Mythen/Daemonen/Tengu: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 6. August 2020, 17:24 Uhr
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Auf dieser Seite werden tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] als die viel·leicht prominen·testen Ver·treter der yōkai [yōkai (jap.) 妖怪 Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster] vor·ge·stellt. Der Begriff yōkai entspricht in etwa dem deutschen „Fabel·wesen“, doch werden manch·mal auch real existie·rende Tier·arten, denen magische Fähig·keiten zuge·sprochen werden — etwa die Füchse oder die tanuki [tanuki (jap.) 狸 Tanuki; Marderhund] — zu den yōkai gezählt. Während die tieri·schen yōkai auf anderen Seiten dieses Kapitels bespro·chen werden, geht es auf dieser Seite um den tengu als ein Fabel·wesen mit sehr men·schen·ähn·lichen Zügen, das die gesamte Band·breite dieser Geister·kategorie ver·an·schau·licht: Vom gefürch·teten Monster bis zum Ver·ehrungs·gegen·stand von Tempeln und Schreinen.
Wada Yoshio, 2002 (mit freundlicher Genehmigung).
Wortbedeutung
Tengu bedeutet wtl. „Him·mels·hund“, doch mit Hunden haben diese geflügel·ten Wesen wenig zu tun. Die Be·zeich·nung leitet sich vom Chine·si·schen tiangou [tiangou (chin.) 天狗 wtl. Himmelshund; mythol. Gestalt der chin. Kosmologie, Namensgeber des japanischen tengu] ab und bezog sich ur·sprüng·lich auf uner·klär·liche Him·mels·er·schei·nun·gen wie z.B. Kometen oder Sonnen·fin·ster·nisse, die einem schwar·zen „Him·melshund“ zu·ge·schrieben wur·den. In dieser Bedeu·tung findet sich der Begriff tengu auch schon im japa·nischen Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)] (720). Tengu mit den heute be·kannten Charak·teris·tika treten aller·dings erst Ende der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit in Er·schei·nung. Wie sich die Transfor·mation des chinesi·schen Him·melshun·des in diese spezi·fisch ja·pa·nische Gestalt vollzog, ist weit·gehend un·klar. Zweifel·los haben auch Mythen- und Sagen·motive, die ur·sprüng·lich nichts mit dem chine·si·schen tiangou zu tun hatten, zu seiner Ent·stehung bei·getragen.
Äußerliche Merkmale
Vorlage:Sidebox3 Japanische tengu treten in zwei Haupt·varian·ten auf: Lang·nasen-tengu und Krähen-tengu. Beide besit·zen einen men·schlichen Körper und können fliegen bzw. sich augen·blick·lich von einem Ort zum anderen „beamen“. Für ge·wöhn·lich tragen auch beide Arten von tengu die traditio·nelle Tracht der Berg·as·keten (yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]), mit denen sie eine ge·mein·same Begabung für magische Künste ver·bin·det. Ähnlich wie die yamabushi sind tengu immer eher un·heim·lich, dabei aber nicht not·wen·diger·weise böse oder arglistig.
Langnasen tengu
kuusounomori.sakura, jp.
Langnasen-tengu werden auf Japanisch oft als Groß-tengu, Krähen-tengu da·gegen als Klein-tengu be·zeich·net. Lang·nasen-tengu scheinen dem·nach eine höhere Kaste inner·halb der tengu-Ge·sell·schaft zu bilden. Was als erstes an ihnen auf·fällt, ist die phal·lische Form ihrer Nase. Dass diese in der Tat sexu·elle Asso·zia·tionen weckte, lässt sich u.a. an shunga [shunga (jap.) 春画 wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen]-Bildern (siehe tengu Motive) der Edo-Zeit erken·nen, doch wird diese Asso·zia·tion im ja·pa·nischen Kontext nicht als obszön empfun·den. Ähnlich wie im Fall des Glücks·got·tes Fukurokuju [Fukurokuju (jap.) 福禄寿 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] wird der Phallus eher als Symbol der Frucht·bar·keit oder all·gemein des Glücks ver·stan·den. Auf·grund dieser Logik waren Phallus-Kulte und phal·lische reli·giöse Sym·bolis·men im vor·moder·nen Japan weit verbreitet.
Vorlage:Sidebox3 Die lange Nase und das rote Gesicht des tengu legen weiter die Ver·mu·tung nahe, dass sich seine Ge·stalt auf das Bild der Europäer in Japan zurück·füh·ren lässt. Doch gab es den lang·nasigen tengu bereits vor dem 16. Jahr·hun·dert, als es in Japan zur inten·siven Kon·takt·nahme mit europä·ischen Händlern und Mis·sionaren kam. Mög·licher·weise wurden die Lang·nasen-tengu aber dem Er·schei·nungs·bild der „südlichen Barbaren“ (wie die Europäer in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit genannt wurden) angepasst.
Schließ·lich könnte die Nase der tengu auch einfach aus dem Schnabel ent·stan·den sein, mit dem die frühes·ten tengu-Ge·stal·ten aus·gestat·tet sind und der wiede·rum mit ihren Flug·kün·sten in Ver·bin·dung steht.
Krähen-tengu
Werk von Kaihō Yūtoku. Späte Edo-Zeit, 19. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 234.
Vorlage:Sidebox3 In Indien gibt es die Gestalt des Vogel·menschen Garuda [Garuḍa (skt.) गरुड Vogelmensch (jap. karura 迦楼羅)], die mit dem Bud·dhis·mus auch in Japan bekannt wurde. Garudas sind halb gött·liche, halb tierische Wesen mit großen Zauber·kräf·ten, ähnlich den Schlan·gen (in Indien als naga [nāga (skt.) नाग „Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)]-Gott·heiten verehrt), mit denen sie eine er·bit·terte Feindschaft ver·bin·det.
In der ältesten Theater·kunst Japans, dem höfischen gigaku [gigaku (jap.) 伎楽 Masken/Tanz-Theater, das im 7. Jh. aus China über Korea nach Japan gelangte], werden u.a. Garuda Masken (jap. karura [karura (jap.) 迦楼羅 Vogelmensch; von skt. garuda]) ver·wen·det. Nach·dem diese durch·aus Ähn·lich·keiten mit späteren tengu-Dar·stel·lun·gen haben, ist es denkbar, dass zwischen diesen Fabel·wesen ein Zu·sam·men·hang besteht. Frühe bildliche tengu-Dar·stel·lun·gen (etwa die des diabolischen Zegai-bō, s.u.) zeigen jeden·falls einen Krähen-tengu. Erst später setzte sich die Auf·fas·sung durch, dass nur die min·deren tengu vogel·gestal·tig seien. Gleich·zeitig sollen alle tengu aus Eiern schlüp·fen.
Tengu und Mönche
Kamakura-Zeit, 1296. Cultural Heritage Online.
Muromachi-Zeit, 1354. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 221.
Tengu gehören nicht allein ins Reich der Märchen und Sagen, son·dern spielen auch in religiösen Legen·den eine wich·tige Rolle. Die frühes·ten tengu-Legen·den aus dem Konjaku monogatari [Konjaku monogatari (jap.) 今昔物語 „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext] han·deln zumeist von bud·dhis·tischen Mönchen, die vom rechten Weg ab·kom·men um schließ·lich zu tengu zu werden, oder von tengu, die ver·suchen Mönche vom rich·tigen Weg ab·zu·brin·gen. In anderen Quel·len, etwa dem Tengu zōshi (1296), er·scheint die Exis·tenz eines tengu als kar·mische Kon·sequenz über·mäßiger klerikaler Arroganz.1 Tengu reflek·tieren somit ein ambivalen·tes Bild des bud·dhis·tischen Klerus und bilden beson·ders in der Blüte·zeit des ja·pa·nischen Bud·dhis·mus, im Mit·telal·ter, eine Projek·tions·fläche für die Kritik am bud·dhis·tischen Mönchs·stand. Es gibt aber auch Legen·den von Adeligen und Kaisern, die auf·grund ihres Hoch·muts als tengu enden. Vor allem das Krieger·epos Taiheiki [Taiheiki (jap.) 太平記 Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof] weiß zahl·reiche Episoden zu be·richten, laut denen ins·besondere der ambitionierte, aber letztlich erfolglose Tennō Go-Daigo [Go-Daigo (jap.) 後醍醐 1288–1339 (r. 1318–1339); Tennō der späten Kamakura-Zeit, der versuchte, die pol. Autorität des Kaiserhofes wieder herzustellen.] und viele Krieger und Mönche um ihn zu tengu wurden und in dieser Form nach ihrem Tod für Unruhe im Land sorgten.
Der berühmte Feldherr Minamoto no Yoshitsune (1159–1189) war Halbwaise und verbrachte seine Kindheit im Tempel Kurama nördlich von Kyōto, in dessen Nähe der tengu Sōjōbō gehaust haben und Yoshitsune (bzw. Ushiwakamaro, wie er als Kind hieß) in der Kunst des Schwertkampfs zur Perfektion gebracht haben soll. Yoshitsune ist einer der beliebtesten Helden Japans. Das Motiv seines Schwerttrainings bei den tengu wurde von den ukiyo-e-Künstlern der Edo Zeit häufig dargestellt.
Werk von Utagawa Kunitsuna (1805–1868). Edo-Zeit. Bildquelle: Karasu Tengu.
Im Lauf der Zeit festigte sich die Assozia·tiation der tengu mit den be·reits erwähn·ten yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]. In vielen Legen·den ist die Trenn·linie zwischen diesen stets ein wenig un·heim·lichen Bergas·keten und den tengu kaum zu ziehen. Seit der Edo-Zeit werden die tengu üb·licher·weise auch in der Tracht der yamabushi, er·kenn·bar an der charak·teris·tischen Kopf·be·deckung, dar·ge·stellt. Durch die Assoziation mit den yamabushi rückte offen·bar die Iden·tifikation von tengu und hoch·ran·gigen Klerikern in den Hin·ter·grund. Dagegen können yamabushi-artige tengu auch positive Züge an·neh·men, vor allem dann, wenn sie analog zu den Bergas·keten als tüch·tige Käm·pfer und Meister der Kriegs·künste auf·treten. So soll etwa einer der be·rühm·tes·ten japanischen Helden, Minamoto no Yoshitsune [Minamoto no Yoshitsune (jap.) 源義経 1159–1189; japanischer Feldherr und Halbbruder von Minamoto no Yoritomo], in seiner Jugend die Kunst des Schwertkam·pfes von einem tengu namens Sōjōbō [Sōjōbō (jap.) 僧正坊 wtl. in etwa „Erzabt“; der buddhistische Titel ist aber in erster Line als Eigennamen eines tengu-Königs bekannt; Minamoto no Yoshitsune soll von diesem tengu die Kunst des Schwertkampfes erlernt haben] er·lernt haben. Der Namen bedeutet wörtlich nichts anderes als „Abt-Mönch“ und es mag sein, dass eine Art yamabushi den his·torischen Kern dieser Legende bildet.
Tengu-artige Gottheiten
Immer wieder stößt man in Tempeln und Schreinen auf tengu-Abbildungen. Im All·ge·meinen han·delt es sich bei der·artigen religiösen Gebäuden um Kult·stät·ten des Shugendō [Shugendō (jap.) 修験道 gemischt-rel. Bergkult, Orden der yamabushi], des spezifischen Kults der yamabushi. Die yamabushi wurden also nicht nur mit tengu assoziiert, sie ver·ehrten ihrer·seits auch Gottheiten in tengu-Gestalt.
Izuna Gongen
Der Takao-san [Takao-san (jap.) 高尾山 Berg Takao, rel. Zentrum im Westen Tōkyōs], ein Berg am östlichen Stadtrand Tōkyōs, ist eines dieser tradi·tionel·len Zentren des Shugendō. Es gibt hier sowohl einen Tempel als auch einen Schrein, in dem die Gottheit Izuna Gongen [Izuna Gongen (jap.) 飯縄権現 Gottheit in tengu-Gestalt] verehrt wird.
Bildquelle: Informationsbroschüre des Takao-san
Izuna Gongen erscheint auf den Talismanen (o-fuda [o-fuda (jap.) お札 Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;]) von Takao in Gestalt eines karasu tengu, der auf einem weißen Fuchs reitet. Schwert, Schild und Flam·men·nim·bus erin·nern an Fudō Myōō [Fudō Myōō (jap.) 不動明王 prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“], der ja tat·säch·lich auch im Shugendō eine zen·trale Rolle spielt. Zu·dem deutet das fuchs·artige Reit·tier (das in der japanischen Folklore übrigens auch unter dem Namen Izuna auf·taucht) auf eine Ver·bin·dung mit Inari/Dakini hin. Ver·schiedene eso·te·rische Gott·heiten wurden also mit der Ges·talt des tengu zu einer neuen Gottheit ver·schmol·zen. Ganz ähnliche kombi·nierte Gott·heiten finden sich im Shugendō auch unter anderen Namen, etwa unter der Be·zeich·nung Akiba Gongen (s. Abb. rechts). Viele dieser Shugen·dō-Götter standen im übrigen mit Schulen der Kriegs·künste und magischen Kampf·tech·niken in Ver·bin·dung, die wiederum von den yamabushi betrieben wurden.
Sarutahiko
Werk von Totoya Hokkei (1780–1850). Edo-Zeit, 1820er Jahre. Museum of Fine Arts, Boston.
In den alten Mythen begegnen wir der Gott·heit Sarutahiko [Sarutahiko (jap.) 猿田彦 Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt], einem wilden Gesel·len, der dem Tross des vom Himmel herab·steigen·den Enkels der Son·nen·gottheit (Ninigi [Ninigi (jap.) 瓊瓊杵 mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus]) einigen Respekt einflößt, sich aber schließ·lich als Führer anbietet und dafür die Göt·tin Ame no Uzume [Ame no Uzume (jap.) 天鈿女/天宇受賣 mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters] zur Gattin erhält. Er ist laut Be·schrei·bung des Nihon shoki von hühnen·haf·ter Gestalt und hat eine sieben-Hand-lange Nase. Auf rezen·ten Ab·bil·dun·gen (z.B. Abb. rechts) wird er meist in tengu-Gestalt dar·ge·stellt. Auch in Schrein·festen zu Ehren Sarutahikos wird er durch Tänzer mit tengu-Masken repräsen·tiert. Durch seine mytho·logische Rolle als wege·kun·diger Führer bot sich Sarutahiko über·dies als Iden·tifikations·figur für die zahl·reichen lokalen „Wegegöt·ter“ (dōsojin [dōsojin (jap.) 道祖神 Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form]) an, die es vor allem in vor·moder·ner Zeit gab. Diese Wege·göt·ter stehen wiederum häufig im Zentrum von Phalluskulten, was viel·leicht wieder Sarutahikos lange Nase erklärt. Es gibt, mit einem Wort, ein Viel·zahl von mög·lichen Bezie·hun·gen zwischen Bergkul·ten, Wegegöt·tern und Frucht·bar·keits·riten und sogar Kriegskün·sten einer·seits sowie Saru·tahiko und den tengu anderer·seits. Dass all diese Figuren und Kulte im Laufe der Zeit mit·ein·ander assoziiert wurden, steht außer Zweifel. Es besteht jedoch keine Über·ein·stim·mung darüber, wie sich diese Asso·ziationen his·torisch ent·wickel·ten.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Die Kritik scheint sich an einem Konflikt zwischen dem mächtigen Ex·kaiser Goshirakawa und den Mönchen des Tempelberges Hiei-zan entzündet zu haben. Goshirakawa hatte nämlich vor, sich im Kon·kurrenz·tempel Mii-dera einer eso·te·rischen Weihe zu unterziehen. Berg Hiei drohte daraufhin, in diesem Fall den Miidera militärisch zu erobern und zu zerstören. Goshirakawa verzichtete daher auf eine Weihe im Miidera. Spätere Quellen berichten im Anschluss an diese Be·ge·ben·heiten von einer mystischen Zu·sam·men·kunft zwischen dem Exkaiser und einer Gott·heit der Dichtung, Sumiyoshi Daimyōjin. Laut diesen Geschichten setzte Sumiyoshi dem Exkaiser auseinander, dass alle Ober·häupter der führenden Schulen im Grunde „Himmelsdämonen“ seien, die man geläufig als tengu bezeichnet. Grund dafür seien Arroganz und Hoch·mut der Kleriker. Auch er selbst, der Exkaiser, hätte sich dieses Hochmuts schuldig gemacht und stehe daher unter dem Einfluss von Dämonen. Goshirakawa soll sich daraufhin dem schlichten Glauben an Amida zugewandt haben (Abe 2002, S. 215). Diese Geschichte fand in diverse mittel·alter·liche Werke Eingang, u.a. ins Tengu zōshi und in eine Version des Heike monogatari. Frühere Autoren assozieren amidistische Mönche wie Hōnen mit jenen Tengu, die Go-Shirakawa umgaben (Abe 2002, S. 220).
Internetquellen
- Tengu (en.)
Ausführliche Darstellung auf Wikipedia. - Tengu, the Slayer of Vanity, Mark Schumacher (en.)
Tengu - Seite von A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary. - Izuna Gongen, Itō Satoshi (en.)
Artikel zu Izuna Gongen in der Encyclodedia of Shinto. - Gazu hyakki yakō (jap.)
Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia. Über Wikipedia Japan sind die Illustrationen aller vier Bände zu betrachten. - The Obakemono Project, S.H. Morgan (en.)
Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert. (Zugang über Internet-Archive [2016/9/20].)
Literatur
Bilder
- ^ Riesen-tengu am Eingang der Tempelanlage von Kurama im Norden Kyōtos, wo sich u.a. ein traditionelles Zentrum des tengu-Glaubens befindet.
Wada Yoshio, 2002 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Dieser tengu ist mit einem typischen Emblem ausgestattet: Ein magischer Fächer aus Federn. Außerdem trägt er das Gewand eines Bergasketen (yamabushi).
20. Jh. Bildquelle: unbekannt. - ^ Maske des tengu-artigen Gottes Sarutahiko bei einer religiösen Tanzperformance (kagura).
kuusounomori.sakura, jp. - ^ Tengu in der Kleidung eines Kriegermönchs, auf einem Wildschwein reitend.
Der dargestellte tengu ist wahrscheinlich Tarōbō, ein berühmter tengu, der auf dem Berg Asago im Westen Kyōtos wohnte und der Sage nach häufig die „tengu-Kiefer“ (tengu no matsu), die sich auf dem Tempelgelände befand, aufsuchte, um sich auszuruhen. Der Tempel Sairin-ji, von dem dieses Bild stammt, ist eng mit dem Shugendō, dem Glauben der yamabushi, verbunden.
Werk von Kaihō Yūtoku. Späte Edo-Zeit, 19. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 234. - ^ Krähen-Tengu (karasu tengu) in modernem Design.
Bildquelle: thetengu.com, offline.
- ^ Die versammelten Mönche aus verschiedenen Schulen des mittelalterlichen Buddhismus sind durch ihre Schnäbel als Tengus zu erkennen. Das Tengu zōshi bringt in seinen Lehrerzählungen das Tenguwesen mit den typischen Verfehlungen des Mönchsstandes, vor allem Arroganz und Hochmut, in Zusammenhang.
Kamakura-Zeit, 1296. Cultural Heritage Online. - ^ Gefangennahme und Züchtigung des Zegaibō, eines tengu aus China, durch Tempelknaben auf Berg Hiei. Illustration einer mittelalterlichen Legende, die von einem chinesischen tengu erzählt, der im Jahr 966 Japan besucht, um sich hier mit den wunderkräftigsten Mönchen auf Berg Hiei zu messen. Er erleidet dabei drei mal hintereinander herbe Demütigungen. Schließlich erbarmen sich japanische tengu ihres Kollegen, pflegen ihn gesund und schicken ihn zurück nach China.
Muromachi-Zeit, 1354. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 221. - ^ Tengu-Meister Sōjōbō beobachtet die Fortschritte seines Schützlings Ushiwakamaru (Minamoto no Yoshitsune), der sich in der Schwertkunst (Holzschwert) mit jungen Krähen-tengu misst.
Der berühmte Feldherr Minamoto no Yoshitsune (1159–1189) war Halbwaise und verbrachte seine Kindheit im Tempel Kurama nördlich von Kyōto, in dessen Nähe der tengu Sōjōbō gehaust haben und Yoshitsune (bzw. Ushiwakamaro, wie er als Kind hieß) in der Kunst des Schwertkampfs zur Perfektion gebracht haben soll. Yoshitsune ist einer der beliebtesten Helden Japans. Das Motiv seines Schwerttrainings bei den tengu wurde von den ukiyo-e-Künstlern der Edo Zeit häufig dargestellt.
Werk von Utagawa Kunitsuna (1805–1868). Edo-Zeit. Bildquelle: Karasu Tengu. - ^ Der mythologische Gott Sarutahiko mit tengu-ähnlicher Nase und dem Gewand eines yamabushi. Das Bild erschien in einer Serie von Illustrationen zu Amaterasus Austritt aus der Höhle (daher auch Hahn und Henne), obwohl Sarutahiko im ursprünglichen Mythos damit gar nichts zu tun hat. Siehe auch Ame no Uzume.
Werk von Totoya Hokkei (1780–1850). Edo-Zeit, 1820er Jahre. Museum of Fine Arts, Boston.
Glossar
- Akiba Gongen 秋葉権現 ^ Gottheit des Berges Akiha, ein Shugendō-Zentrum im heutigen Shizuoka; hat die Gestalt eines tengu
- Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 ^ mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
- Fukurokuju 福禄寿 ^ Glücksgott, Gott des Langen Lebens
- Go-Shirakawa Tennō 後白河天皇 ^ 1127–1192; 77. Kaiser von Japan (r. 1155–1158); stellte vor allem als Exkaiser im Mönchsstand ein wichtiges politisches Gegengewicht zu den Diktatoren Taira no Kiyomori und Minamoto no Yoritomo dar
- Konjaku monogatari 今昔物語 ^ „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext
- Minamoto no Yoshitsune 源義経 ^ 1159–1189; japanischer Feldherr und Halbbruder von Minamoto no Yoritomo
- Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
- Sōjōbō 僧正坊 ^ wtl. in etwa „Erzabt“; der buddhistische Titel ist aber in erster Line als Eigennamen eines tengu-Königs bekannt; Minamoto no Yoshitsune soll von diesem tengu die Kunst des Schwertkampfes erlernt haben
- Tengu zōshi 天狗草紙 ^ fragmentarisch erhaltene Bildrolle aus der Kamakura-Zeit (1296), in deren Mittelpunkt als tengu dargestellte, unmoralische Mönche stehen