Mythen/Imaginaere Tiere: Unterschied zwischen den Versionen

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In China gibt es die Vorstellung, dass die Sonne von einer dreibeinigen Krähe beherrscht (oder repräsentiert) wird. In Japan ist dieses Sonnensymbol in die Legenden des mythischen ersten Kaisers {{g| jinmutennou}} eingeflossen. Er unternahm vor der Reichsgründung einen Feldzug, der über weite Strecken eher einer Irrfahrt glich. Auf der Halbinsel {{g|kiihantou|Kii}} wies ihm jedoch eine dreibeinige Krähe, {{g|yatagarasu}}, den Weg, der ihn schließlich ins Nara-Becken führte. Diese Krähe wird daher in den {{g|Kumano}} Schreinen, die ihren Hauptsitz auf Kii haben, besonders verehrt. Sie hat in jüngerer Zeit aber auch als Fußball-Maskottchen neue Funktionen übernommen.
 
In China gibt es die Vorstellung, dass die Sonne von einer dreibeinigen Krähe beherrscht (oder repräsentiert) wird. In Japan ist dieses Sonnensymbol in die Legenden des mythischen ersten Kaisers {{g| jinmutennou}} eingeflossen. Er unternahm vor der Reichsgründung einen Feldzug, der über weite Strecken eher einer Irrfahrt glich. Auf der Halbinsel {{g|kiihantou|Kii}} wies ihm jedoch eine dreibeinige Krähe, {{g|yatagarasu}}, den Weg, der ihn schließlich ins Nara-Becken führte. Diese Krähe wird daher in den {{g|Kumano}} Schreinen, die ihren Hauptsitz auf Kii haben, besonders verehrt. Sie hat in jüngerer Zeit aber auch als Fußball-Maskottchen neue Funktionen übernommen.

Version vom 20. Mai 2021, 14:51 Uhr

Tiergötter und Götterboten, Teil 1Imaginäre Tiere

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Imaginaere_Tiere.

Tiere können sowohl im japanischen Buddhismus [bukkyō (jap.) 仏教 Lehre des Buddha, Buddhismus] als auch im Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami] religiös verehrt werden. Dabei tauchen in der religiösen Vorstellungswelt Japans neben den realen Tieren auch zahlreiche mythische Fabelwesen auf. Es sind zumeist aus verschiedenen bekannten Tieren zusammengesetzte „Übertiere“, sie werden aber aus religiöser Sicht ebenso als real empfunden. Imaginäre Tiere, allen voran die Drachen, sind lediglich seltener als die anderen Arten. Diese Seltenheit korrespondiert mit den besonderen Kräften und Fähigkeiten, die ihnen zugesprochen werden.

Drache kenninji un.jpg
1
Drache (ryū) mit geschlossenem Maul („UN-Form“; UN-gyō). Das Pendant dieses Drachens ist mit offenem Maul („A-Form“) dargestellt. A steht für den Anfang (des Alphabets), UN für das Ende. Dieses A-UN Schema wird auch bei Torwächtern (Niō), Löwenhunden und anderen paarweise auftretenden Figuren gerne angewendet.
Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Bildquelle: Art History Strolls, Taiwan.
Drache kenninji.jpg
2
Drachenkopf mit offenem Maul („A-Form“; A-gyō). Das Pendant dieses Drachens (ryū) ist mit geschlossenem Maul („UN-Form“) dargestellt. A steht für den Anfang (des Alphabets), UN für das Ende. Dieses A-UN Schema wird auch bei Torwächtern (Niō), Löwenhunden und anderen paarweise auftretenden Figuren gerne angewendet.
Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Tokyo National Museum.
Wolkendrachen (unryū)

Die imaginären Tiere, die auf dieser Seite vorgestellt werden, beruhen zumeist auf chinesischen Vorbildern. Sie galten in China und in allen chinesisch beeinflussten vormodernen Kulturen als die oberste Klasse des Tierreichs und waren den normalen Menschen überlegen. Sie wurden grundsätzlich als positive Figuren angesehen und als Glücksbringer verehrt.

Drachen und Schlangen

Vorlage:Sidebox3 Drachen (ryū [ryū (jap.) 竜/龍 Drache; schlangenähnliches imaginäres Tier mit großer Affinität zum Wasser]) kombinieren äußerlich die anatomischen Stärken aller möglichen Tiere: Die Schuppen von Fischen und Schlangen, die Klauen und Flügel von Vögeln, die Zähne und Pranken von Tigern, außerdem Hörner, Fühler, usw. Manche Drachen können auch menschliche Gestalt annehmen. Auf dem Meeresboden steht der Palast (Ryūgū [Ryūgū (jap.) 龍宮 Drachenpalast; mythologischer Ort am Meeresgrund]) des Drachenkönigs. Ein Urenkel der Sonnengottheit suchte einst diesen Drachenpalast auf, verliebte sich in eine Tochter des Drachenkönigs, heiratete sie und nahm sie mit auf die Erde. Als er sie aber während der Geburt des gemeinsamen Kindes in Drachengestalt erblickte, zog sich die Drachentochter beschämt und entrüstet wieder ins Meer zurück. Ihr Sohn aber blieb auf Erden. Einer seiner Enkel war Jinmu Tennō [Jinmu Tennō (jap.) 神武天皇 wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)], der erste japanische „Kaiser“. Die Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels]-Familie zählt somit nicht nur die Sonnengottheit, sondern auch den Drachengott zu ihren Ahnen (mehr dazu: Göttermythen, Teil 2).

Chinesische Drachen

Die Blutsverwandtschaft von Kaiserhaus und Drachen ist kein Zufall. Chinesischen Mythen zufolge stellt der Drache seit dem legendären Gelben Kaiser, Huangdi [Huangdi (chin.) 黃帝 „Gelber Kaiser“; legendäre Regierungsdaten 2698–2598; Kulturheroe und mytholog. Reichsgründer Chinas], das Symboltier der kaiserlichen Herrschaft dar (ähnlich wie in Europa der Adler). Die Legende der drachenartigen Vorfahren des Tennō entstand also höchstwahrscheinlich aus dem Bedürfnis, dieses bedeutungsvolle Symboltier auch für das japanische Herrscherhaus zu instrumentalisieren.

Der Drache ist außerdem das bevorzugte Tier der Zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi [jūni shi (jap.) 十二支 Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)]) des chinesischen Kalenders (der auch in Japan Geltung hat). Und auch die vier Himmelsrichtungen werden nach einer chinesischen Auffassung von Drachen beherrscht (nach einer anderen Auffassung wird allerdings nur der Osten von einem blauen Drachen repräsentiert).

Laotse als Drache

Der Drache wurde im alten China — und wohl auch in Japan — zwar als real existierendes Tier aufgefasst, er unterschied sich aber von „normalen“ Tieren. Dies wird z.B. durch eine alte Legende illustriert, laut der Konfuzius [Kong Zi (chin.) 孔子 verm. 551–479 v.u.Z.; chin. Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie; der latinisierte Name „Konfuzius“ (eine Kreation der Jesuiten des 16. Jh.s) leitet sich ab von Kong Fu Zi 孔夫子 (wtl. Lehrmeister Kong); auch bekannt unter seinem Geburtsnamen Kong Qiu 孔丘], als er von seinem ersten und einzigen Treffen mit Laotse [Laozi (chin.) 老子 trad. Schreibung: Laotse; Lao Tse, Lao-tzu; wtl. „alter Knabe“; legendärer Philosoph und Begründer des Daoismus] zurückkehrte, seinen Eindruck des mysteriösen Weisen folgendermaßen schilderte:

Ich weiß, dass Vögel fliegen, dass Fische schwimmen und Wild laufen kann. Und was rennt, kann man zusammentreiben, was schwimmt, ist mit Netzen zu fangen und für das, was fliegt, kann man Pfeile benutzen. Was aber den Drachen betrifft, der auf Wind und Wolken reitet, so weiß ich nicht, wie ich ihn erfassen soll. Ich habe heute Laotse gesehen — und wahrlich: Er gleicht diesem Drachen!1

Drachen im Buddhismus

Auch im Buddhismus ist der Drache als gottgleiches Wesen anerkannt. Buddhistische Drachen lassen sich auf die indischen naga [nāga (skt.) नाग „Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)]s zurückführen, schlangenartige Gottheiten, die neben den deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]-Gottheiten eine eigene Kategorie von himmlischen Wesen darstellen. Der legendäre Begründer des Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] Buddhismus, Nagarjuna [Nāgārjuna (skt.) नागार्जुन 2.–3.Jh. u.Z.; legendenumwobener buddhistischer Denker, der als richtungsweisender Philosoph des Mahayana-Buddhismus angesehen wird und Konzepte wie „Leerheit“ oder „Zwei Wahrheiten“ systematisierte (jap. Ryūju 龍樹)] (2. Jh. u.Z.), soll seine neuartigen Sutren [sūtra (skt.) सूत्र „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)] von den nāga erhalten haben und trägt daher auch den Namen Nāga[a]rjuna, „Weißer nāga/Drache“ (jap. Ryūju [Ryūju (jap.) 龍樹 skt. Nagarjuna, buddh. Mönch, 2. Jh.; wtl. Bed. „Drachenbaum“]). Auch in Indien sind die nāga eng mit dem Wasser verbunden. Im Unterschied zu den chinesischen Drachen sind sie aber verhältnismäßig niedere, unerleuchtete Kreaturen. In Japan lässt sich jedoch kaum ein Unterschied zwischen buddhistischen nāga und chinesischen Drachen feststellen.

Die Verbundenheit mit dem Wasser äußert sich bei manchen Drachen im Besitz eines Edelsteins, mit dem sie Ebbe und Flut beherrschen. Dieser Edelstein wird zumeist als „Schatz-Perle“ (hōju [hōju (jap.) 宝珠 wtl. Schatzperle; auch nyoi no tama, „Perle, die jeden Wunsch erfüllt“; skt. cintamani; magische Perle, meist, aber nicht nur, im buddhistischen Kontext]) bezeichnet und hat eine enge Verwandtschaft mit dem buddhistischen Wunscherfüllungsjuwel (nyoi no tama [nyoi no tama (jap.) 如意の玉 Wunschperle, Wunschjuwel; auch hōju]), das auch von Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)]s getragen wird (Nyoirin Kannon [Nyoirin Kannon (jap.) 如意輪観音 Kannon mit Wunscherfüllungs-Perle (nyoi no tama)]). Schließlich werden Drachen für den Regen (oder das Ausbleiben des Regens) verantwortlich gemacht und stehen daher in vielen asiatischen Ländern im Zentrum von rituellen Bitten und Zeremonien, um Regen herbeizuführen.

Wasser und Drachen bilden also eine assoziative Einheit, daher auch die häufigen Drachenfiguren bei Brunnen (temizuya [temizuya (jap.) 手水舎 Schrein- oder Tempelbrunnen zum Reinigen von Mund und Händen]) am Eingang von Tempeln oder Schreinen. Als Herrscher über das lebenswichtige Element des Wassers können Drachen natürlich auch bedrohlich sein bzw. die Gefahr von Naturkatastrophen in sich bergen. Grundsätzlich besteht zu Drachen aber ein positives, von Respekt geprägtes Verhältnis.

Drachenartige Schlangen

Drachen und schlange.jpg
3 Drache und Schlange
Drache (ryū) und Schlange (hebi) auf einem Papierlampion, wahrscheinlich mit Bezug auf das Schlangenjahr der Tierkreiszeichen.
Werk von Katsushika Hokusai. Spätere Edo-Zeit, 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston.

Schlangen (hebi [hebi (jap.) Schlange]) zählen aus religiöser Sicht zur selben Familie wie die Drachen. Wenn einer Schlange überirdische Fähigkeiten zugesprochen werden, so ist im Grunde zwischen Drache und Schlange keine Unterschied mehr. In den klassischen japanischen Mythen taucht z.B. die achtköpfige Schlange Yamata no Orochi [Yamata no Orochi (jap.) 八岐大蛇 Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt] auf, ein Ungeheuer von riesigen Ausmaßen, das nur mit List vom Kulturheroen Susanoo [Susanoo (jap.) 須佐之男/素戔男 mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu] besiegt werden kann. Auf bildlichen Darstellungen aus späterer Zeit wird diese Schlange stets als Drache abgebildet.

Susanoo toyokuni.jpg
4 Susanoo kämpft gegen die achtköpfige Schlange
Susanoo rettet Prinzessin Kushinada vor der achtköpfigen Schlange (hebi). Im Vordergrund acht Töpfe mit Sake, Susanoos Trick, um das Monster betrunken zu machen. Wie für viele ukiyo-e der mittleren Periode typisch, ist der Held mit den Zügen eines Kabuki-Schauspielers ausgestattet.
Werk von Utagawa Toyokuni (1769–1825). Spätere Edo-Zeit. Tokyo National Museum.

Vorlage:Sidebox3 Obwohl dieser Mythos an das negative Bild europäischer Drachengeschichten erinnert, werden Schlangen in Japan, ähnlich wie Drachen, zumeist mit positivem Respekt und Ehrerbietung angesehen. Der Gott des uralten Miwa Schreins [Ōmiwa Jinja (jap.) 大神神社 Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans] taucht in den Mythen mehrfach auf und erscheint einmal in menschlicher, einmal in Schlangengestalt. Noch heute opfert man dieser Gottheit im Miwa Schrein rohe Eier, da diese für Schlangen eine besondere Delikatesse darstellen sollen. Die Miwa-Gottheit wird auch mit Ōkuninushi [Ōkuninushi (jap.) 大国主 mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes], dem Gott von Izumo [Izumo (jap.) 出雲 alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha] identifiziert. Auch in Izumo gibt es einen ähnlichen Schlangenkult.

Das Hitachi fudoki [Hitachi fudoki (jap.) 常陸風土記 „Aufzeichnungen von Luft und Erde aus Hitachi“; auch Hitachi no kuni fudoki, 713; Chronik kultureller Bräuche der historischen Provinz Hitachi 常陸, heutige Präf. Ibaraki], eine alte Chronik der heutigen Präfektur Ibaraki, berichtet, dass sich in alter Zeit — unweit der Stelle, wo in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts massive Proteste gegen die Errichtung des Flughafens Narita ausgefochten wurden — gehörnte Schlangen gegen die Urbarmachung des Landes zur Wehr setzten und die Menschen attackierten. Nach einigem Hin und Her errichtete man ihnen einen Schrein und brachte sie damit zur Ruhe. Man tauschte also Landrechte gegen religiöse Verehrung (die Konflikte der 1970er Jahre wurden hingegen vor Gericht entschieden). Aus dieser Erzählung wird ersichtlich, dass die Schlangen für Gottheiten gehalten wurden, denen das Land ursprünglich gehörte.

In vielen Mythenkreisen der Welt steht die Schlange als Herrscherin des Wassers dem Vogel bzw. dem Adler als Beherrscher des Himmels oder des Feuers gegenüber. In Indien ist dieser Gegensatz besonders stark ausgeprägt. Hier gibt es den Vogelmenschen Garuda [Garuḍa (skt.) गरुड Vogelmensch (jap. karura 迦楼羅)], der den erwähnten nāga — also den Schlangenwesen — in ewiger Feindschaft gegenübersteht. In China und Japan ist dieser Gegensatz nicht besonders präsent, vielleicht weil die Figur des Drachens zu übermächtig ist und selbst viele Eigenschaften von Vögeln besitzt. Der indische Vogelmensch Garuda scheint jedoch in der Sagenfigur des japanischen tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] einen Verwandten zu haben.

Schlangen als Sinnbild der Eifersucht

Schlange hokusai.jpg
5 Hokusais Schlange
Eine Schlange (hebi) windet sich um ein Totentäfelchen (ihai). Die Stoffmuster wiederholen die Muster der Schlangenhaut.
Werk von Katsushika Hokusai (1790–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.

Manche Schlangenlegenden erzählen davon, dass sich Schlangen — ähnlich wie Füchse — in Menschen verwandeln können und oft unerkannt an der Seite eines menschlichen Ehepartners leben. Solche Legenden offenbaren eine starke erotische Komponente im Bild der Schlange. In den aller ältesten Legenden sind es oft männliche Schlangengötter, die sich in Menschenform an menschliche Frauen heranmachen. In späteren Legenden führt enttäuschte Liebe bzw. Eifersucht zur Wiedergeburt als Schlange. Von diesem Schicksal sind — buddhistischen Legenden zufolge — vor allem Frauen betroffen. Eine von ihnen, Kiyohime [Kiyohime (jap.) 清姫 Heldin einer berühmten Legende aus der Heian-Zeit (10. Jh.); Sinnbild rasender Eifersucht], die unglücklich in einen buddhistischen Mönch verliebt war, verwandelte sich aus Eifersucht in eine Schlange und verfolgte ihren Geliebten bis in einen Tempel, wo er sich unter einer Tempelglocke versteckte. Sie aber wand sich um die Glocke, brachte sie zum Glühen und tötete den Mönch auf diese Weise (siehe Horrorklassiker).

Schlangen gelten außerdem als die Tiergefährten der Glücksgöttin Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] (s.a. Sidepage Benzaiten), die wiederum mit zahlreichen Drachenmythen in Verbindung steht. Benzaiten war ursprünglich eine indische Fluss- bzw. Wassergöttin, daher ihre Assoziation mit Schlangen und Drachen. Auch Benzaiten wird im übrigen für sehr eifersüchtig gehalten, und es heißt in Japan sogar, Liebes- und Ehepaaren sollten ihre Schreine nicht gemeinsam aufzusuchen.

Löwen und Löwenhunde

Shishimai.jpg
6 Löwenmaske
Das Foto zeigt die Maske während einer Aufführung des Löwentanzes (shishimai) vor dem Tōkyō National Museum.
Free Photo Wallpaper Japan & World, Jänner 2010.
Shishi nishihonganji.jpg
7 Chinesischer Löwe
Löwe (shishi); Detail aus dem „Chinesischen Tor“ (Kara-mon) des Nishi Hongan-ji im Stil der sog. Momoyama-Architektur.
Um 1600. Bernhard Scheid, flickr, 2016.

Die Rolle des Löwen (shishi [shishi (jap.) 獅子 Löwe, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden]) als Wächterfigur hat sich wahrscheinlich von Vorderasien aus nach Indien und Ostasien einerseits und nach Europa andererseits ausgebreitet. Dabei erwies sich der Löwe als äußerst vielseitig, was seine Symbolik betrifft: Weltliche Paläste bedienten sich seiner genauso wie religiöse Kultstätten, seien es nun Kirchen (der Markusdom in Venedig), buddhistische Tempel oder Shintō-Schreine. Obwohl Löwen im Gegensatz zu Drachen eine real existierende zoologische Spezies darstellen, kann man sie aus Sicht der (traditionellen) religiösen Ikonographie Japans zu den imaginären Tieren zählen, weil sie nicht in Japan heimisch sind und daher von einer ähnlichen exotischen Aura umgeben waren wie die Drachen. Traditionelle ostasiatische „Löwen“ haben sich im übrigen vom Aussehen des realen Tiers einigermaßen weit entfernt und gewisse ikonographische Eigenheiten angenommen, die mehr an einen Hund (vor allem an einen Pekinesen) als an ein katzenartiges Tier erinnern (s.u.).

Shishimai utamaro.jpg
8 Löwentanz zu Neujahr (Kitagawa Utamaro, 1789)
Die Abbildung stammt aus einer Kollektion unterhaltsamer Gedichte, zu denen Utamaro eine Serie von fünf Illustrationen schuf. Das vorliegende Bild zeigt eine Straßenszene in Edo während der Neujahrsfeiern. Straßenkünstler führen einen Löwentanz (shishimai) vor, größere Kinder amüsieren sich, kleinere fürchten sich.
Werk von Kitagawa Utamaro (1753?–1806). Edo-Zeit. Rijksmuseum, Amsterdam (RP-P-1960-11-3).

Löwen kommen zwar kaum je in japanischen Geschichten oder Mythen vor, gelten aber offensichtlich als bewährte Geisteraustreiber. In dieser Funktion findet man sie beispielsweise, zusammen mit Drachen und Baku (s.u.), im Gebälk von Tempeln, Schreinen und historischen Palästen, aber auch bei den Löwentänzen (shishimai [shishimai (jap.) 獅子舞 „Löwentanz“; ursprünglich trad. chin. Tanz zum Neujahrsfest]), die unter anderem zu Neujahr aufgeführt werden. Die Tänzer schlüpfen dabei in komisch-groteske Masken, die mit dem Gebiss klappern können, und vollführen lebhafte Tänze. Ähnlich wie bei hiesigen „Krampus“-Auftritten reagieren kleine Kinder üblicherweise ängstlich auf die Löwentänzer, während sich Erwachsene amüsieren.

Komainu

Vorlage:Sidebox3 Am häufigsten begegnet man paarweise aufgestellten Löwenwächtern, die entweder als karajishi [karajishi (jap.) 唐獅子 wtl. „China-Löwe“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden; Synonym für komainu; auch karashishi], wtl. „chinesischer Löwe“, oder als komainu [komainu (jap.) 狛犬 wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden], wtl. „Korea-Hund“, bezeichnet werden. Letzteres stellt heute die gängigere Bezeichnung dar. Wie diese Namen andeuten, gibt es in China und Korea ähnliche Statuen. Die beiden Bilder unten zeigen, dass es in manchen Fällen tatsächlich zu einer Differenzierung von Hund und Löwe kommt: Das linke Exemplar besitzt ein Horn und wird als „Korea-Hund“ angesehen. Das rechte, der „China-Löwe“, sieht eher wie ein realer Löwe aus. In der heute gängigen Ikonographie vermischen sich die beiden Typen jedoch zu einer einheitlichen Spezies, die ebenso sehr einem Hund wie einem Löwen ähnlich sieht und die man daher wohl am besten als „Löwenhund“ bezeichnet.

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9 Komainu
Mit geschlossenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „UN-Form“ (UN-gyō). Während man dieses gehörnte Tier wtl. als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird sein hornloser Partner „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum.
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10 Karajishi
Mit offenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „A-Form“ (A-gyō). Seine Gestalt ist verhältnismäßig realistisch und evoziert den Eindruck eines starken, mächtigen Tieres. Während man seinen gehörnten Partner als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird dieses Exemplar „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum.
Löwenhunde, Kamakura Zeit

Komainu sind typischerweise (wenn auch nicht ausschließlich) im Eingangsbereich von Shintō-Schreinen zu finden und stellen damit eines von vielen Elementen dar, die über den Buddhismus nach Japan fanden, bevor sie in den Shintō integriert wurden. Das buddhistische Erbe der komainu ist z.B. an einer Besonderheit erkennen, die sie mit den Torwächtern buddhistischer Tempel (niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]) teilen: Sie treten stets als Paar auf, wobei einer von beiden den Mund offen hat, der andere geschlossen. Diese sogenannte A/UN-Form (A-gyō [A-gyō (jap.) 阿形 Bez. für einen Typ von Wächtergottheit (niō) mit geöffnetem Mund; wtl. „A-Form“ (Figur, die ein „A“ ausspricht); Gegenstück von UN-gyō; im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer aufbrausenden Geste (mudra) verbunden.], UN-gyō [UN-gyō (jap.) 吽形 wtl. „HUM-Form“; Figur, die das Sanskritzeichen „HUM“, jap. un, ausspricht, und daher mit geschlossenem Mund dargestellt wird; Gegenstück von A-gyō (offener Mund); im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer beruhigenden Geste (mudra) verbunden; s.a. niō]) hat buddhistische Wurzeln (s. dazu Wächtergötter) und mag ehemals auch in China bekannt gewesen sein, hat sich aber dort nicht bis heute erhalten.

Während ältere komainu durchaus imposant aussehen, haben rezentere Beispiele oft komische Züge (s. Sidepage). In manchen Schreinen und Tempeln werden sie auch durch andere Tiere ersetzt, v.a. in Inari [Inari (jap.) 稲荷 Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht] Schreinen durch Füchse.


Andere imaginäre Tiere

Außer dem Löwen kennt man in Japan noch eine Reihe weiterer imaginärer Kreaturen, in denen sich Reste tatsächlich existierender Wildtiere wiederfinden lassen, die aber mit sagenhaften Eigenschaften und Kräften ausgeschmückt wurden. Diese exotischen Wesen stammen zumeist aus der chinesischen und/oder buddhistischen Folklore und haben überwiegend positive, glücksbringende Eigenschaften. Sie werden als Glücksbringer auch häufig abgebildet, sind aber wahrscheinlich weniger tief im kollektiven Bewusstsein der japanischen Kultur verankert als die potentiell bedrohlichen yōkai [yōkai (jap.) 妖怪 Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster], oni [oni (jap.) Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister] oder tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen], die auf anderen Seiten dieses Kapitels vorgestellt werden.

Elefanten und Baku

Baku nikko.jpg
11 Zwei „Imaginäre Elefanten“ (Tōshō-gū Schrein, Nikkō)
Zwei imaginäre Elefanten am Giebel des Kamijinkō 上神庫 (Göttlicher Speicher) im Tōshō-gū Schrein, Nikkō. Der Entwurf der Elefanten vom Hofmaler Kanō Tan'yū folgt weitgehend dem etablierten Bild des in Japan nicht heimischen Tieres. Der Unterschied zum Fabeltier baku ist fließend.
Werk von Kanō Tan’yū (Werkstatt) (1602–1674). Eo-Zeit, 1635. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
Baku iwashimizu.jpg
12 Baku, ein elefantenartiges Fabelwesen
Dachdekoration in Form eines baku
Frühe Edo-Zeit. Bernhard Scheid, flickr, 2013.
Baku2.jpg
13 Elefant (baku?) und Löwe bei Buddhas Begräbnis
Aus einer Darstellung von Buddhas Ableben (nehanzu). In dieser Abbildung aus dem Altertum erscheinen baku und shishi in der gleichen ikonographischen Gestalt, in der sie heute noch im Schnitzwerk von Tempeln zu bewundern sind.
11. Jh. Wikimedia Commons.

Als ein Tier, das im Leben des historischen Buddha eine gewisse Rolle spielte, ist der Elefant auch in Ostasien schon lange bekannt, ohne dass man seine genaue Gestalt je zu Gesicht bekam. Was man von ihm wusste, wurde wohl mit dem Tapir, einem anderen exotischen Tier, das u.a. in Südostasien heimisch ist, vermischt und zu einem legendären Tier, dem baku [baku (jap.) Baku, elefantenartiges legendäres Tier, das Träume frisst; auch: Tapir], neu zusammengesetzt. Bakus erfreuten sich in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit besonderer Beliebtheit und sind heute noch im Verein mit Drachen und Löwen an den Außenfassaden von Tempeln und Schreinen aus dieser Zeit zu bewundern. Es wird ihnen nachgesagt, dass sie alles verschlucken können — auch und vor allem böse Träume! Das Schriftzeichen baku ziert daher auch manchmal das Schiff der Sieben Glücksgötter, die ja ebenfalls für Träume, vor allem für glücksbringende Träume zu Jahresbeginn, zuständig sind.

Vorlage:Sidebox3

Elefant hokusai.jpg
14 Hokusais Elefant
Hokusais Illustration der buddhistischen Parabel von den Blinden, die einen Elefanten beschreiben sollen. Jeder beschreibt ihn anders, keiner lügt, aber die Wahrheit geht über all diese Einzelbeschreibungen hinaus. Hokusais Elefant ist vergleichsweise realistisch, hat aber doch einige Ähnlichkeiten mit dem legendären baku.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1819. Internet Archive, (bearbeitet).

Der Elefant selbst ist in der religiösen Kunst Japans etwas hinter dem baku zurück getreten, allerdings gibt es berühmte Darstellungen wie etwa die „Imaginären Elefanten“ in Nikkō [Nikkō (jap.) 日光 Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein]. Da sowohl Elefant als auch baku vor allem durch Rüssel und Stoßzähne gekennzeichnet sind, ist der Unterschied zwischen ihnen oft kaum auszumachen. In der späteren Edo-Zeit bemühten sich naturwissenschaftlich interessierte Künstler wie Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] allerdings um eine Differenzierung.

Kirin

Vorlage:Sidebox3 Kirin [kirin (jap.) 麒麟 „Drachenpferd“; mythologisches Tier; Giraffe] ist im modernen Sprachgebrauch das japanische Wort für Giraffe, doch bekam dieses afrikanische Tier in Ostasien einfach den Namen eines traditionellen Fabeltiers verpasst. Kirin ist daher im vormodernen Kontext besser mit „Drachenpferd“ zu übersetzen, vergleichbar mit dem hierzulande bekannten Einhorn. Das Fabelwesen dürfte seine Ursprünge in China haben, wo es als qilin [qilin (chin.) 麒麟 Fabeltier, auch als chin. Einhorn bezeichnet; jap. kirin] wesentlich häufiger anzutreffen ist als in Japan. In Japan sorgte vor allem die Biermarke Kirin für eine gewisse Bekanntheit des gleichnamigen Tiers. Doch schon in der Edo-Zeit wurde das kirin — zusammen mit anderen Fabeltieren chinesischer Provenienz — ein Glückssymbol, das die Außenwände vieler Tempel und Schreine zieren durfte.

Qilin ming tomb.jpg
15 Chinesisches Qilin, Qing-Zeit
Reliefdarstellung eines kirin.
China, Qing-Zeit, 17. Jh. Wikimedia Commons.
Kirin hoonji.jpg
16 Kirin, Holzrelief eines Tempels
Schnitzdarstellung eines kirin
Tanaka Jūyō, flickr, 2010.
Kirin meiji.jpg
17 Kirin, Meiji-Zeit
Drachenpferde (kirin). Beilage der ersten Nummer der Zeitung Jitsugyō Shinbun, 1895.
1895. Waseda University.

Das kirin hat ein ähnliches Gesicht wie ein Drachen, doch besitzt es oft ein stärker ausgeprägtes Geweih und den Körper eines Pferdes oder Hirschen. „Hirsch“ ist auch ein Element in den Schriftzeichen des kirin. Seine Haut ist mit Schuppen überzogen. Kirin gelten wie die meisten legendären Tiere als Glücksbringer und kündigen freudige Ereignisse an. Im Vergleich zu den Drachen sollen die chinesischen kirin friedfertiger sein, doch lässt sich dieser Befund für Japan nicht erhärten, da es kaum Legenden über kirin gibt.

Phönix

Hoo byodoin.jpg
18 Hōō, Byōdōin
Zwei dieser imaginären Vögel (hōō) zieren das Dach der Haupthalle des berühmten Amida-Tempels Byōdō-in im Süden Kyōtos. Schwarzweiß Photographie, publiziert 1966. Der Vogel ist auch auf dem derzeitigen 10.000-Yen-Schein Japans abgebildet.
Heian-Zeit, 1053. Bildquelle: John W. Bennett, Ohio State University, über Internet Archive.

Ostasien kennt einen imaginären Vogel, der analog zum griechischen Sagenvogel gerne als „Phönix“ bezeichnet wird, auf Chinesisch allerdings fenghuang [fenghuang (chin.) 鳳凰 mythologisches Vogelwesen aus China; im Westen auch als chin. Phönix bezeichnet; jap. hōō] heißt, was auf Japanisch hōō [hōō (jap.) 鳳凰 „Phönix“; imaginärer Vogel, chin. fenghuang] ausgesprochen wird. In Japan ist er zumeist auf den Dächern buddhistischer Tempel auszumachen, er entstammt aber ebenso wie das kirin dem chinesischen Sagen- und Legendengut und wird mit der Figur der Kaiserin assoziiert. Seine ikonographische Gestalt erinnert an eine Mischung aus Hahn und Pfau, doch besitzt er bei genauer Betrachtung eine ähnliche Schuppenhaut wie kirin oder Drache, ist also ebenfalls ein aus mehreren Tierarten zusammengesetztes „Übertier“.

Sonnenkrähe

Yatagarasu JFA.jpg
19 Fußball-Logo
Logo des Japanischen Fußballverbandes (JFA), auf dem die dreibeinige Krähe Yatagarasu mit einem Fußball bzw. dem Sonnensymbol der japanischen Nationalflagge dargestellt ist. Die dreibeinige Krähe, in altes mythologisches Motiv, wirbt bereits seit 1931 für die Verbreitung des Fußballs in Japan.
Sakkā no hako.

In China gibt es die Vorstellung, dass die Sonne von einer dreibeinigen Krähe beherrscht (oder repräsentiert) wird. In Japan ist dieses Sonnensymbol in die Legenden des mythischen ersten Kaisers Jinmu Tennō [Jinmu Tennō (jap.) 神武天皇 wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)] eingeflossen. Er unternahm vor der Reichsgründung einen Feldzug, der über weite Strecken eher einer Irrfahrt glich. Auf der Halbinsel Kii [Kii Hantō (jap.) 紀伊半島 Halbinsel Kii, Wakayama-ken] wies ihm jedoch eine dreibeinige Krähe, Yatagarasu [Yatagarasu (jap.) 八咫烏 wtl. Achthand-Krähe, wahrscheinlich in der Bedeutung „Riesen-Krähe“; wird zumeist als dreibeinig dargestellt, was einem chinesischen Sonnensymbol entspricht; mythologische Gottheit, die v.a. in Kumano verehrt wird], den Weg, der ihn schließlich ins Nara-Becken führte. Diese Krähe wird daher in den Kumano [Kumano (jap.) 熊野 Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)] Schreinen, die ihren Hauptsitz auf Kii haben, besonders verehrt. Sie hat in jüngerer Zeit aber auch als Fußball-Maskottchen neue Funktionen übernommen.

Wani

Vorlage:Wmax2 Wani [wani (jap.) Meeresungeheuer; Krokodil; Hai] ist ein Meeresungeheuer, das in den alten Mythen Japans immer wieder auftaucht. Das Wort bezeichnet heute ein Krokodil. Obwohl Krokodile im alten Japan nicht völlig unbekannt waren, ist doch anzunehmen, dass man sich unterschiedliche Vorstellungen machte, wie ein wani aussehen könnte. In der Mythe des kaiserlichen Prinzen Hiko Hohodemi [Hiko Hohodemi (jap.) 彦火火出見 auch Hoori; mythologischer Vorfahre der Tennō Dynastie und Held des Mythos von Bergglück und Meerglück], der die Tochter des Drachenkönigs ehelichte (s.o.), ist z.B. davon die Rede, dass die Meeresprinzessin die Gestalt eines wani annahm, als sie ihr Kind zu Welt brachte. Hokusai, der diese Geschichte illustrierte, stellte die Prinzessin in klassischer Drachengestalt dar. Andererseits illustrierte Hokusai auch das Märchen des weißen Hasen von Inaba [Inaba (jap.) 因幡 alte jap. Provinz in Zentraljapan], das ebenfalls in den Mythen des Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] enthalten ist. Der Hase wird Opfer einer ganzen Sippe von wani, die er leichtsinnig verärgert hat. Hier wählte der Edo-zeitliche Künstler die Form eines Krokodils, um diese wani darzustellen. Andere alte Quellen deuten an, dass man sich wani möglicherweise auch als Haie vorstellte.2

Shachi

Shachi hiroshige.jpg
20 Shachi auf ukiyoe
Das Bild stellt einen der beiden berühmten vergoldeten Tigerfische (shachi) auf dem Dach der Burg von Nagoya dar. Die shachi gelten als Wahrzeichen von Nagoya.
Werk von Utagawa Hiroshige II (1826–1869). Edo-Zeit, 1859. National museum of Asian Art, Freer Gallery of Art.
Shachi.jpg
21 Tigerfisch (shachi) real
Imaginärer Fisch (shachi) zur Abwehr von Bränden.
Aizu Wakamatsu Tourist Bureau.

Shachi [shachi (jap.) imaginärer Fisch, Schutztier vor Feuersbrünsten; auch shachihoko] oder auch shachihoko sind imaginäre Fische, die angeblich den Kopf eines Tigers besitzen. Auch das Schriftzeichen für diese Tiere besteht aus einer Kombination von Fisch und Tiger. Außerdem wird der Namen auch auf Orca-Wale angewendet. Shachi-Fische findet man in Japan zumeist als Dachornament auf den Burgen der Edo-Zeit, ein Brauch der von Oda Nobunaga [Oda Nobunaga (jap.) 織田信長 1534–1582, Kriegsfürst, Reichseiniger] eingeführt worden sein soll. Sie gelten als Wächterfiguren gegen Feuersbrünste, von denen man sich erhofft, dass sie im Fall eines Brandes Wasser speien würden. Meist blicken sich zwei shachi von den beiden Enden des Dachfirsts aus an, wobei sie den First mit ihrem kräftigen Maul scheinbar verschlingen, während die Schwanzflosse triumphal in den Himmel ragt. Sie sind häufig aus Keramik oder Bronze hergestellt, die mächtigsten Burgherren ließen sie sogar vergolden.

Japanische Tempel und Schreine bedienen sich dieser Tiere eher selten. Doch gab es sie in etwas abstrakterer Form offenbar schon in der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit, wie u.a. das Dach des Tōdaiji [Tōdaiji (jap.) 東大寺 Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel] in Nara beweist. Hier scheint es, als sei nur die Schwanzflosse eines Tiers zu sehen.3

Vorlage:Wmax2 Als Vorläufer beider Figuren kann möglicherweise ein indisches Tier namens makara [makara (skt.) मकर „Meeresungeheuer“, meist eine Kombination von Fisch und Landtier; entspricht in der Astrologie dem Zeichen des Steinbocks (jap. makera 摩竭羅 oder shachi 鯱)], jap. makera, angesehen werden, das auf vielen Tempeln ganz ähnlich Form wie die japanischen shachi dargestellt wird. Dieses Mischwesen aus Fisch und Landtier ist vor allem in Südasien und China beliebt und soll ebenfalls in erster Linie vor Feuer schützen.

Karpfen (koi)

Koi hiroshige.jpg
22 Karpfen von Hiroshige
Karpfen-Banner zur Zeit des Knabenfestes (Kodomo-no-hi, 5. Tag des 5. Monats). Die Stadt Edo ist von Nordosten zu sehen, im Hintergrund der Fuji-san. Während in der Bildmitte die Viertel der Samurai aus Suruga (Suruga-dai) liegen (links erkennt man einen Zipfel der Burg von Edo), befindet sich der Karpfen (koi) im Vordergrund im Viertel der Handwerker und Kaufleute (chōnin) nördlich des Kanda Flusses. Man erkennt, dass die Karpfen-Banner – Symbole der jugendlichen Kraft – eigentlich den militärischen Wimpeln nachempfunden sind, welche die Samurai zum Knabenfest vor ihren Häusern aufstellten.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Brooklyn Museum.
Koinobori.jpg
23 Knabenfest
Wimpel in Form von Karpfen (koi), die zum Knabenfest, Kodomo-no-hi, am 5.5. vor vielen Häusern in Japan aufgestellt werden.
Christian Bergmeister, flickr, 2008.

Karpfen (koi [koi (jap.) Karpfen]) sind zwar in Japan heimisch, können aber auch legendenhafte Züge annehmen. So erzählte man sich schon in China von einem besonders kräftigen Karpfen, dem es gelang, einen Wasserfall hinauf zu schwimmen, und der zum Lohn den Körper eines Drachen erhielt. Diese Legende begründet wiederum die japanische Symbolik des Karpfens als Inbegriff jugendlicher Kraft und Energie, die vor allem im Kontext des Knabenfestes (Kodomo-no-hi [Kodomo-no-hi (jap.) 子供の日 Kinder- bzw. Knabenfest am 5.5.]) ihren Ausdruck findet. Möglicherweise wurde diese Symbolik auch durch den oben genannten makara-Fisch beeinflusst.

Japanische Karpfen sind wesentlich dünner und dynamischer als die in Europa gezüchteten Speisekarpfen. In vielen japanischen Teichen werden auch farbenfrohe Zier-Karpfen gehalten.

Nishiki koi.jpg
24 Zierkarpfen
Japanische Zierkarpfen (nishikigoi) bei der Fütterung.
Bernard Spragg, Flickr 2009 (mit freundlicher Genehmigung).

Verweise

Fußnoten

  1. Matthias Claus (2006), nach Sima Qian, Shiji 史記 (um 100 v.u.Z.)
  2. Aoki Michiko übersetzt wani in einer Episode des Izumo fudoki (8. Jh.) als „Hai“ und weist auf eine Parallelerzählung aus der malaiischen Mythologie hin, wo es sich bei dem Tier um einen Hai handelt (Aoki 1997, S. 83f.). Klaus Antoni plädiert hingegen für wani als Krokodil (Antoni 1982, S. 46 und 247).
  3. Das Tier wird in diesem Fall als shibi bezeichnet. S. JAANUS.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Matthias Claus, Laotse und das Tao Te King: Eine Übertragung der 81 Lehrsprüche mit Rezeptionsgeschichte und Bibliographie. Weinheim: Das klassische China, 2006. (Online.)
Klaus Antoni, Der weiße Hase von Inaba: Vom Mythos zum Märchen. Analyse eines japanischen "Mythos der ewigen Wiederkehr" vor dem Hintergrund altchinesischen und zirkumpazifischen Denkens. Wiesbaden: Steiner, 1982. (Online.)
Michiko Aoki (Ü.), Records of Wind and Earth: A Translation of Fudoki with Introduction and Commentaries. Ann Arbor, Mich.: Association for Asian Studies, 1997.
Marius de Visser, The Dragon in China and Japan. Amsterdam: Johannes Müller Verlag, 1913. (Online.)

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Drache kenninji un.jpg
    Drache (ryū) mit geschlossenem Maul („UN-Form“; UN-gyō). Das Pendant dieses Drachens ist mit offenem Maul („A-Form“) dargestellt. A steht für den Anfang (des Alphabets), UN für das Ende. Dieses A-UN Schema wird auch bei Torwächtern (Niō), Löwenhunden und anderen paarweise auftretenden Figuren gerne angewendet.
    Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Bildquelle: Art History Strolls, Taiwan.
  2. ^ 
    Drache kenninji.jpg
    Drachenkopf mit offenem Maul („A-Form“; A-gyō). Das Pendant dieses Drachens (ryū) ist mit geschlossenem Maul („UN-Form“) dargestellt. A steht für den Anfang (des Alphabets), UN für das Ende. Dieses A-UN Schema wird auch bei Torwächtern (Niō), Löwenhunden und anderen paarweise auftretenden Figuren gerne angewendet.
    Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Tokyo National Museum.
  3. ^ 
    Drachen und schlange.jpg
    Drache (ryū) und Schlange (hebi) auf einem Papierlampion, wahrscheinlich mit Bezug auf das Schlangenjahr der Tierkreiszeichen.
    Werk von Katsushika Hokusai. Spätere Edo-Zeit, 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston.
  4. ^ 
    Susanoo toyokuni.jpg
    Susanoo rettet Prinzessin Kushinada vor der achtköpfigen Schlange (hebi). Im Vordergrund acht Töpfe mit Sake, Susanoos Trick, um das Monster betrunken zu machen. Wie für viele ukiyo-e der mittleren Periode typisch, ist der Held mit den Zügen eines Kabuki-Schauspielers ausgestattet.
    Werk von Utagawa Toyokuni (1769–1825). Spätere Edo-Zeit. Tokyo National Museum.
  5. ^ 
    Schlange hokusai.jpg
    Eine Schlange (hebi) windet sich um ein Totentäfelchen (ihai). Die Stoffmuster wiederholen die Muster der Schlangenhaut.
    Werk von Katsushika Hokusai (1790–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
  6. ^ 
    Shishimai.jpg
    Das Foto zeigt die Maske während einer Aufführung des Löwentanzes (shishimai) vor dem Tōkyō National Museum.
    Free Photo Wallpaper Japan & World, Jänner 2010.
  7. ^ 
    Shishi nishihonganji.jpg
    Löwe (shishi); Detail aus dem „Chinesischen Tor“ (Kara-mon) des Nishi Hongan-ji im Stil der sog. Momoyama-Architektur.
    Um 1600. Bernhard Scheid, flickr, 2016.
  8. ^ 
    Shishimai utamaro.jpg
    Die Abbildung stammt aus einer Kollektion unterhaltsamer Gedichte, zu denen Utamaro eine Serie von fünf Illustrationen schuf. Das vorliegende Bild zeigt eine Straßenszene in Edo während der Neujahrsfeiern. Straßenkünstler führen einen Löwentanz (shishimai) vor, größere Kinder amüsieren sich, kleinere fürchten sich.
    Werk von Kitagawa Utamaro (1753?–1806). Edo-Zeit. Rijksmuseum, Amsterdam (RP-P-1960-11-3).
  9. ^ 
    Koma kamakura1.jpg
    Mit geschlossenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „UN-Form“ (UN-gyō). Während man dieses gehörnte Tier wtl. als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird sein hornloser Partner „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
    Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum.
  10. ^ 
    Koma kamakura2.jpg
    Mit offenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „A-Form“ (A-gyō). Seine Gestalt ist verhältnismäßig realistisch und evoziert den Eindruck eines starken, mächtigen Tieres. Während man seinen gehörnten Partner als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird dieses Exemplar „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
    Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum.
  11. ^ 
    Baku nikko.jpg
    Zwei imaginäre Elefanten am Giebel des Kamijinkō 上神庫 (Göttlicher Speicher) im Tōshō-gū Schrein, Nikkō. Der Entwurf der Elefanten vom Hofmaler Kanō Tan'yū folgt weitgehend dem etablierten Bild des in Japan nicht heimischen Tieres. Der Unterschied zum Fabeltier baku ist fließend.
    Werk von Kanō Tan’yū (Werkstatt) (1602–1674). Eo-Zeit, 1635. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
  12. ^ 
    Baku iwashimizu.jpg
    Dachdekoration in Form eines baku
    Frühe Edo-Zeit. Bernhard Scheid, flickr, 2013.
  1. ^ 
    Baku2.jpg
    Aus einer Darstellung von Buddhas Ableben (nehanzu). In dieser Abbildung aus dem Altertum erscheinen baku und shishi in der gleichen ikonographischen Gestalt, in der sie heute noch im Schnitzwerk von Tempeln zu bewundern sind.
    11. Jh. Wikimedia Commons.
  2. ^ 
    Elefant hokusai.jpg
    Hokusais Illustration der buddhistischen Parabel von den Blinden, die einen Elefanten beschreiben sollen. Jeder beschreibt ihn anders, keiner lügt, aber die Wahrheit geht über all diese Einzelbeschreibungen hinaus. Hokusais Elefant ist vergleichsweise realistisch, hat aber doch einige Ähnlichkeiten mit dem legendären baku.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1819. Internet Archive, (bearbeitet).
  3. ^ 
    Qilin ming tomb.jpg
    Reliefdarstellung eines kirin.
    China, Qing-Zeit, 17. Jh. Wikimedia Commons.
  4. ^ 
    Kirin hoonji.jpg
    Schnitzdarstellung eines kirin
    Tanaka Jūyō, flickr, 2010.
  5. ^ 
    Kirin meiji.jpg
    Drachenpferde (kirin). Beilage der ersten Nummer der Zeitung Jitsugyō Shinbun, 1895.
    1895. Waseda University.
  6. ^ 
    Hoo byodoin.jpg
    Zwei dieser imaginären Vögel (hōō) zieren das Dach der Haupthalle des berühmten Amida-Tempels Byōdō-in im Süden Kyōtos. Schwarzweiß Photographie, publiziert 1966. Der Vogel ist auch auf dem derzeitigen 10.000-Yen-Schein Japans abgebildet.
    Heian-Zeit, 1053. Bildquelle: John W. Bennett, Ohio State University, über Internet Archive.
  7. ^ 
    Yatagarasu JFA.jpg
    Logo des Japanischen Fußballverbandes (JFA), auf dem die dreibeinige Krähe Yatagarasu mit einem Fußball bzw. dem Sonnensymbol der japanischen Nationalflagge dargestellt ist. Die dreibeinige Krähe, in altes mythologisches Motiv, wirbt bereits seit 1931 für die Verbreitung des Fußballs in Japan.
    Sakkā no hako.
  8. ^ 
    Shachi hiroshige.jpg
    Das Bild stellt einen der beiden berühmten vergoldeten Tigerfische (shachi) auf dem Dach der Burg von Nagoya dar. Die shachi gelten als Wahrzeichen von Nagoya.
    Werk von Utagawa Hiroshige II (1826–1869). Edo-Zeit, 1859. National museum of Asian Art, Freer Gallery of Art.
  9. ^ 
    Shachi.jpg
    Imaginärer Fisch (shachi) zur Abwehr von Bränden.
    Aizu Wakamatsu Tourist Bureau.
  10. ^ 
    Koi hiroshige.jpg
    Karpfen-Banner zur Zeit des Knabenfestes (Kodomo-no-hi, 5. Tag des 5. Monats).

    Die Stadt Edo ist von Nordosten zu sehen, im Hintergrund der Fuji-san. Während in der Bildmitte die Viertel der Samurai aus Suruga (Suruga-dai) liegen (links erkennt man einen Zipfel der Burg von Edo), befindet sich der Karpfen (koi) im Vordergrund im Viertel der Handwerker und Kaufleute (chōnin) nördlich des Kanda Flusses. Man erkennt, dass die Karpfen-Banner – Symbole der jugendlichen Kraft – eigentlich den militärischen Wimpeln nachempfunden sind, welche die Samurai zum Knabenfest vor ihren Häusern aufstellten.
    Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Brooklyn Museum.

  11. ^ 
    Koinobori.jpg
    Wimpel in Form von Karpfen (koi), die zum Knabenfest, Kodomo-no-hi, am 5.5. vor vielen Häusern in Japan aufgestellt werden.
    Christian Bergmeister, flickr, 2008.
  12. ^ 
    Nishiki koi.jpg
    Japanische Zierkarpfen (nishikigoi) bei der Fütterung.
    Bernard Spragg, Flickr 2009 (mit freundlicher Genehmigung).

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • A-gyō 阿形 ^ Bez. für einen Typ von Wächtergottheit (niō) mit geöffnetem Mund; wtl. „A-Form“ (Figur, die ein „A“ ausspricht); Gegenstück von UN-gyō; im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer aufbrausenden Geste (mudra) verbunden.
  • baku^ Baku, elefantenartiges legendäres Tier, das Träume frisst; auch: Tapir
  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • bukkyō 仏教 ^ Lehre des Buddha, Buddhismus
  • deva (skt.) देव ^ „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • fenghuang (chin.) 鳳凰 ^ mythologisches Vogelwesen aus China; im Westen auch als chin. Phönix bezeichnet; jap. hōō
  • Garuḍa (skt.) गरुड ^ Vogelmensch (jap. karura 迦楼羅)
  • hebi^ Schlange
  • Hiko Hohodemi 彦火火出見 ^ auch Hoori; mythologischer Vorfahre der Tennō Dynastie und Held des Mythos von Bergglück und Meerglück
  • Hitachi fudoki 常陸風土記 ^ „Aufzeichnungen von Luft und Erde aus Hitachi“; auch Hitachi no kuni fudoki, 713; Chronik kultureller Bräuche der historischen Provinz Hitachi 常陸, heutige Präf. Ibaraki
  • hōju 宝珠 ^ wtl. Schatzperle; auch nyoi no tama, „Perle, die jeden Wunsch erfüllt“; skt. cintamani; magische Perle, meist, aber nicht nur, im buddhistischen Kontext
  • hōō 鳳凰 ^ „Phönix“; imaginärer Vogel, chin. fenghuang
  • Huangdi (chin.) 黃帝 ^ „Gelber Kaiser“; legendäre Regierungsdaten 2698–2598; Kulturheroe und mytholog. Reichsgründer Chinas
  • Inaba 因幡 ^ alte jap. Provinz in Zentraljapan
  • Inari 稲荷 ^ Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht
  • Izumo 出雲 ^ alter Namen der Präfektur Shimane in West-Japan; auch kurz für Izumo Taisha
  • Jinmu Tennō 神武天皇 ^ wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
  • jūni shi 十二支 ^ Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)
  • karajishi 唐獅子 ^ wtl. „China-Löwe“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden; Synonym für komainu; auch karashishi
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Kii Hantō 紀伊半島 ^ Halbinsel Kii, Wakayama-ken
  • kirin 麒麟 ^ „Drachenpferd“; mythologisches Tier; Giraffe
  • Kiyohime 清姫 ^ Heldin einer berühmten Legende aus der Heian-Zeit (10. Jh.); Sinnbild rasender Eifersucht
  • Kodomo-no-hi 子供の日 ^ Kinder- bzw. Knabenfest am 5.5.
  • koi^ Karpfen
  • Kojiki 古事記 ^ „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
  • komainu 狛犬 ^ wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
  • Kong Zi (chin.) 孔子 ^ verm. 551–479 v.u.Z.; chin. Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie; der latinisierte Name „Konfuzius“ (eine Kreation der Jesuiten des 16. Jh.s) leitet sich ab von Kong Fu Zi 孔夫子 (wtl. Lehrmeister Kong); auch bekannt unter seinem Geburtsnamen Kong Qiu 孔丘
  • Kumano 熊野 ^ Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)
  • Laozi (chin.) 老子 ^ trad. Schreibung: Laotse; Lao Tse, Lao-tzu; wtl. „alter Knabe“; legendärer Philosoph und Begründer des Daoismus
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • makara (skt.) मकर ^ „Meeresungeheuer“, meist eine Kombination von Fisch und Landtier; entspricht in der Astrologie dem Zeichen des Steinbocks (jap. makera 摩竭羅 oder shachi 鯱)
  • nāga (skt.) नाग ^ „Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)
  • Nāgārjuna (skt.) नागार्जुन ^ 2.–3.Jh. u.Z.; legendenumwobener buddhistischer Denker, der als richtungsweisender Philosoph des Mahayana-Buddhismus angesehen wird und Konzepte wie „Leerheit“ oder „Zwei Wahrheiten“ systematisierte (jap. Ryūju 龍樹)
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
  • niō 仁王 ^ Wächterfigur, Torwächter
  • nyoi no tama 如意の玉 ^ Wunschperle, Wunschjuwel; auch hōju
  • Nyoirin Kannon 如意輪観音 ^ Kannon mit Wunscherfüllungs-Perle (nyoi no tama)
  • Oda Nobunaga 織田信長 ^ 1534–1582, Kriegsfürst, Reichseiniger
  • oni^ Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
  • Ōkuninushi 大国主 ^ mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes
  • Ōmiwa Jinja 大神神社 ^ Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
  • qilin (chin.) 麒麟 ^ Fabeltier, auch als chin. Einhorn bezeichnet; jap. kirin
  • ryū 竜/龍 ^ Drache; schlangenähnliches imaginäres Tier mit großer Affinität zum Wasser
  • Ryūgū 龍宮 ^ Drachenpalast; mythologischer Ort am Meeresgrund
  • Ryūju 龍樹 ^ skt. Nagarjuna, buddh. Mönch, 2. Jh.; wtl. Bed. „Drachenbaum“
  • shachi^ imaginärer Fisch, Schutztier vor Feuersbrünsten; auch shachihoko
  • Shintō 神道 ^ Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami
  • shishi 獅子 ^ Löwe, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
  • shishimai 獅子舞 ^ „Löwentanz“; ursprünglich trad. chin. Tanz zum Neujahrsfest
  • Susanoo 須佐之男/素戔男 ^ mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
  • sūtra (skt.) सूत्र ^ „Faden“, Lehrrede des Buddha, kanonische Schrift (jap. kyō 経 oder kyōten 経典)
  • temizuya 手水舎 ^ Schrein- oder Tempelbrunnen zum Reinigen von Mund und Händen
  • tengu 天狗 ^ wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
  • Tennō 天皇 ^ jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
  • Tōdaiji 東大寺 ^ Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
  • UN-gyō 吽形 ^ wtl. „HUM-Form“; Figur, die das Sanskritzeichen „HUM“, jap. un, ausspricht, und daher mit geschlossenem Mund dargestellt wird; Gegenstück von A-gyō (offener Mund); im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer beruhigenden Geste (mudra) verbunden; s.a. niō
  • wani^ Meeresungeheuer; Krokodil; Hai
  • Yamata no Orochi 八岐大蛇 ^ Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt
  • Yatagarasu 八咫烏 ^ wtl. Achthand-Krähe, wahrscheinlich in der Bedeutung „Riesen-Krähe“; wird zumeist als dreibeinig dargestellt, was einem chinesischen Sonnensymbol entspricht; mythologische Gottheit, die v.a. in Kumano verehrt wird
  • yōkai 妖怪 ^ Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster