Kogo shūi

Aus Kamigraphie
Version vom 18. Oktober 2021, 15:23 Uhr von Bescheid (Diskussion | Beiträge) (Textersetzung - „<!--Vorlage:P21 gelöscht-->[\s]*“ durch „“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seiten-Infobox
Themengruppe Primärquellen
Werktitel Kogo shūi 古語拾遺 („Anthologie alter Geschichten“)
Autor Inbe no Hironari 斎部広成
Entstehungszeit Heian-Zeit 平安時代, 807
Originaltext
  • Mizuho Iida (Hg.) 1986
    Kogo shūi: fu chūshaku. (Shintō taikei, kotenhen 5 神道大系古典編五.) Tokyo: Shintō Taikei Hensankai 1986. (Pdf enthält nur den ersten Teil des Bandes: Einleitung, Originaltext mit Anm. und kleine Zusatzartikel.)
  • Kogo shūi/Genbun 1
  • Kogo shūi/Genbun 2
Übersetzungen
  • Karl Florenz 1919
    Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
  • Genchi Katō, Hoshino Hikoshiro (Ü.) 1926
    Kogoshūi: Gleanings from ancient stories. Tokyo: Meiji Japan Society 1926. (Exzerpt, JHTI Version, Onlineversion.)
  • John R. Bentley 2002
    Historiographical trends in early Japan. New York: Edwin Mellen Press 2002.
  • Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Kogo shūi.

    Scholars of this later age should not trust legends that do not appear in such works as Nihongi, Kuji Hongi, and Kogo Shui. Even in these works there are stories that cannot be substantiated, so how much more doubtful is the authenticity of the tales found in other writings.

    Kitabatake Chikafusa, Jinnō shōtōki (c. 1340); Ü: Varley 1980, S. 50

    Das Kogo shūi 古語拾遺 ist japanische Mythologie und Geschichte „in a nutshell“. Es umfasst den Zeitraum von der Weltentstehung bis zu Shōmu Tennō 聖武天皇 (701–756, r.724–749), etwa 50 Jahre vor Abfassung des Textes, lässt allerdings viele in anderen Werken behandelte Einzelheiten beiseite. Wie das obige Zitat beweist, galt es im japanischen Mittelalter als eine von drei autoritativen Geschichtsquellen (neben dem Nihon shoki 日本書 und dem Sendai kuji hongi 先代旧事本紀).

    Kogo 古語 („alte Worte“) ist ein Schlüsselbegriff des Texts. Es geht nicht nur um alte Begebenheiten, es wird auch die Bedeutung bestimmter Begriffe in der „alten Zeit“ erläutert. Die Verschiebung des Begriffsinhalts ist für den Autor wichtig. (Seine Worterklärungen und Etymologien sollten aber nicht (immer) für bare Münze genommen werden.)

    Shūi 拾遺, wtl. „Auslese von Hinterlassenem“, ist ein in literarischen Titeln häufig verwendeter Terminus. Er zeigt an, dass innerhalb eines bereits bekannten Materials eine bewusste Auswahl getroffen wurde, kann also mit „Anthologie“ wiedergegeben werden.

    Autor und Entstehung

    Der Autor Inbe no Hironari 斎部広成, entstammt der Priesterfamilie der Inbe, welche traditionell damit beauftragt war, zusammen mit der Priesterfamilie Nakatomi 中臣 die höfischen Feste für Götter und Ahnen (saishi 祭祀) zu leiten. Aus Sicht der Inbe waren beide Familien Nachkommen von Göttern des gleichen Status und daher einander ebenbürtig. Allerdings wurde mit dem Jahr 807 die Priesterfamilie der Nakatomi deutlich mächtiger als die Inbe und bekam bei fast allen wichtigen Schreinfesten wichtigere Aufgaben zugeteilt.

    Das Kogo shūi wurde ähnlich wie Kojiki 古事記 (712) und Nihon shoki 日本書紀 (720)[1] in der Absicht herausgegeben, die eigene Machtposition zu sichern bzw. die Macht der Inbe Familie wiederherzustellen. Das Kogo shūi ist somit auch als eine Art Anklage zu betrachten. Das wird u.a. durch die Widmung des Textes an den regierenden Heizei Tennō (774–824, r. 806–809) unterstrichen. Aus der Tatsache, dass Hironaris Namen in der japanischen Geschichte nur als der Autor des Kogo shūi figuriert, lässt sich jedoch ablesen, dass die Abfassung des Kogo shūi wahrscheinlich nicht zur erhofften Wiederherstellung der Machtposition seiner Familie gereicht hat.

    Die Zeit der Abfassung des Textes lässt sich aus der genannten Widmung auf die Regierungszeit Heizeis (806–809) eingrenzen, ist aber nicht restlos geklärt.

    Inhalt

    Die einzelnen Abschnitte des Textes folgen im wesentlichen Kojiki und Nihon shoki, enthalten aber besondere Schwerpunkte und teilweise Abweichungen.

    Vorwort

    Inbe no Hironari erklärt seine Beweggründe für das Verfassen des vorliegenden Werkes (Kogo shūi). Er unterstellt schriftlich verfassten Werken, sie haben mit der Zeit ihren Inhalt verändert, bezweifelt aber nicht, dass es irgendwo in den offiziellen Archiven oder privaten Quellen die wahren Begebenheiten beschrieben gibt. Er möchte dem schon/noch bekannten Informationen hinzufügen, die in seiner Familie tradiert werden.

    Siehe Inbe für mehr Details.

    Urgötter

    Das Kogo shūi spricht von zwei Versionen:

    1. Am Anfang der Schöpfung steht das Götterpaar Izanagi 伊邪那岐命 und Izanami 伊邪那美命, welche Geschwister und Ehepaar zugleich sind. Sie erzeugen das Land Oho-ya-shima 大八島 und die verschiedensten Gottheiten. Auch die Sonnengottheit, die Mondgottheit und der Gott Susa no Wo 須佐之男 werden von ihnen erzeugt.
    2. Als Himmel und Erde sich trennen, entstehen die drei Himmelsgottheiten Ame no Minakanushi no Kami, Takamimusubi no Kami 高御産巣日 und Kamumimusubi no Mikoto 神産巣日神, welche als kakuri-mi no kami 隠身の神, was wörtlich „Gottheiten mit verborgenen, unsichtbaren Körpern“ bedeutet, bezeichnet werden.

    Anschließend geht Hironari auf zwei Urenkel des Gottes Takamimusubi ein: Ame no Oshihi, Ahnherr des Ōtomo-Klans und Ame no Futotama 太玉命, Ahnherr der Inbe. Diese Genealogie findet sich nur im Kogo shūi.

    Vgl. Izanagi und Izanami, Weltentstehung, Inbe, Ame no Futotama, Schöpfungsmythen und Genealogien

    Amaterasu und Susanoo

    Neben der Entstehung der beiden Gottheiten werden vorallem die Vorkommnisse, die vor Amaterasus Rückzug in die Felsenhöhle stattfanden, behandelt. Von besonderer Wichtigkeit sind dabei der Aufstieg von Susanoo in die Himmelsgefilde von Amaterasu 天照, wo sie gemeinsam weitere Gottheiten erzeugen, und die Untaten des Susanoo 須佐之男, die schließlich zum Auslöser dafür werden, dass Amaterasu sich zurückzieht.

    Vgl. Amaterasu und Susanoo

    Amaterasu in der Felsenhöhle

    Nachdem sich Amaterasu nach den frevelhaften Untaten ihres Bruders Susanoo in die Felsenhöhle (Ame no Iwato) zurückzieht, verschwindet das Licht und die Welt samt Himmel verdunkelt sich. Um die Sonnengöttin wieder aus ihrer Höhle herauszulocken, versammeln sich die Götter und stellen verschiedene Opfergaben her. Der Spiegel, die Krumm-Juwelen und weiche weiße und grüne Opfergaben, die an einen heiligen sakaki-Baum gehängt werden, finden sich dabei im Kogo Shūi sowie in den Kiki. Nur in einer Version des Nihon shoki ersetzt ein Sonnenspeer den Spiegel. Außerdem findet man in den Kiki noch die Erwähnung von krähenden Hähnen, die im Kogo shūi' weggelassen werden. Im Kogo shūi wird stattdessen ein Palast erbaut und zudem ein Hut, ein Speer und ein Schild hergestellt. Nach der Anfertigung der Opfergaben führt Ame no Uzume eine lächerliche Pantomime auf und Ame no Futotama hält eine Preisrede, woraufhin Amaterasu sich ins Freie begibt. Auch in den Kiki wird Uzumes Tanz als Pantomime beschrieben, nur das Kojiki ergänzt diese Beschreibung mit der Entblößung ihrer Brüste und Genitalien.

    Insgesamt geht das Kogo shūi besonders ausführlich auf die rituellen Einzelheiten der Szene ein.

    Siehe auch Ame no Iwato, Amaterasu in der Felsenhöhle, Ame no Uzume, Tanz der Ame no Uzume

    Susanoos Verbannung

    Nach seinen Untaten wird Susanoo no Mikoto von den Göttern eine Buße auferlegt, nach deren Absolvierung er verbannt wird. Er steigt vom Himmel herab und gelangt in das Land Izumo in der heutigen Präfektur Shimane, wo er die achtgabelige Schlange Yamata no Orochi 八又大蛇 tötet. In ihrem Schwanz er das Schwert Kusanagi und übergibt es seiner Schwester Amaterasu.

    Bevor er sich schließlich in die Unterwelt begibt, heiratet er die Tochter einer „Landes-Gottheit“ mit der er Ohonamuji zeugt.

    S.a. Susanoo, Untaten des Susanoo, Susanoos Verbannung, Yamata no Orochi

    Ohonamuji

    Oho-na-muji (Oho-mono-nushi no Kami, Oho-kuni nushi no Kami, Ohokuni dama no Kami der Prinz Yamata) und Gott Sukunabikona 少名毘古那 (Sohn des Taka-mi-musubino Mikoto und Medizingott) machten sich ans Werk Krankheiten zu heilen und bestimmten die Methode der Fortbeschwörung.

    S.a. Ōkuninushi

    Übergabe des Landes

    Die Göttin Amaterasu und Takamimusubi no Mikoto ziehen den Enkel Sume-mi-ma no Mikoto auf, um ihn zum Fürsten des „Mittellandes des üppigen Schilfgefildes“ zu machen. Deshalb schicken sie Futsunushi no Kami und Take-mika-dzuchi no Kami dorthin, um die (feindlichen) Gottheiten zu verjagen und das Land zur Ruhe zu bringen. Ohonamuji übergibt den Gottheiten den Land-Unterwerfungs-Speer und zieht mit seinem Sohn Kotoshiro-nushi davon. Danach töten die beiden himmlischen Götter die verbleibenden rebellischen Geister und Götter und erstatten Bericht.

    S.a. Kuniyuzuri

    Abstieg des Himmelsenkels

    Die Episode des Kogo shūi zum Abstieg des Himmelsenkels berichtet zunächst über die Abstammung Ninigis, der von einer Tochter Takamimusubis und Oshihomimi no mikoto gezeugt wurde — also Verbindungen zu beiden höchsten Himmelsgöttern hat. Ninigi sei seit seiner Geburt im Himmel von Amaterasu und Takamimusubi aufgezogen worden, um später das Land inmitten der Schilfgefilde (Japan bzw. die irdische Welt) zu beherrschen. Anschließend wird von der Befriedung des Schilfgefildes, bzw. von der Vertreibung Ōkuninushis大国主 und der Tötung anderer feindlicher Gottheiten berichtet (s.o.). Es folgt der Herrschaftsauftrag von Amaterasu und Takamimusubi an Ninigi, der mit vielen anderen Forderungen einher geht. Hier kommen auch einige weitere Gottheiten ins Spiel, die ihrerseits Anweisungen aus dem göttlichen Edikt der Himmelsherrscher erhalten. Es erfolgt zudem die Übergabe von zwei (!) göttlichen Throninsignien, sowie des Speers und der Juwelen. Der Abstieg ist von einem Zwischenfall mit dem Gott Sarutahiko 猿田彦 gekennzeichnet, in dem die Göttin Ame no Uzume nach ihrem Auftritt im Mythos um die Felsenhöhle wiederum eine zentrale Rolle erhält. Die Episode endet im Kogo shūi mit dem Hinweis, dass der Abstieg des Himmelsenkels genau dem entsprach, was zuvor befohlen wurde, und dass alle Gottheiten und ihre Nachkommen bis heute die ihnen zugeschriebenen Ämter verrichten.

    S.a. Der Abstieg des Himmelsenkels, Ninigi, Sanshu no jingi, Sarutahiko, Takamimusubi, Ame no Uzume

    Bergglück und Meerglück

    Im Kogo shūi beschränkt sich der Mythos um den Bergglückprinzen Howori und seinen älteren Bruder, den Meerglückprinzen Hoderi, auf den letzten Abschnitt dieser Episode, in den Kiki, nämlich die Geburt des Sohnes von Howori und Toyotama hime, Hiko Nagisatake Ugayafuki-ahezu no Mikoto.

    Toyotama-hime, Tochter des Meeresgottes Watatsumi, verlässt das Meeresgefilde, um ihr Kind, Hiko-Nagisa no Mikoto, an Land zu gebären. Zu diesem Zweck errichtet Hiko-ho no Mikoto (Howori) am Strand eine Geburtshütte. Anders als in den Kiki tritt in dieser Szene eine Gottheit namens Ame no Oshihito no Mikoto 天忍人命 auf, die in Zusammenhang mit dem kaiserlichen Hofbeamtentum (kunaishō 宮内省) steht. Bei der Geburt kehrt dieser Oshihito in die Geburtshütte eindringende Taschenkrebse (kani 蟹) mit einem Besen fort und legt Matten bzw. Teppiche aus. Er gilt als der Urahn der Kanimori 掃部, einer am kaiserlichen Hof dienenden Beamtenklasse, die sich außerhalb des Ritsuryō-Systems befand. Der Begriff kanimori 掃部 bedeutet laut Florenz Wegfeger-Behüter, kann aber wtl. genommen auch auf das gleichlautende Krabben-hüten (kani-mori 蟹-守) des Ame no Oshi-hito no Mikoto zurückgeführt werden. Zu den Tätigkeitsbereichen der Kanimori in der Behörde kamon-ryō (bzw. kanimori no tsukasa 掃部寮) zählten in erster Linie Verwaltung, Reinigung und Instandhaltung der Palastanlagen sowie die Organisation diverser Veranstaltungen. Ferner wurden sie bei Bedarf anderen Ämtern zugewiesen.

    Vgl. Ninigi, Bergglück und Meerglück, Jinmu Tennō

    Jinmu Tennō

    Im Gegensatz zu den Autoren der Kiki, handelt der Autor des Kogo shūi Jinmus Feldzug nach Osten in nur wenigen Sätzen ab. Einige der wichtigen Gefolgsleute und Widersacher in den Kiki, werden hier zwar auch erwähnt, aber meist nur in einem Satz abgehandelt, ohne auf ihre Taten einzugehen.

    Der Rest des Kogo shūi-Abschnitts ist eine Abhandlung über verschiedene Berufe, den Bau des Kaiserpalastes und die Ausführung von Ritualen, deren Ursprung in Jinmus Zeit verortet wird. Besonderes Augenmerk legt der Autor auf seine eigene Familie und deren Zweigfamilien.

    Sujin Tennō und Suinin Tennō

    Sujin Tennō

    In Kogo Shūi kommen nur zwei Episoden bezüglich Sujin Tennō vor:

    1. Episode mit den Throninsignien: Sujin Tennō fürchtet der Macht der Gottheiten (Amaterasu) fürchtet und möchte mit ihnen nicht im denselben Palast verbleiben.

    Er erteilt dem Inbe-shi den Auftrag, einen neuen Spiegel und ein Schwert den Gottheiten erstellen zu lassen. Danach versetzt er Amaterasu (=Spiegel) und das Kusanagi-Schwert in das Dorf Kasanuhi.

    2. Politische Taten von Sujin Tennō: Er bestimmt die Unterscheidung zwischen den himmlischen Schreinen und Irdischen Schreinen, und er führt erstmals ein Steuersystem ein.

    Vgl. Sujin Tennōs Rolle im Kogo Shūi

    Suinin Tennō

    In Kogo Shūi kommen nur zwei Episoden bezüglich Suinin Tennō vor (wobei Kogo shūi im Gegensatz zu Kiki auf seine Lebensgeschichte überhaupt nicht eingegeht):

    1. Suinin Tennō gibt seine zweite Tochter Yamato-hime no Mikoto den Auftrag, Amaterasu in reinlicher Enthaltsamkeit zu verehren, worauf nach der Anweisung der Gottheit ein Schrein für Amaterasu am Oberlaufe des Isuzu Flusses in der Provinz Ise errichtet wird. Daher baut er einen Enthaltsamkeits-Miya und ließ Yamato-hime no Mikoto darin wohnen. Diese Episode ist ganz offenbar eine Kurzfassung der Erzählung von Nihon shoki, wo die Suche von Yamato-hime nach dem Ort, wo der Schrein für Amaterasu gebaut werden soll, viel detaillierter beschrieben wird.

    Bogen, Pfeile und Schwerter werden den Göttern des Himmels und der Erde zum ersten Mal als Opfer dargebracht. Götterland und Götterhäuser wurden von neuem festgesetzt.

    2. Ama no Hiboko wandert in Japan ein. Er befindet sich vergöttlicht im Distrikte Izushi der Provinz Tajima, und sein Schrein wird zu einem Großen Schrein gemacht. In Kiki ist die Erwähnung von Ame no Hihoko in Izushi zu finden, aber dass er vergöttlicht wurde und einen Schrein hatte, ist vermutlich ein neu eingeflechteter Information in Kogo Shūi.

    Vgl. Sujin Tennōs Rolle im Kogo Shūi, Ise Schrein, Yamato Hime

    Keikō Tennō

    Die Textstelle, die in Kogo shūi der Regierungszeit von Keikō Tennō 景行天皇 gewidmet wird, ist im Vergleich zu Kiki sehr kurz:

    Während der Regierungszeit des Kaisers, der in dem Palast Hishiro in Makimuku [Keikō Tennō] verweilte, befiehlt der kaiserliche Hof den Prinz Yamato Takeru die Barbaren in den östlichen Gebieten zu unterwerfen. Bevor seinem Feldzug besuchte der Prinz Yamato Takeru den Ise Schrein, betete dort und verabschiedete sich von [seiner Tante] Yamato Hime. Bei dieser Gelegenheit gab ihm Yamato Hime das Schwert Kusanagi mit den Worten: „Sei verständig und wahre dich davor träge zu sein!“

    Der Prinz Yamato Takeru unterwarf die Rebellen und auf dem Rückweg nach Hauptstadt erreichte er das Land Owari. Er blieb in Owari und heiratete Miyazu Hime. Er verweilte dort lange Zeit und ließ das Schwert Kusanagi in ihrem [Miyazu Hime‘s] Haus. Als er den Berg Ibuki bestieg, wurde er von giftigen Dämpfen getötet. Das Schwert Kusanagi wird jetzt in dem Atsuta Schrein in der Provinz Owari aufbewahrt. Obwohl der Schrein ein solches Objekt besitzt, wurde dem Schrein kein spezieller Status gewährt.

    Kogo shūis Fokus liegt ganz offenbar bei dem Schwert Kusanagi. Die Feldzüge von Keikō Tennō werden ausgelassen und der Name Yamato Takeru wird ausschließlich an den Stellen erwähnt, wo das Schwert auftaucht. Ein gutes Beispiel ist die Anmerkung zu der Feld-Brand Episode, wo beschrieben wird, wie Kusanagi seinen Namen bekommt. Man erfährt nicht wie es zu dem Brand kam oder was mit Yamato Takeru nachher passiert. Auch der Eintrag, der das Geschehen zur Regierungszeit von Keikō Tennō beschreibt, wird auf Yamato Takerus Feldzug nach Osten und die Umstände, wie Kusanagi nach Atsuta Schrein in der Provinz Owari gelingt, subsumiert.

    Wie bereits bei der Entstehungsgeschichte des Kogo Shūi angedeutet, ist das Werk als eine Art Klagebericht zu betrachten, mit deren Hilfe der Autor die Rückerstattung der rituellen Funktion seiner Familie und ihre Teilnahme in verschiedenen zeremoniellen Aktivitäten anstrebte. Die Präsentation der Reichsinsignien – einer Kopie des Schwertes Kusanagi und des sakralen Spiegels bei der Thronbesteigungszeremonie gehörte zu einer der wichtigsten rituellen Aufgaben von Inbe und erklärt, warum Kusanagi in den Erzählungen, die in den Kiki den heroischen Taten und der persönlichen Geschichte von Yamato Takeru und Keikō Tennō gewidmet werden, in Hironari’s Version im Mittelpunkt steht.

    Am Ende des Abschnitts zu Keikō Tennō wird am angemerkt, dass dem Atsuta Schrein kein spezieller Status gewährt wurde, obwohl dieser einen so ‚heiligen‘ Gegenstand wie das Kusanagi Schwert besitzt. Dies wird auch in der „ersten Abweichung“ erwähnt, die darin besteht, dass dem Schwert Kusanagi keine Opfergaben dargebracht werden und dem Atsuta Schrein keine offiziellen Feiern angesetzt worden sind.

    Vgl. Yamato Hime, Kusanagi, Yamato Takeru im Kogo Shūi, Atsuta Schrein

    Jingū Kōgō, Ōjin Tennō, Richū Tennō

    Jingū, Ōjin und Richū wird im Kogo shūi je ein kurzer Absatz gewidmet, viel weniger als in den Kiki (v.a. Nihongi), dementsprechend auch nur meist mit minutiösen Diskrepanzen. Jingū wurde von den Gottheiten von Suminoe aufgesucht (im Text nicht näher genannt, aber es handelt sich um Uwazutsu-no-O, Nakazutsu-no-O und Sokozutsu-no-O) und hat nach ihrer Offenbarung das Königreich von Silla (je nach Übersetzung auch Shiragi genannt) erobert. Am Hof wurde sie dann von den drei Han (bzw. Kara) besucht – es geht um Stellvertreter der Königreiche Silla, Mahan und Paekche – wobei vor allem das letztere gegenüber Japan höchst loyal geblieben ist.

    Bei Ōjin Tennō 応神天皇 wird der chinesische Gelehrte Wang In erwähnt, der als Tribut von Paekche nach Japan gekommen ist und wurde zum Begründer der sogenannten Fumi no Obito.[2] Weiter sollte sich Yuzuki (bzw. Yutsuki), der „Ahnherr“ der Hada (no) Kimi[3] in Japan naturalisieren lassen, zusammen mit seinen zahlreichen Nachfolgern; ähnlich kam mit anderen Immigranten nach Japan auch Achi (no) Omi, Begründer der Aya (no) Atae – die Hata-, Aya- und Immigranten aus Paekche wurden in Japan naturalisiert. Hier erwähnt Hironari, dass diese Immigranten zwar außerordentlich zahlreich waren und für Japan auch nicht von geringer Bedeutung gewesen sind, diese wurde von dem Hof aber nicht wirklich anerkannt, wie auch ihre eigenen Schreine. In den Kiki wird dies nicht erwähnt.

    Während der Regierungszeit von Richū-Tennō wurde auch wegen dem Ausmaß von Tributen von den drei Han ein „Schatzhaus des Innern“ neben dem „Reinen (Imi) Schatzhaus“ errichtet. Mit Aufzeichnungen über Ein- und Ausgänge aus diesen Schatzkammern wurden Wang In und Achi no Omi beauftragt. Dem zufolge wurde auch ein „Schatzhaus-Be“ (Florenz) bzw. Kura Hitobe (Bentley) eingesetzt. Diese Erwähnung von den Schatzkammern ist zwar sehr kurz, aber immer noch länger als in den Kiki, wo nur die Information über deren Errichtung steht.

    Yūraku Tennō

    Die Familie der Hata wurde abhängig von anderen Familien, der Familienvorstand Sake no Kimi konnte jedoch auf die Unterstützung Yūrakus zählen. Zum Dank übergab Sake no Kimi seine Steuern in Form von hochwertiger Seide. Weil er damit den Hof des Palastes füllte, bekam er den Namen Uzumasa, was so viel bedeutet wie „zu vermehren und stapeln“. Da dieser Stoff sehr angenehm zu tragen war, erhielt der Familienname Hata/Hada die Bedeutung „Haut“.

    Hironari weißt darauf hin, dass auch der Griff des heiligen Schwertes in diese Seide gehüllt wird und die Hata als Gründer der Seideindustrie in Japan angesehen werden können.

    Die Steuerabgaben wurden mit der Zeit so groß, dass ein großes Schatzamt, unter der Leitung von Soga no Machi no Sukune, eingerichtet werden musste. Dieses teilte sich auf in:

    1. Imikura — Heiliges Schatzamt
    2. Uchikura — Schatzamt des kaiserlichen Hofes
    3. Ōkura — Großes Schatzamt

    Uchikura und Ōkura wurden von der Familie der Aya/Kan geleitet.

    Suiko Tennō, Kōtoku Tennō

    Über die Zeit Suiko Tennōs wird lediglich erwähnt, dass die Nachfahren von Futotama unwichtiger wurden, aber weiterhin kaiserliche Shintō Priester waren.

    Unter Kōtoku Tennōs Regentschaft wurde Sakashi[4] zum Chef der Shintō Priester am Hof ernannt. Dadurch war er zuständig für den Zensus der Prinzen und Prinzessinnen, Hofzeremonien, Heirat von Beamten, Prophezeiungen für den Kaiser, sowie die kaiserliche Regierung. Die Nachfahren der Inbe Familie verloren jedoch allmählich ihren Einfluss und wurden teilweise aus dem Amt enthoben, was zu der schwachen Position der Familie zu Zeiten Hironaris führte.

    (Imbe) Vgl. Suiko Tennō, Shōtoku Taishi

    Tenmu Tennō, Monmu Tennō

    Hironari bedauert, dass in der damaligen Revision der vererbbaren Titel in acht Ränge, die Inbe nur den dritten Rang (sukune) und ein kleineres Schwert erhielten. Den Nakatomi hingegen wurde ein größeres Schwert und der zweite Rang (asomi) zugesprochen. Laut Hironari wurde hier der geschichtliche Hintergrund der Familien zu wenig beachtet und die damals aktuelle Position am Hof war wichtiger. Den vierten Rang (imiki)[5] bekamen die Familien Hata, Aya und Fumi von Kudara zugesprochen.

    In der Taihō Ära[6] gab es zwar die ersten offiziellen Aufzeichnungen über die Shintō Gottheiten, diese waren jedoch unvollständig und die Riten waren noch nicht gut etabliert.

    Vgl. Kabane

    Shōmu Tennō

    Unter Shōmu Tennō gelangt der Buddhismus zu einer Hochblüte. Während dieser Zeit nutzen die Nakatomi laut Kogo shūi die Gelegenheit, um Einfluss auf den höfischen Kami-Kult zu nehmen.

    Siehe auch Priester (Kogo shūi), Shōmu Tennō

    Elf Abweichungen von alten Bräuchen

    Eine Art Resümee der nicht mehr „ordnungsgemäß“ durchgeführten Zeremonien, auf der Grundlage der vorigen Abschnitte.

    Siehe: Aufgaben der Priester (Kogo shūi)

    Schlusswort

    Hironari vergleicht die unsichtbaren Götter mit nicht vorhandenem Eis für ein Insekt im Sommer. Weil etwas nicht sichtbar ist, heißt es nicht, das es nicht existiert. Seiner Meinung nach müssen die alten Bräuche reformiert werden. Er deutet an, wen dies nicht passiert, kommt er als Rachegeist zurück.

    Siehe Inbe für mehr Details.

    Verweise

    Verwandte Themen

    Literatur

    • Michael Como 2005
      „Silkworms and consorts in Nara Japan.“ Asian Folklore Studies 64 (2005), S. 111–131.
    • Michael Como 2009
      Weaving and binding: Immigrant gods and female immortals in ancient Japan. Honolulu: University of Hawai'i Press 2009.
    • Isomae Jun'ichi 2009
      Japanese mythology: Hermeneutics on scripture. London: Equinox 2009. (Ü. von Mukund Subramanian, Exzerpt.)
    • Claude Lévi-Strauss 2012
      Die andere Seite des Mondes: Schriften über Japan. Berlin: Suhrkamp 2012. (Sehr anregende Essays, v.a. zur japanischen Mythologie.)
    • Nelly Naumann 1996
      Die Mythen des alten Japan. München: Beck 1996. (Exzerpt.)
    • Herman Ooms 2009
      Imperial politics and symbolics in ancient Japan: The Tenmu dynasty, 650 - 800. Honolulu: University of Hawai'i Press 2009.
    • Joan Piggott 1997
      The emergence of Japanese kingship. Stanford, CA: Stanford University Press 1997. (IB: 0970 PIGG.)
    • Mark Teeuwen 2007
      „Sendai kuji hongi: Authentic myths or forged history?“ Monumenta Nipponica 62/1 (2007), S. 87–96. (Rezensionsartikel.)

    Internetquellen

    Allgemeine Einführungen

    Datenbank japanischer Primärquellen

    Zur kritischen Reflexion

    Quellen, deren Kenntnisstand dieser Lehrveranstaltung nicht (mehr) angemessen ist:

    Letzte Überprüfung der Linkadressen: 2021/08/19

    Fußnoten

    1. Tenmu Tennō (r. 673–689) beauftragte persönlich die Herausgabe von Kojiki und Nihon shoki, um mittels dieser zwei Geschichtsbücher das Regierungsrecht des Tennō zu rechtfertigen.
    2. Florenz: „Häuptlinge der Schreiberei“
    3. bzw. Hata; Emigrantenfamilien von Webern aus China
    4. Mitglied der Inbe Familie mit dem Hofrang Obito.
    5. lt. Hironari von imikura, dem heiligen Schatz
    6. 697–707, Regentschaft Monmu Tennōs