Alltag/Yamabushi/Itako: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|I}}{{g|Itako | ''tako''}} sind blinde Medien („Shamaninnen“), die in einem Ritual namens {{g|Kuchiyose}} („Herbeirufung des Mundes“) die Toten aus dem Jen·seits her·bei·rufen und ihnen ihre Stimme leihen. Auf diese Weise kann man mit den Seelen ver·stor·bener Ver·wand·ter in Kontakt treten. Der Kult der ''itako'' war in der {{g|edo}}-Zeit weit verbreitet (s.u.), wird heute allerdings nur noch in Nord-Japan praktiziert. Dort stellt er einen Be·stand·teil des tra·di·tio·nellen [[Alltag/Totenriten|Bestattungsbrauchtums]] dar. Darüber hinaus finden zweimal jährlich (20.–24.7. und 9.–11.10.) am {{g|Osorezan}}, einem Berg am nördlichsten Zipfel der Hauptinsel Honshū, religiöse Feste ({{g|Matsuri}}) statt, bei denen auch ''itako'' ihre Dienste an·bieten. Die Bilder auf dieser Seite stammen von solchen Anlässen.
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| ''Itako'': Weibliche Geisterseherinnen
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{{g|Itako|''Itako''}} sind blinde Medien („Shamaninnen“), die in einem Ritual namens {{g|Kuchiyose}} („Herbeirufung des Mundes“) die Toten aus dem Jenseits herbeirufen und ihnen ihre Stimme leihen. Auf diese Weise kann man mit den Seelen verstorbener Verwandter in Kontakt treten. Heute ist diese Praxis nur noch in entlegenen ländlichen Regionen zu finden. Wie im Folgenden verdeutlicht, repräsentieren die ''itako'' ein Gildenwesen, das in der {{g|Edo}}-Zeit sehbehinderten Menschen wirtschaftliches Überleben und eine gewisse soziale Autonomie sicherte.  
  
 
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Die ''itako'' verfügen über einen eigenen, nur halb ver·ständ·lichen Sprech·gesang, durch den sie die Bot·schaften der Ver·stor·benen über·mitteln. Bei den Massen·events am Osore-zan werden zunächst Erkun·digun·gen über den Ver·stor·benen einge·zogen, sowohl hinsicht·lich seiner Bezie·hung zu den jewei·ligen Hinter·bliebenen als auch hin·sichtlich der Um·stände seines Ablebens. Die Berichte der Toten folgen dann, sofern ver·ständlich, ganz offen·sicht·lich vor·gefer·tigten Mustern.<!--
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Der Kult der ''itako'' war in der Edo-Zeit weit verbreitet, wird heute allerdings nur noch in Nord-Japan praktiziert. Dort stellt er einen Bestandteil des traditionellen [[Alltag/Totenriten|Bestattungsbrauchtums]] dar. Darüber hinaus finden zweimal jährlich (20.–24.7. und 9.–11.10.) am {{g|Osorezan}}, einem Berg am nördlichsten Zipfel der Hauptinsel Honshū, religiöse Feste ({{g|Matsuri}}) statt, bei denen auch ''itako'' ihre Dienste anbieten.
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Die ''itako'' verfügen über einen eigenen, nur halb verständlichen Sprechgesang, durch den sie die Botschaften der Verstorbenen übermitteln. Bei den Massenevents am Osore-zan werden zunächst Erkundigungen über den Verstorbenen eingezogen, sowohl hinsichtlich seiner Beziehung zu den jeweiligen Hinterbliebenen als auch hinsichtlich der Umstände seines Ablebens. Wie schon die Feldforschungen von {{g|blackercarmen}} in den 1950er Jahren ergaben, folgen die Berichte der Toten, sofern verständlich, ganz offensichtlich vorgefertigten Mustern.<!--
 
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So berichtet Carmen Blacker von ihren Feldforschungen am Osore-zan in den späten 1950er Jahren, dass Tote des Weltkriegs, die von den ''itako'' damals noch häufig aus dem Jenseits herbeigerufen wurden, standardmäßig erzählten, dass sie nun im {{g|Yasukunijinja|Yasukuni}} Schrein in Tōkyō ihre Ruhe gefunden hätten (Blacker 1975, S. 160).
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So berichtet Carmen Blacker, dass Tote des Weltkriegs, die von den ''itako'' der 1950er Jahre noch häufig aus dem Jenseits herbeigerufen wurden, standardmäßig erzählten, dass sie nun im {{gb|Yasukunijinja|Yasukuni}} Schrein in Tōkyō ihre Ruhe gefunden hätten (Blacker 1975, S. 160).
 
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Ähnlich wie die {{g|Yamabushi}}, sind auch die ''itako'' zumeist mit bestimmten Tempeln oder Schreinen affiliiert, ohne jedoch eindeutig dem Buddhismus oder dem Shintō zugeordnet werden zu können.<ref>Knecht 1997.</ref> Während die ''itako'' heute vor allem Totengeister herbeirufen, welche auch als {{g|hotoke}} (wtl. Buddhas) angesprochen werden, ist ihr traditionelles Repertoire reichhaltiger und umfasst auch das Herabrufen von {{g|kami}}, also von Schreingottheiten.<!--
 
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== Geisterseherinnen in der Edo- und Meiji-Zeit ==
 
== Geisterseherinnen in der Edo- und Meiji-Zeit ==
  
''Itako'' sind die Erbinnen einer einst weit verbreiteten Kultur von fah·ren·den Künstlern, Heilern und Schaustellern, die in der Edo-Zeit zu fixen Gilden zu·sam·men·wuch·sen. Zu diesen gehörten unter anderem auch ''yamabushi'', Yin-Yang Meister ({{g|onmyouji}}), blinde Sängerinnen ({{g|goze}}) oder Schrein·pries·ter·innen ({{g|miko}}), die verschiedene Tänze und Gesänge vorführten. Shamaninnen, die sich wie die ''itako'' auf Geis·ter·be·schwö·run·gen spe·zia·li·sierten, wurden damals ebenfalls als ''miko'' bezeichnet. Diese ''miko'' wurden in Ostjapan von Edo aus kontrolliert, und zwar von einem gewissen {{g|Tamurahachidaiyuu}}, der seinen Sitz im Sanja-Schrein, dem heutigen {{g|Asakusajinja}} hatte.<!--
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''Itako'' sind die Erbinnen einer einst weit verbreiteten Kultur von fahrenden Künstlern, Heilern und Schaustellern, die in der Edo-Zeit zu fixen Gilden zusammenwuchsen. Zu diesen gehörten unter anderem auch {{g|yamabushi}}, Yin-Yang Meister ({{g|onmyouji}}), blinde Sänger oder Schreinpriesterinnen ({{g|miko}}), die verschiedene Tänze und Gesänge vorführten. Shamaninnen, die sich wie die ''itako'' auf Geisterbeschwörungen spezialisierten, wurden damals ebenfalls als ''miko'' bezeichnet. Diese ''miko'' wurden in Ostjapan von Edo aus kontrolliert, und zwar von einem gewissen {{g|Tamurahachidaiyuu}}, der seinen Sitz im Sanja-Schrein, dem heutigen {{g|Asakusajinja}} hatte.<!--
 
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Ähnlich wie im Kabuki Theater, war Tamura Hachidaiyū zunächst ein individueller Name, der ab dem acht·zehn·ten Jahr·hun·dert, als  sich die Tradition gefestigt hatte, erblich wei·ter·ge·ge·ben wurde (Groemer 2007).
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Ähnlich wie im Kabuki Theater, war Tamura Hachidaiyū zunächst ein individueller Name, der ab dem achtzehnten Jahrhundert, als  sich die Tradition gefestigt hatte, erblich weitergegeben wurde (Groemer 2007).
 
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Seine Kontrolle erstreckte sich im acht·zehn·ten Jahr·hun·dert auf über 800 Familien, deren weib·liche Mitglieder vor·wie·gend als Geis·ter·se·he·rinnen tätig waren, während sich die Männer zumeist mit dem Handel von Talismanen ({{g|ofuda}}) verdingten. Beide mussten dem Hachidayū einen Teil ihrer Einkünfte abtreten. Obwohl viele dieser Priesterinnen blind waren, scheint dies keine unbedingte Voraussetzung für die  ''kuchiyose'' Praxis gewesen zu sein. Im Norden Japans bestand aller·dings schon in der Edo-Zeit eine feste Verbindung zwischen Blind·heit und ''kuchiyose''.<ref>Groemer 2007, S. 46, Fn. 2.</ref>
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Seine Kontrolle erstreckte sich im achtzehnten Jahrhundert auf über 800 Familien, deren weibliche Mitglieder vorwiegend als Geisterseherinnen tätig waren, während sich die Männer zumeist mit dem Handel von Talismanen ({{g|ofuda}}) verdingten. Beide mussten dem Hachidayū einen Teil ihrer Einkünfte abtreten. Obwohl viele dieser Priesterinnen blind waren, scheint dies keine unbedingte Voraussetzung für die  ''kuchiyose'' Praxis gewesen zu sein. Im Norden Japans bestand allerdings schon in der Edo-Zeit eine feste Verbindung zwischen Blindheit und ''kuchiyose''.<ref>Groemer 2007, S. 46, Fn. 2.</ref>
  
 
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Hinsichtlich der Bezeichnung gab es früher wie heute große Un·ter·schie·de. Ein in Nord-Japan selbst geläufiger Terminus for Geis·ter·se·he·rin·nen ist ''kamisama'', ein Wort, das zugleich auch „Gottheit“ oder „Chef“ bedeuten kann. {{g|Azusa|''Azusa''}} bezeichnet zunächst eine bestimmte Baumart, die als Katalpe oder Trompetenbaum übersetzt wird, allerdings scheinen verschiedene botanische Bezeichnung in ''azusa'' zusammengefasst zu sein. Aus diesen Hölzern fertigten japanische „Shamanen“ und „Shamaninnen“ jedenfalls  Bögen an, die sie in ''kuchiyose''-Riten einsetzten. Diese Bögen wurden als ''azusa-yumi'' oder kurz als  ''azusa'' bezeichnet. ''Azusa miko'' waren also Shamaninnen, die mit ''azusa'' (oder Katalpa-Bögen)  Geister beschwörten.  
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Hinsichtlich der Bezeichnung gab es früher wie heute große Unterschiede. Ein in Nord-Japan selbst geläufiger Terminus for Geisterseherinnen ist ''kamisama'', ein Wort, das zugleich auch „Gottheit“ oder „Chef“ bedeuten kann. {{gb|Azusa|''Azusa''}} bezeichnet zunächst eine bestimmte Baumart, die als Katalpe oder Trompetenbaum übersetzt wird, allerdings scheinen verschiedene botanische Bezeichnung in ''azusa'' zusammengefasst zu sein. Aus diesen Hölzern fertigten japanische „Shamanen“ und „Shamaninnen“ jedenfalls  Bögen an, die sie in ''kuchiyose''-Riten einsetzten. Diese Bögen wurden als ''azusa-yumi'' oder kurz als  ''azusa'' bezeichnet. ''Azusa miko'' waren also Shamaninnen, die mit ''azusa'' (oder Katalpa-Bögen)  Geister beschwörten.  
 
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Der Katalpa Bogen, der mit einem Bambusrohr zum Klingen gebracht wurde, war das klassische Instrument, mit dem man die Her·bei·ru·fung von Göttern und Geistern begleitete.<ref>Groemer 2007, S. 39.</ref> Laut einer literarischen Be·schrei·bung eines Geis·ter·be·schwö·rungs-Rituals von {{g|Santoukyouden}} (1761–1816), bestanden die Botschaften von Verstorbenen, die durch den Mund der Shamaninnen zu hören waren, vor allem aus Be·schrei·bun·gen der bud·dhis·tischen [[mythen/Hoellen|Hölle]].  
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Der Katalpa Bogen, der mit einem Bambusrohr zum Klingen gebracht wurde, war das klassische Instrument, mit dem man die Herbeirufung von Göttern und Geistern begleitete.<ref>Groemer 2007, S. 39.</ref> Laut einer literarischen Beschreibung eines Geisterbeschwörungs-Rituals von {{g|Santoukyouden}} (1761–1816), bestanden die Botschaften von Verstorbenen, die durch den Mund der Shamaninnen zu hören waren, vor allem aus Beschreibungen der buddhistischen [[mythen/Hoellen|Hölle]].  
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In der frühen {{g|Meiji}}-Zeit wurde die Organisation des Hachidaiyū abgeschafft und die Praxis des ''kuchiyose'' insgesamt kriminalisiert. Die rigide Vorgangsweise gegen alteingesessene religiöse Praktiken war eine typische Begleiterscheinung der Modernisierung. Die Verfolgung führte jedoch dazu, dass sich shamanistische Praktiken in den [[Geschichte/Neue Religionen|Neu-Religionen]] sammelten, die in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts rapide aus dem Boden schossen und ihrerseits mit Repressalien zu kämpfen hatten. Offenbar bestanden gerade in Nord-Japan tatsächlich sehr enge Beziehungen zwischen traditionellen ''miko'' und neu-religiösen Sekten.<ref>Ikegami 1994, #3</ref> Beide widersprachen dem staatsshintōistischen Grundsatz, dass Shintō-Schreine – und damit auch alle anderen {{g|kami}}-Kulte – alleine der Verehrung des Tennō-Hauses zu dienen hätten (s. [[Staatsshinto|Staatsshintō]]). Umgekehrt scheint sich in volks- und neureligiösen Bewegungen ein vielleicht unbewusster Protest gegen das System des Staatsshintō und des Tennō-Kults Ausdruck verschafft zu haben. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs entspannte sich das Verhältnis zwischen Obrigkeit und Volksreligion, sodass lokale Glaubensformen erneut Fuß fassen konnten.
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In der frühen {{g|Meiji}}-Zeit wurde die Or·ga·ni·sation des Hachidaiyū ab·ge·schafft und die Praxis des ''kuchiyose'' insgesamt kri·mi·na·lisiert. Die rigide Vor·gangs·weise gegen alteingesessene religiöse Praktiken war eine typische Be·gleit·er·schei·nung der Mo·der·ni·sierung. Die Verfolgung führte jedoch dazu, dass sich sha·ma·nis·tische Praktiken in den [[Geschichte/Neue Religionen|Neu-Religionen]] sammelten, die in der Mitte des neun·zehn·ten Jahr·hun·derts rapide aus dem Boden schossen und ihrerseits mit Repressalien zu kämpfen hatten. Offenbar bestanden gerade in Nord-Japan tatsächlich sehr enge Beziehungen zwischen traditionellen ''miko'' und neu-religiösen Sekten.<ref>Ikegami 1994, #3</ref> Beide widersprachen dem staatsshintōistischen Grundsatz, dass Shintō-Schreine – und damit auch alle anderen {{g|kami}}-Kulte – alleine der Verehrung des Tennō-Hauses zu dienen hätten (s. [[Staatsshinto|Staatsshintō]]). Umgekehrt scheint sich in volks- und neureligiösen Bewegungen ein vielleicht unbewusster Protest gegen das System des Staatsshintō und des Tennō-Kults Ausdruck verschafft zu haben. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs entspannte sich das Verhältnis zwischen Obrigkeit und Volksreligion, sodass lokale Glaubensformen erneut Fuß fassen konnten.  
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* „[http://www2.kokugakuin.ac.jp/ijcc/wp/cpjr/folkbeliefs/ikegami.html Local Newspaper Coverage of Folk Shamans in Aomori Prefecture]“  Ikegami Yoshimasa, 1994 (Ü. Norman Havens). In: Inoue Nobutaka, ''Folk Beliefs in Modern Japan'' (1994),  [http://www2.kokugakuin.ac.jp/ijcc/wp/cpjr/folkbeliefs/index.html Online Edition] Kokugakuin University, 2000.  
 
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Aktuelle Version vom 6. Januar 2023, 16:47 Uhr

Itako Weibliche Geisterseherinnen

Itako [itako (jap.) イタコ blinde Priesterin oder Shamanin; früher auch ichiko 市子] sind blinde Medien („Shamaninnen“), die in einem Ritual namens kuchiyose [kuchiyose (jap.) 口寄せ Geisterbeschwörung, wtl. „Herbeirufung des Mundes“] („Herbeirufung des Mundes“) die Toten aus dem Jenseits herbeirufen und ihnen ihre Stimme leihen. Auf diese Weise kann man mit den Seelen verstorbener Verwandter in Kontakt treten. Heute ist diese Praxis nur noch in entlegenen ländlichen Regionen zu finden. Wie im Folgenden verdeutlicht, repräsentieren die itako ein Gildenwesen, das in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit sehbehinderten Menschen wirtschaftliches Überleben und eine gewisse soziale Autonomie sicherte.

Itako des Osore-zan

Itako.jpg
1
Ein blinde Geisterbeschwörerin itako lässt die Geister der Verstorbenen durch sich sprechen. In der Hand hält sie eine buddhistische Gebetskette (juzu), hinter ihr steht eine Trommel.
Bildquelle: H. Johnson, 2005, über Internet Archive.
Itako 2006-10-09.jpg
2
Geisterbeschwörung am Osore-zan. Das Schild verrät den Namen der itako-Priesterin: Nakamura Suwa.
2006. Wikimedia Commons, Geomr, 2006.
Itako bei der Herbeirufung der Totengeister

Der Kult der itako war in der Edo-Zeit weit verbreitet, wird heute allerdings nur noch in Nord-Japan praktiziert. Dort stellt er einen Bestandteil des traditionellen Bestattungsbrauchtums dar. Darüber hinaus finden zweimal jährlich (20.–24.7. und 9.–11.10.) am Osore-zan [Osore-zan (jap.) 恐山 „Angst-Berg“; rel. Zentrum in Aomori-ken (Nordjapan), das als Abbild der Totenwelt gilt], einem Berg am nördlichsten Zipfel der Hauptinsel Honshū, religiöse Feste (matsuri [matsuri (jap.) religiöses (Volks-)Fest]) statt, bei denen auch itako ihre Dienste anbieten.

Die itako verfügen über einen eigenen, nur halb verständlichen Sprechgesang, durch den sie die Botschaften der Verstorbenen übermitteln. Bei den Massenevents am Osore-zan werden zunächst Erkundigungen über den Verstorbenen eingezogen, sowohl hinsichtlich seiner Beziehung zu den jeweiligen Hinterbliebenen als auch hinsichtlich der Umstände seines Ablebens. Wie schon die Feldforschungen von Carmen Blacker [Blacker, Carmen (west.) 1924–2009; britische Japanologin und Kulturanthropologin, lehrte in Cambridge] in den 1950er Jahren ergaben, folgen die Berichte der Toten, sofern verständlich, ganz offensichtlich vorgefertigten Mustern.1 Dennoch sind die Kunden der itako meist sehr ergriffen und erhalten durch sie seelischen Trost.

Osorezan flickr2.jpg
3 Itako-Zelte
Zweimal im Jahr versammeln sich diverse itako-Priesterinnen am Osore-zan, einem Zentrum des Jenseitsglaubens in Nord-Japan.
Jani Patokallio, 2000.
Osorezan itakokuchiyose.jpg
4
Vor allem ältere Menschen nehmen die kuchiyose-Dienste der itako in Anspruch.
Lonely Trip, 9.10.2004.
Osorezan 15.jpg
5
Ein Zelt ist gerade besetzt, im anderen wartet ein blindes Medium auf Kunden.
The Oriental Caravan, 2005.
Itako und ihre Kunden

Ähnlich wie die yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō], sind auch die itako zumeist mit bestimmten Tempeln oder Schreinen affiliiert, ohne jedoch eindeutig dem Buddhismus oder dem Shintō zugeordnet werden zu können.2 Während die itako heute vor allem Totengeister herbeirufen, welche auch als hotoke [hotoke (jap.) Buddha; umgangsspr. auch: Totenseele; andere Lesung: butsu; alte Schreibung: 佛] (wtl. Buddhas) angesprochen werden, ist ihr traditionelles Repertoire reichhaltiger und umfasst auch das Herabrufen von kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō], also von Schreingottheiten.3

Geisterseherinnen in der Edo- und Meiji-Zeit

Itako sind die Erbinnen einer einst weit verbreiteten Kultur von fahrenden Künstlern, Heilern und Schaustellern, die in der Edo-Zeit zu fixen Gilden zusammenwuchsen. Zu diesen gehörten unter anderem auch yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō], Yin-Yang Meister (onmyōji [onmyōji (jap.) 陰陽師 Yin Yang Meister]), blinde Sänger oder Schreinpriesterinnen (miko [miko (jap.) 巫女 Miko, kami-Priesterin, Schreindienerin; auch: weibliche Shamanin; andere Schreibungen 神子 (Gott-Kind) oder 御子 (erhabenes Kind)]), die verschiedene Tänze und Gesänge vorführten. Shamaninnen, die sich wie die itako auf Geisterbeschwörungen spezialisierten, wurden damals ebenfalls als miko bezeichnet. Diese miko wurden in Ostjapan von Edo aus kontrolliert, und zwar von einem gewissen Tamura Hachidaiyū [Tamura Hachidaiyū (jap.) 田村八太夫 Oberhaupt einer shamanistischen Gilde während der Edo-Zeit mit Sitz in Asakusa; der Begriff war zunächst eine Art Eigenname und entwickelte sich dann zum Titel], der seinen Sitz im Sanja-Schrein, dem heutigen Asakusa Jinja [Asakusa Jinja (jap.) 浅草神社 Schrein im Bereich der Tempelanlage von Asakusa. Geweiht den drei Fischern, die den Tempel der Legende nach gründeten.] hatte.4 Seine Kontrolle erstreckte sich im achtzehnten Jahrhundert auf über 800 Familien, deren weibliche Mitglieder vorwiegend als Geisterseherinnen tätig waren, während sich die Männer zumeist mit dem Handel von Talismanen (o-fuda [o-fuda (jap.) お札 Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;]) verdingten. Beide mussten dem Hachidayū einen Teil ihrer Einkünfte abtreten. Obwohl viele dieser Priesterinnen blind waren, scheint dies keine unbedingte Voraussetzung für die kuchiyose Praxis gewesen zu sein. Im Norden Japans bestand allerdings schon in der Edo-Zeit eine feste Verbindung zwischen Blindheit und kuchiyose.5

Azusamiko.jpg
6 Geisterbeschwörung (kuchiyose), Edo-Zeit
Illustration eines Romans von Santō Kyōden. Eine blinde Geisterbeschwörerin (miko) lässt durch ihren Mund die Geister der Verstorbenen sprechen. Dazu benützt sie einen kleinen Bogen (azusa), den man vor ihr sieht. Auch die Schale mit Blatt ist ein essenzieller Teil des Rituals. Die Bildinschrift besagt: „Die verstorbene Fujinami und einige andere Totenseelen werden durch den Katalpa-Bogen (azusa no yumi) herbeigelockt.“
Werk von Utagawa Toyokuni (1769–1825). Edo-Zeit. Waseda University Library.

Weibliche Shamaninnen wurden damals unter anderem als azusa miko [azusa miko (jap.) 梓神子 Miko mit Katalpa-Bogen (azusa); Edo-zeitl. Bezeichnung für Geisterseherinnnen (itako)] (Shamaninnen mit Katalpa Bogen) bezeichnet.6 Der Katalpa Bogen, der mit einem Bambusrohr zum Klingen gebracht wurde, war das klassische Instrument, mit dem man die Herbeirufung von Göttern und Geistern begleitete.7 Laut einer literarischen Beschreibung eines Geisterbeschwörungs-Rituals von Santō Kyōden [Santō Kyōden (jap.) 山東京伝 1761–1816; Edo-zeitlicher Schriftsteller und Maler] (1761–1816), bestanden die Botschaften von Verstorbenen, die durch den Mund der Shamaninnen zu hören waren, vor allem aus Beschreibungen der buddhistischen Hölle.

In der frühen Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit wurde die Organisation des Hachidaiyū abgeschafft und die Praxis des kuchiyose insgesamt kriminalisiert. Die rigide Vorgangsweise gegen alteingesessene religiöse Praktiken war eine typische Begleiterscheinung der Modernisierung. Die Verfolgung führte jedoch dazu, dass sich shamanistische Praktiken in den Neu-Religionen sammelten, die in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts rapide aus dem Boden schossen und ihrerseits mit Repressalien zu kämpfen hatten. Offenbar bestanden gerade in Nord-Japan tatsächlich sehr enge Beziehungen zwischen traditionellen miko und neu-religiösen Sekten.8 Beide widersprachen dem staatsshintōistischen Grundsatz, dass Shintō-Schreine – und damit auch alle anderen kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]-Kulte – alleine der Verehrung des Tennō-Hauses zu dienen hätten (s. Staatsshintō). Umgekehrt scheint sich in volks- und neureligiösen Bewegungen ein vielleicht unbewusster Protest gegen das System des Staatsshintō und des Tennō-Kults Ausdruck verschafft zu haben. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs entspannte sich das Verhältnis zwischen Obrigkeit und Volksreligion, sodass lokale Glaubensformen erneut Fuß fassen konnten.

Blinde Sänger und Sängerinnen

Nestuke blinde.jpg
7 Blinde Schausteller
Eine Gruppe blinder Schausteller die Tanz und Gesang mit shamisen und primitiven Schlaginstrumenten begleiten.
Werk von Kyokumei. Meiji-Zeit. MAK, Wien.

Alternativ oder Hand in Hand mit der Geisterbeschwörung bot die traditionelle Gesellschaft den Blinden auch die Möglichkeit, sich als fahrende Sänger zu verdingen. Schon im Mittelalter zogen blinde Mönche mit einer biwa [biwa (jap.) 琵琶 japanische Kurzhalslaute mit vier oder fünf Saiten, wird mit einem großen Plektron angeschlagen]-Laute singend und Erzählungen deklamierend durchs Land. In der Edo-Zeit bildeten sich verschiedene Gilden von Sehbehinderten. Neben der Wahrsagerei gab es auch blinde Masseure oder Akkupunkteure, vor allem aber Schausteller. Die hier abgebildete Miniaturplastik zeigt eine Gruppe von insgesamt sechs Blinden mit verschiedenen Instrumenten. Die schaurig hervorgehobenen körperlichen Defizite suggerieren einen Outcast-Status, laut dem Musikethnologen Gerald Groemer [Groemer, Gerald (west.) 1959–; amerikanischer Musikethnologe mit Forschungsschwerpunkt Japan, lehrt an der Universität Yamanashi] gab es aber innerhalb der Blinden-Gilden große soziale Unterschiede.9

Blinde Schaustellerinnen nannte man üblicherweise goze [goze (jap.) 瞽女 blinde Musikerinnen, die sich zu Gilden zusammen schlossen und einen eigenen Rezitationsstil pflegten; bis ins 20. Jh. verbreitet], was ursprünglich schlicht „Nonne“ bedeutete. Goze bildeten eine eigene Art von Gilde, die weitgehend autonom, aber jener ihrer männlichen Kollegen untergeordnet war. Ihr bevorzugtes Instrument war die volkstümliche shamisen [shamisen (jap.) 三味線 dreisaitige Langhalslaute, die mit einem großen Plektron gezupft wird]-Laute. Die Tradition der goze hielt länger als die der Männer und ließ sich vereinzelt noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentieren, ist heute allerdings so gut wie ausgestorben.

Goze 1912.jpg
8 Junge goze, 1912
Blinde Sängerin (goze) mit shamisen-Laute.
Werk von Eliza Scidmore (1856–1928). 1912. Wikimedia Commons.
Goze hamaya 1956.jpg
9 Ältere goze, 1956
Blinde Sängerinnen (goze) in Niigata (N-Japan).
Werk von Hamaya Hiroshi (1915–1999). Spätere Shōwa-Zeit, 1956. npr.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. So berichtet Carmen Blacker, dass Tote des Weltkriegs, die von den itako der 1950er Jahre noch häufig aus dem Jenseits herbeigerufen wurden, standardmäßig erzählten, dass sie nun im Yasukuni Schrein in Tōkyō ihre Ruhe gefunden hätten (Blacker 1975, S. 160).
  2. Knecht 1997.
  3. Blacker 1975, S. 151.
  4. Ähnlich wie im Kabuki Theater, war Tamura Hachidaiyū zunächst ein individueller Name, der ab dem achtzehnten Jahrhundert, als sich die Tradition gefestigt hatte, erblich weitergegeben wurde (Groemer 2007).
  5. Groemer 2007, S. 46, Fn. 2.
  6. Hinsichtlich der Bezeichnung gab es früher wie heute große Unterschiede. Ein in Nord-Japan selbst geläufiger Terminus for Geisterseherinnen ist kamisama, ein Wort, das zugleich auch „Gottheit“ oder „Chef“ bedeuten kann. Azusa bezeichnet zunächst eine bestimmte Baumart, die als Katalpe oder Trompetenbaum übersetzt wird, allerdings scheinen verschiedene botanische Bezeichnung in azusa zusammengefasst zu sein. Aus diesen Hölzern fertigten japanische „Shamanen“ und „Shamaninnen“ jedenfalls Bögen an, die sie in kuchiyose-Riten einsetzten. Diese Bögen wurden als azusa-yumi oder kurz als azusa bezeichnet. Azusa miko waren also Shamaninnen, die mit azusa (oder Katalpa-Bögen) Geister beschwörten.
  7. Groemer 2007, S. 39.
  8. Ikegami 1994, #3
  9. Groemer 2016, S. 38–42.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


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Literatur

Siehe auch Literaturliste

Carmen Blacker, The Catalpa Bow: A Study of Shamanistic Practices in Japan. London: Unwin Hyman, 1975.
Peter Knecht, „The ritual of kuchiyose (calling the dead)“. In: Klaus Antoni (Hg.), Rituale und ihre Urheber: Invented Traditions in der japanischen Religionsgeschichte. Hamburg: LIT Verlag, 1997, 197–213.
Gerald Groemer, „Female Shamans in Eastern Japan during the Edo Period“. Asian Folklore Studies 66 (2007), 27–53. (Online.)
Gerald Groemer, Goze: Women, Musical Performance, and Visual Disability in Traditional Japan. Oxford: Oxford University Press, 2016.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Itako.jpg
    Ein blinde Geisterbeschwörerin itako lässt die Geister der Verstorbenen durch sich sprechen. In der Hand hält sie eine buddhistische Gebetskette (juzu), hinter ihr steht eine Trommel.
    Bildquelle: H. Johnson, 2005, über Internet Archive.
  2. ^ 
    Itako 2006-10-09.jpg
    Geisterbeschwörung am Osore-zan. Das Schild verrät den Namen der itako-Priesterin: Nakamura Suwa.
    2006. Wikimedia Commons, Geomr, 2006.
  3. ^ 
    Osorezan flickr2.jpg
    Zweimal im Jahr versammeln sich diverse itako-Priesterinnen am Osore-zan, einem Zentrum des Jenseitsglaubens in Nord-Japan.
    Jani Patokallio, 2000.
  4. ^ 
    Osorezan itakokuchiyose.jpg
    Vor allem ältere Menschen nehmen die kuchiyose-Dienste der itako in Anspruch.
    Lonely Trip, 9.10.2004.
  5. ^ 
    Osorezan 15.jpg
    Ein Zelt ist gerade besetzt, im anderen wartet ein blindes Medium auf Kunden.
    The Oriental Caravan, 2005.
  1. ^ 
    Azusamiko.jpg
    Illustration eines Romans von Santō Kyōden. Eine blinde Geisterbeschwörerin (miko) lässt durch ihren Mund die Geister der Verstorbenen sprechen. Dazu benützt sie einen kleinen Bogen (azusa), den man vor ihr sieht. Auch die Schale mit Blatt ist ein essenzieller Teil des Rituals. Die Bildinschrift besagt: „Die verstorbene Fujinami und einige andere Totenseelen werden durch den Katalpa-Bogen (azusa no yumi) herbeigelockt.“
    Werk von Utagawa Toyokuni (1769–1825). Edo-Zeit. Waseda University Library.
  2. ^ 
    Nestuke blinde.jpg
    Eine Gruppe blinder Schausteller die Tanz und Gesang mit shamisen und primitiven Schlaginstrumenten begleiten.
    Werk von Kyokumei. Meiji-Zeit. MAK, Wien.
  3. ^ 
    Goze 1912.jpg
    Blinde Sängerin (goze) mit shamisen-Laute.
    Werk von Eliza Scidmore (1856–1928). 1912. Wikimedia Commons.
  4. ^ 
    Goze hamaya 1956.jpg
    Blinde Sängerinnen (goze) in Niigata (N-Japan).
    Werk von Hamaya Hiroshi (1915–1999). Spätere Shōwa-Zeit, 1956. npr.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Asakusa Jinja 浅草神社 ^ Schrein im Bereich der Tempelanlage von Asakusa. Geweiht den drei Fischern, die den Tempel der Legende nach gründeten.
  • azusa miko 梓神子 ^ Miko mit Katalpa-Bogen (azusa); Edo-zeitl. Bezeichnung für Geisterseherinnnen (itako)
  • biwa 琵琶 ^ japanische Kurzhalslaute mit vier oder fünf Saiten, wird mit einem großen Plektron angeschlagen
  • Blacker, Carmen (west.) ^ 1924–2009; britische Japanologin und Kulturanthropologin, lehrte in Cambridge
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • goze 瞽女 ^ blinde Musikerinnen, die sich zu Gilden zusammen schlossen und einen eigenen Rezitationsstil pflegten; bis ins 20. Jh. verbreitet
  • Groemer, Gerald (west.) ^ 1959–; amerikanischer Musikethnologe mit Forschungsschwerpunkt Japan, lehrt an der Universität Yamanashi
  • hotoke^ Buddha; umgangsspr. auch: Totenseele; andere Lesung: butsu; alte Schreibung: 佛
  • itako イタコ ^ blinde Priesterin oder Shamanin; früher auch ichiko 市子
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • kuchiyose 口寄せ ^ Geisterbeschwörung, wtl. „Herbeirufung des Mundes“
  • matsuri^ religiöses (Volks-)Fest
  • Meiji 明治 ^ posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
  • miko 巫女 ^ Miko, kami-Priesterin, Schreindienerin; auch: weibliche Shamanin; andere Schreibungen 神子 (Gott-Kind) oder 御子 (erhabenes Kind)
  • o-fuda お札 ^ Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
  • onmyōji 陰陽師 ^ Yin Yang Meister
  • Osore-zan 恐山 ^ „Angst-Berg“; rel. Zentrum in Aomori-ken (Nordjapan), das als Abbild der Totenwelt gilt
  • Santō Kyōden 山東京伝 ^ 1761–1816; Edo-zeitlicher Schriftsteller und Maler
  • shamisen 三味線 ^ dreisaitige Langhalslaute, die mit einem großen Plektron gezupft wird
  • Tamura Hachidaiyū 田村八太夫 ^ Oberhaupt einer shamanistischen Gilde während der Edo-Zeit mit Sitz in Asakusa; der Begriff war zunächst eine Art Eigenname und entwickelte sich dann zum Titel
  • yamabushi 山伏 ^ Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō