Ikonographie/Kannon: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. August 2018, 15:56 Uhr
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K
auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
Der Begriff „Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
(skt.
„Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)
Der Begriff „Avalokiteshvara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
) ist die im gesamten
„Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
Der Begriff „Mahayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bud·dhis·mus be·kann·teste
„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
Der Begriff „Bodhisattva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
-Figur. Bodhi·sattvas (jap.
Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt
Der Begriff „bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
) sind Mittler·gestalten, ähnlich den christlichen Heiligen, die ganz besonders daran interessiert sind, den Menschen und allen anderen fühlenden Wesen zur Erleuchtung zu verhelfen.
In der Ikono·graphie äußert sich das Mit·gefühl der Bodhi·sattvas interessanter·weise nicht nur darin, dass sie viel bewegter ab·ge·bildet werden als die
Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
- sie verfügen darüber hinaus auch über diverse über·mensch·liche Attribute, nämlich bis zu tausend Arme, mehrere Köpfe, diverse Gegen·stände und Waffen und allerlei Schmuck — alles Zeichen ihrer über·natür·lichen Fähig·keiten, in den Lauf des Schicksals einzu·greifen und die Gläubigen vor der karmischen Vergeltung ihrer schlechten Taten zu retten. Diese Charak·teristika äußern sich exemp·larisch in der Figur des Kannon Bosatsu.
Kannons Vielgestaltigkeit
Werk von Tankei (1173–1256). 1254. Bildquelle: unbekannt.
Werk von Zen'en (zugeschrieben) (1197–1258). Kamakura-Zeit. Bildquelle: ColBase (Tokyo National Museum), bildbearbeitet.
Kannon tritt den Gläubigen in ver·schie·denen Gestalten entgegen, je nach dem, wie es die Situation erfordert. Diese ver·schie·denen Er·schei·nungs·formen werden in der Fach·literatur als Mani·festa·tionen, Emana·tionen oder Inkarna·tionen bezeichnet. Wichtig ist, dass es sich im Kern jeweils um den gleichen Bodhi·sattva handelt, der bloß dem Auge des Uner·leuch·teten als viel·gestaltig erscheint. Auch andere Bodhi·sattvas besitzen unter·schied·liche Erschei·nungs·formen, von keinem sind allerdings so viele bekannt wie von Kannon. Einige der häufigsten bild·lichen Dar·stellungen sind:
Heilige(r) Kannon
Der Begriff „Shō Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
(Heilige(r) Kannon): Einfache Figur, zumeist stehend, mit einer Lotosblüte in der Hand. Die Lotosblüte ist auch in anderen Mani·festa·tionen ein beson·deres Charak·teristi·kum Kannons.
„Kannon mit den Elf Gesichtern“; geläufige Erscheinungsform von Kannon Bosatsu
Der Begriff „Jūichimen Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
(Kannon mit den Elf Gesichtern): Elf Gesichter als Kopf·putz, drei davon mit zorni·gem Gesichts·aus·druck.
Kannon mit Wunscherfüllungs-Perle (nyoi no tama)
Der Begriff „Nyoirin Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
(Kannon mit der Wunscherfüllungsperle): Figur mit sechs Armen, meist sitzend, in der „Haltung könig·licher Gelas·senheit“.
Kannon mit den Tausend Händen; typische Darstellung des Bodhisattva Avalokiteshvara
Der Begriff „Senju Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
(Kannon mit den Tausend Händen): Zumeist nicht mit tausend, sondern mit 42 Armen dargestellt; manchmal erscheint auf den Hand·flächen jeweils ein Auge.
Wassermond Kannon; Motiv Kannons an mondbeleuchtetem Meer
Der Begriff „Suigetsu Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
oder
Kannon im weißen Gewand
Der Begriff „Byakue Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
(Kannon beim Betrachten des Mondes): Kannon in weißem Gewand, am Meer sitzend, in Betrach·tung der Mond·spiege·lung im Wasser. In China ent·standene Figur, dort meist weiblich.
Kannon mit dem Pferdekopf, eine zornvolle Manifestation Kannons
Der Begriff „Batō Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
(Kannon mit Pferdekopf): Zorn·volle Erschei·nungs·form (s.u.).
Die Nyoirin-Statue des Kanshin-ji ist die früheste bekannte japanische Statue dieses Typs. Ihr ausgezeichneter Erhaltungszustand erklärt sich daraus, dass die Statue auch heute noch als „geheimer Buddha“ (hibutsu) gilt und nur einmal im Jahr öffentlich gezeigt wird.
Heian-Zeit, Mitte 9. Jh. Huntington Archive.
... am Scheitel ein Kopf des Tathâgata; zur Stirnseite drei milde lächelnde Bodhisattvamasken; zur linken Seite die drei sog. "Zornesaugenmasken", die Übel abwehren sollen; zur rechten Seite drei gestrenge Gesichter mit nach oben weisenden Eckzähnen, die den Menschen zum Praktizieren des Guten anhalten sollen; und auf der Rückseite ein in Gelächter ausbrechendes Gesicht, das die schlechten Taten der Menschen tadeln soll. (Niels Gülberg, „Michizane und die Kannon von Hase: Ergänzende Anmerkungen zum mittelalterlichen Tenjin-Kult.“ Asiatische Studien 48 (1994), S. 207.)
Heian-Zeit, 12. Jh. Nara National Museum.
Darüber hinaus gibt es noch zahllose andere Kannon-Motive, die sich allerdings oft nur gering·fügig von einander unter·scheiden. Die buddhis·tische Ikono·graphie hat diese Erschei·nungs·formen wiede·rum in unter·schied·lichen Reihen zusam·men·gefasst. Dazu zählen:
- Die Sechs Kannon (
Sechs (Erscheinungsformen von) Kannon, entsprechend den Sechs Wegen
Der Begriff „Roku Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
). Sie entsprechen den Sechs Bereichen der Wiedergeburt. Jeweils eine Kannon-Inkarnation ist dafür zuständig, den Wesen in diesen Bereichen zum Austritt aus dem Geburten·kreis·lauf zu verhelfen.
- Die 33 Kannon (
33 (Erscheinungsformen von) Kannon
Der Begriff „Sanjūsanshin Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
). Diese gehen auf das Lotos Sutra [Hoke-kyō (jap.) 法華経 Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.] zurück, das diesem Bodhi·sattva ein eigenes Kapitel widmet und darin von seinen 33 Erscheinungs·formen berichtet. Ausgehend von der Zahl 33 entstand bereits in der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit eine Kannon-Pilger·route in den Provinzen rund um Kyōto mit 33 Stationen. Später kam noch eine zweite im Kantō-Gebiet (Raum um das heutige Tōkyō) dazu und schließlich komplet·tierte eine dritte Route mit 34 Tempeln die Gesamt·zahl der Kannon-Pilger·stätten auf 100.
Kannon findet sich öfter als irgend ein anderer Bodhi·sattva als Haupt·verehrungs·gegen·stand eines japa·nischen Tempels. Die berühmte „33-Klafter-Halle“ (
33 Klafter Halle; Kannon-Tempelhalle in Kyōto; offizieller buddhistischer Tempelname: Rengeō-in
Der Begriff „Sanjūsangen-dō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
) ist das vielleicht beein·druckend·ste Kannon-Gesamt·kunst·werk Japans. In ihr thront eine über·dimen·sionale Kannon-Statue, umgeben von tausend und einem lebens·großen Tausend·armigen Kannons.
Vorlage:Wmax2 Der Name der „33-Klafter-Halle“ erklärt sich natürlich aus den erwähnten 33 Erschei·nungs·formen des Avalokiteshvara im Lotos Sutra.
Auch der
Tempel in Kyōto; der Name des Tempels leitet sich vom wunderwirkenden Wasserfall her (kiyomizu 清水 = „Reines Wasser“)
Der Begriff „Kiyomizu-dera“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
in Kyōto oder der
Der Begriff „Asakusa-dera“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
Tempel in Tōkyō sind diesem Bodhi·sattva geweiht.
Kannon kann aber auch als Begleiter eines Buddhas auftreten. In der Amida Trias wird
von den Bodhi·sattvas Kannon und
Der Begriff „Seishi Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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flankiert. Ein berühmtes frühes Beispiel der Amida Trias befindet sich auf einem Wand·fresco im Tempel
Tempel in Ikaruga bei Nara, gegr. 607; wtl. „Tempel des prosperierenden [Buddha]-Gesetzes“
Der Begriff „Hōryū-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Geographische Lage
. Von dort stammt auch das Portrait Kannons (Bild oben rechts). Bei genauer Betrach·tung (Bild anklicken) erkennt man, dass in der Krone Kannons wiederum eine Buddha·figur sitzt. Diese stellt Amida, sozusagen als „Chef“ dieses Bodhi·sattvas, dar.
Mildtätigkeit
Späte Heian-Zeit. www.emuseum.jp.
Die häufige Verbindung von Kannon und Amida kommt nicht von ungefähr, stellt doch Amida selbst das Urbild eines Bodhi·sattvas dar. Der Legende des Amida zufolge war er zunächst ein Prinz, der der Welt ent·sagte und ein Bodhi·sattva wurde. In dieser Gestalt, unter dem Namen
(skt.
„Gesetzesmacher“, Bodhisattva-Namen des Amida (jap. Hōzō Bosatsu 宝蔵菩薩)
Der Begriff „Dharmakara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
), leistete er seine berühmten 48 Schwüre. Der Theorie nach haben auch alle anderen Bodhi·sattvas diese oder ähnliche Schwüre ge·leistet und durch·laufen dann eine lange Reihe von Übungen, an deren Ende die höchste Stufe der Buddha·schaft steht. Auch der historische Buddha selbst muss wohl das Stadium eines Bodhi·sattvas absolviert haben. Für die buddhis·tische Kunst ist das Bodhi·sattva-Stadium eines Buddhas aller·dings nur von geringem Interesse. Bosatsu-Figuren wie Kannon scheinen da·gegen auf immer im Bodhi·sattva Stadium zu ver·harren, Hinweise auf ihre zukünftige Buddha·schaft sind in der Ikono·graphie nicht zu erkennen.
Im klas·sischen Sanskrit wird Kannon meist
„Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)
Der Begriff „Avalokiteshvara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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genannt. Es gibt unter·schied·liche Deutungen des Namens, doch geht es in jedem Fall um das „Wahr·nehmen“. In Ostasien lautet der volle Name
Der Begriff „Kanzeon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „Der, der den Klang der Welt erhört“, wobei der Klang als die Anrufung Kannons durch die Gläu·bigen inter·pretiert wird. Der Name impliziert somit, dass Kannon derjenige ist, der unmit·telbar auf die Anrufung seines Namens (in Form von mild·tätiger Unter·stützung) reagiert.
Kannon/Avalo·kitesh·vara wird aufgrund dieser besonderen Bereitschaft, sich um „die Welt“ zu kümmern, auch als „Gottheit des Mitleids“ bezeichnet. Die starke Betonung seiner Barm·herzig·keit macht diesen Bodhisattva nicht nur in Japan, sondern auch in allen anderen bud·dhis·tischen Kulturen Asiens zu einer der re·prä·sen·ta·tivsten Gestalten des Buddhismus über·haupt. In Tibet wird etwa der Dalai Lama als Inkarnation des Avalo·kitesh·vara an·ge·sehen. In China, wo Kannon als
chin. Namen von Avalokiteśvara; jap. Kannon
Der Begriff „Guanyin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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bekannt ist, und im Anschluss daran in Korea und Japan, zieht er weit mehr Gläubige an als die meisten anderen Buddhas und Bodhi·sattvas. Dies hat wie bereits erwähnt u.a. damit zu tun, dass bereits das Lotos Sutra, der viel·leicht wichtigste Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)]-Text über·haupt, diesem Bodhi·sattva ein ganzes Kapitel (Kap. 25) gewidmet hat, das manch·mal auch als eigenes Sutra (Avalo·kitesh·vara Sutra) angesehen wird.
Alles in allem tendiert die Kannon-Verehrung dazu, sich zu ver·selbstän·digen und die Buddha-Ver·ehrung in den Hinter·grund zu drängen. Kannon verfügt sogar über ein eigenes Paradies, die Insel
paradisische Insel des Kannon (Avalokiteshvara), abgeleitet von skt. Potalaka
Der Begriff „Fudaraku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
(von skt. Potalaka), die im Süden Indiens gelegen sein soll. Dar·stellun·gen des medi·tieren·den Kannon (Nyoirin Kannon oder Suigetsu Kannon) ima·ginieren den Bodhi·sattva meist auf dieser Insel der Glück·selig·keit und einzelne Episoden aus diversen Sutren berichten von frommen Gläu·bigen, die Kannon dorthin gefolgt sind. Kannons Popu·larität scheint somit auf der unaus·gespro·chenen Er·war·tung zu gründen, dass es über diese Instanz des buddhisti·schen Pantheons verhält·nismäßig einfach sei, dem uner·bitt·lichen Gesetz der karmi·schen Vergel·tung zu ent·kommen.
Er oder sie?
China,Shanxi, 12. Jh. Rijksmuseum Amsterdam.
Im Zu·sam·men·hang mit dieser Mild·tätig·keit fällt bereits in den frühen chine·sischen und japa·nischen Skulp·turen ein beson·derer Hang zu andro·gynen Dar·stel·lungen auf. Darüber hinaus tritt Guanyin/Kannon vor allem in chinesi·schen Legenden als weib·liche Gestalt auf, die auch zum Thema der bilden·den Kunst wurden, zum Beispiel die Mond be·trach·tende Kannon, oder die Kannon mit einem Säugling an der Brust (
Kannon als Beschützer der Kinder
Der Begriff „Koyasu Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
). Diese ikono·graphi·schen Formen sind außer·halb Ost·asiens un·bekannt, wie über·haupt die explizite Ver·weib·lichung dieses Bodhi·sattvas eine chinesi·sche Innovation sein dürfte. Die weib·liche Guanyin erlebte in der Ming-Zeit (1368–1644) ihre große Blüte. Es entstanden damals sogar apo·kryphe Sutren, die Guanyin eine Bio·graphie als chinesi·sche Prinzessin beifügten.
Kamakura-Zeit. Nara National Museum.
China. Tōkyō National Museum.
Als die Jesuiten im sech·zehnten und sieb·zehnten Jahr·hundert in China ihre Missions·tätig·keit entfalteten, bauten sie den Kult für die Gottes·mutter Maria nach dem Vorbild der Guanyin Verehrung auf. Sie waren damit sehr erfolg·reich. Dass dabei die Figur Jesu in den Hinter·grund trat, wurde allerdings vom Vatikan heftig kritisiert. Auch in Japan wurden Maria und Kannon einander an·ge·glichen. Vor allem während der Christen·ver·fol·gun·gen in der Edo-Zeit beteten japanische Christen zu Statuen, die äußerlich wie Kannon aussahen, jedoch Maria darstellen sollten.
Der Glaube an Kannon in weib·licher Form ist in Japan nicht in gleichem Um·fang verbreitet wie in China. Die meisten tradi·tionellen Kannon·skulp·turen sind in Japan männlich. Sofern sie bemalt sind, erkennt man häufig, dass wie bei anderen Buddhas und Bodhi·sattvas ein feiner Bart den Mund umspielt. In jüngerer Zeit sind in Japan allerdings vermehrt Varianten der Weiß·gewan·deten Kannon, ins·be·sondere die Kollosal·statuen aus dem 20. Jahr·hundert, zu bemerken, die eher weiblich als männlich konnotiert sind.
Shikoku henro shashinshu.
Errichtet 1929–1960. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
Kannons fließende, weibliche Körper·formen und -bewe·gungen sind im übrigen auch bei anderen Bodhi·sattva-Figuren an·zu·treffen. Ulrich Pauly spricht in diesem Zu·sammen·hang vom Typus des „Göttlichen Androgyns“, der in vielen Religionen, nicht zuletzt in den christlichen Engeln zu erkennen ist. Daher ist es zweifel·haft, ob man von der oder dem Kannon sprechen soll. Es kommt wohl auf den jeweiligen Kontext an.
Zornvolle Erscheinungen
Im Buddhismus gibt es bekanntlich keinen Teufel und auch nicht das absolute Böse, eben·so·wenig wie es einen Schöpfer·gott gibt. Dennoch haben sich auch im Bud·dhis·mus Höllen·vor·stellun·gen entwickelt, die frap·pante Ähn·lich·keiten mit der christ·lichen Hölle haben. Auch außer·halb der Hölle begegnet man zahl·reichen furcht·ein·flößen·den Gestalten. Diese quälen oder strafen die mensch·lichen Sünder jedoch nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auf·trag Buddhas bzw. des
„Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. gō 業)
Der Begriff „Karma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
-Gesetzes.
Im All·gemei·nen sind die strafenden Instanzen des Buddhis·mus den mild·tätigen unter·geordnet. Es gehört jedoch zu den Be·sonder·heiten des buddhis·tischen Glaubens, dass auch diese mitfüh·lenden Figuren über zorn·volle Er·scheinungs·formen verfügen können. Besonders im Vajrayana [Vajrayāna (skt.) वज्रयन „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)]-Buddhismus, der seinen Höhe·punkt im japa·nischen Mittel·alter erreichte, wandte man diesen zorn·vollen Er·schei·nungs·formen große Auf·merk·samkeit zu. Im Fall Kannons gibt es unter den Zusatz·gesichtern des Elf·gesich·tigen Kannon drei zornige. Noch deut·licher erkennt man die Ambi·valenz der Bodhi·sattva Ikono·graphie in der Figur „Kannon mit Pferde·kopf“ (
Der Begriff „Batō Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
), der ganz ähnlich aussieht wie
wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja
Der Begriff „myōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder
Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)
Der Begriff „tenbu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Bilder
Gott·heiten. Mehr dazu auf der Sidepage Batō Kannon ...
Verweise
Internetquellen
- Kannon Notebook, Mark Schumacher (en.)
Der Eintrag zu Kannon in Schumachers A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary ist besonders reichhaltig. - Kannon
Ausführlicher Beitrag aus Japanese Architecture and Art Net Users System (JAANUS).
Literatur
Prägnante Einführung in die Ikonographie und Ikonologie des Bodhisattva im gesamten asiatischen Raum.
In dieser umfangreichen historischen Studie wird u.a. die Frage erörtert, wann und wie es zum Geschlechterwandel des Bodhisattva in China kam.
Bilder
- ^ Hauptstatue des Kannon (skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) des Tempels Sanjūsangen-dō. Die tausend Arme erklären sich dem Shingon-Mönch Ono Nigai (951–1046) zufolge daraus, dass diese Kannon-Manifestation für alle jene Wesen zuständig ist, die im Reich der Hungergeister wiedergeboren wurden. Diese Wiedergeburt droht jedem, der sich in früheren Leben der Gier schuldig gemacht hat. Ganz offensichtlich gibt es in diesem Bereich für Kannon besonders viel zu tun.
Werk von Tankei (1173–1256). 1254. Bildquelle: unbekannt. - ^ Als ich diese Statue erstmals in das Projekt aufnahm, galt sie als Shō Kannon (auch Kanzeon; skt. Avalokiteshvara chin. Guanyin); in der linken Hand wurde eine ehemals vorhandene Lotosblüte vermutet, das Kennzeichen dieses Bodhisattva. Mittlerweile scheinen Experten in der Figur eher Miroku (Maitreya) zu erkennen. Im Kontext dieses Handbuchs soll die Figur dennoch als Beispiel für Kannon fungieren und zugleich ausdrücken, dass die Unterschiede zwischen gleichrangigen buddhistischen Heilsfiguren so subtil sind, dass man sie in vielen Fällen vernachlässigen kann.
Werk von Zen'en (zugeschrieben) (1197–1258). Kamakura-Zeit. Bildquelle: ColBase (Tokyo National Museum), bildbearbeitet. - ^ Sechsarmiger Kannon (auch Kanzeon; skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) in der Haltung „königlicher Gelassenheit“ (d.h. mit aufgestelltem Knie), mit dem Juwel oder der Perle der Wunscherfüllung (nyoi no tama), einem magischen Gegenstand, an seiner Brust und dem „Rad der Lehre“ (hōrin, skt. Dharmachakra) in erhobener Position. Diese beiden Attribute geben der Figur den Namen Nyoirin Kannon. Daneben ist auch eine Lotosblüte zu erkennen. Dieser Kannon sitzt außerdem auf einer Lotosblüte, auf anderen Abbildungen aber auf einem Felsen im Meer. Dieser Felsen symbolisiert Kannons Reines Land, also quasi das Zuhause des Bodhisattvas.
Die Nyoirin-Statue des Kanshin-ji ist die früheste bekannte japanische Statue dieses Typs. Ihr ausgezeichneter Erhaltungszustand erklärt sich daraus, dass die Statue auch heute noch als „geheimer Buddha“ (hibutsu) gilt und nur einmal im Jahr öffentlich gezeigt wird.
Heian-Zeit, Mitte 9. Jh. Huntington Archive. - ^ Die Ausgestaltung der elf Köpfe, die Kannon (auch Kanzeon; skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) hier auf dem eigenen Kopf trägt, ist einem Sutra entnommen, das sich ausschließlich mit dieser Erscheinungsform des Bodhisattvas befasst (jap. Jūichimen jinjushin-gyō) und 656 vom Pilgermönch Xuanzang ins Chinesische übertragen wurde. Hierin heißt es, dass drei der Köpfe mild, drei weitere streng blicken, drei hätten nach oben stehende Zähne, einer ein wildes Grinsen und einer das Aussehen eines Buddhas (Kajitani Ryōji in Epprecht 2007, S. 133-134). Niels Gülberg beschreibt die Köpfe folgendermaßen:
... am Scheitel ein Kopf des Tathâgata; zur Stirnseite drei milde lächelnde Bodhisattvamasken; zur linken Seite die drei sog. "Zornesaugenmasken", die Übel abwehren sollen; zur rechten Seite drei gestrenge Gesichter mit nach oben weisenden Eckzähnen, die den Menschen zum Praktizieren des Guten anhalten sollen; und auf der Rückseite ein in Gelächter ausbrechendes Gesicht, das die schlechten Taten der Menschen tadeln soll. (Niels Gülberg, „Michizane und die Kannon von Hase: Ergänzende Anmerkungen zum mittelalterlichen Tenjin-Kult.“ Asiatische Studien 48 (1994), S. 207.)
In der vorliegenden Darstellung tragen alle Zusatzköpfe bis auf den obersten Buddha-Kopf wiederum eine Art Kopfputz, der einen Buddha (wahrscheinlich Amida) darstellt. In der linken Hand hält Kannon das für ihn typischste Attribut: eine Vase mit Lotosblüte.
Heian-Zeit, 12. Jh. Nara National Museum. - ^ Kannon (skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) mit der Wunscherfüllungsperle (nyoi no tama) in meditativer Haltung, in seinem Reinen Land, Fudaraku. Die Darstellung mit sechs Armen entspricht der geläufigsten Form dieses Motivs.
Späte Heian-Zeit. www.emuseum.jp. - ^ Sung-zeitliche Darstellung der Guanyin (jap. Kannon; skt. Avalokiteshvara).
China,Shanxi, 12. Jh. Rijksmuseum Amsterdam.
- ^ Frühes Beispiel eines monochromen Tuschebilds, wie es vor allem im Zen gepflegt wurde.
Die dargestellte Szene zeigt Kannon (skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) in meditativer Haltung, im Hintergrund deutet der Nimbus (Heiligenschein) des Bodhisattvas zugleich den Mond an. Der Felsen, auf dem Kannon auch auf anderen Darstellungen in meditativer Haltung thront, ist ein Zeichen, dass sich Kannon in seinem Reinen Land, Fudaraku (skt. Potalaka), befindet. Die feminine weiße Gewandung entspricht dem damaligen chinesischen Zeitgeschmack, der zusammen mit dem Zen Buddhismus auch in Japan Eingang fand.
Kamakura-Zeit. Nara National Museum. - ^ Marienbild aus China, an Bodhisattva Kannon (chin. Guanyin; skt. Avalokiteshvara) angeglichen, auch von japanischen Krypto-Christen verwendet.
China. Tōkyō National Museum. - ^ Koyasu Kannon, eine Statue, die von den Christen zur Marienverehrung verwendet wurde. Zu finden im Tempel #71 der Shikoku-Pilgerroute.
Shikoku henro shashinshu. - ^ Daibutsu-Statue von Kannon (skt. Avalokiteshvara; chin. Guanyin) im weißen Gewand (Byakue Kannon). Was hier nicht zu sehen ist: Die Statue beschränkt sich auf ein Brustbild.
Errichtet 1929–1960. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ daibutsu-Statue des Bodhisattvas Kannon in Sendai (Sendai Daikannon).
1991. Bildquelle: unbekannt.
Glossar
- Avalokiteśvara (skt.) अवलोकितेश्वर ^ „Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)
- Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
- Byakue Kannon 白衣観音 ^ Kannon im weißen Gewand
- Dharmakāra (skt.) धर्मकार ^ „Gesetzesmacher“, Bodhisattva-Namen des Amida (jap. Hōzō Bosatsu 宝蔵菩薩)
- Hannya shingyō 般若心経 ^ „Herz Sutra der vollkommenen Weisheit“
- Hoke-kyō 法華経 ^ Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.
- Jūichimen Kannon 十一面観音 ^ „Kannon mit den Elf Gesichtern“; geläufige Erscheinungsform von Kannon Bosatsu
- Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
- Kiyomizu-dera 清水寺 ^ Tempel in Kyōto; der Name des Tempels leitet sich vom wunderwirkenden Wasserfall her (kiyomizu 清水 = „Reines Wasser“)
- Koyasu Kannon 子安観音 ^ Kannon als Beschützer der Kinder
- Pauly, Ulrich (west.) ^ geb. 1948; Japanologe und Publizist
- Roku Kannon 六観音 ^ Sechs (Erscheinungsformen von) Kannon, entsprechend den Sechs Wegen
- Saddharma puṇḍarīka sūtra (skt.) सद्धर्मपुण्डरीकसूत्र ^ „Sutra vom weißen Lotos des wunderbaren Dharma“, Lotos Sutra (jap. Myōhō renge kyō 妙法蓮華経 oder Hoke-kyō 法華経)
- Sanjūsangen-dō 三十三間堂 ^ 33 Klafter Halle; Kannon-Tempelhalle in Kyōto; offizieller buddhistischer Tempelname: Rengeō-in
- Sanjūsanshin Kannon 三十三身観音 ^ 33 (Erscheinungsformen von) Kannon
- Senju Kannon 千手観音 ^ Kannon mit den Tausend Händen; typische Darstellung des Bodhisattva Avalokiteshvara
- Shō Kannon 聖観音 ^ Heilige(r) Kannon