Geschichte/Shinto Mittelalter: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Einzelne Mönche gehen sogar noch weiter und betrachten ''kami'' und Buddhas als zwei ''gleichwertige'' | + | Einzelne Mönche gehen sogar noch weiter und betrachten ''kami'' und Buddhas als zwei ''gleichwertige'' Erscheinungsformen ein und der selben göttlichen Instanz. Insbesondere kommt es zur Verschmelzung von {{g|Dainichinyorai}}, dem Hauptbuddha des esoterischen Buddhismus, mit {{g|Amaterasu}}, der Ahnengottheit des {{g|Tennou}}. Amaterasu und Dainichi werden in einem ähnlichen dualen Verhältnis zu einander gesehen wie die beiden {{s|mandala|Mandalas}} des esoterischen Buddhismus, [[Ikonographie/Mandala/Ryogai_Mandara | Vajra- und Mutterschoß-Mandala]], die ihrerseits nur zwei Aspekte des kosmischen Buddha Dainichi darstellen. So wie die beiden Mandalas mitunter auch als „zweiteiliges Mandala“ ({{g|ryoubumandara}}) bezeichnet werden, hat man für die Verschmelzung von Dainichi und Amaterasu rückblickend den Begriff {{g|ryoubushintou}}, „Shintō der beiden Teile“, erfunden. Ryōbu Shintō bezeichnet eine lose Gruppe von theologischen Spekulationen, die aus heutiger Sicht vor allem deshalb von Bedeutung sind, weil aus dieser Richtung der erste Anstoß zu einer eigenständigen Theologie des Shintō entstand. |
− | Die Fragen, die manche buddhistische Mönche dazu trieben, sich aus | + | Die Fragen, die manche buddhistische Mönche dazu trieben, sich aus theologischer Sicht mit den einheimischen Gottheiten auseinander zu setzen, resultierten im allgemeinen aus einzelnen Schreintraditionen, die sich der Einvernahme durch den Buddhismus hartnäckig widersetzten. Dazu zählten die bereits erwähnten seltsamen [[Geschichte/Kami_Kulte | Tabus]], die ganz besonders im Amaterasu Schrein von {{g|isejinguu|Ise}} gegen den Buddhismus errichtet worden waren. Und noch eine Vorstellung findet sich allenthalben: Nicht alle ''kami'' sind buddhistische Erscheinungen. Manche — oft als „wirkliche ''kami''“ ({{g|jitsunokami}}) bezeichnet — haben keine buddhistische Urform. Sie gehören ins Reich der {{g|tengu}} und der mit Zauberkraft ausgestatteten Füchse und {{g|tanuki}} (siehe Kapitel Mythen, [[Mythen/Geister | Geister]] bzw. [[Mythen/Verwandlungskuenstler | Füchse]]) und sind tendenziell böse und gefährlich. Gerade diese „wirklichen ''kami''“ zogen nun die Aufmerksamkeit der Ryōbu Shintō Denker auf sich und resultierten in erstaunlichen Theorien, die gerade diese untersten und unheiligsten aller Götter zu Manifestationen von Amaterasu und Dainichi erklärten. |
− | Andere buddhistische Richtungen, zumeist radikale [[Geschichte | + | Andere buddhistische Richtungen, zumeist radikale [[Geschichte/Amidismus | Amidisten]], lehnten die ''kami'' generell ab. Sie zweifelten zwar nicht an der Existenz der ''kami'', doch sie waren der Meinung, dass die ''kami'' — im Gegensatz zu den Buddhas bzw. zu Buddha {{g|Amida}} — lediglich eine selbstsüchtige, diesseitsverhaftete, irregeleitete Religiosität fordern und fördern. |
− | Zwischen diesen beiden Extremen gab es einen „religiösen Mainstream“, der | + | Zwischen diesen beiden Extremen gab es einen „religiösen Mainstream“, der grundsätzlich dem Buddhismus anhing und zugleich den ''kami'' wohlwollend gegenüber stand. Auch innerhalb dieses Mainstreams blieb aber ein gewisses Bewusstsein vom Unterschied zwischen einheimischen und der buddhistischen Gestalten bestehen, wobei die einheimischen letztlich geringer eingestuft wurden. |
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+ | Der Grund, warum man die ''kami'' trotz Vorherrschen des Buddhismus nie ganz aus dem Bewusstsein verlor, mag in ihrer Verbundenheit mit lokalen Gegebenheiten gelegen haben. In den ''kami'' suchten und fanden Japaner immer wieder die Bestätigung einer lokalen — um nicht zu sagen „nationalen“ — Identität, die besonders in der emotionalen Positionierung gegenüber China eine Rolle spielte. Dies wird unter anderem am Beispiel der erfolgreichen Abwehr der Mongolenangriffe, Ende des dreizehnten Jahrhunderts deutlich. Bekanntermaßen scheiterten die beiden Invasionsversuche der Mongolen unter {{g|Kubilaikhan}} 1274 und 1281 jeweils an Taifunen, durch die die angreifenden Flotten zerstört wurden. Diese Winde wurden in Japan nachträglich den ''kami'' zugeschrieben und als {{g|kamikaze}}, göttliche Winde, bezeichnet, ein Ausdruck, der im Zweiten Weltkrieg dann auch auf die Selbstmordpiloten der Luftwaffe Anwendung fand. | ||
− | Es | + | Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass im Anschluss an die Mongolenangriffe der Begriff {{g|shinkoku}} — „Götterland“, bzw. „Land der ''kami''“ — immer häufiger auftaucht, und zwar zumeist dann, wenn auf die Auserwähltheit Japans hingewiesen werden soll. Solche Gedanken spielen vor allem für die „Traditionalisten“ des japanischen Mittelalters eine große Rolle, wenn es darum geht, die Macht des Tennō-Hofes wieder herzustellen. Zu diesen zählte auch der Krieger {{g|kitabatakechikafusa}} (1293–1354). Er zog nicht nur an der Seite des Kaisers {{g|Godaigo}} in den Krieg gegen das Kamakura-Shōgunat, um den Tennō wieder ins Zentrum der Macht zurückzuführen, er schrieb auch gelehrte Werke, die den kaiserlichen Machtanspruch historisch begründeten. Der erste Satz seines Hauptwerkes {{g|jinnoushoutouki}} („Über die Wahre Abfolge der Göttlichen Herrscher“, entstanden um 1340) lautet folgerichtig: „Dieses Land ist ein Götterland.“ Wie im späteren [[Geschichte/Staatsshinto | Staatsshintō]], der den Begriff „Götterland“ ebenfalls gerne verwendete, wurden also bereits im Mittelalter ''kami''-Kult und Tennō-Kult mit einander in Beziehung gesetzt. (S. dazu auch Kap. „Denken“, {{showTitel|Jinno_shotoki}}.) |
− | ==Watarai | + | ==Watarai Shintō== |
− | Chikafusa stand mit einer religiösen Bewegung in Verbindung, die von {{ | + | Chikafusa stand mit einer religiösen Bewegung in Verbindung, die von {{g|Ise}}, genau genommen vom Äußeren Ise Schrein ({{g|gekuu}}), ausging und mit dem oben erwähnten Ryōbu Shintō in enger Verbindung stand. Der Äußere Schrein von Ise hatte stets damit zu kämpfen, dass Ise zwar insgesamt als heiliger Ort erachtet wurde, dass aber im Grunde nur {{g|Amaterasu}}, die Hauptgottheit des Inneren Schreins, als Ahnengottheit des Tenno aufgefasst wurde. Die Gottheit des Äußeren Schreins, {{g|toyouke}}, wurde dagegen als Dienerin Amaterasus angesehen. Der Äußere Schrein war der Priester-Familie {{g|watarai}} anheim gestellt. Die Watarai entwarfen nun in einer Generationen überspannenden Unternehmung eine Theologie, die erstens Toyouke als die Verkörperung des Urgottes {{g|kuninotokotachi}} ansah, und zweitens beide Schreine, Inneren und Äußeren, als Entsprechung der beiden {{s|Mandala|Mandalas}} des Buddhas {{g|Dainichinyorai}}. Im Unterschied zur klassischen {{g|honjisuijaku}}-Theorie und analog zum Ryōbu Shintō waren die Ise-Gottheiten und Dainichi vollkommen gleichwertig, einander wechselseitig spiegelnd. Ise wurde zum heiligen Boden Dainichis und der Ursprung Dainichis damit nach Japan verlegt. Dadurch wurde nebenbei auch der Begriff „Götterland“ buddhistisch begründet und abgesichert. Das machte den Ise- oder {{g|wataraishintou}}, wie diese Richtung heute genannt wird, wahrscheinlich auch besonders attraktiv in den Augen Chikafusas. |
− | Wie die Einbeziehung von {{ | + | Wie die Einbeziehung von {{g|dainichinyorai}} bereits andeutet, wurde der Watarai Shintō nicht von den Watarai Priestern allein, sondern auch von buddhistischen Mönchen, v.a. aus der esoterischen {{g|Shingonshuu | Shingon}}-Schule entwickelt. Damit nahmen Elemente des esoterisch-buddhistischen Ritus Einzug in diese Form des Shintō. Im Watarai Shintō gibt es demnach Gebetsformeln ({{s|Mantra}}), Handzeichen ({{s|Mudra}}), die Anbetung von Sanskritzeichen, die Anrufung von Buddhas und anderes mehr. Daneben spielt auch der {{g|Yinyang}} Glaube eine wichtige Rolle. Das deshalb, weil zu dieser Zeit auch die Shingon-Schule starke Anleihen beim Yin Yang Glauben und der chinesischen Kosmologie machte. Im Mittelpunkt des Watarai Shintō standen allerdings traditionelle Riten des höfischen Shintō, die sozusagen buddhistisch aufbereitet wurden. |
− | Wie die Shingon Schule, hielten die Watarai ihre Gebets- und Ritualtexte geheim und gaben sie nur Initiierten weiter. Dennoch verbreitete sich der Watarai | + | Wie die Shingon-Schule, hielten die Watarai ihre Gebets- und Ritualtexte geheim und gaben sie nur Initiierten weiter. Dennoch verbreitete sich der Watarai Shintō recht rasch und wirkte mit, Ise zu einem führenden Zentrum des mittelalterlichen Pilgerwesens werden zu lassen. Trotz dieser neuen Bedeutung der Ise Schreine ist es fraglich, inwieweit sich die Vertreter des Watarai Shintō selbst als „Shintōisten“ sahen. Sofern sie Priester in Ise waren, verfügten sie natürlich über eine historisch gewachsene Identität als ''kami''-Priester. Aber ein klares Bewusstsein, einer vom Buddhismus verschiedenen Religion zu dienen, lässt sich nicht erkennen. Eher kann man im Watarai Shintō einen besonderen Versuch sehen, den Kult von Ise mit dem vorherrschenden buddhistischen Weltbild in Einklang zu bringen und dabei dennoch die Besonderheit Ises zu wahren. |
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+ | Die Ideen und Techniken der {{g|watarai}} diffundierten in viele Schreine und Tempel des Mittelalters und wurden im übrigen auch von den Priestern des Inneren Schreins von Ise übernommen. Es dauerte allerdings verhältnismäßig lange, bis auch die Familien des Tennō-Hofs — vor allem die Beamten des kaiserlichen Götteramtes ({{g|jingikan}}) — davon Gebrauch machten. Erst als die letzten Reste des {{g|heian}}-zeitlichen Hofstaats im Zuge des {{g|ouninnoran|Ōnin}}-Krieges (1467–1477) zerstört wurden und die Institution des Tennō den Tiefpunkt ihrer politischen Bedeutungslosigkeit erreichte, machte sich ein Abkömmling einer höfischen Priesterfamilie daran, eine Lehre im Stil der Watarai zu formulieren. | ||
− | Dieser Priester namens {{ | + | Dieser Priester namens {{g|yoshidakanetomo}} (1435–1511) stammte aus der Familie der {{g|urabe}}, die seit der Heian-Zeit als Orakelleser und Weissager bei Hof tätig waren. Er schuf ein Lehr- und Reitualsystem, das heute als {{g|yoshidashintou}} bekannt ist, von Kanetomo selbst aber als {{g|yuiitsushintou}}, der „Eine und Einzige Shintō“ bezeichnet wurde. Der Yoshida Shintō bezieht Teile der höfischen Urabe-Tradition mit ein, geht aber weit über deren traditionelle Inhalte hinaus. Mit Hilfe dieses neu geschaffenen Shinto gelang es Kanetomo, das höfische Götteramt neu zu errichten und unter die Führung der Urabe Priester zu stellen. Dazu mussten zwar viele Details der ehemals sakrosankten Ordnung des Hofes auf den Kopf gestellt werden, aber das fiel zu Kanetomos Zeit wohl nicht mehr allzu sehr ins Gewicht. Teile der Hofaristokratie mögen in Yoshida Kanetomo und in der neuen esoterisch-religiösen Bedeutung, die er dem Tennō und seinen Institutionen zuschrieb, hingegen einen neuen Hoffnungsträger erblickt haben. |
− | ===Die Lehre des Yoshida | + | ===Die Lehre des Yoshida Shintō=== |
− | Die ideengeschichtliche Bedeutung des Yoshida | + | {{floatright | sidebox=1 |
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+ | Die ideengeschichtliche Bedeutung des Yoshida Shintō liegt aber nicht in der Revitalisierung des Götteramtes. Vielmehr brachte Yoshida Kanetomo die Techniken und Theorien des Watarai Shintō erstmals in ein geschlossenes System, das er in seiner Schrift {{g|yuiitsushintoumyoubouyoushuu}} („Grundzüge von Namen und Gesetz des Einen und Einzigen Shintō“, kurz ''Myōbō yōshū'', 1485?) niederlegte. Mit dem „Einen und Einzigen Shintō“ entstand somit erstmals ein Entwurf, der sich selbstbewusst als Richtung des Shintō identifizierte und vom Buddhismus distanzierte. Kanetomo war zugleich einer der ersten, die das Verhältnis von ''kami'' und Buddhas bzw. Shintō und Buddhismus explizit thematisierten. Um dem Shintō zum Vorrang gegenüber dem Buddhismus zu verhelfen, drehte er die gängige ''honji suijaku'' These schlichtweg um und erklärte die ''kami'' zur Urform ({{g|honji}}) und die Buddhas zur „Spur“ ({{g|suijaku}}). Nach Ansicht des Yoshida Shintō würden sich die ''kami'' nur in Japan, dem Götterland, in ihrer wahren Gestalt zu erkennen geben, während sie sich in Indien und China in der behelfsmäßigen Erscheinungsform von Buddhas manifestierten. (Mehr dazu: {{showTitel|{{PAGENAME}}/Yuiitsu shinto myobo yoshu}}.) | ||
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+ | |Hauptheiligtum des Yoshida Shinto | ||
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+ | Trotz seiner behaupteten Urtümlichkeit wirken viele Elemente des Yoshida Shintō aus heutiger Sicht derart buddhistisch, dass man sich kaum vorstellen kann, wieso zu jener Zeit nicht sofort die Idee aufkam, dass der Yoshida Shintō vom esoterischen Buddhismus „abgekupfert“ hätte. Zum Beispiel heißt es, dass es im Shintō „geheime“ und „offene“ Lehren gäbe (in Analogie zur Zweiteilung in esoterischen und exoterischen Buddhismus), wobei die geheimen exklusiv im Besitz der Yoshida wären. Es gibt die Übereinstimmung von Gesten, Worten und Gedanken (die „Drei Geheimnisse“ des esoterischen Buddhismus), die zur Vereinigung mit der angerufenen Gottheit führen. Es gibt Ritualgegenstände und Mudrās, die direkt dem Shingon Buddhismus entnommen sind. Doch aus der Sicht des allgegenwärtigen Synkretismus seiner Entstehungszeit wirkt der Yoshida Shintō durchaus puristisch: Es werden keine Buddhas angerufen. Es werden keine {{s|sutra|Sutren}} rezitiert. Es werden keine buddhistischen Mönche als Urheber der Lehre angegeben. Es werden keine buddhistischen Ziele wie Erleuchtung, {{s|Nirvana}}, etc. proklamiert. Und wenn bestimmte Übereinstimmungen mit dem Buddhismus anerkannt werden, dann nur, um die Argumentation zu stützen, dass auch der Buddhismus letztlich auf die japanischen ''kami'' zurückgeht. | ||
− | ===Die Verbreitung des Yoshida | + | ===Die Verbreitung des Yoshida Shintō=== |
− | Der Yoshida | + | Der Yoshida Shintō verbreitete sich im sechzehnten Jahrhundert, also in der Zeit der „Kämpfenden Länder“, verhältnismäßig weitläufig in vielen Provinzen. Das liegt nicht nur an seiner überzeugenden Doktrin, sondern auch daran, dass die Nachfolger Yoshida Kanetomos in diversen kleineren, regionalen Schreinen, die teilweise von neu entstandenen Dorfgemeinschaften getragen wurden, eine Klientel entdeckten, die weder vom Buddhismus noch von den traditionellen Großschreinen betreut wurde. Diesen Schreinen bot der Yoshida Shintō eine neue Form der Unterstützung an, sei es, indem Priester in esoterische Riten des Yoshida Shintō eingeweiht wurden, sei es, dass der betreffende Schrein einfach einen Hofrang erhielt, den die Yoshida in ihrer Eigenschaft als Priester des Götteramts verteilten. Diese Funktion des Yoshida Shintō wurde in der {{g|edo}}-Zeit sogar offiziell anerkannt. Zum Entsetzen mancher anderer traditioneller Priesterfamilien, wurden die Yoshida in den ersten „Bestimmungen für Schreinpriester“ des {{g|tokugawa}} Shōgunats (= {{g|shoshanegikannushihatto}}, 1665) als zuständig für alle Schreine deklariert, die nicht bereits über traditionelle Bindungen zum Kaiserhof verfügten. Das Shōgunat erkannte damit den Tennō-Hof als prinzipiell für alle Shintō Angelegenheiten zuständig an, und wählte innerhalb des Tennō-Hofs die Yoshida als zuständig für die große Mehrheit aller Shintō Schreine aus. |
− | Was das in der Praxis bedeutete, ist heute noch weitgehend ungeklärt. Fest steht zum einen, dass es dem Yoshida | + | Was das in der Praxis bedeutete, ist heute noch weitgehend ungeklärt. Fest steht zum einen, dass es dem Yoshida Shintō gelang ein weit verzweigtes System von abhängigen Schreinen zu schaffen. Zum anderen bemühten sich viele Familien und Shintō Schulen, u.a. der neu erstarkende {{g|wataraishintou}}, mit zunehmendem Erfolg darum, die Vormachtstellung der Yoshida zu brechen. Große Schreine mit traditionellen Bindungen zum Hof fielen im übrigen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Yoshida. Dennoch war der Einfluss des Yoshida Shintō in der Edo-Zeit beträchtlich. Er wird heute nach wie vor unterschätzt und bedarf dringend einer historischen Aufarbeitung. |
− | ===Kritik am Yoshida | + | ===Kritik am Yoshida Shintō=== |
− | Ein Grund für die geringe Kenntnis über den Yoshida | + | Ein Grund für die geringe Kenntnis über den Yoshida Shintō soll auch kurz zur Sprache kommen: Bereits Anfang der Edo-Zeit kam es unter Intellektuellen zu einer „konfuzianischen Mode“ (s. [[Geschichte/Neo-Konfuzianismus | Neo-Konfuzianismus]]), die zunächst mit den Vorstellungen des Yoshida Shintō noch durchaus kompatibel war. Doch entwickelte sich unter konfuzianischer Sicht ein neuer Blick auf die Geschichte Japans, der geschichtliche Fälschungen strenger unter die Lupe nahm. Zugleich nahm die Kritik am Buddhismus zu. Insbesondere die Wahrheitsvermittlung des esoterischen Buddhismus und seine „geheimen“, nur Eingeweihten zugänglichen Initiationsriten wurden in Frage gestellt. |
+ | Damit geriet auch der Yoshida Shintō ins Kreuzfeuer der Kritik. Weder seine angebliche Ursprünglichkeit, noch seine Unabhängigkeit vom Buddhismus wurden von konfuzianisch geschulten Gelehrten akzeptiert. Die Idee eines „reinen Shinto“ wurde hingegen aus dem Yoshida Shintō übernommen und radikalisiert. Mitte der Edo-Zeit entstand daraus die sogenannte „Nationale Schule“ ({{g|kokugaku}}), die sowohl den Buddhismus als auch den Konfuzianismus ablehnte. Unter Gelehrten wie {{g|motoorinorinaga}} und {{g|hirataatsutane}} wurde die ''kokugaku'' zu einer führenden intellektuellen Strömung, die den Boden für die Buddhismus-kritischen Maßnahmen der {{g|meiji}}-Restauration bereitete. Zu diesen Maßnahmen zählte u.a. die sogenannte „Trennung von ''kami'' und Buddhas“ ({{g|shinbutsubunri}}) gleich nach der Restauration im Jahre 1868. Sie führte u.a. zur endgültigen Auflösung des Yoshida Shintō, der nunmehr als synkretistisch verschrien war. | ||
− | Diese politisch-religiöse Entwicklung fand auch in der japanischen und schließlich in der westlichen Religionsforschung ihren Niederschlag. Unter der Ideologie des | + | Diese politisch-religiöse Entwicklung fand auch in der japanischen und schließlich in der westlichen Religionsforschung ihren Niederschlag. Unter der Ideologie des Staatsshintō, also während der Meiji, und vor allem der frühen {{g|Shouwa}}-Zeit, wurde die Trennung von Buddhismus und Shintō auch rückwirkend vollzogen, alle „synkretistischen“ Richtungen (inklusive des Yoshida Shintō) wurden als historische Verirrungen gering geschätzt und in ihrer Bedeutung herunter gespielt. Erst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts setzte eine Revision dieses Geschichtsbildes ein, die allerdings noch keineswegs abgeschlossen ist. |
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Aktuelle Version vom 1. August 2024, 16:37 Uhr
Die gegenseitige Durchdringung von Buddhismus und Shintō ist in der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)] und Muromachi [Muromachi (jap.) 室町 Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)]-Zeit (13. bis 16. Jahrhundert) beinahe total. Es scheint, als könne man überhaupt nur von einer einzigen, mehr oder weniger synkretistischen Religion des japanischen Mittelalters sprechen. Gewisse Unterschiede zwischen kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] und Buddhas [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] werden zwar nicht geleugnet, doch letztlich — so die allgemeine Auffassung — sind diese Unterschiede nur scheinbar, im Grunde sind kami und Buddhas das Gleiche. Ebenso wie fast jeder kami-Schrein unter der Verwaltung eines buddhistischen Tempels steht, werden auch die kami selbst als „sichtbare Spuren“ (suijaku [suijaku (jap.) 垂迹 wtl. kami-Spur (eines Buddha); buddh. Bezeichnung für → kami]) oder Manifestationen einer buddhistischen Urform (honji [honji (jap.) 本地 (buddhistische) Urform (eines kami); s.a. suijaku]) aufgefasst (s. honji suijaku These).
Ryōbu Shintō
Einzelne Mönche gehen sogar noch weiter und betrachten kami und Buddhas als zwei gleichwertige Erscheinungsformen ein und der selben göttlichen Instanz. Insbesondere kommt es zur Verschmelzung von Dainichi Nyorai [Dainichi Nyorai (jap.) 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“], dem Hauptbuddha des esoterischen Buddhismus, mit Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise], der Ahnengottheit des Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels]. Amaterasu und Dainichi werden in einem ähnlichen dualen Verhältnis zu einander gesehen wie die beiden Mandalas [maṇḍala (skt.) मण्डल „Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung (jap. mandara 曼荼羅)] des esoterischen Buddhismus, Vajra- und Mutterschoß-Mandala, die ihrerseits nur zwei Aspekte des kosmischen Buddha Dainichi darstellen. So wie die beiden Mandalas mitunter auch als „zweiteiliges Mandala“ (Ryōbu mandara [Ryōbu mandara (jap.) 両部曼荼羅 „zweiteiliges Mandala“; andere Bezeichnung für das Ryōgai mandara]) bezeichnet werden, hat man für die Verschmelzung von Dainichi und Amaterasu rückblickend den Begriff Ryōbu Shintō [Ryōbu Shintō (jap.) 両部神道 Shintō-Interpretation des Mittelalters; wtl. „Shintō der beiden Teile“], „Shintō der beiden Teile“, erfunden. Ryōbu Shintō bezeichnet eine lose Gruppe von theologischen Spekulationen, die aus heutiger Sicht vor allem deshalb von Bedeutung sind, weil aus dieser Richtung der erste Anstoß zu einer eigenständigen Theologie des Shintō entstand.
Die Fragen, die manche buddhistische Mönche dazu trieben, sich aus theologischer Sicht mit den einheimischen Gottheiten auseinander zu setzen, resultierten im allgemeinen aus einzelnen Schreintraditionen, die sich der Einvernahme durch den Buddhismus hartnäckig widersetzten. Dazu zählten die bereits erwähnten seltsamen Tabus, die ganz besonders im Amaterasu Schrein von Ise [Ise Jingū (jap.) 伊勢神宮 kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū] gegen den Buddhismus errichtet worden waren. Und noch eine Vorstellung findet sich allenthalben: Nicht alle kami sind buddhistische Erscheinungen. Manche — oft als „wirkliche kami“ (jitsu no kami [jitsu no kami (jap.) 実神 „wahre kami“ = kami ohne buddhistische Urform (honji)]) bezeichnet — haben keine buddhistische Urform. Sie gehören ins Reich der tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] und der mit Zauberkraft ausgestatteten Füchse und tanuki [tanuki (jap.) 狸 Tanuki; Marderhund] (siehe Kapitel Mythen, Geister bzw. Füchse) und sind tendenziell böse und gefährlich. Gerade diese „wirklichen kami“ zogen nun die Aufmerksamkeit der Ryōbu Shintō Denker auf sich und resultierten in erstaunlichen Theorien, die gerade diese untersten und unheiligsten aller Götter zu Manifestationen von Amaterasu und Dainichi erklärten.
Andere buddhistische Richtungen, zumeist radikale Amidisten, lehnten die kami generell ab. Sie zweifelten zwar nicht an der Existenz der kami, doch sie waren der Meinung, dass die kami — im Gegensatz zu den Buddhas bzw. zu Buddha Amida [Amida (jap.) 阿弥陀 Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)] — lediglich eine selbstsüchtige, diesseitsverhaftete, irregeleitete Religiosität fordern und fördern.
Zwischen diesen beiden Extremen gab es einen „religiösen Mainstream“, der grundsätzlich dem Buddhismus anhing und zugleich den kami wohlwollend gegenüber stand. Auch innerhalb dieses Mainstreams blieb aber ein gewisses Bewusstsein vom Unterschied zwischen einheimischen und der buddhistischen Gestalten bestehen, wobei die einheimischen letztlich geringer eingestuft wurden.
Götterwind und Götterland
Der Grund, warum man die kami trotz Vorherrschen des Buddhismus nie ganz aus dem Bewusstsein verlor, mag in ihrer Verbundenheit mit lokalen Gegebenheiten gelegen haben. In den kami suchten und fanden Japaner immer wieder die Bestätigung einer lokalen — um nicht zu sagen „nationalen“ — Identität, die besonders in der emotionalen Positionierung gegenüber China eine Rolle spielte. Dies wird unter anderem am Beispiel der erfolgreichen Abwehr der Mongolenangriffe, Ende des dreizehnten Jahrhunderts deutlich. Bekanntermaßen scheiterten die beiden Invasionsversuche der Mongolen unter Kubilai Khan [Kubilai Khan (chin.) 元世祖忽必烈 1215–1294; Großkhan der Mongolen; Kaiser von China; Begründer der Yuan-Dynastie] 1274 und 1281 jeweils an Taifunen, durch die die angreifenden Flotten zerstört wurden. Diese Winde wurden in Japan nachträglich den kami zugeschrieben und als kamikaze [kamikaze (jap.) 神風 Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht], göttliche Winde, bezeichnet, ein Ausdruck, der im Zweiten Weltkrieg dann auch auf die Selbstmordpiloten der Luftwaffe Anwendung fand.
Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass im Anschluss an die Mongolenangriffe der Begriff shinkoku [shinkoku (jap.) 神国 wtl. „Götterland“] — „Götterland“, bzw. „Land der kami“ — immer häufiger auftaucht, und zwar zumeist dann, wenn auf die Auserwähltheit Japans hingewiesen werden soll. Solche Gedanken spielen vor allem für die „Traditionalisten“ des japanischen Mittelalters eine große Rolle, wenn es darum geht, die Macht des Tennō-Hofes wieder herzustellen. Zu diesen zählte auch der Krieger Kitabatake Chikafusa [Kitabatake Chikafusa (jap.) 北畠親房 1293–1354; Krieger und Gelehrter] (1293–1354). Er zog nicht nur an der Seite des Kaisers Go-Daigo [Go-Daigo (jap.) 後醍醐 1288–1339 (r. 1318–1339); Tennō der späten Kamakura-Zeit, der versuchte, die pol. Autorität des Kaiserhofes wieder herzustellen.] in den Krieg gegen das Kamakura-Shōgunat, um den Tennō wieder ins Zentrum der Macht zurückzuführen, er schrieb auch gelehrte Werke, die den kaiserlichen Machtanspruch historisch begründeten. Der erste Satz seines Hauptwerkes Jinnō shōtō-ki [Jinnō shōtō-ki (jap.) 神皇正統記 „Über die Wahre Abfolge der Göttlichen Herrscher“, Traktat von Kitabatake Chikafusa, 1339] („Über die Wahre Abfolge der Göttlichen Herrscher“, entstanden um 1340) lautet folgerichtig: „Dieses Land ist ein Götterland.“ Wie im späteren Staatsshintō, der den Begriff „Götterland“ ebenfalls gerne verwendete, wurden also bereits im Mittelalter kami-Kult und Tennō-Kult mit einander in Beziehung gesetzt. (S. dazu auch Kap. „Denken“, Jinnō shōtō-ki (Shintō-Klassiker, Teil 1).)
Watarai Shintō
Chikafusa stand mit einer religiösen Bewegung in Verbindung, die von Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū], genau genommen vom Äußeren Ise Schrein (Gekū [Gekū (jap.) 外宮 Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht]), ausging und mit dem oben erwähnten Ryōbu Shintō in enger Verbindung stand. Der Äußere Schrein von Ise hatte stets damit zu kämpfen, dass Ise zwar insgesamt als heiliger Ort erachtet wurde, dass aber im Grunde nur Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise], die Hauptgottheit des Inneren Schreins, als Ahnengottheit des Tenno aufgefasst wurde. Die Gottheit des Äußeren Schreins, Toyouke [Toyouke (jap.) 豊受 Nahrungsgottheit des Äußeren Schreins von Ise], wurde dagegen als Dienerin Amaterasus angesehen. Der Äußere Schrein war der Priester-Familie Watarai [Watarai (jap.) 度会 Priester des Äußeren Schreins von Ise] anheim gestellt. Die Watarai entwarfen nun in einer Generationen überspannenden Unternehmung eine Theologie, die erstens Toyouke als die Verkörperung des Urgottes Kuni no Tokotachi [Kuni no Tokotachi (jap.) 国常立 mythologische Urgottheit des Shintō] ansah, und zweitens beide Schreine, Inneren und Äußeren, als Entsprechung der beiden Mandalas [maṇḍala (skt.) मण्डल „Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung (jap. mandara 曼荼羅)] des Buddhas Dainichi Nyorai [Dainichi Nyorai (jap.) 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“]. Im Unterschied zur klassischen honji suijaku [honji suijaku (jap.) 本地垂迹 wtl. Grundform und herabgelassene Spur; Theorie der Identität von kami und Buddhas]-Theorie und analog zum Ryōbu Shintō waren die Ise-Gottheiten und Dainichi vollkommen gleichwertig, einander wechselseitig spiegelnd. Ise wurde zum heiligen Boden Dainichis und der Ursprung Dainichis damit nach Japan verlegt. Dadurch wurde nebenbei auch der Begriff „Götterland“ buddhistisch begründet und abgesichert. Das machte den Ise- oder Watarai Shintō [Watarai Shintō (jap.) 度会神道 Shintō-Lehre des Äußeren Schreins von Ise], wie diese Richtung heute genannt wird, wahrscheinlich auch besonders attraktiv in den Augen Chikafusas.
Wie die Einbeziehung von Dainichi Nyorai [Dainichi Nyorai (jap.) 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“] bereits andeutet, wurde der Watarai Shintō nicht von den Watarai Priestern allein, sondern auch von buddhistischen Mönchen, v.a. aus der esoterischen Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan]-Schule entwickelt. Damit nahmen Elemente des esoterisch-buddhistischen Ritus Einzug in diese Form des Shintō. Im Watarai Shintō gibt es demnach Gebetsformeln (mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)]), Handzeichen (mudra [mudrā (skt.) मुद्रा „Siegel“, Gebetsgeste (jap. inzō 印相)]), die Anbetung von Sanskritzeichen, die Anrufung von Buddhas und anderes mehr. Daneben spielt auch der Glaube eine wichtige Rolle. Das deshalb, weil zu dieser Zeit auch die Shingon-Schule starke Anleihen beim Yin Yang Glauben und der chinesischen Kosmologie machte. Im Mittelpunkt des Watarai Shintō standen allerdings traditionelle Riten des höfischen Shintō, die sozusagen buddhistisch aufbereitet wurden.
Wie die Shingon-Schule, hielten die Watarai ihre Gebets- und Ritualtexte geheim und gaben sie nur Initiierten weiter. Dennoch verbreitete sich der Watarai Shintō recht rasch und wirkte mit, Ise zu einem führenden Zentrum des mittelalterlichen Pilgerwesens werden zu lassen. Trotz dieser neuen Bedeutung der Ise Schreine ist es fraglich, inwieweit sich die Vertreter des Watarai Shintō selbst als „Shintōisten“ sahen. Sofern sie Priester in Ise waren, verfügten sie natürlich über eine historisch gewachsene Identität als kami-Priester. Aber ein klares Bewusstsein, einer vom Buddhismus verschiedenen Religion zu dienen, lässt sich nicht erkennen. Eher kann man im Watarai Shintō einen besonderen Versuch sehen, den Kult von Ise mit dem vorherrschenden buddhistischen Weltbild in Einklang zu bringen und dabei dennoch die Besonderheit Ises zu wahren.
Yoshida Shintō
Shinto and the Yoshida Lineage (Ausstellungsbroschüre), Museum der Kokugakuin Universität, Tokyo, 2018.
Die Ideen und Techniken der Watarai [Watarai (jap.) 度会 Priester des Äußeren Schreins von Ise] diffundierten in viele Schreine und Tempel des Mittelalters und wurden im übrigen auch von den Priestern des Inneren Schreins von Ise übernommen. Es dauerte allerdings verhältnismäßig lange, bis auch die Familien des Tennō-Hofs — vor allem die Beamten des kaiserlichen Götteramtes (Jingi-kan [Jingi-kan (jap.) 神祇官 Götteramt, wtl. Amt für Götter des Himmels und der Erde]) — davon Gebrauch machten. Erst als die letzten Reste des Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-zeitlichen Hofstaats im Zuge des Ōnin [Ōnin no Ran (jap.) 応仁の乱 Aufruhr der Ōnin-Zeit; Bürgerkrieg 1467–1477, der insbesondere in Kyōto große Zerstörungen verursachte]-Krieges (1467–1477) zerstört wurden und die Institution des Tennō den Tiefpunkt ihrer politischen Bedeutungslosigkeit erreichte, machte sich ein Abkömmling einer höfischen Priesterfamilie daran, eine Lehre im Stil der Watarai zu formulieren.
Dieser Priester namens Yoshida Kanetomo [Yoshida Kanetomo (jap.) 吉田兼倶 1435–1511; Shintō-Priester und Theologe; Begründer des Yoshida Shintō (auch Yuiitsu Shintō), Autor des Yuiitsu shintō myōbō yōshū] (1435–1511) stammte aus der Familie der Urabe [Urabe (jap.) 卜部 Priester und Orakelleser des Tennō-Hofs], die seit der Heian-Zeit als Orakelleser und Weissager bei Hof tätig waren. Er schuf ein Lehr- und Reitualsystem, das heute als Yoshida Shintō [Yoshida Shintō (jap.) 吉田神道 mittelalterl. Shintō-Richtung, begründet von Yoshida Kanetomo] bekannt ist, von Kanetomo selbst aber als Yuiitsu Shintō [Yuiitsu Shintō (jap.) 唯一神道 mittelalt. Shintō-Richtung (= Yoshida Shintō)], der „Eine und Einzige Shintō“ bezeichnet wurde. Der Yoshida Shintō bezieht Teile der höfischen Urabe-Tradition mit ein, geht aber weit über deren traditionelle Inhalte hinaus. Mit Hilfe dieses neu geschaffenen Shinto gelang es Kanetomo, das höfische Götteramt neu zu errichten und unter die Führung der Urabe Priester zu stellen. Dazu mussten zwar viele Details der ehemals sakrosankten Ordnung des Hofes auf den Kopf gestellt werden, aber das fiel zu Kanetomos Zeit wohl nicht mehr allzu sehr ins Gewicht. Teile der Hofaristokratie mögen in Yoshida Kanetomo und in der neuen esoterisch-religiösen Bedeutung, die er dem Tennō und seinen Institutionen zuschrieb, hingegen einen neuen Hoffnungsträger erblickt haben.
Die Lehre des Yoshida Shintō
Die ideengeschichtliche Bedeutung des Yoshida Shintō liegt aber nicht in der Revitalisierung des Götteramtes. Vielmehr brachte Yoshida Kanetomo die Techniken und Theorien des Watarai Shintō erstmals in ein geschlossenes System, das er in seiner Schrift Yuiitsu shintō myōbō yōshū [Yuiitsu shintō myōbō yōshū (jap.) 唯一神道名法要集 „Grundzüge von Namen und Gesetz des Einen und Einzigen Shintō“, Traktat von Yoshida Kanetomo, spätes 15. Jh.] („Grundzüge von Namen und Gesetz des Einen und Einzigen Shintō“, kurz Myōbō yōshū, 1485?) niederlegte. Mit dem „Einen und Einzigen Shintō“ entstand somit erstmals ein Entwurf, der sich selbstbewusst als Richtung des Shintō identifizierte und vom Buddhismus distanzierte. Kanetomo war zugleich einer der ersten, die das Verhältnis von kami und Buddhas bzw. Shintō und Buddhismus explizit thematisierten. Um dem Shintō zum Vorrang gegenüber dem Buddhismus zu verhelfen, drehte er die gängige honji suijaku These schlichtweg um und erklärte die kami zur Urform (honji [honji (jap.) 本地 (buddhistische) Urform (eines kami); s.a. suijaku]) und die Buddhas zur „Spur“ (suijaku [suijaku (jap.) 垂迹 wtl. kami-Spur (eines Buddha); buddh. Bezeichnung für → kami]). Nach Ansicht des Yoshida Shintō würden sich die kami nur in Japan, dem Götterland, in ihrer wahren Gestalt zu erkennen geben, während sie sich in Indien und China in der behelfsmäßigen Erscheinungsform von Buddhas manifestierten. (Mehr dazu: Yuiitsu shintō myōbō yōshū (Shintō-Klassiker, Teil 2).)
- Hauptort des japanischen Wegs der Götter (jingi-dō)
- Yoshida, Kaguraoka
- Sonnenhoher Sonnenweiheplatz und Schrein des Ursprungs
- Illustration einer großen Feier
Edo-Zeit. Bildquelle: Bernhard Scheid.
Trotz seiner behaupteten Urtümlichkeit wirken viele Elemente des Yoshida Shintō aus heutiger Sicht derart buddhistisch, dass man sich kaum vorstellen kann, wieso zu jener Zeit nicht sofort die Idee aufkam, dass der Yoshida Shintō vom esoterischen Buddhismus „abgekupfert“ hätte. Zum Beispiel heißt es, dass es im Shintō „geheime“ und „offene“ Lehren gäbe (in Analogie zur Zweiteilung in esoterischen und exoterischen Buddhismus), wobei die geheimen exklusiv im Besitz der Yoshida wären. Es gibt die Übereinstimmung von Gesten, Worten und Gedanken (die „Drei Geheimnisse“ des esoterischen Buddhismus), die zur Vereinigung mit der angerufenen Gottheit führen. Es gibt Ritualgegenstände und Mudrās, die direkt dem Shingon Buddhismus entnommen sind. Doch aus der Sicht des allgegenwärtigen Synkretismus seiner Entstehungszeit wirkt der Yoshida Shintō durchaus puristisch: Es werden keine Buddhas angerufen. Es werden keine Sutren [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)] rezitiert. Es werden keine buddhistischen Mönche als Urheber der Lehre angegeben. Es werden keine buddhistischen Ziele wie Erleuchtung, Nirvana [Nirvāṇa (skt.) निर्वाण „Erloschen, ausgelöscht“, Ort der Erlösung von allem Leid, absolutes Jenseits (jap. Nehan 涅槃)], etc. proklamiert. Und wenn bestimmte Übereinstimmungen mit dem Buddhismus anerkannt werden, dann nur, um die Argumentation zu stützen, dass auch der Buddhismus letztlich auf die japanischen kami zurückgeht.
Die Verbreitung des Yoshida Shintō
Der Yoshida Shintō verbreitete sich im sechzehnten Jahrhundert, also in der Zeit der „Kämpfenden Länder“, verhältnismäßig weitläufig in vielen Provinzen. Das liegt nicht nur an seiner überzeugenden Doktrin, sondern auch daran, dass die Nachfolger Yoshida Kanetomos in diversen kleineren, regionalen Schreinen, die teilweise von neu entstandenen Dorfgemeinschaften getragen wurden, eine Klientel entdeckten, die weder vom Buddhismus noch von den traditionellen Großschreinen betreut wurde. Diesen Schreinen bot der Yoshida Shintō eine neue Form der Unterstützung an, sei es, indem Priester in esoterische Riten des Yoshida Shintō eingeweiht wurden, sei es, dass der betreffende Schrein einfach einen Hofrang erhielt, den die Yoshida in ihrer Eigenschaft als Priester des Götteramts verteilten. Diese Funktion des Yoshida Shintō wurde in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit sogar offiziell anerkannt. Zum Entsetzen mancher anderer traditioneller Priesterfamilien, wurden die Yoshida in den ersten „Bestimmungen für Schreinpriester“ des Tokugawa [Tokugawa (jap.) 徳川 Kriegerdynastie, die während der Edo- oder Tokugawa-Zeit (1603–1867) das Amt des Militärmachthabers (Shōgun) inne hatte.] Shōgunats (= Shosha negi kannushi hatto [Shosha negi kannushi hatto (jap.) 諸社禰宜神主法度 „Bestimmungen für Schreinpriester“ 1665], 1665) als zuständig für alle Schreine deklariert, die nicht bereits über traditionelle Bindungen zum Kaiserhof verfügten. Das Shōgunat erkannte damit den Tennō-Hof als prinzipiell für alle Shintō Angelegenheiten zuständig an, und wählte innerhalb des Tennō-Hofs die Yoshida als zuständig für die große Mehrheit aller Shintō Schreine aus.
Was das in der Praxis bedeutete, ist heute noch weitgehend ungeklärt. Fest steht zum einen, dass es dem Yoshida Shintō gelang ein weit verzweigtes System von abhängigen Schreinen zu schaffen. Zum anderen bemühten sich viele Familien und Shintō Schulen, u.a. der neu erstarkende Watarai Shintō [Watarai Shintō (jap.) 度会神道 Shintō-Lehre des Äußeren Schreins von Ise], mit zunehmendem Erfolg darum, die Vormachtstellung der Yoshida zu brechen. Große Schreine mit traditionellen Bindungen zum Hof fielen im übrigen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Yoshida. Dennoch war der Einfluss des Yoshida Shintō in der Edo-Zeit beträchtlich. Er wird heute nach wie vor unterschätzt und bedarf dringend einer historischen Aufarbeitung.
Kritik am Yoshida Shintō
Ein Grund für die geringe Kenntnis über den Yoshida Shintō soll auch kurz zur Sprache kommen: Bereits Anfang der Edo-Zeit kam es unter Intellektuellen zu einer „konfuzianischen Mode“ (s. Neo-Konfuzianismus), die zunächst mit den Vorstellungen des Yoshida Shintō noch durchaus kompatibel war. Doch entwickelte sich unter konfuzianischer Sicht ein neuer Blick auf die Geschichte Japans, der geschichtliche Fälschungen strenger unter die Lupe nahm. Zugleich nahm die Kritik am Buddhismus zu. Insbesondere die Wahrheitsvermittlung des esoterischen Buddhismus und seine „geheimen“, nur Eingeweihten zugänglichen Initiationsriten wurden in Frage gestellt. Damit geriet auch der Yoshida Shintō ins Kreuzfeuer der Kritik. Weder seine angebliche Ursprünglichkeit, noch seine Unabhängigkeit vom Buddhismus wurden von konfuzianisch geschulten Gelehrten akzeptiert. Die Idee eines „reinen Shinto“ wurde hingegen aus dem Yoshida Shintō übernommen und radikalisiert. Mitte der Edo-Zeit entstand daraus die sogenannte „Nationale Schule“ (kokugaku [kokugaku (jap.) 国学 „Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete]), die sowohl den Buddhismus als auch den Konfuzianismus ablehnte. Unter Gelehrten wie Motoori Norinaga [Motoori Norinaga (jap.) 本居宣長 1730–1801; Shintō-Gelehrter der „nationalen Schule“ (kokugaku)] und Hirata Atsutane [Hirata Atsutane (jap.) 平田篤胤 1776–1843; kokugaku-Gelehrter] wurde die kokugaku zu einer führenden intellektuellen Strömung, die den Boden für die Buddhismus-kritischen Maßnahmen der Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Restauration bereitete. Zu diesen Maßnahmen zählte u.a. die sogenannte „Trennung von kami und Buddhas“ (shinbutsu bunri [shinbutsu bunri (jap.) 神仏分離 Trennung von kami und Buddhas; religionspolitische Maßnahme zur Entflechtung von buddh. Tempeln und Shintō-Schreinen; vereinzelt in der Edo-Zeit, vor allem aber für die frühe Meiji-Zeit (1868–1873) charakteristisch]) gleich nach der Restauration im Jahre 1868. Sie führte u.a. zur endgültigen Auflösung des Yoshida Shintō, der nunmehr als synkretistisch verschrien war.
Diese politisch-religiöse Entwicklung fand auch in der japanischen und schließlich in der westlichen Religionsforschung ihren Niederschlag. Unter der Ideologie des Staatsshintō, also während der Meiji, und vor allem der frühen Shōwa [Shōwa (jap.) 昭和 Regierungszeit des Tennō Hirohito (1926–1989)]-Zeit, wurde die Trennung von Buddhismus und Shintō auch rückwirkend vollzogen, alle „synkretistischen“ Richtungen (inklusive des Yoshida Shintō) wurden als historische Verirrungen gering geschätzt und in ihrer Bedeutung herunter gespielt. Erst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts setzte eine Revision dieses Geschichtsbildes ein, die allerdings noch keineswegs abgeschlossen ist.
Verweise
Verwandte Themen
Literatur
- Japanese Journal of Religious Studies 29/3–4, 2002. (Online.) [Sondernummer des JJRS.]
Bilder
- ^ Das vorliegende Portrait von Yoshida Kanetomo existiert nur noch als Foto eines Hängerollbildes. Das Rollbild befand sich vor dem 2. Weltkrieg im Besitz des Shintō-Gelehrten Miyaji Naokazu, wurde allerdings im Krieg zerstört. Es gilt als das einzige bekannte Portrait des mittelalterlichen Shintō-Theologen Kanetomo, das während oder kurz nach seiner Lebenszeit angefertigt wurde.
Shinto and the Yoshida Lineage (Ausstellungsbroschüre), Museum der Kokugakuin Universität, Tokyo, 2018.
- ^ Das Hauptheiligtum des Yoshida Shintō, der Taigen-kyū im Yoshida Schrein von Kyōto. Die Bildinschrift lautet:
- Hauptort des japanischen Wegs der Götter (jingi-dō)
- Yoshida, Kaguraoka
- Sonnenhoher Sonnenweiheplatz und Schrein des Ursprungs
- Illustration einer großen Feier
Der eigentliche Yoshida Schrein ist nur in der rechten unteren Ecke angedeutet. Daneben sieht man ein Arrangement für ein Ritual im Freien, bei dem Banner in den Farben der Fünf Himmelsrichtungen hervorstechen. Über die Brücke in der Bildmitte gelangt man zur Anlage des Taigen-kyū, die auch heute noch existiert. In der Mitte befindet sich das achteckige, schilfgedeckte Hauptgebäude. Die Nebenschreine unmittelbar hinter der Haupthalle repräsentieren Gekū und Naikū, die beiden Hauptschreine von Ise. Die Wege dorthin sind wegen des rituellen Anlasses mit Matten ausgelegt. Die weiteren Nebenschreine symbolisieren die Gesamtheit aller Schreine des Landes.
Edo-Zeit. Bildquelle: Bernhard Scheid.
Glossar
- Dainichi Nyorai 大日如来 ^ Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
- honji suijaku 本地垂迹 ^ wtl. Grundform und herabgelassene Spur; Theorie der Identität von kami und Buddhas
- Jinnō shōtō-ki 神皇正統記 ^ „Über die Wahre Abfolge der Göttlichen Herrscher“, Traktat von Kitabatake Chikafusa, 1339
- Kitabatake Chikafusa 北畠親房 ^ 1293–1354; Krieger und Gelehrter
- Kubilai Khan (chin.) 元世祖忽必烈 ^ 1215–1294; Großkhan der Mongolen; Kaiser von China; Begründer der Yuan-Dynastie
- Kuni no Tokotachi 国常立 ^ mythologische Urgottheit des Shintō
- Ōnin no Ran 応仁の乱 ^ Aufruhr der Ōnin-Zeit; Bürgerkrieg 1467–1477, der insbesondere in Kyōto große Zerstörungen verursachte
- Ryōbu Shintō 両部神道 ^ Shintō-Interpretation des Mittelalters; wtl. „Shintō der beiden Teile“
- shinbutsu bunri 神仏分離 ^ Trennung von kami und Buddhas; religionspolitische Maßnahme zur Entflechtung von buddh. Tempeln und Shintō-Schreinen; vereinzelt in der Edo-Zeit, vor allem aber für die frühe Meiji-Zeit (1868–1873) charakteristisch
- Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
- Shosha negi kannushi hatto 諸社禰宜神主法度 ^ „Bestimmungen für Schreinpriester“ 1665
- Yoshida Kanetomo 吉田兼倶 ^ 1435–1511; Shintō-Priester und Theologe; Begründer des Yoshida Shintō (auch Yuiitsu Shintō), Autor des Yuiitsu shintō myōbō yōshū
- Yuiitsu shintō myōbō yōshū 唯一神道名法要集 ^ „Grundzüge von Namen und Gesetz des Einen und Einzigen Shintō“, Traktat von Yoshida Kanetomo, spätes 15. Jh.