Alltag/Schreinpriester: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 11. August 2018, 19:49 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Schreinpriester.
Vorlage:Wmax Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Schreinpriester.
Im Zu·sam·men·hang mit dem shin·tō·is·tischen Klerus bevorzuge ich die Be·zeich·nung „Priester“, um eine einfache ter·mi·no·lo·gische Unter·scheidung zu bud·dhis·tischen Mönchen zu ermöglichen. Shintō-Priester leben zumeist mit ihrer Familie in·ner·halb einer lokalen Gemein·schaft. Im Unterschied zu christlichen Priestern besteht ihre wichtigste Aufgabe aber nicht im Predigen bzw. in moralischer Erbauung der Gemeinde, sondern im Abhalten von religiösen Zeremonien. Darunter befinden sich natürlich Zeremonien zu be·stimm·ten Festtagen des jeweiligen Schreins, an dem ein Priester tätig ist, in der Mehr·zahl handelt es sich aber um Segnungen (harae) von einzelnen Personen oder Ge·gen·ständen, die individuell in Auftrag gegeben werden (s.u.). Shintō-Priester sind also in erster Linie Ritualisten.
Bildquelle: Shiges Wallpapers, über Internet Archive.
Die all·ge·mei·ne japanische Be·zeich·nung für Shintō- oder Schrein-Priester ist
allg. Bez. für Shintō-Priester
Der Begriff „shinshoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, ein ge·ne·rischer Terminus für alle, die ein religiöses Amt des
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
-Gottes·dienstes innehaben. In der Um·gangs·sprache vertrauter ist jedoch
Der Begriff „kannushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
(wtl. kami-Herr). Be·zeich·nungen wie
höherrangiger Shintō-Priester
Der Begriff „gūji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
oder
hochrangiger Schrein-Priester
Der Begriff „negi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
beziehen sich auf leitende Priester·ränge (etwa „Oberpriester“).
Eine Be·zeich·nung, die nur auf Frauen an·ge·wandt wird, ist
Miko, kami-Priesterin, Schreindienerin; auch: weibliche Shamanin; andere Schreibungen 神子 (Gott-Kind) oder 御子 (erhabenes Kind)
Der Begriff „miko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
(in etwa „Schreindienerin“).
Priestergewand
Das Ze·re·mo·nial·ge·wand eines Shintō-Priesters geht auf eine Adels·tracht der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
-Zeit zurück, das sog. „Jagdgewand“ (
Priestertracht (ehemals Hoftracht); wtl. „Jagdgewand“
Der Begriff „kariginu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, für die Jagd allerdings kaum geeignet). Als Kopf·be·deckung dient ein Hut aus Papier,
Hut der Höflings- und Priestertracht
Der Begriff „tate-eboshi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, oder bei be·son·ders feierlichen Anlässen die sog.
Kanmuri, wtl. „Krone“; Kopfbedeckung von hochrangigen Shintō-Priestern
Der Begriff „kanmuri“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
-Krone (s. Abbildung rechts). Auch die schwarz-lackierten Holzschuhe (
Zeremonielles Schuhwerk der Schreinpriester aus schwarz lackiertem Holz; ehem. Adelstracht
Der Begriff „asagutsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) trug man bereits am Heian-zeitlichen Hof. Ein weiteres Zeichen des Priester·amtes ist eine Art Zepter (
Zeremonielles Zepter der Schreinpriester; trad. Emblem von Herrschern und Götterstatuen
Der Begriff „shaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
), wie es auch auf kami-Statuen zu sehen ist. Es war ur·sprüng·lich ein Emblem der welt·lichen Herrscher des Alter·tums. Die Grund·farbe des Priester·ge·wandes ist weiß, je höher·rangiger der Priester und je wichtiger die Zeremonie, umso mehr prächtig gefärbte Seiden·stoffe kommen zum Einsatz. Die Details variieren je nach Priester·rang, Anlass und Schrein·tradition.
Kawagoe Kankō Blog, 2012/1/15.
Auf dem obigen Bild sind die wichtigsten Elemente des Priester·ge·wan·des sehr schön zu erkennen: Mütze (tate-eboshi), Robe (kariginu); Schuhe (asagutsu) und Szepter (shaku).
VikingSlav, (flickr) 2009/2/11.
Bernhard Scheid, flickr 2013.
Priesterinnen im Shintō
In der japanischen Frühgeschichte scheint es eine Art ge·schlechts·spe·zi·fischer Teilung von religiöser und weltlicher Autorität gegeben zu haben: Der Dienst für die Götter lag grundsätzlich eher bei den Frauen, während Männer die weltliche Autorität inne hatten. Im Laufe der Geschichte hat sich dieses Verhältnis jedoch stark zugunsten der Männer verschoben. Zwar ist es in heutigen Schreinen grund·sätzlich nicht aus·ge·schlossen, dass Frauen ähnliche Positionen besetzen wie Männer, doch sind Frauen in füh·ren·den Priester·rollen sehr selten. Dagegen gibt es in jedem größeren Schrein miko, die vor allem für den Verkauf von Glücksbringern und als Assistenten bei diversen Zeremonien ein·ge·setzt werden.
Bis auf das Geschlecht erinnern miko (was ihre Aufgaben, ihr Alter, und sogar die Kleidung betrifft) ein wenig an katholische Ministranten. Eine spe·zi·fische Qualifikation ist grund·sätzlich nicht notwendig, um miko zu werden. In früherer Zeit waren miko hingegen auf kon·krete priesterliche Funk·tionen spezialisiert. Sie dienten vor allem bei verschie·densten Formen von Wahrsage- und Beses·senheits·ritualen als Medien, von denen man sich göttliche Bot·schaften erhoffte. Als mytho·logisches Rollen·vorbild diente ihnen die tanzende Göttin
mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
Der Begriff „Ame no Uzume“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
. Miko werden daher auch manchmal als „Shamaninnen“ bezeichnet. Solche shamanis·tischen Funktionen wurden aber im Jahr 1873 per Gesetz verboten,1 was den Status der miko deutlich abwertete.
Zu den sha·ma·nis·tischen Riten, die ehemals in großem Umfang von miko durchgeführt wurden, zählt das Her·bei·rufen von Totenseelen (kuchiyose [kuchiyose (jap.) 口寄せ Geisterbeschwörung, wtl. „Herbeirufung des Mundes“]), das von den blinden itako [itako (jap.) イタコ blinde Priesterin oder Shamanin; früher auch ichiko 市子]-Priesterinnen in Nord-Japan auch heute noch praktiziert wird.
Vorlage:W503c Das Grund·gewand der miko unterscheidet sich eigentlich nur in der Farbe von dem männlicher Priester: es ist durch besonders weite, hellrote Rockhosen (hakama) charakterisiert. Diese Hosen werden wie im Fall der männlichen Priester über einem weißen Unter·gewand getragen. Bei feierlichen Anlässen tragen die miko außerdem meist ein weitärmeliges, weißes Über·gewand (chihaya), das mit für den jeweiligen Schrein spezifischen Mustern versehen sein kann. Zusätzlich können miko mit kranzartigen Kopfzierden aus·ge·stat·tet sein.
Riten
Zu den ele·men·tarsten rituellen Handlungen eines Shintō-Priesters zählt das
Purifikation, Weihezeremonie, Exorzismus
Der Begriff „harae“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
(oder harai), wtl. Fegen oder Reinigen. Es handelt sich also um ein Pu·ri·fikations·ritual. Priester benützen dazu ein Instrument, das man
Harae-Wedel (auch haraigushi); rituelles Instrument für Reinigungszeremonien des Shintō
Der Begriff „haraegushi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
nennt. Es besteht aus einem Stab, an den Papier·streifen und Bast- oder Hanf·fäden gebunden sind. Dieses schwingt der Priester über Objekte oder Personen, die rituell gereinigt werden sollen. Die ent·spre·chenden Gebete, die er spricht, nennt man
Shintō-Gebet
Der Begriff „norito“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
. Derartige Reinigungsriten werden zumeist für die Segnung von Kindern, für Hochzeiten, sowie für die Ein·weihung von Geräten (z.B. Autos) in An·spruch genommen. Der vielleicht häufigste Ritus, für den Shintō-Priester in Anspruch genommen werden, ist jedoch das jichinsai [jichinsai (jap.) 地鎮祭 shintōistische Zeremonie; rituelle Reinigung eines Baugrunds vor Baubeginn, um übelwollende Geister zu vertreiben], die Weihe des Bodens, bevor ein neues Haus gebaut wird. Sie markiert ge·wohn·heits·mäßig den Bau·beginn. Niemandem würde einfallen, darauf zu verzichten.
Vor 2004. Bildquelle: unbekannt.
unbekannt.
Wikimedia Commons, 663highland, 2009.
2013. Suitcase and Heels, (Blog) 2013/2/17.
Andere typische Schreinriten sind
rituelle Tänze und Gesänge
Der Begriff „kagura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, Gesänge und Tänze für die Götter, die auch den Charakter von theatralischen Aufführung annehmen können und meist von speziellen Tanzgruppen aufgeführt werden.
Verweise
Fußnoten
- ↑ Miko (Wikipedia[jp]) und „Miko-Gesetz“ (Wikisource)
Internetquellen
- A History of Japanese Clothings and Accessories, Anthony Byrant (en.)
Nähere Informationen zur traditionellen höfischen Kleidung, von der sich auch die Roben der Shintō-Priester ableiten. - Becoming a Shintō Priest or Priestess aus Mark Schumachers A to Z Photo Dictionary of Japanese Sculpture and Art
Bilder
- ^ Guji sugiyamajinja.jpg
- ^ Schreindienerinnen (miko) des Aso Schreins in Kyūshū.
Bildquelle: Shiges Wallpapers, über Internet Archive. - ^ Ein höchst ungewöhnliches Ritual, das im betreffenden Schrein (Fujinomiya Jinja) jährlich am frühen Morgen des sog. „Kleinen Neujahrs“, dem 15. Januar, zur Vorhersage des Ernteglücks im kommenden Jahr durchgeführt wird. Der Priester verbeugt sich vor einem Kessel, in dem ein Reisbrei (kayu) gekocht wird, um danach die vor ihm liegenden Bambusröhrchen in den Brei zu tauchen. Die in den Röhrchen verbleibenden Reiskörner werden anschließend gezählt. Ihre Zahl gibt Auskunft über verschiedene Aspekte der Ernte.
Kawagoe Kankō Blog, 2012/1/15. - ^ Junge Priester entfernen ema-Täfelchen nach einem besucherreichen Tag.
Angus McIntyre, 1998. - ^ Abgesandte des kaiserlichen Hofes beim Besuch des Kashihara Schreins, in dem Jinmu Tennō, der erste (mythologische) Tennō verehrt wird. Die Feiern finden jährlich am 11. Februar, dem angeblichen Gründungstag des japanischen Kaiserreichs statt. Der Schrein selbst wurde erst 1889 nahe des vermuteten Grabes des Jinmu Tennō errichtet und ist damit ein typisches Produkt des modernen Staatsshintō.
VikingSlav, (flickr) 2009/2/11. - ^ Führender Priester (gūji) des Iwashimizu Hachiman Schreins in priesterlicher Alltagskleidung.
Bernhard Scheid, flickr 2013.
- ^ Purifikationsinstrument (haraegushi).
Wikimedia Commons, Frank J. Gualtieri Jr., 2005. - ^ Einweihung des Baugrunds (jichinsai) nach der Ebnung des Bodens. Ein Priester (kannushi) mit shaku spricht Gebete vor einem improvisierten Altar auf dem Speise-Opfergaben aufgestellt sind. Der Altar befindet sich innerhalb eines himorogi, bestehend aus vier Bambusstämmchen verbunden durch dünne shimenawa-Seile, an denen gohei, also weiße Papierstreifen, aufgehängt sind. All dies sind typische Elemente von Shintō-Zeremonien. Die anderen Teilnehmer der Zeremonie sind wohl Mitglieder der Baufirma und die Bauherren.
Vor 2004. Bildquelle: unbekannt. - ^ Segnung (harae) beim Shichigosan-Fest der Kinder im Alter von drei, fünf und sieben Jahren durch einen Shintō-Priester (kannushi).
unbekannt. - ^ Segnung (harae) eines Autos durch einen Shintō-Priester (kannushi).
Wikimedia Commons, 663highland, 2009. - ^ Ein häufiges Bild im Meiji-Schrein: Zwei kannushi (Shintō-Priester) und zwei miko (Schreindienerinnen) führen eine Hochzeitsprozession an. Dahinter das Brautpaar in tradionalistischem Outfit. Der Meiji-Schrein ist eine der gefragtesten (und teuersten) Locations, wenn es um eine Hochzeit im Shintō-Stil geht.
2013. Suitcase and Heels, (Blog) 2013/2/17.
Glossar
- Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 ^ mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
- haraegushi 祓串 ^ Harae-Wedel (auch haraigushi); rituelles Instrument für Reinigungszeremonien des Shintō
- tate-eboshi 立烏帽子 ^ Hut der Höflings- und Priestertracht