Mythen/Daemonen/Tengu: Unterschied zwischen den Versionen

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=Tengu und Oni=
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| ''Tengu'': Japanische Vogelmenschen
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Wie bereits [[Mythen:Geister |erwähnt]], lässt sich die Welt des Über·sinn·lichen in Japan grob in Toten·geis·ter ({{glossar:yuurei}}) und Fabel·wesen ({{glossar:youkai}}) unter·teilen. Beide Gruppen unter·scheiden sich insoferne von etab·lier·ten „Göt·tern“ ({{glossar:kami}}-Gottheiten oder buddhis·tische Manifes·tationen), als sie sich gegen·über der mensch·lichen Ge·sell·schaft auf der gleichen hierarchischen Ebene be·fin·den. Sie mögen zwar einige Fähig·keiten besit·zen, die Men·schen nicht haben, treten aber für ge·wöhn·lich nicht als Herr·scher über die Men·schen, sondern eher als Kon·kur·ren·ten auf. Sie begeh·ren men·schliche Güter, füh·len sich von mensch·licher Schön·heit kör·per·lich ange·zogen und sind in manchen Fällen sogar bereit, be·stim·mten Men·schen zu dienen. Aller·dings sind die Gren·zen zur Welt der Götter fließend. Beson·ders mäch·tige Figuren aus der Welt des Über·sinnlichen können gott·ähnliche Ver·ehrung genießen oder als Boten zwischen Göttern und Menschen fun·gieren.
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Auf dieser Seite werden {{g|Tengu}} als  prominente Vertreter der japanischen Dämonen und Fabelwesen ({{g|youkai}}) vorgestellt. Sie haben eine besondere Beziehung zu Vögeln, doch unterscheiden sie sich von anderen Vertretern der ''yōkai'' — beispielsweise {{g|oni}} oder {{g|kappa}} — vor allem dadurch, dass sie einen unmittelbaren Bezug zum buddhistischen Klerus aufweisen: ehemals galten sie als transformierte sündhafte Mönche und gleichzeitig tragen sie das Gewand von Bergasketen. Insofern veranschaulichen sie den klassischen japanischen Umgang mit Geistererscheinungen in seiner gesamten Bandbreite: Von gefürchteten  Monstern zu Verehrungsgestalten in [[Tempel]]n und [[Schreine]]n.
  
Der Unterschied zwischen Totengeistern und ''yōkai'' liegt vor allem darin, dass Toten·geister aus den Seelen Ver·stor·bener ent·stehen, während sich ''yōkai'' am ehesten mit seltenen [[Mythen:Legendäre Tiere|Tierarten]] ver·gleichen lassen. Tat·säch·lich werden manch·mal auch [[Mythen:Verwandlungskünstler|Füchse]] oder {{glossar:tanuki}} zu den ''yōkai'' gezählt. Während diese tierischen ''yōkai'' auf anderen Seiten dieses Kapitels besprochen werden, geht es auf dieser Seite um zwei Gruppen von Fabel·wesen, die sich durch recht men·schen·ähn·liche Züge aus·zeichen, näm·lich um ''tengu'' und ''oni''.
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| ''Tengu''-Kopf, Kurama-dera
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== Wortbedeutung ==
  
==Tengu==
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''Tengu'' bedeutet wtl. „Himmelshund“, doch mit Hunden haben diese geflügelten Wesen wenig zu tun. Die Bezeichnung leitet sich vom chinesischen {{g|tiangou}} ab und bezog sich ursprünglich auf unerklärliche Himmelserscheinungen wie z.B. Kometen oder Sonnenfinsternisse, die einem schwarzen „Himmelshund“ zugeschrieben wurden. In dieser Bedeutung findet sich der Begriff ''tengu'' auch schon im japanischen {{g|nihonshoki}} (720). ''Tengu'' mit den heute bekannten Charakteristika treten allerdings erst Ende der {{g|heian}}-Zeit in Erscheinung. Wie sich die Transformation des chinesischen Himmelshundes in diese spezifisch japanische Gestalt vollzog, ist weitgehend unklar. Zweifellos haben auch Mythen- und Sagenmotive, die ursprünglich nichts mit dem chinesischen ''tiangou'' zu tun hatten, zu seiner Entstehung beigetragen.
Japanische {{glossar:tengu}} treten in zwei Hauptvarian·ten auf: Lang·nasen-Tengu und Krähen Tengu. Beide besit·zen einen men·schlichen Körper und können fliegen, bzw. sich augen·blick·lich von einem Ort zum anderen „beamen“. Für ge·wöhn·lich tragen auch beide Arten von Tengu die traditionelle Tracht der Bergas·keten ({{glossar:yamabushi}}), mit denen sie eine ge·mein·same Begabung für magische Künste ver·bin·det. Ähnlich wie die ''yamabushi'' sind Tengu immer eher un·heim·lich, dabei aber nicht not·wen·diger·weise böse oder arglistig.
 
  
===Langnasen Tengu===
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==Äußerliche Merkmale==
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Japanische {{g|tengu}} treten in zwei Hauptvarianten auf: Langnasen, {{g|daitengu}}, und Krähen, {{g|karasutengu}}. Beide besitzen einen menschlichen Körper und können fliegen bzw. sich augenblicklich von einem Ort zum anderen „beamen“. Für gewöhnlich tragen auch beide Arten von ''tengu'' die traditionelle Tracht der Bergasketen ({{g|yamabushi}}), mit denen sie eine gemeinsame Begabung für magische Künste verbindet. Ähnlich wie die ''yamabushi'' sind ''tengu'' immer eher unheimlich, dabei aber nicht notwendigerweise böse oder arglistig.
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===Langnasen ''tengu''===
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|Geflügelter ''tengu''
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|Sarutahiko-Maske
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Langnasen-''tengu'' werden auf Japanisch oft als Groß-''tengu'', Krähen-''tengu'' dagegen als Klein-''tengu'' bezeichnet. Langnasen-''tengu'' scheinen demnach eine höhere Kaste innerhalb der ''tengu''-Gesellschaft zu bilden. Was als erstes an ihnen auffällt, ist die phallische Form ihrer Nase. Dass diese in der Tat sexuelle Assoziationen weckte, lässt sich u.a. an {{g|Shunga}}-Bildern (s.u.) der Edo-Zeit erkennen, doch wird diese Assoziation im japanischen Kontext nicht als obszön empfunden.
  
Langnasen-Tengu werden auf Japanisch oft als Groß-Tengu, Krähen Tengu da·gegen als Klein-Tengu be·zeich·net. Lang·nasen Tengu scheinen dem·nach eine höhere Kaste inner·halb der Tengu-Gesellschaft zu bilden. Was als erstes an ihnen auf·fällt, ist die phal·lische Form ihrer Nase. Dass diese in der Tat sexuelle Assoziationen weckte, lässt sich u.a. an [[:Bild:tengu_shunga.jpg|Shunga-Bildern]] der Edo-Zeit erken·nen, doch wird diese Assoziation im ja·pa·nischen Kontext nicht als obszön empfun·den. Ähnlich wie im Fall des Glücksgot·tes {{glossar:fukurokuju}} wird der Phallus eher als Symbol der Frucht·bar·keit oder all·gemein des Glücks ver·stan·den. Auf·grund dieser Logik waren [[Alltag:Matsuri/Phalluskulte| Phallus-Kulte]] und phal·lische religiöse Sym·bolis·men im vor·moder·nen Japan weit verbreitet.
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| ''tengu''
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Die lange Nase und das rote Gesicht des ''tengu'' legen weiter die Vermutung nahe, dass sich seine Gestalt auf das Bild der Europäer in Japan zurückführen lässt. Doch gab es den langnasigen ''tengu'' bereits vor dem 16. Jahrhundert, als es in Japan zur intensiven Kontaktnahme mit europäischen Händlern und Missionaren kam. Möglicherweise wurden die Langnasen-''tengu'' aber dem Erscheinungsbild der „südlichen Barbaren“ ({{g|nanban}}, wie die Europäer in der {{g|edo}}-Zeit genannt wurden) angepasst.
  
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Schließlich könnte die Nase der ''tengu'' auch einfach aus dem Schnabel entstanden sein, mit dem die frühesten ''tengu''-Gestalten ausgestattet sind und der wiederum mit ihren Flugkünsten in Verbindung steht.
Die lange Nase und das rote Gesicht des Tengu legen weiter die Ver·mutung nahe, dass sich seine Ge·stalt auf das Bild der Europäer in Japan zurück·füh·ren lässt. Doch gab es den lang·nasigen Tengu bereits vor dem 16. Jh., als es in Japan zur inten·siven Kon·takt·nahme mit europäischen Händlern und Mis·sionaren kam. Mög·licher·weise wurden die Langnasen-Tengu aber dem Er·scheinungs·bild der „südlichen Barbaren“ (wie die Europäer in der {{glossar:edo}}-Zeit genannt wurden) angepasst.
 
  
Schließlich könnte die Nase der Tengu auch einfach aus dem Schnabel ent·stan·den sein, mit dem die frühes·ten Tengu-Ge·stal·ten aus·gestat·tet sind und der wiederum mit ihren Flug·kün·sten in Ver·bin·dung steht.
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===Krähen-''tengu''===
  
===Krähen-Tengu===
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| caption = Alte und neue Krähen-Tengu
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In Indien gibt es die Gestalt des Vogelmenschen Garuda, die mit dem Bud·dhis·mus auch in Japan bekannt wurde. Garudas sind halb gött·liche, halb tierische Wesen mit großen Zauber·kräf·ten, ähnlich den [[Mythen:Drachen | Schlan·gen]] (in Indien als Naga-Gottheiten verehrt), mit denen sie eine er·bit·terte Feindschaft ver·bin·det.
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{{sidebox|garuda_gigaku.jpg|w=140|top=-65|Garuda Maske}}
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In der ältesten Theaterkunst Japans, dem höfischen Gigaku, werden u.a. Garuda Masken (jap. {{glossar:karura}}) ver·wen·det. Nach·dem diese durch·aus Ähnlich·keiten mit späteren Tengu-Dar·stel·lun·gen haben, ist es denkbar, dass zwischen diesen Fabel·wesen ein Zu·sam·men·hang besteht. Frühe bildliche Tengu-Dar·stel·lun·gen (etwa die des diabolischen Zegai-bō, unten Mitte) zeigen jeden·falls einen Krähen-Tengu. Erst später setzte sich dagegen die Auf·fas·sung durch, dass nur die min·deren Tengu vogel·gestal·tig seien. Gleich·zeitig sollen alle Tengu aus Eiern schlüp·fen.
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|Garuda Maske
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In Indien gibt es die Gestalt des Vogelmenschen {{s|Garuda}}, die mit dem Buddhismus auch in Japan bekannt wurde. Garudas sind halb göttliche, halb tierische Wesen mit großen Zauberkräften, ähnlich den [[Mythen/Imaginaere Tiere | Schlangen]] (in Indien als {{s|Naga}}-Gottheiten verehrt), mit denen sie eine erbitterte Feindschaft verbindet.
  
===Wortbedeutung===
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In der ältesten Theaterkunst Japans, dem höfischen {{g|Gigaku}}, werden u.a. Garuda Masken (jap. {{g|karura}}) verwendet. Nachdem diese durchaus Ähnlichkeiten mit späteren ''tengu''-Darstellungen haben, ist es denkbar, dass zwischen diesen Fabelwesen ein Zusammenhang besteht. Frühe bildliche ''tengu''-Darstellungen (etwa die des diabolischen {{g|zegaibou}} (s.u.) zeigen jedenfalls einen Krähen-''tengu''. Erst später setzte sich die Auffassung durch, dass nur die minderen ''tengu'' vogelgestaltig seien. Gleichzeitig sollen alle ''tengu'' aus Eiern schlüpfen.
Tengu bedeutet wtl. „Himmelshund“, doch mit Hunden haben diese geflügel·ten Wesen wenig zu tun. Die Be·zeich·nung leitet sich vom Chinesischen ''tiangou'' ab und bezog sich ur·sprüng·lich auf uner·klär·liche Him·mels·er·schei·nun·gen wie z.B. Kometen oder Son·nen·fin·ster·nisse, die einem schwar·zen „Him·melshund“ zu·ge·schrieben wur·den. In dieser Bedeutung findet sich der Begriff ''tengu'' auch schon im japanischen {{glossar:nihonshoki}} (720). Tengu mit den heute bekannten Charak·teris·tika treten aller·dings erst Ende der {{glossar:heian}}-Zeit in Er·schei·nung. Wie sich die Transfor·mation des chinesischen Him·melshun·des in diese spezifisch ja·pa·nische Gestalt vollzog, ist weit·gehend un·klar. Zweifel·los haben auch Mythen- und Sagen·motive , die ur·sprüng·lich nichts mit dem chinesischen ''tiangou'' zu tun hatten, zu seiner Entstehung beigetragen.
 
  
==Tengu und Mönche==
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==''Tengu'' und Mönche==
Tengu gehören nicht allein ins Reich der Märchen und Sagen, son·dern spielen auch in religiösen Legen·den eine wich·tige Rolle. Die frühes·ten Tengu Legen·den aus dem {{glossar:konjakumonogatarishuu}} han·deln zumeist von bud·dhis·tischen Mönchen, die vom rechten Weg ab·kom·men um schließ·lich zu Tengu zu werden, oder von Tengu, die ver·suchen Mönche vom rich·tigen Weg ab·zu·brin·gen. In anderen Quel·len, etwa dem ''Tengu zōshi'' (1296), er·scheint die Exis·tenz eines Tengu als kar·mische Kon·sequenz über·mäßiger klerikaler Arroganz. Tengu reflek·tieren somit ein ambivalen·tes Bild des bud·dhis·tischen Klerus und bilden beson·ders in der Blüte·zeit des japanischen Buddhis·mus, im Mit·telal·ter, eine Projek·tions·fläche für die Kritik am buddhis·tischen Mönchs·stand. Es gibt aber auch Legen·den von Adeligen und Kaisern, die auf·grund ihres Hoch·muts als Tengu enden.
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| zegaibo_emaki.jpg
caption=Versammlung hochrangiger Mönche, die zu Tengu geworden sind
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| Zegaibō, ein chinesischer Krähen-''tengu'' in Mönchsgewand
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''Tengu'' gehören nicht allein ins Reich der Märchen und Sagen, sondern spielen auch in religiösen Legenden eine wichtige Rolle. Die frühesten ''tengu''-Legenden aus dem {{g|konjakumonogatarishuu}} handeln zumeist von buddhistischen Mönchen, die vom rechten Weg abkommen um schließlich zu ''tengu'' zu werden, oder von ''tengu'', die versuchen Mönche vom richtigen Weg abzubringen. In anderen Quellen, etwa dem {{g|tenguzoushi}} (1296), erscheint die Existenz eines ''tengu'' als karmische Konsequenz übermäßiger klerikaler Arroganz.
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{{textbox|text=
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Die Kritik an der Arroganz des Klerus scheint sich an einem Konflikt zwischen dem mächtigen Exkaiser {{g|Goshirakawa}} und den Mönchen des Tempelberges {{g|Hieizan}} entzündet zu haben. Go-Shirakawa hatte nämlich vor, sich im Konkurrenztempel {{g|Miidera}} einer esoterischen Weihe zu unterziehen. Berg Hiei drohte daraufhin, in diesem Fall den Miidera militärisch zu erobern und zu zerstören. Go-Shirakawa verzichtete daher auf eine Weihe im Miidera. Spätere Quellen berichten im Anschluss an diese Begebenheiten von einer mystischen Zusammenkunft zwischen dem Exkaiser und einer Gottheit der Dichtung, Sumiyoshi Daimyōjin. Laut diesen Geschichten setzte Sumiyoshi dem Exkaiser auseinander, dass alle Oberhäupter der führenden Schulen im Grunde „Himmelsdämonen“ seien, die man geläufig als {{g|tengu}} bezeichnet. Grund dafür seien Arroganz und Hochmut der Kleriker. Auch er selbst, der Exkaiser, hätte sich dieses Hochmuts schuldig gemacht und stehe daher unter dem Einfluss von Dämonen. Go-Shirakawa soll sich daraufhin dem schlichten Glauben an {{gb|Amida}} zugewandt haben. Diese Geschichte fand in diverse mittelalterliche Werke Eingang, u.a. ins ''Tengu zōshi'' und in eine Version des {{gb|heikemonogatari}}. Frühere Autoren assozieren amidistische Mönche wie {{gb|Hounen}} mit jenen Tengu, die Go-Shirakawa umgaben.<ref> Abe 2002, S. 215–220.</ref>
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|Versammlung hochrangiger Mönche, die zu ''tengu'' geworden sind
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{{Sidebox|sojobo.jpg|w=300|left=-160|top=-40|Tengu Meister}}
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''Tengu'' reflektieren somit ein ambivalentes Bild des buddhistischen Klerus und bilden besonders in der Blütezeit des japanischen Buddhismus, im Mittelalter, eine Projektionsfläche für die Kritik am buddhistischen Mönchsstand. Es gibt aber auch Legenden von Adeligen und Kaisern, die aufgrund ihres Hochmuts als ''tengu'' enden. Vor allem das Kriegerepos {{g|taiheiki}} weiß zahlreiche Episoden zu berichten, laut denen insbesondere der ambitionierte, aber letztlich erfolglose Tennō {{g|Godaigo}} und viele Krieger und Mönche um ihn zu ''tengu'' wurden und in dieser Form nach ihrem Tod für Unruhe im Land sorgten.  
Im Lauf der Zeit festigte sich die Assozitiation der Tengu mit den be·reits erwähn·ten {{glossar:yamabushi}}. In vielen Legen·den ist die Trenn·linie zwischen diesen stets ein wenig un·heim·lichen Bergas·keten und den Tengu kaum zu ziehen. Seit der Edo-Zeit werden die Tengu üb·licher·weise auch in der Tracht der ''yamabushi'', er·kenn·bar an der charak·teris·tischen Kopf·be·deckung, dar·ge·stellt. Durch die Assoziation mit den ''yamabushi'' rückte offen·bar die Iden·tifikation von Tengu und hoch·ran·gigen Klerikern in den Hin·ter·grund. Dagegen können ''yamabushi''-artige Tengu auch positive Züge an·neh·men, vor allem dann, wenn sie analog zu den Bergas·keten als tüch·tige Käm·pfer und Meister der Kriegskünste auf·treten. So soll etwa einer der be·rühm·tes·ten japanischen Helden, Minamoto no Yoshitsune, in seiner Jugend die Kunst des Schwertkam·pfes von einem Tengu namens Sōjōbō er·lernt haben. Der Namen bedeutet wörtlich nichts anderes als „Abt-Mönch“ und es mag sein, dass eine Art ''yamabushi'' den his·torischen Kern dieser Legende bildet.
 
  
==Tengu-artige Gottheiten==
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|sojobo.jpg
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|Yoshitsunes Schaukampf vor ''tengu''-Meister Sōjōbō
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Im Lauf der Zeit festigte sich die Assoziatiation der ''tengu'' mit den bereits erwähnten {{g|yamabushi}}. In vielen Legenden ist die Trennlinie zwischen diesen stets ein wenig unheimlichen Bergasketen und den ''tengu'' kaum zu ziehen. Seit der Edo-Zeit werden die ''tengu'' üblicherweise auch in der Tracht der ''yamabushi'', erkennbar an der charakteristischen Kopfbedeckung, dargestellt. Durch die Assoziation mit den ''yamabushi'' rückte offenbar die Identifikation von ''tengu'' und hochrangigen Klerikern in den Hintergrund. Dagegen können ''yamabushi''-artige ''tengu'' auch positive Züge annehmen, vor allem dann, wenn sie analog zu den Bergasketen als tüchtige Kämpfer und Meister der Kriegskünste auftreten. So soll etwa einer der berühmtesten japanischen Helden, {{g|Minamotonoyoshitsune}}, in seiner Jugend die Kunst des Schwertkampfes von einem ''tengu'' namens {{g|Soujoubou}} erlernt haben. Der Namen bedeutet wörtlich nichts anderes als „Abt-Mönch“ und es mag sein, dass eine Art ''yamabushi'' den historischen Kern dieser Legende bildet.
  
Immer wieder stößt man in Tempeln und Schreinen auf Tengu Abbildungen. Im all·ge·meinen han·delt es sich bei der·artigen religiösen Gebäuden um Kult·stät·ten des {{glossar:shugendou}}, des spezifischen Kults der ''yamabushi''. Die ''yamabushi'' wurden also nicht nur mit Tengu assoziiert, sie ver·ehrten ihrer·seits auch Gottheiten in Tengu-Gestalt.
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==''Tengu''-artige Gottheiten==
  
===Izuna Gongen===
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Immer wieder stößt man in Tempeln und Schreinen auf ''tengu''-Abbildungen. Im Allgemeinen handelt es sich bei derartigen religiösen Gebäuden um Kultstätten des {{g|shugendou}}, des spezifischen Kults der ''yamabushi''. Die ''yamabushi'' wurden also nicht nur mit ''tengu'' assoziiert, sie verehrten und verehren ihrerseits auch Gottheiten in ''tengu''-Gestalt.
{{sidebox|akiba_gongen_lee_institute2.jpg|w=140| Akiba Gongen}}
 
  
Der {{glossar:takaosan}}, ein Berg am östlichen Stadtrand Tokyos, ist eines dieser tradi·tionel·len Zentren des Shugendō. Es gibt hier sowohl einen Tempel als auch einen Schrein, in dem die Gottheit {{glossar:izunagongen}} verehrt wird.
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===Izuna Gongen, Akiba Gongen===
  
<div class="bildtext bildbox ">[[Image:izuna2.gif|link=|izuna gongen]] [[Image:izuna3.gif|link=]]<div> Izuna Gongen, Tengu Gottheit des Shugendō Heilig·tums Takao-san.<br /> Bildquelle: Informationsbroschüre des Takao-san </div></div>
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Der {{g|takaosan}}, ein Berg am westlichen Stadtrand Tōkyōs, ist eines dieser traditionellen Zentren des Shugendō. Es gibt hier sowohl einen Tempel als auch einen Schrein, in dem die Gottheit {{g|izunagongen}} verehrt wird. Ähnlich verhält es sich mit {{g|Akibagongen}}, der Gottheit eines weiteren Shugendō-Berges in der Präfektur Shizuoka.
  
Izuna Gongen erscheint auf den Talismanen ({{glossar:ofuda}}) von Takao in Gestalt eines Karasu Tengu, der auf einem weißen [[Mythen:Füchse| Fuchs]] reitet. Schwert, Schild und Flam·men·nim·bus erin·nern an {{glossar:fudoumyouou}}, der ja tat·säch·lich auch im Shugendō eine zen·trale Rolle spielt. Zu·dem deutet das fuchs·artige Reit·tier (das in der japanischen Folklore übrigens auch unter dem Namen Izuna auf·taucht) auf eine Ver·bin·dung mit [[Bauten:Bekannte_Schreine/Fushimi| Inari/ Dakini]] hin. Ver·schiedene esoterische Gott·heiten wurden also mit der Ges·talt des Tengu zu einer neuen Gottheit ver·schmol·zen. Ganz ähnliche kombi·nierte Gott·heiten finden sich im Shugendō auch unter anderen Namen, etwa unter der Be·zeich·nung Akiba Gongen (s. Abb. rechts). Viele dieser Shugen·dō-Götter standen im übrigen mit Schulen der Kriegs·künste und magischen Kampf·tech·niken in Ver·bin·dung, die wiederum von den ''yamabushi'' betrieben wurden.
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| Akiba Gongen
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| caption= ''Tengu''-Gottheiten des Shugendō
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Izuna und Akiba Gongen erscheinen beide in Gestalt eines ''karasu tengu'', der auf einem weißen [[Mythen/Verwandlungskuenstler| Fuchs]] reitet. Schwert, Schild und Flammennimbus erinnern an {{g|fudoumyouou}}, der ja tatsächlich auch im Shugendō eine zentrale Rolle spielt. Zudem deutet das fuchsartige Reittier auf eine Verbindung mit [[Bauten/Bekannte_Schreine/Fushimi| Inari/Dakini]] hin.<!--
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--><ref>Das Reittier wird in diesem Fall aber nicht als Fuchs, sondern als ''izuna'' ausgegeben, eine Bezeichnung, die heute Wiesel bezeichnet, aber je nach Region auch Dachse, {{gb|tanuki}} oder Füchse bezeichnen kann. Der Name Izuna Gongen geht aber wahrscheinlich nicht auf das ''izuna''-Tier, sondern auf eine Wildpflanze gleichen Namens zurück, die als Nahrung der Tengu galt ([https://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%A3%AF%E7%B8%84%E5%B1%B1 Wikipedia] [ja.]). </ref><!--
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--> Verschiedene esoterische Gottheiten wurden also mit der Gestalt des ''tengu'' zu neuen Gottheiten verschmolzen. Viele dieser Shugendō-Götter standen im Übrigen mit Schulen der Kriegskünste und magischen Kampftechniken in Verbindung, die wiederum von den ''yamabushi'' betrieben wurden.
  
 
===Sarutahiko===
 
===Sarutahiko===
{{Sidebox|sarutahiko.jpg|w=180|left=-40|top=-90|Sarutahiko}}
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|Sarutahiko
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In den alten Mythen begegnen wir der Gottheit {{g|sarutahiko}}, einem wilden Gesellen, der dem Tross des vom Himmel herabsteigenden Enkels der Sonnengottheit ({{g|ninigi}}) einigen Respekt einflößt, sich aber schließlich als Führer anbietet und dafür die Göttin {{g|Amenouzume}} zur Gattin erhält. Er ist laut Beschreibung des ''Nihon shoki'' von hühnenhafter Gestalt und hat eine sieben-Hand-lange Nase. Auf rezenten Abbildungen (z.B. Abb. rechts) wird er meist in ''tengu''-Gestalt dargestellt. Auch in Schreinfesten zu Ehren Sarutahikos wird er durch Tänzer mit ''tengu''-Masken repräsentiert. Durch seine mythologische Rolle als wegekundiger Führer bot sich Sarutahiko überdies als Identifikationsfigur für die zahlreichen lokalen „Wegegötter“ ({{g|dousojin}}) an, die es vor allem in vormoderner Zeit gab. Diese Wegegötter stehen wiederum häufig im Zentrum von [[Alltag/Matsuri/Phalluskulte|Phalluskulten]], was vielleicht wieder Sarutahikos lange Nase erklärt. Es gibt, mit einem Wort, ein Vielzahl von möglichen Beziehungen zwischen Bergkulten, Wegegöttern, Fruchtbarkeitsriten und Kriegskünsten einerseits sowie Sarutahiko und den ''tengu'' andererseits. All diese Figuren und Kulte wurden im Laufe der Zeit miteinander assoziiert und zu ''tengu''-artigen Gottheiten verschmolzen.
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==''Tengu''-Motive ==
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=== Phallische ''tengu'' ===
  
In den alten Mythen begegnen wir der Gottheit {{glossar:sarutahiko}}, einem wilden Gesel·len, der dem Tross des vom Himmel herab·steigen·den Enkels der Son·nen·gottheit ({{glossar:ninigi}}) einigen Respekt einflößt, sich aber schließ·lich als Führer anbietet und dafür die Göt·tin {{glossar:Amenouzume}} zur Gattin erhält. Er ist laut Be·schrei·bung des ''Nihon shoki'' von hühnen·haf·ter Gestalt und hat eine acht-Hand-lange Nase. Auf rezen·ten Ab·bil·dun·gen (z.B. Abb. rechts) wird er meist in Tengu-Gestalt dar·ge·stellt. Auch in Schrein·festen zu Ehren Sarutahikos wird er durch Tänzer mit Tengu-Masken repräsen·tiert. Durch seine mytho·logische Rolle als wege·kun·diger Führer bot sich Sarutahiko über·dies als Iden·tifikations·figur für die zahl·reichen lokalen „Wegegöt·ter“ ({{glossar:dousojin}}) an, die es vor allem in vor·moder·ner Zeit gab. Diese Wege·göt·ter stehen wiederum häufig im Zentrum von [[Alltag:Matsuri/Phalluskulte|Phalluskulten]], was viel·leicht wieder Sarutahikos lange Nase erklärt. Es gibt, mit einem Wort, ein Viel·zahl von mög·lichen Beziehun·gen zwischen Bergkul·ten, Wegegöt·tern und Frucht·bar·keits·riten und sogar Kriegskün·sten einer·seits sowie Sarutahiko und den Tengu anderer·seits. Dass all diese Figuren und Kulte im Laufe der Zeit mit·ein·ander assoziiert wurden, steht außer Zweifel. Wie sich diese Assoziationen aber his·torisch ent·wickel·ten, ist nach wie vor ungewiss.
+
An den unten abgebildeten Beispielen ist zu erkennen, dass die phallische Form der ''tengu''-Nase durchaus sexuelle Assoziationen weckte. Derartige Assoziationen wurden allerdings im vormodernen Japan nicht unbedingt als „obszön“ empfunden.  
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Ähnlich wie im Fall des Glücksgottes {{g|fukurokuju}} wird der Phallus eher als Symbol der Fruchtbarkeit oder allgemein des Glücks verstanden. Aufgrund dieser Logik waren Phallus-Kulte und phallische religiöse Symbolismen im vormodernen Japan weit verbreitet (s. {{showTitel|Alltag/Matsuri/Phalluskulte}}).
  
==Dämonen (''oni'')==
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{{w503
{{Wrapper|position=right|
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| Tengu_boy.jpg
{{sidebox|oni_shibata.jpg|w=x260|top=-140|left=-30|„''Oni wa soto''...“}}
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| tengu_phallus.jpg
{{sidebox|oni_sekien.jpg|w=200|left=-50|top=-90|Toriyamas Oni}}
+
| tengu_shunga.jpg
{{sidebox|sutendoji_kyosai.jpg|w=x180|left=-90|top=-15|Shuten Dōji}}
+
| caption= ''Tengu'' als Phallus-Attrappe
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In Japan gibt es eine Kategorie von bösen Geistern oder Dämonen namens {{glossar:oni}}. Sie sind von men·schen·ähnlicher Gestalt, tragen jedoch Hörner, raub·tier·ar·tige Zähne und Krallen. Ihre Haut ist manchmal feuer·rot, manchmal aber auch grün oder blau. Der typische ''oni'' ist außer·dem mit einem eisen·be·schla·genen Knüppel (''kanabō'') und einem Len·den·schurz aus Tiger·fell aus·gestattet.
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=== Glücksbringer===
  
Diese Ikonographie geht möglicherweise auf jene buddhistischen Dämonen zurück, die u.a. die un·dank·bare Auf·gabe haben, den Vier Him·melswäch·tern ({{glossar:shitennou}}) als Podest zu dienen. ''Oni'' ähneln aber auch den Fol·ter·knech·ten ({{glossar:gokusotsu}}) der bud·dhis·tischen Hölle (s. [[Mythen:Höllen/Höllenbilder| Höllen·dar·stel·lungen]]). Diese erin·nern wiederum in vieler·lei Hin·sicht an christliche Teufel, obwohl die religiöse Ideologie hin·ter diesen Dar·stel·lun·gen eine andere ist: Während christliche Teufel „böse“ sind und dem Willen Gottes zu·wider·handeln, sind die bud·dhis·tischen Fol·ter·knechte ein „not·wen·diges Übel“ und tun nichts anderes als ihre Pflicht (zumin·dest solange sie ihren Dienst in der Hölle ver·richten). Psychologisch macht das aber kaum einen Unterschied: ''Oni'' wie Teufel sind Gegen·spieler der Menschen und werden als Menschen mit tierischen De·formationen (Hörner, Reißzähne, Klauen) dar·gestellt.
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Im Gegensatz zum europäischen Teufel, der seine Gestalt in erster Linie einer Mischung aus Mensch und Ziegen·bock ver·dankt, sollen die tierischen Elemente der ''oni'' vor allem dem Rind und dem Tiger ent·nom·men sein. Dies rührt nach einer Er·klärung des Edo-zeit·lichen Malers und Ge·spen·ster·for·schers Toriyama Sekien daher, dass Rind und Tiger im [[Mythen:Affen/Tierkreis| System der Tierkreiszeichen]] für den Nord·osten (in der traditionellen Kalenderkunde ''ushitora'', also „Rind-Tiger“ genannt) stehen. Der Nord·osten wiederum ist nach einer alten geomantischen Vor·stellung aus China jene Himmelrichtung, aus der die Dämonen üblicher·weise kommen, und wird dem·ent·sprechend auch als „Dämonentor“ ({{glossar:kimon}}) be·zeich·net. Es mischen sich also auch in den ''oni'' buddhis·tische und chinesische Elemente, die zu einer charak·teris·tischen japanischen Figur ver·schmol·zen wurden.
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Talismane mit ''tengu'', beispielsweise  {{g|ema}},  findet man in Japan vor allem in Schreinen und Tempeln, die mit den ''yamabushi'' in Verbindung stehen, sowie in Schreinen, die Sarutahiko geweiht sind. In diesem Kontext sind auch ''tengu''-Masken häufig anzutreffen.  
  
Der vielleicht berühmteste ''oni'' der japanischen Sagenwelt ist Shuten Dōji. Er haust in den Bergen und raubt vor·zugs·weise schöne Frauen, die er und seine Spieß·gesel·len versklaven und schließ·lich auf·fres·sen. Einem tap·feren Krieger und seinen vier Vasal·len gelingt es zu·guter·letzt, Shuten Dōji zur Strecke zu bringen. Diese Geschichte wird seit dem Mittel·alter in un·zäh·ligen Varian·ten erzählt. Sie präsen·tiert den ''oni'' als einen Dämonen, der absolut böse und gefähr·lich, jedoch nicht un·be·sieg·bar ist. Es gibt aber auch Gestal·ten, die genauso wie ''oni'' aussehen, aber keines·wegs absolut böse sind, näm·lich die [[Ikonographie:Wächtergötter/Wind_und_Donner |Wind- und Donnergötter]]. Das Aussehen allein sagt also noch nicht, ob es sich wirklich um einen furcht·baren Dämon handelt oder nicht. Im übrigen haben sich die furcht·ein·flößenden Züge der ''oni'' mit der Zeit immer mehr ab·ge·nützt, sie werden zu·nehmend eher als ruppige Barbaren denn als schreckliche Monster dar·gestellt. Auf Edo-zeitlichen ''ukiyoe'' wirken sie eher komisch als dämonisch.
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Noch heute treten ''oni''-artige Masken bei zahlreichen ländlichen Volksfes·ten ({{glossar:matsuri}}) in Erscheinung, die wiederum er·staun·lich stark an alpine „Perchtenläufe“ und ähnliche Prozessionen teufel·artiger Gestalten erinnern. In beiden Fällen ver·körpern die Masken den Winter, der rituell ver·trieben werden soll. Ab·gesehen von der·artigen ''matsuri ''folgen die meisten Japaner auch heute noch dem Brauch, am 3. Februar, dem letzten Tag des Winters (''setsubun''), die bösen Dämonen mit ge·trock·neten Soyabohnen und dem Ruf „''oni wa soto, fuku wa uchi''“ („Raus mit den ''oni'', rein mit dem Glück“) aus ihren Häusern zu treiben. Bis·weilen setzt ein Familien·mitglied dann eine selbst·ge·bastelte ''oni''-Maske auf und lässt sich von den Kindern verscheuchen.
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=== ''Tengu'' in Edo-zeitlichen ''ukiyo-e'' und Buchdrucken ===
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''Tengu'' treten  außerdem in zahllosen Legenden auf und sind ein beliebtes Motiv der {{g|Ukiyoe}}-Künstler. Sowohl Krähen-''tengu'' als auch Langnasen-''tengu'' finden sich dargestellt. Darüber hinaus gab es in der {{g|Edo}}-Zeit auch quasi-wissenschaftliche, enzyklopädische Abbildungen.  
  
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* [http://en.wikipedia.org/wiki/Tengu Tengu] (en.)<br/>Ausführliche Darstellung auf Wikipedia.  
 
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Tengu Tengu] (en.)<br/>Ausführliche Darstellung auf Wikipedia.  
 
* [http://www.onmarkproductions.com/html/tengu.shtml Tengu, the Slayer of Vanity], Mark Schumacher (en.)<br/>Tengu - Seite von ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]''.
 
* [http://www.onmarkproductions.com/html/tengu.shtml Tengu, the Slayer of Vanity], Mark Schumacher (en.)<br/>Tengu - Seite von ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]''.
* [http://web.archive.org/web/20050205183421/http://www.thetengu.com/tengu/ Information and Theory about Tengu and Karasu] (en.)<br/>Spiritistisch angehauchte Tengu - Seite mit interessanten Bildbeispielen. [Über [http://www.archive.org/ Internet Archive ], 2010/8]
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* [http://k-amc.kokugakuin.ac.jp/DM/dbSearchList.do?class_name=col_eos&search_condition_type=1&db_search_condition_type=0&View=0&focus_type=0&startNo=1&searchFreeword=Izuna+Gongen&searchRangeType=0 Izuna Gongen], Itō Satoshi (en.)<br/>Artikel zu Izuna Gongen in der ''[http://k-amc.kokugakuin.ac.jp/DM/dbTop.do?class_name=col_eos Encyclodedia of Shinto]''.
* [http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/entry.php?entryID=193 Izuna Gongen], Itō Satoshi (en.)<br/>Artikel zu Izuna Gongen in der ''[http://eos.kokugakuin.ac.jp/modules/xwords/ Encyclodedia of Shinto]''.
 
 
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Otoroshi#First_Volume_-_.E9.99.B0 Gazu hyakki yakō] (jap.)<br/>Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia. Über ''[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%B3%A5%E5%B1%B1%E7%9F%B3%E7%87%95 Wikipedia Japan]'' sind die Illustrationen aller vier Bände zu betrachten.
 
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Otoroshi#First_Volume_-_.E9.99.B0 Gazu hyakki yakō] (jap.)<br/>Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia. Über ''[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%B3%A5%E5%B1%B1%E7%9F%B3%E7%87%95 Wikipedia Japan]'' sind die Illustrationen aller vier Bände zu betrachten.
* [http://www.obakemono.com/index.php The Obakemono Project], S.H. Morgan (en.)<br/>Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert.
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* [http://web.archive.org/web/20130425050318/http://www.obakemono.com/ The Obakemono Project], S.H. Morgan (en.)<br/>Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert. (Zugang über Internet-Archive [2016/9/20].)
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Aktuelle Version vom 16. Januar 2024, 13:40 Uhr

Tengu Japanische Vogelmenschen

Auf dieser Seite werden tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] als prominente Vertreter der japanischen Dämonen und Fabelwesen (yōkai [yōkai (jap.) 妖怪 Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster]) vorgestellt. Sie haben eine besondere Beziehung zu Vögeln, doch unterscheiden sie sich von anderen Vertretern der yōkai — beispielsweise oni [oni (jap.) Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister] oder kappa [kappa (jap.) 河童 Flussgeist, wtl. „Flussjunge“] — vor allem dadurch, dass sie einen unmittelbaren Bezug zum buddhistischen Klerus aufweisen: ehemals galten sie als transformierte sündhafte Mönche und gleichzeitig tragen sie das Gewand von Bergasketen. Insofern veranschaulichen sie den klassischen japanischen Umgang mit Geistererscheinungen in seiner gesamten Bandbreite: Von gefürchteten Monstern zu Verehrungsgestalten in Tempeln und Schreinen.

Tengu kurama wada.jpg
1 Tengu-Kopf, Kurama-dera
Riesen-tengu am Eingang der Tempelanlage von Kurama im Norden Kyōtos, wo sich u.a. ein traditionelles Zentrum des tengu-Glaubens befindet.
Wada Yoshio, 2002 (mit freundlicher Genehmigung).

Wortbedeutung

Tengu bedeutet wtl. „Himmelshund“, doch mit Hunden haben diese geflügelten Wesen wenig zu tun. Die Bezeichnung leitet sich vom chinesischen tiangou [tiangou (chin.) 天狗 wtl. Himmelshund; mythol. Gestalt der chin. Kosmologie, Namensgeber des japanischen tengu] ab und bezog sich ursprünglich auf unerklärliche Himmelserscheinungen wie z.B. Kometen oder Sonnenfinsternisse, die einem schwarzen „Himmelshund“ zugeschrieben wurden. In dieser Bedeutung findet sich der Begriff tengu auch schon im japanischen Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)] (720). Tengu mit den heute bekannten Charakteristika treten allerdings erst Ende der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit in Erscheinung. Wie sich die Transformation des chinesischen Himmelshundes in diese spezifisch japanische Gestalt vollzog, ist weitgehend unklar. Zweifellos haben auch Mythen- und Sagenmotive, die ursprünglich nichts mit dem chinesischen tiangou zu tun hatten, zu seiner Entstehung beigetragen.

Äußerliche Merkmale

Japanische tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] treten in zwei Hauptvarianten auf: Langnasen, daitengu [daitengu (jap.) 大天狗 wtl. Groß-tengu; tengu in Menschengestalt mit langer Nase], und Krähen, karasu tengu [karasu tengu (jap.) 烏天狗 tengu in Krähen-(bzw. Vogel-)Gestalt]. Beide besitzen einen menschlichen Körper und können fliegen bzw. sich augenblicklich von einem Ort zum anderen „beamen“. Für gewöhnlich tragen auch beide Arten von tengu die traditionelle Tracht der Bergasketen (yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]), mit denen sie eine gemeinsame Begabung für magische Künste verbindet. Ähnlich wie die yamabushi sind tengu immer eher unheimlich, dabei aber nicht notwendigerweise böse oder arglistig.

Langnasen tengu

Tengu33.jpg
2 Geflügelter tengu
Dieser tengu ist mit einem typischen Emblem ausgestattet: Ein magischer Fächer aus Federn. Außerdem trägt er das Gewand eines Bergasketen (yamabushi).
20. Jh. Bildquelle: unbekannt.
Sarutahiko takachiho.jpg
3 Sarutahiko-Maske
Maske des tengu-artigen Gottes Sarutahiko bei einer religiösen Tanzperformance (kagura).
kuusounomori.sakura, jp.

Langnasen-tengu werden auf Japanisch oft als Groß-tengu, Krähen-tengu dagegen als Klein-tengu bezeichnet. Langnasen-tengu scheinen demnach eine höhere Kaste innerhalb der tengu-Gesellschaft zu bilden. Was als erstes an ihnen auffällt, ist die phallische Form ihrer Nase. Dass diese in der Tat sexuelle Assoziationen weckte, lässt sich u.a. an shunga [shunga (jap.) 春画 wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen]-Bildern (s.u.) der Edo-Zeit erkennen, doch wird diese Assoziation im japanischen Kontext nicht als obszön empfunden.

Tengu-ron.jpg
4 tengu
Titelblatt von Tengu-ron, einem Werk des buddhistischen Philosophen Inoue Enryō (1858-1919), der sich die Bekämpfung des volkstümlichen Glaubens an yōkai, darunter auch tengu, zum Ziel setzte.
1916. National Diet Library, Tokyo.

Die lange Nase und das rote Gesicht des tengu legen weiter die Vermutung nahe, dass sich seine Gestalt auf das Bild der Europäer in Japan zurückführen lässt. Doch gab es den langnasigen tengu bereits vor dem 16. Jahrhundert, als es in Japan zur intensiven Kontaktnahme mit europäischen Händlern und Missionaren kam. Möglicherweise wurden die Langnasen-tengu aber dem Erscheinungsbild der „südlichen Barbaren“ (nanban [nanban (jap.) 南蛮 „südliche Barbaren“, Edo-zeitl. Ausdruck für Europäer], wie die Europäer in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit genannt wurden) angepasst.

Schließlich könnte die Nase der tengu auch einfach aus dem Schnabel entstanden sein, mit dem die frühesten tengu-Gestalten ausgestattet sind und der wiederum mit ihren Flugkünsten in Verbindung steht.

Krähen-tengu

Tengu sairinji.jpg
5
Tengu in der Kleidung eines Kriegermönchs, auf einem Wildschwein reitend. Der dargestellte tengu ist wahrscheinlich Tarōbō, ein berühmter tengu, der auf dem Berg Asago im Westen Kyōtos wohnte und der Sage nach häufig die „tengu-Kiefer“ (tengu no matsu), die sich auf dem Tempelgelände befand, aufsuchte, um sich auszuruhen. Der Tempel Sairin-ji, von dem dieses Bild stammt, ist eng mit dem Shugendō, dem Glauben der yamabushi, verbunden.
Werk von Kaihō Yūtoku. Späte Edo-Zeit, 19. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 234.
Karasutengu3.jpg
6
Krähen-Tengu (karasu tengu) in modernem Design.
Bildquelle: thetengu.com, offline.
Alte und neue Krähen-Tengu

In Indien gibt es die Gestalt des Vogelmenschen Garuda [Garuḍa (skt.) गरुड Vogelmensch (jap. karura 迦楼羅)], die mit dem Buddhismus auch in Japan bekannt wurde. Garudas sind halb göttliche, halb tierische Wesen mit großen Zauberkräften, ähnlich den Schlangen (in Indien als naga [nāga (skt.) नाग „Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)]-Gottheiten verehrt), mit denen sie eine erbitterte Feindschaft verbindet.

In der ältesten Theaterkunst Japans, dem höfischen gigaku [gigaku (jap.) 伎楽 Masken/Tanz-Theater, das im 7. Jh. aus China über Korea nach Japan gelangte], werden u.a. Garuda Masken (jap. karura [karura (jap.) 迦楼羅 Vogelmensch; von skt. garuda]) verwendet. Nachdem diese durchaus Ähnlichkeiten mit späteren tengu-Darstellungen haben, ist es denkbar, dass zwischen diesen Fabelwesen ein Zusammenhang besteht. Frühe bildliche tengu-Darstellungen (etwa die des diabolischen Zegai-bō [Zegai-bō (jap.) 是界坊 diabolischer tengu] (s.u.) zeigen jedenfalls einen Krähen-tengu. Erst später setzte sich die Auffassung durch, dass nur die minderen tengu vogelgestaltig seien. Gleichzeitig sollen alle tengu aus Eiern schlüpfen.

Tengu und Mönche

Zegaibo emaki.jpg
8 Zegaibō, ein chinesischer Krähen-tengu in Mönchsgewand
Gefangennahme und Züchtigung des Zegaibō, eines tengu aus China, durch Tempelknaben auf Berg Hiei. Illustration einer mittelalterlichen Legende, die von einem chinesischen tengu erzählt, der im Jahr 966 Japan besucht, um sich hier mit den wunderkräftigsten Mönchen auf Berg Hiei zu messen. Er erleidet dabei drei mal hintereinander herbe Demütigungen. Schließlich erbarmen sich japanische tengu ihres Kollegen, pflegen ihn gesund und schicken ihn zurück nach China.
Muromachi-Zeit, 1354. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 221.

Tengu gehören nicht allein ins Reich der Märchen und Sagen, sondern spielen auch in religiösen Legenden eine wichtige Rolle. Die frühesten tengu-Legenden aus dem Konjaku monogatari [Konjaku monogatari (jap.) 今昔物語 „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext] handeln zumeist von buddhistischen Mönchen, die vom rechten Weg abkommen um schließlich zu tengu zu werden, oder von tengu, die versuchen Mönche vom richtigen Weg abzubringen. In anderen Quellen, etwa dem Tengu zōshi [Tengu zōshi (jap.) 天狗草紙 fragmentarisch erhaltene Bildrolle aus der Kamakura-Zeit (1296), in deren Mittelpunkt als tengu dargestellte, unmoralische Mönche stehen] (1296), erscheint die Existenz eines tengu als karmische Konsequenz übermäßiger klerikaler Arroganz.

Die Kritik an der Arroganz des Klerus scheint sich an einem Konflikt zwischen dem mächtigen Exkaiser Go-Shirakawa Tennō [Go-Shirakawa Tennō (jap.) 後白河天皇 1127–1192; 77. Kaiser von Japan (r. 1155–1158); stellte vor allem als Exkaiser im Mönchsstand ein wichtiges politisches Gegengewicht zu den Diktatoren Taira no Kiyomori und Minamoto no Yoritomo dar] und den Mönchen des Tempelberges Hiei-zan [Hiei-zan (jap.) 比叡山 Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus] entzündet zu haben. Go-Shirakawa hatte nämlich vor, sich im Konkurrenztempel Mii-dera [Mii-dera (jap.) 三井寺 Tendai-Tempel am Biwa-See in Shiga-ken; wtl. Drei-Quellen-Tempel] einer esoterischen Weihe zu unterziehen. Berg Hiei drohte daraufhin, in diesem Fall den Miidera militärisch zu erobern und zu zerstören. Go-Shirakawa verzichtete daher auf eine Weihe im Miidera. Spätere Quellen berichten im Anschluss an diese Begebenheiten von einer mystischen Zusammenkunft zwischen dem Exkaiser und einer Gottheit der Dichtung, Sumiyoshi Daimyōjin. Laut diesen Geschichten setzte Sumiyoshi dem Exkaiser auseinander, dass alle Oberhäupter der führenden Schulen im Grunde „Himmelsdämonen“ seien, die man geläufig als tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] bezeichnet. Grund dafür seien Arroganz und Hochmut der Kleriker. Auch er selbst, der Exkaiser, hätte sich dieses Hochmuts schuldig gemacht und stehe daher unter dem Einfluss von Dämonen. Go-Shirakawa soll sich daraufhin dem schlichten Glauben an Amida zugewandt haben. Diese Geschichte fand in diverse mittelalterliche Werke Eingang, u.a. ins Tengu zōshi und in eine Version des Heike monogatari. Frühere Autoren assozieren amidistische Mönche wie Hōnen mit jenen Tengu, die Go-Shirakawa umgaben.1

Tenguzoshi.jpg
9 Versammlung hochrangiger Mönche, die zu tengu geworden sind
Die versammelten Mönche aus verschiedenen Schulen des mittelalterlichen Buddhismus sind durch ihre Schnäbel als Tengus zu erkennen. Das Tengu zōshi bringt in seinen Lehrerzählungen das Tenguwesen mit den typischen Verfehlungen des Mönchsstandes, vor allem Arroganz und Hochmut, in Zusammenhang.
Kamakura-Zeit, 1296. Cultural Heritage Online.

Tengu reflektieren somit ein ambivalentes Bild des buddhistischen Klerus und bilden besonders in der Blütezeit des japanischen Buddhismus, im Mittelalter, eine Projektionsfläche für die Kritik am buddhistischen Mönchsstand. Es gibt aber auch Legenden von Adeligen und Kaisern, die aufgrund ihres Hochmuts als tengu enden. Vor allem das Kriegerepos Taiheiki [Taiheiki (jap.) 太平記 Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof] weiß zahlreiche Episoden zu berichten, laut denen insbesondere der ambitionierte, aber letztlich erfolglose Tennō Go-Daigo [Go-Daigo (jap.) 後醍醐 1288–1339 (r. 1318–1339); Tennō der späten Kamakura-Zeit, der versuchte, die pol. Autorität des Kaiserhofes wieder herzustellen.] und viele Krieger und Mönche um ihn zu tengu wurden und in dieser Form nach ihrem Tod für Unruhe im Land sorgten.

Sojobo.jpg
10 Yoshitsunes Schaukampf vor tengu-Meister Sōjōbō
Tengu-Meister Sōjōbō beobachtet die Fortschritte seines Schützlings Ushiwakamaru (Minamoto no Yoshitsune), der sich in der Schwertkunst (Holzschwert) mit jungen Krähen-tengu misst.
Der berühmte Feldherr Minamoto no Yoshitsune (1159–1189) war Halbwaise und verbrachte seine Kindheit im Tempel Kurama nördlich von Kyōto, in dessen Nähe der tengu Sōjōbō gehaust haben und Yoshitsune (bzw. Ushiwakamaro, wie er als Kind hieß) in der Kunst des Schwertkampfs zur Perfektion gebracht haben soll. Yoshitsune ist einer der beliebtesten Helden Japans. Das Motiv seines Schwerttrainings bei den tengu wurde von den ukiyo-e-Künstlern der Edo Zeit häufig dargestellt.
Werk von Utagawa Kunitsuna (1805–1868). Edo-Zeit. Bildquelle: Karasu Tengu.

Im Lauf der Zeit festigte sich die Assoziatiation der tengu mit den bereits erwähnten yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]. In vielen Legenden ist die Trennlinie zwischen diesen stets ein wenig unheimlichen Bergasketen und den tengu kaum zu ziehen. Seit der Edo-Zeit werden die tengu üblicherweise auch in der Tracht der yamabushi, erkennbar an der charakteristischen Kopfbedeckung, dargestellt. Durch die Assoziation mit den yamabushi rückte offenbar die Identifikation von tengu und hochrangigen Klerikern in den Hintergrund. Dagegen können yamabushi-artige tengu auch positive Züge annehmen, vor allem dann, wenn sie analog zu den Bergasketen als tüchtige Kämpfer und Meister der Kriegskünste auftreten. So soll etwa einer der berühmtesten japanischen Helden, Minamoto no Yoshitsune [Minamoto no Yoshitsune (jap.) 源義経 1159–1189; japanischer Feldherr und Halbbruder von Minamoto no Yoritomo], in seiner Jugend die Kunst des Schwertkampfes von einem tengu namens Sōjōbō [Sōjōbō (jap.) 僧正坊 wtl. in etwa „Erzabt“; der buddhistische Titel ist aber in erster Line als Eigennamen eines tengu-Königs bekannt; Minamoto no Yoshitsune soll von diesem tengu die Kunst des Schwertkampfes erlernt haben] erlernt haben. Der Namen bedeutet wörtlich nichts anderes als „Abt-Mönch“ und es mag sein, dass eine Art yamabushi den historischen Kern dieser Legende bildet.

Tengu-artige Gottheiten

Immer wieder stößt man in Tempeln und Schreinen auf tengu-Abbildungen. Im Allgemeinen handelt es sich bei derartigen religiösen Gebäuden um Kultstätten des Shugendō [Shugendō (jap.) 修験道 gemischt-rel. Bergkult, Orden der yamabushi], des spezifischen Kults der yamabushi. Die yamabushi wurden also nicht nur mit tengu assoziiert, sie verehrten und verehren ihrerseits auch Gottheiten in tengu-Gestalt.

Izuna Gongen, Akiba Gongen

Der Takao-san [Takao-san (jap.) 高尾山 Berg Takao, rel. Zentrum im Westen Tōkyōs], ein Berg am westlichen Stadtrand Tōkyōs, ist eines dieser traditionellen Zentren des Shugendō. Es gibt hier sowohl einen Tempel als auch einen Schrein, in dem die Gottheit Izuna Gongen [Izuna Gongen (jap.) 飯縄権現 Gottheit in tengu-Gestalt] verehrt wird. Ähnlich verhält es sich mit Akiba Gongen [Akiba Gongen (jap.) 秋葉権現 Gottheit des Berges Akiha, ein Shugendō-Zentrum im heutigen Shizuoka; hat die Gestalt eines tengu], der Gottheit eines weiteren Shugendō-Berges in der Präfektur Shizuoka.

Izuna gongen ofuda.jpg
11 Izuna Gongen
Talisman (o-fuda) des Tempels Takao-san in Gestalt des Izuna Gongen, eine Gottheit der Bergasketen (yamabushi).
Bildquelle: Sakigake ichimonji, 2012.
Akiba gongen lee institute2.jpg
12 Akiba Gongen
Akiba Gongen ist ebenso wie Izuna Gongen mit dem Schwert und dem Seil des Fudō ausgestattet und reitet auf einem Fuchs.
17. Jh. Ruth and Sherman Lee Institute.
Tengu-Gottheiten des Shugendō

Izuna und Akiba Gongen erscheinen beide in Gestalt eines karasu tengu, der auf einem weißen Fuchs reitet. Schwert, Schild und Flammennimbus erinnern an Fudō Myōō [Fudō Myōō (jap.) 不動明王 prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“], der ja tatsächlich auch im Shugendō eine zentrale Rolle spielt. Zudem deutet das fuchsartige Reittier auf eine Verbindung mit Inari/Dakini hin.2 Verschiedene esoterische Gottheiten wurden also mit der Gestalt des tengu zu neuen Gottheiten verschmolzen. Viele dieser Shugendō-Götter standen im Übrigen mit Schulen der Kriegskünste und magischen Kampftechniken in Verbindung, die wiederum von den yamabushi betrieben wurden.

Sarutahiko

Sarutahiko hokkei.jpg
13 Sarutahiko
Der mythologische Gott Sarutahiko mit tengu-ähnlicher Nase und dem Gewand eines yamabushi. Das Bild erschien in einer Serie von Illustrationen zu Amaterasus Austritt aus der Höhle (daher auch Hahn und Henne), obwohl Sarutahiko im ursprünglichen Mythos damit gar nichts zu tun hat. Siehe auch Ame no Uzume.
Werk von Totoya Hokkei (1780–1850). Edo-Zeit, 1820er Jahre. Museum of Fine Arts, Boston.

In den alten Mythen begegnen wir der Gottheit Sarutahiko [Sarutahiko (jap.) 猿田彦 Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt], einem wilden Gesellen, der dem Tross des vom Himmel herabsteigenden Enkels der Sonnengottheit (Ninigi [Ninigi (jap.) 瓊瓊杵 mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus]) einigen Respekt einflößt, sich aber schließlich als Führer anbietet und dafür die Göttin Ame no Uzume [Ame no Uzume (jap.) 天鈿女/天宇受賣 mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters] zur Gattin erhält. Er ist laut Beschreibung des Nihon shoki von hühnenhafter Gestalt und hat eine sieben-Hand-lange Nase. Auf rezenten Abbildungen (z.B. Abb. rechts) wird er meist in tengu-Gestalt dargestellt. Auch in Schreinfesten zu Ehren Sarutahikos wird er durch Tänzer mit tengu-Masken repräsentiert. Durch seine mythologische Rolle als wegekundiger Führer bot sich Sarutahiko überdies als Identifikationsfigur für die zahlreichen lokalen „Wegegötter“ (dōsojin [dōsojin (jap.) 道祖神 Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form]) an, die es vor allem in vormoderner Zeit gab. Diese Wegegötter stehen wiederum häufig im Zentrum von Phalluskulten, was vielleicht wieder Sarutahikos lange Nase erklärt. Es gibt, mit einem Wort, ein Vielzahl von möglichen Beziehungen zwischen Bergkulten, Wegegöttern, Fruchtbarkeitsriten und Kriegskünsten einerseits sowie Sarutahiko und den tengu andererseits. All diese Figuren und Kulte wurden im Laufe der Zeit miteinander assoziiert und zu tengu-artigen Gottheiten verschmolzen.

Tengu-Motive

Phallische tengu

An den unten abgebildeten Beispielen ist zu erkennen, dass die phallische Form der tengu-Nase durchaus sexuelle Assoziationen weckte. Derartige Assoziationen wurden allerdings im vormodernen Japan nicht unbedingt als „obszön“ empfunden. Ähnlich wie im Fall des Glücksgottes Fukurokuju [Fukurokuju (jap.) 福禄寿 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] wird der Phallus eher als Symbol der Fruchtbarkeit oder allgemein des Glücks verstanden. Aufgrund dieser Logik waren Phallus-Kulte und phallische religiöse Symbolismen im vormodernen Japan weit verbreitet (s. Phallus-Kulte: Fruchtbarkeitsriten, Volksbräuche und shunga).

Tengu boy.jpg
14
Moderne Statue mit tengu-Maske in einem verschwiegenen Onsen.
20. Jh. Vladimir Vyskocil, flickr, 2013 (mit freundlicher Genehmigung).
Tengu phallus.jpg
15
Tengu mit Phallusnase. Der Schrein ist auf Frauenkrankheiten und Kinderwünsche spezialisiert. (Siehe dazu auch Phalluskulte.)
万屋満載, 2009.
Tengu shunga.jpg
16
Erotische Darstellung (shunga) eines lesbischen Paars. Die tengu-Maske dient als Dildo.
Edo-Zeit. Bildquelle: Wikimedia.
Tengu als Phallus-Attrappe

Glücksbringer

Ema tengu.jpg
17 Votivbild mit tengu
Neben einer Maske sind auf diesem ema auch die für tengu typischen einstegigen geta-Sandalen zu erkennen.
indulgence boy, flickr 2006.

Talismane mit tengu, beispielsweise ema [ema (jap.) 絵馬 Votivbild; wtl. Bild-Pferd], findet man in Japan vor allem in Schreinen und Tempeln, die mit den yamabushi in Verbindung stehen, sowie in Schreinen, die Sarutahiko geweiht sind. In diesem Kontext sind auch tengu-Masken häufig anzutreffen.

Tengu miyajima.jpg
Langnasen-tengu in Miyajima
Karasu tegu takao.jpg
Krähen-tengu, Berg Takao, Tōkyō
Tengu shimokitazawa 2012.jpg
Schreinumzug mit tengu-Maske, Tōkyō
Die mythologische Gottheit Sarutahiko wird üblicherweise als hühnenhafter tengu mit wildem, weißen Haar dargestellt. Hier eine Szene eines bekannten Schreinfestes in Shimokitazawa, Tokao.
2012. Balbo42, flickr, 2012.

Tengu in Edo-zeitlichen ukiyo-e und Buchdrucken

Tengu treten außerdem in zahllosen Legenden auf und sind ein beliebtes Motiv der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Künstler. Sowohl Krähen-tengu als auch Langnasen-tengu finden sich dargestellt. Darüber hinaus gab es in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit auch quasi-wissenschaftliche, enzyklopädische Abbildungen.

Yoshitoshi iganotsubone.jpg
18 Die unerschrockene Iga no Tsubone
Iga no Tsubone, eine unerschrockene Hofdame des Tennō Go-Daigo, besänftigt den tengu-Geist eines ehemaligen Vasallen des Tennō, der ungerechtfertigterweise zu Tode kam.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Yoshinaka tengu.jpg
19 Yoshinakas Kampf mit einem tengu
Der Held Minamoto (Kiso) Yoshinaka (1154–84), beim Kampf mit mehreren tengu.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Edo-Zeit, 1866. Bildquelle: Wikimedia Common.
Tengu hokusai.jpg
20 Tengu-Nase als Tragestange
Ein karasu tengu und ein langnasiger tengu beim Transport.
Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit, 19. Jh. Internet Archive.
Tengu sekien.jpg
21 Enzykopädische Darstellung
Die Darstellung dieses tengu basiert auf einer Vorlage des Gelehrten und Malers Toriyama Sekien (1712–1788) aus dem Jahr 1776.
Frühe Meiji-Zeit, 1881. Kinsei fūzoku zue database.
Kongobo tengu konpira.jpg
22 Tengu rettet ein Kind
Darstellung einer Legende des Konpira Schreins, Shikoku. Dass tengu in der Lage sind, nicht nur sich selbst, sondern auch andere blitzartig verschwinden zu lassen und an einen anderen Ort zu transportieren, dürfte mit ein Grund für den Ausdruck kamikakushi 神隠し, „übernatürliches Verschwinden“, sein, der wtl. „von den kami [hier eher Geister, Dämonen] versteckt“ bedeutet. Diesen Ausdruck gebrauchte man früher vor allem in Zusammenhang mit entsprechenden tengu-Legenden (Nihon kokugo daijiten).
Sarah Thal, Rearranging the Landscape of the Gods, 2005, S. 31.
Akiba tengu kyosai.jpg
23 Tengu-Party bei Berg Akiba
Tengu-Party nahe dem Schreintempel von Berg Akiba. Ein hochrangiger Langnasen-tengu wird von Krähen-tengu bedient und unterhalten. Auf diesem Berg in der Präfektur Shizuoka wird auch die Gottheit Akiba Gongen in tengu-Gestalt verehrt.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1863. Art Gallery of New South Wales.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Abe 2002, S. 215–220.
  2. Das Reittier wird in diesem Fall aber nicht als Fuchs, sondern als izuna ausgegeben, eine Bezeichnung, die heute Wiesel bezeichnet, aber je nach Region auch Dachse, tanuki oder Füchse bezeichnen kann. Der Name Izuna Gongen geht aber wahrscheinlich nicht auf das izuna-Tier, sondern auf eine Wildpflanze gleichen Namens zurück, die als Nahrung der Tengu galt (Wikipedia [ja.]).

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


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Literatur

Siehe auch Literaturliste

Yasurō Abe, „The Book of Tengu: Goblins, Devils, and Buddhas in Medieval Japan“. Cahiers d'Extrême-Asie 13 (2002), 211–26. (Online.) [Übersetzung ins Englische: Toyosawa Nobuko.]
Klaus Vollmer, „Der Kleriker als tengu: Notizen zu einem Motiv in der mittelalterlichen japanischen Literatur“. NOAG 154 (1993), 71–90. (Online.)

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Tengu kurama wada.jpg
    Riesen-tengu am Eingang der Tempelanlage von Kurama im Norden Kyōtos, wo sich u.a. ein traditionelles Zentrum des tengu-Glaubens befindet.
    Wada Yoshio, 2002 (mit freundlicher Genehmigung).
  2. ^ 
    Tengu33.jpg
    Dieser tengu ist mit einem typischen Emblem ausgestattet: Ein magischer Fächer aus Federn. Außerdem trägt er das Gewand eines Bergasketen (yamabushi).
    20. Jh. Bildquelle: unbekannt.
  3. ^ 
    Sarutahiko takachiho.jpg
    Maske des tengu-artigen Gottes Sarutahiko bei einer religiösen Tanzperformance (kagura).
    kuusounomori.sakura, jp.
  4. ^ 
    Tengu-ron.jpg
    Titelblatt von Tengu-ron, einem Werk des buddhistischen Philosophen Inoue Enryō (1858-1919), der sich die Bekämpfung des volkstümlichen Glaubens an yōkai, darunter auch tengu, zum Ziel setzte.
    1916. National Diet Library, Tokyo.
  5. ^ 
    Tengu sairinji.jpg
    Tengu in der Kleidung eines Kriegermönchs, auf einem Wildschwein reitend.

    Der dargestellte tengu ist wahrscheinlich Tarōbō, ein berühmter tengu, der auf dem Berg Asago im Westen Kyōtos wohnte und der Sage nach häufig die „tengu-Kiefer“ (tengu no matsu), die sich auf dem Tempelgelände befand, aufsuchte, um sich auszuruhen. Der Tempel Sairin-ji, von dem dieses Bild stammt, ist eng mit dem Shugendō, dem Glauben der yamabushi, verbunden.
    Werk von Kaihō Yūtoku. Späte Edo-Zeit, 19. Jh. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 234.

  6. ^ 
    Karasutengu3.jpg
    Krähen-Tengu (karasu tengu) in modernem Design.
    Bildquelle: thetengu.com, offline.
  7. ^ 
    Garuda gigaku.jpg
    Die Maske repräsentiert eine Figur des höfischen gigaku-Theaters, das bereits in der Nara-Zeit existierte. Laut Inschrift wurde diese Maske bei der Inauguration des Großen Buddha in Nara (752) verwendet.
    Nara-Zeit, 8. Jh. Musee Guimet, Paris.
  8. ^ 
    Zegaibo emaki.jpg
    Gefangennahme und Züchtigung des Zegaibō, eines tengu aus China, durch Tempelknaben auf Berg Hiei. Illustration einer mittelalterlichen Legende, die von einem chinesischen tengu erzählt, der im Jahr 966 Japan besucht, um sich hier mit den wunderkräftigsten Mönchen auf Berg Hiei zu messen. Er erleidet dabei drei mal hintereinander herbe Demütigungen. Schließlich erbarmen sich japanische tengu ihres Kollegen, pflegen ihn gesund und schicken ihn zurück nach China.
    Muromachi-Zeit, 1354. Saichō to Tendai kokuhō, 2006, Abb. 221.
  9. ^ 
    Tenguzoshi.jpg
    Die versammelten Mönche aus verschiedenen Schulen des mittelalterlichen Buddhismus sind durch ihre Schnäbel als Tengus zu erkennen. Das Tengu zōshi bringt in seinen Lehrerzählungen das Tenguwesen mit den typischen Verfehlungen des Mönchsstandes, vor allem Arroganz und Hochmut, in Zusammenhang.
    Kamakura-Zeit, 1296. Cultural Heritage Online.
  10. ^ 
    Sojobo.jpg
    Tengu-Meister Sōjōbō beobachtet die Fortschritte seines Schützlings Ushiwakamaru (Minamoto no Yoshitsune), der sich in der Schwertkunst (Holzschwert) mit jungen Krähen-tengu misst.

    Der berühmte Feldherr Minamoto no Yoshitsune (1159–1189) war Halbwaise und verbrachte seine Kindheit im Tempel Kurama nördlich von Kyōto, in dessen Nähe der tengu Sōjōbō gehaust haben und Yoshitsune (bzw. Ushiwakamaro, wie er als Kind hieß) in der Kunst des Schwertkampfs zur Perfektion gebracht haben soll. Yoshitsune ist einer der beliebtesten Helden Japans. Das Motiv seines Schwerttrainings bei den tengu wurde von den ukiyo-e-Künstlern der Edo Zeit häufig dargestellt.
    Werk von Utagawa Kunitsuna (1805–1868). Edo-Zeit. Bildquelle: Karasu Tengu.

  11. ^ 
    Izuna gongen ofuda.jpg
    Talisman (o-fuda) des Tempels Takao-san in Gestalt des Izuna Gongen, eine Gottheit der Bergasketen (yamabushi).
    Bildquelle: Sakigake ichimonji, 2012.
  12. ^ 
    Akiba gongen lee institute2.jpg
    Akiba Gongen ist ebenso wie Izuna Gongen mit dem Schwert und dem Seil des Fudō ausgestattet und reitet auf einem Fuchs.
    17. Jh. Ruth and Sherman Lee Institute.
  1. ^ 
    Sarutahiko hokkei.jpg
    Der mythologische Gott Sarutahiko mit tengu-ähnlicher Nase und dem Gewand eines yamabushi. Das Bild erschien in einer Serie von Illustrationen zu Amaterasus Austritt aus der Höhle (daher auch Hahn und Henne), obwohl Sarutahiko im ursprünglichen Mythos damit gar nichts zu tun hat. Siehe auch Ame no Uzume.
    Werk von Totoya Hokkei (1780–1850). Edo-Zeit, 1820er Jahre. Museum of Fine Arts, Boston.
  2. ^ 
    Tengu boy.jpg
    Moderne Statue mit tengu-Maske in einem verschwiegenen Onsen.
    20. Jh. Vladimir Vyskocil, flickr, 2013 (mit freundlicher Genehmigung).
  3. ^ 
    Tengu phallus.jpg
    Tengu mit Phallusnase. Der Schrein ist auf Frauenkrankheiten und Kinderwünsche spezialisiert. (Siehe dazu auch Phalluskulte.)
    万屋満載, 2009.
  4. ^ 
    Tengu shunga.jpg
    Erotische Darstellung (shunga) eines lesbischen Paars. Die tengu-Maske dient als Dildo.
    Edo-Zeit. Bildquelle: Wikimedia.
  5. ^ 
    Ema tengu.jpg
    Neben einer Maske sind auf diesem ema auch die für tengu typischen einstegigen geta-Sandalen zu erkennen.
    indulgence boy, flickr 2006.
  6. ^ 
    Yoshitoshi iganotsubone.jpg
    Iga no Tsubone, eine unerschrockene Hofdame des Tennō Go-Daigo, besänftigt den tengu-Geist eines ehemaligen Vasallen des Tennō, der ungerechtfertigterweise zu Tode kam.
    Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
  7. ^ 
    Yoshinaka tengu.jpg
    Der Held Minamoto (Kiso) Yoshinaka (1154–84), beim Kampf mit mehreren tengu.
    Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Edo-Zeit, 1866. Bildquelle: Wikimedia Common.
  8. ^ 
    Tengu hokusai.jpg
    Ein karasu tengu und ein langnasiger tengu beim Transport.
    Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit, 19. Jh. Internet Archive.
  9. ^ 
    Tengu sekien.jpg
    Die Darstellung dieses tengu basiert auf einer Vorlage des Gelehrten und Malers Toriyama Sekien (1712–1788) aus dem Jahr 1776.
    Frühe Meiji-Zeit, 1881. Kinsei fūzoku zue database.
  10. ^ 
    Kongobo tengu konpira.jpg
    Darstellung einer Legende des Konpira Schreins, Shikoku. Dass tengu in der Lage sind, nicht nur sich selbst, sondern auch andere blitzartig verschwinden zu lassen und an einen anderen Ort zu transportieren, dürfte mit ein Grund für den Ausdruck kamikakushi 神隠し, „übernatürliches Verschwinden“, sein, der wtl. „von den kami [hier eher Geister, Dämonen] versteckt“ bedeutet. Diesen Ausdruck gebrauchte man früher vor allem in Zusammenhang mit entsprechenden tengu-Legenden (Nihon kokugo daijiten).
    Sarah Thal, Rearranging the Landscape of the Gods, 2005, S. 31.
  11. ^ 
    Akiba tengu kyosai.jpg
    Tengu-Party nahe dem Schreintempel von Berg Akiba. Ein hochrangiger Langnasen-tengu wird von Krähen-tengu bedient und unterhalten. Auf diesem Berg in der Präfektur Shizuoka wird auch die Gottheit Akiba Gongen in tengu-Gestalt verehrt.
    Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1863. Art Gallery of New South Wales.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Akiba Gongen 秋葉権現 ^ Gottheit des Berges Akiha, ein Shugendō-Zentrum im heutigen Shizuoka; hat die Gestalt eines tengu
  • Ame no Uzume 天鈿女/天宇受賣 ^ mythologische Gottheit, Ahnherrin des Theaters
  • daitengu 大天狗 ^ wtl. Groß-tengu; tengu in Menschengestalt mit langer Nase
  • dōsojin 道祖神 ^ Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • ema 絵馬 ^ Votivbild; wtl. Bild-Pferd
  • Fudō Myōō 不動明王 ^ prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“
  • Fukurokuju 福禄寿 ^ Glücksgott, Gott des Langen Lebens
  • Garuḍa (skt.) गरुड ^ Vogelmensch (jap. karura 迦楼羅)
  • gigaku 伎楽 ^ Masken/Tanz-Theater, das im 7. Jh. aus China über Korea nach Japan gelangte
  • Go-Daigo 後醍醐 ^ 1288–1339 (r. 1318–1339); Tennō der späten Kamakura-Zeit, der versuchte, die pol. Autorität des Kaiserhofes wieder herzustellen.
  • Go-Shirakawa Tennō 後白河天皇 ^ 1127–1192; 77. Kaiser von Japan (r. 1155–1158); stellte vor allem als Exkaiser im Mönchsstand ein wichtiges politisches Gegengewicht zu den Diktatoren Taira no Kiyomori und Minamoto no Yoritomo dar
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Hiei-zan 比叡山 ^ Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus
  • Izuna Gongen 飯縄権現 ^ Gottheit in tengu-Gestalt
  • kappa 河童 ^ Flussgeist, wtl. „Flussjunge“
  • karasu tengu 烏天狗 ^ tengu in Krähen-(bzw. Vogel-)Gestalt
  • karura 迦楼羅 ^ Vogelmensch; von skt. garuda
  • Konjaku monogatari 今昔物語 ^ „Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext
  • Mii-dera 三井寺 ^ Tendai-Tempel am Biwa-See in Shiga-ken; wtl. Drei-Quellen-Tempel
  • Minamoto no Yoshitsune 源義経 ^ 1159–1189; japanischer Feldherr und Halbbruder von Minamoto no Yoritomo
  • nāga (skt.) नाग ^ „Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)
  • nanban 南蛮 ^ „südliche Barbaren“, Edo-zeitl. Ausdruck für Europäer
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • Ninigi 瓊瓊杵 ^ mytholog. Gottheit, Enkel Amaterasus
  • oni^ Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
  • Sarutahiko 猿田彦 ^ Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt
  • Shugendō 修験道 ^ gemischt-rel. Bergkult, Orden der yamabushi
  • shunga 春画 ^ wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen
  • Sōjōbō 僧正坊 ^ wtl. in etwa „Erzabt“; der buddhistische Titel ist aber in erster Line als Eigennamen eines tengu-Königs bekannt; Minamoto no Yoshitsune soll von diesem tengu die Kunst des Schwertkampfes erlernt haben
  • Taiheiki 太平記 ^ Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof
  • Takao-san 高尾山 ^ Berg Takao, rel. Zentrum im Westen Tōkyōs
  • tengu 天狗 ^ wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
  • Tengu zōshi 天狗草紙 ^ fragmentarisch erhaltene Bildrolle aus der Kamakura-Zeit (1296), in deren Mittelpunkt als tengu dargestellte, unmoralische Mönche stehen
  • tiangou (chin.) 天狗 ^ wtl. Himmelshund; mythol. Gestalt der chin. Kosmologie, Namensgeber des japanischen tengu
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • yamabushi 山伏 ^ Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
  • yōkai 妖怪 ^ Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
  • Zegai-bō 是界坊 ^ diabolischer tengu