Geschichte/Neue Religionen/Soka Gakkai
Die
wtl. in etwa „Organisation zum Studium vermehrter Werte“; neu-religiöse buddhistische Laienorganisation, gegr. 1930
Der Begriff „Sōka Gakkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(„Organistation zum Studium vermehrter Werte“) ist in vieler Hinsicht die erfolgreichste Neureligion Japans. Sie hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit über zwölf Millionen Mitglieder, davon etwa eine Million außerhalb Japans. Außenstehende Experten bezweifeln diese Angaben zwar und gehen von zwei bis fünf Millionen registrierter Mitglieder innerhalb Japans aus, doch ist das immer noch eine höhere Mitgliederzahl als irgend eine andere Neureligion in Japan vorweisen kann. Die Organisation trägt allerdings viele Züge, die über eine rein religiöse Gruppierung hinausreichen. Levi McLaughlin bezeichnet die Sōka Gakkai daher als adjunct state, also als Bei- oder Nebenstaat. Die Sōka Gakkai verfügt über eigene wirtschaftliche Unternehmen und Vertriebsstrukturen, eigene Zeitungen und Verlage, Museen, Konzerthäuser und Veranstaltungsräume. Ehemals unterhielt sie sogar eine eigene politische Partei, die Kōmei-tō, von der sie sich allerdings formal getrennt hat.
Die Sōka Gakkai wurde in ihrer bisherigen Geschichte von drei aufeinanderfolgenden charismatischen Führern geprägt, die jeweils für eine bestimmte Entwicklungsphase verantwortlich sind.
Makiguchi Tsunesaburo: Gründung und politischer Widerstand
Makiguchi Tsunesaburo (1871–1944) arbeitete als Volksschullehrer in Hokkaido, bevor er 1913 nach Tokyo zog. Dort war er neben seinem Lehrberuf auch als Publizist tätig und setzte sich für Reformen des japanischen Erziehungssystems ein, die von europäischen aufklärerischen und pazifistischen Idealen bestimmt waren. Erst verhältnismäßig spät begeisterte er sich auch für den Buddhismus
1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus
Der Begriff „Nichiren“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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s und suchte ihn mit seinen pädagogischen Konzepten zu vereinbaren. Sōka Gakkai, deren offizielle Gründung in das Jahr 1930 fällt, war daher zunächst eine pädagogische Reformbewegung. Das religiöse Konzept verstärkte sich jedoch insbesondere in Folge der zunehmenden Repressionen gegen Makiguchi und seine Anhänger, die der Kriegspropaganda und der staatsshintoistischen Tenno-Verehrung, die in dieser Zeit vor allem über die
Toda Jōsei: Massenmobilisierung
Ikeda Daisaku: Konsolidierung auf internationalem Niveau
Schisma von 1991
Nichiren-Fundamentalismus und westlicher Humanismus
buddhitsische Laienbewegung. Gegründet in den 1930er Jahren,
Mitgliederzahlen von über 8 Millionen werden von unabhängigen Beobachtern auf eine Zehnepotenz niedriger geschätzt (Mc Laughlin 2012, S. 270–71), dennoch die erfolgreichste neureligiöse Bewegung Japans.
Nichiren Shōshū 日蓮正宗
Nichiren Märtyrertum.
Traditionelle Praxis: tägl. Rezitation von Kapiteln des Lotus Sutras (Hōben, Juryō), daimoku, (dai)gohonzon.
missionierung (kōsen rufu ) shakubuku 折伏 (brechen und unterwerfen) vs shōju : „aggressive“ vs. „sanfte“, letzteres v.a. auf internat. Ebene betont.
mappō
Nichiren = Erscheinungsform Buddhas.
Moderne Organisationsstruktur:
Kōmeitō (heute offizielle getrennte Institutionen, aber Gakkai nach wie vor sehr aktiv bei pol. Werbung)
Zadankai (Diskussionsrunden in engeren Zirkeln) und Meetings in Kulturzentren (Vorträge)
keimō 啓蒙 („Aufklärung“, westl. Begriff) durch eien Menge eigener Publikationsorgane --> Medienimperium eigene Schulen Museen, Konzerte, ... eigene Flagge, Hymnen Spendensystem innerhalb von Mitgliedern; Bons (chiketto) für den Kauf in bestimmten Geschäften
"mirror mainstream society" --> "adjunct nation" (S. 276-77)
"Three Founders" (Makiguchi Tsunesaburo 1871-1944, Toda Jōsei 1900-1958, Ikeda Daisaku *1928), jeweils untersch. Akzente.
Makiguchi Lehrer aus Hokkaido -- Unterrichtsreform (1930, offizieller Beginn). Hinwendung zu Nichiren allerdings erst später.
Clash mit Staatsshinto nach 1940 (Ise kamifuda; S. 282). Makiguchi stirbt 1944 im Gefängnis. Damals ca. 5000 Mitglieder.
Toda in den 40er Jahren ebenfalls inhaftiert. Entwickelt eigene Erweckungslehre auf Basis seine Lektüre des Lotus Sutra.
1951 Start einer großangelegten Missionierungskampagne (Shakubuku Daikōshin). Simple karmische Versprechungen: Armut Strafe für schlechtes Karma, aber durch die Praxis des Lotus Sutra im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ (S. 288)
Polarisierung durch aggressive Missionierung.
Honmon no kaidan, der Wahre Initiations-Alatar, ein utopisches Ziel Nichirens, das Toda ins Auge fasste.
1958, Todas Todesjahr, ca. 1 Mill. Anhänger.
Ikeda etabliert Sōka Gakkai auf internationaler Bühne. Shōhondō (1965 -->honmon no kaidan), enormes fund-raising.
1964 Kōmei-tō
Neudefinition von shakubuku.
1969: anti-Gakkai Polemik nimmt zu, Mitgliederzahl stagniert bei ca. 8 Mill. --> offizielle Trennung von Kōmei-tō, 1970
Konsolidierungspolitik unter Ikeda: internationaler Maßstab, aber auch Persönlichkeitskult. 1991: Bruch mit Nichiren Shōshū. Wechselseitige Bezichtigungen, Exkommunikation. Nach der Trennung entwickelte Gakkai eigenen Klerus, v.a. für Begräbnisse von Mitglliedern. Historische Größen der europäischen Geschichte anstelle von Nichiren.
Persönlichkeitskult soll mit Ikeda enden.
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
- Prähistorie
- Frühzeit
- Nara-Zeit
- Frühe kami-Kulte
- Heian-Zeit
- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
- Mittelalter:
- Kamakura-Zeit
- Amidismus
- Zen Buddhismus
- Nichiren Buddhismus
- Mittelalterl. Shintō
- Frühe Neuzeit:
- Reichseinigung
- Christentum
- Terauke-System
- Neo-Konfuzianismus
- Kokugaku
- Moderne und Gegenwart:
- Bakumatsu-Zeit
- Staatsshintō
- Neue Religionen
- 七 Essays
- Überblick
- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
- Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult
- Hundert Geschichten: Horrorklassiker aus der Edo-Zeit
- Religion und Politik:
- Die Tenshō-Mission: Beginn einer schwierigen transnationalen Beziehung
- Yasukuni: Der Schrein des ‚friedlichen Landes‘
- Herrigels Zen und das Bogenschießen
- Anhang
- Metalog
- Konzept
- Autor
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„Sōka Gakkai: Produktion von religiösem Mehrwert.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001