geschichten und Anekdoten, viele aus dem Konjaku monogatari

Text

Der Begriff „Uji shūi monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

fol·gen·der·maßen schildert:

Der Ehrwürdige Zōga bei der Kaiserinmutter

Vor langer Zeit lebte auf dem Berg Tōnomine [Tōnomine (jap.) 多武峰 Heiliger Berg südlich von Nara, wo u.a. der Ahnherr der Fujiwara Nakatomi no Kamatari im Tanzan Schrein verehrt wird]1 ein heiliger Mann, den man den Ehr·würdigen Zōga nannte. Er war streng und unnachgiebig, Ruhm und Reich·tum verachtete er und oft tat er absichtlich so, als ob er von Sinnen wäre.

Als die Kaiserin·mutter der Dritten Straße2 in den geist·lichen Stand ein·tre·ten wollte, ließ sie nach ihm schicken, damit er die Weihe vornehmen solle. „Welche Ehre,“ sprach er, „ich, Zōga, werde dies gerne tun.“ Seine Schüler hatten befürchtet, dass der Ehrwürdige den Boten der Kaiserin·mutter mit Prügeln fort·jagen würde, und waren er·leich·tert, als er sich statt dessen be·schwingt auf den Weg zur Haupt·stadt machte. Dort angekommen ließ ihn die kaiserliche Hoheit sogleich freudig zu sich rufen. Weltliche und geistliche Würden·träger waren in großer Zahl zur Stelle und auch ein Vertreter des Tennō war aus dem kai·ser·lichen Palast ent·sandt worden. Der Blick des Ehr·würdigen war ehr·furcht·gebietend und sein Auf·treten vornehm, doch schien er ein wenig mitgenommen zu sein.

Nach·dem man ihn aufrief, begab er sich zum Para·vent, hinter dem die kaiser·liche Hoheit saß, und begann die Ordi·nations·riten. Als die kaiserliche Hoheit ihr prächtiges Haar [über den Paravent] herabhängen ließ, damit er es abschneiden möge, brachen sämtliche Hof·damen in haltloses Schluch·zen aus. Schließlich war die Tonsur vollzogen und der Ehr·würdige wandte sich zum Gehen. Da sagte er mit lauter Stimme: „Was war eigentlich der Grund, dass Ihr Zōga zu Euch rufen ließet? Ich kann es nicht verstehen. Habt Ihr vielleicht gehört, dass mein schmutziges Ding besonders groß ist? Es ist in der Tat größer als andere, doch jetzt hängt es nur noch herab, schlaff wie ein Stück Seide.“ Die Hof·damen, die nebenan in den hinteren Ge·mä·chern saßen, die Minister, die Höflinge und die ver·sam·mel·ten Mönche rissen alle fassungs·los Mund und Augen auf. Auch der kaiserlichen Hoheit erging es nicht anders. Alle Er·haben·heit war verflogen, alle waren schweiß·gebadet und wären am liebsten im Boden versunken.

Der Ehr·würdige aber faltete zum Ab·schied die Hände und sprach: „Vom Alter gebeugt und schwer verkühlt, bin ich außerdem vom Durchfall geplagt. Ich hätte nicht kommen sollen, doch nachdem man mich eigens rief, gesellte ich mich zu Euch. Jetzt aber kann ich mich nicht mehr halten und muss mich eiligst zurück·ziehen.“ Kaum war er auf die westliche Veranda hinaus·getreten, entblößte er sein Gesäß und entleerte sich, als ob man Wasser aus einem Zuber gösse. Geräusch und Gestank waren so gewaltig, dass sie bis zur kaiser·lichen Ho·heit drangen. Da konnten sich die jungen Höf·linge nicht mehr halten vor Lachen. Die Mönche aber empörten sich, dass man so einen Ver·rück·ten hatte rufen lassen.

Auf diese Weise stellte sich Zōga ab·sicht·lich an wie von Sinnen. Nichts·desto·trotz ver·brei·tete sich der Ruf seiner Heilig·keit weiter und weiter.3

Verweise

Fußnoten

  1. Etwa eine Tagesreise südlich der damaligen Hauptstadt Heian-kyō [Heian-kyō (jap.) 平安京 urspr. Name der Stadt Kyōto; wtl. Stadt des Friedens; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)] (Kyōto).
  2. Fujiwara no Senshi [Fujiwara no Senshi (jap.) 藤原詮子 962-1002; Mutter des Ichijō Tennō; Nonnenweihe 991] 藤原詮子 (962–1002), Mutter des Ichijō Tennō, trat 991 mit 30 Jahren in den Nonnenstand.
  3. Aus dem Ujishūi monogatari, Erzählung 143, ein Werk der
    setsuwa 説話 (jap.)

    Lehrerzählung, didaktische Anekdote; meist von buddh. Mönchen in Form umfangreicher Sammlungen kompiliert

    Text

    Der Begriff „setsuwa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

    Glossarseiten

    Literatur aus dem 13. Jahrhundert. Nach Watanabe Tsunaya und Kōichi Nishio (ed.). Ujishūi monogatari (Nihon koten bungaku taikei, Bd.  27).  Iwanami Shoten, 1960. Ü.: Bernhard Scheid. Siehe auch Tyler 1987, S. 307–310.
    

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Royall Tyler (Ü.), Japanese Tales. New York: Pantheon Books, 1987.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

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    Der Mönch Zōga zeigt seine Verachtung gegenüber weltlichem Reichtum und Prunk, indem er an der Ehrung seines eigenen Lehrers Ryōgen (des Mönchs im Ochsenkarren) in zerschlissener Alltagskleidung teilnimmt. Die Illustration entstammt einer Edo-zeitlichen Querbildrolle des Tanzan Schreins, des geistigen Zentrums von Tōnomine, wo Zōga tätig war.
    Werk von Kanō Einō (1631–1697). Edo-Zeit. Nara Women's University.
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    Der Mönch Zōga verschenkt seine Kleider an die Armen und kehrt nackt in sein Kloster zurück.
    Werk von Kanō Einō (1631–1697). Edo-Zeit. Bildquelle: Nara Women's University.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

Religion in JapanGeschichte
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„Zōga, der Exzentriker.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001