Geschichte/Heian Zeit: Unterschied zwischen den Versionen

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Die {{glossar:heian}}-Zeit (794–1185) verdankt ihren Namen der Tatsache, dass der Sitz der Zentral·macht in dieser Zeit in Heian-kyō, dem heutigen Kyoto lag. Während die Politik ihr Zentrum wechselte, blieben die großen Klöster in {{glossar:nara}}. In der neuen Haupt·stadt Heian hin·gegen waren Tempel vorerst nur außer·halb der Stadt·grenzen geduldet. Zwischen dem Kaiser·hof und der Führung des bud·dhis·tischen Klerus kam es also zu einer markanten geo·gra·phischen Trennung, die wohl auch eine politisch-kulturelle Ent·fremdung zum Aus·druck brachte. Doch damit war der Bud·dhis·mus nicht auf Dauer vom politischen Zentrum ent·fernt worden.
 
Die {{glossar:heian}}-Zeit (794–1185) verdankt ihren Namen der Tatsache, dass der Sitz der Zentral·macht in dieser Zeit in Heian-kyō, dem heutigen Kyoto lag. Während die Politik ihr Zentrum wechselte, blieben die großen Klöster in {{glossar:nara}}. In der neuen Haupt·stadt Heian hin·gegen waren Tempel vorerst nur außer·halb der Stadt·grenzen geduldet. Zwischen dem Kaiser·hof und der Führung des bud·dhis·tischen Klerus kam es also zu einer markanten geo·gra·phischen Trennung, die wohl auch eine politisch-kulturelle Ent·fremdung zum Aus·druck brachte. Doch damit war der Bud·dhis·mus nicht auf Dauer vom politischen Zentrum ent·fernt worden.
  
Schon bald nach Gründung der Hauptstadt traten zwei Persönlichkeiten auf, die die religiöse Land·schaft nach·haltig veränderten: {{glossar:saichou}} und {{glossar:kuukai}}. Beide wurden zunächst — sogar mit der gleichen offiziellen Gesandt·schaft — nach China geschickt, um dort ihre bud·dhis·tischen Kennt·nisse zu vertiefen. Beide kehrten zurück mit den Weihen bislang in Japan unbe·kannter Schulen. Und beide wurden zu den Gründer·vätern neuer Rich·tungen im ja·pa·nischen Bud·dhis·mus: {{glossar:tendaishuu}} und {{glossar:shingonshuu}}, die über Jahr·hunderte das Wesen des japanischen Buddhismus prägten.
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Schon bald nach Gründung der Hauptstadt traten zwei Persönlichkeiten auf, die die religiöse Land·schaft nach·haltig veränderten: {{glossar:saichou}} und {{glossar:kuukai}}. Beide wurden zu·nächst — sogar mit der gleichen offiziellen Gesandt·schaft — nach China ge·schickt, um dort ihre bud·dhis·tischen Kennt·nisse zu vertiefen. Beide kehrten zurück mit den Weihen bislang in Japan un·be·kannter Schulen. Und beide wurden zu den Gründer·vätern neuer Rich·tungen im ja·pa·nischen Bud·dhis·mus: {{glossar:tendaishuu}} und {{glossar:shingonshuu}}, die über Jahr·hunderte das Wesen des japanischen Buddhismus prägten.
  
Am Beginn der Heian-Zeit, zu Lebzeiten von Saichō und Kūkai, war der ja·pa·nische Bud·dhis·mus bereits im Besitz einer unüber·schau·baren Menge bud·dhis·tischer Schriften. Das geistige Klima war allen Einzel·lehren gegen·über prinzipiell tolerant, doch herrschte wohl auch das Bedürfnis, Ordnung in die einander oft wider·sprechenden Dogmen zu bringen. Wie auf den folgenden Seiten genauer ausge·führt wird, kamen Saichō und Kūkai diesem Bedürfnis ent·gegen, indem sie jeder auf seine Weise einen Maßstab zur Be·wer·tung der Schriften an·legten und einzelne als besonders wichtig hervor·strichen. Sie trafen damit eine Aus·wahl, setzten inner·halb des vor·handenen bud·dhis·tischen Schrift·tums Akzente und legten den Grund·stein für spezifisch japanische Aus·for·mungen der buddhistischen Lehre.
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Am Beginn der Heian-Zeit, zu Lebzeiten von Saichō und Kūkai, war der ja·pa·nische Bud·dhis·mus bereits im Besitz einer un·über·schau·baren Menge bud·dhis·tischer Schriften. Das geistige Klima war allen Einzel·lehren gegen·über prinzipiell tolerant, doch herrschte wohl auch das Bedürfnis, Ordnung in die einander oft wider·sprechenden Dogmen zu bringen. Wie auf den folgenden Seiten genauer aus·ge·führt wird, kamen Saichō und Kūkai diesem Bedürfnis ent·gegen, indem sie jeder auf seine Weise einen Maß·stab zur Be·wer·tung der Schriften an·legten und einzelne als be·sonders wichtig her·vor·strichen. Sie trafen damit eine Aus·wahl, setzten inner·halb des vor·handenen bud·dhis·tischen Schrift·tums Akzente und legten den Grund·stein für spezifisch japanische Aus·for·mungen der buddhistischen Lehre.
  
 
==Populäre Glaubensvorstellungen==
 
==Populäre Glaubensvorstellungen==
  
Abgesehen vom Entstehen neuer Richtungen beginnt mit der der Heian-Zeit (ab dem neunten Jahrhundert) eine Tendenz, die man aus heutiger Zeit vielleicht als Popu·lari·sierung des japanischen Buddhismus bezeichnen könnte. Bud·dhis·tische Mönche ver·fassen Legenden, die den Wert bud·dhis·tischer Moral·vor·stellungen erläutern, und ver·breiten sie in japanischer Sprache unter den Laien. Damit sind, wohl·gemerkt, nicht nur die breiten Be·völke·rungs·schichten gemeint, wie man der Be·zeichnung „Popu·lari·sierung“ vielleicht ent·nehmen könnte. Die Adressaten der ein·heimischen bud·dhis·tischen Erzähl·literatur waren zunächst und vor allem die Adeligen, und erst in weiterer Folge die rest·liche Be·völke·rung. Auch wurden die heute oft naiv anmutenden Vor·stellungen nicht nur von den Laien, sondern auch vom Klerus selbst durchaus ernst genommen, wie bei·spiels·weise aus den Tage·büchern von Mönchen zu entnehmen ist.
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Abgesehen vom Entstehen neuer Richtungen beginnt mit der der Heian-Zeit (ab dem neunten Jahr·hundert) eine Tendenz, die man aus heutiger Zeit viel·leicht als Popu·lari·sierung des japanischen Buddhismus be·zeichnen könnte. Bud·dhis·tische Mönche ver·fassen Legenden, die den Wert bud·dhis·tischer Moral·vor·stellungen erläutern, und ver·breiten sie in japanischer Sprache unter den Laien. Damit sind, wohl·gemerkt, nicht nur die breiten Be·völke·rungs·schichten ge·meint, wie man der Be·zeichnung „Popu·lari·sierung“ viel·leicht ent·nehmen könnte. Die Adressaten der ein·heimischen bud·dhis·tischen Erzähl·literatur waren zunächst und vor allem die Adeligen, und erst in weiterer Folge die rest·liche Be·völke·rung. Auch wurden die heute oft naiv an·mutenden Vor·stellungen nicht nur von den Laien, sondern auch vom Klerus selbst durch·aus ernst ge·nommen, wie bei·spiels·weise aus den Tage·büchern von Mönchen zu entnehmen ist.
  
Ein frühes Beispiel buddhistischer Erzählliteratur ist das {{glossar:nihonryouiki}} (mit vollem Titel ''Nihonkoku genpo zen'aku ryōiki'' „Berichte von Wundern karmischer Vergeltung für Gutes und Böses in Japan“, abgefasst zwischen 810 und 823 von Kyōkai), ein Werk, das auf sehr drastische Weise die Aus·wir·kungen von gutem und schlechtem Karma in diesem und in den nächsten Leben illustriert. Das ''Nihon ryōiki'' ist das erste erhaltene Werk der soge·nannten {{glossar:setsuwa}}-Literatur. ''Setsuwa'' bedeutet wörtlich Lehrerzählung, gemeint ist natürlich die bud·dhis·tische Lehre. Die bekannteste und umfang·reichste Sammlung von Lehr·erzählungen ist das {{glossar:konjakumonogatarishuu}} („Erzählungen aus alter und neuer Zeit“, 12. Jh.) mit über tausend Legenden und Anekdoten, die z.T. auch in Indien und China angesiedelt sind. In dieser Sammlung und auch in manchen späteren ''setsuwa''-Sammlungen tritt der unter·haltsame Aspekt der Geschichten gegenüber dem didak·tischen Anliegen bisweilen in den Vorder·grund. Unter der Hand erfährt man dabei viel über die all·ge·meinen Lebensumstände der damaligen Zeit.
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Ein frühes Beispiel buddhistischer Erzählliteratur ist das {{glossar:nihonryouiki}} (mit vollem Titel ''Nihonkoku genpo zen'aku ryōiki'' „Be·richte von Wundern karmischer Ver·geltung für Gutes und Böses in Japan“, ab·ge·fasst zwischen 810 und 823 von Kyōkai), ein Werk, das auf sehr drastische Weise die Aus·wir·kungen von gutem und schlechtem Karma in diesem und in den nächsten Leben illustriert. Das ''Nihon ryōiki'' ist das erste er·haltene Werk der soge·nannten {{glossar:setsuwa}}-Literatur. ''Setsuwa'' be·deutet wört·lich Lehr·erzählung, ge·meint ist natür·lich die bud·dhis·tische Lehre. Die be·kannteste und umfang·reichste Sammlung von Lehr·erzählungen ist das {{glossar:konjakumonogatarishuu}} („Erzählungen aus alter und neuer Zeit“, 12. Jh.) mit über tausend Legenden und Anekdoten, die z.T. auch in Indien und China an·ge·siedelt sind. In dieser Sammlung und auch in manchen späteren ''setsuwa''-Sammlungen tritt der unter·haltsame Aspekt der Geschichten gegenüber dem didak·tischen Anliegen bis·weilen in den Vor·der·grund. Unter der Hand er·fährt man dabei viel über die all·ge·meinen Lebens·um·stände der damaligen Zeit.
  
 
===Hölle und Unterwelt===
 
===Hölle und Unterwelt===
 
{{Sidebox|enma_gericht1.jpg|left=-20|König Enmas Gerichtshof}}
 
{{Sidebox|enma_gericht1.jpg|left=-20|König Enmas Gerichtshof}}
  
Zu den populären buddhistischen Glaubensvorstellungen, die in den ''setsuwa'' vertreten sind, zählen auch Höllen·bilder, be·ziehungs·weise die Aus·schmückung der soge·nannten Sechs Bereiche ({{glossar:rokudou}}) der Wiedergeburt ([[Mythen:Jenseits | Jenseitsvorstellungen]]). Ein zentraler Text in diesem Zusammen·hang ist das {{glossar:oujouyoushuu}} („Essentielle [Lehren] der Wieder·geburt“, 985 verfasst von {{Glossar:Genshin}}), ein theoretischer Traktat, in dem aber die Bereiche der Wieder·geburt und vor allem die Hölle in sehr anschau·lichen, sprich brutalen, Bildern geschildert werden. Der Höllen·glaube ging Hand in Hand mit Ent·wick·lungen in China, wo es ab der {{Glossar:Tang}}-Zeit (618-907) zur Aus·gestal·tung der Figur des Höllen·fürsten {{glossar:enma}} (skt. Yama raja, chin. Yen lo wang), beziehungs·weise der Zehn Richter der Unterwelt kam. In Japan blieb dieser spezifisch chi·ne·sische Aspekt des Unter·welt·glaubens dadurch erhalten, dass Enma und sein Gericht stets in chinesischer Tracht abgebildet wurden.
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Zu den populären buddhistischen Glaubensvorstellungen, die in den ''setsuwa'' ver·treten sind, zählen auch Höllen·bilder, be·ziehungs·weise die Aus·schmückung der so·ge·nannten Sechs Bereiche ({{glossar:rokudou}}) der Wiedergeburt ([[Mythen:Jenseits | Jenseitsvorstellungen]]). Ein zentraler Text in diesem Zu·sammen·hang ist das {{glossar:oujouyoushuu}} („Essentielle [Lehren] der Wieder·geburt“, 985 ver·fasst von {{Glossar:Genshin}}), ein theoretischer Traktat, in dem aber die Bereiche der Wieder·geburt und vor allem die Hölle in sehr an·schau·lichen, sprich brutalen, Bildern ge·schildert werden. Der Höllen·glaube ging Hand in Hand mit Ent·wick·lungen in China, wo es ab der {{Glossar:Tang}}-Zeit (618-907) zur Aus·gestal·tung der Figur des Höllen·fürsten {{glossar:enma}} (skt. Yama raja, chin. Yen lo wang), be·ziehungs·weise der Zehn Richter der Unter·welt kam. In Japan blieb dieser spezifisch chi·ne·sische Aspekt des Unter·welt·glaubens da·durch er·halten, dass Enma und sein Gericht stets in chinesischer Tracht ab·gebildet wurden.
  
 
===„Angemessene Mittel“===
 
===„Angemessene Mittel“===
  
Eine gängige Grundannahme des [[Grundbegriffe:Buddhismus|Mahayana Buddhismus]] geht davon aus, dass es je nach Grad der Erleuchtung verschiedene Formen der Wahr·nehmung und damit auch der Wahr·heit gibt. Im Lotos Sutra wird dies anhand der Parabel vom brennenden Haus soweit ausgeführt, dass der Buddha selbst sozusagen legitime Täuschungen an seiner An·hänger·schaft vorge·nommen habe, um sie — gleich Kinder aus einem brennenden Haus — Schritt für Schritt aus dem Stadium der Ver·blendung in das Stadium der Erleuch·tung zu führen. Der Fach·aus·druck für diese legitimen Täuschungs·manöver lautet auf Sanskrit '''upāya''', jap. {{glossar:houben}}, wtl. „geschickte“ oder „angemessene Mittel“. Die Vor·stellung von der Not·wendig·keit ange·messener Mittel wurde in der späteren Heian-Zeit dadurch verstärkt, dass man glaubte, bereits in eine Phase des spirituellen Nieder·gangs, in die „Endzeit des Gesetzes“ (''mappō'') einge·treten zu sein, in der die ursprüngliche Lehre des Buddha nicht mehr verständlich sei.
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Eine gängige Grundannahme des [[Grundbegriffe:Buddhismus|Mahayana Buddhismus]] geht davon aus, dass es je nach Grad der Er·leuchtung ver·schiedene Formen der Wahr·nehmung und damit auch der Wahr·heit gibt. Im Lotos Sutra wird dies an·hand der Parabel vom brennenden Haus soweit aus·ge·führt, dass der Buddha selbst so·zu·sagen legitime Täuschungen an seiner An·hänger·schaft vorge·nommen habe, um sie — gleich Kinder aus einem brennenden Haus — Schritt für Schritt aus dem Stadium der Ver·blendung in das Stadium der Erleuch·tung zu führen. Der Fach·aus·druck für diese legitimen Täuschungs·manöver lautet auf Sanskrit '''upāya''', jap. {{glossar:houben}}, wtl. „ge·schickte“ oder „an·ge·messene Mittel“. Die Vor·stellung von der Not·wendig·keit ange·messener Mittel wurde in der späteren Heian-Zeit da·durch ver·stärkt, dass man glaubte, be·reits in eine Phase des spirituellen Nieder·gangs, in die „Endzeit des Gesetzes“ (''mappō'') einge·treten zu sein, in der die ur·sprüng·liche Lehre des Buddha nicht mehr verständlich sei.
  
 
===Endzeit-Denken (''mappō'')===
 
===Endzeit-Denken (''mappō'')===
  
Das für den Buddhismus der Heian-Zeit typische Endzeit Denken beruhte auf dem Dogma der stufen·weisen Ver·wässerung der bud·dhis·tischen Lehre, die mit natur·gesetzlicher Konsequenz voran·schreiten würde. Es gab in diesem Zusammen·hang ein sehr konkretes Dreistufen-Modell:
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Das für den Buddhismus der Heian-Zeit typische Endzeit Denken beruhte auf dem Dogma der stufen·weisen Ver·wässerung der bud·dhis·tischen Lehre, die mit natur·gesetzlicher Konsequenz vor·an·schreiten würde. Es gab in diesem Zusammen·hang ein sehr konkretes Dreistufen-Modell:
  
 
# das „Wahre Gesetz“ ({{glossar:shoubou}}), die Zeit, in der die Lehre Buddhas noch ganz in seinem Sinne ver·standen wird. Sie dauert 500 Jahre, nach manchen Vor·stellungen auch 1000 Jahre lang an.
 
# das „Wahre Gesetz“ ({{glossar:shoubou}}), die Zeit, in der die Lehre Buddhas noch ganz in seinem Sinne ver·standen wird. Sie dauert 500 Jahre, nach manchen Vor·stellungen auch 1000 Jahre lang an.
# das „Imitierte Gesetz“ ({{glossar:zoubou}}), weitere 500 oder 1000 Jahre, in denen die Lehre Buddhas nur dem Wort·laut nach aber nicht in ihrer Essenz verstanden wird.
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# das „Imitierte Gesetz“ ({{glossar:zoubou}}), weitere 500 oder 1000 Jahre, in denen die Lehre Buddhas nur dem Wort·laut nach aber nicht in ihrer Essenz ver·standen wird.
# die „Endzeit des Gesetzes“ ({{glossar:mappou}}), die folgenden 10.000 Jahre, in denen die Lehre des Buddha nicht mehr ver·standen wird.
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# die „End·zeit des Gesetzes“ ({{glossar:mappou}}), die folgenden 10.000 Jahre, in denen die Lehre des Buddha nicht mehr ver·standen wird.
  
 
Viele Heian-zeitliche Buddhisten fühlten sich bereits in der Endzeit, die selbst optimistischen Ein·schätzungen zu Folge mit dem Jahr 1052 erreicht war.
 
Viele Heian-zeitliche Buddhisten fühlten sich bereits in der Endzeit, die selbst optimistischen Ein·schätzungen zu Folge mit dem Jahr 1052 erreicht war.
  
Der ''mappō''-Gedanke brachte aber nicht nur Pessimismus und depressive Lethargie mit sich, wie es manchmal in der Sekundär·literatur dargestellt wird. Er wurde von vielen Mönchen auch als Legitimation und Anreiz angesehen, um neue Strategien (= angemessene Mittel) zur Erlangung des Seelen·heils zu pro·pa·gieren, die zu Zeiten des historischen Buddha noch nicht adäquat gewesen waren. Das Argument dabei: Wie kann das, was Buddha einst predigte, heute noch gültig sein, wenn niemand mehr sein lebendiges Beispiel vor Augen hat, und wenn seine Lehre von niemandem mehr verstanden wird? Der ''mappō''-Gedanke war somit in erster Linie eine Recht·fertigung, um den historischen Wandel des Bud·dhis·mus und die Abkehr von orthodoxen Tradi·tionen zu legitimieren, ohne den Buddhismus als Ganzes abzulehnen.
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Der ''mappō''-Gedanke brachte aber nicht nur Pessimismus und depressive Lethargie mit sich, wie es manch·mal in der Sekundär·literatur dar·ge·stellt wird. Er wurde von vielen Mönchen auch als Legitimation und Anreiz an·ge·sehen, um neue Strategien (= angemessene Mittel) zur Er·langung des Seelen·heils zu pro·pa·gieren, die zu Zeiten des historischen Buddha noch nicht adäquat ge·wesen waren. Das Argument dabei: Wie kann das, was Buddha einst predigte, heute noch gültig sein, wenn nie·mand mehr sein lebendiges Beispiel vor Augen hat, und wenn seine Lehre von nie·mandem mehr ver·standen wird? Der ''mappō''-Gedanke war somit in erster Linie eine Recht·fertigung, um den historischen Wandel des Bud·dhis·mus und die Abkehr von orthodoxen Tradi·tionen zu legitimieren, ohne den Buddhismus als Ganzes abzulehnen.
  
Die wichtigste Neuerung, die mit der Betonung der End-Zeit einherging, war der Glaube an die Errettung in Amidas Paradies ({{glossar:gokuraku}}) bzw. Reines Land ({{glossar:joudo}}). Diese Vorstellung wurde zunächst vor allem vom {{Glossar:Tendaishuu| Tendai}}-Buddhismus propagiert, bevor sie — ab dem Mittelalter — die Form einer eigenen Sekte/Schule annahm (s. [[Geschichte:Amidismus | Amidismus]]). Das Haupt·argument dieser Richtung war, dass man in der Endzeit nicht mehr aus eigener Kraft ({{glossar:jiriki}}) zur Erleuchtung gelangen könne, sondern nur durch gläubiges Vertrauen in Amidas „andere Kraft“ ({{glossar:tariki}}).
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Die wichtigste Neuerung, die mit der Betonung der End-Zeit einherging, war der Glaube an die Errettung in Amidas Paradies ({{glossar:gokuraku}}) bzw. Reines Land ({{glossar:joudo}}). Diese Vor·stellung wurde zu·nächst vor allem vom {{Glossar:Tendaishuu| Tendai}}-Buddhismus pro·pagiert, bevor sie — ab dem Mittel·alter — die Form einer eigenen Sekte/Schule annahm (s. [[Geschichte:Amidismus | Amidismus]]). Das Haupt·argument dieser Richtung war, dass man in der End·zeit nicht mehr aus eigener Kraft ({{glossar:jiriki}}) zur Er·leuchtung ge·langen könne, sondern nur durch gläubiges Ver·trauen in Amidas „andere Kraft“ ({{glossar:tariki}}).
  
Ein weiteres Beispiel, was man sich unter den ange·messenen Mitteln vorstellte, ist die Auf·fassung, dass sich Buddhas in Japan in Form von ein·heimischen Gott·heiten offen·baren, um so besser und un·mittel·barer ver·standen zu werden. Auf diese Konzeption wird unter dem Stichwort [[Geschichte:Honji_suijaku | ''honji suijaku'']] noch genauer eingegangen.
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Ein weiteres Beispiel, was man sich unter den ange·messenen Mitteln vorstellte, ist die Auf·fassung, dass sich Buddhas in Japan in Form von ein·heimischen Gott·heiten offen·baren, um so besser und un·mittel·barer ver·standen zu werden. Auf diese Konzeption wird unter dem Stich·wort [[Geschichte:Honji_suijaku | ''honji suijaku'']] noch genauer eingegangen.
  
 
===„Schule“ oder „Sekte“?===
 
===„Schule“ oder „Sekte“?===
  
Im Japanischen gibt es den Begriff {{glossar:shuuha}} (nach Eigen·namen meist zu {{glossar:shuu}} verkürzt: Tendai-shū, Shingon-shū, Jōdo-shū, ...), der in der west·lichen Fach·literatur unter·schiedlich, entweder mit „Sekte“ (''sect'') oder „Schule“ (''school'') über·setzt wird. Der Begriff „Sekte“ ver·schwindet aller·dings lang·sam aus der Fach·literatur, nach·dem berechtigt darauf hin·ge·wiesen wurde, dass „Sekte“ im christlich-euro·päischen Kontext einen aus·ge·sprochen pejo·rativen Bei·ge·schmack hat (nämlich als Bezeich·nung für un·ortho·doxe Ab·spal·tungen von der offiziellen Amts·kirche). Auf Japan über·tragen hieße das, dass der gesamte japanische Bud·dhis·mus lediglich eine An·sammlung un·ortho·doxer Abspal·tungen darstellt, was mit dem Begriff ''shūha'' zweifellos nicht gemeint ist. Anderer·seits lässt „Schule“ eher an theo·retische theo·logische Unter·schiede denken, weniger an institutionelle Trennungen. Es fragt sich also, was für Unter·schiede eigentlich zwischen den einzelnen japanischen ''shūha'' bestehen.
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Im Japanischen gibt es den Begriff {{glossar:shuuha}} (nach Eigen·namen meist zu {{glossar:shuu}} verkürzt: Tendai-shū, Shingon-shū, Jōdo-shū, ...), der in der west·lichen Fach·literatur unter·schiedlich, entweder mit „Sekte“ (''sect'') oder „Schule“ (''school'') über·setzt wird. Der Begriff „Sekte“ ver·schwindet aller·dings lang·sam aus der Fach·literatur, nach·dem berechtigt darauf hin·ge·wiesen wurde, dass „Sekte“ im christlich-euro·päischen Kontext einen aus·ge·sprochen pejo·rativen Bei·ge·schmack hat (nämlich als Be·zeich·nung für un·ortho·doxe Ab·spal·tungen von der offiziellen Amts·kirche). Auf Japan über·tragen hieße das, dass der ge·samte japanische Bud·dhis·mus lediglich eine An·sammlung un·ortho·doxer Abspal·tungen dar·stellt, was mit dem Begriff ''shūha'' zweifel·los nicht ge·meint ist. Anderer·seits lässt „Schule“ eher an theo·retische theo·logische Unter·schiede denken, weniger an institutionelle Trennungen. Es fragt sich also, was für Unter·schiede eigent·lich zwischen den einzelnen japanischen ''shūha'' bestehen.
  
Der Buddhismus der {{Glossar:Nara}}-Zeit wird oft durch die Schlag·worte „Sechs Schulen“ und „Sieben Große Tempeln“ umrissen. Es bildeten sich nämlich Sechs Richtungen heraus, die ihre Zentren in sieben Tempeln hatten, wobei keinesfalls nur jeweils eine Richtung in einem Tempel vertreten war. Die Sechs Schulen waren Experten-Runden oder Studien-Gruppen, die sich jeweils besonders mit einem bestimmten Text oder einer Gruppe von Texten befassten. In jedem der großen Tempel wurden mehrere der von den Sechs Schulen diskutierten Themen angeschnitten. Es herrschte also nicht — wie in der späteren Entwicklung — das Prinzip, dass jeder Tempel einer bestimmten Richtung zuzu·ordnen war. Insofern sind die Sechs Nara-Schulen orga·nisa·torisch gesehen eher als eine einzige Richtung aufzufassen und werden daher zumeist auch als Einheit angesehen. In der {{Glossar:Heian}}-Zeit entwickelte sich vor allem die Tendai-shū zu einer institutionell völlig vom Nara Buddhismus un·ab·hängigen religiösen Körperschaft und trat mit diesen immer mehr in Konkurrenz. Sie spaltete sich also vom Haupt·strom des damaligen Bud·dhis·mus ab und kann zumindest in ihrer Früh·zeit sehr wohl als „Sekte“ im engeren Wort·sinn angesehen werden. Gegen Ende der Heian-Zeit war der Tendai Bud·dhis·mus allerdings bereits so einflussreich, dass der Begriff „Sekte“ (im Sinn von Abspaltung) nicht mehr wirklich passend erscheint.
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Der Buddhismus der {{Glossar:Nara}}-Zeit wird oft durch die Schlag·worte „Sechs Schulen“ und „Sieben Große Tempeln“ um·rissen. Es bildeten sich näm·lich Sechs Richtungen her·aus, die ihre Zentren in sieben Tempeln hatten, wobei keines·falls nur jeweils eine Richtung in einem Tempel ver·treten war. Die Sechs Schulen waren Experten-Runden oder Studien-Gruppen, die sich je·weils be·sonders mit einem be·stimmten Text oder einer Gruppe von Texten be·fassten. In jedem der großen Tempel wurden mehrere der von den Sechs Schulen diskutierten Themen an·ge·schnitten. Es herr·schte also nicht — wie in der späteren Ent·wicklung — das Prinzip, dass jeder Tempel einer be·stimmten Richtung zuzu·ordnen war. In·so·fern sind die Sechs Nara-Schulen orga·nisa·torisch ge·sehen eher als eine einzige Richtung auf·zu·fassen und werden daher zu·meist auch als Einheit an·ge·sehen. In der {{Glossar:Heian}}-Zeit ent·wickelte sich vor allem die Tendai-shū zu einer institutionell völlig vom Nara Buddhismus un·ab·hängigen religiösen Körper·schaft und trat mit diesen immer mehr in Konkurrenz. Sie spaltete sich also vom Haupt·strom des damaligen Bud·dhis·mus ab und kann zu·mindest in ihrer Früh·zeit sehr wohl als „Sekte“ im engeren Wort·sinn an·ge·sehen werden. Gegen Ende der Heian-Zeit war der Tendai Bud·dhis·mus aller·dings bereits so ein·fluss·reich, dass der Begriff „Sekte“ (im Sinn von Abspaltung) nicht mehr wirklich passend erscheint.
  
In der folgenden {{glossar:kamakura}}-Zeit kam es innerhalb des Tendai Bud·dhis·mus wiederum zu Abspal·tungen, die einen signifikant „sektiererischen“ Charakter hatten. Aber auch diese Rich·tungen, beispiels·weise {{glossar:joudoshuu}}, entwickelten sich mit der Zeit zum Mainstream Bud·dhis·mus und haben ihre einstigen radikalen Züge längst abgelegt. Ob also „Sekte“, „Schule“, „Richtung“ oder ein anderes Wort als adäquate Über·setzung von ''shūha'' erscheint oder nicht, ändert sich mit dem historischen Kontext. Eine historisch und sprachlich konsistente Über·setzung von ''shūha'' ist daher meines Erachtens kaum möglich und wird daher auf diesen Seiten gar nicht versucht.
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In der folgenden {{glossar:kamakura}}-Zeit kam es inner·halb des Tendai Bud·dhis·mus wiederum zu Ab·spal·tungen, die einen signifikant „sektiererischen“ Charakter hatten. Aber auch diese Rich·tungen, bei·spiels·weise {{glossar:joudoshuu}}, ent·wickelten sich mit der Zeit zum Mainstream Bud·dhis·mus und haben ihre ein·sti·gen radikalen Züge längst ab·gelegt. Ob also „Sekte“, „Schule“, „Richtung“ oder ein anderes Wort als adäquate Über·setzung von ''shūha'' er·scheint oder nicht, ändert sich mit dem historischen Kontext. Eine historisch und sprach·lich konsistente Über·setzung von ''shūha'' ist daher meines Erachtens kaum mög·lich und wird daher auf diesen Seiten gar nicht ver·sucht.
  
Wichtig ist jedoch, sich vor Augen zu halten, dass es sehr wohl markante Unter·schiede zwischen den einzelnen Sekten oder Schulen gab, die heute aller·dings weit·gehend verloren gegangen sind. Das verhältnis·mäßig homogene Er·scheinungs·bild des japanischen Bud·dhis·mus ist ein Phänomen der frühen Neuzeit (1600-1868, siehe [[Geschichte:Terauke | ''terauke'' System]]). In der Heian-Zeit und im ja·pa·nischen Mittel·alter existierten aber nicht nur ausgeprägte Unter·schiede zwischen den einzelnen Richtungen, es gab auch Inte·ressens·gegen·sätze zwischen verschiedenen Klöstern, die zu hand·festen, mitunter kriegerischen Aus·einander·setzungen führten. Diese Kämpfe, die an Aggresivität den europäischen Glaubens·kriegen kaum nach·standen, voll·zogen sich daher nicht not·wendig entlang kon·fessioneller Grenzen sondern zwischen Netz·werken von Klöstern, die wiederum unterschiedlichen Richtungen angehören konnten.
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Wichtig ist jedoch, sich vor Augen zu halten, dass es sehr wohl markante Unter·schiede zwischen den einzelnen Sekten oder Schulen gab, die heute aller·dings weit·gehend ver·loren ge·gangen sind. Das ver·hältnis·mäßig homogene Er·scheinungs·bild des japanischen Bud·dhis·mus ist ein Phänomen der frühen Neuzeit (1600-1868, siehe [[Geschichte:Terauke | ''terauke'' System]]). In der Heian-Zeit und im ja·pa·nischen Mittel·alter existierten aber nicht nur aus·ge·prägte Unter·schiede zwischen den einzelnen Richtungen, es gab auch Inte·ressens·gegen·sätze zwischen ver·schiedenen Klöstern, die zu hand·festen, mitunter kriegerischen Aus·einander·setzungen führten. Diese Kämpfe, die an Aggresivität den europäischen Glaubens·kriegen kaum nach·standen, voll·zogen sich daher nicht not·wendig entlang kon·fessioneller Grenzen sondern zwischen Netz·werken von Klöstern, die wiederum unter·schied·lichen Richtungen angehören konnten.
 
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{{Linkbox|ue=Literatur|text=
 
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Version vom 27. September 2010, 10:15 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Heian_Zeit.

Die Reformen der Heian-Zeit

Die

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 04hase.jpg
  • Sayohime 1.jpg
  • Chojugiga.jpg
  • Komainu toji.jpg
  • 10hahn.jpg
  • Froesche.jpg
  • Amaterasu gakutei.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-Zeit (794–1185) verdankt ihren Namen der Tatsache, dass der Sitz der Zentral·macht in dieser Zeit in Heian-kyō, dem heutigen Kyoto lag. Während die Politik ihr Zentrum wechselte, blieben die großen Klöster in

Nara 奈良 (jap.)

Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō

Ort, Geschichte

Der Begriff „Nara“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kisshoten.jpg
  • Todaiji.jpg
  • Garuda gigaku.jpg
  • Matsunoodera bato kannon.jpg
  • Kasuga torii.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Nara; s.a. Geo-Glossar

. In der neuen Haupt·stadt Heian hin·gegen waren Tempel vorerst nur außer·halb der Stadt·grenzen geduldet. Zwischen dem Kaiser·hof und der Führung des bud·dhis·tischen Klerus kam es also zu einer markanten geo·gra·phischen Trennung, die wohl auch eine politisch-kulturelle Ent·fremdung zum Aus·druck brachte. Doch damit war der Bud·dhis·mus nicht auf Dauer vom politischen Zentrum ent·fernt worden.

Schon bald nach Gründung der Hauptstadt traten zwei Persönlichkeiten auf, die die religiöse Land·schaft nach·haltig veränderten:

Saichō 最澄 (jap.)

767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi

Der Begriff „Saichō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Saicho ichijoji.jpg
  • Daikoku kongorinji.jpg

und

Kūkai 空海 (jap.)

774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi

Der Begriff „Kūkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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. Beide wurden zu·nächst — sogar mit der gleichen offiziellen Gesandt·schaft — nach China ge·schickt, um dort ihre bud·dhis·tischen Kennt·nisse zu vertiefen. Beide kehrten zurück mit den Weihen bislang in Japan un·be·kannter Schulen. Und beide wurden zu den Gründer·vätern neuer Rich·tungen im ja·pa·nischen Bud·dhis·mus:

Tendai-shū 天台宗 (jap.)

Tendai-Schule, chin. Tiantai

Schulrichtung

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und

Shingon-shū 真言宗 (jap.)

Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan

Schulrichtung

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, die über Jahr·hunderte das Wesen des japanischen Buddhismus prägten.

Am Beginn der Heian-Zeit, zu Lebzeiten von Saichō und Kūkai, war der ja·pa·nische Bud·dhis·mus bereits im Besitz einer un·über·schau·baren Menge bud·dhis·tischer Schriften. Das geistige Klima war allen Einzel·lehren gegen·über prinzipiell tolerant, doch herrschte wohl auch das Bedürfnis, Ordnung in die einander oft wider·sprechenden Dogmen zu bringen. Wie auf den folgenden Seiten genauer aus·ge·führt wird, kamen Saichō und Kūkai diesem Bedürfnis ent·gegen, indem sie jeder auf seine Weise einen Maß·stab zur Be·wer·tung der Schriften an·legten und einzelne als be·sonders wichtig her·vor·strichen. Sie trafen damit eine Aus·wahl, setzten inner·halb des vor·handenen bud·dhis·tischen Schrift·tums Akzente und legten den Grund·stein für spezifisch japanische Aus·for·mungen der buddhistischen Lehre.

Populäre Glaubensvorstellungen

Abgesehen vom Entstehen neuer Richtungen beginnt mit der der Heian-Zeit (ab dem neunten Jahr·hundert) eine Tendenz, die man aus heutiger Zeit viel·leicht als Popu·lari·sierung des japanischen Buddhismus be·zeichnen könnte. Bud·dhis·tische Mönche ver·fassen Legenden, die den Wert bud·dhis·tischer Moral·vor·stellungen erläutern, und ver·breiten sie in japanischer Sprache unter den Laien. Damit sind, wohl·gemerkt, nicht nur die breiten Be·völke·rungs·schichten ge·meint, wie man der Be·zeichnung „Popu·lari·sierung“ viel·leicht ent·nehmen könnte. Die Adressaten der ein·heimischen bud·dhis·tischen Erzähl·literatur waren zunächst und vor allem die Adeligen, und erst in weiterer Folge die rest·liche Be·völke·rung. Auch wurden die heute oft naiv an·mutenden Vor·stellungen nicht nur von den Laien, sondern auch vom Klerus selbst durch·aus ernst ge·nommen, wie bei·spiels·weise aus den Tage·büchern von Mönchen zu entnehmen ist.

Ein frühes Beispiel buddhistischer Erzählliteratur ist das

Nihon ryōiki 日本霊異記 (jap.)

„Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)

Text

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(mit vollem Titel Nihonkoku genpo zen'aku ryōiki „Be·richte von Wundern karmischer Ver·geltung für Gutes und Böses in Japan“, ab·ge·fasst zwischen 810 und 823 von Kyōkai), ein Werk, das auf sehr drastische Weise die Aus·wir·kungen von gutem und schlechtem Karma in diesem und in den nächsten Leben illustriert. Das Nihon ryōiki ist das erste er·haltene Werk der soge·nannten

setsuwa 説話 (jap.)

Lehrerzählung, didaktische Anekdote; meist von buddh. Mönchen in Form umfangreicher Sammlungen kompiliert

Text

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-Literatur. Setsuwa be·deutet wört·lich Lehr·erzählung, ge·meint ist natür·lich die bud·dhis·tische Lehre. Die be·kannteste und umfang·reichste Sammlung von Lehr·erzählungen ist das

Konjaku monogatari 今昔物語 (jap.)

„Geschichten aus alter und neuer Zeit“ (12. Jh.); umfangreiche Sammlung von Geschichten und Anekdoten, meist aus einem buddhistischen Kontext

Text

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(„Erzählungen aus alter und neuer Zeit“, 12. Jh.) mit über tausend Legenden und Anekdoten, die z.T. auch in Indien und China an·ge·siedelt sind. In dieser Sammlung und auch in manchen späteren setsuwa-Sammlungen tritt der unter·haltsame Aspekt der Geschichten gegenüber dem didak·tischen Anliegen bis·weilen in den Vor·der·grund. Unter der Hand er·fährt man dabei viel über die all·ge·meinen Lebens·um·stände der damaligen Zeit.

Hölle und Unterwelt

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Zu den populären buddhistischen Glaubensvorstellungen, die in den setsuwa ver·treten sind, zählen auch Höllen·bilder, be·ziehungs·weise die Aus·schmückung der so·ge·nannten Sechs Bereiche (

rokudō 六道 (jap.)

wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt

Konzept

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) der Wiedergeburt ( Jenseitsvorstellungen). Ein zentraler Text in diesem Zu·sammen·hang ist das

Ōjō yōshū 往生要集 (jap.)

„Essentielle [Lehren] der Wiederbgeburt“, 985 von Genshin verfasst

Text

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(„Essentielle [Lehren] der Wieder·geburt“, 985 ver·fasst von

Genshin 源信 (jap.)

Tendai-Mönch (942–1017); auch bekannt als Eshin; Autor des Ōjō yōshū; Wegbereiter der Jōdo-shū

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), ein theoretischer Traktat, in dem aber die Bereiche der Wieder·geburt und vor allem die Hölle in sehr an·schau·lichen, sprich brutalen, Bildern ge·schildert werden. Der Höllen·glaube ging Hand in Hand mit Ent·wick·lungen in China, wo es ab der

Tang 唐 (chin.)

chin. Herrschaftsdynastie, 618–907

Epoche

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-Zeit (618-907) zur Aus·gestal·tung der Figur des Höllen·fürsten

Enma 閻魔 (jap.)

skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen

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(skt. Yama raja, chin. Yen lo wang), be·ziehungs·weise der Zehn Richter der Unter·welt kam. In Japan blieb dieser spezifisch chi·ne·sische Aspekt des Unter·welt·glaubens da·durch er·halten, dass Enma und sein Gericht stets in chinesischer Tracht ab·gebildet wurden.

„Angemessene Mittel“

Eine gängige Grundannahme des Mahayana Buddhismus geht davon aus, dass es je nach Grad der Er·leuchtung ver·schiedene Formen der Wahr·nehmung und damit auch der Wahr·heit gibt. Im Lotos Sutra wird dies an·hand der Parabel vom brennenden Haus soweit aus·ge·führt, dass der Buddha selbst so·zu·sagen legitime Täuschungen an seiner An·hänger·schaft vorge·nommen habe, um sie — gleich Kinder aus einem brennenden Haus — Schritt für Schritt aus dem Stadium der Ver·blendung in das Stadium der Erleuch·tung zu führen. Der Fach·aus·druck für diese legitimen Täuschungs·manöver lautet auf Sanskrit upāya, jap.

hōben 方便 (jap.)

geschicktes Mittel; skt. upāya

Konzept

Der Begriff „hōben“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, wtl. „ge·schickte“ oder „an·ge·messene Mittel“. Die Vor·stellung von der Not·wendig·keit ange·messener Mittel wurde in der späteren Heian-Zeit da·durch ver·stärkt, dass man glaubte, be·reits in eine Phase des spirituellen Nieder·gangs, in die „Endzeit des Gesetzes“ (mappō) einge·treten zu sein, in der die ur·sprüng·liche Lehre des Buddha nicht mehr verständlich sei.

Endzeit-Denken (mappō)

Das für den Buddhismus der Heian-Zeit typische Endzeit Denken beruhte auf dem Dogma der stufen·weisen Ver·wässerung der bud·dhis·tischen Lehre, die mit natur·gesetzlicher Konsequenz vor·an·schreiten würde. Es gab in diesem Zusammen·hang ein sehr konkretes Dreistufen-Modell:

  1. das „Wahre Gesetz“ (
shōbō 正法 (jap.)

Zeit des wahren Dharma

Kalender, Konzept

Der Begriff „shōbō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), die Zeit, in der die Lehre Buddhas noch ganz in seinem Sinne ver·standen wird. Sie dauert 500 Jahre, nach manchen Vor·stellungen auch 1000 Jahre lang an.

  1. das „Imitierte Gesetz“ (
zōbō 像法 (jap.)

Zeit des imitierten Dharma; buddhistisches Konzept

Kalender, Konzept

Der Begriff „zōbō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), weitere 500 oder 1000 Jahre, in denen die Lehre Buddhas nur dem Wort·laut nach aber nicht in ihrer Essenz ver·standen wird.

  1. die „End·zeit des Gesetzes“ (
mappō 末法 (jap.)

Endzeit des Dharma

Kalender, Konzept

Der Begriff „mappō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), die folgenden 10.000 Jahre, in denen die Lehre des Buddha nicht mehr ver·standen wird.

Viele Heian-zeitliche Buddhisten fühlten sich bereits in der Endzeit, die selbst optimistischen Ein·schätzungen zu Folge mit dem Jahr 1052 erreicht war.

Der mappō-Gedanke brachte aber nicht nur Pessimismus und depressive Lethargie mit sich, wie es manch·mal in der Sekundär·literatur dar·ge·stellt wird. Er wurde von vielen Mönchen auch als Legitimation und Anreiz an·ge·sehen, um neue Strategien (= angemessene Mittel) zur Er·langung des Seelen·heils zu pro·pa·gieren, die zu Zeiten des historischen Buddha noch nicht adäquat ge·wesen waren. Das Argument dabei: Wie kann das, was Buddha einst predigte, heute noch gültig sein, wenn nie·mand mehr sein lebendiges Beispiel vor Augen hat, und wenn seine Lehre von nie·mandem mehr ver·standen wird? Der mappō-Gedanke war somit in erster Linie eine Recht·fertigung, um den historischen Wandel des Bud·dhis·mus und die Abkehr von orthodoxen Tradi·tionen zu legitimieren, ohne den Buddhismus als Ganzes abzulehnen.

Die wichtigste Neuerung, die mit der Betonung der End-Zeit einherging, war der Glaube an die Errettung in Amidas Paradies (

gokuraku 極楽 (jap.)

wtl. höchstes Glück; Paradies; identisch mit dem Reinen Land (jōdo)

Pantheon, Konzept

Der Begriff „gokuraku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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) bzw. Reines Land (

jōdo 浄土 (jap.)

Reines Land, buddhistisches Paradies; auch gokuraku, Sukhavati

Pantheon, Konzept

Der Begriff „jōdo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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). Diese Vor·stellung wurde zu·nächst vor allem vom

Tendai-shū 天台宗 (jap.)

Tendai-Schule, chin. Tiantai

Schulrichtung

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-Buddhismus pro·pagiert, bevor sie — ab dem Mittel·alter — die Form einer eigenen Sekte/Schule annahm (s. Amidismus). Das Haupt·argument dieser Richtung war, dass man in der End·zeit nicht mehr aus eigener Kraft (

jiriki 自力 (jap.)

wtl. eigene Kraft; buddhistisches Konzept

Konzept

Der Begriff „jiriki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) zur Er·leuchtung ge·langen könne, sondern nur durch gläubiges Ver·trauen in Amidas „andere Kraft“ (

tariki 他力 (jap.)

andere Kraft (helfende Kraft Amidas)

Konzept

Der Begriff „tariki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

).

Ein weiteres Beispiel, was man sich unter den ange·messenen Mitteln vorstellte, ist die Auf·fassung, dass sich Buddhas in Japan in Form von ein·heimischen Gott·heiten offen·baren, um so besser und un·mittel·barer ver·standen zu werden. Auf diese Konzeption wird unter dem Stich·wort honji suijaku noch genauer eingegangen.

„Schule“ oder „Sekte“?

Im Japanischen gibt es den Begriff

shūha 宗派 (jap.)

rel. Schule oder Sekte, Glaubensgemeinschaft

Schulrichtung

Der Begriff „shūha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(nach Eigen·namen meist zu

-shū 宗 (jap.)

rel. Schule, Richtung, Sekte

Schulrichtung

Der Begriff „-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

verkürzt: Tendai-shū, Shingon-shū, Jōdo-shū, ...), der in der west·lichen Fach·literatur unter·schiedlich, entweder mit „Sekte“ (sect) oder „Schule“ (school) über·setzt wird. Der Begriff „Sekte“ ver·schwindet aller·dings lang·sam aus der Fach·literatur, nach·dem berechtigt darauf hin·ge·wiesen wurde, dass „Sekte“ im christlich-euro·päischen Kontext einen aus·ge·sprochen pejo·rativen Bei·ge·schmack hat (nämlich als Be·zeich·nung für un·ortho·doxe Ab·spal·tungen von der offiziellen Amts·kirche). Auf Japan über·tragen hieße das, dass der ge·samte japanische Bud·dhis·mus lediglich eine An·sammlung un·ortho·doxer Abspal·tungen dar·stellt, was mit dem Begriff shūha zweifel·los nicht ge·meint ist. Anderer·seits lässt „Schule“ eher an theo·retische theo·logische Unter·schiede denken, weniger an institutionelle Trennungen. Es fragt sich also, was für Unter·schiede eigent·lich zwischen den einzelnen japanischen shūha bestehen.

Der Buddhismus der

Nara 奈良 (jap.)

Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō

Ort, Geschichte

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Geographische Lage von Nara; s.a. Geo-Glossar

-Zeit wird oft durch die Schlag·worte „Sechs Schulen“ und „Sieben Große Tempeln“ um·rissen. Es bildeten sich näm·lich Sechs Richtungen her·aus, die ihre Zentren in sieben Tempeln hatten, wobei keines·falls nur jeweils eine Richtung in einem Tempel ver·treten war. Die Sechs Schulen waren Experten-Runden oder Studien-Gruppen, die sich je·weils be·sonders mit einem be·stimmten Text oder einer Gruppe von Texten be·fassten. In jedem der großen Tempel wurden mehrere der von den Sechs Schulen diskutierten Themen an·ge·schnitten. Es herr·schte also nicht — wie in der späteren Ent·wicklung — das Prinzip, dass jeder Tempel einer be·stimmten Richtung zuzu·ordnen war. In·so·fern sind die Sechs Nara-Schulen orga·nisa·torisch ge·sehen eher als eine einzige Richtung auf·zu·fassen und werden daher zu·meist auch als Einheit an·ge·sehen. In der

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-Zeit ent·wickelte sich vor allem die Tendai-shū zu einer institutionell völlig vom Nara Buddhismus un·ab·hängigen religiösen Körper·schaft und trat mit diesen immer mehr in Konkurrenz. Sie spaltete sich also vom Haupt·strom des damaligen Bud·dhis·mus ab und kann zu·mindest in ihrer Früh·zeit sehr wohl als „Sekte“ im engeren Wort·sinn an·ge·sehen werden. Gegen Ende der Heian-Zeit war der Tendai Bud·dhis·mus aller·dings bereits so ein·fluss·reich, dass der Begriff „Sekte“ (im Sinn von Abspaltung) nicht mehr wirklich passend erscheint.

In der folgenden

Kamakura 鎌倉 (jap.)

Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Kamakura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage von Kamakura; s.a. Geo-Glossar

-Zeit kam es inner·halb des Tendai Bud·dhis·mus wiederum zu Ab·spal·tungen, die einen signifikant „sektiererischen“ Charakter hatten. Aber auch diese Rich·tungen, bei·spiels·weise

Jōdo-shū 浄土宗 (jap.)

Schule des Amida-Buddhismus

Schulrichtung

Der Begriff „Jōdo-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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, ent·wickelten sich mit der Zeit zum Mainstream Bud·dhis·mus und haben ihre ein·sti·gen radikalen Züge längst ab·gelegt. Ob also „Sekte“, „Schule“, „Richtung“ oder ein anderes Wort als adäquate Über·setzung von shūha er·scheint oder nicht, ändert sich mit dem historischen Kontext. Eine historisch und sprach·lich konsistente Über·setzung von shūha ist daher meines Erachtens kaum mög·lich und wird daher auf diesen Seiten gar nicht ver·sucht.

Wichtig ist jedoch, sich vor Augen zu halten, dass es sehr wohl markante Unter·schiede zwischen den einzelnen Sekten oder Schulen gab, die heute aller·dings weit·gehend ver·loren ge·gangen sind. Das ver·hältnis·mäßig homogene Er·scheinungs·bild des japanischen Bud·dhis·mus ist ein Phänomen der frühen Neuzeit (1600-1868, siehe terauke System). In der Heian-Zeit und im ja·pa·nischen Mittel·alter existierten aber nicht nur aus·ge·prägte Unter·schiede zwischen den einzelnen Richtungen, es gab auch Inte·ressens·gegen·sätze zwischen ver·schiedenen Klöstern, die zu hand·festen, mitunter kriegerischen Aus·einander·setzungen führten. Diese Kämpfe, die an Aggresivität den europäischen Glaubens·kriegen kaum nach·standen, voll·zogen sich daher nicht not·wendig entlang kon·fessioneller Grenzen sondern zwischen Netz·werken von Klöstern, die wiederum unter·schied·lichen Richtungen angehören konnten.

  1. ^  
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    Gerichtshof des Königs der Totenwelt, Enma (chin. Yanlou).

    Im Hintergrund Enma und zwei weitere Richter, im Vordergrund der Urteilsverkünder und der Schreiber.
    13. Jh. Kyōto National Museum.