Ikonographie/Gluecksgoetter/Daikoku: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|D}}er Glücks·gott {{glossar:Daikoku}} ist wahr·scheinlich die am häufigs·ten darge·stellte Gott·heit inner·halb des weit·läufigen buddhis·tisch-shintōis·tischen Pantheons in Japan.  Das Geheim·nis seines Er·folges ist auf den ersten Blick einfach: Er gilt als  Gott des Wohl·stands und des Reich·tums. Einer seiner Bei·namen, unter denen er vor allem in der {{glossar:Edo}}-Zeit, bekannt war, lautet Shusse Daikoku, wtl. Karriere- oder Erfolgs-Daikoku.<ref >
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{{fl|D}}er Glücks·gott {{g|Daikoku}} ist wahr·scheinlich die am häufigs·ten darge·stellte Gott·heit inner·halb des weit·läufigen buddhis·tisch-shintōis·tischen Pantheons in Japan.  Das Geheim·nis seines Er·folges ist auf den ersten Blick einfach: Er gilt als  Gott des Wohl·stands und des Reich·tums. Einer seiner Bei·namen, unter denen er vor allem in der {{g|Edo}}-Zeit, bekannt war, lautet Shusse Daikoku, wtl. Karriere- oder Erfolgs-Daikoku.<ref >
''Shusse suru'' (wtl. „in die Welt treten“) ist heute im Sinne von „aufsteigen“, „Karriere machen“ gebräuchlich. Ursprüng·lich bezog sich der Ausruck aber auf das In-die-Welt-treten eines Buddhas. Somit könnte Shusse Daikoku ursprüng·lich die Gestalt bedeutet haben, die Daikoku in der sicht·baren Welt annimmt (im Unter·schied zu seiner eigentlichen Buddha·gestalt). Die geläufi·gere Aus·legung des Namens Shusse Daikoku besagt jedoch, dass ein solcher Daikoku hilfreich sein kann, selbst in der Welt Karriere zu machen. Angeblich soll {{glossar:toyotomihideyoshi}} Daikoku diesen Namen verliehen haben, da er meinte, ihm seine eigene Karriere zu verdanken.
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''Shusse suru'' (wtl. „in die Welt treten“) ist heute im Sinne von „aufsteigen“, „Karriere machen“ gebräuchlich. Ursprüng·lich bezog sich der Ausruck aber auf das In-die-Welt-treten eines Buddhas. Somit könnte Shusse Daikoku ursprüng·lich die Gestalt bedeutet haben, die Daikoku in der sicht·baren Welt annimmt (im Unter·schied zu seiner eigentlichen Buddha·gestalt). Die geläufi·gere Aus·legung des Namens Shusse Daikoku besagt jedoch, dass ein solcher Daikoku hilfreich sein kann, selbst in der Welt Karriere zu machen. Angeblich soll {{g|toyotomihideyoshi}} Daikoku diesen Namen verliehen haben, da er meinte, ihm seine eigene Karriere zu verdanken.
 
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Selbst die begin·nende Moder·nisierung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahr·hunderts konnte Daikokus Popu·larität keinen Abbruch tun, im Gegen·teil: Als in dieser Zeit Geld·scheine nach west·lichem Muster ein·geführt wurden, zierte Daikokus Abbild die Ein-Yen-Note. Papier·geld wurde auf diese Weise in einem ganz wörtlichen Sinn als natürliches Medium des Glücks·gottes „begriffen“.  
 
Selbst die begin·nende Moder·nisierung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahr·hunderts konnte Daikokus Popu·larität keinen Abbruch tun, im Gegen·teil: Als in dieser Zeit Geld·scheine nach west·lichem Muster ein·geführt wurden, zierte Daikokus Abbild die Ein-Yen-Note. Papier·geld wurde auf diese Weise in einem ganz wörtlichen Sinn als natürliches Medium des Glücks·gottes „begriffen“.  
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|Shusse Daikoku ("Karriere Daikoku")
 
|Shusse Daikoku ("Karriere Daikoku")
 
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Der links abge·bildete Daikoku stammt aus dem {{glossar:Kiyomizudera|Kiyo·mizu Tempel}} in Kyōto und dürfte in der Edo-Zeit an·ge·fer·tigt worden sein. Hammer, Sack und Reis·ballen ent·spre·chen den gän·gigen ikono·graphi·schen Charak·teris·tika dieses Gottes. Er ver·fügt zudem über das typi·sche Lächeln und den typi·schen Leibes·um·fang eines Glücks·got·tes. Ledig·lich seine schwarze Haut·farbe un·ter·schei·det diesen Daikoku von den heute üb·li·chen Ab·bil·dun·gen. Sie erin·nert daran, dass „Daikoku“ wörtlich über·setzt „der Große Schwarze“ bedeutet. Forscht man  ein wenig in den ikono·gra·phi·schen Er·schei·nungs·for·men dieses Glücks·gottes nach, kommt in der Tat eine dunkle, ge·heim·nis·volle Dimen·sion zum Vor·schein, die diesem Namen ge·recht wird. Den „Großen Schwar·zen“ gibt es näm·lich auch im eso·teri·schen Bud·dhis·mus Indiens und Tibets, wo eine Gott·heit mit furcht·er·regen·den Zügen namens {{skt:Mahakala}} verehrt wird.
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Der links abge·bildete Daikoku stammt aus dem {{g|Kiyomizudera|Kiyo·mizu Tempel}} in Kyōto und dürfte in der Edo-Zeit an·ge·fer·tigt worden sein. Hammer, Sack und Reis·ballen ent·spre·chen den gän·gigen ikono·graphi·schen Charak·teris·tika dieses Gottes. Er ver·fügt zudem über das typi·sche Lächeln und den typi·schen Leibes·um·fang eines Glücks·got·tes. Ledig·lich seine schwarze Haut·farbe un·ter·schei·det diesen Daikoku von den heute üb·li·chen Ab·bil·dun·gen. Sie erin·nert daran, dass „Daikoku“ wörtlich über·setzt „der Große Schwarze“ bedeutet. Forscht man  ein wenig in den ikono·gra·phi·schen Er·schei·nungs·for·men dieses Glücks·gottes nach, kommt in der Tat eine dunkle, ge·heim·nis·volle Dimen·sion zum Vor·schein, die diesem Namen ge·recht wird. Den „Großen Schwar·zen“ gibt es näm·lich auch im eso·teri·schen Bud·dhis·mus Indiens und Tibets, wo eine Gott·heit mit furcht·er·regen·den Zügen namens {{skt:Mahakala}} verehrt wird.
  
Manches spricht dafür, dass dieser klas·sische „zornvolle“ Schutz·gott des Bud·dhis·mus die Urform des heu·tigen Glücks·gottes Daikoku dar·stellt. Abge·sehen von den Namens·ele·menten „groß“ (''dai'' 大, skt. maha) und „schwarz“ (''koku'' 黒, skt. kala)<ref>''Kala'' kann sowohl „schwarz“ als „Zeit“ heißen und es besteht Un·einig·keit, was im origi·nalen Sanskrit·namen gemeint ist. In Ostasien entschied man sich jedenfalls bei der Über·setzung für „schwarz“.</ref>  besitzt Daikoku auch den Götter·titel {{glossar:ten}}, der auf eine soge·nannte [[Ikonographie/Waechtergoetter | Deva Gottheit]] indi·schen Ur·sprungs hindeutet.
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Manches spricht dafür, dass dieser klas·sische „zornvolle“ Schutz·gott des Bud·dhis·mus die Urform des heu·tigen Glücks·gottes Daikoku dar·stellt. Abge·sehen von den Namens·ele·menten „groß“ (''dai'' 大, skt. maha) und „schwarz“ (''koku'' 黒, skt. kala)<ref>''Kala'' kann sowohl „schwarz“ als „Zeit“ heißen und es besteht Un·einig·keit, was im origi·nalen Sanskrit·namen gemeint ist. In Ostasien entschied man sich jedenfalls bei der Über·setzung für „schwarz“.</ref>  besitzt Daikoku auch den Götter·titel {{g|ten}}, der auf eine soge·nannte [[Ikonographie/Waechtergoetter | Deva Gottheit]] indi·schen Ur·sprungs hindeutet.
  
 
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Man stößt aber auch auf die Er·klärung, dass Daikoku eine Erschei·nungs·form des ein·heimi·schen Gottes {{glossar:ookuninushi}} sei. Der Zu·sammen·hang wird dabei meist über den Gleich·klang der beiden Namen her·ge·stellt: die beiden ersten Zeichen des Namens Ō-kuni-nushi (大国主, wtl. „Groß-Land-Herr“) lassen sich sino-japanisch ebenfalls als ''dai-koku'' lesen. Diese ein wenig über·zogen wirkende etymo·logische Erklärung wird durch eine mittel·alter·liche Legende gestützt, die den Ur·sprung der Daikoku Ver·ehrung auf {{glossar:Saichou}}, den Be·gründer des {{Glossar:Tendaishuu | Tendai}}-Buddhismus, zurück·führt: Saichō habe im altehr·würdigen {{glossar:Miwajinja|Miwa Schrein }}, der Ōkuni·nushi geweiht ist,  ge·betet, worauf Ōkuni·nushi sich ihm „in Gestalt des Daikoku Tenshin“ offen·bart hätte. Saichō hätte nach diesem Vor·bild selbst eine Statue des Daikoku geschnitzt und diesen als Schutz·gott des Tendai Bud·dhis·mus verehrt.<ref>Iyanaga 2002, S. 547–48.</ref>
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Man stößt aber auch auf die Er·klärung, dass Daikoku eine Erschei·nungs·form des ein·heimi·schen Gottes {{g|ookuninushi}} sei. Der Zu·sammen·hang wird dabei meist über den Gleich·klang der beiden Namen her·ge·stellt: die beiden ersten Zeichen des Namens Ō-kuni-nushi (大国主, wtl. „Groß-Land-Herr“) lassen sich sino-japanisch ebenfalls als ''dai-koku'' lesen. Diese ein wenig über·zogen wirkende etymo·logische Erklärung wird durch eine mittel·alter·liche Legende gestützt, die den Ur·sprung der Daikoku Ver·ehrung auf {{g|Saichou}}, den Be·gründer des {{g|Tendaishuu | Tendai}}-Buddhismus, zurück·führt: Saichō habe im altehr·würdigen {{g|Miwajinja|Miwa Schrein }}, der Ōkuni·nushi geweiht ist,  ge·betet, worauf Ōkuni·nushi sich ihm „in Gestalt des Daikoku Tenshin“ offen·bart hätte. Saichō hätte nach diesem Vor·bild selbst eine Statue des Daikoku geschnitzt und diesen als Schutz·gott des Tendai Bud·dhis·mus verehrt.<ref>Iyanaga 2002, S. 547–48.</ref>
  
 
Wie passen diese beiden Erklä·rungen zusammen? Welche ist richtig? Oder stimmen beide?
 
Wie passen diese beiden Erklä·rungen zusammen? Welche ist richtig? Oder stimmen beide?
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==Frühe Darstellungen  des Daikoku <br/> als einheimische Gottheit==
 
==Frühe Darstellungen  des Daikoku <br/> als einheimische Gottheit==
  
Betrachtet man die ältesten Daikoku-Figuren aus der späteren {{Glossar:Heian}}-Zeit, so findet man eher einfache Dar·stellun·gen, die keine der beiden Theorien klar stützen oder wider·legen. Weder handelt es sich ein·deutig um einen Bodhi·sattva oder einen zorn·vollen Schutz·gott des Buddhis·mus, noch ähneln die Figuren — wie sonst bei frühen [[Ikonographie/Shinto-Goetter |Kami-Darstellungen]] üblich — den Hofadeligen des Alter·tums.  Sie wirken ver·hält·nis·mäßig realis·tisch und tragen (noch?) nicht die paranor·malen Attribute des Mahakala.
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Betrachtet man die ältesten Daikoku-Figuren aus der späteren {{g|Heian}}-Zeit, so findet man eher einfache Dar·stellun·gen, die keine der beiden Theorien klar stützen oder wider·legen. Weder handelt es sich ein·deutig um einen Bodhi·sattva oder einen zorn·vollen Schutz·gott des Buddhis·mus, noch ähneln die Figuren — wie sonst bei frühen [[Ikonographie/Shinto-Goetter |Kami-Darstellungen]] üblich — den Hofadeligen des Alter·tums.  Sie wirken ver·hält·nis·mäßig realis·tisch und tragen (noch?) nicht die paranor·malen Attribute des Mahakala.
  
 
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Die obigen Bei·spiele der Daikoku-Ikono·graphie stammen aus dem Um·feld des Tendai Bud·dhis·mus der {{glossar:Heian}}-Zeit.  
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Die obigen Bei·spiele der Daikoku-Ikono·graphie stammen aus dem Um·feld des Tendai Bud·dhis·mus der {{g|Heian}}-Zeit.  
 
Die Ab·bildung oben links zeigt die angeb·lich älteste Dar·stellung des Daikoku aus dem {{g|Kongourinji}}, einem alten Tendai-Tempel an der Ostseite des Biwa Sees. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offen·baren einen starken Ein·fluss der bud·dhis·tischen Ikono·graphie. Die Mütze und die ge·drun·gene Statur ver·mitteln anderer·seits den Eindruck einer gewisse Boden·ständig·keit und erinnern an den heutigen Daikoku.
 
Die Ab·bildung oben links zeigt die angeb·lich älteste Dar·stellung des Daikoku aus dem {{g|Kongourinji}}, einem alten Tendai-Tempel an der Ostseite des Biwa Sees. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offen·baren einen starken Ein·fluss der bud·dhis·tischen Ikono·graphie. Die Mütze und die ge·drun·gene Statur ver·mitteln anderer·seits den Eindruck einer gewisse Boden·ständig·keit und erinnern an den heutigen Daikoku.
 
Der etwas jüngere Daikoku (re.) ist dagegen un·gewöhn·lich schlank, besitzt aber bereits eine ähnliche Tracht wie der klassische Daikoku. Man beachte auch den Sack, der noch heute auf fast allen Darstel·lungen ein Er·kennungs·merkmal des Daikoku dar·stellt. Dieser stellt wohl eines der ältesten Attri·bute Daikokus dar.  
 
Der etwas jüngere Daikoku (re.) ist dagegen un·gewöhn·lich schlank, besitzt aber bereits eine ähnliche Tracht wie der klassische Daikoku. Man beachte auch den Sack, der noch heute auf fast allen Darstel·lungen ein Er·kennungs·merkmal des Daikoku dar·stellt. Dieser stellt wohl eines der ältesten Attri·bute Daikokus dar.  
  
Ein chine·sischer Reise·bericht aus dem 7. Jahrhundert, „Bericht über den Buddhis·mus aus den Meeren des Südens“ <ref>''Nanhai jigui nefachuan'' 南海寄帰内法伝, jap. ''Naikai kiki naihōden''</ref> des Mönchs {{glossar:Yijing2}}, berichtet, dass Daikoku-ten als Glücks·gott·heit in den bud·dhis·tischen Tempel·küchen Indiens verehrt wurde. Er sei dort auf Stütz·pfei·lern ab·ge·bildet und zwar als schwarz·häu·tige Figur mit einem Sack.<ref>Iwai Hiroshi,  [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=203 Daikokuten] (''Encyclopedia of Shinto'').</ref> Dieser Text galt zu seiner Zeit in China als wichtige „indologische“ Quelle. In Japan sind  Kopien davon erhal·ten geblieben, die in der {{glossar:Nara}}-Zeit angefertigt wurden. Daikoku war demnach durch diesen Text schon früh in Japan bekannt, vielleicht geht sogar seine Verehrung auf diesen Text zurück. Verbin·dungen Daikokus zur Tempel·küche sind jeden·falls auch in Japan nach·weisbar.  
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Ein chine·sischer Reise·bericht aus dem 7. Jahrhundert, „Bericht über den Buddhis·mus aus den Meeren des Südens“ <ref>''Nanhai jigui nefachuan'' 南海寄帰内法伝, jap. ''Naikai kiki naihōden''</ref> des Mönchs {{g|Yijing2}}, berichtet, dass Daikoku-ten als Glücks·gott·heit in den bud·dhis·tischen Tempel·küchen Indiens verehrt wurde. Er sei dort auf Stütz·pfei·lern ab·ge·bildet und zwar als schwarz·häu·tige Figur mit einem Sack.<ref>Iwai Hiroshi,  [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=203 Daikokuten] (''Encyclopedia of Shinto'').</ref> Dieser Text galt zu seiner Zeit in China als wichtige „indologische“ Quelle. In Japan sind  Kopien davon erhal·ten geblieben, die in der {{g|Nara}}-Zeit angefertigt wurden. Daikoku war demnach durch diesen Text schon früh in Japan bekannt, vielleicht geht sogar seine Verehrung auf diesen Text zurück. Verbin·dungen Daikokus zur Tempel·küche sind jeden·falls auch in Japan nach·weisbar.  
 
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Der gemalte Daikoku (li.) aus der {{Glossar:Kamakura}}-Zeit (die älteste ge·malte Version) erinnert nur durch ihre her·vor·quel·lenden Augen an die Wächter·gott·heiten des eso·teri·schen Bud·dhis·mus, während sich in der Skulptur rechts bereits die humor·volle Aus·strah·lung des späteren Glücks·gottes andeutet. Beide Bei·spiele stammen aus dem Umfeld des {{Glossar:Shingonshuu | Shingon}} Buddhismus. Die Figur rechts ist im Besitz des {{glossar:Saidaiji}} in {{Glossar:Nara}}, wo ein beson·derer Daikoku-Kult durch den berühmten Mönch {{g|Eizon}} (1201–1290) belegt ist. Ähn·lich wie (der Legende nach) Saichō unter·hielt auch Eizon gute Bezie·hungen zum erwähnten Miwa Schrein (südlich von Nara), wo die Gott·heit Ōkuninushi verehrt wird.
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Der gemalte Daikoku (li.) aus der {{g|Kamakura}}-Zeit (die älteste ge·malte Version) erinnert nur durch ihre her·vor·quel·lenden Augen an die Wächter·gott·heiten des eso·teri·schen Bud·dhis·mus, während sich in der Skulptur rechts bereits die humor·volle Aus·strah·lung des späteren Glücks·gottes andeutet. Beide Bei·spiele stammen aus dem Umfeld des {{g|Shingonshuu | Shingon}} Buddhismus. Die Figur rechts ist im Besitz des {{g|Saidaiji}} in {{g|Nara}}, wo ein beson·derer Daikoku-Kult durch den berühmten Mönch {{g|Eizon}} (1201–1290) belegt ist. Ähn·lich wie (der Legende nach) Saichō unter·hielt auch Eizon gute Bezie·hungen zum erwähnten Miwa Schrein (südlich von Nara), wo die Gott·heit Ōkuninushi verehrt wird.
  
 
Dass sowohl im Tendai als auch im Shingon Buddhis·mus reges Interesse an der Gott·heit des Miwa Schreins bestand, lässt sich auch aus anderen histo·rischen Zusammen·hängen erschließen.<ref>Mönche beider Rich·tungen trugen ent·scheidend zur Ent·stehung des soge·nannten Miwa-ryū Shintō bei. Es handelt sich dabei um eine nach Modellen des eso·teri·schen Buddhis·mus geformte Shintō-Schule, die in gewissen elitären Zirkeln des Mittel·alters und der frühen Neuzeit kursierte.</ref> Wie die Ver·bindung Ōkuni·nushis mit dem Küchen·gott Daikoku aber genau zu·stande kam, ist trotz der Homo·phonie ihrer Namen nicht leicht nach·voll·zieh·bar. Es scheint aber auf jeden Fall plausibel, dass die Be·deutung Daikokus ab dem Zeit·punkt, als er mit der wichtigen alten Gottheit Ōkuninushi iden·tifiziert wurde, über seine Funktion als Wächter der Tempel·küche hinaus ging. Möglicher·weise erklärt dies auch die Tat·sache, dass einer zunächst nieder·rangigen Gottheit wie Daikoku bereits in früher Zeit bildliche Denk·mäler ge·setzt wurden. Um aber zu  einer wirklich be·deuten·den Gestalt zu werden, waren in der Blüte·zeit des eso·teri·schen Buddhis·mus zusätzliche Eigen·schaften, wie sie der Namens·vetter aus Indien bereit hielt, von Nöten.
 
Dass sowohl im Tendai als auch im Shingon Buddhis·mus reges Interesse an der Gott·heit des Miwa Schreins bestand, lässt sich auch aus anderen histo·rischen Zusammen·hängen erschließen.<ref>Mönche beider Rich·tungen trugen ent·scheidend zur Ent·stehung des soge·nannten Miwa-ryū Shintō bei. Es handelt sich dabei um eine nach Modellen des eso·teri·schen Buddhis·mus geformte Shintō-Schule, die in gewissen elitären Zirkeln des Mittel·alters und der frühen Neuzeit kursierte.</ref> Wie die Ver·bindung Ōkuni·nushis mit dem Küchen·gott Daikoku aber genau zu·stande kam, ist trotz der Homo·phonie ihrer Namen nicht leicht nach·voll·zieh·bar. Es scheint aber auf jeden Fall plausibel, dass die Be·deutung Daikokus ab dem Zeit·punkt, als er mit der wichtigen alten Gottheit Ōkuninushi iden·tifiziert wurde, über seine Funktion als Wächter der Tempel·küche hinaus ging. Möglicher·weise erklärt dies auch die Tat·sache, dass einer zunächst nieder·rangigen Gottheit wie Daikoku bereits in früher Zeit bildliche Denk·mäler ge·setzt wurden. Um aber zu  einer wirklich be·deuten·den Gestalt zu werden, waren in der Blüte·zeit des eso·teri·schen Buddhis·mus zusätzliche Eigen·schaften, wie sie der Namens·vetter aus Indien bereit hielt, von Nöten.
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In Tibet zählt der bereits erwähnte „Große Schwarze“ (Nag po chen po, skt. Mahakala) zu den popu·lärs·ten Gott·heiten (s. z.B. Kumar 2005). In erster Linie gilt er als Schutz·gott buddhisti·scher Klöster, was sicherlich im Zu·sammen·hang mit Daikoku als Beschützer der Tempel·küche zu sehen ist. Trotzdem — oder gerade deshalb —  wird Mahakala zumeist als furcht·ein·flößen·der, krie·ge·ri·scher Dämon dargestellt. Genau genommen gibt es im tantri·schen Buddhis·mus mehrere Gott·heiten oder Bodhi·sattvas, die sich der Form des  Mahakala bedienen, wenn sie eine zorn·volle Erschei·nung annehmen. Es gibt daher mehrere Mahakalas, die sich beispiels·weise durch die Anzahl ihrer Gesichter und Arme unterscheiden. Ikono·graphisch lassen sie sich aber auf die gleiche Grund·form, nämlich die eines menschen·fressenden indischen Dämonen zurück·führen.<ref>
 
In Tibet zählt der bereits erwähnte „Große Schwarze“ (Nag po chen po, skt. Mahakala) zu den popu·lärs·ten Gott·heiten (s. z.B. Kumar 2005). In erster Linie gilt er als Schutz·gott buddhisti·scher Klöster, was sicherlich im Zu·sammen·hang mit Daikoku als Beschützer der Tempel·küche zu sehen ist. Trotzdem — oder gerade deshalb —  wird Mahakala zumeist als furcht·ein·flößen·der, krie·ge·ri·scher Dämon dargestellt. Genau genommen gibt es im tantri·schen Buddhis·mus mehrere Gott·heiten oder Bodhi·sattvas, die sich der Form des  Mahakala bedienen, wenn sie eine zorn·volle Erschei·nung annehmen. Es gibt daher mehrere Mahakalas, die sich beispiels·weise durch die Anzahl ihrer Gesichter und Arme unterscheiden. Ikono·graphisch lassen sie sich aber auf die gleiche Grund·form, nämlich die eines menschen·fressenden indischen Dämonen zurück·führen.<ref>
 
Im speziellen handelt es sich um soge·nannte Yakshas oder Rakshas. ''Himalayan Art'' erklärt dazu: {{Zitat|quelle=[http://www.himalayanart.org/search/set.cfm?setID=173 Mahakala Main Page] [2011/4]|text=Mahakala is a category of Tantric Buddhist deity. His primary function is as a protector (Dharmapala) and specifically the primary Wisdom Protector of Himalayan and Tibetan Buddhism. There are dozens of different variations and forms of Mahakala. He is typically in wrathful appearance following the Indian model of a Raksha demon. In most occurrences and uses of Mahakala, he is paired with a meditational deity [...]. In most cases Mahakala is an emanation, or wrathful aspect, of the principal medi·tational deity that he is associated with.}}
 
Im speziellen handelt es sich um soge·nannte Yakshas oder Rakshas. ''Himalayan Art'' erklärt dazu: {{Zitat|quelle=[http://www.himalayanart.org/search/set.cfm?setID=173 Mahakala Main Page] [2011/4]|text=Mahakala is a category of Tantric Buddhist deity. His primary function is as a protector (Dharmapala) and specifically the primary Wisdom Protector of Himalayan and Tibetan Buddhism. There are dozens of different variations and forms of Mahakala. He is typically in wrathful appearance following the Indian model of a Raksha demon. In most occurrences and uses of Mahakala, he is paired with a meditational deity [...]. In most cases Mahakala is an emanation, or wrathful aspect, of the principal medi·tational deity that he is associated with.}}
Rakshas oder {{skt:rakshasa|Rakshasas}} sind in den ältesten indischen Texten, den Veden, menschen·fressende Dämonen, die in den kompli·zierten Kämpfen inner·halb des indischen Pantheons einen Teil des Fuß·volks darstellen. Sie werden oft in einem Atemzug mit den {{skt:yaksha|Yakshas}} genannt, die ebenfalls eine niedere kriege·rische Kaste darstellen (beide sollen aus Brahmas Fuß entstanden sein). Schon in den Veden werden Rakshas mitunter „zum Guten“ bekehrt und bewähren sich dann als tüchtige Kämpfer. Sie werden auch als ehe·malige indische Lokal·gott·heiten inter·pretiert. Beide Dämonen·rassen können auch weiblich sein. Der japanische Buddhis·mus kennt die Rakshas unter der Bezeich·nung {{glossar:rasetsu}}, eine Frühform der  japanischen {{glossar:oni}}. Yakshas kommen im Buddhis·mus besser weg: Als ihr oberster Chef gilt {{glossar:bishamonten}}, der Wächter des Nordens.
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Rakshas oder {{skt:rakshasa|Rakshasas}} sind in den ältesten indischen Texten, den Veden, menschen·fressende Dämonen, die in den kompli·zierten Kämpfen inner·halb des indischen Pantheons einen Teil des Fuß·volks darstellen. Sie werden oft in einem Atemzug mit den {{skt:yaksha|Yakshas}} genannt, die ebenfalls eine niedere kriege·rische Kaste darstellen (beide sollen aus Brahmas Fuß entstanden sein). Schon in den Veden werden Rakshas mitunter „zum Guten“ bekehrt und bewähren sich dann als tüchtige Kämpfer. Sie werden auch als ehe·malige indische Lokal·gott·heiten inter·pretiert. Beide Dämonen·rassen können auch weiblich sein. Der japanische Buddhis·mus kennt die Rakshas unter der Bezeich·nung {{g|rasetsu}}, eine Frühform der  japanischen {{g|oni}}. Yakshas kommen im Buddhis·mus besser weg: Als ihr oberster Chef gilt {{g|bishamonten}}, der Wächter des Nordens.
 
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Um die Sache noch verwirrender zu machen, wird die gleiche dämonen·artige Grund·form nicht nur von verschie·denen Mahakalas, sondern auch von verschiedenen [[Ikonographie/Myoo/Vajrapani|Vajrapanis]] und anderen eso·teri·schen Gestalten ange·nommen.  
 
Um die Sache noch verwirrender zu machen, wird die gleiche dämonen·artige Grund·form nicht nur von verschie·denen Mahakalas, sondern auch von verschiedenen [[Ikonographie/Myoo/Vajrapani|Vajrapanis]] und anderen eso·teri·schen Gestalten ange·nommen.  
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{{Zitat|quelle=Konchog Lhundrup (1497–1557)<ref>Zitiert nach [http://www.himalayanart.org/image.cfm/642.html Himalayan Art] [2011/4]</ref>|text=The great Vajra Mahakala blazes, with one face, two hands, holding in the right a curved knife and in the left a skullcup filled with blood held above and below the heart. Held across the middle of the two forearms is the 'Gandhi of Emanation.' With three eyes, bared fangs, yellow hair flowing upward, [he has] a crown of five dry human skulls and a necklace of fifty wet - blood dripping. Adorned with six bone ornaments and snakes, having a lower garment of tiger skin, flowing with pendants and streamers of various silks, in a posture dwarfish and thick [he] stands above a corpse.
 
{{Zitat|quelle=Konchog Lhundrup (1497–1557)<ref>Zitiert nach [http://www.himalayanart.org/image.cfm/642.html Himalayan Art] [2011/4]</ref>|text=The great Vajra Mahakala blazes, with one face, two hands, holding in the right a curved knife and in the left a skullcup filled with blood held above and below the heart. Held across the middle of the two forearms is the 'Gandhi of Emanation.' With three eyes, bared fangs, yellow hair flowing upward, [he has] a crown of five dry human skulls and a necklace of fifty wet - blood dripping. Adorned with six bone ornaments and snakes, having a lower garment of tiger skin, flowing with pendants and streamers of various silks, in a posture dwarfish and thick [he] stands above a corpse.
 
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Diese Mahakala Ikono·graphie ist auch im eso·teri·schen Buddhis·mus Japans bekannt. Man findet sie vor allem auf [[Ikonographie/Mandala |Mandalas]] des {{glossar:makakara}} (jap. Aus·sprache von Maha·kala), also Ab·bil·dun·gen einer eige·nen spiritu·elllen Welt, in der Maka·kara/Daikoku im Mittel·punkt steht. Auch in der ältes·ten Samm·lung iko·no·gra·phi·scher Grund·typen, dem ''Zuzōshō'' aus der späten Heian-Zeit, ist eine solche Dar·stel·lung des Daikoku zu finden (Abb. unten). Die hier ab·ge·bildete Gott·heit geht ganz offen·sicht·lich auf den·sel·ben ikono·graphi·schen Grund·typus zurück wie der indo-tibetische Mahakala. Toten·schädel im Haar, Schlangen·ketten und die Leichen von Menschen und Tieren in Maha·kalas Händen finden sich hier wie da. Auch die mehr·fachen Gesich·ter und die Ele·fanten·haut sind im tantrischen Buddhis·mus Tibets bekannt.
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Diese Mahakala Ikono·graphie ist auch im eso·teri·schen Buddhis·mus Japans bekannt. Man findet sie vor allem auf [[Ikonographie/Mandala |Mandalas]] des {{g|makakara}} (jap. Aus·sprache von Maha·kala), also Ab·bil·dun·gen einer eige·nen spiritu·elllen Welt, in der Maka·kara/Daikoku im Mittel·punkt steht. Auch in der ältes·ten Samm·lung iko·no·gra·phi·scher Grund·typen, dem ''Zuzōshō'' aus der späten Heian-Zeit, ist eine solche Dar·stel·lung des Daikoku zu finden (Abb. unten). Die hier ab·ge·bildete Gott·heit geht ganz offen·sicht·lich auf den·sel·ben ikono·graphi·schen Grund·typus zurück wie der indo-tibetische Mahakala. Toten·schädel im Haar, Schlangen·ketten und die Leichen von Menschen und Tieren in Maha·kalas Händen finden sich hier wie da. Auch die mehr·fachen Gesich·ter und die Ele·fanten·haut sind im tantrischen Buddhis·mus Tibets bekannt.
 
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Spätestens im japa·nischen Mittel·alter begann man, eine Verbin·dungen zwischen dem ein·heimischen „Daikoku“ und „Makakara“ her·zustellen. Beide Namen wurden abwech·selnd für die gleiche Gott·heit verwendet, Daikoku bekam explizit die Eigen·schaften des Makakara zuge·sprochen. So heißt es im {{g|Keiranshuuyoushuu}} (1317), einer Schrift des mittel·alter·lichen Tendai Bud·dhis·mus, dass Daikoku-ten eine Gott·heit sei, die „das Fleisch und das Blut der Menschen frisst“. <ref> Yamamoto 1998, S. 126</ref>  
 
Spätestens im japa·nischen Mittel·alter begann man, eine Verbin·dungen zwischen dem ein·heimischen „Daikoku“ und „Makakara“ her·zustellen. Beide Namen wurden abwech·selnd für die gleiche Gott·heit verwendet, Daikoku bekam explizit die Eigen·schaften des Makakara zuge·sprochen. So heißt es im {{g|Keiranshuuyoushuu}} (1317), einer Schrift des mittel·alter·lichen Tendai Bud·dhis·mus, dass Daikoku-ten eine Gott·heit sei, die „das Fleisch und das Blut der Menschen frisst“. <ref> Yamamoto 1998, S. 126</ref>  
  
Dass gerade eine so grausame Gott·heit wie Mahakala im esoteri·schen Buddhis·mus Bedeutung erlangte, ent·spricht einer para·doxen esoteri·schen Logik, die gerade in den schreck·lichsten Gestalten einen Weg zur Er·leuch·tung sucht. Diese Logik war im übrigen nicht auf Maha·kala allein be·schränkt, sondern findet sich in allen mög·lichen Figuren des eso·teri·schen Buddhis·mus, z.B. den „Mantra-Königen“ ({{glossar:myouou}}). Die all·ge·meine histori·sche Entwick·lung dieser Ikono·graphie wird auch in meinem Essay über die Figur des {{s|Vajrapani}} genauer besprochen.
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Dass gerade eine so grausame Gott·heit wie Mahakala im esoteri·schen Buddhis·mus Bedeutung erlangte, ent·spricht einer para·doxen esoteri·schen Logik, die gerade in den schreck·lichsten Gestalten einen Weg zur Er·leuch·tung sucht. Diese Logik war im übrigen nicht auf Maha·kala allein be·schränkt, sondern findet sich in allen mög·lichen Figuren des eso·teri·schen Buddhis·mus, z.B. den „Mantra-Königen“ ({{g|myouou}}). Die all·ge·meine histori·sche Entwick·lung dieser Ikono·graphie wird auch in meinem Essay über die Figur des {{s|Vajrapani}} genauer besprochen.
  
 
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Die Abbildung oben links zeigt eine frühe Version des klassi·schen Glücks·gottes Daikoku mit seinem Kollegen {{glossar:Ebisu}} von Kanō Motonobu. Die ver·spielte Dar·stellung der beiden Götter existierte also schon Ende des japa·nischen Mittelalters. Die Ab·bildung rechts stammt hingegen aus der späten Edo-Zeit und beweist, dass die Formen·sprache des esoteri·schen Buddhis·mus damals noch durchaus präsent war.  
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Die Abbildung oben links zeigt eine frühe Version des klassi·schen Glücks·gottes Daikoku mit seinem Kollegen {{g|Ebisu}} von Kanō Motonobu. Die ver·spielte Dar·stellung der beiden Götter existierte also schon Ende des japa·nischen Mittelalters. Die Ab·bildung rechts stammt hingegen aus der späten Edo-Zeit und beweist, dass die Formen·sprache des esoteri·schen Buddhis·mus damals noch durchaus präsent war.  
 
Ähnlich wie manche Formen des indischen Mahakala ist auch dieser Dakoku mit drei Gesichtern aus·gestattet.   
 
Ähnlich wie manche Formen des indischen Mahakala ist auch dieser Dakoku mit drei Gesichtern aus·gestattet.   
Doch auch die heute geläufige  Ikono·graphie der Glücks·götter ist mit im Spiel: Bei genauem Hinsehen erkennt man in einem der Gesichter den Glücks·gott {{Glossar:Bishamonten}} (li.) im anderen {{Glossar:Benzaiten}} (re). Dies ist nicht etwa eine Erfindung des genialen {{glossar:katsushikahokusai}}, sondern entspricht dem gängigen Schema des drei·gesichtigen Daikoku (Sanmen Daikoku) der Edo-Zeit.
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Doch auch die heute geläufige  Ikono·graphie der Glücks·götter ist mit im Spiel: Bei genauem Hinsehen erkennt man in einem der Gesichter den Glücks·gott {{g|Bishamonten}} (li.) im anderen {{g|Benzaiten}} (re). Dies ist nicht etwa eine Erfindung des genialen {{g|katsushikahokusai}}, sondern entspricht dem gängigen Schema des drei·gesichtigen Daikoku (Sanmen Daikoku) der Edo-Zeit.
 
Auch die ironi·schen Züge des Glücks·gottes, die in Hokusais Dar·stellung deutlich hervor·blitzen, sind an anderen drei·gesich·tigen Daikokus der Edo-Zeit fest·stell·bar.
 
Auch die ironi·schen Züge des Glücks·gottes, die in Hokusais Dar·stellung deutlich hervor·blitzen, sind an anderen drei·gesich·tigen Daikokus der Edo-Zeit fest·stell·bar.
  
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Obwohl die Be·deutung des esoteri·schen Buddhis·mus in der {{Glossar:Edo}}-Zeit ins·ge·samt zurück ging, hielten sich die esoteri·schen Attribute des Mahakala, be·sonders die schwarze Haut und die drei Ge·sichter, also noch lange. Zu·gleich verlor Daikoku mit stei·gender Popu·larität als Glücks·gott seine furcht·ein·flößenden Züge und be·hielt ledig·lich den Hammer (in frühen Dar·stel·lungen eher ein Stab oder ein Schwert) als eine Art magisches Instrument.
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Obwohl die Be·deutung des esoteri·schen Buddhis·mus in der {{g|Edo}}-Zeit ins·ge·samt zurück ging, hielten sich die esoteri·schen Attribute des Mahakala, be·sonders die schwarze Haut und die drei Ge·sichter, also noch lange. Zu·gleich verlor Daikoku mit stei·gender Popu·larität als Glücks·gott seine furcht·ein·flößenden Züge und be·hielt ledig·lich den Hammer (in frühen Dar·stel·lungen eher ein Stab oder ein Schwert) als eine Art magisches Instrument.
  
 
Die Ikono·graphie des modernen Glücks·gottes hat sich mittler·weile sogar von der schwarzen Haut des Daikoku weg·ent·wickelt und ent·spricht weit·gehend dem ur·sprüng·lichen, bäuer·lichen Typ. Vom esoteri·schen Mahakala ist in erster Linie der gedrun·gene, zwergen·hafte Körper geblieben (den Daikoku im übrigen auch an andere Glücks·götter vererbt hat).  
 
Die Ikono·graphie des modernen Glücks·gottes hat sich mittler·weile sogar von der schwarzen Haut des Daikoku weg·ent·wickelt und ent·spricht weit·gehend dem ur·sprüng·lichen, bäuer·lichen Typ. Vom esoteri·schen Mahakala ist in erster Linie der gedrun·gene, zwergen·hafte Körper geblieben (den Daikoku im übrigen auch an andere Glücks·götter vererbt hat).  
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Die Maus dient Daikoku heute ganz „offiziell“ als Tiergefährte, sie hat aber auch einen Bezug zu Ōkuninushi, der, wie wir gesehen haben, oft mit Daikoku identi·fiziert wurde. Im {{glossar:Kojiki}} wird er·zählt, dass dieser Gott von seinem Vater (bzw. Ahnherren) {{glossar:Susanoo}} ver·stoßen wurde und es erst nach zahl·reichen Prüfungen und Aben·teuern schaffte, das Erbe Susanoos an·zu·treten. Eines dieser Aben·teuer be·stand darin, dass Ōkuninushi einem Steppen·brand ent·kommen musste, den sein Vater gelegt hatte. In·mitten der Flammen erschien eine Maus und zeigte Ōkuninushi ein Erd·loch, in das er sich verkroch und überlebte.<ref>Siehe dazu auch meinen Artikel [[Mythen/Goetter_der_Erde/Okuninushi|Die gewundenen Pfade des Großen Landesherren:
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Die Maus dient Daikoku heute ganz „offiziell“ als Tiergefährte, sie hat aber auch einen Bezug zu Ōkuninushi, der, wie wir gesehen haben, oft mit Daikoku identi·fiziert wurde. Im {{g|Kojiki}} wird er·zählt, dass dieser Gott von seinem Vater (bzw. Ahnherren) {{g|Susanoo}} ver·stoßen wurde und es erst nach zahl·reichen Prüfungen und Aben·teuern schaffte, das Erbe Susanoos an·zu·treten. Eines dieser Aben·teuer be·stand darin, dass Ōkuninushi einem Steppen·brand ent·kommen musste, den sein Vater gelegt hatte. In·mitten der Flammen erschien eine Maus und zeigte Ōkuninushi ein Erd·loch, in das er sich verkroch und überlebte.<ref>Siehe dazu auch meinen Artikel [[Mythen/Goetter_der_Erde/Okuninushi|Die gewundenen Pfade des Großen Landesherren:
 
Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter]].</ref>
 
Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter]].</ref>
  

Version vom 18. Mai 2020, 15:28 Uhr

Die rätselhafte Karriere des Daikoku

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Der Glücks·gott Daikoku [Daikoku (jap.) 大黒 Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten] ist wahr·scheinlich die am häufigs·ten darge·stellte Gott·heit inner·halb des weit·läufigen buddhis·tisch-shintōis·tischen Pantheons in Japan. Das Geheim·nis seines Er·folges ist auf den ersten Blick einfach: Er gilt als Gott des Wohl·stands und des Reich·tums. Einer seiner Bei·namen, unter denen er vor allem in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit, bekannt war, lautet Shusse Daikoku, wtl. Karriere- oder Erfolgs-Daikoku.1 Selbst die begin·nende Moder·nisierung Japans in der zweiten Hälfte des 19. Jahr·hunderts konnte Daikokus Popu·larität keinen Abbruch tun, im Gegen·teil: Als in dieser Zeit Geld·scheine nach west·lichem Muster ein·geführt wurden, zierte Daikokus Abbild die Ein-Yen-Note. Papier·geld wurde auf diese Weise in einem ganz wörtlichen Sinn als natürliches Medium des Glücks·gottes „begriffen“.

Daikoku 1en.jpg
1 Daikoku Geldschein, 1885
Einer der ersten modernen Geldscheine Japans zeigt den Glücksgott Daikoku auf zwei Reisballen, mit Sack, Hammer und Mäusen. Der italienische Graveur Edoardo Chiossone entwarf auch andere Geldscheine und offizielle Dokumente für die junge japanische Meiji-Regierung. Chiossones erster Entwurf, der ab 1877 gedruckt wurde, zeigte Daikokus „Kollegen“ Ebisu, unter anderem Gott der Händler. Der Entwurf von 1885 folgte auf eine Währungsreform zwischen 1881 und 1885, nachdem das neue Papiergeld zu einer Inflation geführt hatte. Der Rückgriff auf Daikoku als Gott de Reichtums sollte das Vertrauen in die neuen Geldscheine stärken (Failla 2006, S. 201).
Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit, ab 1885. Bildquelle: Kin/Gendai Nihon no Okane.

Klassisches Erscheinungsbild

Daikoku kiyomizu.jpg
Shusse Daikoku ("Karriere Daikoku")

Der links abge·bildete Daikoku stammt aus dem Kiyo·mizu Tempel [Kiyomizu-dera (jap.) 清水寺 Tempel in Kyōto; der Name des Tempels leitet sich vom wunderwirkenden Wasserfall her (kiyomizu 清水 = „Reines Wasser“)] in Kyōto und dürfte in der Edo-Zeit an·ge·fer·tigt worden sein. Hammer, Sack und Reis·ballen ent·spre·chen den gän·gigen ikono·graphi·schen Charak·teris·tika dieses Gottes. Er ver·fügt zudem über das typi·sche Lächeln und den typi·schen Leibes·um·fang eines Glücks·got·tes. Ledig·lich seine schwarze Haut·farbe un·ter·schei·det diesen Daikoku von den heute üb·li·chen Ab·bil·dun·gen. Sie erin·nert daran, dass „Daikoku“ wörtlich über·setzt „der Große Schwarze“ bedeutet. Forscht man ein wenig in den ikono·gra·phi·schen Er·schei·nungs·for·men dieses Glücks·gottes nach, kommt in der Tat eine dunkle, ge·heim·nis·volle Dimen·sion zum Vor·schein, die diesem Namen ge·recht wird. Den „Großen Schwar·zen“ gibt es näm·lich auch im eso·teri·schen Bud·dhis·mus Indiens und Tibets, wo eine Gott·heit mit furcht·er·regen·den Zügen namens

Mahākāla महाकाल (skt., m.)

„Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)

Der Begriff „Mahakala“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Mahakala tibet.jpg
  • Mahakala 17jh bm.jpg
  • Makakara daikoku.jpg
verehrt wird.

Manches spricht dafür, dass dieser klas·sische „zornvolle“ Schutz·gott des Bud·dhis·mus die Urform des heu·tigen Glücks·gottes Daikoku dar·stellt. Abge·sehen von den Namens·ele·menten „groß“ (dai 大, skt. maha) und „schwarz“ (koku 黒, skt. kala)2 besitzt Daikoku auch den Götter·titel -ten [-ten (jap.) wtl. Himmel; Göttertitel für eine eine aus Indien übernommene Gottheit (skt. deva)], der auf eine soge·nannte Deva Gottheit indi·schen Ur·sprungs hindeutet.

Okuninushi hokusai.jpg
2 Daikoku = Ōkuninushi
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Man stößt aber auch auf die Er·klärung, dass Daikoku eine Erschei·nungs·form des ein·heimi·schen Gottes Ōkuninushi [Ōkuninushi (jap.) 大国主 mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes] sei. Der Zu·sammen·hang wird dabei meist über den Gleich·klang der beiden Namen her·ge·stellt: die beiden ersten Zeichen des Namens Ō-kuni-nushi (大国主, wtl. „Groß-Land-Herr“) lassen sich sino-japanisch ebenfalls als dai-koku lesen. Diese ein wenig über·zogen wirkende etymo·logische Erklärung wird durch eine mittel·alter·liche Legende gestützt, die den Ur·sprung der Daikoku Ver·ehrung auf Saichō [Saichō (jap.) 最澄 767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi], den Be·gründer des Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]-Buddhismus, zurück·führt: Saichō habe im altehr·würdigen Miwa Schrein [Miwa Jinja (jap.) 三輪神社 Miwa (auch Ōmiwa) Schrein, nahe Nara], der Ōkuni·nushi geweiht ist, ge·betet, worauf Ōkuni·nushi sich ihm „in Gestalt des Daikoku Tenshin“ offen·bart hätte. Saichō hätte nach diesem Vor·bild selbst eine Statue des Daikoku geschnitzt und diesen als Schutz·gott des Tendai Bud·dhis·mus verehrt.3

Wie passen diese beiden Erklä·rungen zusammen? Welche ist richtig? Oder stimmen beide?

Frühe Darstellungen des Daikoku
als einheimische Gottheit

Betrachtet man die ältesten Daikoku-Figuren aus der späteren Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit, so findet man eher einfache Dar·stellun·gen, die keine der beiden Theorien klar stützen oder wider·legen. Weder handelt es sich ein·deutig um einen Bodhi·sattva oder einen zorn·vollen Schutz·gott des Buddhis·mus, noch ähneln die Figuren — wie sonst bei frühen Kami-Darstellungen üblich — den Hofadeligen des Alter·tums. Sie wirken ver·hält·nis·mäßig realis·tisch und tragen (noch?) nicht die paranor·malen Attribute des Mahakala.

Daikoku kongorinji.jpg
3
Dies ist die angeblich älteste Darstellung des japanischen Daikoku aus einem Tendai-Tempel in der Umgebung von Saichōs Klosterberg Hiei. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offenbaren einen starken Einfluss der buddhistischen Ikonographie. Dennoch verleihen die Mütze und die gedrungene Statur diesem Daikoku eine gewisse Bodenständigkeit. Die Figur ist ein ichiboku-zukuri, d.h. sie ist aus einem einzigen Holzblock herausgearbeitet. Das Motiv einer Figur, die im sogenannten „halben Lotossitz“ auf einem Felsen sitzt, erinnert an  Kannon oder Benzai-ten, die dann jeweils auf ihrer eigenen Insel dargestellt sind. Im Falle Daikokus ist das Motiv jedoch äußerst selten und praktisch nur auf Tendai-Tempel beschränkt. (Iyanaga 2002, S. 300.)
Heian-Zeit. Shinbutsu imasu Ōmi.
Daikoku kanzeonji.jpg
4
Darstellung des Daikoku.
Späte Heian-Zeit, 11.–12. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 131, S. 161.
Früheste Beispiele Daikokus (Heian-Zeit)

Die obigen Bei·spiele der Daikoku-Ikono·graphie stammen aus dem Um·feld des Tendai Bud·dhis·mus der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit. Die Ab·bildung oben links zeigt die angeb·lich älteste Dar·stellung des Daikoku aus dem Kongōrin-ji [Kongōrin-ji (jap.) 金剛輪寺 Tendai Tempel in der Präfektur Shiga, östl. des Biwa-Sees; laut Gründungslegende bereits in der Nara-Zeit von Gyōki gegründet, später vom Tendai-Mönch Ennin ausgebaut.], einem alten Tendai-Tempel an der Ostseite des Biwa Sees. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offen·baren einen starken Ein·fluss der bud·dhis·tischen Ikono·graphie. Die Mütze und die ge·drun·gene Statur ver·mitteln anderer·seits den Eindruck einer gewisse Boden·ständig·keit und erinnern an den heutigen Daikoku. Der etwas jüngere Daikoku (re.) ist dagegen un·gewöhn·lich schlank, besitzt aber bereits eine ähnliche Tracht wie der klassische Daikoku. Man beachte auch den Sack, der noch heute auf fast allen Darstel·lungen ein Er·kennungs·merkmal des Daikoku dar·stellt. Dieser stellt wohl eines der ältesten Attri·bute Daikokus dar.

Ein chine·sischer Reise·bericht aus dem 7. Jahrhundert, „Bericht über den Buddhis·mus aus den Meeren des Südens“ 4 des Mönchs Yijing [Yijing (chin.) 義浄 635–713; chin. Pilgermönch, Übersetzer und „Indologe“; jap. Gijō], berichtet, dass Daikoku-ten als Glücks·gott·heit in den bud·dhis·tischen Tempel·küchen Indiens verehrt wurde. Er sei dort auf Stütz·pfei·lern ab·ge·bildet und zwar als schwarz·häu·tige Figur mit einem Sack.5 Dieser Text galt zu seiner Zeit in China als wichtige „indologische“ Quelle. In Japan sind Kopien davon erhal·ten geblieben, die in der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit angefertigt wurden. Daikoku war demnach durch diesen Text schon früh in Japan bekannt, vielleicht geht sogar seine Verehrung auf diesen Text zurück. Verbin·dungen Daikokus zur Tempel·küche sind jeden·falls auch in Japan nach·weisbar.

Daikoku koya.jpg
5 Daikoku, Berg Kōya
Darstellung des Daikoku.
Späte Kamakura-Zeit. Kōbō Daishi and the Sacred Treasures of Mount Kōya, 2003, Abb. 31.
Daikoku saidaiji2.jpg
6 Daikoku des Saidai-ji, Nara
Im Inneren dieser Statue des befanden sich Miniaturstatuen von Daikoku und Benzai-ten, Sutrenfragmente und andere religiöse Gegenstände.
Werk von Zenshun (?). Kamakura-Zeit. Mihotoke no katachi (Ausstellungskatalog), Nara National Museum 2013, Abb. 67, S. 104.
Kamakura Zeit

Vorlage:Sidebox3 Der gemalte Daikoku (li.) aus der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit (die älteste ge·malte Version) erinnert nur durch ihre her·vor·quel·lenden Augen an die Wächter·gott·heiten des eso·teri·schen Bud·dhis·mus, während sich in der Skulptur rechts bereits die humor·volle Aus·strah·lung des späteren Glücks·gottes andeutet. Beide Bei·spiele stammen aus dem Umfeld des Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Buddhismus. Die Figur rechts ist im Besitz des Saidai-ji [Saidai-ji (jap.) 西大寺 Buddhistischer Tempel in Nara, err. 765, Haupttempel der Shingon Risshū Schule] in Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō], wo ein beson·derer Daikoku-Kult durch den berühmten Mönch Eizon [Eizon (jap.) 叡尊 1201–1290; Shingon-Mönch; Abt des Saidai-ji in Nara] (1201–1290) belegt ist. Ähn·lich wie (der Legende nach) Saichō unter·hielt auch Eizon gute Bezie·hungen zum erwähnten Miwa Schrein (südlich von Nara), wo die Gott·heit Ōkuninushi verehrt wird.

Dass sowohl im Tendai als auch im Shingon Buddhis·mus reges Interesse an der Gott·heit des Miwa Schreins bestand, lässt sich auch aus anderen histo·rischen Zusammen·hängen erschließen.6 Wie die Ver·bindung Ōkuni·nushis mit dem Küchen·gott Daikoku aber genau zu·stande kam, ist trotz der Homo·phonie ihrer Namen nicht leicht nach·voll·zieh·bar. Es scheint aber auf jeden Fall plausibel, dass die Be·deutung Daikokus ab dem Zeit·punkt, als er mit der wichtigen alten Gottheit Ōkuninushi iden·tifiziert wurde, über seine Funktion als Wächter der Tempel·küche hinaus ging. Möglicher·weise erklärt dies auch die Tat·sache, dass einer zunächst nieder·rangigen Gottheit wie Daikoku bereits in früher Zeit bildliche Denk·mäler ge·setzt wurden. Um aber zu einer wirklich be·deuten·den Gestalt zu werden, waren in der Blüte·zeit des eso·teri·schen Buddhis·mus zusätzliche Eigen·schaften, wie sie der Namens·vetter aus Indien bereit hielt, von Nöten.

Mahakala in Indien, Tibet und Japan

Vorlage:Sidebox3 In Tibet zählt der bereits erwähnte „Große Schwarze“ (Nag po chen po, skt. Mahakala) zu den popu·lärs·ten Gott·heiten (s. z.B. Kumar 2005). In erster Linie gilt er als Schutz·gott buddhisti·scher Klöster, was sicherlich im Zu·sammen·hang mit Daikoku als Beschützer der Tempel·küche zu sehen ist. Trotzdem — oder gerade deshalb — wird Mahakala zumeist als furcht·ein·flößen·der, krie·ge·ri·scher Dämon dargestellt. Genau genommen gibt es im tantri·schen Buddhis·mus mehrere Gott·heiten oder Bodhi·sattvas, die sich der Form des Mahakala bedienen, wenn sie eine zorn·volle Erschei·nung annehmen. Es gibt daher mehrere Mahakalas, die sich beispiels·weise durch die Anzahl ihrer Gesichter und Arme unterscheiden. Ikono·graphisch lassen sie sich aber auf die gleiche Grund·form, nämlich die eines menschen·fressenden indischen Dämonen zurück·führen.7 Um die Sache noch verwirrender zu machen, wird die gleiche dämonen·artige Grund·form nicht nur von verschie·denen Mahakalas, sondern auch von verschiedenen Vajrapanis und anderen eso·teri·schen Gestalten ange·nommen.

Mahakala tibet.jpg
7 Mahakala, Tibet, 19. Jh.
Darstellung des Mahakala.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.

Die Dar·stel·lun·gen in diesem Abschnitt stam·men aus dem Tibet des sieb·zehn·ten bzw. neun·zehn·ten Jahr·hun·derts, gehen aber auf ältere ikono·graphi·sche Vor·bilder zurück. Ein Bei·spiel ist der aus·ge·zeich·ne·ten online Kol·lek·tion tibe·tischer Kunst Himalayan Art ent·nom·men, wo noch jede Menge ähnlicher Dar·stel·lungen zu finden sind. Auf dieser Seite findet sich zum dar·ge·stell·ten Motiv fol·gende ikono·gra·phische Be·schreibung aus dem 16. Jahrhundert:

The great Vajra Mahakala blazes, with one face, two hands, holding in the right a curved knife and in the left a skullcup filled with blood held above and below the heart. Held across the middle of the two forearms is the 'Gandhi of Emanation.' With three eyes, bared fangs, yellow hair flowing upward, [he has] a crown of five dry human skulls and a necklace of fifty wet - blood dripping. Adorned with six bone ornaments and snakes, having a lower garment of tiger skin, flowing with pendants and streamers of various silks, in a posture dwarfish and thick [he] stands above a corpse.

Konchog Lhundrup (1497–1557)8

Diese Mahakala Ikono·graphie ist auch im eso·teri·schen Buddhis·mus Japans bekannt. Man findet sie vor allem auf Mandalas des Makakara [Makakara (jap.) 摩訶迦羅 skt. Mahakala, „Großer Schwarzer“; alternativer Name des Glücksgotts Daikoku] (jap. Aus·sprache von Maha·kala), also Ab·bil·dun·gen einer eige·nen spiritu·elllen Welt, in der Maka·kara/Daikoku im Mittel·punkt steht. Auch in der ältes·ten Samm·lung iko·no·gra·phi·scher Grund·typen, dem Zuzōshō aus der späten Heian-Zeit, ist eine solche Dar·stel·lung des Daikoku zu finden (Abb. unten). Die hier ab·ge·bildete Gott·heit geht ganz offen·sicht·lich auf den·sel·ben ikono·graphi·schen Grund·typus zurück wie der indo-tibetische Mahakala. Toten·schädel im Haar, Schlangen·ketten und die Leichen von Menschen und Tieren in Maha·kalas Händen finden sich hier wie da. Auch die mehr·fachen Gesich·ter und die Ele·fanten·haut sind im tantrischen Buddhis·mus Tibets bekannt.

Daikoku tenshin.jpg
8 Daikoku Tenshin, Heian-Zeit
Abbildung des Daikoku aus einer Kopie des Jikkan-shō (auch Zuzōshō), dem ältesten Kompendium der buddhistischen Ikonographie Japans aus 1139.
Edo-Zeit, 1702. Ryūkoku University Library, Kyoto.
Makakara daikoku.jpg
9 Makakara-ten, Edo-Zeit
Makakara (oder auch Daikoku, skt. Mahakala) hier als zentrale Figur eines ihm gewidmeten Mandala (Makakara mandara). Die Abbildung entstammt dem Titelblatt eines Buches zu diesem Thema.
Edo-Zeit. Yamamoto Hiroko, Ishin. Chūsei Nihon no mikkyōteki sekai („Seltsame Götter: Die esoterische Welt des japanischen Mittelalters“), Titelblatt.

Spätestens im japa·nischen Mittel·alter begann man, eine Verbin·dungen zwischen dem ein·heimischen „Daikoku“ und „Makakara“ her·zustellen. Beide Namen wurden abwech·selnd für die gleiche Gott·heit verwendet, Daikoku bekam explizit die Eigen·schaften des Makakara zuge·sprochen. So heißt es im Keiran shūyōshū [Keiran shūyōshū (jap.) 渓嵐拾葉集 wtl. „Gesammelte Blätter aus stürmischen Tälern“; enzyklopädische Textsammlung zu den Lehren des Tendai-Buddhismus, erstellt zwischen 1311 und 1348 vom Mönch Kōshū (1276–1350) auf Berg Hiei.] (1317), einer Schrift des mittel·alter·lichen Tendai Bud·dhis·mus, dass Daikoku-ten eine Gott·heit sei, die „das Fleisch und das Blut der Menschen frisst“. 9

Dass gerade eine so grausame Gott·heit wie Mahakala im esoteri·schen Buddhis·mus Bedeutung erlangte, ent·spricht einer para·doxen esoteri·schen Logik, die gerade in den schreck·lichsten Gestalten einen Weg zur Er·leuch·tung sucht. Diese Logik war im übrigen nicht auf Maha·kala allein be·schränkt, sondern findet sich in allen mög·lichen Figuren des eso·teri·schen Buddhis·mus, z.B. den „Mantra-Königen“ (myōō [myōō (jap.) 明王 wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja]). Die all·ge·meine histori·sche Entwick·lung dieser Ikono·graphie wird auch in meinem Essay über die Figur des Vajrapani [Vajrapāṇi (skt.) वज्रपाणि „Vajrahand“, Vajraträger (jap. Kongōshu 金剛手)] genauer besprochen.

Kombinationen

Die obigen esoteri·schen Darstel·lungen des Daikoku/Makakara als zorn·volle Be·schützer·gott·heit sind in Japan sehr selten. Ihre Kennt·nis war wohl immer auf eng begrenzte Mönchs·kreise beschränkt. Gleich·zeitig scheinen die bäuer·lichen, auf Nahrung und Wohl·stand bezogenen Aspekte des Daikoku immer den Hauptstrang seiner Er·schei·nungs·formen gebildet zu haben. Aller·dings kam es zu zahl·reichen Ver·mischun·gen beider Typen.

Daikoku ebisu 1551.jpg
10 Daikoku und Ebisu, 1551
Ebisu und Daikoku, in klassischer Ausführung. Kopie eines Bildes, das auf 1551 datiert ist.
Werk von Kanō Motonobu (Kopie) (1476–1559). 1551/19.Jh. Museum of Fine Art, Boston.
Sanmendaikoku hokusai.jpg
11 Sanmen Daikoku (Hokusai, 1849)
Ähnlich wie der indische Mahakala kann auch Daikoku eine dreigesichtige Form annehmen. In den meisten Beispielen aus der Edo-Zeit verschmilzt er dabei mit Bishamon-ten (li) und Benzaiten (re). Frühere Beispiele dieses Typs tragen durchaus auch zornvolle, furchteinflößende Züge.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Bildquelle: Bibliothèque de l'Institut National d'Histoire de l'Art, Paris, (bildbearbeitet).

Die Abbildung oben links zeigt eine frühe Version des klassi·schen Glücks·gottes Daikoku mit seinem Kollegen Ebisu [Ebisu (jap.) 恵比寿 Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“] von Kanō Motonobu. Die ver·spielte Dar·stellung der beiden Götter existierte also schon Ende des japa·nischen Mittelalters. Die Ab·bildung rechts stammt hingegen aus der späten Edo-Zeit und beweist, dass die Formen·sprache des esoteri·schen Buddhis·mus damals noch durchaus präsent war. Ähnlich wie manche Formen des indischen Mahakala ist auch dieser Dakoku mit drei Gesichtern aus·gestattet. Doch auch die heute geläufige Ikono·graphie der Glücks·götter ist mit im Spiel: Bei genauem Hinsehen erkennt man in einem der Gesichter den Glücks·gott Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana] (li.) im anderen Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] (re). Dies ist nicht etwa eine Erfindung des genialen Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts], sondern entspricht dem gängigen Schema des drei·gesichtigen Daikoku (Sanmen Daikoku) der Edo-Zeit. Auch die ironi·schen Züge des Glücks·gottes, die in Hokusais Dar·stellung deutlich hervor·blitzen, sind an anderen drei·gesich·tigen Daikokus der Edo-Zeit fest·stell·bar.

Daikoku motoyama.jpg
12
Dreiköpfiger Daikoku mit den Zusatzgesichtern von Bishamon-ten und Benzaiten.
Edo-Zeit. Bernhard Scheid, 2007.
Daikoku zushi.jpg
13
Daikoku mit schwarzer Haut als privater Verehrungsgegenstand in einem Miniaturschrein (zushi).
19. Jh. Trocadero.
Sanmendaikoku eishinji.jpg
14
Abbildung des Daikoku, der Legende nach von Kūkai geschnitzt, wahrscheinlich jedoch aus der Edo-Zeit. Der Tempel Eishin-ji befindet sich im Norden des Ueno Parks, wo im 19. Jahrhundert die ersten Rundgänge zu Schreinen der Sieben Glücksgötter angelegt wurden. Heute ist er Teil der Shitaya-Fukujin-Route, wo Wallfahrtsorte der Glücksgötter auf ca. 3km aufgefädelt sind. Die Route entstand 1975.
Wahrscheinlich Edo-Zeit. Bildquelle: NaoMa, J-Blog (bildbearbeitet).
Daikoku Statuen der Edo-Zeit

Obwohl die Be·deutung des esoteri·schen Buddhis·mus in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit ins·ge·samt zurück ging, hielten sich die esoteri·schen Attribute des Mahakala, be·sonders die schwarze Haut und die drei Ge·sichter, also noch lange. Zu·gleich verlor Daikoku mit stei·gender Popu·larität als Glücks·gott seine furcht·ein·flößenden Züge und be·hielt ledig·lich den Hammer (in frühen Dar·stel·lungen eher ein Stab oder ein Schwert) als eine Art magisches Instrument.

Die Ikono·graphie des modernen Glücks·gottes hat sich mittler·weile sogar von der schwarzen Haut des Daikoku weg·ent·wickelt und ent·spricht weit·gehend dem ur·sprüng·lichen, bäuer·lichen Typ. Vom esoteri·schen Mahakala ist in erster Linie der gedrun·gene, zwergen·hafte Körper geblieben (den Daikoku im übrigen auch an andere Glücks·götter vererbt hat).

Mahakala scheint somit im histo·rischen Rück·blick als eine Art Katalysator gewirkt zu haben, damit aus dem Gott der Tempel·küche ein all·ge·mein bekannter und populärer Glücks·gott werden konnte. Erst durch diese Ver·bindung wurde Daikoku mit den nötigen Kräften aus·ge·stattet, um als Anführer der Sieben Glücks·götter beinahe jeden Wunsch nach einem guten, materiell abge·sicherten Leben erfüllen zu können.

Daikoku neu.jpg
15
Daikoku, wie er als einer der sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin) in modernen Souvenierläden zu finden ist.
20. Jh. Bildquelle: unbekannt.
Daikoku edo yamaguchi.jpg
16
Figur des Daikoku, die als netsuke 根付 verwendet wurde. Ein netsuke stellt ein Gegengewicht zu verschiedenen sagemono („hängendes Behältnis“) dar, die am Gürtel (obi) des traditionellen Kimonos getragen werden.
Werk von Miwa Zenraku. Edo-Zeit, um 1800. MCJP.
Daikoku tsurumitake.jpg
17
Daikoku, leicht beschneit, auf einer der höchstgelegenen Fukujin-Routen Japans, auf dem Berg Tsurumitake in der Provinz Ōita, ca. 1300m. Die Gegend ist insgesamt berühmt für ihre religiösen Steinstatuen (sekibutsu).
Blown in the wind, 2014.
Daikoku in modernem Gewand

Epilog: Daikokus Maus

Vieles an der Figur des Daikoku bleibt nach wie vor rätsel·haft. Woher rührt bei·spiels·weise die Tatsache, dass Daikoku stets von Mäusen begleitet wird?

Daikoku kyosai.jpg
18 Daikoku ver·anstaltet ein Wagen·rennen mit Mäusen
Auch ein weiteres Attribut des Daikoku ist dargestellt, der Rettich (daikon), der hier als Wagen dient.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Meiji-Zeit. National Museums for Asian Art, Freer Gallery of Art.
Auch ein weiteres Attribut Daikokus ist dar·gestellt, der Rettich (Daikon), der hier als Wagen dient.
Neujahrsbild von Kawanabe Kyōsai, 19. Jh.

Die Maus dient Daikoku heute ganz „offiziell“ als Tiergefährte, sie hat aber auch einen Bezug zu Ōkuninushi, der, wie wir gesehen haben, oft mit Daikoku identi·fiziert wurde. Im Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] wird er·zählt, dass dieser Gott von seinem Vater (bzw. Ahnherren) Susanoo [Susanoo (jap.) 須佐之男/素戔男 mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu] ver·stoßen wurde und es erst nach zahl·reichen Prüfungen und Aben·teuern schaffte, das Erbe Susanoos an·zu·treten. Eines dieser Aben·teuer be·stand darin, dass Ōkuninushi einem Steppen·brand ent·kommen musste, den sein Vater gelegt hatte. In·mitten der Flammen erschien eine Maus und zeigte Ōkuninushi ein Erd·loch, in das er sich verkroch und überlebte.10

Im Südosten Kyōtos befindet sich ein alter Schrein namens Ōtoyo Jinja, der für seine zahl·reichen Tier·wächter bekannt ist. Zu diesen zählen auch zwei Mäuse. Sie be·wachen jedoch keinen Daikoku-Schrein, sondern einen Zweigschrein, der dem Ōkuninushi geweiht ist.

Otoyo shrine.jpg
19
Der Ōtoyo Jinja ist ein kleiner, aber recht bekannter Schrein (hokora) am „Philosophenweg“ in Kyōto. Er wird von Mäusen bewacht.
Bernhard Scheid, Flickr 2016.
Otoyo komanezumi1.jpg
20
Maus mit Wunschjuwel (nyoi no tama) als Botentier des Daikoku.
Craig Fryer, 2007.
Otoyo komanezumi2.jpg
21
Maus als Botentier des Daikoku.
Craig Fryer, 2007.
Ōkuninushi Schrein in Kyoto, bewacht von zwei Mäusen

Ist nun Daikokus Maus ein Hinweis auf seine Verwandtschaft mit Ōkuninushi? Oder erklärt sich ihre Bedeutung doch eher aus Daikokus Funktion in der Tempel·küche: Etwa, dass eine Gott·heit, die die Nahrung schützt, einen Ein·fluss auf Mäuse haben muss, die die Nahrung vernichten? Oder ist die Maus auf den verschlun·genen Wegen des Mahakala an die Seite Daikokus gelangt? Einen möglichen Auf·schluss darüber gibt die Ikono·graphie eines anderen Glücks·gottes: Bishamon-ten.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Shusse suru (wtl. „in die Welt treten“) ist heute im Sinne von „aufsteigen“, „Karriere machen“ gebräuchlich. Ursprüng·lich bezog sich der Ausruck aber auf das In-die-Welt-treten eines Buddhas. Somit könnte Shusse Daikoku ursprüng·lich die Gestalt bedeutet haben, die Daikoku in der sicht·baren Welt annimmt (im Unter·schied zu seiner eigentlichen Buddha·gestalt). Die geläufi·gere Aus·legung des Namens Shusse Daikoku besagt jedoch, dass ein solcher Daikoku hilfreich sein kann, selbst in der Welt Karriere zu machen. Angeblich soll Toyotomi Hideyoshi [Toyotomi Hideyoshi (jap.) 豊臣秀吉 1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)] Daikoku diesen Namen verliehen haben, da er meinte, ihm seine eigene Karriere zu verdanken.
  2. Kala kann sowohl „schwarz“ als „Zeit“ heißen und es besteht Un·einig·keit, was im origi·nalen Sanskrit·namen gemeint ist. In Ostasien entschied man sich jedenfalls bei der Über·setzung für „schwarz“.
  3. Iyanaga 2002, S. 547–48.
  4. Nanhai jigui nefachuan 南海寄帰内法伝, jap. Naikai kiki naihōden
  5. Iwai Hiroshi, Daikokuten (Encyclopedia of Shinto).
  6. Mönche beider Rich·tungen trugen ent·scheidend zur Ent·stehung des soge·nannten Miwa-ryū Shintō bei. Es handelt sich dabei um eine nach Modellen des eso·teri·schen Buddhis·mus geformte Shintō-Schule, die in gewissen elitären Zirkeln des Mittel·alters und der frühen Neuzeit kursierte.
  7. Im speziellen handelt es sich um soge·nannte Yakshas oder Rakshas. Himalayan Art erklärt dazu:

    Mahakala is a category of Tantric Buddhist deity. His primary function is as a protector (Dharmapala) and specifically the primary Wisdom Protector of Himalayan and Tibetan Buddhism. There are dozens of different variations and forms of Mahakala. He is typically in wrathful appearance following the Indian model of a Raksha demon. In most occurrences and uses of Mahakala, he is paired with a meditational deity [...]. In most cases Mahakala is an emanation, or wrathful aspect, of the principal medi·tational deity that he is associated with.

    Mahakala Main Page [2011/4]

    Rakshas oder
    rākṣasa राक्षस (skt., m.)

    indischer Dämon (jap. rasetsu 羅刹)

    Geist

    Der Begriff „rakshasa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

    Glossarseiten

    sind in den ältesten indischen Texten, den Veden, menschen·fressende Dämonen, die in den kompli·zierten Kämpfen inner·halb des indischen Pantheons einen Teil des Fuß·volks darstellen. Sie werden oft in einem Atemzug mit den
    yakṣa यक्ष (skt., n.)

    übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)

    Geist

    Der Begriff „yaksha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

    genannt, die ebenfalls eine niedere kriege·rische Kaste darstellen (beide sollen aus Brahmas Fuß entstanden sein). Schon in den Veden werden Rakshas mitunter „zum Guten“ bekehrt und bewähren sich dann als tüchtige Kämpfer. Sie werden auch als ehe·malige indische Lokal·gott·heiten inter·pretiert. Beide Dämonen·rassen können auch weiblich sein. Der japanische Buddhis·mus kennt die Rakshas unter der Bezeich·nung rasetsu [rasetsu  (jap.) 羅刹 von skt. rakshasa; menschenfressende Dämonenrasse des indischen Pantheons], eine Frühform der  japanischen oni [oni  (jap.)  Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister]. Yakshas kommen im Buddhis·mus besser weg: Als ihr oberster Chef gilt Bishamon-ten [Bishamon-ten  (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana], der Wächter des Nordens.
    
  8. Zitiert nach Himalayan Art [2011/4]
  9. Yamamoto 1998, S. 126
  10. Siehe dazu auch meinen Artikel Die gewundenen Pfade des Großen Landesherren: Ōkuninushi als heimlicher Gegenspieler der Himmlischen Götter.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Sept. 2016

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Donatella Failla, „The God of Wealth in Western Garb: Kawanabe Kyōsai's Portrait of Edoardo Chiossone as Daikokuten“. Monumenta Nipponica 61/2 (2006), 193–218.
Iyanaga Nobumi, Daikoku-ten hensō. Tokyo: Hōzōkan, 2002. (Online.) [Engl. Titel: Variations on the Theme of Mahākāla.]
Yamamoto Hiroko, Ishin: Chūsei Nihon no mikkyōteki sekai [Seltsame Götter: Die esoterische Welt des japanischen Mittelalters]. Tokyo: Heibonsha, 1998.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Daikoku 1en.jpg
    Einer der ersten modernen Geldscheine Japans zeigt den Glücksgott Daikoku auf zwei Reisballen, mit Sack, Hammer und Mäusen. Der italienische Graveur Edoardo Chiossone entwarf auch andere Geldscheine und offizielle Dokumente für die junge japanische Meiji-Regierung. Chiossones erster Entwurf, der ab 1877 gedruckt wurde, zeigte Daikokus „Kollegen“ Ebisu, unter anderem Gott der Händler. Der Entwurf von 1885 folgte auf eine Währungsreform zwischen 1881 und 1885, nachdem das neue Papiergeld zu einer Inflation geführt hatte. Der Rückgriff auf Daikoku als Gott de Reichtums sollte das Vertrauen in die neuen Geldscheine stärken (Failla 2006, S. 201).
    Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit, ab 1885. Bildquelle: Kin/Gendai Nihon no Okane.
  2. ^ 
    Okuninushi hokusai.jpg
    Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
    Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
  3. ^ 
    Daikoku kongorinji.jpg
    Dies ist die angeblich älteste Darstellung des japanischen Daikoku aus einem Tendai-Tempel in der Umgebung von Saichōs Klosterberg Hiei. Die Rüstung und vor allem die langen Ohren offenbaren einen starken Einfluss der buddhistischen Ikonographie. Dennoch verleihen die Mütze und die gedrungene Statur diesem Daikoku eine gewisse Bodenständigkeit. Die Figur ist ein ichiboku-zukuri, d.h. sie ist aus einem einzigen Holzblock herausgearbeitet.

    Das Motiv einer Figur, die im sogenannten „halben Lotossitz“ auf einem Felsen sitzt, erinnert an  Kannon oder Benzai-ten, die dann jeweils auf ihrer eigenen Insel dargestellt sind. Im Falle Daikokus ist das Motiv jedoch äußerst selten und praktisch nur auf Tendai-Tempel beschränkt. (Iyanaga 2002, S. 300.)
    Heian-Zeit. Shinbutsu imasu Ōmi.

  4. ^ 
    Daikoku kanzeonji.jpg
    Darstellung des Daikoku.
    Späte Heian-Zeit, 11.–12. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 131, S. 161.
  5. ^ 
    Daikoku koya.jpg
    Darstellung des Daikoku.
    Späte Kamakura-Zeit. Kōbō Daishi and the Sacred Treasures of Mount Kōya, 2003, Abb. 31.
  6. ^ 
    Daikoku saidaiji2.jpg
    Im Inneren dieser Statue des befanden sich Miniaturstatuen von Daikoku und Benzai-ten, Sutrenfragmente und andere religiöse Gegenstände.
    Werk von Zenshun (?). Kamakura-Zeit. Mihotoke no katachi (Ausstellungskatalog), Nara National Museum 2013, Abb. 67, S. 104.
  7. ^ 
    Mahakala tibet.jpg
    Darstellung des Mahakala.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  8. ^ 
    Daikoku tenshin.jpg
    Abbildung des Daikoku aus einer Kopie des Jikkan-shō (auch Zuzōshō), dem ältesten Kompendium der buddhistischen Ikonographie Japans aus 1139.
    Edo-Zeit, 1702. Ryūkoku University Library, Kyoto.
  9. ^ 
    Makakara daikoku.jpg
    Makakara (oder auch Daikoku, skt. Mahakala) hier als zentrale Figur eines ihm gewidmeten Mandala (Makakara mandara). Die Abbildung entstammt dem Titelblatt eines Buches zu diesem Thema.
    Edo-Zeit. Yamamoto Hiroko, Ishin. Chūsei Nihon no mikkyōteki sekai („Seltsame Götter: Die esoterische Welt des japanischen Mittelalters“), Titelblatt.
  10. ^ 
    Daikoku ebisu 1551.jpg
    Ebisu und Daikoku, in klassischer Ausführung. Kopie eines Bildes, das auf 1551 datiert ist.
    Werk von Kanō Motonobu (Kopie) (1476–1559). 1551/19.Jh. Museum of Fine Art, Boston.
  11. ^ 
    Sanmendaikoku hokusai.jpg
    Ähnlich wie der indische Mahakala kann auch Daikoku eine dreigesichtige Form annehmen. In den meisten Beispielen aus der Edo-Zeit verschmilzt er dabei mit Bishamon-ten (li) und Benzaiten (re). Frühere Beispiele dieses Typs tragen durchaus auch zornvolle, furchteinflößende Züge.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Bildquelle: Bibliothèque de l'Institut National d'Histoire de l'Art, Paris, (bildbearbeitet).
  1. ^ 
    Daikoku motoyama.jpg
    Dreiköpfiger Daikoku mit den Zusatzgesichtern von Bishamon-ten und Benzaiten.
    Edo-Zeit. Bernhard Scheid, 2007.
  2. ^ 
    Daikoku zushi.jpg
    Daikoku mit schwarzer Haut als privater Verehrungsgegenstand in einem Miniaturschrein (zushi).
    19. Jh. Trocadero.
  3. ^ 
    Sanmendaikoku eishinji.jpg
    Abbildung des Daikoku, der Legende nach von Kūkai geschnitzt, wahrscheinlich jedoch aus der Edo-Zeit. Der Tempel Eishin-ji befindet sich im Norden des Ueno Parks, wo im 19. Jahrhundert die ersten Rundgänge zu Schreinen der Sieben Glücksgötter angelegt wurden. Heute ist er Teil der Shitaya-Fukujin-Route, wo Wallfahrtsorte der Glücksgötter auf ca. 3km aufgefädelt sind. Die Route entstand 1975.
    Wahrscheinlich Edo-Zeit. Bildquelle: NaoMa, J-Blog (bildbearbeitet).
  4. ^ 
    Daikoku neu.jpg
    Daikoku, wie er als einer der sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin) in modernen Souvenierläden zu finden ist.
    20. Jh. Bildquelle: unbekannt.
  5. ^ 
    Daikoku edo yamaguchi.jpg
    Figur des Daikoku, die als netsuke 根付 verwendet wurde. Ein netsuke stellt ein Gegengewicht zu verschiedenen sagemono („hängendes Behältnis“) dar, die am Gürtel (obi) des traditionellen Kimonos getragen werden.
    Werk von Miwa Zenraku. Edo-Zeit, um 1800. MCJP.
  6. ^ 
    Daikoku tsurumitake.jpg
    Daikoku, leicht beschneit, auf einer der höchstgelegenen Fukujin-Routen Japans, auf dem Berg Tsurumitake in der Provinz Ōita, ca. 1300m. Die Gegend ist insgesamt berühmt für ihre religiösen Steinstatuen (sekibutsu).
    Blown in the wind, 2014.
  7. ^ 
    Daikoku kyosai.jpg
    Auch ein weiteres Attribut des Daikoku ist dargestellt, der Rettich (daikon), der hier als Wagen dient.
    Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Meiji-Zeit. National Museums for Asian Art, Freer Gallery of Art.
  8. ^ 
    Otoyo shrine.jpg
    Der Ōtoyo Jinja ist ein kleiner, aber recht bekannter Schrein (hokora) am „Philosophenweg“ in Kyōto. Er wird von Mäusen bewacht.
    Bernhard Scheid, Flickr 2016.
  9. ^ 
    Otoyo komanezumi1.jpg
    Maus mit Wunschjuwel (nyoi no tama) als Botentier des Daikoku.
    Craig Fryer, 2007.
  10. ^ 
    Otoyo komanezumi2.jpg
    Maus als Botentier des Daikoku.
    Craig Fryer, 2007.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • Bishamon-ten 毘沙門天 ^ Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
  • Biwa-ko 琵琶湖 ^ Biwa-See; größter Süßwassersee Japans mit 3174 km², in der Präfektur Shiga gelegen; sein Name rührt der Legende nach von seiner Form her, die einer biwa — einer japanischen Laute — gleicht
  • Chiossone, Edoardo (west.) ^ 1833–1898; italienischer Graphiker und Drucker, der ab 1872 bis zu seinem Tod in Japan tätig war
  • Daikoku 大黒 ^ Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten
  • Daikoku Jōze 大黒常是 ^ traditioneller Ehrenname des Oberhaupts der Silberkontrolleure innerhalb der „Silbergilde“ (ginza), die für die Silberwährung der Edo-Zeit zuständig war
  • Daikoku-ten 大黒天 ^ voller, buddhistischer Name des Glücksgottes Daikoku (skt. Mahakala)
  • deva (skt.) देव ^ „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)
  • Ebisu 恵比寿 ^ Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Eizon 叡尊 ^ 1201–1290; Shingon-Mönch; Abt des Saidai-ji in Nara
  • ginza 銀座 ^ „Silbergilde“; in der Edo-Zeit Amt für die Silberwährung; heute Stadtteil in Tōkyō
  • hansatsu 藩札 ^ lokales Papiergeld der Edo-Zeit, zumeist auf einzelne Daimyate (han) beschränkt
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Kawanabe Kyōsai 河鍋暁斎 ^ 1831–1889; Künstler und Karikaturist Ende Edo-, Anfang Meiji-Zeit
  • Keiran shūyōshū 渓嵐拾葉集 ^ wtl. „Gesammelte Blätter aus stürmischen Tälern“; enzyklopädische Textsammlung zu den Lehren des Tendai-Buddhismus, erstellt zwischen 1311 und 1348 vom Mönch Kōshū (1276–1350) auf Berg Hiei.
  • Kojiki 古事記 ^ „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
  • Kongōrin-ji 金剛輪寺 ^ Tendai Tempel in der Präfektur Shiga, östl. des Biwa-Sees; laut Gründungslegende bereits in der Nara-Zeit von Gyōki gegründet, später vom Tendai-Mönch Ennin ausgebaut.
  • Kōdai-ji 高台寺 ^ Tempel der Rinzai-Schule des Zen Buddhismus in Kyōto, 1606 errichtet
  • Mahākāla (skt.) महाकाल ^ „Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)
  • Makakara 摩訶迦羅 ^ skt. Mahakala, „Großer Schwarzer“; alternativer Name des Glücksgotts Daikoku
  • mameita-gin 豆板銀 ^ Silberwährung der Edo-Zeit
  • Meiji 明治 ^ posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
  • Miwa Jinja 三輪神社 ^ Miwa (auch Ōmiwa) Schrein, nahe Nara
  • Muromachi 室町 ^ Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)
  • myōō 明王 ^ wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • o-fuda お札 ^ Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
  • Ōkuninushi 大国主 ^ mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
  • Ōtoyo Jinja 大豊神社 ^ Schrein am „Philosophenweg“ im Osten Kyotos; den mythologischen Gottheiten Sukunabikona und Ōkuninushi geweiht; bekannt für seine Mauswächter
  • oshi 御師 ^ auch onshi; fahrende Priester aus Ise in der Muromachi- und Edo-Zeit, die Gläubige im ganzen Land mit Ise-Devotionalien versorgten und sie zu Pilgerfahrten nach Ise animierten
  • Otafuku お多福 ^ komödiantische weibliche Glücksgottheit, wtl. „Großes Glück“; auch Oto-goze, Okame; andere Schreibungen 阿多福
  • Saichō 最澄 ^ 767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi
  • Saidai-ji 西大寺 ^ Buddhistischer Tempel in Nara, err. 765, Haupttempel der Shingon Risshū Schule
  • Sanmen Daikoku 三面大黒 ^ Daikoku mit drei Gesichtern bzw. Köpfen. Vom esoterischen Buddhismus beeinflusste Variante der Daikoku-Ikonographie.
  • Shichi Fukujin 七福神 ^ Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Shusse Daikoku 出世大黒 ^ wtl. „Karriere“-Daikoku; geläufiger Beinamen des Glücksgottes Daikoku
  • Susanoo 須佐之男/素戔男 ^ mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
  • tantra (skt.) तन्त्र ^ „Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)
  • -ten^ wtl. Himmel; Göttertitel für eine eine aus Indien übernommene Gottheit (skt. deva)
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Tokugawa Ieyasu 徳川家康 ^ 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger
  • Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 ^ 1537–1598, Feldherr, militärischer Machthaber; bekannt als der zweite von drei Reichseinigern am Ende der „Zeit der kämpfenden Länder“ (Sengoku Jidai)
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • Vajrapāṇi (skt.) वज्रपाणि ^ „Vajrahand“, Vajraträger (jap. Kongōshu 金剛手)
  • Yamada 山田 ^ Ehemals Stadt vor dem Äußeren Schrein von Ise (Gekū), heute Teil der Stadt Ise.
  • yamada hagaki 山田羽書 ^ früheste Form des japanischen Papiergelds, entstanden um 1600 in Yamada, Ise
  • Yijing (chin.) 義浄 ^ 635–713; chin. Pilgermönch, Übersetzer und „Indologe“; jap. Gijō
  • Zuzōshō 図像抄 ^ ikonographisches Handbuch des Shingon-Buddhismus von Ejū 恵什, einem Mönch des Ninna-ji aus der späten Heian-Zeit, auf Befehl von Exkaiser Toba zusammengestellt; älteste erhaltene Kopien aus der Kamakura-Zeit (1193, Daigo-ji); enthält 142 Skizzen von buddhistischen Gottheiten; auch Jikkan-shō

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