Ikonographie: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|D}}ie ja·pa·nische religiöse Bilder·welt ist stark vom [[Buddhismus]] geprägt, daher sind die höchsten bud·dhis·ti·schen Wesen, {{s|buddha|Buddhas}} und {{s|bodhisattva|Bodhisattvas}}, auch am häufigs·ten ab·ge·bildet. Doch die Bud·dhas lassen auch Gott·hei·ten anderer Re·li·gio·nen zu: Zu·sam·men mit den ein·hei·mi·schen japa·ni·schen Göt·tern ({{g|kami}}) und im·por·tier·ten Gott·hei·ten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pan·the·on, in dem die Gren·zen zwi·schen den ein·zel·nen Kon·fes·sionen und Reli·gionen ver·schwin·den. In diesem Kapitel werden die wich·tigs·ten, am häu·figs·ten anzu·tref·fenden Gestal·ten dieses ja·pa·ni·schen Pan·theons vorge·stellt und ihre ikono·gra·phischen Erken·nungs·merk·male kurz be·schrie·ben. Es handelt sich aller·dings nur um einen klei·nen Aus·schnitt des·sen, was man an Figu·ren und The·men in der Reli·gion Japans vor·fin·det.
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{{fl|D}}ie japanische religiöse Bilderwelt ist stark vom [[Buddhismus]] geprägt, daher sind die höchsten buddhistischen Wesen, {{s|buddha|Buddhas}} und {{s|bodhisattva|Bodhisattvas}}, auch am häufigsten abgebildet. Doch die Buddhas lassen auch Gottheiten anderer Religionen zu: Zusammen mit den einheimischen japanischen Göttern ({{g|kami}}) und importierten Gottheiten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pantheon, in dem die Grenzen zwischen den einzelnen Konfessionen und Religionen verschwinden. In diesem Kapitel werden die wichtigsten, am häufigsten anzutreffenden Gestalten dieses japanischen Pantheons vorgestellt und ihre ikonographischen Erkennungsmerkmale kurz beschrieben. Es handelt sich allerdings nur um einen kleinen Ausschnitt dessen, was man an Figuren und Themen in der Religion Japans vorfindet.
Zunächst soll es einmal darum gehen, in der ver·wir·ren·den Viel·falt bud·dhis·tischer Figu·ren eine Art Orien·tie·rung zu finden. In der japa·ni·schen Kunst·ge·schich·te gibt es zu diesem Zweck vier hier·ar·chisch ange·ord·nete Kate·go·rien:
 
''Nyorai'' (Buddha), ''bosatsu'' (Bodhisattva), ''myōō'' (Vidyārāja) und ''tenbu'' (Deva).
 
  
==Nyorai oder Buddha-Gruppe==
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== Kapitelübersicht==
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Auf den folgenden Seiten werden zunächst die Begriffe [[Ikonographie/Mandala|Mandala]] und [[Ikonographie/Mudra|Mudrā]] vorgestellt, um die man bei der Besprechung buddhistischer Kunst nicht herumkommt. Danach folgen Einzelseiten zu den wichtigsten Vertretern des religiösen Pantheons, wobei sich die Reihenfolge an den Gruppierungen orientiert, die auf dieser Seite erläutert sind. Die [[Ikonographie/Shinto-Goetter|''kami'']], die in der japanischen Kunst erstaunlich selten thematisiert werden, kommen gegen  Ende des Kapitels zu Wort. Als Überleitung ist die Seite der [[Sieben Glücksgötter]] anzusehen. Den Schluss bilden die Abbildungen buddhistischer Heiliger und Mönche in realistischer Menschengestalt. Im Kapitel [[Mythen]], gibt es darüber hinaus Beschreibungen von [[geister|Geistern und Dämonen]] sowie von [[tiere|Tieren und Fabelwesen]] mit überirdischen Fähigkeiten.
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Zunächst soll es einmal darum gehen, in der verwirrenden Vielfalt buddhistischer Figuren eine Art Orientierung zu finden. In der japanischen Kunstgeschichte gibt es zu diesem Zweck vier hierarchisch angeordnete Kategorien: ''Nyorai'' (Buddha), ''bosatsu'' (Bodhisattva), ''myōō'' (Vidyārāja) und ''tenbu'' (Deva).
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=== Nyorai oder Buddha-Gruppe ===
  
 
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{{g|nyorai|Nyorai}} ist ein Eh·ren·titel eines Bud·dhas, die Über·set·zung von skt. {{s|Tathagata}}. Bud·dhas sind streng ge·nom·men keine Götter, wer·den aber ähn·lich wie Göt·ter dar·ge·stellt. Trotz der ver·schie·denen Namen sind die meis·ten Bud·dhas äußer·lich (und wohl auch in·ner·lich) bei·nahe iden·tisch. In den bud·dhis·tischen Schriften wer·den ihnen [[32 Merkmale]] zu·ge·spro·chen, durch die sie sich von ge·wöhn·lichen Sterb·li·chen unter·schei·den. In den bild·li·chen Dar·stel·lun·gen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädel·aus·wuchs (Sitz be·son·der·er spi·ri·tu·eller Fähig·keiten); das Stirn·mal (ei·gent·lich eine weiße leuch·tende Haar·locke zwi·schen den Augen·brauen, meist als kleine Erhe·bung dar·ge·stellt); oder die lang ge·dehn·ten Ohr·läpp·chen.
 
  
Abge·sehen davon weisen die meisten Bud·dhas fol·gen·de Ge·mein·sam·kei·ten auf: ein·faches Mönchs·gewand, ent·spannte Körper·hal·tung, ent·spannte Ge·sichts·züge, kein (oder kaum) Schmuck. Bud·dhas sitzen häufig im Medi·tations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch ste·hende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bo·dhi·satt·vas flan·kiert sind. Die Dar·stel·lung des Kör·pers ist im All·ge·mei·nen schlicht und rea·lis·tisch. Nur wenige Bud·dhas besit·zen in·di·vi·du·elle Merk·male. Daher lassen sie sich oft nur durch un·ter·schied·liche Hand·zeichen ({{s|mudra}}) un·ter·schei·den. In diesen Kapiteln wird auf die Bud·dhas [[Ikonographie/Amida|Amida]], [[Ikonographie/Dainichi|Dainichi]] und [[Ikonographie/Shaka|Shaka]] ge·nauer ein·gegan·gen. Beson·ders im Alter·tum war neben diesen auch {{g|Yakushinyorai}}, der „hei·lende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeu·tung.
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{{g|nyorai|Nyorai}} ist ein Ehrentitel eines Buddhas, die Übersetzung von skt. {{s|Tathagata}}. Buddhas sind streng genommen keine Götter, werden aber ähnlich wie Götter dargestellt. Trotz der verschiedenen Namen sind die meisten Buddhas äußerlich (und wohl auch innerlich) beinahe identisch. In den buddhistischen Schriften werden ihnen [[32 Merkmale]] zugesprochen, durch die sie sich von gewöhnlichen Sterblichen unterscheiden. In den bildlichen Darstellungen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädelauswuchs (Sitz besonderer spiritueller Fähigkeiten); das Stirnmal (eigentlich eine weiße leuchtende Haarlocke zwischen den Augenbrauen, meist als kleine Erhebung dargestellt); oder die lang gedehnten Ohrläppchen.
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Abgesehen davon weisen die meisten Buddhas folgende Gemeinsamkeiten auf: einfaches Mönchsgewand, entspannte Körperhaltung, entspannte Gesichtszüge, kein (oder kaum) Schmuck. Buddhas sitzen häufig im Meditations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch stehende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bodhisattvas flankiert sind. Die Darstellung des Körpers ist im Allgemeinen schlicht und realistisch. Nur wenige Buddhas besitzen individuelle Merkmale. Daher lassen sie sich oft nur durch unterschiedliche Handzeichen ({{s|mudra}}) unterscheiden. In diesen Kapiteln wird auf die Buddhas [[Ikonographie/Amida|Amida]], [[Ikonographie/Dainichi|Dainichi]] und [[Ikonographie/Shaka|Shaka]] genauer eingegangen. Besonders im Altertum war neben diesen auch {{g|Yakushinyorai}}, der „heilende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeutung.
  
==''Bosatsu'' oder Bodhisattva-Gruppe==
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===''Bosatsu'' oder Bodhisattva-Gruppe ===
 
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Das Wort {{g|bosatsu}} geht auf den Sanskrit·begriff {{s|bodhisattva}} zurück und bedeutet „Er·leuch·teter“. Bodhi·sattvas sind eine Schöp·fung des {{s|Mahayana}} Bud·dhismus und verkör·pern nach dieser Lehre die un·mittel·bare Vor·stufe zur Existenz als Bud·dha. Funk·tionell sind sie in vieler Hin·sicht mit christ·lichen Hei·ligen zu ver·gleichen. Mit ihrer Hilfe ver·suchte der Maha·yana Bud·dhismus — im Gegen·satz zu den ältesten bud·dhis·tischen Schul·richtungen — den Weg zur Bud·dha·wer·dung auch für die bud·dhis·tischen Laien gang·bar und at·trak·tiv erschei·nen zu lassen.
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Das Wort {{g|bosatsu}} geht auf den Sanskritbegriff {{s|bodhisattva}} zurück und bedeutet „Erleuchteter“. Bodhisattvas sind eine Schöpfung des {{s|Mahayana}} Buddhismus und verkörpern nach dieser Lehre die unmittelbare Vorstufe zur Existenz als Buddha. Funktionell sind sie in vieler Hinsicht mit christlichen Heiligen zu vergleichen. Mit ihrer Hilfe versuchte der Mahayana Buddhismus — im Gegensatz zu den ältesten buddhistischen Schulrichtungen — den Weg zur Buddhawerdung auch für die buddhistischen Laien gangbar und attraktiv erscheinen zu lassen.
  
Bo·dhi·satt·vas sind zwar voll·kom·men erleuchtet, aber noch nicht ins {{s|Nirvana}} ein·ge·gan·gen, und stehen somit gleich·sam mit einem Bein im Dies·seits. Sie sind leichter zugäng·lich als die welt·ab·ge·wand·ten Buddhas. Voll von mildem Ver·ständ·nis für mensch·liche Schwächen sind sie jeder·zeit bereit, den Gläu·bigen bei der Über·win·dung schlechten {{s|Karma|Karmas}} zur Seite zu stehen.
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Bodhisattvas sind zwar vollkommen erleuchtet, aber noch nicht ins {{s|Nirvana}} eingegangen, und stehen somit gleichsam mit einem Bein im Diesseits. Sie sind leichter zugänglich als die weltabgewandten Buddhas. Voll von mildem Verständnis für menschliche Schwächen sind sie jederzeit bereit, den Gläubigen bei der Überwindung schlechten {{s|Karma|Karmas}} zur Seite zu stehen.
  
Zu den be·kann·tes·ten ja·pa·ni·schen Bo·dhi·satt·vas zählen {{g|Kannonbosatsu}}, {{g|jizoubosatsu}}, {{g|seishibosatsu }} und {{g|fugenbosatsu}}. Oft wirken sie präch·tiger als Bud·dhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahl·rei·chen Schmuck·stü·cken und Ge·gen·stän·den aus·ge·stattet. Ähnlich den christ·lichen Hei·li·gen kann ein Bo·dhi·satt·va die  Haupt·ver·ehrungs·figur eines Tem·pels ({{g|honzon}}) dar·stel·len. Daher sind Bodhi·sattvas im all·ge·meinen Be·wusst·sein der Japaner ebenso be·kannt und oft sogar popu·lärer als so mancher Bud·dha. Wenn sie aber mit Bud·dhas zusammen dar·ge·stellt sind, wird allein durch die Größen·unter·schiede klar, wer höher steht.
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Zu den bekanntesten japanischen Bodhisattvas zählen {{g|Kannonbosatsu}}, {{g|jizoubosatsu}}, {{g|seishibosatsu }} und {{g|fugenbosatsu}}. Oft wirken sie prächtiger als Buddhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahlreichen Schmuckstücken und Gegenständen ausgestattet. Ähnlich den christlichen Heiligen kann ein Bodhisattva die  Hauptverehrungsfigur eines Tempels ({{g|honzon}}) darstellen. Daher sind Bodhisattvas im allgemeinen Bewusstsein der Japaner ebenso bekannt und oft sogar populärer als so mancher Buddha. Wenn sie aber mit Buddhas zusammen dargestellt sind, wird allein durch die Größenunterschiede klar, wer höher steht.
In diesen Kapiteln wird auf [[Ikonographie/Kannon |Kannon]] und [[Ikonographie/Jizo |Jizō]] genauer ein·ge·gangen.
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In diesen Kapiteln wird auf [[Ikonographie/Kannon |Kannon]] und [[Ikonographie/Jizo |Jizō]] genauer eingegangen.
  
== ''Myōō'' oder Vidyārāja-Gruppe ==
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=== ''Myōō'' oder Vidyārāja-Gruppe ===
  
 
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{{g|myouou|''Myōō''}} (skt. {{s|vidyaraja|Vidyārāja}}) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahe·bezie·hung zu eso·te·rischen Gebets·formeln ({{s|mantra|Mantren}}). Im Unter·schied zu Buddhas und Bodhi·sattvas tragen ''myōō'' fast immer grim·mige Züge und Waffen. Der in Japan be·kann·teste Mantra-König ist {{g|fudoumyouou}}, man trifft aber auch immer wieder auf {{g|aizenmyouou}}, oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.
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{{g|myouou|''Myōō''}} (skt. {{s|vidyaraja|Vidyārāja}}) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahebeziehung zu esoterischen Gebetsformeln ({{s|mantra|Mantren}}). Im Unterschied zu Buddhas und Bodhisattvas tragen ''myōō'' fast immer grimmige Züge und Waffen. Der in Japan bekannteste Mantra-König ist {{g|fudoumyouou}}, man trifft aber auch immer wieder auf {{g|aizenmyouou}}, oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.
  
''Myōō'' spielen vor allem im eso·te·ri·schen Bud·dhis·mus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng ge·nom·men nicht als eigene Gestalten, son·dern als zorn·volle, furcht·ein·flößende Er·schei·nungs·formen von Buddhas und Bo·dhi·satt·vas. Da diese Er·scheinungs·formen aller·dings unter Namen bekannt sind, die keine Rückschlüsse auf den eigent·lichen Bud·dha oder Bodhisattva zulassen, funkti·onieren sie als eigene Figuren·gruppe, die sich durch zorn·volle, furcht·ein·flößen·de Merkmale aus·zeichnet. Bud·dhis·tisch aus·gedrückt: der uner·leuchtet Laie nimmt sie als indivi·duelle Figuren war, der Ein·geweihte erkennt sie als Aspekte eines Buddha. Diese zornvollen Figuren sind vor allem aus den {{s|tantra|tantristischen}} Tradi·tionen des tibe·tischen Bud·dhis·mus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im {{g|shingonshuu}} Bud·dhismus stark präsent. Mehr dazu auf der [[Ikonographie/Myoo|''myōō''-Seite]].
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''Myōō'' spielen vor allem im esoterischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng genommen nicht als eigene Gestalten, sondern als zornvolle, furchteinflößende Erscheinungsformen von Buddhas und Bodhisattvas. Da diese Erscheinungsformen allerdings unter Namen bekannt sind, die keine Rückschlüsse auf den eigentlichen Buddha oder Bodhisattva zulassen, funktionieren sie als eigene Figurengruppe, die sich durch zornvolle, furchteinflößende Merkmale auszeichnet. Buddhistisch ausgedrückt: der unerleuchtet Laie nimmt sie als individuelle Figuren war, der Eingeweihte erkennt sie als Aspekte eines Buddha. Diese zornvollen Figuren sind vor allem aus den {{s|tantra|tantristischen}} Traditionen des tibetischen Buddhismus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im {{g|shingonshuu}} Buddhismus stark präsent. Mehr dazu auf der [[Ikonographie/Myoo|''myōō''-Seite]].
  
== ''Tenbu'' oder ''Deva''-Gruppe ==
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=== ''Tenbu'' oder ''Deva''-Gruppe ===
  
 
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Die An·ge·hö·ri·gen dieser Gruppe sind meist ur·sprüng·lich in·dische Götter ({{s|Deva}}), die der Bud·dhis·mus als Be·schüt·zer des {{s|Dharma}} in sein Pan·theon auf·nahm und als solche nach Ost·asien brachte. Der Begriff „''deva''“ wurde in China meist mit ''tian'' (jp. {{g|ten}}), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ ({{g|tenbu}}). Manche ''devas'' werden aber auch, gleich den ''myōō'', als „König“ (''ō'') bezeichnet. Zu den be·kann·tes·ten zählen {{g|enma|Enma-ten}}, {{g|Bishamonten}} oder die {{g|niou}}.  Sie haben meis·tens Wächter·funk·tionen (z.B. Wächter des Tempel·tores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Unter den ''tenbu'' gibt es aber auch betont weib·liche Figuren wie z.B. {{g|benzaiten|Benzai-ten}}. Manche dieser Götter sind im Laufe der Ge·schi·chte in Japan zu popu·lären ''kami'', also zu Shintō-Gott·heiten, mutiert und haben dabei ihre schre·cken·er·re·gen·den Züge verloren. Mehr dazu auf der [[Tenbu]]-Seite.
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Die Angehörigen dieser Gruppe sind meist ursprünglich indische Götter ({{s|Deva}}), die der Buddhismus als Beschützer des {{s|Dharma}} in sein Pantheon aufnahm und als solche nach Ostasien brachte. Der Begriff „''deva''“ wurde in China meist mit ''tian'' (jp. {{g|ten}}), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ ({{g|tenbu}}). Manche ''devas'' werden aber auch, gleich den ''myōō'', als „König“ (''ō'') bezeichnet. Zu den bekanntesten zählen {{g|enma|Enma-ten}}, {{g|Bishamonten}} oder die {{g|niou}}.  Sie haben meistens Wächterfunktionen (z.B. Wächter des Tempeltores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Unter den ''tenbu'' gibt es aber auch betont weibliche Figuren wie z.B. {{g|benzaiten|Benzai-ten}}. Manche dieser Götter sind im Laufe der Geschichte in Japan zu populären ''kami'', also zu Shintō-Gottheiten, mutiert und haben dabei ihre schreckenerregenden Züge verloren. Mehr dazu auf der [[Tenbu]]-Seite.
  
Ikonographisch gesehen ver·schwim·men die Grenzen zwischen diesen Kate·gorien natür·lich immer wieder. Buddhas und Bodhi·sattvas lassen sich jedoch meist recht deut·lich von ''myōō'' und ''tenbu'' unter·scheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mit·gefühl aus. ''Tenbu'' und ''myōō'' sind da·ge·gen eher furcht·ein·flößende Ge·stal·ten. Sie sind außer·dem den mild·tätigen Buddhas und Bodhi·sattvas deut·lich unter·ge·ordnet. Obwohl sie mitunter an christ·liche Teufel und Dä·mo·nen erin·nern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sünd·haft an·zu·sehen. Sie bilden mit den Bud·dhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebe·wesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden ''devas'' und ''myōō'' auch als Inkar·nationen oder Mani·fes·ta·tionen, also Er·schei·nungen in verän·derter Form, eines Buddhas oder Bodhi·sattvas ange·sehen.
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Ikonographisch gesehen verschwimmen die Grenzen zwischen diesen Kategorien natürlich immer wieder. Buddhas und Bodhisattvas lassen sich jedoch meist recht deutlich von ''myōō'' und ''tenbu'' unterscheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mitgefühl aus. ''Tenbu'' und ''myōō'' sind dagegen eher furchteinflößende Gestalten. Sie sind außerdem den mildtätigen Buddhas und Bodhisattvas deutlich untergeordnet. Obwohl sie mitunter an christliche Teufel und Dämonen erinnern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sündhaft anzusehen. Sie bilden mit den Buddhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebewesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden ''devas'' und ''myōō'' auch als Inkarnationen oder Manifestationen, also Erscheinungen in veränderter Form, eines Buddhas oder Bodhisattvas angesehen.
  
==Geschichtlicher Überblick der buddhistischen Ikonographie==
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== Geschichtlicher Überblick der buddhistischen Ikonographie ==
  
Im Buddhismus herrschte ur·sprüng·lich, ähnlich wie in den se·mi·ti·schen Reli·gionen, ein Bilder·verbot. Der Buddha sollte ledig·lich in symbo·lischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abge·bildet werden. Erst unter dem Ein·fluss des Maha·yana Bud·dhis·mus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahr·schein·lich im Zu·sammen·hang mit der Tat·sache, dass sich das Maha·yana beson·ders um die Ver·brei·tung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühes·ten Dar·stel·lun·gen des Buddha stammen aus dem ersten Jahr·hun·dert unserer Zeit aus {{s|Mathura}} (N-Indien) und {{s|gandhara}} (Pakistan). Beson·ders an den Sta·tuen aus Gandhara fällt ein starker hel·le·nis·tischer Ein·fluss auf, oft erin·nern sie an Götter der grie·chisch-römi·schen Antike.
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Im Buddhismus herrschte ursprünglich, ähnlich wie in den semitischen Religionen, ein Bilderverbot. Der Buddha sollte lediglich in symbolischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abgebildet werden. Erst unter dem Einfluss des Mahayana Buddhismus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Tatsache, dass sich das Mahayana besonders um die Verbreitung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühesten Darstellungen des Buddha stammen aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeit aus {{s|Mathura}} (N-Indien) und {{s|gandhara}} (Pakistan). Besonders an den Statuen aus Gandhara fällt ein starker hellenistischer Einfluss auf, oft erinnern sie an Götter der griechisch-römischen Antike.
 
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Mit der Aus·breitung des Bud·dhismus nach China erfuhren die in·di·schen und zentral·asiati·schen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilis·tische Ver·än·der·ungen. Die oft sehr be·weg·ten in·dischen Ge·stal·ten wer·den et·was ru·hi·ger, in sich ge·kehr·ter. Viele ikono·graphi·sche Details werden jedoch beibe·halten und in streng kodifi·zierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.
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Mit der Ausbreitung des Buddhismus nach China erfuhren die indischen und zentralasiatischen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilistische Veränderungen. Die oft sehr bewegten indischen Gestalten werden etwas ruhiger, in sich gekehrter. Viele ikonographische Details werden jedoch beibehalten und in streng kodifizierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.
  
In Japan über·nahm man in der Regel so·wohl die Stil·rich·tungen als auch die ikono·graphi·sche Symbolik der chine·sischen Bud·dha·statuen, in der Früh·zeit kamen auch die Bild·hauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japani·sche Statuen sehr stark chine·sischen oder korea·nischen, die wie·derum Varian·ten von indi·schen oder zentral-asiati·schen Grund·mustern sind. Die all·mäh·lichen, subtilen Aus·prä·gungen eines spezifisch japani·schen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer er·kenn·bar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer bud·dhis·tischen Figur ab·zu·schätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Früh·zeit des ja·pa·ni·schen Bud·dhis·mus (6.–8. Jh.) lässt sich ver·hält·nis·mäßig leicht identi·fizieren. In der {{g|Heian}}-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließ·lich der klas·sisch-japani·sche Stil, der beson·deren Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulp·turen ausgeht, auf indivi·duelle oder dyna·mische Merk·male jedoch weit·gehend verzichtet.
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In Japan übernahm man in der Regel sowohl die Stilrichtungen als auch die ikonographische Symbolik der chinesischen Buddha-Statuen, in der Frühzeit kamen auch die Bildhauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japanische Statuen sehr stark chinesischen oder koreanischen, die wiederum Varianten von indischen oder zentral-asiatischen Grundmustern sind. Die allmählichen, subtilen Ausprägungen eines spezifisch japanischen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer erkennbar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer buddhistischen Figur abzuschätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Frühzeit des japanischen Buddhismus (6.–8. Jh.) lässt sich verhältnismäßig leicht identifizieren. In der {{g|Heian}}-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließlich der klassisch-japanische Stil, der besonderen Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulpturen ausgeht, auf individuelle oder dynamische Merkmale jedoch weitgehend verzichtet.
  
Die {{g|Kamakura}}-Zeit (12.–14. Jh.) gilt als die Blüte·zeit der bud·dhis·tischen Bild·hauer·kunst. Aus dieser Periode sind sogar die Bio·graphien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bild·hauer kennt. Die berühm·testen Statuen der Kama·kura-Zeit ent·stammen der soge·nann·ten Kei-Schule, deren Mit·glieger häufig die Silbe „''kei''“ im Namen tragen. Ihre krea·tivsten Neue·rungen liegen in dyna·mischen, psycho·logisch raffi·nierten Darstel·lungen, die in der realis·tischen Dar·stel·lung von zorn·vollen Gott·heiten und Dämonen am deut·lichsten hervor·tritt. Aber auch zahlreiche Por·trait·skulp·turen von hoch·rangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.
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Die {{g|Kamakura}}-Zeit (12.–14. Jh.) gilt als die Blütezeit der buddhistischen Bildhauerkunst. Aus dieser Periode sind sogar die Biographien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bildhauer kennt. Die berühmtesten Statuen der Kamakura-Zeit entstammen der sogenannten Kei-Schule, deren Mitglieger häufig die Silbe „''kei''“ im Namen tragen. Ihre kreativsten Neuerungen liegen in dynamischen, psychologisch raffinierten Darstellungen, die in der realistischen Darstellung von zornvollen Gottheiten und Dämonen am deutlichsten hervortritt. Aber auch zahlreiche Portraitskulpturen von hochrangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.
  
Später, viel·leicht bedingt durch einen all·ge·meinen Be·deu·tungs·ver·lust bud·dhis·tischer Tempel, ent·stan·den nur noch wenige bild·hau·erische Werke von ver·gleich·barer Qualität. Zu neuar·tigen Über·schnei·dungen von Kunst- und Religion·geschichte kam es vor allem im [[Geschichte/Zen | Zen-Buddhismus]], der die mono·chromen, oft humor·vollen Tusche·bilder von buddhis·tischen [[Ikonographie/Heilige|Heiligen und Patri·archen]] her·vor·brachte, sowie im neun·zehnten Jahr·hundert in der Kunst der {{g|ukiyoe}} (Holzblock-Drucke), die u.a. die ein·hei·mischen Gott·heiten als gra·phisches Sujet „ent·deckten“.
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Später, vielleicht bedingt durch einen allgemeinen Bedeutungsverlust buddhistischer Tempel, entstanden nur noch wenige bildhauerische Werke von vergleichbarer Qualität. Zu neuartigen Überschneidungen von Kunst- und Religionsgeschichte kam es vor allem im [[Geschichte/Zen | Zen-Buddhismus]], der die monochromen, oft humorvollen Tuschebilder von buddhistischen [[Ikonographie/Heilige|Heiligen und Patriarchen]] hervorbrachte, sowie im neunzehnten Jahrhundert in der Kunst der {{g|ukiyoe}} (Holzblock-Drucke), die u.a. die einheimischen Gottheiten als graphisches Sujet „entdeckten“.
  
 
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In diesem Kapitel liegt der Schwer·punkt auf der bud·dhis·tischen Plastik, mit deren Hilfe die Grund·kate·gorien der ja·pa·nisch-bud·dhis·tischen Götter·welt erläutert werden (s.o.). Zunächst werden aber die Begriffe [[Ikonographie/Mandala|Mandala]] und [[Ikonographie/Mudra|Mudrā]] vor·gestellt, um die man bei der Bespre·chung bud·dhis·tischer Kunst nicht her·um·kommt. Die [[Ikonographie/Shinto-Goetter|''kami'']], die in der japani·schen Kunst er·staun·lich unter·re·prä·sen·tiert sind, kommen gegen  Ende des Kapitels zu Wort. Als Über·leitung ist die Seite der [[Sieben Glücksgötter]] anzu·sehen, die meist aus dem Bud·dhis·mus kommen, heute aber oft in [[Shinto-Schreine|Shintō-Schreinen]] verehrt werden. Den Schluss bilden die Abbil·dungen buddhis·tischer Heiliger und Mönche in realis·tischer Menschen·gestalt. Im Kapi·tel [[Mythen]], gibt es darü·ber hi·naus Be·schrei·bungen von [[geister|Geistern und Dämonen]] sowie von [[tiere|Tieren und Fabel·wesen]] mit über·irdi·schen Fähig·keiten.
 
  
 
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Version vom 1. März 2021, 16:14 Uhr

Einleitung: Die religiöse Ikonographie Japans

Vorlage:WmaxX Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Ikonographie.

Die japanische religiöse Bilderwelt ist stark vom Buddhismus geprägt, daher sind die höchsten buddhistischen Wesen, Buddhas [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] und Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)], auch am häufigsten abgebildet. Doch die Buddhas lassen auch Gottheiten anderer Religionen zu: Zusammen mit den einheimischen japanischen Göttern (kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]) und importierten Gottheiten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pantheon, in dem die Grenzen zwischen den einzelnen Konfessionen und Religionen verschwinden. In diesem Kapitel werden die wichtigsten, am häufigsten anzutreffenden Gestalten dieses japanischen Pantheons vorgestellt und ihre ikonographischen Erkennungsmerkmale kurz beschrieben. Es handelt sich allerdings nur um einen kleinen Ausschnitt dessen, was man an Figuren und Themen in der Religion Japans vorfindet.

Kapitelübersicht

Auf den folgenden Seiten werden zunächst die Begriffe Mandala und Mudrā vorgestellt, um die man bei der Besprechung buddhistischer Kunst nicht herumkommt. Danach folgen Einzelseiten zu den wichtigsten Vertretern des religiösen Pantheons, wobei sich die Reihenfolge an den Gruppierungen orientiert, die auf dieser Seite erläutert sind. Die kami, die in der japanischen Kunst erstaunlich selten thematisiert werden, kommen gegen Ende des Kapitels zu Wort. Als Überleitung ist die Seite der Sieben Glücksgötter anzusehen. Den Schluss bilden die Abbildungen buddhistischer Heiliger und Mönche in realistischer Menschengestalt. Im Kapitel Mythen, gibt es darüber hinaus Beschreibungen von Geistern und Dämonen sowie von Tieren und Fabelwesen mit überirdischen Fähigkeiten.

Gruppierungen

Zunächst soll es einmal darum gehen, in der verwirrenden Vielfalt buddhistischer Figuren eine Art Orientierung zu finden. In der japanischen Kunstgeschichte gibt es zu diesem Zweck vier hierarchisch angeordnete Kategorien: Nyorai (Buddha), bosatsu (Bodhisattva), myōō (Vidyārāja) und tenbu (Deva).

Nyorai oder Buddha-Gruppe

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1 Amida Nyorai
Buddha Amida Nyorai in seiner klassischen Haltung, sitzend und mit der mudra der Meditation. Die Abbildung geht auf das älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie zurück. Das Werk ist unter den Titeln Zuzōshō („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) oder Jikkan-shō („Abriss in zehn Bänden“) bekannt und wird wahlweise Byōdōbō Yōgon (1075–1151) oder Shōjōbō Ejū (1060–1144) zugeschrieben. In jedem Fall gehörte der Autor der Shingon-Schule an. Die Details der Darstellungen haben sich seit der ersten Abfassung des Werkes bemerkenswert wenig geändert. Die vorliegende Abbildung entstammt der Abschrift einer Abschrift des originalen Zuzōshō und wurde laut Kolophon 1702 (Genroku 15) angefertigt.
Edo-Zeit, 1702. Ryukoku University Library.

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Nyorai [nyorai (jap.) 如来 Buddha-Titel; skt. tathagata] ist ein Ehrentitel eines Buddhas, die Übersetzung von skt. tathagata [tathāgata (skt.) तथागत „Der so Gekommene“, Ehrentitel eines Buddhas (jap. nyorai 如来)]. Buddhas sind streng genommen keine Götter, werden aber ähnlich wie Götter dargestellt. Trotz der verschiedenen Namen sind die meisten Buddhas äußerlich (und wohl auch innerlich) beinahe identisch. In den buddhistischen Schriften werden ihnen 32 Merkmale zugesprochen, durch die sie sich von gewöhnlichen Sterblichen unterscheiden. In den bildlichen Darstellungen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädelauswuchs (Sitz besonderer spiritueller Fähigkeiten); das Stirnmal (eigentlich eine weiße leuchtende Haarlocke zwischen den Augenbrauen, meist als kleine Erhebung dargestellt); oder die lang gedehnten Ohrläppchen.

Abgesehen davon weisen die meisten Buddhas folgende Gemeinsamkeiten auf: einfaches Mönchsgewand, entspannte Körperhaltung, entspannte Gesichtszüge, kein (oder kaum) Schmuck. Buddhas sitzen häufig im Meditations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch stehende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bodhisattvas flankiert sind. Die Darstellung des Körpers ist im Allgemeinen schlicht und realistisch. Nur wenige Buddhas besitzen individuelle Merkmale. Daher lassen sie sich oft nur durch unterschiedliche Handzeichen (mudra [mudrā (skt.) मुद्रा „Siegel“, Gebetsgeste (jap. inzō 印相)]) unterscheiden. In diesen Kapiteln wird auf die Buddhas Amida, Dainichi und Shaka genauer eingegangen. Besonders im Altertum war neben diesen auch Yakushi Nyorai [Yakushi Nyorai (jap.) 薬師如来 Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru], der „heilende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeutung.

Bosatsu oder Bodhisattva-Gruppe

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2 Kannon Bosatsu
Bodhisattva Kannon auf einem Felsen sitzend und mit sechs Armen, ein Wunscherfüllungsjuwel (nyoi no tama) zur Brust haltend. Die Abbildung geht auf eine relativ frühe Kopie des Jikkanshō 十巻抄 („Abriss in zehn Bänden“) zurück. Dieses älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie stammt aus dem 11. Jahrhundert ist auch unter dem Titel Zuzōshō 図像抄 („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) bekannt. Hier handelt es sich um eine Kopie durch Ingen 印玄, einen Mönch des Ninna-ji in Kyōto.
Werk von Ingen. Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 116, Abb. 41-1.

Das Wort bosatsu [bosatsu (jap.) 菩薩 Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt] geht auf den Sanskritbegriff Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] zurück und bedeutet „Erleuchteter“. Bodhisattvas sind eine Schöpfung des Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] Buddhismus und verkörpern nach dieser Lehre die unmittelbare Vorstufe zur Existenz als Buddha. Funktionell sind sie in vieler Hinsicht mit christlichen Heiligen zu vergleichen. Mit ihrer Hilfe versuchte der Mahayana Buddhismus — im Gegensatz zu den ältesten buddhistischen Schulrichtungen — den Weg zur Buddhawerdung auch für die buddhistischen Laien gangbar und attraktiv erscheinen zu lassen.

Bodhisattvas sind zwar vollkommen erleuchtet, aber noch nicht ins Nirvana [Nirvāṇa (skt.) निर्वाण „Erloschen, ausgelöscht“, Ort der Erlösung von allem Leid, absolutes Jenseits (jap. Nehan 涅槃)] eingegangen, und stehen somit gleichsam mit einem Bein im Diesseits. Sie sind leichter zugänglich als die weltabgewandten Buddhas. Voll von mildem Verständnis für menschliche Schwächen sind sie jederzeit bereit, den Gläubigen bei der Überwindung schlechten Karmas [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)] zur Seite zu stehen.

Zu den bekanntesten japanischen Bodhisattvas zählen Kannon Bosatsu [Kannon Bosatsu (jap.) 観音菩薩 Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;], Jizō Bosatsu [Jizō Bosatsu (jap.) 地蔵菩薩 Bodhisattva (Bosatsu); skr. Kṣitigarbha, „Speicher oder Mutterleib der Erde“ (vgl. Jizō)], Seishi Bosatsu [Seishi Bosatsu (jap.) 勢至菩薩 Bodhisattva Mahasthamaprapta; Begleiter Amidas] und Fugen Bosatsu [Fugen Bosatsu (jap.) 普賢菩薩 Bodhisattva Samantabhadra; Begleiter des Shaka Nyorai]. Oft wirken sie prächtiger als Buddhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahlreichen Schmuckstücken und Gegenständen ausgestattet. Ähnlich den christlichen Heiligen kann ein Bodhisattva die Hauptverehrungsfigur eines Tempels (honzon [honzon (jap.) 本尊 Hauptheiligtum eines Tempels]) darstellen. Daher sind Bodhisattvas im allgemeinen Bewusstsein der Japaner ebenso bekannt und oft sogar populärer als so mancher Buddha. Wenn sie aber mit Buddhas zusammen dargestellt sind, wird allein durch die Größenunterschiede klar, wer höher steht. In diesen Kapiteln wird auf Kannon und Jizō genauer eingegangen.

Myōō oder Vidyārāja-Gruppe

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3 Fudō Myōō
Fudō Myōō mit Schwert und Flammen-Nimbus. Kopie des verlorenen Zuzōshō (1239).
Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.

Myōō [myōō (jap.) 明王 wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja] (skt. Vidyārāja [vidyārāja (skt.) विद्याराज „Mantra-König, Weisheits-König“, Kategorie zornvoller Schutzgottheiten im Buddhismus (jap. myōō 明王)]) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahebeziehung zu esoterischen Gebetsformeln (Mantren [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)]). Im Unterschied zu Buddhas und Bodhisattvas tragen myōō fast immer grimmige Züge und Waffen. Der in Japan bekannteste Mantra-König ist Fudō Myōō [Fudō Myōō (jap.) 不動明王 prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“], man trifft aber auch immer wieder auf Aizen Myōō [Aizen Myōō (jap.) 愛染明王 wtl. Mantra-König der Liebe; einer der bekanntesten myōō Japans], oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.

Myōō spielen vor allem im esoterischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng genommen nicht als eigene Gestalten, sondern als zornvolle, furchteinflößende Erscheinungsformen von Buddhas und Bodhisattvas. Da diese Erscheinungsformen allerdings unter Namen bekannt sind, die keine Rückschlüsse auf den eigentlichen Buddha oder Bodhisattva zulassen, funktionieren sie als eigene Figurengruppe, die sich durch zornvolle, furchteinflößende Merkmale auszeichnet. Buddhistisch ausgedrückt: der unerleuchtet Laie nimmt sie als individuelle Figuren war, der Eingeweihte erkennt sie als Aspekte eines Buddha. Diese zornvollen Figuren sind vor allem aus den tantristischen [tantra (skt.) तन्त्र „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)] Traditionen des tibetischen Buddhismus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im Shingon-shū [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Buddhismus stark präsent. Mehr dazu auf der myōō-Seite.

Tenbu oder Deva-Gruppe

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4 Bishamon-ten
Bishamon-ten in klassischer Form, mit Pagode und Dreizack, auf einem Dämon stehend. Darstellung aus einer illustrierten Fassung des 25. Kapitels des Lotos Sutra (Hoke-kyō), in dem es um die Vorzüge von Bodhisattva Kannon geht. Obwohl Bishamon-ten zumeist als eigenständige Figur bzw. als Anführer der Vier Himmlischen Könige (Shi-Tennō) auftritt, verrät das Lotos Sutra, dass auch Kannon imstande ist, die Form des Bishamon anzunehmen. Die Identitäten der buddhistischen Wesenheiten sind daher äußerst fließend.
Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art.

Die Angehörigen dieser Gruppe sind meist ursprünglich indische Götter (deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]), die der Buddhismus als Beschützer des Dharma [Dharma (skt.) धर्म Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)] in sein Pantheon aufnahm und als solche nach Ostasien brachte. Der Begriff „deva“ wurde in China meist mit tian (jp. -ten [-ten (jap.) wtl. Himmel; Göttertitel für eine eine aus Indien übernommene Gottheit (skt. deva)]), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ (tenbu [tenbu (jap.) 天部 Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)]). Manche devas werden aber auch, gleich den myōō, als „König“ (ō) bezeichnet. Zu den bekanntesten zählen Enma-ten [Enma (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen], Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana] oder die niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]. Sie haben meistens Wächterfunktionen (z.B. Wächter des Tempeltores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Unter den tenbu gibt es aber auch betont weibliche Figuren wie z.B. Benzai-ten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten]. Manche dieser Götter sind im Laufe der Geschichte in Japan zu populären kami, also zu Shintō-Gottheiten, mutiert und haben dabei ihre schreckenerregenden Züge verloren. Mehr dazu auf der Tenbu-Seite.

Ikonographisch gesehen verschwimmen die Grenzen zwischen diesen Kategorien natürlich immer wieder. Buddhas und Bodhisattvas lassen sich jedoch meist recht deutlich von myōō und tenbu unterscheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mitgefühl aus. Tenbu und myōō sind dagegen eher furchteinflößende Gestalten. Sie sind außerdem den mildtätigen Buddhas und Bodhisattvas deutlich untergeordnet. Obwohl sie mitunter an christliche Teufel und Dämonen erinnern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sündhaft anzusehen. Sie bilden mit den Buddhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebewesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden devas und myōō auch als Inkarnationen oder Manifestationen, also Erscheinungen in veränderter Form, eines Buddhas oder Bodhisattvas angesehen.

Geschichtlicher Überblick der buddhistischen Ikonographie

Im Buddhismus herrschte ursprünglich, ähnlich wie in den semitischen Religionen, ein Bilderverbot. Der Buddha sollte lediglich in symbolischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abgebildet werden. Erst unter dem Einfluss des Mahayana Buddhismus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Tatsache, dass sich das Mahayana besonders um die Verbreitung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühesten Darstellungen des Buddha stammen aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeit aus Mathura [Mathurā (skt.) मथुरा Stadt in Nordindien, zur Zeit der Kushana Dynastie (2.–3. Jh. u.Z.), wichtiges buddhistisches Zentrum; gilt auch als Geburtsstätte Krishnas] (N-Indien) und Gandhara [Gandhāra (skt.) गन्धार Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst] (Pakistan). Besonders an den Statuen aus Gandhara fällt ein starker hellenistischer Einfluss auf, oft erinnern sie an Götter der griechisch-römischen Antike.

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5 Bodhisattva, Gandhara
Hellenistische Statue des Maitreya.
Gandhara, Pakistan, 2. od. 3. Jh. u.Z. Ron Reznick (mit freundlicher Genehmigung).
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6 Bodhisattva, Asuka-Zeit
Statue aus der Frühzeit der buddhistischen Plastik in Japan. Möglicherweise handelt es sich um Maitreya (jap. Miroku), den „Buddha der Zukunft“.
Asuka-Zeit, 7. Jh. Foundation J.-E. Berger.

Mit der Ausbreitung des Buddhismus nach China erfuhren die indischen und zentralasiatischen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilistische Veränderungen. Die oft sehr bewegten indischen Gestalten werden etwas ruhiger, in sich gekehrter. Viele ikonographische Details werden jedoch beibehalten und in streng kodifizierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.

In Japan übernahm man in der Regel sowohl die Stilrichtungen als auch die ikonographische Symbolik der chinesischen Buddha-Statuen, in der Frühzeit kamen auch die Bildhauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japanische Statuen sehr stark chinesischen oder koreanischen, die wiederum Varianten von indischen oder zentral-asiatischen Grundmustern sind. Die allmählichen, subtilen Ausprägungen eines spezifisch japanischen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer erkennbar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer buddhistischen Figur abzuschätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Frühzeit des japanischen Buddhismus (6.–8. Jh.) lässt sich verhältnismäßig leicht identifizieren. In der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließlich der klassisch-japanische Stil, der besonderen Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulpturen ausgeht, auf individuelle oder dynamische Merkmale jedoch weitgehend verzichtet.

Die Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit (12.–14. Jh.) gilt als die Blütezeit der buddhistischen Bildhauerkunst. Aus dieser Periode sind sogar die Biographien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bildhauer kennt. Die berühmtesten Statuen der Kamakura-Zeit entstammen der sogenannten Kei-Schule, deren Mitglieger häufig die Silbe „kei“ im Namen tragen. Ihre kreativsten Neuerungen liegen in dynamischen, psychologisch raffinierten Darstellungen, die in der realistischen Darstellung von zornvollen Gottheiten und Dämonen am deutlichsten hervortritt. Aber auch zahlreiche Portraitskulpturen von hochrangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.

Später, vielleicht bedingt durch einen allgemeinen Bedeutungsverlust buddhistischer Tempel, entstanden nur noch wenige bildhauerische Werke von vergleichbarer Qualität. Zu neuartigen Überschneidungen von Kunst- und Religionsgeschichte kam es vor allem im Zen-Buddhismus, der die monochromen, oft humorvollen Tuschebilder von buddhistischen Heiligen und Patriarchen hervorbrachte, sowie im neunzehnten Jahrhundert in der Kunst der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] (Holzblock-Drucke), die u.a. die einheimischen Gottheiten als graphisches Sujet „entdeckten“.

Verweise

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


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Literatur

Siehe auch Literaturliste

Gabriele Greve, Buddhastatuen, Who is Who: Ein Wegweiser zur Ikonografie von japanischen Buddhastatuen. Kamakura: Paradise Publishers, 1994. [2. Auflage. S.a. online-Fassung.]
Gabriele Greve, Buddhistische Kultgegenstände Japans. Kamakura: Paradise Publishers, 1996. [S.a. online-Fassung.]

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Amida nyorai zu.jpg
    Buddha Amida Nyorai in seiner klassischen Haltung, sitzend und mit der mudra der Meditation. Die Abbildung geht auf das älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie zurück. Das Werk ist unter den Titeln Zuzōshō („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) oder Jikkan-shō („Abriss in zehn Bänden“) bekannt und wird wahlweise Byōdōbō Yōgon (1075–1151) oder Shōjōbō Ejū (1060–1144) zugeschrieben. In jedem Fall gehörte der Autor der Shingon-Schule an. Die Details der Darstellungen haben sich seit der ersten Abfassung des Werkes bemerkenswert wenig geändert. Die vorliegende Abbildung entstammt der Abschrift einer Abschrift des originalen Zuzōshō und wurde laut Kolophon 1702 (Genroku 15) angefertigt.
    Edo-Zeit, 1702. Ryukoku University Library.
  2. ^ 
    Nyoirin jukkansho.jpg
    Bodhisattva Kannon auf einem Felsen sitzend und mit sechs Armen, ein Wunscherfüllungsjuwel (nyoi no tama) zur Brust haltend. Die Abbildung geht auf eine relativ frühe Kopie des Jikkanshō 十巻抄 („Abriss in zehn Bänden“) zurück. Dieses älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie stammt aus dem 11. Jahrhundert ist auch unter dem Titel Zuzōshō 図像抄 („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) bekannt. Hier handelt es sich um eine Kopie durch Ingen 印玄, einen Mönch des Ninna-ji in Kyōto.
    Werk von Ingen. Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 116, Abb. 41-1.
  3. ^ 
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    Fudō Myōō mit Schwert und Flammen-Nimbus. Kopie des verlorenen Zuzōshō (1239).
    Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.
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    Bishamon hokekyo.jpg
    Bishamon-ten in klassischer Form, mit Pagode und Dreizack, auf einem Dämon stehend. Darstellung aus einer illustrierten Fassung des 25. Kapitels des Lotos Sutra (Hoke-kyō), in dem es um die Vorzüge von Bodhisattva Kannon geht. Obwohl Bishamon-ten zumeist als eigenständige Figur bzw. als Anführer der Vier Himmlischen Könige (Shi-Tennō) auftritt, verrät das Lotos Sutra, dass auch Kannon imstande ist, die Form des Bishamon anzunehmen. Die Identitäten der buddhistischen Wesenheiten sind daher äußerst fließend.
    Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art.
  2. ^ 
    Maitreya gandhara.jpg
    Hellenistische Statue des Maitreya.
    Gandhara, Pakistan, 2. od. 3. Jh. u.Z. Ron Reznick (mit freundlicher Genehmigung).
  3. ^ 
    Asuka bosatsu.jpg
    Statue aus der Frühzeit der buddhistischen Plastik in Japan. Möglicherweise handelt es sich um Maitreya (jap. Miroku), den „Buddha der Zukunft“.
    Asuka-Zeit, 7. Jh. Foundation J.-E. Berger.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • dharmacakra (skt.) धर्मचक्र ^ „Rad der Lehre“, Symbol des Buddhismus (jap. hōrin 法輪)
  • Gandhāra (skt.) गन्धार ^ Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kei-ha 慶派 ^ Buddh. Bildhauerschule des japanischen Mittelalters; benannt nach ihren berühmtesten Vertretern Unkei und Kaikei
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • Mathurā (skt.) मथुरा ^ Stadt in Nordindien, zur Zeit der Kushana Dynastie (2.–3. Jh. u.Z.), wichtiges buddhistisches Zentrum; gilt auch als Geburtsstätte Krishnas
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit