Bauten/Bekannte Schreine/Ise: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 122: Zeile 122:
 
| ref=1
 
| ref=1
 
}}
 
}}
 
 
=== Moderne ===
 
=== Moderne ===
  

Version vom 27. Oktober 2014, 19:27 Uhr

Vorlage:Styles

Die Schreinanlage von Ise

Vorlage:Flie Bedeutung der Schreinanlage von

Ise Jingū 伊勢神宮 (jap.)

kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū

Schrein

Der Begriff „Ise Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Ise enface.jpg
  • Shikinensengu.jpg
  • Ise2013.jpg
  • Naiku dach.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Ise Jingū; s.a. Geo-Glossar

spiegelt sich nicht in einem einzelnen Gebäude, sondern in der Aus·deh·nung und der schieren Anzahl von Schrein·gebäuden, die zu „Ise“ gezählt werden. Auch ihr archai·scher Baustil und ihr Bezug zur Mytho·logie der Sonnen·gottheit

Amaterasu 天照 (jap.)

Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise

Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Uzume toyokuni.jpg
  • Amaterasu eitaku.jpg
  • Amaterasu kunisada.jpg
  • Hibara mitsutorii.jpg
  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg
  • Sarutahiko hokkei.jpg
  • Iwado hiroshige.jpg
  • Amaterasu gakutei.jpg
  • Tenshodaijin mnl.jpg
  • Eejanaika kyosai.jpg
  • Uzume kosugi.jpg
  • Sankei torii.jpg
  • Hibara torii.jpg
  • Iwado kagura2.jpg
  • Izumo toyokuni.jpg
  • Amaterasu ofuda.jpg
  • Ukehi 1827.jpg

sind Teil des Charismas von Ise. Vor allem aber ist Ise der Ahnen·schrein des Tennō, was sich bereits im Namen wider·spiegelt:

jingū 神宮 (jap.)

„Götterpalast“; Ahnenschrein des Kaiserhauses, meist Ise Jingū

Schrein

Der Begriff „jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, wtl. „Götter·palast“, ist eine Bezeich·nung, die nur Schreinen von kaiser·lichen Ahnen·gott·heiten zusteht. Obwohl dazu auch Schreine wie der

Atsuta Jingū 熱田神宮 (jap.)

wichtigster und ältester Schrein in Nagoya

Schrein

Der Begriff „Atsuta Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Uneme.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Atsuta Jingū; s.a. Geo-Glossar

oder der

Meiji Jingū 明治神宮 (jap.)

Schrein des Meiji Tennō in Tōkyō, err. 1920

Schrein

Der Begriff „Meiji Jingū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Saisenbako meiji.jpg
  • Torii meiji.jpg
  • Kagamimochi meiji.jpg
  • Miko schnee.jpg
  • Meiji prozession2.jpg
  • Meiji-jingu-ny.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Meiji Jingū; s.a. Geo-Glossar
zählen, ist klar, dass von Ise die Rede ist, wenn jingū ohne spezi·fischen Zusatz ver·wendet wird.  
Shogu ise.jpg
1 Die neu errichtete Haupthalle des Äußeren Schreins, 2013
Das 2013 neu errichtete Hauptgebäude des Äußeren Schreins (Gekū) von Ise. Bis auf wenige Details ist dieses Gebäude mit der Haupthalle des fünf Kilometer entfernten Inneren Schreins identisch.
Minamikawa Sanjirō, 2013.

Dank der Beziehung zum Kaiserhaus zeichnet sich Ise durch eine besondere Exklusi·vität aus. Die Haupt·gebäude sind durch einen vier·fachen Zaun von der All·gemein·heit getrennt, als normaler Besucher bekommt man lediglich die Spitzen der Dächer zu Gesicht. Ab·gesehen von den örtli·chen Priestern dürfen nur Mit·glieder der kaiser·lichen Familie in die innersten Schrein·berei·che vor·dringen.

Schreinanlage und Neuerrichtung

Ise map.jpg
2 Lage der Hauptschreine von Ise
Lage des Inneren Schreins (Naikū) und Äußeren Schreins (Gekū) von Ise, deren Hauptgebäude über 4km von einander entfernt sind. Ehemals waren beide Anlagen von eigenen Dörfern, Yamada und Uji, umgeben, die heute zur Stadt Ise zusammengewachsen sind.
Google Earth, 2014.
Geku google.jpg
3 Äußerer Schrein (Gekū)
Satellitenbild welches den Äußeren Schrein (Gekū) von Ise zeigt.
Google Earth, 2014.
Naiku google.jpg
4 Innerer Schrein (Naikū)
Satellitenbild, welches den Inneren Schrein (Naikū) von Ise zeigt.
Google Earth, 2014.
Die beiden Hauptschreine nach der Schreinverlegung von 2013,
aber noch vor dem Abbau der alten Gebäude.

Die beiden etwa gleich großen Hauptschreine, der Innere Schrein (

Naikū 内宮 (jap.)

Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht

Schrein

Der Begriff „Naikū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Ise modell.jpg
  • Torii uji bridge ise.jpg
  • Ise saishu.jpg
  • Naiku kokkayoho.jpg
  • Naiku gesamt kokkayoho.jpg
  • Ise map.jpg
  • Uji bridge.jpg
  • Naiku google.jpg
  • Taigenkyu.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Naikū; s.a. Geo-Glossar

) und der Äußere Schrein (

Gekū 外宮 (jap.)

Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht

Schrein

Der Begriff „Gekū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Taigenkyu.jpg
  • Shogu ise.jpg
  • Ise map.jpg
  • Geku google.jpg
  • Geku dach.jpg
  • Geku kokkayoho.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Gekū; s.a. Geo-Glossar

), bilden die Zentren der Anlage. Sie liegen etwas mehr als 4 km Luftlinie von ein·ander entfernt und waren ehemals von zwei separaten Dörfern, Yamada und Uji, umgeben. Daneben zählen noch 123 weitere Schrein·gebäude, die über die heutige Stadt Ise und ihre Umge·bung verstreut sind, zur gesamten Anlage. Alle Einzel·schreine sind im Stil der Haupt·gebäude gehalten, wenn auch kleiner, und werden ebenso wie diese im Abstand von zwanzig Jahren abge·rissen und neu errichtet. Auch

torii 鳥居 (jap.)

Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami

Schrein

Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Omura 1945.jpg
  • Inyoseki1.jpg
  • Itsukushima torii meiji.jpg
  • Torana detail.jpg
  • Hibara torii.jpg
  • Kenko jinja.jpg
  • Kumano nachi mandara.jpg
  • Uji bridge.jpg
  • Fushimi 7.jpg
  • Yasukuni mode.jpg
  • Yasukuni torii.jpg
  • Midono.jpg
  • Miyajima hirsch.jpg
  • Hachiman ishi torii.jpg
  • Backyardshrine.jpg
  • Schrein torii komainu.jpg
  • Torii zeniarai.jpg
  • Torii sanchi.jpg
  • Shinobazu hiroshige.jpg
  • Torii shitennoji.jpg
  • Toyokawa kitsune.jpg
  • Kasuga torii.jpg
  • Torii kusakabe.jpg
  • Fushimi13.jpg
  • Ippen miyajima.jpg
  • Sannotorii.jpg
  • Ise2013.jpg
  • Ad duerer.jpg
  • Koya4.jpg
  • Onsen.jpg
  • Kanameishi.jpg
  • Hizentorii karatsu.jpg
  • Bangkok swing.jpg
  • Fushimi friedl2.jpg
  • Torii meiji.jpg
  • Usa torii wm.jpg
  • Fushimi torii.jpg
  • Miyajima torii2.jpg
  • Torii uji bridge ise.jpg
  • Schrein bruecke.jpg
  • Sankei torii.jpg
  • Kakumei gyoja ontake.jpg
  • Itsukushima.jpg
  • Umenomiya shrine.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Torii miyajima hiroshige.jpg
  • Kehi torii.jpg
  • Nikko torii meiji.jpg
  • Schrein garage.jpg
  • Miniatur torii.jpg
Weitere Bilder...
und Brücken sowie bestimmte Schrein·schätze, die niemand zu Gesicht bekommt, sind Teil der rituellen Wieder·errich·tung. Dabei dürfen nur tradi·tionelle Materia·lien und Techni·ken zum Einsatz kommen, selbst der Gebrauch von maschi·nellen Sägen und Hobeln ist unter·sagt. 

Die Erneuerung der gesamten Anlage zieht sich etwa über acht Jahre hin. Der Höhe·punkt ist jedoch die Verle·gung der Haupt·gott·heiten, nach der auch das Datum der Schrein·er·neue·rung angegeben wird. In einer nächt·lichen Zere·monie, die mit dem jähr·lichen Ernte·dank·fest1 korreliert, werden die

shintai 神体 (jap.)

heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“

Schrein, Gegenstand

Der Begriff „shintai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Shikinensengu.jpg
  • Toshogu haiden.jpg
  • Hachiman kaikei.jpg
  • Hibara torii.jpg
  • Hibara mitsutorii.jpg
 von Gekū und Naikū in das neue Gebäude überführt, das von da an alle Funk·tionen des alten Gebäudes über·nimmt. Danach bleiben das alte und das neue Gebäude eine gewisse Zeit neben ein·ander bestehen, bis das alte abgebaut und durch einen Miniatur·schrein ersetzt wird. 
Shikinensengu.jpg
5 Zeremonie der Schreinüberführung (sengū)
Anlässlich der periodischen Neuerrichtung der Schreinanlage von Ise, die alle 20 Jahre stattfindet, wird das Hauptheiligtum (go-shintai) des Schreins in einer nächtlichen Prozession zu seinem neuen Bestimmungsort gebracht. Das heilige Objekt ist durch Tücher verhüllt.
Meiji-Zeit. Schreinamt von Ise (Jingū Shichō), 2006.

Die genauen Gründe dieser Prozedur liegen im Dunkeln, man nimmt aber an, dass sie tatsächlich dazu geführt hat, die Struktur der Bauwerke in ihrer ur·sprüng·lichen Form zu bewahren. Auch die tradi·tionel·len Hand·werks·techniken werden durch die regel·mäßigen Er·neue·rungen lebendig gehalten. Ähnliche systematische Erneue·rungs·zyklen kennt man im übrigen auch von anderen tradi·tionel·len Schreinen, doch nir·gends werden sie so umfas·send durch·geführt wie in Ise. Dies erfordert klarer·weise eine ent·spre·chende ökono·mische Grundlage. Diese war jedoch während des japa·nischen Mittel·alters nicht immer gegeben, sodass die Tradition bisweilen unter·brochen war, sich ansonsten aber bis ins späte siebente Jahrhundert zurück verfolgen lässt.

Baustil

Den charakteristischen Stil der Ise Schreine nennt man

shinmei-zukuri 神明造 (jap.)

Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii

Schrein

Der Begriff „shinmei-zukuri“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Torii uji bridge ise.jpg
  • Uji bridge.jpg
  • Ise enface.jpg
  • Yasukuni torii.jpg
  • Torii zeniarai.jpg

, „Stil der strahlenden Gottheit [= die in Ise verehrte Sonnengottheit

Amaterasu 天照 (jap.)

Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise

Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Eejanaika kyosai.jpg
  • Sarutahiko hokkei.jpg
  • Uzume kosugi.jpg
  • Amaterasu kunisada.jpg
  • Hibara mitsutorii.jpg
  • Uzume toyokuni.jpg
  • Iwado hiroshige.jpg
  • Ukehi 1827.jpg
  • Tenshodaijin mnl.jpg
  • Amaterasu eitaku.jpg
  • Izumo toyokuni.jpg
  • Sankei torii.jpg
  • Hibara torii.jpg
  • Amaterasu ofuda.jpg
  • Amaterasu gakutei.jpg
  • Iwado kagura2.jpg
  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg

]“. Er entspricht der Bauweise in der Yayoi-Zeit, also der Zeit zwischen 300 vor und 300 nach unserer Zeitrechnung. Dies scheint das mythische Alter der Anlage (s.u.) zu bestätigen, doch geht man heute davon aus, dass sich das Ensemble der hier verehrten Gottheiten und ihr enger Bezug zum Kaiserhaus erst viel später festigte. Die Ise Schreine wurden daher wahrscheinlich von Beginn an in einem archa·isierenden Stil gehalten, der durch den regel·mäßigen Wieder·aufbau in Erinnerung blieb.

Vorlage:Galerie1 Die Grundform der Gebäude ähnelt einem Speicher, was auch den relativ großen Abstand vom Boden erklärt. Das Dach ist mit Schilf gedeckt. Der Dachfirst wird von einem eigenen, an die Außenwand gelehnten Pfeiler gestützt, ein Charakteristikum, das bei jüngeren, von China beeinflussten Bauformen fehlt.

Im Gegensatz zu fast allen anderen Schreinen, wird das Holz der Ise Schreine nicht lackiert oder sonst vor Verwitterung geschützt. Auch werden die Pfeiler der Gebäude einfach in den Boden versenkt, während sie bei anderen Gebäuden auf Steinen ruhen, um sie vor der Feuchtigkeit des Bodens zu schützen. Nach zwanzig Jahren sehen die Schreingebäude daher in der Tat bereits sehr „antik“ aus.

Herz-Pfeiler

Der symbolisch wichtigste Pfeiler ist der „Herz-Pfeiler“ (shin no mihashira) in der Mitte des Gebäudes, der kaum über den Erdboden emporreicht, keine statische Funktion besitzt und auch nicht sichtbar ist. Er existiert nur in den beiden Hauptgebäuden und ist dort das einzige Element, das von der regelmäßigen Erneuerung zunächst nicht betroffen ist. Stattdessen wird er nach dem Abbau des ihn umgebenden Schreingebäudes wie ein Heiligtum von einem Miniaturschrein beschützt. Acht Jahre vor dem Neubau der Haupthalle beginnt der Zyklus der Erneuerung dann damit, dass ein neuer Herzpfeiler für den kommenden Schrein in einer nächtlichen Zeremonie in den Boden versenkt wird. In Ise selbst heißt es, dass dieser Pfeiler ein altes Menschenopfer ersetzen würde.2 Ähnliche Herz-Pfeiler gibt es auch im Schrein von

Izumo 出雲 (jap.)

alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha

Ort

Der Begriff „Izumo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Ukehi 1827.jpg
  • Omikuji izumo.jpg
  • Izumo toyokuni.jpg
  • Schlange izumo.jpg
  • Miyajidake shimenawa.jpg
  • Kanameishi2.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Izumo; s.a. Geo-Glossar

.

Katsuogi und chigi

Besonders charakteristisch ist außerdem der Dachschmuck des shinmei-Stils: Der First ist mit

katsuogi 鰹木 (jap.)

ornamentale Querhölzer auf dem Schreindach; wörtlich „Bonito-Holz“, abgeleitet von der Form eines beliebten Speisefisches (katsuo = Bonito-Fisch)

Schrein

Der Begriff „katsuogi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Naiku dach.jpg

-Querhölzern, die Giebel mit sogenannten

chigi 千木 (jap.)

ornamentale Dachsparren

Schrein

Der Begriff „chigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Geku kokkayoho.jpg
  • Naiku dach.jpg
  • Geku dach.jpg
geschmückt. Chigi und katsuogi gelten als Überbleibsel des altjapanischen Palast-Baustils, die sich nur noch in der Schreinarchitektur erhalten haben. Sie existieren in vielen Varianten, die jeweils für einen bestimmten traditionsreichen Schrein charakteristisch sind. Im Fall von Ise gibt es die Besonderheit, dass die chigi mit der Dachkonstruktion verschmolzen sind, während sie in den meisten anderen Fällen als  x-förmiges Dekorelement neben den katsuogi auf dem Dachfirst reiten. 
Ise enface.jpg
6 Frontalansicht des Inneren Schreins
Haupthalle des Ise Schreins im shinmei-Stil.
Bildquelle: Mundo-Nipo, 2014.
Ise dach.jpg
7 Horizontal abgeschrägte Dachsparren (Innerer Schrein, „weibliche“ Form)
Schreindach der Ise Architektur (weibliche Form) // Schreindach; Ise, Naikū // Bildquelle: J-Blog, über Internet Archive (letzter Zugriff: 2022/8/4) // Die „weibliche“ Form des Dachornaments des Ise Schreins ist charakterisiert durch horizontal abgeschrägte Dachsparren (chigi) und eine gerade Anzahl von Querhölzern (katsuogi).
Geku dach.jpg
8 Vertikal abgeschrägte Dachsparren (Äußerer Schrein, „männliche“ Form)
Das Dach des Äußeren Schreins (Gekū) unterscheidet sich durch die Vertikale Abschrägung der Dachsparren (chigi) und die ungerade Zahl der Rundhölzer (9) vom Dach des Inneren Schreins.
Minamikawa Sanjirō, 2013.

Auf den Bildern oben sind chigi in zwei Varianten zu erkennen, einmal horizontal, einmal vertikal abgeschrägt. Dies findet sich auch bei anderen Schreinen, wobei horizontale chigi eine weibliche, vertikale dagegen eine männliche Schrein·gottheit symbolisieren. Auch auf die Anzahl der katsuogi wird Bedacht genommen: weibliche Gottheiten haben eine gerade Anzahl von katsuogi auf dem Dach, männliche eine ungerade. Dieser Symbolismus lässt einen Einfluss der

Yin Yang 陰陽 (chin.)

Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie

Konzept

Der Begriff „Yin Yang“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Seimei.jpg
Philosophie erkennen (gerade = Yin = weiblich, ungerade = Yang = männlich), der möglicherweise jüngeren Datums ist als die eigentlichen architektonischen Grundelemente.

In Ise dienen die chigi-Formen jedoch zur Unterscheidung von Schreinen, die zum Äußeren (vertikal) bzw. zum Inneren Schrein (horizontal) gehören. Der Symbolismus wird also sowohl bei den Haupt- als auch bei den zahlreichen Nebenschreinen angewandt, unabhängig vom Geschlecht der spezifischen Gottheit. Zusammen mit der Tatsache, dass sich zwischen Äußerem und Innerem Schrein sonst kaum ein Unterschied erkennen lässt (auch kein größenmäßiger) wirft dies die Frage auf, ob die Anlage ursprünglich tatsächlich für eine weibliche Hauptgöttin und ihre Dienerin entworfen wurde, wie dies die Schreinchronik berichtet. Architektonisch gesehen haben wir es eher mit einem Paar von gleichrangigen Gottheiten unterschiedlichen Geschlechts zu tun, ein Muster, das sich in vielen alten Schreinen finden lässt. In jedem Fall ist festzuhalten, dass zwischen der Architektur und der Mythologie der Ise Schreine keine unmittelbare Verbindung besteht.

Schreinmythologie

Im Inneren Schrein von Ise wird als

shintai 神体 (jap.)

heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“

Schrein, Gegenstand

Der Begriff „shintai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Hibara mitsutorii.jpg
  • Hibara torii.jpg
  • Hachiman kaikei.jpg
  • Shikinensengu.jpg
  • Toshogu haiden.jpg

ein Spiegel aufbewahrt, welcher der Schrein·mytho·logie zufolge von den Göttern selbst ange·fertigt wurde, um Amaterasu aus ihrer selbst auf·erlegten Iso·lation in der Felsen·höhle zu locken (s. Göttermythen). Diesen Spiegel gab Ama·terasu ihrem Enkel

Ninigi 瓊瓊杵 (jap.)

mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus

Der Begriff „Ninigi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg

mit auf den Weg, als er die Herr·schaft auf der Erde antrat. Er solle diesen Spiegel als ein Eben·bild seiner gött·lichen Groß·mutter ansehen. Der Spiegel wurde laut den ältes·ten Chroniken Japans (den so·genann·ten

kiki 記紀 (jap.)

Sammelbezeichnung für KojiKI und Nihon shoKI (ki, Bericht, ist jeweils mit einem leicht abweichenden Zeichen geschrieben)

Text

Der Begriff „kiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) von den Nach·folgern des Ninigi, den frühen Tennō, zusam·men mit anderen Schätzen im kaiser·lichen Palast auf·be·wahrt. Unter dem zehnten Tennō,

Sujin Tennō 崇神天皇 (jap.)

97–30 v.u.Z. (mythol. Regierungszeit); 10. japanischer Kaiser

Fiktive Person

Der Begriff „Sujin Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, kam es jedoch zu einer Ent·frem·dung zwischen dem Herrscher und seinen Ahnen·göt·tern, als eine furcht·bare Epi·demie das Land heim·suchte. Diese wurde von den Gott·heiten

Ōmononushi 大物主 (jap.)

Gottheit des Schreins von [Ō]Miwa

Der Begriff „Ōmononushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

und Amaterasu hervor·gerufen (man beachte, dass Amaterasu hier als miss·günstige, gefähr·liche Gottheit auftritt). Erst durch eigene Schreine, die auch die gött·lichen Schätze des Kaiser·hauses bargen, konnten die Gott·heiten besänftigt werden. 

Amaterasus Schrein befand sich jedoch zunächst nicht in Ise, sondern im Nara-Becken nahe Berg Miwa. Erst unter dem nächsten Tennō,

Suinin Tennō 垂仁天皇 (jap.)

11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.

Fiktive Person

Der Begriff „Suinin Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

, wurde die kaiser·liche Prinzes·sin

Yamato-hime 倭姫(倭比売) (jap.)

Mytholog. Priesterin der Amaterasu, Tochter von Suinin Tennō

Der Begriff „Yamato-hime“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

damit beauftragt, einen neuen Platz für die Sonnen·gott·heit zu suchen, und fand ihn nach einer jahre·langen Wande·rung in Ise, nachdem Ama·terasu selbst ihr eine ent·spre·chende Weisung gegeben hatte.3

In einer späteren Episode wird deutlich, dass Yamato-hime auch zwei der drei kaiser·lichen Thron·insignien mit sich führte, nämlich Spiegel und Schwert. Das Schwert über·gab sie jedoch ihrem Neffen,

Yamato Takeru 倭建/日本武 (jap.)

Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato

Fiktive Person

Der Begriff „Yamato Takeru“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

. Es landete schluss·endlich im Atsuta Schrein. Der Spiegel hin·gegen soll sich seit Yamato-hime in Ise befinden.

Seltsamerweise wird Ise in den Episoden der folgenden Tennō lange nicht mehr erwähnt. Ledig·lich die tragische Geschichte einer kaiser·lichen Kult-Prinzessin namens

Takuhata-hime 栲幡姫 (jap.)

Tochter des semi-historischen Herrschers Yūryaku und Kult-Prinzessin in Ise; wtl. Prinzessin Maulbeer-Webstuhl

Fiktive Person

Der Begriff „Takuhata-hime“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, einer Tochter des

Yūryaku Tennō 雄略天皇 (jap.)

418–479; semi-historischer 21. Kaiser Japans; (r. 456–479); andere Namen: Ōhatsuse Wakatake; Wakatakeru no Ōkimi

Der Begriff „Yūryaku Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Urashima hiroshige.jpg

, fand Aufnahme in das Nihon shoki. Von ihr erfahren wir, dass sie den Spiegel ent·wendete und Selbstmord beging, nachdem sie fälschlich der Unzucht bezichtigt worden war. Ihr Leichnam und der Spiegel wurden aber durch einen Regen·bogen offenbart.4

Der Äußere Schrein führt seine Gründung auf eine Legende zurück, die ebenfalls in der Zeit des Yūraku Tennō angesiedelt ist. In einer Traum·botschaft teilte Amaterasu dem Tennō mit, dass er den Schrein der Nahrungs·gottheit Toyouke aus der Provinz Tanba in die Nähe ihres Schreins verlegen lassen solle. Toyouke wurde demnach zunächst in einer Provinz nord·westlich von Kyoto verehrt. Toyouke wird als marginale Gestalt im Kojiki flüchtig erwähnt. Ihr Schrein in Tanba und seine Übersiedlung nach Ise finden sich jedoch nicht in den kiki, sondern lediglich in der erwähnten Schrein·chronik aus dem Jahr 804.

Schließlich bergen die kiki noch den Hinweis auf eine weitere Gottheit, die möglicherweise vor Amaterasu in Ise verehrt wurde und vielleicht sogar in der Rolle einer Sonnengottheit von ihr verdrängt wurde. Es handelt sich um

Sarutahiko 猿田彦 (jap.)

Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt

Der Begriff „Sarutahiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Iwado hiroshige.jpg
  • Sarutahiko takachiho.jpg
  • Sarutahiko.jpg
  • Tengu shimokitazawa 2012.jpg
  • Sarutahiko hokkei.jpg
  • Uzume Sarutahiko ningyo kuniyoshi.jpeg
  • Odakejinja.jpg
  • Uzume sarutahiko.jpg

, den etwas unheimlichen Bergführer des Ninigi, der mit

Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 (jap.)

mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters

Der Begriff „Ame no Uzume“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Nishinomiya souvenir.jpg
  • Uzume Sarutahiko ningyo kuniyoshi.jpeg
  • Amaterasu kunisada.jpg
  • Uzume toyokuni.jpg
  • Uzume kagura.jpg
  • Amaterasu eitaku.jpg
  • Iwado hiroshige.jpg
  • Uzume-hokusai.jpg
  • Iwado kagura2.jpg
  • Sarutahiko.jpg
  • Daikoku Uzume.jpg
  • Uzume kosugi.jpg
  • Uzume spinner.jpg
  • Uzume Taki Katei.jpg
  • Nade-okame.jpg
  • Uzume hokkei.jpg
  • Uzume ekin.jpg
  • Uzume Izu-no-Chohachi.jpg
  • Uzume sarutahiko.jpg
  • Otogoze.jpg
vermählt wird. Von diesem Paar heißt es im Nihon shoki, dass sie sich – lange vor Yamato-hime – am Oberlauf des Isuzu-Flusses (der am Inneren Schrein vorbei fließt) niederließen.

Schreingeschichte

Die oben skizzierte Schreinmythologie ist zwar bereits in den kiki zu finden, doch deutet sich in diesen Chroniken zugleich an, dass die Zentren des

kami(jap.)

Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō

Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Baozhi heian.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Kumano kami.jpg
  • Namazue daikoku.jpg
  • Matsunoo josei.jpg
  • Matsunoo oyamakui.jpg
  • Hachiman kaikei.jpg
  • Kongobo tengu konpira.jpg
  • Kasugamandala 1.jpg

-Kults in vor- und frühgeschichtlicher Zeit woanders, nämlich in

Izumo 出雲 (jap.)

alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha

Ort

Der Begriff „Izumo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Schlange izumo.jpg
  • Kanameishi2.jpg
  • Miyajidake shimenawa.jpg
  • Omikuji izumo.jpg
  • Izumo toyokuni.jpg
  • Ukehi 1827.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Izumo; s.a. Geo-Glossar

und

Ōmiwa Jinja 大神神社 (jap.)

Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans

Schrein

Der Begriff „Ōmiwa Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Ōmiwa Jinja; s.a. Geo-Glossar
gelegen haben müssen. Auch bietet die Mythologie, wie erwähnt,  keine befriedigende Erklärung für die Doppelstruktur der Anlage. Die meisten Experten gehen daher heute davon aus, dass die Verehrung einer weiblichen Sonnengottheit, die zugleich als wichtigste Ahnengottheit des Kaiserhauses gilt und ihren Hauptsitz in Ise hat, erst in historischer Zeit zustande kam. Man nimmt an, dass sich die schriftliche Niederlegung der kaiserlichen Mythologie Anfang des achten Jahrhunderts mit der Entstehung des Ise-Kults überschneidet.  

Sowohl die Abfassung der kiki als auch der Ausbau von Ise wären nach dieser Theorie ein Produkt der Tenmu Dynastie, einer bestimmten Linie des Kaiserhauses, die von

Tenmu Tennō 天武天皇 (jap.)

631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)

Der Begriff „Tenmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

und seiner Witwe und Nachfolgerin

Jitō Tennō 持統天皇 (jap.)

645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin

Der Begriff „Jitō Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

begründet wurde. Seit dieser Zeit ist auch die Existenz von zwei Hauptschreinen, die von den Priesterfamilien Arakida (Innerer Schrein) und Watarai (Äußerer Schrein) geführt wurden, zuverlässig dokumentiert. Auch die 20-jährigen Schrein·erneuerungen dürften ab dieser Zeit durchgeführt worden sein, obwohl sie erst ab 785 zweifelsfrei dokumentiert sind. Erst die Tenmu Dynastie war also dafür verantwortlich, dass Ise den Status des obersten kaiserlichen Ahnenschreins erhielt. 

Altertum

Ab der Zeit Tenmus und Jitōs wurde der Betrieb der Schreinanlage in Form von „Opfer·gaben“ durch das Tennō-Haus realisiert. Die Opfer·gaben waren materielle Güter, die den Unterhalt der Priester sicherten, und wurden von sogenannten Schrein·haus·halten hergestellt, bäuer·lichen Betrieben, die nominell dem Tennō unter·standen. Umge·kehrt durften andere Personen, egal ob adelig oder nicht, den Gott·heiten von Ise keine Unter·stützun·gen oder Opfer zukommen lassen. Die Schrein·haus·halte wurden jedoch von priester·lichen „Zere·monien·meistern“ (saishu) des Hofes über·wacht.

Diese Zeremonien·meister, die wiederum aus der höfi·schen Priester·familie Nakatomi stammten, lebten zwar am Hof, hatten jedoch die eigent·liche Autorität in Ise inne.5 Daneben gab es auch die Insti·tution der Kult-Prinzessin (

saiō 斎王 (jap.)

Kult-Priesterin aus dem Tennō-Haus in den Schreinen Ise und Kamo; auch saigū; in Ise bis 1334 existent

Der Begriff „saiō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Ise saishu.jpg

). Diese stammte aus der Familie des Tennō, musste Jungfrau sein und nahm in rituellen Belangen die höchste Stellung ein. Wahr·schein·lich hatte sie aber nur nominelle Autorität.

Ise saishu.jpg
9 Ise Priester mit Kult-Prinzessin Kuroda Sayako, 2013
Kuroda Sayako, derzeit stellvertretende Kult-Prinzessin (saiō) in Ise, ist eine Tochter des Heisei Tennō. Hier leitet sie das Tsukinami-sai, ein traditionelles halbjährliches Ritual in Ise. Rechts die 20 Jahre alte Anlage des Inneren Schreins (Naikū), die in Kürze durch die neuen Gebäude im Hintergrund ersetzt werden wird.
Werk von Minamikawa Sanjirō. 2013. Minamikawa Sanjirō, 2013/6/16.

Die besondere Beziehung zum Tennō-Haus führte zu einer Sonder·stellung Ises innerhalb der Schrein·land·schaft Japans. In allen bekannten Schrein·listen, die seit der Heian-Zeit geführt werden, steht Ise als kaiser·licher Ahnen·schrein unan·ge·fochten an erster Stelle, obwohl der Tennō selbst den Schrein nie besuchte und auch die Aristo·kratie sich eher an Schreine in Haupt·stadtnähe hielt.

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Mit dem Niedergang des Hofes zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert verschwanden sowohl die Zere·monien·meister des Hofes als auch die Kult-Prinzes·sinnen und die Schreine wurden nun wirklich von den dort ansäs·sigen Priestern geführt. Zugleich mussten sie sich aber unter den neuen Krieger·eliten nach Ersatz für die öko·nomische Unter·stützung durch den Hof umsehen.

Dies führte zu einer erbit·terten Konkur·renz zwischen den Watarai und den Arakida. Die Watarai bemühten sich, ihren Schrein, den Äußeren, als mindestens ebenso bedeut·sam wie den Inneren darzu·stellen. Zu diesem Zweck identi·fizierten sie ihre Gottheit mit

Kuni no Tokotachi 国常立 (jap.)

mythologische Urgottheit des Shintō

Der Begriff „Kuni no Tokotachi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg

, der im Nihon shoki Gene·rationen vor Amaterasu als Ur·gottheit in Erschei·nung tritt. Die Watarai waren in ihrem Bemühen um eine neue Identität durchaus erfolg·reich und begrün·deten den so·genannten

Watarai Shintō 度会神道 (jap.)

Shintō-Lehre des Äußeren Schreins von Ise

Schulrichtung

Der Begriff „Watarai Shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, der zu einer Inspirations·quelle späterer Shinto-Theologien wurde.

Amaterasu blieb zwar über lange Sicht die repräsentative Gottheit Ises, doch ihre mythologische Identität geriet weit·gehend in Ver·gessen·heit. Der große buddhis·tische Dichter·mönch Saigyō (1118–1190) etwa schrieb: „Obwohl wir das Geheimnis [Ises] nicht kennen, rührt es uns doch zu Tränen.“6 In der Tat wurde Amaterasu zeitweise als Mann aufgefasst und mit einer jugend·lichen Gottheit namens Utsuho Dōji identifiziert. Besonders exaltierte Theologen sahen in ihr auch eine Schlangen·gottheit.

Sowohl der Innere als auch der Äußere Schrein sandten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit unabhängig von einander Priester durchs Land, die der all·ge·meinen Bevöl·kerung von den sagen·haften Kräften der Ise-Gott·heiten kündeten und Ise zur populärsten shinto·istischen Pilger·stätte des Landes machten.

Gegen Ende der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Morokoshi kinmozui tiger.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Morokoshi kinmozui pferd.jpg
  • Onna daruma.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Asakusa jinja2.jpg
  • Daruma togetsu.jpg
  • Morokoshi kinmozui affe.jpg
  • Morokoshi kinmozui hase.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
  • Deshima 1790.jpg
  • Junigu butsuzozui.jpg
  • Mito komon.jpg
  • Morokoshi kinmozui hahn.jpg
  • Morokoshi kinmozui ziege.jpg
  • Morokoshi kinmozui ochse.jpg
  • Koi hiroshige.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Emaden3.jpg
  • Morokoshi kinmozui schlange.jpg
  • Morokoshi kinmozui ratte.jpg
  • Wagojin hokusai.jpg
  • Morokoshi kinmozui eber.jpg
  • Morokoshi kinmozui drache.jpg
  • Oda Nobunaga.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Nikko karamon.jpg
  • Dainihonshi.jpg
  • Morokoshi kinmozui hund.jpg
  • Asakusa nakamise.jpg
  • Drachen hakozaki engi.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit tauchten Gerüchte auf, dass die Ise-Pilger bisweilen mit einem Geld·regen über·schüttet werden würden, was zu einem weiteren Anstieg der Popu·larität Ises führte. Man stellte sich Amaterasu auch als weißes Pferd vor, das bei Hunger·kata·strophen und Erd·beben helfend in Erschei·nung trat. Schließlich ent·standen unter den Ise-Pilgern unmit·telbar vor der Meiji-Restau·ration milliena·ristische Bewe·gungen, die eine Art Zeiten·wende (yonaoshi) herauf·be·schworen und eksta·tische Tänze und Gesänge (die nach ihrem Refrain ee ja nai ka – etwa: „ist doch gut so“ – genannt wurden) prakti·zierten. Obwohl diese Bewe·gungen eher unpo·litisch und nicht auf den Tennō bezogen waren, leis·teten sie wahr·schein·lich einen Beitrag zum poli·tischen Umschwung von 1867 bis 68.

Eejanaika kyosai.jpg
10 Darstellung des ee ja nai ka Phänomens durch Kawanabe Kyosai, 1867
Die im Titel angesprochenen Erntedank-Tänze (hōnen odori) werden hier von Alltags-Figuren ausgeführt wie Bauern, Freudenmädchen oder fahrenden Nonnen, dazwischen mischen sich aber auch Götter wie Ebisu, Shōki oder Uhō Dōji. Das Bild ist eigentlich ein Kalender, auf dem verschiedene Kalenderdaten für das Jahr Keiō 4 (1868) eingeschrieben sind. Die zwölf tanzenden Figuren sind wohl auch die zwölf Monate, angedeutet durch die Zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi).

Dabei ließ sich der Künstler offenbar von den Umzügen inspirieren, die ab Mitte 1867 in vielen Landesteilen spontan um sich griffen. Diese sind nach dem Refrain der Gesänge, die dabei gesungen wurden, als ee ja nai ka („ist doch gut so“ oder „was ist schon dabei“) Umzüge bekannt. Auslöser waren z.T. auch Gerüchte von mysteriösen Geldregen, die sich insbesondere während der Pilgerfahrten nach Ise ereigneten.

Dass sich im kommenden Jahr 1868 ein politischer Umschwung ereignen würde, war dem Künstler natürlich nicht bewusst, doch deutet sich in dem hektischen Treiben die aufgeladene Stimmung unter der allgemeinen Bevölkerung in den Jahren 1867 und 1868 an. Diese Stimmung scheint auf dem Bild durch die Münzen hervorgerufen zu werden, die von der drachenreitenden Gestalt in der linken oberen Bildecke in die Menge geworfen werden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Amaterasu, die Hauptgottheit des Ise Schreins.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1867. National Diet Library, Tōkyō.

Moderne

Unter dem Regime der Meiji-Zeit wurden die Verbindungen zwischen Ise und Tennō schließlich wieder syste·matisch verstärkt. Der Watarai Shinto wurde endgültig als „Fälschung“ gebrand·markt und die Gott·heiten entspre·chend den ältes·ten Chroniken in ihrer heutigen Gestalt fest·gelegt. Dass dies jedoch nicht unbe·dingt der Weisheit letzter Schluss sein muss, zeigen u.a. die erwähn·ten Wider·sprüche zwischen Architektur und Mythos.

Ein interessantes Detail am Rande: Die Institution der Kult-Prinzessin wurde in der Moderne in modi·fizierter Form erneut aufge·nommen. Allerdings lautet ihr Titel saishu (Zeremonien·meisterin). Das Kriterium der Jungfern·schaft fiel zwar weg und es muss sich nicht einmal unbedingt um eine Frau handeln. Doch pendelt sich langsam wieder der Brauch ein, weibliche Ange·hörige des Tennō-Hauses in leitender ritueller Funktion in Ise zu instal·lieren.

Ise als Inbegriff der japanischen Ästhetik

Ise wird auch in ästhetischer Hinsicht oft als Inbegriff des Shintō gedacht und gepriesen. Mit der Wiederaufwertung des Tennō Anfang der Meiji-Zeit wurden die monumental-archaischen Formen Ises auch für neu geschaffene Schreine verwendet. So verfügen etwa der

Yasukuni Jinja 靖国神社 (jap.)

Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene

Schrein

Der Begriff „Yasukuni Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Yasukuni veteranen1.jpg
  • Yasukuni komainu.jpg
  • Yasukuni torii.jpg
  • Hirohito yasukuni.jpg
  • Kenko jinja.jpg
  • Yasukuni meiji tenno.jpg
  • Yasukuni displayroom tojo.jpg
  • Abe yasukuni.jpg
  • Yasukuni shinmon.jpg
  • Yasukuni mode.jpg
  • Omura 1945.jpg
  • Yasukuni komainu a.jpg
  • Omura masujiro.jpg
  • Koizumi yasukuni.jpg
  • Yasukuni haiden.jpg
  • Yasukuni veteranen2.jpg
  • Yasukuni anlage.jpg
  • Yasukuni 50sen.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Yasukuni Jinja; s.a. Geo-Glossar

Schrein, aber auch diverse neu geschaffene Kaisergräber, über die besonders schlichten torii im shinmei-Stil. Interessanterweise wurde allerdings der Schrein für Kaiser

Meiji Tennō 明治天皇 (jap.)

1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito

Der Begriff „Meiji Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Jinmu yoshitoshi.jpg
  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg
  • Meiji chiossone.jpg
  • Yasukuni meiji tenno.jpg
  • Meiji tenno2.jpg
  • Meijitenno1872.jpg
  • Meiji constitution 1889.jpg
  • Meiji kenpo happu.jpg

, der 1920 fertig gestellt wurde, in einem Stil gehalten, der eher den buddhistisch beeinflussten Schreingebäuden der Edo-Zeit entspricht. Seine geschwungen Dächer und Balken wurden offenbar doch vertrauter empfunden als das kantige Erscheinungsbild Ises. Auch Europäer des 19. Jahrhunderts wie Ernest Satow (1843–1929), einer der Pioniere der britischen Japanologie, charakaterisierten Ise als „disappointing in its simplicity and perishable nature“.7

Yasukuni torii.jpg
11 Torii des Yasukuni Schreins nach dem Muster Ises
Monumentales torii im shinmei-Stil am Eingang der Schreinanlage des Yasukuni Jinja. Zur Zeit seiner Errichtung (1921) das größte torii Japans; 1943 zur Kriegsmaterialgewinnung eingeschmolzen; 1974 neu errichtet. Mit 25m Höhe nach wie vor das größte torii Japans.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
Torii meiji.jpg
12 Torii des Meiji Schreins im konventionellen myōjin-Stil
Mit einer Höhe von zwölf Metern ist dieses torii das größte hölzerne myōjin torii Japans. Zur Zeit der Errichtung des Meiji Schreins (um 1920) wurde dieses Torii aus einer 1200 Jahre alten taiwanesischen Zypresse (hinoki) hergestellt. Taiwan war damals bekanntlich eine japanische Kolonie. 1966 wurde das Torii jedoch durch einen Blitzeinschlag beschädigt. Daraufhin suchte man in Japan vergeblich nach entsprechenden Baumriesen. Erst 1975 gelang es, wiederum mit einer Zypresse aus Taiwan, ein neues, ähnlich großes Torii zu errichten. (S. Meiji jingū)
Um 1920 errichtet, 1966 zerstört, 1975 neu errichtet. Wikimedia Commons, 2002.

Vorlage:Wrapper

Offenbar spielte der deutsche Architekt und Stadtplaner Bruno Taut (1880–1938) eine nicht unwesentliche Rolle für die heute gängige Bewertung. Als Pionier einer funktionalistischen, auf das Notwendigste reduzierten Architektur genoss Taut in den 1920er Jahren internationale Bekanntheit, u.a. durch richtungsweisende Sozialbauten in Berlin. Als Sympathisant der russischen Revolution musste er Deutschland allerdings mit dem Machtantritt der Nazis verlassen und fand vorübergehend in Japan Exil. Dort begeisterte er sich u.a. für die Schlichtheit der Ise Architektur, die er positiv mit dem Dekor buddhistischer Tempel oder der Schreinanlage von

Nikkō 日光 (jap.)

Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein

Schrein, Tempel

Der Begriff „Nikkō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Bato rinnoji.jpg
  • Kanto1694.jpg
  • Yomeimon vorne.jpg
  • Sakabashira nikko.jpg
  • Nemuri neko.jpg
  • Nikko plan.jpg
  • Toshogu skizze.jpg
  • Nikko nakiryu.jpg
  • Dach nikko.jpg
  • Yomeimon suijin.jpg
  • Baku nikko.jpg
  • Kunozan.jpg
  • Nikko 1940.jpg
  • Drache chichibu.jpg
  • Torii nikko.jpg
  • Nikko torii stillfried.jpg
  • Karamon stillfried.jpg
  • Drachen nikko.jpg
  • Nikko karamon.jpg
  • Shinkyo nikko.jpg
  • Pagode nikko.jpg
  • Ryugu nikko.jpg
  • Gospieler yomeimon.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Nikkō; s.a. Geo-Glossar
kontrastierte. Ise stellte für ihn eine Entsprechung der Akropolis auf dem Gebiet der Holzarchitektur dar. Zusammen mit dem Katsura Rikyū Palast in Kyoto sah er Ise auch als Vorwegnahme einer modernen Architektur. Taut bekam bereits 1933 die Gelegenheit, seine Sicht der japanischen Architektur und Kultur auf japanisch zu veröffentlichen und fand damit in Japan großen Anklang.8

Es mag ihm dabei nicht völlig bewusst gewesen sein, dass sein Lob der archaischen Monumentalität Ises durchaus ins Konzept des aufkeimenden japanischen Totalitarismus passte.

Im Kontext der Schreinerneuerung von 1953 sorgte dann Tange Kenzō (1913–2005), der Mitbegründer des sogenannten Metabolismus, für eine ähnliche Bewertung Ises. Zusammen mit dem Architekturkritiker Kawazoe Noboru veröffentlichte er eine Hommage an Ise, die unter dem Titel Ise: Prototype of Japanese Architecture auch im englischen Sprachraum weite Verbreitung fand. Noch zu Kriegszeiten machte Tange übrigens erstmals auf sich aufmerksam, als er mit nur 29 Jahren ein nationales Monument entwarf, das eindeutig von der Schreinarchitektur Ises inspiriert war und am Fuße des Berges Fuji errichtet werden sollte.9

Ise stellte somit – wohl nicht nur für Tange – ein scheinbar über jede Ideologie erhabenes Bindeglied zwischen Tradition und Moderne sowie zwischen Kriegs- und Nachkriegszeit dar. Charakteristischerweise nahmen Tange und Kawazoe wenig Bedacht auf die erwähnten historischen Veränderungen der Schreinanlage und ließen Mythen wie die über zweitausendjährige Schreingeschichte unhinterfragt. Zu Tanges Ehrenrettung muss jedoch hinzugefügt werden, dass er sich ebenso von der buddhistischen Architektur Japans inspirieren ließ und insofern keinen puristischen Shinto-Essenzialismus praktizierte.

Yoyogi sporthalle.jpg
13 Olympische Sporthalle von Tange, 1964
Vielleicht das berühmteste Bauwerk des Meisterarchitekten Tange Kenzō, das oft mit dem Schreinstil von Ise verglichen wird (obwohl es meiner Meinung nach eher an den Tōdaiji erinnert).
Werk von Tange Kenzō (1913–2005). Spätere Shōwa-Zeit, 1964. William Bullimore, flickr, 2009.

Verweise

Fußnoten

  1. Kanname-sai, das wichtigste Schreinfest in Ise im Oktober.
  2. Ellwood 1968, S. 188.
  3. „The province of Ise, of the divine wind, is [...] a secluded and pleasant land. In this land I wish to dwell.“ (Aston 1972, Bd. 1, S. 176.) In diesem Ausspruch Amaterasu findet sich bereits der berühmte Ausdruck
    kamikaze 神風 (jap.)

    Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht

    Konzept, Geschichte

    Der Begriff „kamikaze“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

    , Götterwind, als Charakterisierung von Ise.

  4. Regierungszeit des Yūryaku Tennō, Aston 1972, Bd. 1, S. 341.
  5. Teeuwen 1996, Kap. 1.
  6. About Ise Jingu (Offizielle Website).
  7. Ernest Satow, “The Shinto Temples of Ise.” Transactions of the Asiatic Society of Japan 1:2 (1874), S. 121.
  8. Tauts deutschsprachiges Original erschien erst 2009 unter dem Titel Nippon, mit europäischen Augen gesehen. Herausgegeben, mit einem Nachwort und Erläuterungen versehen von Manfred Speidel. Gebrüder Mann Verlag, Berlin 2009.
  9. Carlos Zeballos, „The Metabolist Movement“ (Blogartikel, 2011), in [http://architecturalmoleskine.blogspot.co.at/2011/10/metabolist-movement.html My Architectural Moleskine] (2014/10/24)

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2010

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Klaus Antoni (Ü.), Kojiki: Aufzeichnungen alter Begebenheiten. Berlin: Verlag der Weltreligionen (Insel Verlag), 2012. [Mit einer begleitenden Studie und ausführlichen Text-Anmerkungen.]
William George Aston (Ü.), Nihongi: Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D. 697. Rutland, Vt: Tuttle, 1972. (Online.) [Erste Ausgabe: London 1896.]
John Breen, Mark Teeuwen, A Social History of the Ise Shrines: Divine Capital. London, New York: Bloomsbury, 2017.
Robert S. Ellwood, „Harvest and Renewal at the Grand Shrine of Ise“. Numen 15/3 (1968), 165–190.
Taryō Ōbayashi, Watanabe Yoshio, Ise und Izumo: Die Schreine des Schintoismus. Freiburg/Breisgau: Herder, 1982. [Ü. Thomas Münster.]
Ernest Satow, „The Shintō Temples of Ise“. Transactions of the Asiatic Society of Japan 1:2 (1874).
Tange Kenzō, Kawazoe Noboru, Ise: Prototype of Japanese Architecture. Cambridge: The M.I.T. Press, 1965.
Bruno Taut, Nippon mit europäischen Augen gesehen. Berlin: Gebr. Mann Verlag, 2009. [1933 auf Japanisch erschienen als Nippon: Yōroppajin no me de mita; dt. Originalmanuskript 2009 herausgegeben, mit einem Nachwort und Erläuterungen versehen von Manfred Speidel.]
Mark Teeuwen, Watarai Shinto: An Intellectual History of the Outer Shrine in Ise. Leiden: CNWS, 1996.
Mark Teeuwen, „The creation of a honji suijaku deity: Amaterasu as the Judge of the Dead“. In: Mark Teeuwen und Fabio Rambelli (Hg.), Buddhas and Kami in Japan. London, New York: RoutledgeCurzon, 2003, 115–144.
William George Aston (Ü.), Nihongi: Chronicles of Japan from the Earliest Times to A.D. 697. Rutland, Vt: Tuttle, 1972. (Online.) [Erste Ausgabe: London 1896.]
Mark Teeuwen, Watarai Shinto: An Intellectual History of the Outer Shrine in Ise. Leiden: CNWS, 1996.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Shogu ise.jpg
    Das 2013 neu errichtete Hauptgebäude des Äußeren Schreins (Gekū) von Ise. Bis auf wenige Details ist dieses Gebäude mit der Haupthalle des fünf Kilometer entfernten Inneren Schreins identisch.
    Minamikawa Sanjirō, 2013.
  2. ^ 
    Ise map.jpg
    Lage des Inneren Schreins (Naikū) und Äußeren Schreins (Gekū) von Ise, deren Hauptgebäude über 4km von einander entfernt sind. Ehemals waren beide Anlagen von eigenen Dörfern, Yamada und Uji, umgeben, die heute zur Stadt Ise zusammengewachsen sind.
    Google Earth, 2014.
  3. ^ 
    Geku google.jpg
    Satellitenbild welches den Äußeren Schrein (Gekū) von Ise zeigt.
    Google Earth, 2014.
  4. ^ 
    Naiku google.jpg
    Satellitenbild, welches den Inneren Schrein (Naikū) von Ise zeigt.
    Google Earth, 2014.
  5. ^ 
    Shikinensengu.jpg
    Anlässlich der periodischen Neuerrichtung der Schreinanlage von Ise, die alle 20 Jahre stattfindet, wird das Hauptheiligtum (go-shintai) des Schreins in einer nächtlichen Prozession zu seinem neuen Bestimmungsort gebracht. Das heilige Objekt ist durch Tücher verhüllt.
    Meiji-Zeit. Schreinamt von Ise (Jingū Shichō), 2006.
  6. ^ 
    Ise enface.jpg
    Haupthalle des Ise Schreins im shinmei-Stil.
    Bildquelle: Mundo-Nipo, 2014.
  7. ^ Ise dach.jpg 
  1. ^ 
    Geku dach.jpg
    Das Dach des Äußeren Schreins (Gekū) unterscheidet sich durch die Vertikale Abschrägung der Dachsparren (chigi) und die ungerade Zahl der Rundhölzer (9) vom Dach des Inneren Schreins.
    Minamikawa Sanjirō, 2013.
  2. ^ 
    Ise saishu.jpg
    Kuroda Sayako, derzeit stellvertretende Kult-Prinzessin (saiō) in Ise, ist eine Tochter des Heisei Tennō. Hier leitet sie das Tsukinami-sai, ein traditionelles halbjährliches Ritual in Ise. Rechts die 20 Jahre alte Anlage des Inneren Schreins (Naikū), die in Kürze durch die neuen Gebäude im Hintergrund ersetzt werden wird.
    Werk von Minamikawa Sanjirō. 2013. Minamikawa Sanjirō, 2013/6/16.
  3. ^ 
    Eejanaika kyosai.jpg
    Die im Titel angesprochenen Erntedank-Tänze (hōnen odori) werden hier von Alltags-Figuren ausgeführt wie Bauern, Freudenmädchen oder fahrenden Nonnen, dazwischen mischen sich aber auch Götter wie Ebisu, Shōki oder Uhō Dōji. Das Bild ist eigentlich ein Kalender, auf dem verschiedene Kalenderdaten für das Jahr Keiō 4 (1868) eingeschrieben sind. Die zwölf tanzenden Figuren sind wohl auch die zwölf Monate, angedeutet durch die Zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi).

    Dabei ließ sich der Künstler offenbar von den Umzügen inspirieren, die ab Mitte 1867 in vielen Landesteilen spontan um sich griffen. Diese sind nach dem Refrain der Gesänge, die dabei gesungen wurden, als ee ja nai ka („ist doch gut so“ oder „was ist schon dabei“) Umzüge bekannt. Auslöser waren z.T. auch Gerüchte von mysteriösen Geldregen, die sich insbesondere während der Pilgerfahrten nach Ise ereigneten.

    Dass sich im kommenden Jahr 1868 ein politischer Umschwung ereignen würde, war dem Künstler natürlich nicht bewusst, doch deutet sich in dem hektischen Treiben die aufgeladene Stimmung unter der allgemeinen Bevölkerung in den Jahren 1867 und 1868 an. Diese Stimmung scheint auf dem Bild durch die Münzen hervorgerufen zu werden, die von der drachenreitenden Gestalt in der linken oberen Bildecke in die Menge geworfen werden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Amaterasu, die Hauptgottheit des Ise Schreins.
    Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1867. National Diet Library, Tōkyō.

  4. ^ 
    Yasukuni torii.jpg
    Monumentales torii im shinmei-Stil am Eingang der Schreinanlage des Yasukuni Jinja. Zur Zeit seiner Errichtung (1921) das größte torii Japans; 1943 zur Kriegsmaterialgewinnung eingeschmolzen; 1974 neu errichtet. Mit 25m Höhe nach wie vor das größte torii Japans.
    20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
  5. ^ 
    Torii meiji.jpg
    Mit einer Höhe von zwölf Metern ist dieses torii das größte hölzerne myōjin torii Japans. Zur Zeit der Errichtung des Meiji Schreins (um 1920) wurde dieses Torii aus einer 1200 Jahre alten taiwanesischen Zypresse (hinoki) hergestellt. Taiwan war damals bekanntlich eine japanische Kolonie. 1966 wurde das Torii jedoch durch einen Blitzeinschlag beschädigt. Daraufhin suchte man in Japan vergeblich nach entsprechenden Baumriesen. Erst 1975 gelang es, wiederum mit einer Zypresse aus Taiwan, ein neues, ähnlich großes Torii zu errichten. (S. Meiji jingū)
    Um 1920 errichtet, 1966 zerstört, 1975 neu errichtet. Wikimedia Commons, 2002.
  6. ^ 
    Yoyogi sporthalle.jpg
    Vielleicht das berühmteste Bauwerk des Meisterarchitekten Tange Kenzō, das oft mit dem Schreinstil von Ise verglichen wird (obwohl es meiner Meinung nach eher an den Tōdaiji erinnert).
    Werk von Tange Kenzō (1913–2005). Spätere Shōwa-Zeit, 1964. William Bullimore, flickr, 2009.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amaterasu 天照 ^ Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
  • Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 ^ mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
  • Arakida 荒木田 ^ Priester des Inneren Schreins von Ise (Naikū)
  • Atsuta Jingū 熱田神宮 ^ wichtigster und ältester Schrein in Nagoya
  • chigi 千木 ^ ornamentale Dachsparren
  • Dainichi Nyorai 大日如来 ^ Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • ee ja nai ka ええじゃないか ^ Dialektform von ii ja nai ka, „ist doch in Ordnung so“; Refrain von Liedern, nach denen millienniaristische Bewegungen um 1867 benannt wurden
  • Fuji-san 富士山 ^ Berg Fuji (3776 m), der höchste Berg Japans (veraltete Bezeichnung: Fuji-yama)
  • Gekū 外宮 ^ Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • Ise Jingū 伊勢神宮 ^ kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū
  • Izumo 出雲 ^ alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha
  • jingū 神宮 ^ „Götterpalast“; Ahnenschrein des Kaiserhauses, meist Ise Jingū
  • Jitō Tennō 持統天皇 ^ 645–703, r. 686–697; 41. japanische Kaiserin
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • kamikaze 神風 ^ Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht
  • Kanname-sai 神嘗祭 ^ wtl. Fest des göttlichen Kostens [des ersten Reises]; kaiserl. Erntedankfest im zehnten Monat, das parallel am Kaiserpalast und im Ise Schrein durchgeführt wird
  • katsuogi 鰹木 ^ ornamentale Querhölzer auf dem Schreindach; wörtlich „Bonito-Holz“, abgeleitet von der Form eines beliebten Speisefisches (katsuo = Bonito-Fisch)
  • Katsura Rikyū 桂離宮 ^ kaiserlicher Nebenpalast und -garten aus dem 17. Jahrhundert im Westen Kyōtos
  • Kawazoe Noboru 川添登 ^ 1926–2015; japanischer Architekturkritiker
  • kiki 記紀 ^ Sammelbezeichnung für KojiKI und Nihon shoKI (ki, Bericht, ist jeweils mit einem leicht abweichenden Zeichen geschrieben)
  • Kuni no Tokotachi 国常立 ^ mythologische Urgottheit des Shintō
  • Meiji 明治 ^ posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
  • Meiji Ishin 明治維新 ^ Meiji Restauration, wtl. Meiji-Erneuerung, umfasst den politischen Umsturz 1867–68 und die nachfolgende Konsolidierung Japans als moderner Nationalstaat
  • Meiji Jingū 明治神宮 ^ Schrein des Meiji Tennō in Tōkyō, err. 1920
  • Meiji Tennō 明治天皇 ^ 1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
  • Miwa 三輪 ^ Ort im südl. Nara-Becken; wtl. „drei Ringe“; Kurzbez. für den Ōmiwa Jinja
  • Naikū 内宮 ^ Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht
  • Nakatomi 中臣 ^ Adelsgeschlecht der Antike
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
  • Ninigi 瓊瓊杵 ^ mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus
  • o-fuda お札 ^ Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
  • Ōmiwa Jinja 大神神社 ^ Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
  • Ōmononushi 大物主 ^ Gottheit des Schreins von [Ō]Miwa
  • Saigyō 西行 ^ 1118–1190; eigentlich: Satō Norikiyo; japanischer Mönch und Dichter
  • saiō 斎王 ^ Kult-Priesterin aus dem Tennō-Haus in den Schreinen Ise und Kamo; auch saigū; in Ise bis 1334 existent
  • saishu 祭主 ^ wtl. Zeremonienmeister; spezielles Priesteramt in Ise
  • Sarutahiko 猿田彦 ^ Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt
  • Satow, Ernest (west.) ^ 1843–1929; brit. Diplomat und Pionier der Japanologie
  • shikinen sengū 式年遷宮 ^ periodische Schreinverlegung bzw. -erneuerung; zumeist, aber nicht nur, auf Ise bezogen
  • shinmei-zukuri 神明造 ^ Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii
  • shin no mihashira 神の御柱 ^ „Herz-Pfeiler“; symbolischer Bauteil ohne statische Funktion unterhalb von Schreingebäuden, z.B. in Ise
  • shintai 神体 ^ heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“
  • Suinin Tennō 垂仁天皇 ^ 11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.
  • Sujin Tennō 崇神天皇 ^ 97–30 v.u.Z. (mythol. Regierungszeit); 10. japanischer Kaiser
  • Takuhata-hime 栲幡姫 ^ Tochter des semi-historischen Herrschers Yūryaku und Kult-Prinzessin in Ise; wtl. Prinzessin Maulbeer-Webstuhl
  • Tanba 丹波 ^ Provinz Tanba; historische Provinz im NW Kyōtos; umfasst Teile der heutigen Präfekturen Kyōto und Hyōgo
  • Tange Kenzō 丹下健三 ^ 1913–2005; japanischer Architekt und Städteplaner
  • Taut, Bruno (west.) ^ 1880–1938; deutscher Architekt der Zwischenkriegszeit, der unter dem Nationalsozialismus (1933–1936) in Japan Asyl fand
  • Tenmu Tennō 天武天皇 ^ 631?–686; 40. japanischer Kaiser; (r. 673–686)
  • Tennō 天皇 ^ jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
  • torii 鳥居 ^ Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
  • Toyouke 豊受 ^ Nahrungsgottheit des Äußeren Schreins von Ise
  • Uhō Dōji 雨宝童子 ^ shintō-buddhistische Gottheit in Gestalt eines Jünglings, der als Erscheinungsform Amaterasus galt
  • Watarai 度会 ^ Priester des Äußeren Schreins von Ise
  • Watarai Shintō 度会神道 ^ Shintō-Lehre des Äußeren Schreins von Ise
  • Yamada 山田 ^ Ehemals Stadt vor dem Äußeren Schrein von Ise (Gekū), heute Teil der Stadt Ise.
  • Yamato-hime 倭姫(倭比売) ^ Mytholog. Priesterin der Amaterasu, Tochter von Suinin Tennō
  • Yamato Takeru 倭建/日本武 ^ Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato
  • Yasukuni Jinja 靖国神社 ^ Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
  • Yayoi 弥生 ^ Yayoi-Zeit (ca. 300 v.u.Z. – 300 u.Z.); Zeit der Entwicklung des Reisanbaus
  • Yin Yang (chin.) 陰陽 ^ Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie
  • yonaoshi 世直し ^ Welterneuerung; „Weltsanierung“; gesamtgesellschaftliche Umwälzung
  • Yūryaku Tennō 雄略天皇 ^ 418–479; semi-historischer 21. Kaiser Japans; (r. 456–479); andere Namen: Ōhatsuse Wakatake; Wakatakeru no Ōkimi