Kabane
Kabane 姓 sind Titel, die von den Yamato 大和 Herrschern vergeben wurden, um die Position einzelner Familien bei Hof anzuzeigen.
Genauer gesagt, handelte es sich bei den kabane laut Miller um Titel, die ursprünglich lediglich einen bestimmten sozialen oder beruflichen Status einer Person ausdrückten. [1] Erst später erfüllten sie die Funktion von Abstammungsnamen, also Nachnamstiteln, welche die Hierarchie der verschiedenen Abstammungslinien am kaiserlichen Hof ausdrückten. Dieser Wandel vollzog sich im Laufe des 6. bzw. frühen 7. Jahrhunderts, wobei kabane erst zu erblichen beruflichen Titeln, und danach schließlich zu reinen Statustiteln wurden, die jeweils Teil des Nachnamens waren.
Parallel zu den kabane entwickelte sich ein feiner abgestuftes System von Hofrängen, die individuell vergeben wurden. Dieses System begann mit den sogenannten „Mützenrängen“ (kan'i 冠位), die Shōtoku Taishi 603 nach chinesischem Vorbild geschaffen haben soll. Den ursprünglich 12 individuellen Rängen entsprachen Kopfbedeckungen in abgestuften Farben. Dieses System wurde durch den Taihō-Kodex (701) und den Yōrō-Kodex (718) in ein 30-stufiges System (mit neun Haupträngen, ikai 位階, und diversen Abstufungen) umgewandelt, das bis zum Beginn der Moderne Geltung hatte. Während sich die ikai-Ränge im Laufe einer individuellen Beamtenkarriere bei Hof üblicherweise änderten, blieb der erbliche Titel, also der kabane, gleich. Die kabane regelten also, von welcher Stufe die Karriere eines bestimmten Individuums startete, individuelles Geschick — zunächst in Form von Beamtenprüfungen — oder Schicksal bestimmte den weiteren Verlauf.
Edikt von 684
Im Jahr 684 führte Tenmu Tennō mittels eines Edikts acht neue kabane ein. Mit deren Verleihung etablierte er einen inneren Zirkel von Adligen, der den kaiserlichen Hof von da an über ein Jahrhundert lang dominierte. Dies führte zu einer sozialen Hierarchie der Abstammungslinien, in der die Verwandtschaft mit der Herrscherlinie besonders betont wird. Dies stärkte wiederum das relativ neue System der kaiserlichen Legitimität mit ihrer starken Betonung der direkten Abstammung von der Sonnengöttin Amaterasu. [2]
Die verschiedenen Abstammungslinien, die einen der kabane des Edikts von 684 zugesprochen bekamen, wurden von Miller (1974) hinsichlich ihrer politischen Macht - anhand der Häufigkeit der Erwähnungen im Nihon shoki - und ihrer angeblichen Abstammung laut dem Shinsen shōjiroku analysiert. [3] Die vier höchsten dieser acht neuen kabane sind folgende:
1. mahito 真人
Familien bzw. Abstammungslinien, denen dieser Titel verliehen wurde, entstammten angeblich der direkten Linie Tenmu Tennōs. Sie weisen eine relativ geringe Häufigkeit im Nihon shoki auf und kommen in den fudoki gar nicht vor.
2. asomi 朝臣
In späterer Zeit auch ason ausgesprochen, wtl. „Minister des Hofes“. Dieser zweithöchste Titel ging an deutlich heterogenere und zahlreichere Linien mit deutlich höherer Häufigkeit im Nihon shoki. Dabei blickten die jeweiligen Linien entweder auf eine Abstammung von deutlich früheren Herrschern zurück oder waren politisch besonders einflussreich.
Vorkommen im Hitachi fudoki
Vorkommen im Izumo fudoki
3. sukune 宿禰
Ein Großteil der Begünstigen dieses Titels gibt als Abstammung anstelle der Herrscherlinie eine Gottheit an. Außerdem zeichnen sie sich durch eine geringere Häufigkeit, und dadurch laut Miller durch geringeren politischen Einfluss aus.
Vorkommen im Hitachi fudoki
- Kawara no Sukune Kuromaro: ein Provinz-Gouverneur von Hitachi. [6]
Vorkommen im Hizen fudoki
- Ōno no Sukune [7]
4. imiki 忌寸
Die Hälfte der Linien mit diesem Titel führt eine ausländische Abstammung an. Diese Linien kommen außerdem im Nihon shoki überproportional häufig vor. Vermutlich lag ihre Bedeutung im Import ausländischer Technologien.
In den fudoki wird niemand mit diesem kabane angeführt.
Ältere kabane und Übertragung der Abstammungslinien in das neue System
Bei den kabane, die bereits vor dem Edikt von 684 in Verwendung waren, versucht Miller (1974), anhand der Übertragung der Abstammungslinien in das neue System, die Hierarchie dieser früheren kabane zu rekonstruieren. Das Nihon shoki dient Miller hierbei als einzige Quelle. Kiley (1977) gibt zu bedenken, dass die Erstellung des Nihon shoki ungefähr in die selbe Zeit wie die Reform des kabane-Systems fällt. Daher bleibt offen, ob die kabane des Nihon shoki nicht retrospektiv zur Zeit Tenmu Tennōs konstruiert wurden, um die Vergabe der neuen Titel zu rechtfertigen.
Die Hierarchie der höchsten früheren kabane zeichnet sich wie folgt ab:
1. kimi (geschrieben als 公)
Alle Träger dieses Titels, die in das neue System überführt wurden, bekamen den Titel mahito.
2. kimi (geschrieben als 君)
Linien mit dem Titel kimi君 bekamen 684 den Titel asomi.
Vorkommen im Izumo fudoki
- Tone no Kimi: Verantwortlicher der Abgabenlager im Bezirk Ou. [8]
- Heki no Kimi Mare: errichtete einen Tempel im Bezirk Ou. [9]
- Heki no Kimi Imaro: Nachfahre des Mare no Heki no Kimi. [10]
- Suguribe no Kimi Mushimaro: errichtete einen Tempel im Bezirk Ōhara, dessen Bezirksverwalter er ist. [11]
Vorkommen im Harima fudoki
- Iwa no Kimi [12]
- Tatari no Kimi Hiru [13]
- Hi no Kimi [14]
- Mikoshiro no Kimi: Titel, den Wotsu no Tajima no Kami von Prinz Magari (Ankan Tennō) verliehen bekam. [15]
- Wake no Kimi Tamate [16]
- Hata no Kimi [17]
- Homuchibe no Kimi Sakitama [18]
- Asabe no Kimi: wird in Zusammenhang mit Wildschweinen erwähnt. [19]
Vorkommen im Bungo fudoki
- Kusakabe no Kimi: Dieses kimi war laut Inoue Mitsusada möglicherweise kein kabane, sondern die Selbstbezeichnung eines lokalen Stammesführers. [20]
Vorkommen im Hizen fudoki
- Hi no Kimi: Nachfahren des Take Wokumi, der diesen Titel von Sujin Tennō verliehen bekam. [21]
- Kusakabe no Kimi [22]
3. omi 臣
In das neue System Übertragene wurden alle zu asomi, außer einer Gruppe, die zu sukune wurden und ansonsten nirgendwo Erwähnung fand.
Vorkommen im Hitachi fudoki
- Takamuku no Omi: Generalgouverneur von Azuma zur Zeit Kōtoku Tennōs. [23]
- Uneme no Omi </ref>Aoki 1997:40</ref>
- Ō no Omi [24] siehe Kurosaka.
- Tsukuba (Tsukuha) Omi: Vorfahr der Yue (Yuwe) no Muraji-Familie. [25]
Vorkommen im Izumo fudoki
- Katari no Omi Imaro
- Katari no Omi Atau: Sohn des Imaro, wohnhaft in der Gemeinde Yasuki im Bezirk Ou. (Aoki 1997:84)
- Heki no Omi Shibi: Vorfahr des Tone no Kimi (siehe oben), diente am Hof von Kinmei Tennō. [26]
- Izumo no Omi Otoyama: Vizebezirksverwalter von Iishi; baute einen Tempel im Bezirk Ou. [27]
- Izumo no Omi: diese Bezeichnung tragen ein Bezirksbeamter, ein Assistent des Bezirksverwalters und ein Sekretär des Bezirks Ou. [28]. Weiters ein Bezirksbeamter von Shimane [29], und ein Assistent des Bezirksverwalters von Iishi [30] und Nita. [31]
- Izumo no Omi Ōta: Bezirksverwalter von Tatenui; baute dort auch einen Tempel. [32]
- Izumo no Omi Hiroshima: Kuni no miyatsuko von Izumo und Bezirksverwalter von Ou. [33]
- Ama no Omi: Bezirksbeamter von Ou. [34]
- Hayashi no Omi: Sekretär der Bezirksverwaltung von Ou. [35]
- Kosobe no Omi: Bezirksverwalter von Shimane. [36]
- Kosobe no Omi Kunimaro: Vater des Bezirksverwalters von Shimane. [37]
- Kosobe no Ishi no Omi: Assistent des Bezirksverwalters von Shimane. [38]
- Kusakabe no Omi: Bezirksbeamter von Aika. (Aoki 1997:115)
- Osakabe no Omi: Bezirksverwalter von Aika. (Aoki 1997:115). Die Osakabe no Omi errichteten auch einen Tempel im Bezirk Kando. (Aoki 1997:135). Osakabe no Omi sind außerdem ein Bezirksbeamter und ein Assistent des Bezirksverwalters von Kando. (Aoki 1997:139)
- Mononobe no Omi: Bezirksbeamter von Tatenui. (Aoki 1997:121)
- Kamuto no Omi Komi: wurde ernannt zu Takerube no Omi; lebte seitdem in der Gemeinde Takerube im Bezirk Izumo. (Aoki 1997:123)
- Kamuto no Omi Ikasone: Begründer der Kamuto no Omi. (Aoki 1997:132)
- Kamuto no Omi: errichteten einen Tempel im Bezirk Kando (Aoki 1997:134), und stellen auch dessen Bezirksverwalter (Aoki 1997:139).
- Waka Yamatobe no Omi: Bezirksbeamter von Izumo (Bezirk). (Aoki 1997:131)
- Hekibe no Omi: ein Bezirksverwalter von Izumo (Bezirk) (Aoki 1997:131) und ein Sekretär im Bezirk Ōhara (Aoki 1997:156).
- Ō no Omi: Assistent des Bezirksverwalters von Izumo (Bezirk). (Aoki 1997:131)
- Kibibe no Omi: Sekretär der Bezirksverwaltung von Kando. (Aoki 1997:139)
- Tajihibe no Omi: Bezirksverwalter von Nita. (Aoki 1997:150)
- Nukatabe no Omi Oshishima: errichtete einen Tempel in Ōhara; früherer Assistent des Bezirksverwalters und Cousin von Ikomi. (Aoki 1997:152)
- Nukatabe no Omi Ikomi: Assistent des Bezirksverwalters von Ōhara. (Aoki 1997:156)
- Suguribe no Omi: Bezirksverwalter und Bezirksbeamter von Ōhara. (Aoki 1997:156)
- Miyake no Omi Kanatari: Bearbeiter des Izumo fudoki, Bewohner des Bezirks Aika. (Aoki 1997:161)
Vorkommen im Harima fudoki
- Wanibe no Omi: Nachfahren des Hikonamuchi. (Aoki 1997:173)
- Chimori no Omi: Provinzgouverneur von Harima zur Zeit Tenji-Tennō. (Aoki 1997:185,207)
- Hotsumi no Omi (Aoki 1997:227)
4. muraji 連
Zwei einflussreiche Gruppen, die Nakatomi und Mononobe, erhielten den Titel asomi, während die Mehrheit zu sukune wurde. Dazu kommen Linien, die erst in den vier Jahren vor dem kabane-Edikt von 684 zu muraji aufstiegen, von denen nun 10 Linien den neuen Titel imiki erhielten. Diese „neuen“ muraji waren dabei Linien, die bestimmte zeremonielle oder berufliche Ränge innehatten, und allgemein als tomo no miyatsuko 伴造 bezeichnet werden.
Dabei wäre auch zu erwähnen, dass der Unterschied zwischen den Titeln omi und muraji zur Zeit Tenmus lediglich in einem relativen Statusunterschied bestand, während er in der Zeit davor sicherlich andere Aspekte involvierte. So werden zahlreiche Verleihungen des Titels muraji im Nihon shoki erwähnt, während keine einzige Verleihung des omi-Titels Erwähnung findet.
Vorkommen im Hitachi fudoki
- Nakatomi Hataorita no Muraji: Vizegeneralgouverneur von Azuma zur Zeit Kôtoku-Tennō. (Aoki 1997:37)
- Yue (Yuwe) no Muraji (Aoki 1997:45)
- Mibu no Muraji Maro: wird auch in Zusammenhang mit Schlangen erwähnt (Aoki 1997:47,51)
- Kataoka (Katawoka) no Ōmuraji (Aoki 1997:71)
Vorkommen im Harima fudoki
- Ishitsukuri no Muraji Ōku (Aoki 1997:171)
- Yuge no Ōmuraji (Aoki 1997:171)
- Ohari (Wohari) no Muraji (Aoki 1997:183)
- Waka Yamatobe no Muraji Ikeko (Aoki 1997:186)
- Nukatabe no Muraji Kutoto (Aoki 1997:192)
- Uji no Muraji: die Nachfahren der Takanashi Brüder. (Aoki 1997:195)
- Azumi no Muraji Momotari (Aoki 1997:196,197,264)
- Azumi no Muraji Tamu (Aoki 1997:196)
- Sone no Muraji Maro (Aoki 1997:207)
- Sai (Sawi) no Muraji Sayo (Aoki 1997:208)
- Hatori no Muraji Miso: Vater von Una und Kuha und Ehemann von Prinzessin Arasaka, der Tochter des kuni no miyatsuko von Inaba. (Aoki 1997:208)
- Ōtomo no Muraji (Aoki 1997:224)
- Kusakabe no Muraji Omi (Aoki 1997:229)
- Yamabe no Muraji Wotate (Aoki 1997:230)
5. atai 直 (atahi)
Dieser Titel war typisch für die kuni no miyatsuko 国造. Einer von diesen erhielt den neuen Titel imiki. Tendenziell erhielten kuni no miyatsuko, die große und von der Yamato-Region weit entfernt gelegene Provinzen verwalteten, üblicherweise über den neuen Titel kimi 君, wohingegen solche, deren Provinz sich deutlich im Autoritätsbereich des Yamato-Hofes befand, nur den Titel atai vorweisen konnten.
Vorkommen im Hitachi fudoki
- Daikemu Mibu no Atai Onoko (Aoki 1997:47)
- Karuno Atai Satomaro (Aoki 1997:68)
- Iwaki (Ihaki) no Atai Miyabe (Aoki 1997:73)
Vorkommen im Harima fudoki
- Yama no Atai (Aoki 1997:165)
Vorkommen im Bungo fudoki
- Toyokuni no Atai: Nachfahren von Unade, der von Keiko Tennô zum Gouverneur von Toyokuni ernannt wurde. (Aoki 1997:233,235)
Vorkommen im Hizen fudoki
- Ama no Atai Tori (Aoki 1997:255)
- Ki no Atai (Aoki 1997:267)
- Kamishiro no Atai (Aoki 1997:268)
Quellen
- Michiko Yamaguchi Aoki (Ü.) 1997Records of wind and earth: A translation of fudoki with introduction and commentaries. (Monographs of the Association for Asian Studies, Bd. 53.) Ann Arbor, Mich.: Association for Asian Studies 1997.
- Cornelius Kiley 1977„Uji and kabane in ancient Japan.“ Monumenta Nipponica 32/3 (1977), S. 365-376.
- Richard J. Miller 1974Ancient japanese nobility: The kabane ranking system. Berkeley: University of California Press 1974.
- Kabane カバネ (Stand: 2012/09/23). Aus: Wikipedia ウィキペディア (Wikimedia Foundation, seit 2003).
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.
- ↑ Miller 1974:2-3,21
- ↑ Kiley 1977:366
- ↑ Kiley 1977:367
- ↑ Aoki 1997:61-62
- ↑ Aoki 1997:109
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