Bauten/Ise Izumo: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die doppelte Schreinanlage von Ise==
 
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Ise besteht aus zwei Schrein·anlagen mit archi·tek·tonisch fast identischen Haupt·gebäuden, dem Inneren und dem Äußeren Schrein. Der Innere Schrein ({{g|naikuu}}) ist {{g|amaterasu}}, der Sonnen·gottheit und Ahn·herrin des Tennō-Geschlechts geweiht. In ihm ist ein angeblich aus my·tho·lo·gischer Zeit stammender Spiegel aufbewahrt, der als Haupt·heiligtum ({{g|shintai}}) dient. Die genaue Form dieses Spiegels ist unbekannt, da ihn selbst Priester nicht zu Gesicht bekommen. Auch darf niemand das Haupt·gebäude betreten. (Das gilt im übrigen grundsätzlich für alle Schreine.) Im Äußeren Schrein ({{g|gekuu}}), der einige Kilo·meter vom Inneren ent·fernt ist, residiert {{g|Toyouke}}, eine Nah·rungs·gottheit, die wohl ur·sprünglich als Dienerin der Ama·terasu angesehen wurde. Dieser Schrein ist zwar nicht ganz so heilig, das meiste, was für den Inneren Schrein gilt, gilt aber auch für den Äußeren.
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Ise besteht aus zwei Schrein·anlagen mit archi·tek·tonisch fast ident·ischen Haupt·gebäuden, dem Inneren und dem Äußeren Schrein. Der Innere Schrein ({{g|naikuu}}) ist {{g|amaterasu}}, der Sonnen·gott·heit und Ahn·herrin des Tennō-Geschlechts geweiht. In ihm ist ein angeblich aus my·tho·lo·gischer Zeit stam·men·der Spiegel auf·be·wahrt, der als Haupt·heilig·tum ({{g|shintai}}) dient. Die genaue Form dieses Spiegels ist unbekannt, da ihn selbst Priester nicht zu Gesicht bekommen. Auch darf niemand das Haupt·gebäude betreten. (Das gilt im übrigen grundsätzlich für alle Schreine.) Im Äußeren Schrein ({{g|gekuu}}), der einige Kilo·meter vom Inneren ent·fernt ist, residiert {{g|Toyouke}}, eine Nah·rungs·gott·heit, die wohl ur·sprüng·lich als Dienerin der Ama·terasu angesehen wurde. Dieser Schrein ist zwar nicht ganz so heilig, das meiste, was für den Inneren Schrein gilt, gilt aber auch für den Äußeren.
 
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Die Ise Schreine sind Vor·bild für einen eigenen Bau·stil ({{g|shinmeizukuri}}). Ihre ar·chi·tek·to·nische Grund·struktur ähnelt einem Speicher. Die hohen Grund·pfeiler etwa dienten zum Schutz vor Tieren und Nässe. Diese Grund·struktur wirkt schlicht und archaisch, auch wenn einzelne Elemente reiche Metall·verzierungen tragen. Der ''shinmei zukuri''-Stil unter·scheidet sich aber nicht nur durch seine Schlicht·heit von anderen Schrein·bauten, sondern auch durch die charakter·istische Form der weit aus dem Dach ragenden Dach·sparren ({{g|chigi}}) und der Quer·hölzer ({{g|katsuogi}}) auf dem Giebel. ([[Bauten/Ise_Izumo/Baustil_Ise|Mehr dazu...]])
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Die Ise Schreine sind Vor·bild für einen eigenen Bau·stil ({{g|shinmeizukuri}}). Ihre ar·chi·tek·to·nische Grund·struktur ähnelt einem Speicher. Die hohen Grund·pfeiler etwa dienten zum Schutz vor Tieren und Nässe. Diese Grund·struktur wirkt schlicht und archaisch, auch wenn einzelne Elemente reiche Metall·ver·zier·ungen tragen. Der ''shinmei zukuri''-Stil unter·scheidet sich aber nicht nur durch seine Schlicht·heit von anderen Schrein·bauten, sondern auch durch die charakter·istische Form der weit aus dem Dach ragenden Dach·sparren ({{g|chigi}}) und der Quer·hölzer ({{g|katsuogi}}) auf dem Giebel. ([[Bauten/Ise_Izumo/Baustil_Ise|Mehr dazu...]])
  
 
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Die Ise Schreine sind unter anderem dafür bekannt, dass sie alle zwanzig Jahre neu er·richtet werden. Der Neu·bau betrifft sämtliche re·ligiösen Gebäude beider Schrein·anlagen (inkl. Haupt·hallen und diverser Zweig·schreine), ist also ein sehr auf·wen·diges Unter·nehmen. Es erklärt, warum die Schrein·gebäude von Ise auf vielen Fotos un·er·wartet neu erscheinen. Was dabei jedoch exakt erhalten bleibt, sind Bau·stil und Bau·art der Gebäude. Von der tra·di·tio·nellen Zimmer·manns·kunst darf kein Deut abgewichen werden.
  
 
Der cha·rak·te·ris·tische Baustil der Ise Schreine findet sich in ganz Japan an Schreinen, die lose mit Ise in Beziehung stehen. Diese Schreine werden meist als Shinmei-Schreine bezeichnet, wobei {{g|shinmei}} für Ise steht.
 
Der cha·rak·te·ris·tische Baustil der Ise Schreine findet sich in ganz Japan an Schreinen, die lose mit Ise in Beziehung stehen. Diese Schreine werden meist als Shinmei-Schreine bezeichnet, wobei {{g|shinmei}} für Ise steht.
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Auch der Haupt·schrein von Izumo dient letztlich einfach als Speicher für ein Heilgtum, seine Bauart unter·scheidet sich aber deutlich vom Ise-Stil. Man nimmt an, dass er ar·chi·tek·to·nisch der frühen ja·panischen Palast·architektur ent·spricht, die wiederum aus archäo·lo·gischen Zeugnissen, vor allem in Gestalt der tönernen Grab·bei·gaben ({{g|haniwa}}), re·konstruiert werden kann. Das Haupt·ge·bäude ist für einen Schrein unge·wöhnlich hoch. Alte Quellen beschreiben den Izumo Schrein größer als die Halle des [[Ikonographie/Dainichi/Daibutsu|Großen Buddha]] in {{g|Nara}}. Die heute sichtbaren Gebäude stammen aus der {{g|edo}}-Zeit und sind kleiner als die ur·sprüng·lichen, folgen aber wahr·scheinlich dem originalen Bau·plan. Markant ist unter anderem die über·dachte Treppe, die zum Schrein hinauf·führt.  
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Auch der Haupt·schrein von Izumo dient letzt·lich einfach als Speicher für ein Heilgtum, seine Bauart unter·scheidet sich aber deutlich vom Ise-Stil. Man nimmt an, dass er ar·chi·tek·to·nisch der frühen ja·pa·nischen Palast·architektur ent·spricht, die wiederum aus archäo·lo·gischen Zeug·nis·sen, vor allem in Gestalt der tönernen Grab·bei·gaben ({{g|haniwa}}), re·konstruiert werden kann. Das Haupt·ge·bäude ist für einen Schrein unge·wöhnlich hoch. Alte Quellen beschreiben den Izumo Schrein größer als die Halle des [[Ikonographie/Dainichi/Daibutsu|Großen Buddha]] in {{g|Nara}}. Die heute sicht·baren Gebäude stammen aus der {{g|edo}}-Zeit und sind kleiner als die ur·sprüng·lichen, folgen aber wahr·schein·lich dem originalen Bau·plan. Markant ist unter anderem die über·dachte Treppe, die zum Schrein hinauf·führt.  
 
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Ein Cha·rak·teris·tikum für den Schrein·stil von Izumo sind die besonders massigen {{g|shimenawa}}. Sie sind in der Region rund um den Izumo Schrein häufig zu finden, in der Anlage von Izumo selbst schmücken sie al·ler·dings nur die Seiten·gebäude. Das Bild rechts unten zeigt das hoch aufragende Haupt·gebäude um·schlossen vom Inneren Schrein·areal. Normaler·weise ist es Besuchern nicht gestattet, dieses innere Areal zu betreten.
Der Izumo Schrein steht mit einem eigenen Sagen·kreis in Ver·bindung. In den Mythen gilt seine Haupt·gott·heit {{g|ookuninushi}} als Herrscher der Erde (= Japan), bevor die Abkömmlinge der Sonnen·gott·heit (= die Ahnen des Tennō) vom Himmel he·rab·steigen und die Erde erobern. In historischer Zeit ist der Izumo Schrein — wahr·schein·lich wegen seiner Ent·fernung von der Haupts·stadt — von diversen anderen Schreinen an Bedeutung über·flügelt worden. Dennoch gibt es einen verbreiteten Glauben, dass sich sämtliche Götter Japans jedes Jahr im Oktober (bzw. im 10. Monat) im Izumo Schrein zu·sammen·finden. Dieser Monat hat daher den Bei·namen „Monat ohne Götter“ ({{g|kannazuki}}). Nur in Izumo heißt er „Monat der anwesenden Götter“ ({{g|kamiaritsuki}}).
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Der Izumo Schrein steht mit einem eigenen Sagen·kreis in Ver·bindung. In den Mythen gilt seine Haupt·gott·heit {{g|ookuninushi}} als Herrscher der Erde (= Japan), bevor die Abkömmlinge der Sonnen·gott·heit (= die Ahnen des Tennō) vom Himmel he·rab·steigen und die Erde erobern. In histor·ischer Zeit ist der Izumo Schrein — wahr·schein·lich wegen seiner Ent·fernung von der Haupts·stadt — von diversen anderen Schreinen an Bedeutung über·flügelt worden. Den·noch gibt es einen ver·brei·teten Glauben, dass sich sämtliche Götter Japans jedes Jahr im Oktober (bzw. im 10. Monat) im Izumo Schrein zu·sammen·finden. Dieser Monat hat daher den Bei·namen „Monat ohne Götter“ ({{g|kannazuki}}). Nur in Izumo heißt er „Monat der anwesenden Götter“ ({{g|kamiaritsuki}}).
  
 
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Version vom 4. September 2020, 07:14 Uhr

Ise und Izumo

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Bauten/Ise_Izumo.

Die Schreine von Ise [Ise Jingū (jap.) 伊勢神宮 kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū] und Izumo [Izumo Taisha (jap.) 出雲大社 Großschrein von Izumo (Präfektur Shimane)] sind die re·prä·sen·ta·tiv·sten und histo·risch bedeu·tendsten Schrein·anlagen Japans. Ihre Gott·heiten spielen bereits in den alten my·tho·lo·gischen Chroniken Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] und Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)] die wichtig·sten Rollen (s.a. Kap. Mythen). In·ter·es·santer·weise liegen beide re·ligiösen Zentren an relativ abge·legenen Orten. Das war bereits zur Zeit ihrer Er·rich·tung so. Ihre Stand·orte gehor·chen einem kul·tu·rellen Muster, wonach beson·ders bedeu·tungs·volle Sakral·bauten und welt·liche Zentren einen ge·wis·sen Respekts·abstand von ein·ander ein·halten sollten.

Die doppelte Schreinanlage von Ise

Ise besteht aus zwei Schrein·anlagen mit archi·tek·tonisch fast ident·ischen Haupt·gebäuden, dem Inneren und dem Äußeren Schrein. Der Innere Schrein (Naikū [Naikū (jap.) 内宮 Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht]) ist Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise], der Sonnen·gott·heit und Ahn·herrin des Tennō-Geschlechts geweiht. In ihm ist ein angeblich aus my·tho·lo·gischer Zeit stam·men·der Spiegel auf·be·wahrt, der als Haupt·heilig·tum (shintai [shintai (jap.) 神体 heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“]) dient. Die genaue Form dieses Spiegels ist unbekannt, da ihn selbst Priester nicht zu Gesicht bekommen. Auch darf niemand das Haupt·gebäude betreten. (Das gilt im übrigen grundsätzlich für alle Schreine.) Im Äußeren Schrein (Gekū [Gekū (jap.) 外宮 Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht]), der einige Kilo·meter vom Inneren ent·fernt ist, residiert Toyouke [Toyouke (jap.) 豊受 Nahrungsgottheit des Äußeren Schreins von Ise], eine Nah·rungs·gott·heit, die wohl ur·sprüng·lich als Dienerin der Ama·terasu angesehen wurde. Dieser Schrein ist zwar nicht ganz so heilig, das meiste, was für den Inneren Schrein gilt, gilt aber auch für den Äußeren.

Ise2013.jpg
1 Hauptschrein von Ise
Der Ise Schrein kurz nach der Schrein­verlegungs­zeremonie, Oktober 2013. Vor einem knallneuen torii verneigen sich zwei festlich gekleidete Damen unter Anleitung eines Priesters. Eine Masse von Schaulustigen, zu denen auch der Fotograf gehört, befindet sich hinter einem Zaun, der nur für prominente Gäste geöffnet wird. Vom eigentlichen Hauptgebäude ist lediglich ein kleines Stück Dach zu sehen, die Architektur entspricht jedoch dem überdachten Tor hinter dem torii. Rechts im Hintergrund ist noch die spiegelbildlich errichtete alte Anlage zu sehen, die in Kürze abgerissen wird, bis das Areal nach zwanzig Jahren für einen weiteren Neuaufbau genutzt wird.
Bernhard Scheid, 2013.

Vorlage:Sidebox3 Die Ise Schreine sind Vor·bild für einen eigenen Bau·stil (shinmei-zukuri [shinmei-zukuri (jap.) 神明造 Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii]). Ihre ar·chi·tek·to·nische Grund·struktur ähnelt einem Speicher. Die hohen Grund·pfeiler etwa dienten zum Schutz vor Tieren und Nässe. Diese Grund·struktur wirkt schlicht und archaisch, auch wenn einzelne Elemente reiche Metall·ver·zier·ungen tragen. Der shinmei zukuri-Stil unter·scheidet sich aber nicht nur durch seine Schlicht·heit von anderen Schrein·bauten, sondern auch durch die charakter·istische Form der weit aus dem Dach ragenden Dach·sparren (chigi [chigi (jap.) 千木 ornamentale Dachsparren]) und der Quer·hölzer (katsuogi [katsuogi (jap.) 鰹木 ornamentale Querhölzer auf dem Schreindach; wörtlich „Bonito-Holz“, abgeleitet von der Form eines beliebten Speisefisches (katsuo = Bonito-Fisch)]) auf dem Giebel. (Mehr dazu...)

Ise plan.gif
2
Ise Schrein, Hauptgebäude, Vorder- und Seitenansicht
Shintō jiten (1994), S. 174.
Ise, Hauptgebäude, Vorder- und Seitenansicht

Die Ise Schreine sind unter anderem dafür bekannt, dass sie alle zwanzig Jahre neu er·richtet werden. Der Neu·bau betrifft sämtliche re·ligiösen Gebäude beider Schrein·anlagen (inkl. Haupt·hallen und diverser Zweig·schreine), ist also ein sehr auf·wen·diges Unter·nehmen. Es erklärt, warum die Schrein·gebäude von Ise auf vielen Fotos un·er·wartet neu erscheinen. Was dabei jedoch exakt erhalten bleibt, sind Bau·stil und Bau·art der Gebäude. Von der tra·di·tio·nellen Zimmer·manns·kunst darf kein Deut abgewichen werden.

Der cha·rak·te·ris·tische Baustil der Ise Schreine findet sich in ganz Japan an Schreinen, die lose mit Ise in Beziehung stehen. Diese Schreine werden meist als Shinmei-Schreine bezeichnet, wobei shinmei [shinmei (jap.) 神明 generelle Bezeichnung für Schreingottheiten (kami); als Schreinnamen (Shinmei-sha) allerdings nur für Zweigschreine von Ise verwendet; s.a. shinmei-zukuri] für Ise steht.

Der Großschrein von Izumo

Izumo taisha.jpg
3 Hauptschrein von Izumo
Innere Einfriedung des Izumo Schreins mit Haupthalle.
Bildquelle: unbekannt.

Auch der Haupt·schrein von Izumo dient letzt·lich einfach als Speicher für ein Heilgtum, seine Bauart unter·scheidet sich aber deutlich vom Ise-Stil. Man nimmt an, dass er ar·chi·tek·to·nisch der frühen ja·pa·nischen Palast·architektur ent·spricht, die wiederum aus archäo·lo·gischen Zeug·nis·sen, vor allem in Gestalt der tönernen Grab·bei·gaben (haniwa [haniwa (jap.) 埴輪 frühgeschichtliche Grabbeigaben aus Ton, meist in Form einfacher Skulpturen]), re·konstruiert werden kann. Das Haupt·ge·bäude ist für einen Schrein unge·wöhnlich hoch. Alte Quellen beschreiben den Izumo Schrein größer als die Halle des Großen Buddha in Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]. Die heute sicht·baren Gebäude stammen aus der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit und sind kleiner als die ur·sprüng·lichen, folgen aber wahr·schein·lich dem originalen Bau·plan. Markant ist unter anderem die über·dachte Treppe, die zum Schrein hinauf·führt.

Izumo plan.gif
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Izumo Schrein, Hauptgebäude, Vorder- und Seitenansicht
Shintō jiten, 1994, S. 174.
Izumo, Hauptgebäude, Vorder- und Seitenansicht

Vorlage:Sidebox3 Ein Cha·rak·teris·tikum für den Schrein·stil von Izumo sind die besonders massigen shimenawa [shimenawa (jap.) 注連縄 shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.]. Sie sind in der Region rund um den Izumo Schrein häufig zu finden, in der Anlage von Izumo selbst schmücken sie al·ler·dings nur die Seiten·gebäude. Das Bild rechts unten zeigt das hoch aufragende Haupt·gebäude um·schlossen vom Inneren Schrein·areal. Normaler·weise ist es Besuchern nicht gestattet, dieses innere Areal zu betreten. Der Izumo Schrein steht mit einem eigenen Sagen·kreis in Ver·bindung. In den Mythen gilt seine Haupt·gott·heit Ōkuninushi [Ōkuninushi (jap.) 大国主 mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes] als Herrscher der Erde (= Japan), bevor die Abkömmlinge der Sonnen·gott·heit (= die Ahnen des Tennō) vom Himmel he·rab·steigen und die Erde erobern. In histor·ischer Zeit ist der Izumo Schrein — wahr·schein·lich wegen seiner Ent·fernung von der Haupts·stadt — von diversen anderen Schreinen an Bedeutung über·flügelt worden. Den·noch gibt es einen ver·brei·teten Glauben, dass sich sämtliche Götter Japans jedes Jahr im Oktober (bzw. im 10. Monat) im Izumo Schrein zu·sammen·finden. Dieser Monat hat daher den Bei·namen „Monat ohne Götter“ (Kannazuki [Kannazuki (jap.) 神無月 „Monat ohne Götter“; volkstümlicher Beiname des 10. Monats, in dem sich die Götter Japans alle nach Izumo begeben sollen]). Nur in Izumo heißt er „Monat der anwesenden Götter“ (Kamiaritsuki [Kamiaritsuki (jap.) 神有月 Monat der anwesenden Götter (Oktober in Izumo)]).

Verweise

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Ise2013.jpg
    Der Ise Schrein kurz nach der Schreinverlegungszeremonie, Oktober 2013. Vor einem knallneuen torii verneigen sich zwei festlich gekleidete Damen unter Anleitung eines Priesters. Eine Masse von Schaulustigen, zu denen auch der Fotograf gehört, befindet sich hinter einem Zaun, der nur für prominente Gäste geöffnet wird. Vom eigentlichen Hauptgebäude ist lediglich ein kleines Stück Dach zu sehen, die Architektur entspricht jedoch dem überdachten Tor hinter dem torii. Rechts im Hintergrund ist noch die spiegelbildlich errichtete alte Anlage zu sehen, die in Kürze abgerissen wird, bis das Areal nach zwanzig Jahren für einen weiteren Neuaufbau genutzt wird.
    Bernhard Scheid, 2013.
  2. ^ 
    Ise plan.gif
    Ise Schrein, Hauptgebäude, Vorder- und Seitenansicht
    Shintō jiten (1994), S. 174.
  1. ^ 
    Izumo taisha.jpg
    Innere Einfriedung des Izumo Schreins mit Haupthalle.
    Bildquelle: unbekannt.
  2. ^ 
    Izumo plan.gif
    Izumo Schrein, Hauptgebäude, Vorder- und Seitenansicht
    Shintō jiten, 1994, S. 174.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amaterasu 天照 ^ Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • bunrei 分霊 ^ wtl. Teilseele; im Kontext von Schreingottheiten bezeichnet der Ausdruck die Gottheit eines Zweig- oder Filialschreins, die sozusagen von einer Hauptgottheit abgespalten wurde
  • Dazaifu 太宰府 ^ Stadt in Nord-Kyūshū, südöstlich der Stadt Fukuoka
  • Dazaifu Tenman-gū 大宰府天満宮 ^ Dazaifu Tenman Schrein (Kyūshū), einer der beiden Hauptschreine für Sugawara no Michizane, gegr. 919
  • Ebisu 恵比寿 ^ Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Enoshima 江ノ島 ^ Schreininsel; rel. Zentrum nahe Kamakura
  • Fujiwara 藤原 ^ mächtigste Adelsfamilie im jap. Altertum
  • Fushimi Inari Taisha 伏見稲荷大社 ^ Großschrein der Gottheit Inari in Fushimi, im Süden Kyōtos
  • Gekū 外宮 ^ Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht
  • Hachiman 八幡 ^ Shintō-Gottheit, Ahnengottheit des Tennō und des Kriegeradels; auch „Yawata“ ausgesprochen
  • haiden 拝殿 ^ Zeremonienhalle eines Schreins
  • hatsumōde 初詣 ^ Schrein-Neujahrsbesuch
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • honden 本殿 ^ Hauptgebäude eines Schreins
  • Ichikishima-hime 市寸島比売 ^ Meeresgöttin; urspr. im Munakata Taisha, später auch im Itsukushima Schrein (Miyajima) verehrt; eine von drei weiblichen Gottheiten, die aus einem mythologischen Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo entstanden
  • Inari 稲荷 ^ Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • Ise Jingū 伊勢神宮 ^ kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū
  • Itsukushima 厳島 ^ auch Miyajima, Schrein bei Hiroshima; der Name bedeutet wtl. „Tabu-Insel“ und dürfte sich von der weiblichen Meeresgottheit Ichikishima-hime herleiten
  • Iwashimizu Hachiman-gū 石清水八幡宮 ^ Iwashimizu Hachiman Schrein (bei Kyōto), einer der Hauptschreine der Gottheit Hachiman
  • Izumo 出雲 ^ alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha
  • Izumo Taisha 出雲大社 ^ Großschrein von Izumo (Präfektur Shimane)
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kamiaritsuki 神有月 ^ Monat der anwesenden Götter (Oktober in Izumo)
  • kanjō 勧請 ^ zeremonielle „Einladung“ einer Gottheit; Schreingründungsritual
  • Kannazuki 神無月 ^ „Monat ohne Götter“; volkstümlicher Beiname des 10. Monats, in dem sich die Götter Japans alle nach Izumo begeben sollen
  • Kasuga Taisha 春日大社 ^ Kasuga Schrein, Nara; ehemals Ahnenschrein der Fujiwara
  • Kitano Tenman-gū 北野天満宮 ^ Kitano Tenman Schrein (Kyōto); einer der beiden Hauptschreine des Sugawara no Michizane, gegr. 947
  • kitsune^ Fuchs; Botentier der Gottheit Inari
  • Kojiki 古事記 ^ „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
  • Kōfuku-ji 興福寺 ^ Tempel des Hossō-Buddhismus; einer der Sieben Großen Tempel von Nara
  • Kūkai 空海 ^ 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
  • Kyōto 京都 ^ von 894 bis 1869 Sitz des Tennō und damit offizielle Hauptstadt Japans. Im Lauf der Zeit unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt, u.a. Heian-kyō
  • matsuri^ religiöses (Volks-)Fest
  • Meiji Jingū 明治神宮 ^ Schrein des Meiji Tennō in Tōkyō, err. 1920
  • Meiji Tennō 明治天皇 ^ 1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
  • Miwa Jinja 三輪神社 ^ Miwa (auch Ōmiwa) Schrein, nahe Nara
  • Miwa-yama 三輪山 ^ Berg Miwa im Süden von Nara
  • miya^ Shintō-Schrein, andere Lesung:
  • Miyajima 宮島 ^ Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein
  • Munakata Taisha 宗像大社 ^ Großschrein von Munakata, Kyūshū; besteht aus drei isolierten Teil-Schreinen — Hetsumiya, Nakatsumiya und Okitsumiya — von denen sich die beiden letzteren auf kleinen Inseln befinden; alle drei sind einem Ensemble von weiblichen Meeresgöttinnen geweiht
  • Naikū 内宮 ^ Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
  • Ōkuninushi 大国主 ^ mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
  • Ōmiwa Jinja 大神神社 ^ Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
  • Ōmononushi 大物主 ^ Gottheit des Schreins von [Ō]Miwa
  • shimenawa 注連縄 ^ shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.
  • shimetorii 注連鳥居 ^ Torii (Schreintor) bestehend aus zwei Pfosten und einem Seil; auch chūren torii gelesen
  • shinmei-zukuri 神明造 ^ Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii
  • shintai 神体 ^ heiliges Objekt eines Shintō-Schreins; wtl. „Gottkörper“
  • Shintō 神道 ^ Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami
  • Sugawara no Michizane 菅原道真 ^ 845–903, Heian-zeitl. Staatsmann und Gelehrter; posthum als Tenman Tenjin vergöttlicht, heute Gott der Gelehrsamkeit
  • Tagitsu-hime 湍津姫 ^ mittlere der drei Gottheiten von Munakata Taisha, zuständig für die Schifffahrt; entstanden aus dem Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo
  • Tagori-hime 田心姫 ^ dritte der drei Gottheiten von Munakata Taisha, zuständig für die Schifffahrt; entstanden aus dem Wettstreit zwischen Amaterasu und Susanoo; urspr. wohl Takiri-hime 田霧姫 (Nihon shoki), in etwa „Nebel-Mädchen“
  • Taira^ Kriegerfamilie, die im 12. Jh. um die pol. Vorherrschaft in Japan kämpfte; auch Heike
  • Tenjin 天神 ^ wtl. „Himmelsgott“, s.a. Tenman Tenjin
  • Tenman Tenjin 天満天神 ^ Shintō-Gott, Apotheose des Sugawara no Michizane
  • Tokugawa Iemitsu 徳川家光 ^ 3. Tokugawa Shōgun (1604–1651), r. 1623–1651
  • Tokugawa Ieyasu 徳川家康 ^ 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger
  • torii 鳥居 ^ Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
  • Tōdaiji 東大寺 ^ Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
  • Tōshō-gū 東照宮 ^ Tōshō Schrein, Mausoleum des Tokugawa Ieyasu in Nikkō, Präf. Tochigi
  • Toyouke 豊受 ^ Nahrungsgottheit des Äußeren Schreins von Ise
  • Tsurugaoka Hachiman-gū 鶴岡八幡宮 ^ repräsentativster Schrein des ehemaligen Shōgunats in Kamakura; Gründung durch die Familie Minamoto, die Hachiman als Ahnengottheit verehrten
  • Usa Hachiman-gū 宇佐八幡宮 ^ Usa Hachiman Schrein (Usa, Kyūshū)