Mythen/Imaginaere Tiere: Unterschied zwischen den Versionen
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In vielen Mythen·kreisen der Welt steht die Schlange als Herrscherin des Wassers dem Vogel bzw. dem Adler als Be·herrscher des Himmels oder des Feuers gegen·über. In Indien ist dieser Gegensatz besonders stark aus·geprägt. Hier gibt es den Vogel·menschen {{skt:Garuda}}, der den erwähnten ''nāga'' — also den Schlangen·wesen — in ewiger Feind·schaft gegen·über·steht. In China und Japan ist dieser Gegen·satz nicht besonders präsent, vielleicht weil die Figur des Drachens zu über·mächtig ist und selbst viele Eigen·schaften von Vögeln besitzt. Der indische Vogel·mensch Garuda scheint jedoch in der Sagen·figur des japanischen {{g|Tengu}} einen Verwandten zu haben. | In vielen Mythen·kreisen der Welt steht die Schlange als Herrscherin des Wassers dem Vogel bzw. dem Adler als Be·herrscher des Himmels oder des Feuers gegen·über. In Indien ist dieser Gegensatz besonders stark aus·geprägt. Hier gibt es den Vogel·menschen {{skt:Garuda}}, der den erwähnten ''nāga'' — also den Schlangen·wesen — in ewiger Feind·schaft gegen·über·steht. In China und Japan ist dieser Gegen·satz nicht besonders präsent, vielleicht weil die Figur des Drachens zu über·mächtig ist und selbst viele Eigen·schaften von Vögeln besitzt. Der indische Vogel·mensch Garuda scheint jedoch in der Sagen·figur des japanischen {{g|Tengu}} einen Verwandten zu haben. | ||
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Version vom 26. März 2020, 18:01 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Imaginaere_Tiere.
Tiere können sowohl im japani·schen Buddhismus [bukkyō (jap.) 仏教 Lehre des Buddha, Buddhismus] als auch im Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami] religiös ver·ehrt werden. Dabei tauchen in der reli·giösen Vor·stel·lungs·welt Japans neben den realen Tieren auch zahl·reiche mythische Fabelwesen auf. Es sind zumeist aus ver·schie·denen bekannten Tieren zusam·men·gesetzte „Übertiere“, sie werden aber aus religiöser Sicht ebenso als real emp·funden. Imaginäre Tiere, allen voran die Drachen, sind lediglich seltener als die anderen Arten. Diese Selten·heit korres·pondiert mit den besonderen Mächten und Fähigkeiten, die ihnen zuge·sprochen werden.
Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Bildquelle: Art History Strolls, Taiwan.
Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Tokyo National Museum.
Vorlage:Sidebox3 Die imagi·nären Tiere, die auf dieser Seite vorgestellt werden, beruhen zumeist auf chine·sischen Vorbildern. Sie galten in China und in allen chinesisch beein·flussten vormo·dernen Kulturen als die oberste Klasse des Tierreichs und waren den normalen Menschen überlegen. Sie wurden grund·sätzlich als positive Figuren angesehen und als Glücks·bringer verehrt.
Auch realen Tieren wurden im übrigen über·natürliche Eigen·schaften zuge·schrieben, sodass die Grenzen zwischen imagi·nären und realen Tieren im Grunde genommen fließend sind. So verfügen z.B. Füchse und tanuki über die Fähigkeit, vorüber·gehend eine menschliche Gestalt anzunehmen.
Es gibt natürlich auch andere, eher bedrohliche imaginäre Wesen, die als Gespenster oder
Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
einzustufen sind. Diese werden aber nicht hier, sondern auf den Seiten tengu und oni genauer behandelt.
Drachen und Schlangen
Drachen (ryū [ryū (jap.) 竜/龍 Drache; schlangenähnliches imaginäres Tier mit großer Affinität zum Wasser]) kombinieren äußerlich die anato·mischen Stärken aller möglichen Tiere: Die Schuppen von Fischen und Schlangen, die Klauen und Flügel von Vögeln, die Zähne und Pranken von Tigern, außerdem Hörner, Fühler, usw. Manche Drachen können auch mensch·liche Gestalt annehmen.
Auf dem Meeres·boden steht der Palast (
Drachenpalast; mythologischer Ort am Meeresgrund
Der Begriff „Ryūgū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) des Drachen·königs. Ein Urenkel der Sonnen·gottheit suchte einst diesen Drachenpalast auf, verliebte sich in eine Tochter des Drachen·königs, heiratete sie und nahm sie mit auf die Erde. Als er sie aber während der Geburt des ge·mein·samen Kindes in Drachen·gestalt er·blickte, zog sich die Drachen·tochter beschämt und ent·rüstet wieder ins Meer zurück. Ihr Sohn aber blieb auf Erden. Einer seiner Enkel war
wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
Der Begriff „Jinmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der erste japa·ni·sche „Kaiser“. Die
jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
Der Begriff „Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Familie zählt somit nicht nur die Son·nen·gott·heit, son·dern auch den Dra·chen·gott zu ihren Ahnen (mehr dazu: Göt·ter·mythen, Teil 2).
Chinesische Drachen
Die Bluts·verwandt·schaft von Kaiserhaus und Drachen ist kein Zufall. Chine·si·schen Mythen zufolge stellt der Drache seit dem legen·dären Gelben Kaiser, Huangdi [Huangdi (chin.) 黃帝 „Gelber Kaiser“; legendäre Regierungsdaten 2698–2598; Kulturheroe und mytholog. Reichsgründer Chinas], das Sym·bol·tier der kaiser·lichen Herr·schaft dar (ähn·lich wie in Europa der Adler). Die Le·gende der drachen·artigen Vor·fahren des Tennō ent·stand also höchst·wahr·schein·lich aus dem Be·dürfnis, dieses be·deu·tungs·volle Sym·bol·tier auch für das japa·nische Herr·scher·haus zu in·stru·men·tali·sieren.
Der Drache ist außer·dem das be·vor·zugte Tier der Zwölf Tier·kreis·zeichen (jūni shi [jūni shi (jap.) 十二支 Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)]) des chine·si·schen Kalen·ders (der auch in Japan Geltung hat). Und auch die vier Himmels·rich·tun·gen werden nach einer chine·sischen Auf·fas·sung von Drachen be·herrscht (nach einer anderen Auf·fas·sung wird aller·dings nur der Osten von einem blauen Drachen re·prä·sen·tiert).
Laotse als Drache
Der Drache wurde im alten China — und wohl auch in Japan — zwar als real exis·tieren·des Tier aufge·fasst, er unter·schied sich aber von „nor·malen“ Tieren. Dies wird z.B. durch eine alte Le·gen·de il·lus·triert, laut der Konfuzius [Kong Zi (chin.) 孔子 verm. 551–479 v.u.Z.; chin. Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie; der latinisierte Name „Konfuzius“ (eine Kreation der Jesuiten des 16. Jh.s) leitet sich ab von Kong Fu Zi 孔夫子 (wtl. Lehrmeister Kong); auch bekannt unter seinem Geburtsnamen Kong Qiu 孔丘], als er von seinem ersten und ein·zigen Tref·fen mittrad. Schreibung: Laotse; Lao Tse, Lao-tzu; wtl. „alter Knabe“; legendärer Philosoph und Begründer des Daoismus
Der Begriff „Laozi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
zu·rück·kehrte, seinen Ein·druck des mys·te·riö·sen Weisen fol·gen·der·maßen schil·derte:
- Ich weiß, dass Vögel fliegen, dass Fische schwimmen und Wild laufen kann. Und was rennt, kann man zu·sam·men·trei·ben, was schwimmt, ist mit Netzen zu fan·gen und für das, was fliegt, kann man Pfeile be·nut·zen. Was aber den Drachen be·trifft, der auf Wind und Wolken reitet, so weiß ich nicht, wie ich ihn er·fas·sen soll. Ich habe heute Laotse ge·sehen — und wahr·lich: Er gleicht diesem Drachen!1
Drachen im Buddhismus
Auch im Buddhismus ist der Drache als gott·gleiches Wesen aner·kannt. Buddhis·tische Drachen lassen sich auf die indischen
„Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)
Der Begriff „naga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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s zurück·führen, schlangen·artige Gottheiten, die neben den deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]-Gottheiten eine eigene Kategorie von himmli·schen Wesen dar·stellen. Der legendäre Begründer des
„Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
Der Begriff „Mahayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Buddhismus,
2.–3.Jh. u.Z.; legendenumwobener buddhistischer Denker, der als richtungsweisender Philosoph des Mahayana-Buddhismus angesehen wird und Konzepte wie „Leerheit“ oder „Zwei Wahrheiten“ systematisierte (jap. Ryūju 龍樹)
Der Begriff „Nagarjuna“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(2. Jh. u.Z.), soll seine neu·artigen
Der Begriff „sutra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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von den nāga er·halten haben und trägt daher auch den Namen Nāga[a]rjuna, „Weißer nāga/Drache“ (jap. Ryūju [Ryūju (jap.) 龍樹 skt. Nagarjuna, buddh. Mönch, 2. Jh.; wtl. Bed. „Drachenbaum“]). Auch in Indien sind die nāga eng mit dem Wasser ver·bunden. Im Unter·schied zu den chinesi·schen Drachen sind sie aber verhältnis·mäßig niedere, un·er·leuch·tete Kreaturen. In Japan lässt sich jedoch kaum ein Unter·schied zwischen buddhisti·schen nāga und chinesischen Drachen feststellen.
Die Verbunden·heit mit dem Wasser äußert sich bei manchen Drachen im Besitz eines Edelsteins, mit dem sie Ebbe und Flut be·herrschen. Dieser Edelstein hat eine enge Ver·wandt·schaft mit dem buddhistischen Wunsch·erfüllungs·juwel (
Der Begriff „nyoi no tama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), das auch von
„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
Der Begriff „Bodhisattva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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s ge·tragen wird (
Kannon mit Wunscherfüllungs-Perle (nyoi no tama)
Der Begriff „Nyoirin Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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). Schließ·lich werden Drachen auch für den Regen (oder das Ausbleiben des Regens) ver·ant·wort·lich gemacht und stehen daher in vielen asiatischen Ländern im Zentrum von rituellen Bitten und Zeremonien, um Regen herbeizu·führen.
Wasser und Drachen bilden also eine assoziative Einheit, daher auch die häufigen Drachen·figuren bei Brunnen (
Schrein- oder Tempelbrunnen zum Reinigen von Mund und Händen
Der Begriff „temizuya“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) am Eingang von Tempeln oder Schreinen. Als Herrscher über das lebens·wichtige Element des Wassers können Drachen natürlich auch be·droh·lich sein bzw. die Gefahr von Natur·kata·strophen in sich bergen. Grund·sätz·lich besteht zu Drachen aber ein positives, von Respekt geprägtes Verhältnis.
Drachenartige Schlangen
Werk von Katsushika Hokusai. Spätere Edo-Zeit, 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston.
Die Grenzen zwischen Schlangen (hebi [hebi (jap.) 蛇 Schlange]) und Drachen sind fließend, aus ikono·gra·phischer Sicht zählen sie zweifellos zur selben Familie. In den klas·sischen japa·nischen Mythen taucht z.B. die acht·köpfige Schlange
Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt
Der Begriff „Yamata no Orochi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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auf, ein Unge·heuer von riesigen Aus·maßen, das nur mit List vom Kultur·heroen
mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
Der Begriff „Susanoo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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be·siegt werden kann. Auf bildlichen Dar·stel·lungen aus späterer Zeit wird diese Schlange stets als Drache abgebildet.
Werk von Utagawa Toyokuni (1769–1825). Spätere Edo-Zeit. Tokyo National Museum.
Obwohl dieser Mythos an das negative Bild euro·päischer Drachen·geschich·ten erinnert, werden Schlangen in Japan, ähnlich wie Drachen, zumeist mit positivem Respekt und Ehrer·bietung angesehen. Der Gott des uralten
Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
Der Begriff „Ōmiwa Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
taucht in den Mythen mehrfach auf und erscheint einmal in mensch·licher, einmal in Schlangen·gestalt. Noch heute opfert man dieser Gottheit im Miwa Schrein rohe Eier, da diese für Schlangen eine beson·dere Delikatesse darstellen sollen. Die Miwa-Gottheit wird auch mit
mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
Der Begriff „Ōkuninushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, dem Gott von
alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha
Der Begriff „Izumo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
identifiziert. Auch in Izumo gibt es einen ähnlichen Schlangenkult.
Das Hitachi fudoki [Hitachi fudoki (jap.) 常陸風土記 „Aufzeichnungen von Luft und Erde aus Hitachi“; auch Hitachi no kuni fudoki, 713; Chronik kultureller Bräuche der historischen Provinz Hitachi 常陸, heutige Präf. Ibaraki], eine alte Chronik der heutigen Präfektur Ibaraki, be·richtet, dass sich in alter Zeit — unweit der Stelle, wo in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts massive Proteste gegen die Errichtung des Flughafens Narita ausge·fochten wurden — gehörnte Schlangen gegen die Urbar·machung des Landes zur Wehr setzten und die Menschen attackierten. Nach einigem Hin und Her er·richtete man ihnen einen Schrein und brachte sie damit zur Ruhe. Man tauschte also Land·rechte gegen religiöse Verehrung (die Konflikte der 1970er Jahre wurden hingegen vor Gericht entschieden). Aus dieser Er·zählung wird ersichtlich, dass die Schlangen für Gott·heiten ge·halten wurden, denen das Land ursprünglich gehörte.
In vielen Mythen·kreisen der Welt steht die Schlange als Herrscherin des Wassers dem Vogel bzw. dem Adler als Be·herrscher des Himmels oder des Feuers gegen·über. In Indien ist dieser Gegensatz besonders stark aus·geprägt. Hier gibt es den Vogel·menschen
Der Begriff „Garuda“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der den erwähnten nāga — also den Schlangen·wesen — in ewiger Feind·schaft gegen·über·steht. In China und Japan ist dieser Gegen·satz nicht besonders präsent, vielleicht weil die Figur des Drachens zu über·mächtig ist und selbst viele Eigen·schaften von Vögeln besitzt. Der indische Vogel·mensch Garuda scheint jedoch in der Sagen·figur des japanischen tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] einen Verwandten zu haben.
Schlangen als Sinnbild der Eifersucht
Werk von Katsushika Hokusai (1790–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
Andere Schlangen·legenden erzählen davon, dass sich Schlangen — ähnlich wie Füchse — in Menschen verwandeln können und oft unerkannt an der Seite eines menschlichen Ehe·partners leben. Solche Legenden offen·baren eine starke erotische Komponente im Bild der Schlange. In den aller ältesten Legenden sind es oft männliche Schlangengötter, die sich in Menschenform an menschliche Frauen heranmachen. In späteren Legenden führt ent·täuschte Liebe bzw. Eifersucht zur Wieder·geburt als Schlange. Von diesem Schicksal sind — buddhistischen Legenden zufolge — vor allem Frauen betroffen. Eine von ihnen,
Heldin einer berühmten Legende aus der Heian-Zeit (10. Jh.); Sinnbild rasender Eifersucht
Der Begriff „Kiyohime“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die unglücklich in einen buddhis·tischen Mönch verliebt war, verwandelte sich aus Eifersucht in eine Schlange und verfolgte ihren Geliebten bis in einen Tempel, wo er sich unter einer Tempelglocke versteckte. Sie aber wand sich um die Glocke, brachte sie zum Glühen und tötete den Mönch auf diese Weise (siehe Horrorklassiker).
Schlangen gelten außerdem als die Tier·gefährten der Glücks·göttin
Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
Der Begriff „Benzaiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(s.a. Sidepage Benzaiten), die wiederum mit zahl·reichen Drachen·mythen in Ver·bindung steht. Benzaiten war ur·sprüng·lich eine indische Fluss- bzw. Wasser·göttin, daher ihre Assoziation mit Schlangen und Drachen.
Auch Benzaiten wird im übrigen für sehr eifer·süchtig gehalten, sodass es Männern und Frauen geraten wird, ihre Schreine nicht gemeinsam aufzusuchen.
Löwen und Löwenhunde
Free Photo Wallpaper Japan & World, Jänner 2010.
Um 1600. Bernhard Scheid, flickr, 2016.
Die Rolle des Löwen (shishi [shishi (jap.) 獅子 Löwe, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden]) als Wächter·figur hat sich wahr·schein·lich von Vorder·asien aus nach Indien und Ostasien einerseits und nach Europa andererseits ausgebreitet. Dabei erwies sich der Löwe als äußerst vielseitig, was seine Symbolik betrifft: Weltliche Paläste bedienten sich seiner genauso wie religiöse Kultstätten, seien es nun Kirchen (der Markusdom in Venedig), buddhistische Tempel oder Shintō-Schreine. Obwohl Löwen im Gegensatz zu Drachen eine real exis·tierende zoolo·gische Spezies darstellen, kann man sie aus Sicht der (traditionellen) religiösen Ikono·graphie Japans zu den imaginären Tieren zählen, weil sie nicht in Japan heimisch sind und daher von einer ähnlichen exotischen Aura umgeben waren wie die Drachen. Traditionelle ostasiatische „Löwen“ haben sich im übrigen vom Aussehen des realen Tiers einigermaßen weit entfernt und gewisse ikono·graphische Eigen·heiten angenommen, die mehr an einen Hund (vor allem an einen Pekinesen) als an ein katzenartiges Tier erinnern (s.u.).
Werk von Kitagawa Utamaro (1753?–1806). Edo-Zeit. Rijksmuseum, Amsterdam (RP-P-1960-11-3).
Löwen kommen zwar kaum je in japanischen Geschichten oder Mythen vor, gelten aber offen·sichtlich als bewährte Geister·austreiber. In dieser Funktion findet man sie beispiels·weise, zusammen mit Drachen und Baku (s.u.), im Gebälk von Tempeln, Schreinen und histo·rischen Palästen, aber auch bei den Löwentänzen (shishimai [shishimai (jap.) 獅子舞 „Löwentanz“; ursprünglich trad. chin. Tanz zum Neujahrsfest]), die unter anderem zu Neujahr aufgeführt werden. Die Tänzer schlüpfen dabei in komisch-groteske Masken, die mit dem Gebiss klappern können, und vollführen lebhafte Tänze. Ähnlich wie bei hiesigen „Krampus“-Auftritten reagieren kleine Kinder üblicherweise ängstlich auf die Löwentänzer, während sich Erwachsene amüsieren.
Komainu
Am häufigsten begegnet man paarweise aufgestellten Löwenwächtern, die ent·weder als
wtl. „China-Löwe“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden; Synonym für komainu; auch karashishi
Der Begriff „karajishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „chinesischer Löwe“, oder als
wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
Der Begriff „komainu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „Korea-Hund“, be·zeich·net werden. Letzte·res stellt heute die gän·gigere Be·zeich·nung dar. Wie diese Namen an·deuten, gibt es in China und Korea ähn·liche Statuen. Die beiden Bilder unten zeigen, dass es in manchen Fällen tat·säch·lich zu einer Dif·feren·zierung von Hund und Löwe kommt: Das linke Exemplar besitzt ein Horn und wird als „Korea-Hund“ an·ge·sehen. Das rechte, der „China-Löwe“, sieht eher wie ein Löwe aus. In der heute gängigen Ikono·graphie ver·mischen sich die beiden Typen jedoch zu einer ein·heit·lichen Spezies, die eben·sosehr einem Hund wie einem Löwen ähn·lich sieht und die man daher wohl am besten als „Löwen·hund“ be·zeichnet.
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum.
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum.
Komainu sind zumeist in Eingangs·bereichen religiöser Kult·stätten aufgestellt, wo keine mensch·lichen Wächter·figuren (
Wächterfigur, Torwächter
Der Begriff „niō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) Dienst tun, oder in manchen Fällen auch an der Rück·seite von Toren, an deren Vorder·seite niō stehen. Man findet sie heute zumeist vor Shintō-Schreinen, sie hatten jedoch ur·sprüng·lich nichts mit shintō·isti·schen
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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zu tun und sind auch kein ein·deu·tiges Er·ken·nungs·merk·mal von Schreinen. In manchen Schreinen und Tempeln werden sie auch durch andere Tiere ersetzt, v.a. in
Der Begriff „Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Schreinen durch Füchse.
Während ältere komainu durchaus imposant aus·sehen, haben rezentere Bei·spiele oft komische Züge (s. Sidepage). Hierarchisch stehen sie in jedem Fall unter den niō-Torwächtern, doch teilen sie mit diesen die Be·sonder·heit, dass sie stets als Paar auftreten, dessen Partner sich vornehmlich in einem Punkt unterscheiden: immer hält einer von beiden den Mund offen (
Bez. für einen Typ von Wächtergottheit (niō) mit geöffnetem Mund; wtl. „A-Form“ (Figur, die ein „A“ ausspricht); Gegenstück von UN-gyō; im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer aufbrausenden Geste (mudra) verbunden.
Der Begriff „A-gyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), der andere den Mund ge·schlos·sen (
wtl. „HUM-Form“; Figur, die das Sanskritzeichen „HUM“, jap. un, ausspricht, und daher mit geschlossenem Mund dargestellt wird; Gegenstück von A-gyō (offener Mund); im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer beruhigenden Geste (mudra) verbunden; s.a. niō
Der Begriff „UN-gyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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). Die zugrunde liegende Symbolik hat buddhis·tische Wurzeln (s. dazu Wächtergötter) und mag ehemals auch in China bekannt gewesen sein, hat sich aber dort nicht bis heute erhalten.
Andere imaginäre Tiere
Außer dem Löwen kennt man in Japan noch eine Reihe weiterer imaginärer Kreaturen, in denen sich Reste tatsächlich existierender Wildtiere wieder·finden lassen, die aber mit sagen·haften Eigen·schaften und Kräften ausge·schmückt wurden. Diese exotischen Wesen stammen zumeist aus der chinesischen und/oder buddhistischen Folklore und haben überwiegend positive, glücks·bringende Eigen·schaften. Sie werden als Glücks·bringer auch häufig abgebildet, sind aber wahr·scheinlich weniger tief im kollektiven Bewusst·sein der japanischen Kultur verankert als die potentiell bedrohlichen
Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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,
Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder
wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
Der Begriff „tengu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die auf anderen Seiten dieses Kapitels vorgestellt werden.
Elefanten und Baku
Werk von Kanō Tan’yū (Werkstatt) (1602–1674). Eo-Zeit, 1635. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
11. Jh. Wikimedia Commons.
Als ein Tier, das im Leben des historischen Buddha eine gewisse Rolle spielte, ist der Elefant auch in Ostasien schon lange bekannt, ohne dass man seine genaue Gestalt je zu Gesicht bekam. Was man von ihm wusste, wurde wohl mit dem Tapir, einem anderen exotischen Tier, das u.a. in Südost·asien heimisch ist, vermischt und zu einem legendären Tier, dem
Baku, elefantenartiges legendäres Tier, das Träume frisst; auch: Tapir
Der Begriff „baku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, neu zusammen·gesetzt. Bakus erfreuten sich in der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit besonderer Beliebtheit und sind heute noch im Verein mit Drachen und Löwen an den Außen·fassaden von Tempeln und Schreinen aus dieser Zeit zu bewundern. Es wird ihnen nachgesagt, dass sie alles verschlucken können — auch und vor allem böse Träume! Das Schriftzeichen baku ziert daher auch manchmal das Schiff der Sieben Glücksgötter, die ja ebenfalls für Träume, vor allem für glücks·bringende Träume zu Jahres·beginn, zuständig sind.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1819. Internet Archive, (bearbeitet).
Der Elefant selbst ist in der religiösen Kunst Japans etwas hinter dem baku zurück getreten, allerdings gibt es berühmte Darstellungen wie etwa die „Imaginären Elefanten“ in
Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
Der Begriff „Nikkō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
. Da sowohl Elefant als auch baku vor allem durch Rüssel und Stoßzähne gekenn·zeichnet sind, ist der Unterschied zwischen ihnen oft kaum auszumachen. In der späteren Edo-Zeit bemühten sich natur·wissen·schaftlich interessierte Künstler wie
1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
Der Begriff „Katsushika Hokusai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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allerdings um eine Differen·zierung.
Kirin
„Drachenpferd“; mythologisches Tier; Giraffe
Der Begriff „kirin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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ist im modernen Sprach·gebrauch das japanische Wort für Giraffe, doch bekam dieses afrikani·sche Tier in Ostasien einfach den Namen eines traditio·nellen Fabel·tiers verpasst. Kirin ist daher im vormoder·nen Kontext besser mit „Drachen·pferd“ zu übersetzen, vergleichbar mit dem hierzulande bekannten Einhorn. Das Fabelwesen dürfte seine Ursprünge in China haben, wo es als qilin [qilin (chin.) 麒麟 Fabeltier, auch als chin. Einhorn bezeichnet; jap. kirin] wesentlich häufiger anzutreffen ist als in Japan. In Japan sorgte vor allem die Biermarke Kirin für eine gewisse Bekanntheit des gleichnamigen Tiers. Doch schon in der Edo-Zeit wurde das kirin — zusammen mit anderen Fabeltieren chinesischer Provenienz — ein Glückssymbol, das die Außen·wände vieler Tempel und Schreine zieren durfte.
1895. Waseda University.
Das kirin hat ein ähnliches Gesicht wie ein Drachen, doch besitzt es oft ein stärker ausgeprägtes Geweih und den Körper eines Pferdes oder Hirschen. „Hirsch“ ist auch ein Element in den Schriftzeichen des kirin. Seine Haut ist mit Schuppen überzogen. Kirin gelten wie die meisten legendären Tiere als Glücksbringer und kündigen freudige Ereignisse an. Im Vergleich zu den Drachen sollen die chinesi·schen kirin fried·fertiger sein, doch lässt sich dieser Befund für Japan nicht erhärten, da es kaum Legenden über kirin gibt.
Phönix
Heian-Zeit, 1053. Bildquelle: John W. Bennett, Ohio State University, über Internet Archive.
Ostasien kennt einen imaginären Vogel, der analog zum griechischen Sagen·vogel gerne als „Phönix“ bezeichnet wird, auf Chinesisch allerdings fenghuang [fenghuang (chin.) 鳳凰 mythologisches Vogelwesen aus China; im Westen auch als chin. Phönix bezeichnet; jap. hōō] heißt, was auf Japanisch
Der Begriff „hōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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ausgesprochen wird. In Japan ist er zumeist auf den Dächern buddhis·tischer Tempel auszumachen, er entstammt aber ebenso wie das kirin dem chinesischen Sagen- und Legendengut und wird mit der Figur der Kaiserin assoziiert. Seine ikono·graphische Gestalt erinnert an eine Mischung aus Hahn und Pfau, doch besitzt er bei genauer Betrachtung eine ähnliche Schuppen·haut wie kirin oder Drache, ist also ebenfalls ein aus mehreren Tierarten zusammen·gesetztes „Übertier“.
Wani
Meeresungeheuer; Krokodil; Hai
Der Begriff „wani“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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ist ein Meeresun·geheuer, das in den alten Mythen Japans immer wieder auftaucht. Das Wort bezeichnet heute ein Krokodil. Obwohl Krokodile im alten Japan nicht völlig unbekannt waren, ist doch anzunehmen, dass man sich unterschied·liche Vorstellun·gen machte, wie ein wani aussehen könnte. In der Mythe des kaiser·lichen Prinzen Hiko Hohodemi [Hiko Hohodemi (jap.) 彦火火出見 auch Hoori; mythologischer Vorfahre der Tennō Dynastie und Held des Mythos von Bergglück und Meerglück], der die Tochter des Drachen·königs ehelichte (s.o.), ist z.B. davon die Rede, dass die Meeres·prinzessin die Gestalt eines wani annahm, als sie ihr Kind zu Welt brachte. Hokusai, der diese Geschichte illustrierte, stellte die Prinzessin in klassischer Drachen·gestalt dar. Andererseits illustrierte Hokusai auch das Märchen des weißen Hasen von Inaba, das ebenfalls in den Mythen des
„Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
Der Begriff „Kojiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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enthalten ist. Der Hase wird Opfer einer ganzen Sippe von wani, die er leichtsinnig verärgert hat. Hier wählte der Edo-zeitliche Künstler die Form eines Krokodils, um diese wani darzustellen. Andere alte Quellen deuten an, dass man sich wani möglicher·weise auch als Haie vorstellte.2
Shachi
Werk von Utagawa Hiroshige II (1826–1869). Edo-Zeit, 1859. National museum of Asian Art, Freer Gallery of Art.
imaginärer Fisch, Schutztier vor Feuersbrünsten; auch shachihoko
Der Begriff „shachi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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oder auch shachihoko sind imaginäre Fische, die angeblich den Kopf eines Tigers besitzen. Auch das Schrift·zeichen für diese Tiere besteht aus einer Kombination von Fisch und Tiger. Außerdem wird der Namen auch auf Orca-Wale angewendet. Shachi-Fische findet man in Japan zumeist als Dachorna·ment auf den Burgen der Edo-Zeit, ein Brauch der von
1534–1582, Kriegsfürst, Reichseiniger
Der Begriff „Oda Nobunaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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eingeführt worden sein soll. Sie gelten als Wächterfiguren gegen Feuersbrünste, von denen man sich erhofft, dass sie im Fall eines Brandes Wasser speien würden. Meist blicken sich zwei shachi von den beiden Enden des Dachfirsts aus an, wobei sie den First mit ihrem kräftigen Maul scheinbar verschlingen, während die Schwanz·flosse triumphal in den Himmel ragt. Sie sind häufig aus Keramik oder Bronze hergestellt, die mächtigsten Burgherren ließen sie sogar vergolden.
Japanische Tempel und Schreine bedienen sich dieser Tiere eher selten. Doch gab es sie in etwas abstrakterer Form offenbar schon in der
Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit, wie u.a. das Dach des
Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
Der Begriff „Tōdaiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
in Nara beweist. Hier scheint es, als sei nur die Schwanzflosse eines Tiers zu sehen.3
Als Vorläufer beider Figuren kann möglicher·weise ein indisches Tier namens
„Meeresungeheuer“, meist eine Kombination von Fisch und Landtier; entspricht in der Astrologie dem Zeichen des Steinbocks (jap. makera 摩竭羅 oder shachi 鯱)
Der Begriff „makara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, jap. makera, angesehen werden, das auf vielen Tempeln ganz ähnlich Form wie die japanischen shachi dargestellt wird. Dieses Misch·wesen aus Fisch und Landtier ist vor allem in Südasien und China beliebt und soll ebenfalls in erster Linie vor Feuer schützen.
Karpfen (koi)
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Brooklyn Museum.
Christian Bergmeister, flickr, 2008.
Karpfen (
Karpfen
Der Begriff „koi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) sind zwar in Japan heimisch, können aber auch legendenhafte Züge annehmen. So erzählte man sich schon in China von einem besonders kräftigen Karpfen, dem es gelang, einen Wasserfall hinauf zu schwimmen, und der zum Lohn den Körper eines Drachen erhielt. Diese Legende begründet wiederum die japanische Symbolik des Karpfens als Inbegriff jugend·licher Kraft und Energie, die vor allem im Kontext des Knaben·festes (Kodomo-no-hi [Kodomo-no-hi (jap.) 子供の日 Kinder- bzw. Knabenfest am 5.5.]) ihren Ausdruck findet. Möglicherweise wurde diese Symbolik auch durch den oben genannten makara-Fisch beeinflusst.
Japanische Karpfen sind wesentlich dünner und dynamischer als die in Europa gezüchteten Speisekarpfen. In vielen japanischen Teichen werden auch farbenfrohe Zier-Karpfen gehalten.
Bernard Spragg, Flickr 2009 (mit freundlicher Genehmigung).
Verweise
Fußnoten
- ↑ Matthias Claus (2006), nach Sima Qian 司馬遷 (chin.)
145?–86? v.u.Z.; Han-zeitlicher Historiker, Begründer der chinesischen Historiographie
Gelehrte Person • •Der Begriff „Sima Qian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, Shiji 史記 (um 100 v.u.Z.)
- ↑ Aoki Michiko übersetzt wani in einer Episode des Izumo fudoki (8. Jh.) als „Hai“ und weist auf eine Parallel·erzählung aus der malaiischen Mythologie hin, wo es sich bei dem Tier um einen Hai handelt (Aoki 1997, S. 83f.). Klaus Antoni plädiert hingegen für wani als Krokodil (Antoni 1982, S. 46 und 247).
- ↑ Das Tier wird in diesem Fall als shibi bezeichnet. S. JAANUS.
LL
- The Goddess, the Dragon, and the Island, Robert A. Juhl (en.)
Online-Studie des Enoshima Engi, einer Schrein-Chronik, in der es um den Drachen und die Gottheit Benzaiten auf der heiligen Insel Enoshima geht. - Die alten chinesischen Quellen, Matthias Claus (2006)
Aus: Das klassische China - Eastern Dragon Overview, Kylie McCormick (en.)
Teil der Website The Circle of the Dragon. - Das Drachenbestiarium Georg Friebe
Schwerpunkt Österreich und Deutschland, aber auch ein paar Bilder aus Asien. - Baku, Eater of Nightmares, Mark Schumacher (en.), A-Z Dictionary.
- Shibi 鴟尾, JAANUS (en.)
Literatur
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- ^ Drache (ryū) mit geschlossenem Maul („UN-Form“; UN-gyō). Das Pendant dieses Drachens ist mit offenem Maul („A-Form“) dargestellt. A steht für den Anfang (des Alphabets), UN für das Ende. Dieses A-UN Schema wird auch bei Torwächtern (Niō), Löwenhunden und anderen paarweise auftretenden Figuren gerne angewendet.
Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Bildquelle: Art History Strolls, Taiwan. - ^ Drachenkopf mit offenem Maul („A-Form“; A-gyō). Das Pendant dieses Drachens (ryū) ist mit geschlossenem Maul („UN-Form“) dargestellt. A steht für den Anfang (des Alphabets), UN für das Ende. Dieses A-UN Schema wird auch bei Torwächtern (Niō), Löwenhunden und anderen paarweise auftretenden Figuren gerne angewendet.
Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Tokyo National Museum. - ^ Drache (ryū) und Schlange (hebi) auf einem Papierlampion, wahrscheinlich mit Bezug auf das Schlangenjahr der Tierkreiszeichen.
Werk von Katsushika Hokusai. Spätere Edo-Zeit, 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Susanoo rettet Prinzessin Kushinada vor der achtköpfigen Schlange (hebi). Im Vordergrund acht Töpfe mit Sake, Susanoos Trick, um das Monster betrunken zu machen. Wie für viele ukiyo-e der mittleren Periode typisch, ist der Held mit den Zügen eines Kabuki-Schauspielers ausgestattet.
Werk von Utagawa Toyokuni (1769–1825). Spätere Edo-Zeit. Tokyo National Museum. - ^ Eine Schlange (hebi) windet sich um ein Totentäfelchen (ihai). Die Stoffmuster wiederholen die Muster der Schlangenhaut.
Werk von Katsushika Hokusai (1790–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Das Foto zeigt die Maske während einer Aufführung des Löwentanzes (shishimai) vor dem Tōkyō National Museum.
Free Photo Wallpaper Japan & World, Jänner 2010. - ^ Löwe (shishi); Detail aus dem „Chinesischen Tor“ (Kara-mon) des Nishi Hongan-ji im Stil der sog. Momoyama-Architektur.
Um 1600. Bernhard Scheid, flickr, 2016. - ^ Die Abbildung stammt aus einer Kollektion unterhaltsamer Gedichte, zu denen Utamaro eine Serie von fünf Illustrationen schuf. Das vorliegende Bild zeigt eine Straßenszene in Edo während der Neujahrsfeiern. Straßenkünstler führen einen Löwentanz (shishimai) vor, größere Kinder amüsieren sich, kleinere fürchten sich.
Werk von Kitagawa Utamaro (1753?–1806). Edo-Zeit. Rijksmuseum, Amsterdam (RP-P-1960-11-3). - ^ Mit geschlossenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „UN-Form“ (UN-gyō). Während man dieses gehörnte Tier wtl. als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird sein hornloser Partner „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum. - ^ Mit offenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „A-Form“ (A-gyō). Seine Gestalt ist verhältnismäßig realistisch und evoziert den Eindruck eines starken, mächtigen Tieres. Während man seinen gehörnten Partner als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird dieses Exemplar „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum. - ^ Zwei imaginäre Elefanten am Giebel des Kamijinkō 上神庫 (Göttlicher Speicher) im Tōshō-gū Schrein, Nikkō. Der Entwurf der Elefanten vom Hofmaler Kanō Tan'yū folgt weitgehend dem etablierten Bild des in Japan nicht heimischen Tieres. Der Unterschied zum Fabeltier baku ist fließend.
Werk von Kanō Tan’yū (Werkstatt) (1602–1674). Eo-Zeit, 1635. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Dachdekoration in Form eines baku
Frühe Edo-Zeit. Bernhard Scheid, flickr, 2013.
- ^ Aus einer Darstellung von Buddhas Ableben (nehanzu). In dieser Abbildung aus dem Altertum erscheinen baku und shishi in der gleichen ikonographischen Gestalt, in der sie heute noch im Schnitzwerk von Tempeln zu bewundern sind.
11. Jh. Wikimedia Commons. - ^ Hokusais Illustration der buddhistischen Parabel von den Blinden, die einen Elefanten beschreiben sollen. Jeder beschreibt ihn anders, keiner lügt, aber die Wahrheit geht über all diese Einzelbeschreibungen hinaus. Hokusais Elefant ist vergleichsweise realistisch, hat aber doch einige Ähnlichkeiten mit dem legendären baku.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1819. Internet Archive, (bearbeitet). - ^ Reliefdarstellung eines kirin.
China, Qing-Zeit, 17. Jh. Wikimedia Commons. - ^ Schnitzdarstellung eines kirin
Tanaka Jūyō, flickr, 2010. - ^ Drachenpferde (kirin). Beilage der ersten Nummer der Zeitung Jitsugyō Shinbun, 1895.
1895. Waseda University. - ^ Zwei dieser imaginären Vögel (hōō) zieren das Dach der Haupthalle des berühmten Amida-Tempels Byōdō-in im Süden Kyōtos. Schwarzweiß Photographie, publiziert 1966. Der Vogel ist auch auf dem derzeitigen 10.000-Yen-Schein Japans abgebildet.
Heian-Zeit, 1053. Bildquelle: John W. Bennett, Ohio State University, über Internet Archive. - ^ Das Bild stellt einen der beiden berühmten vergoldeten Tigerfische (shachi) auf dem Dach der Burg von Nagoya dar. Die shachi gelten als Wahrzeichen von Nagoya.
Werk von Utagawa Hiroshige II (1826–1869). Edo-Zeit, 1859. National museum of Asian Art, Freer Gallery of Art. - ^ Imaginärer Fisch (shachi) zur Abwehr von Bränden.
Aizu Wakamatsu Tourist Bureau. - ^ Karpfen-Banner zur Zeit des Knabenfestes (Kodomo-no-hi, 5. Tag des 5. Monats).
Die Stadt Edo ist von Nordosten zu sehen, im Hintergrund der Fuji-san. Während in der Bildmitte die Viertel der Samurai aus Suruga (Suruga-dai) liegen (links erkennt man einen Zipfel der Burg von Edo), befindet sich der Karpfen (koi) im Vordergrund im Viertel der Handwerker und Kaufleute (chōnin) nördlich des Kanda Flusses. Man erkennt, dass die Karpfen-Banner – Symbole der jugendlichen Kraft – eigentlich den militärischen Wimpeln nachempfunden sind, welche die Samurai zum Knabenfest vor ihren Häusern aufstellten.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Brooklyn Museum. - ^ Wimpel in Form von Karpfen (koi), die zum Knabenfest, Kodomo-no-hi, am 5.5. vor vielen Häusern in Japan aufgestellt werden.
Christian Bergmeister, flickr, 2008. - ^ Japanische Zierkarpfen (nishikigoi) bei der Fütterung.
Bernard Spragg, Flickr 2009 (mit freundlicher Genehmigung).
Glossar
- Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
- Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
- Hiko Hohodemi 彦火火出見 ^ auch Hoori; mythologischer Vorfahre der Tennō Dynastie und Held des Mythos von Bergglück und Meerglück
- Hitachi fudoki 常陸風土記 ^ „Aufzeichnungen von Luft und Erde aus Hitachi“; auch Hitachi no kuni fudoki, 713; Chronik kultureller Bräuche der historischen Provinz Hitachi 常陸, heutige Präf. Ibaraki
- hōju 宝珠 ^ wtl. Schatzperle; auch nyoi no tama, „Perle, die jeden Wunsch erfüllt“; skt. cintamani; magische Perle, meist, aber nicht nur, im buddhistischen Kontext
- Jinmu Tennō 神武天皇 ^ wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
- Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
- Kodomo-no-hi 子供の日 ^ Kinder- bzw. Knabenfest am 5.5.
- Kumano 熊野 ^ Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)
- Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
- Oda Nobunaga 織田信長 ^ 1534–1582, Kriegsfürst, Reichseiniger
- Ōkuninushi 大国主 ^ mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
- Yamata no Orochi 八岐大蛇 ^ Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt
- Yatagarasu 八咫烏 ^ wtl. Achthand-Krähe, wahrscheinlich in der Bedeutung „Riesen-Krähe“; wird zumeist als dreibeinig dargestellt, was einem chinesischen Sonnensymbol entspricht; mythologische Gottheit, die v.a. in Kumano verehrt wird
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