Shōtoku Taishi: Staatsmann und buddhistischer Heiliger
Aus heutiger Sicht gilt Shōtoku Taishi [Shōtoku Taishi (jap.) 聖徳太子 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent] vor allem als genialer Staatsmann. Obwohl er nie das Amt des Tennō einnahm, bleibt seine geschichtliche Bedeutung im kollektiven Gedächtnis Japans bestehen, während die anderen Herrscher seiner Zeit heute nur noch Spezialisten bekannt sind. Auf dieser Seite sind die wichtigsten Motive zusammengefasst, die sich mit dem Prinzen verbinden.
Shōtokus bekanntestes Portrait
Kopie eines Originals aus dem 8. Jh.(?). Pradel 2014, S. 202.
Das bekannteste Shōtoku-Motiv stammt angeblich aus der Nara-Zeit. Der Prinz ist erwachsen, trägt ein Zepter (shaku [shaku (jap.) 笏 Zeremonielles Zepter der Schreinpriester; trad. Emblem von Herrschern und Götterstatuen]) als Zeichen seiner weltlichen Macht und wird von zwei kindlichen Prinzen begleitet. Im 20. Jahrhundert griff man ganz besonders stark auf dieses Motiv zurück: Geldscheine mit dem Taishi-Motiv waren von den 1930er Jahren bis 1984 in Umlauf. Die staatsmännische Seite des Prinz-Regenten tritt auf den Geldscheinen noch deutlicher hervor als auf dem Original.
Spätere Shōwa-Zeit, 20. Jh. Nichiyu koin.
Shōtokus Verfassung
Prinz Shōtokus Ruhm als Staatsmann stützt sich in erster Linie auf die ihm zugeschriebene „Verfassung in 17 Punkten [Jūshichijō kenpō (jap.) 十七条憲法 17 Punkte Verfassung; erstes staatsrechtliches Dokument Japans, das Prinz Shōtoku Taishi im Jahr 604 nach chinesischem Vorbild verfasst haben soll]“,1 ein sehr allgemein gehaltener Verhaltenskodex für die politische Klasse des Landes. Obwohl der Text vornehmlich konfuzianische Prinzipien enthält, ist ein deutliches Bemühen erkennbar, diese mit dem Buddhismus in Einklang zu bringen. Punkt 1 beginnt mit den Worten:
Haltet die Harmonie hoch und macht Eintracht zum Prinzip... 2
Die „Harmonie“-Phrase ist den Analekten des Konfuzius [Kong Zi (chin.) 孔子 verm. 551–479 v.u.Z.; chin. Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie; der latinisierte Name „Konfuzius“ (eine Kreation der Jesuiten des 16. Jh.s) leitet sich ab von Kong Fu Zi 孔夫子 (wtl. Lehrmeister Kong); auch bekannt unter seinem Geburtsnamen Kong Qiu 孔丘] entnommen, „Eintracht“ (muko [muko (jap.) 無忤 wtl. ohne Zwist; Eintracht, Friedfertigkeit; buddhistische Tugend]) war hingegen eine Tugend, die in Schulen des frühen chinesischen und koreanischen Buddhismus eine zentrale Rolle spielte.3 Punkt 2 der Verfassung setzt fort:
Haltet die Drei Schätze in höchsten Ehren. Die Drei Schätze, das sind Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)], Dharma [Dharma (skt.) धर्म Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. hō 法)] und sangha [saṃgha (skt.) संघ „(Mönchs-)Gemeinde“ (jap. sō 僧 oder sōgya 僧伽)] (Buddha, Buddhalehre und Mönchsgemeinde). Sie sind die letzte Zuflucht der vier Arten von Wesen, das Fundament aller Nationen. Welcher Mensch zu welcher Zeit könnte diese Lehren nicht respektieren? Wirklich schlechte Menschen gibt es nur wenige. Die meisten befolgen, was man sie lehrt. Wie aber sollte man Verbogenes gerade biegen, wenn man nicht zu den Drei Schätzen Zuflucht nimmt?4
Diese Passage präsentiert den Buddhismus somit als universale ethische Lehre, die für alle Menschen (und im Grunde für alle Lebewesen) Gültigkeit besitzt. Wie der Historiker Fujieda Akira [Fujieda Akira (jap.) 藤枝晃 1911–1998; Sinologe an der Universität Tōkyō, vor allem als Dunhuang-Historiker bekannt] allerdings bereits 1975 nachwies, finden sich Texte wie dieser auch in den buddhistischen Tempelhöhlen von Dunhuang [Dunhuang (chin.) 敦煌 Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln] und dürften dem Prinzregenten wohl erst von den Verfassern des Nihon shoki in den Mund gelegt worden sein. Auch die anderen unten geschilderten buddhismusfreundlichen Aktionen Shōtokus sind demnach historisch zweifelhaft. Dennoch scheint es tatsächlich einen Prinzregenten gegeben zu haben, der dem Buddhismus neue Impulse verlieh, als er ihm seine Residenz in Ikaruga vermachte, aus der der Tempel Hōryū-ji [Hōryū-ji (jap.) 法隆寺 Tempel in Ikaruga bei Nara, gegr. 607; wtl. „Tempel des prosperierenden [Buddha]-Gesetzes“] entstand.5
Spätere Generationen buddhistischer Mönche dankten Shōtoku dieses Engagement für den Buddhismus, indem sie ihn zu einer Art Heiligen hochstilisierten. Es entstand eine eigene Glaubensrichtung, die sich in ihren Gebeten speziell an Shōtoku Taishi wandte. Unabhängig von der Frage ihrer Historizität haben sich die Legenden von Shōtokus Wundertaten tief in das kollektive Gedächtnis Japans eingegraben.
Legenden
Bereits in den frühesten Quellen finden sich Ansätze zur Legendenbildung um Shōtoku Taishi.6 So heißt es im Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)], dass er von Geburt an sprechen konnte und dass er oft die Anliegen von zehn Menschen gleichzeitig anhörte. Später wurden diese Anzeichen einer besonderen Berufung in zahlreichen buddhistischen Schriften immer stärker mit Elementen aus der Biographie des historischen Buddhas angereichert. Zwei Hängerollbilder aus dem 14. Jahrhundert, die sich heute im Besitz des Metropolitan Museum of Art befinden, veranschaulichen die mittelalterliche Hagiographie des Prinzen.
Kamakura-Zeit, 14. Jhdt. MET Museum.
Insgesamt sind auf beiden Hängerollbildern 62 Szenen der Shōtoku Legende dargestellt. Die Episoden sind chronologisch nur lose geordnet, eher gehen Szenen, die räumlich mit einander verbunden sind, in einander über. Der Prinz ist meist in Orange gekleidet, auf weißen Schildern ist sein jeweiliges Lebensalter verzeichnet.
Siehe auch: Illustierte Biographie Prinz Shōtokus, 1Kamakura-Zeit, 14. Jhdt. MET Museum.
Geburt
Eines Nachts träumt die Prinzessin Anahobe [Anahobe no Hashihito (jap.) 穴穂部間人 ?–622; Hauptfrau des Yōmei Tennō und Mutter von Shōtoku Taishi], die Hauptfrau des Yōmei Tennō [Yōmei Tennō (jap.) 用明天皇 540–587; 31. Kaiser Japans (r. 585–587); Vater von Shōtoku Taishi] (r. 585–587), von einem Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] in Gestalt eines goldenen Mönchs, der durch ihren Mund in sie eindringt, um sich in ihrem Mutterleib einzunisten. Am folgenden Neujahrstag (571) bringt sie einen Sohn zur Welt, als sie die Pferdeställe des kaiserlichen Palastes inspiziert. Die Geburt verläuft mühelos und ihr Sohn, der spätere Shōtoku, kann (wie Buddha) sofort danach sprechen. Diese Umstände führen zum geläufigsten Eigennamen des Prinzen: Umayado Taishi (Prinz Pferdestall).
Kamakura-Zeit, 14. Jh. MET Museum.
Kindliche Frömmigkeit
Eine andere Legende weiß zu berichten, dass Prinz Shōtoku bereits als zweijähriges Kind an Buddhas Todestag, dem 15. des Zweiten Monats, mit gefalteten Händen niederkniete und den Buddha pries (namu butsu [namu butsu (jap.) 南無仏 Lobpreisung Buddhas]). Daraufhin fanden sich auf mirakulöse Weise Reliquien des Buddha zwischen den gefalteten Händen des Kindes. Shōtoku Taishi als betender Knabe stellt daher ein häufiges Motiv in der darstellenden Kunst dar.
Kamakura-Zeit, 1292. Harvard Art Museums.
Kamakura-Zeit, frühes 14. Jh. The British Museum.
Ein weiteres Standardmotiv zeigt den Prinzen, wie er ein buddhistisches Rauchopfer für die Genesung seines Vaters, Kaiser Yōmei, abhält. Aufgrund dieses frommen — und der Legende nach erfolgreichen — Unternehmens wurde auch Yōmei zum Buddhismus bekehrt. Das Motiv des „pietätvoll opfernden Prinzen“ (Kōyō Taishi [Kōyō Taishi (jap.) 孝養太子 ikonographisches Motiv des „pietätvoll opfernden Prinzen“ Shōtoku Taishi]) zeigt Shōtoku Taishi als überproportional dargestelltes Kind mit buddhistischer Mönchsstola (kesa [kesa (jap.) 袈裟 äußerstes Gewand der buddh. Mönchstracht, variiert zwischen einem breiten Wickeltuch und einer dünnen Stola; besteht der Theorie nach aus Flicken]) und einer Rauchopferschale in der Hand. Die über Shōtoku Taishis neuartigen Kult sichtlich erstaunten Hofadeligen sind als kleine Figuren im Vordergrund zu sehen.
Kampf für den Buddhismus
Kamakura-Zeit, 14. Jh. MET Museum.
587, als sich Shōtoku im 16. Lebensjahr befindet, kommt es zu einer entscheidenden Schlacht zwischen den pro-buddhistischen Soga [Soga no uji (jap.) 蘇我氏 Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus], angeführt von Soga no Umako [Soga no Umako (jap.) 蘇我馬子 551?–626; Staatsmann; Sohn des Soga no Iname], und den „konservativen“, anti-buddhistischen Mononobe [Mononobe (jap.) 物部 wtl. „Sippe der Dinge“; altjap. Klan, der gegen den Buddhismus eingestellt war] unter der Führung von Mononobe no Moriya [Mononobe no Moriya (jap.) 物部守屋 ?–587; Staatsmann und Oberhaupt des Mononobe-Clans]. Shōtoku Taishi greift trotz seiner Jugend in diese Schlacht ein. Zuvor schnitzt er rasch kleine Talismane in Gestalt der Vier Himmelskönige (Shi-Tennō [Shi-Tennō (jap.) 四天王 wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet]) und steckt sie in sein Haar, was bereits im Nihon shoki als Grund dafür ausgewiesen wird, dass die Soga und damit der Buddhismus die Schlacht gewinnen. Zum Dank veranlasst Shōtoku später den Bau des Shitennō-ji [Shitennō-ji (jap.) 四天王寺 buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)], des Tempels der Vier Himmelskönige im heutigen Ōsaka.
Barmherzigkeit
Eine bereits im Nihon shoki überlieferte Legende, die entfernt an die Vier Ausfahrten des Buddha erinnert, schildert die Begegnung des Prinzen mit einem hungernden Bettler an einem Ort namens Kataoka [Kataoka (jap.) 片岡 Ort aus der Legende des Shōtoku Taishi, wo der Prinz einem Bettler half, der eigentlich ein Buddha war]. Der Prinz lässt den geschwächten Mann nicht nur verköstigen, er gibt ihm sogar seinen eigenen Umhang. Als der Mann am nächsten Tag dennoch stirbt, lässt er ihn feierlich bestatten. Wieder einige Tage später befiehlt er, das Grab zu untersuchen. Zum allgemeinen Erstaunen ist der Leichnam verschwunden, nur das Gewand des Prinzen liegt säuberlich gefaltet auf dem Sarg. Der Prinz sieht darin bestätigt, dass es sich um einen Heiligen gehandelt haben muss, und zieht das Gewand wieder an. Die Episode wird mit den Worten kommentiert: „[Nur] ein Heiliger erkennt einen Heiligen.“
Der Prinz als Bodhisattva
Im Zuge der buddhistischen Verehrung wurde Shōtoku Taishi mit mehreren buddhistischen Heilsgestalten identifiziert, vor allem mit Kannon Bosatsu [Kannon Bosatsu (jap.) 観音菩薩 Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;] (Avalokiteshvara).
Bildquelle: unbekannt.
Muromachi-Zeit, 14. Jh. Asia.si.edu, Smithonian Museums of Asian Art.
Guze Kannon [Guze Kannon (jap.) 救世観音 wtl. Kannon, der Weltenretter; Hauptheiligtum in der Halle der Träume (Yumedono) im Hōryū-ji] („Kannon, der Weltenretter“) ist das Hauptheiligtum der „Halle der Träume“ (Yumedono [Yumedono (jap.) 夢殿 Halle der Träume; Seitentempel des Hōryū-ji]) im Tempelkomplex des Hōryū-ji [Hōryū-ji (jap.) 法隆寺 Tempel in Ikaruga bei Nara, gegr. 607; wtl. „Tempel des prosperierenden [Buddha]-Gesetzes“], der einst dem Prinzen selbst als Palast diente. Die Statue trägt angeblich die Züge Shōtokus. Sie gilt als „Geheime Buddha-Statue“ (hibutsu [hibutsu (jap.) 秘仏 wtl. „geheimer Buddha“; geheim gehaltene Buddha-Statue]) und wurde lange komplett unter Verschluss gehalten, sodass sie verhältnismäßig gut erhalten ist. Erst im Jahr 1884 wurde die Statue auf Betreiben des amerikanischen Kunstkenners Ernest Fellonosa [Fellonosa, Ernest (west.) 1853–1908; lehrte in jungen Jahren in Japan Philosophie, entwickelte sich aber bald zu einem Connaisseur japanischer Kunst und stellte im Auftrag der Meiji-Regierung die erste Liste japanischer „Nationalschätze“ zusammen. Seine Kunstsammlung bildet den Grundstock der Japonica im Museum of Fine Arts, Boston.] aus ihrem Dornröschen-Schlaf gerissen (was zugleich einen Neuanfang in der Beschäftigung mit buddhistischer Kunst in Japan hervorrief). Auch heute wird die Statue nur einmal pro Jahr öffentlich gezeigt.
Auf der Abbildung rechts oben trägt Shōtoku Taishi ein Mönchsgewand mit speziellem Pilgerstab, der an Bodhisattva Jizō [Jizō (jap.) 地蔵 wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur] erinnert.
Shōtoku Taishi und Kōbō Daishi
Kamakura-Zeit. Yamaguchi Sumio, Kyōto shiseki sansaku kai.
Auf diesem mandala [maṇḍala (skt.) मण्डल „Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung (jap. mandara 曼荼羅)] aus der Kamakura-Zeit sieht man Shōtoku Taishi und den eminenten japanischen Mönch Kōbō Daishi [Kōbō Daishi (jap.) 弘法大師 Ehrentitel von Kūkai] Kūkai [Kūkai (jap.) 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi] „zu Füßen“ des Dainichi Nyorai [Dainichi Nyorai (jap.) 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“]. Dainichi ist der Haupt-Buddha des von Kūkai nach Japan übermittelten esoterischen Buddhismus. Für die Anhänger Shōtokus war Kūkai darüber hinaus die Reinkarnation des Shōtoku Taishi. Auf diese Weise konnte der Prinz auch in den esoterischen Buddhismus integriert werden.7
- Long ago, when I was living in my parents' home, sometime between the age of five or six, I always had visions of myself in my dreams seated on an eight-petaled lotus conversing with the buddhas. However, I didn't tell anyone, not even my parents, much less anyone else. [...]
- (Nach Guth 1987, S. 2.)
Muromachi-Zeit. Bildquelle: Kōbō Daishi Kūkai and the Sacred Treasures of Mount Kōya, 2003, Abb. 2.
Shōtoku Taishi und Kūkai sind auch dadurch verbunden, dass sich um ihre Kindheit ein ähnlicher Kult etabliert hat. Auch Kūkai soll bereits in frühen Kindertagen Zeichen erhalten haben, dass er für eine besondere Rolle in der Verbreitung des Buddhismus ausersehen sei. Die Herausbildung und Identifizierung der beiden legendären Figuren erfolgte allerdings erst im japanischen Mittelalter. Christine Guth sieht in beiden Fällen den Kult um die besondere Geburt des historischen Buddhas als Inspirationsquelle der japanischen Legenden an. 8
Verweise
Fußnoten
- ↑ Tatsächlich bestehen berechtigte Zweifel an der Authentizität dieses Dokuments, das nur in einer Fassung des nihon shoki, also über hundert Jahre nach seiner Entstehung, bekannt ist.
- ↑
Nihon shoki, Suiko Tennō, 12. Jahr (604), 4. Monat (Ü.: B. Scheid).
Siehe auch: Wikisource (jap.), Wikipedia (dt.), Aston 1972, Nihongi II, S. 129. - ↑ Ishii 1992. Ishii Kōsei vermutet eine Entlehnung des Begriffs aus den sog. Chengshi und Nirvana Schulen, die im 6. Jh. im chin. Jiangnan entstanden und sich insbesondere in Baekje — dem koreanischen Reich, aus dem Japan den Buddhismus übernahm — ausbreiteten.
- ↑ Ibid.
- ↑ Yoshida 2003, S. 4
- ↑ S. Como 2008.
- ↑ Die beiden Figuren im oberen Teil des Mandala sind im übrigen die Bodhisattvas Kokūzō und Kannon, die hier wohl als „Urformen“ (honji) der beiden buddhistischen Heiligen fungieren.
- ↑ Guth 1987.
Internetquellen
- 17-Artikel-Verfassung (dt.)
Übersetzung der Jūshichijō kenpō auf Wikipedia. - Kyōto shiseki sansaku e Yamaguchi Sumio (jap.)
Online Artikel Serie über Shōtoku Taishi. - „Shōtoku Taishi,“ aus Kamigraphie, ein Wikiprojekt zur Ikonographie und Ikonologie japanischer Gottheiten.
- 聖徳太子研究の最前線 („Die Frontlinie der Shōtoku Taishi-Forschung“), Blog von Ishii Kōsei, Prof. für buddhistische Studien, Universität Komazawa.
Literatur
Bilder
- ^ Shōtoku Taishi als junger Regent von zwei kindlichen Prinzen begleitet. Der Prinzregent ist bereits erwachsen und trägt ein Zepter (shaku) als Zeichen seiner weltlichen Macht. Bei den beiden Knaben soll es sich um Shōtokus Sohn sowie um seinen jüngeren Bruder handeln. Das Motiv soll auf eine Vision eines koreanischen Prinzen (Asa Taishi) zurückgehen. Das Original dieser Darstellung befand sich ursprünglich im Besitz des Tempels Hōryū-ji und ist heute öffentlich unzugänglich im Besitz des kaiserlichen Palastamtes (Kunaichō).
Kopie eines Originals aus dem 8. Jh.(?). Pradel 2014, S. 202. - ^ 1000 Yen Banknote mit dem Shōtoku Taishi-Motiv, von 1949 bis 1984 in Umlauf. Das gleiche Motiv gab es bereits in den 1930er Jahren auf Banknoten.
Spätere Shōwa-Zeit, 20. Jh. Nichiyu koin. - ^ Auf dem ersten von zwei Rollbildern sind Empfängnis, Geburt, Kindheit und Jugend von Shōtoku Taishi dargestellt. Ähnlich der Biographie Buddhas und anderer religiöser Figuren sind diese Episoden von wundersamen Vorzeichen und übernatürlichen Erscheinungen begleitet.
Insgesamt sind auf beiden Hängerollbildern 62 Szenen der Shōtoku Legende dargestellt. Die Episoden sind chronologisch nur lose geordnet, eher gehen Szenen, die räumlich mit einander verbunden sind, in einander über. Der Prinz ist meist in Orange gekleidet, die schriftlichen Erklärungen auf weißem Grund enthalten meist sein jeweiliges Lebensalter.
Kamakura-Zeit, 14. Jhdt. MET Museum. - ^ Auf dem zweiten von zwei Rollbildern sind Erwachsenenalter, Tod und Apotheose von Shōtoku Taishi dargestellt.
Insgesamt sind auf beiden Hängerollbildern 62 Szenen der Shōtoku Legende dargestellt. Die Episoden sind chronologisch nur lose geordnet, eher gehen Szenen, die räumlich mit einander verbunden sind, in einander über. Der Prinz ist meist in Orange gekleidet, auf weißen Schildern ist sein jeweiliges Lebensalter verzeichnet.
Siehe auch: Illustierte Biographie Prinz Shōtokus, 1
Kamakura-Zeit, 14. Jhdt. MET Museum. - ^ Dargestellt wird die überlieferte Geburt von Shōtoku Taishi vor einem Pferdestall.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. MET Museum. - ^ Shōtoku Taishi betet als Kleinkind zu Buddha und wird dafür mit Reliquien in seinen Händen belohnt.
Kamakura-Zeit, 1292. Harvard Art Museums. - ^ Shōtoku Taishi bei der Abhaltung eines buddhistischen Rauchopfers. Das Rauchopfer ist wiederum die rituelle Vorbereitung auf einen Eid, der in diesem Fall die Gesundung von Shōtokus Vater, Yōmei Tennō betrifft.
Kamakura-Zeit, frühes 14. Jh. The British Museum.
- ^ Rechts: Shōtoku Taishi betet zu den Vier Himmelskönigen. Mitte: Der Prinz im Heer der Soga. Links: Mononobe no Moriya (auf einer Mauer stehend) wird von einem Pfeil getroffen, fällt und wird enthauptet.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. MET Museum. - ^ Begegnung Shōtoku Taishis mit dem Bettler von Kataoka.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. MET Museum. - ^ Statue von Kannon als Weltenretter (Guze Kannon), der angeblich die Züge von Shōtoku Taishi trägt; geheime Buddha-Statue (hibutsu) des Hōryū-ji.
Bildquelle: unbekannt. - ^ Shōtoku Taishi trägt hier ein Pilgergewand mit speziellem Pilgerstab, der an Bodhisattva Jizō erinnert. Anhand der traditionellen Frisur ist er aber unmittelbar als Shōtoku zu identifizieren.
Muromachi-Zeit, 14. Jh. Asia.si.edu, Smithonian Museums of Asian Art. - ^ Dargestellt sind Shōtoku Taishi und Kūkai zu Füßen des Dainichi Nyorai.
Kamakura-Zeit. Yamaguchi Sumio, Kyōto shiseki sansaku kai. - ^ Kūkai als frühkindliches Genie, betend auf einer Lotusblume. Ähnlich wie um Prinz Shōtoku ranken sich auch um Kūkai zahlreiche Legenden, die von seinen erstaunlichen frühen Begabungen erzählen. Die vorliegende Abbildung stützt sich auf einen Auszug aus Kūkais angebliches Testament (Goyuigo), der einer anderen Version des Bildes als Textteil eingeschrieben ist:
- Long ago, when I was living in my parents' home, sometime between the age of five or six, I always had visions of myself in my dreams seated on an eight-petaled lotus conversing with the buddhas. However, I didn't tell anyone, not even my parents, much less anyone else. [...]
- (Nach Guth 1987, S. 2.)
Muromachi-Zeit. Bildquelle: Kōbō Daishi Kūkai and the Sacred Treasures of Mount Kōya, 2003, Abb. 2.
Glossar
- Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
- Dainichi Nyorai 大日如来 ^ Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
- Fellonosa, Ernest (west.) ^ 1853–1908; lehrte in jungen Jahren in Japan Philosophie, entwickelte sich aber bald zu einem Connaisseur japanischer Kunst und stellte im Auftrag der Meiji-Regierung die erste Liste japanischer „Nationalschätze“ zusammen. Seine Kunstsammlung bildet den Grundstock der Japonica im Museum of Fine Arts, Boston.
- Fujieda Akira 藤枝晃 ^ 1911–1998; Sinologe an der Universität Tōkyō, vor allem als Dunhuang-Historiker bekannt
- Guze Kannon 救世観音 ^ wtl. Kannon, der Weltenretter; Hauptheiligtum in der Halle der Träume (Yumedono) im Hōryū-ji
- Jūshichijō kenpō 十七条憲法 ^ 17 Punkte Verfassung; erstes staatsrechtliches Dokument Japans, das Prinz Shōtoku Taishi im Jahr 604 nach chinesischem Vorbild verfasst haben soll
- Kannon Bosatsu 観音菩薩 ^ Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;
- Kataoka 片岡 ^ Ort aus der Legende des Shōtoku Taishi, wo der Prinz einem Bettler half, der eigentlich ein Buddha war
- Mononobe no Moriya 物部守屋 ^ ?–587; Staatsmann und Oberhaupt des Mononobe-Clans
- namu butsu 南無仏 ^ Lobpreisung Buddhas
- Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
- Shi-Tennō 四天王 ^ wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet
- Shitennō-ji 四天王寺 ^ buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
- Shōtoku Taishi 聖徳太子 ^ 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
- Soga no uji 蘇我氏 ^ Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus
Religion in Japan, Inhalt
- 一 Grundbegriffe
- 二 Bauten
- 五 Mythen
- Einleitung
- Mythologie:
- Götter des Himmels
- Götter der Erde
- Jenseits:
- Jenseits
- Geister:
- Totengeister
- Dämonen
- Tiere:
- Imaginäre Tiere
- Verwandlungskünstler
- Symboltiere
- 六 Geschichte
- Einleitung
- Altertum:
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- Frühe kami-Kulte
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- Saichō
- Kūkai
- Honji suijaku
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- Kamakura-Zeit
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- Mittelalterl. Shintō
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- Buddhismus, Asien:
- Arhats in China und Japan
- Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
- Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott
- Riesen-Buddhas: Im Kampf gegen die Unbeständigkeit des irdischen Daseins
- Lokale Vorstellungen, Japan:
- Jindō und shintō: Zum Begriffsinhalt des ‚Weges der kami‘
- Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter
- Religiöse Gewalt in Japan: Blutopfer, Selbstopfer, Menschenopfer
- Unterhändler des Imaginären: Regenmachen im vormodernen Japan
- Lieber das Herz in der Hand als die Taube über dem Heer
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„Shōtoku Taishi: Staatsmann und buddhistischer Heiliger.“ In: Bernhard Scheid, Religion-in-Japan: Ein digitales Handbuch. Universität Wien, seit 2001