Fudoki
Der Begriff „Fudoki“ 風土記 (wtl. "Berichte von Wind [Klima oder auch Brauchtum] und Erde") bezeichnet Lokalchroniken, die erstmals Anfang des 8. Jahrhunderts auf Anweisung der Zentralregierung abgefasst wurden. Allerdings bürgerte sich die Bezeichnung, die urspr. aus dem Chinesischen stammt, erst rückwirkend ein. Keines der bekannten Fudoki trug ursprünglich diesen Namen.
Die „alten Fudoki“
Heute sind fünf dieser Chroniken aus der frühesten Phase der staatlich verordneten Lokalberichterstattung zumindest in Auszügen bekannt:
Man bezeichnet sie auch als die "alten Fudoki" (ko-fudoki 古風土記). Sie sind nach heutigem Forschungsstand alle Anfang des 8. Jharhunderts aufgrund eines staatlichen Erlasses aus dem Jahr 713 entstanden. Es gibt darüber hinaus Fudoki, die durch Zitate in anderen alten Texten bekannt sind. Bei ihnen ist aber nicht sicher, ob ihre Entstehungszeit ins 8. Jahrhundert zurückreicht, ob sie aufgrund ähnlicher Erlasse aus späteren Jahrhunderten verfasst wurden, oder ob es sich nicht überhaupt um Fälschungen handelt.
Der erste Erlass aus dem Jahr 713 stammt aus einer Zeit, in der der Staat generell große Anstrengungen unternahm, um die nationale Infrastruktur zu verbessern: 710 war die erste Hauptstadt nach chinesischem Muster, Heijō-kyō (heute Nara) errichtet worden. Es wurde ein landesweites Straßennetz errichtet. Es wurden Verwaltungszentren für die von der Regierung beauftragten Provinzgouverneure errichtet. Es wurden in unmittelbarer Nachbarschaft dieser neuen Verwaltungszentren buddhistische Tempel errichtet. Schließlich wurden in dieser Zeit auch die heute noch bekannten nationalen Chroniken Kojiki (712) und Nihon shoki (720) fertig gestellt.
Der Erlass aus dem Jahr 713 ist im Nihongi wortwörtlich wiedergegeben und besagt folgendes: Es sollen die Ortsnamen in adäquten Zeichen wiedergegeben werden, was dafür spricht, dass sich die Schrift noch nicht überall eingebürgert hatte. Es sollen die Produkte der Provinz und die Ertragsmengen der Landwirtschaft genannt und die Ursprünge der Ortsnamen und die Geschichten von besonderen Vorkommnissen und Mythen erzählt werden, als wirtschaftliches und symbolisches Kapital. Es ist also ein sehr bewusster Versuch zu erkennen, über die wirtschaftlichen Verhältnisse im ganzen Land Klarheit zu erhalten, zugleich spielen aber auch Mythen und Gottheiten, als symbolischer Ausdruck von Machtverhältnissen, eine wichtige Rolle.
Dass nur fünf Berichte aus der Frühzeit erhalten sind, obwohl es damals insgesamt 66 Provinzen gab, erklärt Aoki Michiko [1] damit, dass die Berichte für den Moment wichtig waren, um einerseits die zu erwartenden Erträge aus den Provinzen zu kalkulieren, und andererseits die nationalen Chroniken, das Nihon shoki, zu vervollständigen. Nachdem diese Ziele erreicht waren, wurde den Fudoki von offizieller Seite offenbar wenig Interesse entgegengebracht. Erst viel später kam es u.a. im Zusammenhang mit Gebietsstreitigkeiten zu einem neuerlichen Interesse. Auch einzelne Gelehrte setzten sich im Mittelalter mit den Fudoki auseinander, von größerem religionsgeschichtlichen Wert waren die Fudoki allerdings erst für die Anhänger der Kokugaku in der frühen Neuzeit.
Sprache und Sprachspiele
Die Sprache der Fudoki enthält zahlreiche Besonderheiten, die oft schwer zu entschlüsseln sind:
- Chiasmus
Der Chiasmus (latinisiert von gr. χιασμός chiasmós „Überkreuzen“; von χίασμα chíasma „Kreuzung“ nach dem griechischen Buchstaben Χ, Chi; in der neugriechischen Terminologie το χιαστό) ist eine rhetorische Figur, bei der Satzglieder und Teilsätze (Subjekt, Prädikat, Objekt) nach dem Schema SPO-OPS kreuzweise entgegengesetzt in ansonsten parallelen (Teil-)Sätzen angeordnet werden.
- synonymische Substitution
Die "synonymische Substitution" bezeichnet das Ersetzen eines Wortes (oder Ausdrucks) durch einen gleichbedeutenden.
- Homonyme und Doppeldeutigkeiten
Gleichlautende Wörter die jedoch eine andere Bedeutung haben; in den Fudoki, durch die nicht genau feststellbare Aussprache der Wörter zur Zeit der Entstehung, nur sehr schwer belegbar.
Regionale Spannweite der Fudoki
Folgende Gebiete werden in den ältesten überlieferten Fudoki abgehandelt (von Ost nach West):
- Hitachi (Osten der Kantō-Region)
- Harima (Zentraljapan)
- Izumo (West Honshū)
- Bungo und Hizen (Nord Kyūshū)
Sonstige wichige Regionen der japanischen Frühzeit:
- Yamato
- Kibi
Aus folgenden Gebieten sind andere Fudoki bekannt: [2]
- Ōmi 近江 (Honshū)
- Bingo 備後 (West-Honshū)
- Hyūga 日向 (Ost Kyūshū)
- Inaba 因幡 (Honshū)
- Ise 伊勢 (Honshū)
- Iyo 伊予 (Shikoku)
- Settsu 摂津 (Honshū)
- Suruga 駿河 (Südost Honshū)
- Tango 丹後
- Tosa 土佐 (Shikoku)
- Yamashiro 山城 (Honshū)
Kami in den Fudoki
Die Kami in alphabetischer Reihenfolge:
- Agahiko
- Agahime
- Ajisuki
- Ama no Ma-hitotsu
- Amaterasu
- Aohata Sakusahiko (Gott des Hanf)
- Ashihara no Shikowo
- Futsunushi
- Hoakari
- Ihatatsuhiko
- Ihina
- Imoihatatsuhime
- Isetsuhiko
- Isetsuhime
- Iwa no Ōkami
- Izanagi und Izanami
- Izumo no Ōkami
- Kamuhata hime(Göttin des Webens)
- Großer Gott von Kashima
- Kami Musubi
- Kisakai-hime
- Konohanasakuya hime no mikoto
- Kumano Ōkami
- Kushinada hime
- Michinushi
- Nunagawa-hime
- Göttinnen von Munakata
- Ninigi
- Ōkuninushi
- Ōmiwa
- Omizunu
- Ōyamatsumi
- Sukunabikona
- Susanoo
- Suseri-bime
- Takeihashiki no mikoto
- Tamatarashihiko
- Tamatarashihime
- Tamatsuhime
- Wakahirume
- Yatsu no kami
Verweise
Anmerkungen
- ↑ Aoki 1997:21-23
- ↑ Das Buch Japanische Mythologie. Nihongi. „Zeitalter der Götter“, nebst Ergänzungen aus anderen alten Quellenwerken von Karl Florenz ist primär dem Nihon shoki gewidmet, allerdings hat Florenz im Anhang auf 27 Seiten auch Fragmente folgender Fudoki übersetzt: Izumo fudoki, Hyūga fudoki, Yamashiro fudoki, Tango fudoki, Ise fudoki, Settsu fudoki, Suruga fudoki, Bingo fudoki, Inaba fudoki, Afumi fudoki, Tosa fudoki.
Quellen
- Karl Florenz (Ü.) 1901Nihongi: Japanische Mythologie. (Mittheilungen d. Dt. Ges. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens, IV.) Tokyo: Hobunsha 1901. (Ü. von Nihon shoki, Götterzeitalter nebst Auszügen aus Kojiki und fudoki.)