Bauten/Schreine/Torii: Unterschied zwischen den Versionen

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Die „hybriden“ torii zeichnen sich dadurch aus, dass sie die simple Grund·form durch zu·sätzliche Elemente ergänzen. Unter diesen Formen ist das sogenannte {{g|ryoubutorii}} das bekannteste. Es ent·spricht im wesent·lichen dem ''myōjin''-Typ, besitzt aber zur Unter·stützung der beiden Haupt·pfosten vier kleinere Zusatz·pfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte ''torii'' von {{g|Miyajima}} ist so konstruiert.  
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Die „hybriden“ ''torii'' zeichnen sich dadurch aus, dass sie die simple Grund·form durch zu·sätzliche Elemente ergänzen. Unter diesen Formen ist das sogenannte {{g|ryoubutorii}} das bekannteste. Es ent·spricht im wesent·lichen dem ''myōjin''-Typ, besitzt aber zur Unter·stützung der beiden Haupt·pfosten vier kleinere Zusatz·pfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte ''torii'' von {{g|Miyajima}} ist so konstruiert.  
  
 
Ein weiterer Hybrid·typ ist das {{g|Sannoutorii}} mit einem Drei·eck auf dem „Kopf“. Schließlich gibt es auch in ein paar wenigen Schreinen ein drei·dimensionales ''torii'', das seine Funktion als Tor ad absurdum führt, indem drei ''torii'' zu einer auf sich selbst ver·weisende Struktur ver·schmolzen sind.   
 
Ein weiterer Hybrid·typ ist das {{g|Sannoutorii}} mit einem Drei·eck auf dem „Kopf“. Schließlich gibt es auch in ein paar wenigen Schreinen ein drei·dimensionales ''torii'', das seine Funktion als Tor ad absurdum führt, indem drei ''torii'' zu einer auf sich selbst ver·weisende Struktur ver·schmolzen sind.   

Version vom 9. März 2021, 11:32 Uhr

Torii Markenzeichen der kami

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Bauten/Schreine/Torii.

Torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] sind das mar·kan·teste Kenn·zeichen eines Shintō-Schreins (jinja [jinja (jap.) 神社 Shintō-Schrein; rel. Gebäude für einheimische Gottheiten (kami)]). Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten sym·bo·lischen Balken·kon·struk·tion davor, so handelt es sich fast immer um ein shin·tō·is·tisches Heilig·tum. Dank ihrer simplen, ein·prägsamen Form sind torii nicht nur zu einem Emblem des Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami], sondern sogar zu einem Er·kennungs·zeichen der tra·di·tio·nellen japa·nischen Kultur schlecht·hin geworden.

Vorlage:W504 Trotz ihrer em·ble·matischen Gestalt liegen die ur·sprüng·liche Funktion und Be·deutung der torii im Dunklen. Zu ihrem rätsel·haften Charakter trägt auch die Be·zeichnung „torii“ selbst bei. Das Wort wird mit den Schrift·zeichen für „Vogel“ (tori 鳥) und „sich befinden“ (i[ru] 居) ge·schrieben und würde demnach soviel wie „Vogel·sitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten torii auch nur die geringste Spur zu erkennen.

Grundform und Stilvarianten

Die Grund·form der torii besteht aus zwei Pfosten und zwei waag·rechten Balken. Trotz dieser Einfachkeit kennt die japanische Archi·tektur·geschichte eine stat·tliche Anzahl von Stil·formen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Ober·balken gerade oder ge·schwungen ist, und ob der Unter·balken über die Pfosten hin·aus·ragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezial·konstruk·tionen oder Hybrid·formen. Diese werden zumeist nach den re·prä·sen·ta·tivsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.

Myōjin torii

Myojintorii.gif

Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte myōjin torii [myōjin torii (jap.) 明神鳥居 Stilvariante der torii (Schreintore) : geschwungene Balken, schräge Pfosten]. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft ge·schwungenen Ober·balken (kasagi [kasagi (jap.) 笠木 Oberer Querbalken eines torii (Schreintors)], wtl. „Schirmholz“), der aus mehreren Kant·hölzern zusammen·gesetzt ist, und einen Unter·balken (nuki [nuki (jap.) Unterer Querbalken eines torii (Schreintors)], wtl. „Durch·stecher“), der an beiden Enden über die ihn tragen·den Pfosten hinausragt. Bei myōjin torii aus Holz ist der Oberbalken zumeist mit einem kleinen Dach ausgestattet. Zwischen Ober- und Unter·balken befindet sich ein vertikales Brett (gakuzuka [gakuzuka (jap.) 額束 Schrifttafel eines torii (Schreintors)]), an dem Tafeln mit In·schriften ange·bracht werden können.

Vorlage:Wmax2

Shinmei torii

Shinmeitorii.gif

Die simpelste Form ist das shinmei- [shinmei torii (jap.) 神明鳥居 Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii] oder ise torii, bestehend aus lot·rechten, runden Pfosten (hashira [hashira (jap.) Pfeiler, Pfosten; auch: Zählwort für Gottheiten (kami)]) und geraden Quer·balken ohne gakuzuka. Der Quer·balken ragt nicht über die tragenden Pfosten hinaus. Dieser Typus entspricht dem Schreinstil von Ise (shinmei-zukuri [shinmei-zukuri (jap.) 神明造 Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii]) und wurde wohl auch in der antiken Schrein·anlage von Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū] entwickelt. Zur Zeit des Staatsshintō im 19. und 20. Jahr·hundert wurde diese ver·meint·lich archaische Form besonders gerne verwendet (etwa im Yasukuni Schrein [Yasukuni Jinja (jap.) 靖国神社 Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene]).

Torii geku.jpg
1 Torii des Äußeren Schreins von Ise
Ein Beispiel für ein torii im einfachen, rustikalen shinmei-Stil.
Salvador Busquets Artigas, flickr (SBA73), 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
Uji bridge.jpg
2 Ise, Uji Brücke
Dieses torii im shinmei-Stil befindet sich vor der Uji-Brücke in Ise, die wiederum den einzigen offiziellen Zugang zum Naikū, dem Inneren Ise Schrein darstellt.
Salvador Busquets Artigas, flickr (SBA73), 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
Yasukuni torii.jpg
3 Yasukuni torii
Monumentales torii im shinmei-Stil am Eingang der Schreinanlage des Yasukuni Jinja. Zur Zeit seiner Errichtung (1921) das größte torii Japans; 1943 zur Kriegsmaterialgewinnung eingeschmolzen; 1974 neu errichtet. Mit 25m Höhe nach wie vor das größte torii Japans.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.

Sonderformen

Vorlage:Sidebox3 Die „hybriden“ torii zeichnen sich dadurch aus, dass sie die simple Grund·form durch zu·sätzliche Elemente ergänzen. Unter diesen Formen ist das sogenannte ryōbu torii [ryōbu torii (jap.) 両部鳥居 Stilvariante der torii (Schreintore): besitzt zur Unterstützung der zwei Hauptpfosten vier kleine Zusatzpfosten; der Name (wtl. „torii der zwei Teile“) hat buddhistische Konnotationen (vgl. Ryōbu mandara) und dürfte nichts mit der speziellen architektonischen Bauweise zu tun haben] das bekannteste. Es ent·spricht im wesent·lichen dem myōjin-Typ, besitzt aber zur Unter·stützung der beiden Haupt·pfosten vier kleinere Zusatz·pfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte torii von Miyajima [Miyajima (jap.) 宮島 Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein] ist so konstruiert.

Ein weiterer Hybrid·typ ist das sannō torii [sannō torii (jap.) 山王鳥居 Stilvariante der torii (Schreintore): myōjin torii mit einem zusätzlichen Giebel] mit einem Drei·eck auf dem „Kopf“. Schließlich gibt es auch in ein paar wenigen Schreinen ein drei·dimensionales torii, das seine Funktion als Tor ad absurdum führt, indem drei torii zu einer auf sich selbst ver·weisende Struktur ver·schmolzen sind.

Sannotorii.jpg
4 Hiyoshi, Shiga-ken
Eingang zum Hiyoshi Schrein am Fuß des (buddhistischen!) Klosterbergs Hiei. Die Hauptgottheit dieses Schreins ist Sannō, wtl. der „Bergkönig“. Das Dreieck am Oberbalken dieses torii stellt eine Anspielung auf diesen Namen dar.
Bildquelle: unbekannt.
Hachiman ishi torii.jpg
5 Stein-torii
Rustikales Stein-torii, das angeblich älteste seiner Art in Japan. Es stammt aus einer Zeit, als in dieser Gegend noch Kriege gegen die Ureinwohner des Nordens, die Emishi, geführt wurden.
Heian-Zeit, 1109. cherry snow, Blog, 2009/4.
Sankei torii.jpg
6 Dreiteiliges torii
Eigentümliches dreiteiliges torii. Es befindet sich in einem alten Schrein in Kyōto, wo unter anderem der wilde Geist (aramitama) der Amaterasu verehrt wird.
Ukinedori, Blog, 2010.
Hibara mitsutorii.jpg
7 Hibara Jinja, Nara
Dieses torii besteht aus drei zusammengefügten Toren und ist außerdem mit verschließbaren Türen versehen. Es hütet den Zugang zum dahinter liegenden Berg Miwa, der als Ganzes das shintai (Hauptheiligtum) des Hibara Schreins darstellt.
Der Hibara Schrein ist ein Seitenschrein des (Ō)miwa Schreins, der sich ebenfalls am Fuß des gleichnamigen Berges befindet und diesen als shintai ansieht. Auch im Miwa Schrein gibt es ein dreiteiliges verschließbares torii, das allerdings weniger photogen ist.
Im übrigen soll Amaterasu, bevor sie in Ise verehrt wurde, hier im Hibara Schrein verehrt worden sein, weshalb der Schrein auch den Beinamen Moto-Ise (Ur-Ise) trägt.
Miwa no Hihara, über Internet Archive.
Mitsutorii.jpg
8 Mitsumine Jinja
Auch dieses torii ist dem Prototyp aus Miwa (miwa torii) nachempfunden. Miwa bedeutet „Drei Ringe“, Mitsumine „Drei Gipfel“. Möglicherweise ist die Zahl Drei in beiden Schreinnamen ausschlaggebend für die dreiteilige Form.
Bernhard Scheid, flickr, 2007.
Shobenyoke torii.jpg
9 shōben-yoke
Dieses Miniatur-torii soll als dezente Aufforderung verstanden werden, hier nicht gegen den Zaun eines privaten Grundstücks zu pinkeln (shōben yoke). In Japan funktioniert das!
Wikimedia Commons, 2004.

Der Miwa Schrein [Ōmiwa Jinja (jap.) 大神神社 Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans] besitzt gleich mehrere Be·sonder·heiten. Zum einen gibt es hier das miwa torii [miwa torii (jap.) 三輪鳥居 Stilvariante der torii (Schreintore): besteht aus drei myōjin torii, ohne Neigung der Pfosten], das links und rechts von kleineren Seiten-torii flankiert wird. Eine weitere torii-Sonder·form ist das soge·nannten shime- [shimetorii (jap.) 注連鳥居 Torii (Schreintor) bestehend aus zwei Pfosten und einem Seil; auch chūren torii gelesen] oder chūren torii. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil (shimenawa [shimenawa (jap.) 注連縄 shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.]) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als torii bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Früh·form der torii handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.

Omiwa.jpg
10 Shime-torii, Ōmiwa Schrein (Präfektur Nara)
Shime-torii vor der Zeremonienhalle des Miwa Jinja.
Horohoro, 2004.

Funktion

Torii dienen im All·gemeinen dazu, eine sym·bo·lische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die pro·minentesten torii befinden sich daher zumeist am Zugangs·weg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schrein·areals können torii auf·gestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schrein·gebäude zu kennzeichnen. Auch werden torii häufig hinter einander auf·gestellt und können sogar zu tunnel·artigen Gebilden zusammen·wachsen. Das extremste Bei·spiel ist der Fushimi Inari Schrein [Fushimi Inari Taisha (jap.) 伏見稲荷大社 Großschrein der Gottheit Inari in Fushimi, im Süden Kyōtos] in Kyōto, wo ein ganzer Berg von torii-Tunneln überzogen ist.

Torii scheinen bereits im ja·panischen Alter·tum als Er·kennungs·zeichen von Kult·stätten der ein·heim·ischen kami fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer be·wussten Unter·scheidung von Shintō und Bud·dhis·mus interpretieren. Allerdings gibt es einige Aus·nahmen, in denen torii auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden.

Torii außerhalb des Shintō

Torii shitennoji.jpg
11 Shitennō-ji, Ōsaka
Der Shitennō-ji ist wahrscheinlich das älteste staatlich errichtete bud­dhis­tische Kloster Japans. Es soll im Jahr 593 von Prinzregent Shōtoku Taishi gegründet worden sein. Wann hier ein torii errichtet wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
Kamakura-Zeit, 1294. Wikimedia Commons, Kenpei, 2004.

Vor dem bud·dhis·tischen Tempel Shitennō-ji [Shitennō-ji (jap.) 四天王寺 buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)] in Ōsaka gibt es ein torii aus Stein, das den Haupt·zugang zur Tempel·anlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete bud·dhis·tische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinz·regent Shōtoku Taishi [Shōtoku Taishi (jap.) 聖徳太子 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent] gegründet. Wann das torii gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ur·sprüng·lich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes torii ersetzt.

Koya5.jpg
12 Gräber auf Berg Kōya
Grabanlage (haka mit gorintō) der Daimyō-Familie Shimazu aus Satsuma/Kyūshū auf Berg Kōya.
Chantal Dupasquier, flickr 2005.

Obwohl der Totenkult in Japan tradi·tio·neller·weise fest in bud·dhis·tischer Hand ist, findet man auf alten Fried·höfen torii vor den Grab·anlagen be·deutender Familien aus der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit. (s. dazu auch Friedhof auf Berg Kōya.)

Benten chikubushima1.jpg
13
Statue der Benzaiten mit torii als Kopfputz. Gottheit auf der Schreininsel Chikubushima im Biwa See, eine der „Drei Großen Benten“ Kultstätten Japans.
Wada Yoshio, 2003 (mit freundlicher Genehmigung).
Kumano mandara.jpg
14
Der Ausschnitt dieses Mandalas zeigt die japanische Unterwelt (jigoku) nach geläufigen buddhistischen Vorstellungen der Edo-Zeit. Torii dienen zur Abgrenzung der einzelnen Bereiche der Wiedergeburt.
Edo-Zeit, 17. Jh. unbekannt.
Kakumei gyoja ontake.jpg
15
Statue des Shugendō-Asketen Kakumei Gyōja (1718–1786). Kakumei ist eindeutig als buddhistischer Pilger (henro) mit Pilgerstab und vajra-Glocke dargestellt, doch ist die ihm geweihte Anlage mit einem torii markiert. Sie gehört heute zum Ontake Schrein, einem Zentrum der Bergasketen (yamabushi); Kakumei trug in der Edo-Zeit stark zur Popularität von Ontake als Pilgerzentrum bei und wurde sowohl als Bodhisattva als auch als kami (reishin) verehrt (Encyclopedia of Shinto; Shinden daikan).
Wikimedia Commons, Alpsdake, 2014.
Benzaiten; Kumano mandara; torii vor einer Buddha Statue

Die indische Gott·heit Sarasvati [Sarasvatī (skt.) सरस्वती indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)] kam als Be·schützerin des Bud·dhis·mus mit diesem nach Japan und wird hier als Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] verehrt. Auf vielen Dar·stellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein torii, hinter dem eine Schlange mit mensch·lichem Kopf zu erkennen ist.

Bud·dhis·tische Höllendarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der torii, um ver·schiedene Bereiche der Hölle von einander ab·zu·gren·zen.

Die synkretistischen Bergasketen (yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]) bedienen sich zur Kenn·zeichnung ihrer Heilig·tümer sowohl des torii als auch bud·dhis·tischer Embleme.

Kumano nachi mandara.jpg
16 Auftakt zu einem buddhistischen Selbstopfer, mit torii
Unter einem großen torii vollziehen buddhistische Mönche einen Ritus. Davor sieht man ein Schiff, das ebenfalls mit torii bestückt ist, doch auf dem Segel steht „Ehre dem Buddha Amida“ namu amida butsu. Die Szene ist ein Ausschnitt eines Schrein-Mandalas, auf dem die Umgebung des Nachi Schreins in Kumano dargestellt ist. Der Ort war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit auch dafür berühmt, dass sich Amida-Gläubige in Boote aussetzen ließen, um von hier Fudaraku, das Reine Land von Amidas Begleiter Kannon Bosatsu, zu erreichen, das man südlich der Halbinsel von Kumano wähnte. Das Boot mit den torii ist für diese Fahrt ins Ungewisse gedacht. Die Praktikanten ließen sich in einer Art Hütte an Bord einsperren und hofften, dass ihnen die Wiedergeburt in Kannons Paradies sicher wäre, wenn sie auf diese Weise den Tod finden würden. (S.a. Religiöse Selbstmorde.)
Frühe Edo-Zeit. Kokugakuin University Library.

Schließlich markierten torii auch die Boote, auf denen bud·dhis·tische Welt·flüchtige sich aussetzen ließen, um das Reine Land des Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt], Fudaraku [Fudaraku (jap.) 補陀落 paradisische Insel des Kannon (Avalokiteshvara), abgeleitet von skt. Potalaka] zu erreichen. Diese besondere Art des religiösen Selbstmords wurde eng mit dem gemischt-religiösen Zentrum von Kumano [Kumano (jap.) 熊野 Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)] im Süden der Halbinsel Kii assoziiert und findet sich daher auch in vielen Mandalas, die diese Gegend darstellen, auch wenn die Praxis selbst nur sehr selten vollzogen wurde. Bemerkens·wert ist auch in diesem Fall die enge Verbindung von torii und Totenkult.

Verwandte der torii außerhalb Japans

Die frühesten Er·wähnungen von torii stammen aus japa·nischen Quellen des zehnten Jahr·hunderts. Ob kami-Schreine davor schon durch „Vogel·sitze“ ge·kenn·zeichnet waren und wie diese aus·gesehen haben könnten, ist un·bekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die torii, diese zutiefst shintō·istischen Identitäts·merkmale, ein Produkt des Bud·dhis·mus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige An·nahmen gibt es verschiedene An·halts·punkte, da torii-ähnliche Kon·struk·tionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Im folgenden werden die wichtigsten „Ver·wandten“ der torii, die immer wieder als Pro·to·typen in Betracht gezogen werden, kurz vor·ge·stellt.

Indien

Torii sanchi.jpg
17 Torana in Sanchi
An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas (gorintō) in Sanchi befinden sich markante Eingänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Querbalken aussehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit torana. Aufgrund ihrer Ähnlichkeiten in Form und Namen wurden sie von frühen Japanologen als Vorläufer der torii angesehen.
Scott Weatherson, flickr 2009.

An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas in Sanchi [Sāñcī (skt.) सांची Ortschaft im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, bekannt für ihre buddhistischen Grabmonumente (stupa)], Indien, befinden sich markante Ein·gänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Quer·balken aus·sehen. Man nennt diese Tore auf San·skrit torana [toraṇa (skt.) तोरण „Bogen“, Torbogen, Tor]. Die Ähn·lich·keiten in Wort·klang und Aus·sehen bewo·gen frühe Japano·logen (u.a. Aston [Aston, William George (west.) 1841–1911; brit. Diplomat und Pionier der Japanologie; Übersetzer des Nihon shoki] und Chamberlain [Chamberlain, Basil Hall (west.) 1850–1935, brit. Pionier der Japanforschung]) zu der Annahme, torii stamm·ten von torana ab. Allerdings müsste man, um diese Theorie zu erhärten, den Weg der torana über den chinesischen Buddhismus nach Japan nachzeichnen, was aber meines Wissens bislang noch nicht gelungen ist. Jedenfalls ist diese Theorie seit dem späten 19. Jh. kaum mehr aufgegriffen worden.

Thailand

Bangkok swing.jpg
18 Große Schaukel (30m)
Sao Ching Cha, die Große Schaukel in Bangkok, welche erstaunliche Ähnlichkeit mit einem torii aufweist.
Thailand. Wikimedia Commons, Mattana, 2007.
Sao Ching Cha vor dem Tempel Wat Suthat in Bangkok

In Bangkok gibt es die so·genannte Große Schaukel (Sao Ching Cha), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Ver·zierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähn·lich·keiten mit einem shinmei-torii [shinmei torii (jap.) 神明鳥居 Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii] aufweist. Funktionell ist es jedoch grund·verschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durch·gang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine bra·hmanische Schaukel·zeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines torii in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum voll·ständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukel·brett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähn·lich·keiten auch aus rein kon·struktions·tech·nischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandt·schaft·liche Bezie·hung ge·schlossen werden muss.

China

Himmelstempel.jpg
19 Tempel des Himmels, Beijing
Eingang zur Stätte durch ein Palasttor (paifang), wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen.
China. Bernhard Scheid, 2008.
Eingang zum Tempel, wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen

In China begegnet man häufig einem Palast·tor namens paifang [paifang (chin.) 牌坊 Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch pailou; jap. haibō bzw. hairō] oder pailou [pailou (chin.) 牌楼 Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch paifang; jap. hairō], das — ähnlich wie ein torii — meist keine Türen hat und daher eine rein sym·bo·lische Funk·tion besitzt. An·derer·seits sind pailuo archi·tek·to·nisch sehr auf·wen·dig und vari·an·ten·reich aus·ge·staltet. Häufig findet man drei·tei·lige Kon·struk·tionen, die äußerst bom·bastisch deko·riert sind. Einige Bei·spiele erin·nern aller·dings tat·sächlich an torii, etwa die Tore im Tempel des Him·mels (Tiantan [Tiantan (chin.) 天壇 Tempel des Himmels oder wtl. Altar des Himmels in Beijing; Anlage für kaiserliche Riten der Ming- und Qing-Zeit; Unesco Weltkulturerbe]) in Beijing (Abb. links), doch stam·men diese archi·tek·to·nischen Varian·ten aus relativ später Zeit.

Es gibt in China außerdem zere·monielle Stelen mit der Be·zeich·nung huabiao [huabiao (chin.) 華表 Chinesische Zeremonialstele; jap. kahyō], die ähnlich wie torii zur Kenn·zeich·nung des Zu·gangs·wegs zu einem zere·moniel·len Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich de·koriert und tragen an ihrer Spitze ein drachen·artiges mytho·lo·gisches Tier. Äußer·lich haben sie also kaum etwas mit den torii gemein, doch werden sie in einem der ältes·ten Lexika Japans, dem Wamyō ruijushō [Wamyō ruijushō (jap.) 和名類聚抄 Heian-zeitliches Lexikon; zwischen 931 und 938 kompliert von Minamoto no Shitagō] aus dem frühen zehnten Jahr·hundert, mit torii gleich·gesetzt. Dies mag ein Miss·ver·ständ·nis der dama·ligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vor·moder·nen japa·nischen Gelehr·ten zu zahl·reichen Speku·lationen über eine chine·sische Herkunft der torii geführt.1

In Taiwan kam es schließlich in der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) zu Misch·formen, in denen torii und paifang-Elemente kombi·niert wurden. Das unten stehende Beispiel zeigt den Kenkō Schrein [Jiangong Shenshe (chin.) 建功神社 jap. Kenkō Jinja; Schrein zur Verehrung von jap. Kriegshelden in Taipei, welcher 1928, in der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) errichtet wurde; Entwurf von Ide Kaoru (1879–1944); das Gebäude wurde nach dem Krieg in die staatl. Zentralbibliothek Taiwan umgewandelt], ein japa·nisches Kriegs·helden·monu·ment in Taipei aus jener Zeit.

Kenko jinja.jpg
20 Kenkō Jinja, ein Beispiel der japanischen Kolonialarchitektur
Die Errichtung des Kenkō Jinja in Taipei wurde 1925, zur Feier der 30jährigen japanischen Herrschaft über die Insel Taiwan, begonnen und 1928 vollendet. Die Pläne stammen von Ide Kaoru (1879–1944), ein japanischer Architekt, der hauptsächlich in Taiwan tätig war und sich um die Verbindung von traditionell chinesischer und japanischer Architektur bemühte. Der Schrein diente, ähnlich wie der Yasukuni Schrein in Tōkyō, der Kriegshelden-Verehrung. Nach dem Krieg wurde das Gebäude in eine Bibliothek umgewandelt.

Die Inschrift auf der Postkarte besagt: „Die Heldenseelen der Opfer, die für die Herrschaft über Taiwan gekämpft haben, werden hier verehrt. Über zehntausend Heldenseelen wachen hier in Ewigkeit über diese Insel.“

Die torii im Eingangsbereich kombinieren die Struktur eines dreiteiligen miwa torii mit Elementen des chinesischen paifang-Palasttors.
Taiwan, 1940. East Asia Image Collection, Digital Image Collections at Lafayette (educational use permitted).

Korea

Die wahr·scheinlich nächsten Ver·wandten der torii findet man auf der koreanischen Halb·insel. Hier gibt es genau genommen zwei unter·schiedliche Arte·fakte, die gewisse Ge·mein·sam·keiten mit den torii aufweisen, nämlich das soge·nannte Rote Pfeiltor (kor. hongsalmun) und das sotdae, ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogel·skulptur versehen ist.

Red arrow gate seoul.jpg
21 Rotes Pfeiltor, Seoul
Rotes Pfeiltor (hongsalmun) bei den Altären der Erde und Ernte (Sajikdan) in Seoul
Moravius, flickr 2008.
Hongsalmun.jpg
22 Pfeiltor vor einem Königsgrab
Koreanisches Rotes Pfeiltor (hongsalmun), dahinter Schrein und Grabhügel von Jungjong (1487–1544), 11. Herrscher der Joseon Dynastie.
Joseon-Zeit (Korea). procrast8, flickr, 2017.
Rote Pfeiltore (hongsalmun)

Das Pfeil·tor hongsalmun [hongsalmun (kor.) 紅箭門/홍살문 Koreanisches Zeremonialtor, wtl. „Rotes Pfeiltor“; jap. kōzenmon] besitzt bau·tech·nisch große Ähnlich·keiten mit einem torii. Es besteht ebenso aus zwei ein·fachen Pfosten und zwei Quer·balken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unter·schied liegt darin, dass der obere Quer·balken eines Pfeil·tores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des torii auf den Pfosten lagert. Außer·dem sind die Quer·balken der Pfeil·tore mit zahl·reichen vertikalen Ver·stre·bun·gen oder „Pfeilen“ versehen, die ver·ant·wort·lich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeil·tore finden sich vor den Königs·gräbern der Joseon Dynastie [Joseon Wangjo (kor.) 朝鮮王朝/조선왕조 koreanisches Herrschergeschlecht; herrschte über das Kaiserreich Korea von 1392–1910] (1392–1910) rund um die koreanische Haupt·stadt Seoul. Ähnlich wie die torii stehen die Pfeil·tore hier frei am Rande einer sakralen bau·lichen Anlage. Dem ent·sprechend fungieren sie als sym·bolischer Durch·gang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als ver·schließ·bares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei torii nur in wenigen Aus·nahmen der Fall ist. Eine gewisse Ver·wandt·schaft ist den·noch nicht un·wahr·schein·lich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tat·säch·lich zur Her·aus·bildung des anderen bei·getragen hat.

Sotdae.jpg
23 Sotdae in Entenform
Koreanischer „Vogelsitz“ (sotdae) mit stilisierten Enten
Korea. Bildquelle: unbekannt.

Vorlage:W504 Die sotdae [sotdae (kor.) 솟대 Zeremonielle Stäbe der koreanischen Volksreligion, meist mit Vogelskulptur] wiederum sind Glücks·bringer oder schützende Talismane. Tradi·tioneller·weise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zu·sammen mit einer Art Totem·pfahl, dem jangseung, spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wege·götter (dōsojin [dōsojin (jap.) 道祖神 Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form]). Sotdae können auch eigen·händig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischer·weise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogel·figuren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.

Sotdae sehen also ganz anders aus als torii und besitzen andere Funk·tionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Be·deutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätsel·haften Wort·bedeutung von torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] („Vogelsitz“). Das Wort „sotdae“ selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.

Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammes·kulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.

Theorien zum Ursprung der torii

Vorlage:Sidebox3 Eine ein·deutige Lehr·meinung, ob torii eine rein japa·nische Er·findung sind oder unter dem Ein·fluss von anderen Kulturen ent·standen, hat sich derzeit weder in Japan noch außer·halb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Welt·krieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfang·reichsten westlich·sprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten Otto Karow und des Kunst·historikers Dietrich Seckel aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff torii nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon aus·gehend folgern die Autoren, dass man im torii das abstrakte Skelett eines Wohn·hauses erblicken muss. Das wichtigste Element des torii sei der Ober·balken, der den First·balken des Hauses symbolisiere. Aus diesem Befund folgern die Autoren weiter, dass torii letztlich aus ver·las·senen Häusern ent·stan·den, die zu den Grab·stätten der darin Ver·storbenen wurden. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, scheint sie mir doch etwas zu weit hergeholt zu sein. Doch machen die Autoren auf zahlreiche Verbindungen zwischen torii und Totenkult aufmerksam, die man im Gedächtnis behalten sollte.

Karow und Seckel erinnern z.B. im Zu·sam·men·hang mit der wtl. Bedeutung „Vogelsitz“ daran, dass sich in den frühesten schrift·lichen Quellen Japans zahl·reiche Hinweise auf Vögel im Zu·sammen·hang mit Be·stattungs·riten finden. U.a. erzählen sowohl das Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] als auch das Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)], dass sich der er·oberungs·lustige Prinz Yamato Takeru [Yamato Takeru (jap.) 倭建/日本武 Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato] nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grab·monument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weiß·vogel-Grab“ (Shiratori Misasagi [Shiratori Misasagi (jap.) 白鳥陵 Hügelgrab des mythol. Helden Yamato Takeru]). Dem Kojiki zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Be·gräb·nissen gesungen.2 Zahl·reiche weitere Textstellen der klas·sischen Literatur unter·mauern die auch vom ja·panischen Volks·kundler Origuchi Shinobu [Origuchi Shinobu (jap.) 折口信夫 1887–1953, jap. Volkskundler und Religionswissenschaftler] pos·tu·lierte enge Be·ziehung zwischen weißen Vögeln und Toten·seelen.3

Japan steht jedoch in dieser Hin·sicht nicht isoliert da. Der Zusammen·hang zwischen Vogel und Toten·seele ist, wie schon erwähnt, für zahl·reiche, ins·besondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zu·sammen·hang mit dem frühen Japan vielleicht über·zeugendste Parallele findet sich in der Kultur der alt·koreanischen Proto-Drei-Reiche Zeit, die ja mit dem da·ma·ligen Japan (bzw. mit der Kultur der Wa) in enger Beziehung stand. Das Weizhi [Weizhi (chin.) 魏志 Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)], jene chinesische Quelle aus dem dritten Jahr·hun·dert, die die frühesten sys·te·ma·tischen An·ga·ben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Be·stattungs·ritten der Pyeon Jin im Süden der korea·nischen Halb·insel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden.“ 4 Für den gleichen Raum enthält das Weizhi im übrigen auch Hinweise auf Vor·läufer der oben genannten sotdae. Schließ·lich hat auch die Ar·chäo·logie in diesem Raum zahl·reiche Grab·beigaben mit Vogel·motiven zutage gebracht.5

Aus Japan sind ar·chäo·lo·gische Funde von Vogel·motiven aus der Yayoi [Yayoi (jap.) 弥生 Yayoi-Zeit (ca. 300 v.u.Z. – 300 u.Z.); Zeit der Entwicklung des Reisanbaus]- und Kofun [kofun (jap.) 古墳 Hügelgrab der japanischen Frühzeit (ca. 300–700), wtl. „altes Grab“]-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wieder·um darauf hin, dass es hier am Über·gang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. u.Z.) Grab·stätten von hoch·gestellten Per·sönlich·keiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen.6 Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen an·ge·bracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hin·sicht als Vor·läufer der heutigen torii anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch ver·dichtet sich aus diesen In·dizien ein möglicher Zu·sammen·hang zwischen Toten·kult und Vögeln, der am Beginn der Ent·wicklung von torii ge·standen haben mag. Damit wäre auch eine implizite Er·klärung vorhanden, warum an den heutigen torii über·haupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu Kap. Shintō.)

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. 華表 (kahyō), Wikipedia(ja) [15.1.2012].
  2. Chamberlain 1981, S. 268–69
  3. Karow und Seckel 1942, S. 35–42
  4. Seyock 2004, S. 49; Karow und Seckel 1942, S. 42.
  5. Seyock 2004, S. 96–97.
  6. Seyock 2003.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

  • Torii (jap.) (Wikipedia jap.)
  • Sotdae (Wikipedia en.)
  • Sacred Pole, Encyclopedia of Korean Folk Culture (en. und kor., mit vielen Bildbeispielen)


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Basil Hall Chamberlain (Ü.), Kojiki: Records of Ancient Matters. Tokyo: Tuttle, 1981. (Online.) [Erste Auflage 1919, basierend auf einer ersten Übersetzung aus dem Jahr 1883.]
Otto Karow, Dietrich Seckel, Der Ursprung des Torii. Tokyo: OAG, 1942. (Online.) [Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur und Völkerkunde Ostasiens, Band 33/B.]
Barbara Seyock, „The Hirabaru Site and Wajinden Research: Notes on the Archeology of the Kings of Ito“. Nachrichten der Gesellschaft für Natur und Völkerkunde Ostasiens (NOAG) 73/1–2 (2003), 207–225.
Barbara Seyock, Auf den Spuren der Ostbarbaren: Zur Archäologie protohistorischer Kulturen in Südkorea und Westjapan. Münster: Lit Verlag, 2004.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Torii geku.jpg
    Ein Beispiel für ein torii im einfachen, rustikalen shinmei-Stil.
    Salvador Busquets Artigas, flickr (SBA73), 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
  2. ^ 
    Uji bridge.jpg
    Dieses torii im shinmei-Stil befindet sich vor der Uji-Brücke in Ise, die wiederum den einzigen offiziellen Zugang zum Naikū, dem Inneren Ise Schrein darstellt.
    Salvador Busquets Artigas, flickr (SBA73), 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
  3. ^ 
    Yasukuni torii.jpg
    Monumentales torii im shinmei-Stil am Eingang der Schreinanlage des Yasukuni Jinja. Zur Zeit seiner Errichtung (1921) das größte torii Japans; 1943 zur Kriegsmaterialgewinnung eingeschmolzen; 1974 neu errichtet. Mit 25m Höhe nach wie vor das größte torii Japans.
    20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
  4. ^ 
    Sannotorii.jpg
    Eingang zum Hiyoshi Schrein am Fuß des (buddhistischen!) Klosterbergs Hiei. Die Hauptgottheit dieses Schreins ist Sannō, wtl. der „Bergkönig“. Das Dreieck am Oberbalken dieses torii stellt eine Anspielung auf diesen Namen dar.
    Bildquelle: unbekannt.
  5. ^ 
    Hachiman ishi torii.jpg
    Rustikales Stein-torii, das angeblich älteste seiner Art in Japan. Es stammt aus einer Zeit, als in dieser Gegend noch Kriege gegen die Ureinwohner des Nordens, die Emishi, geführt wurden.
    Heian-Zeit, 1109. cherry snow, Blog, 2009/4.
  6. ^ 
    Sankei torii.jpg
    Eigentümliches dreiteiliges torii. Es befindet sich in einem alten Schrein in Kyōto, wo unter anderem der wilde Geist (aramitama) der Amaterasu verehrt wird.
    Ukinedori, Blog, 2010.
  7. ^ 
    Hibara mitsutorii.jpg
    Dieses torii besteht aus drei zusammengefügten Toren und ist außerdem mit verschließbaren Türen versehen. Es hütet den Zugang zum dahinter liegenden Berg Miwa, der als Ganzes das shintai (Hauptheiligtum) des Hibara Schreins darstellt.
    Der Hibara Schrein ist ein Seitenschrein des (Ō)miwa Schreins, der sich ebenfalls am Fuß des gleichnamigen Berges befindet und diesen als shintai ansieht. Auch im Miwa Schrein gibt es ein dreiteiliges verschließbares torii, das allerdings weniger photogen ist.
    Im übrigen soll Amaterasu, bevor sie in Ise verehrt wurde, hier im Hibara Schrein verehrt worden sein, weshalb der Schrein auch den Beinamen Moto-Ise (Ur-Ise) trägt.
    Miwa no Hihara, über Internet Archive.
  8. ^ 
    Mitsutorii.jpg
    Auch dieses torii ist dem Prototyp aus Miwa (miwa torii) nachempfunden. Miwa bedeutet „Drei Ringe“, Mitsumine „Drei Gipfel“. Möglicherweise ist die Zahl Drei in beiden Schreinnamen ausschlaggebend für die dreiteilige Form.
    Bernhard Scheid, flickr, 2007.
  9. ^ 
    Shobenyoke torii.jpg
    Dieses Miniatur-torii soll als dezente Aufforderung verstanden werden, hier nicht gegen den Zaun eines privaten Grundstücks zu pinkeln (shōben yoke). In Japan funktioniert das!
    Wikimedia Commons, 2004.
  10. ^ 
    Omiwa.jpg
    Shime-torii vor der Zeremonienhalle des Miwa Jinja.
    Horohoro, 2004.
  11. ^ 
    Torii shitennoji.jpg
    Der Shitennō-ji ist wahrscheinlich das älteste staatlich errichtete buddhistische Kloster Japans. Es soll im Jahr 593 von Prinzregent Shōtoku Taishi gegründet worden sein. Wann hier ein torii errichtet wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
    Kamakura-Zeit, 1294. Wikimedia Commons, Kenpei, 2004.
  12. ^ 
    Koya5.jpg
    Grabanlage (haka mit gorintō) der Daimyō-Familie Shimazu aus Satsuma/Kyūshū auf Berg Kōya.
    Chantal Dupasquier, flickr 2005.
  1. ^ 
    Benten chikubushima1.jpg
    Statue der Benzaiten mit torii als Kopfputz. Gottheit auf der Schreininsel Chikubushima im Biwa See, eine der „Drei Großen Benten“ Kultstätten Japans.
    Wada Yoshio, 2003 (mit freundlicher Genehmigung).
  2. ^ 
    Kumano mandara.jpg
    Der Ausschnitt dieses Mandalas zeigt die japanische Unterwelt (jigoku) nach geläufigen buddhistischen Vorstellungen der Edo-Zeit. Torii dienen zur Abgrenzung der einzelnen Bereiche der Wiedergeburt.
    Edo-Zeit, 17. Jh. unbekannt.
  3. ^ 
    Kakumei gyoja ontake.jpg
    Statue des Shugendō-Asketen Kakumei Gyōja (1718–1786). Kakumei ist eindeutig als buddhistischer Pilger (henro) mit Pilgerstab und vajra-Glocke dargestellt, doch ist die ihm geweihte Anlage mit einem torii markiert. Sie gehört heute zum Ontake Schrein, einem Zentrum der Bergasketen (yamabushi); Kakumei trug in der Edo-Zeit stark zur Popularität von Ontake als Pilgerzentrum bei und wurde sowohl als Bodhisattva als auch als kami (reishin) verehrt (Encyclopedia of Shinto; Shinden daikan).
    Wikimedia Commons, Alpsdake, 2014.
  4. ^ 
    Kumano nachi mandara.jpg
    Unter einem großen torii vollziehen buddhistische Mönche einen Ritus. Davor sieht man ein Schiff, das ebenfalls mit torii bestückt ist, doch auf dem Segel steht „Ehre dem Buddha Amida“ namu amida butsu. Die Szene ist ein Ausschnitt eines Schrein-Mandalas, auf dem die Umgebung des Nachi Schreins in Kumano dargestellt ist. Der Ort war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit auch dafür berühmt, dass sich Amida-Gläubige in Boote aussetzen ließen, um von hier Fudaraku, das Reine Land von Amidas Begleiter Kannon Bosatsu, zu erreichen, das man südlich der Halbinsel von Kumano wähnte. Das Boot mit den torii ist für diese Fahrt ins Ungewisse gedacht. Die Praktikanten ließen sich in einer Art Hütte an Bord einsperren und hofften, dass ihnen die Wiedergeburt in Kannons Paradies sicher wäre, wenn sie auf diese Weise den Tod finden würden. (S.a. Religiöse Selbstmorde.)
    Frühe Edo-Zeit. Kokugakuin University Library.
  5. ^ 
    Torii sanchi.jpg
    An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas (gorintō) in Sanchi befinden sich markante Eingänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Querbalken aussehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit torana. Aufgrund ihrer Ähnlichkeiten in Form und Namen wurden sie von frühen Japanologen als Vorläufer der torii angesehen.
    Scott Weatherson, flickr 2009.
  6. ^ 
    Bangkok swing.jpg
    Sao Ching Cha, die Große Schaukel in Bangkok, welche erstaunliche Ähnlichkeit mit einem torii aufweist.
    Thailand. Wikimedia Commons, Mattana, 2007.
  7. ^ 
    Himmelstempel.jpg
    Eingang zur Stätte durch ein Palasttor (paifang), wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen.
    China. Bernhard Scheid, 2008.
  8. ^ 
    Kenko jinja.jpg
    Die Errichtung des Kenkō Jinja in Taipei wurde 1925, zur Feier der 30jährigen japanischen Herrschaft über die Insel Taiwan, begonnen und 1928 vollendet. Die Pläne stammen von Ide Kaoru (1879–1944), ein japanischer Architekt, der hauptsächlich in Taiwan tätig war und sich um die Verbindung von traditionell chinesischer und japanischer Architektur bemühte. Der Schrein diente, ähnlich wie der Yasukuni Schrein in Tōkyō, der Kriegshelden-Verehrung. Nach dem Krieg wurde das Gebäude in eine Bibliothek umgewandelt.

    Die Inschrift auf der Postkarte besagt: „Die Heldenseelen der Opfer, die für die Herrschaft über Taiwan gekämpft haben, werden hier verehrt. Über zehntausend Heldenseelen wachen hier in Ewigkeit über diese Insel.“

    Die torii im Eingangsbereich kombinieren die Struktur eines dreiteiligen miwa torii mit Elementen des chinesischen paifang-Palasttors.
    Taiwan, 1940. East Asia Image Collection, Digital Image Collections at Lafayette (educational use permitted).

  9. ^ 
    Red arrow gate seoul.jpg
    Rotes Pfeiltor (hongsalmun) bei den Altären der Erde und Ernte (Sajikdan) in Seoul
    Moravius, flickr 2008.
  10. ^ 
    Hongsalmun.jpg
    Koreanisches Rotes Pfeiltor (hongsalmun), dahinter Schrein und Grabhügel von Jungjong (1487–1544), 11. Herrscher der Joseon Dynastie.
    Joseon-Zeit (Korea). procrast8, flickr, 2017.
  11. ^ 
    Sotdae.jpg
    Koreanischer „Vogelsitz“ (sotdae) mit stilisierten Enten
    Korea. Bildquelle: unbekannt.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Aston, William George (west.) ^ 1841–1911; brit. Diplomat und Pionier der Japanologie; Übersetzer des Nihon shoki
  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • brāhmaṇa (skt.) ब्राह्मण ^ Angehöriger der obersten indischen Priesterkaste; Brahmane, Brahmin (jap. baramon 婆羅門)
  • Chamberlain, Basil Hall (west.) ^ 1850–1935, brit. Pionier der Japanforschung
  • dōsojin 道祖神 ^ Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form
  • Dürer, Albrecht (west.) ^ 1471–1528; deutscher Maler und Graphiker der Renaissance
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Fudaraku 補陀落 ^ paradisische Insel des Kannon (Avalokiteshvara), abgeleitet von skt. Potalaka
  • Fushimi Inari Taisha 伏見稲荷大社 ^ Großschrein der Gottheit Inari in Fushimi, im Süden Kyōtos
  • gakuzuka 額束 ^ Schrifttafel eines torii (Schreintors)
  • hashira^ Pfeiler, Pfosten; auch: Zählwort für Gottheiten (kami)
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Hiei-zan 比叡山 ^ Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus
  • hizen torii 肥前鳥居 ^ Regionale Sonderform der torii aus der alten Provinz Hizen (heute Präfektur Nagasaki und Saga) in Nord-Kyūshū. Meist aus Stein, gedrungene Form.
  • hongsalmun (kor.) 紅箭門/홍살문 ^ Koreanisches Zeremonialtor, wtl. „Rotes Pfeiltor“; jap. kōzenmon
  • huabiao (chin.) 華表 ^ Chinesische Zeremonialstele; jap. kahyō
  • Inari 稲荷 ^ Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • ise torii 伊勢鳥居 ^ einfache Form von torii nach dem Muster der Ise Schreine; auch shinmei torii
  • jangseung (kor.) 長承/장승 ^ koreanischer Totempfahl; oft bei Eingängen von Dörfern für spirituellen Schutz oder gute Ernte
  • Jiangong Shenshe (chin.) 建功神社 ^ jap. Kenkō Jinja; Schrein zur Verehrung von jap. Kriegshelden in Taipei, welcher 1928, in der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) errichtet wurde; Entwurf von Ide Kaoru (1879–1944); das Gebäude wurde nach dem Krieg in die staatl. Zentralbibliothek Taiwan umgewandelt
  • jinja 神社 ^ Shintō-Schrein; rel. Gebäude für einheimische Gottheiten (kami)
  • Joseon Wangjo (kor.) 朝鮮王朝/조선왕조 ^ koreanisches Herrschergeschlecht; herrschte über das Kaiserreich Korea von 1392–1910
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
  • Karow, Otto (west.) ^ 1813–1992; linguistisch ausgerichteter Japanologe und Sinologe
  • kasagi 笠木 ^ Oberer Querbalken eines torii (Schreintors)
  • Kasuga Taisha 春日大社 ^ Kasuga Schrein, Nara; ehemals Ahnenschrein der Fujiwara
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Kehi Jingū 氣比神宮 ^ alter und prestigereichster Schrein der Provinz Echizen, heute Fukui-ken
  • Kii Hantō 紀伊半島 ^ Halbinsel Kii, Wakayama-ken
  • kofun 古墳 ^ Hügelgrab der japanischen Frühzeit (ca. 300–700), wtl. „altes Grab“
  • Kojiki 古事記 ^ „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
  • komainu 狛犬 ^ wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
  • Kumano 熊野 ^ Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)
  • mandara 曼荼羅 ^ Repräsentation eines religiösen Kosmos; japanische Aussprache von skt. mandala
  • Manga 漫画 ^ wtl. „zehntausend Bilder“; ehemals eine Art von Infotainment, heute japanische Comics
  • Mitsumine Jinja 三峰神社 ^ Schrein in den Bergen von Chichibu, westlich von Tōkyō
  • miwa torii 三輪鳥居 ^ Stilvariante der torii (Schreintore): besteht aus drei myōjin torii, ohne Neigung der Pfosten
  • Miyajima 宮島 ^ Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein
  • myōjin torii 明神鳥居 ^ Stilvariante der torii (Schreintore) : geschwungene Balken, schräge Pfosten
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • nuki^ Unterer Querbalken eines torii (Schreintors)
  • Ōmiwa Jinja 大神神社 ^ Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
  • Origuchi Shinobu 折口信夫 ^ 1887–1953, jap. Volkskundler und Religionswissenschaftler
  • paifang (chin.) 牌坊 ^ Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch pailou; jap. haibō bzw. hairō
  • pailou (chin.) 牌楼 ^ Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch paifang; jap. hairō
  • ryōbu torii 両部鳥居 ^ Stilvariante der torii (Schreintore): besitzt zur Unterstützung der zwei Hauptpfosten vier kleine Zusatzpfosten; der Name (wtl. „torii der zwei Teile“) hat buddhistische Konnotationen (vgl. Ryōbu mandara) und dürfte nichts mit der speziellen architektonischen Bauweise zu tun haben
  • Ryōgen 良源 ^ 912–985; 18. Abt (zasu) der Tendai-Schule; unter Namen wie Jie Daishi, Ganzan Daishi, Tsuno Daishi oder Mame Daishi auch als Schutzheiliger populär
  • Samguk (kor.) 三國/삼국 ^ Drei Reiche von Korea; Bezeichnung für die Zeit vom 1 Jh. v.u.Z. bis zum 7 Jh. u.Z. in der die drei Reiche Silla, Baekje und Goguryeo die koreanische Halbinsel unter sich aufteilten
  • Sāñcī (skt.) सांची ^ Ortschaft im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, bekannt für ihre buddhistischen Grabmonumente (stupa)
  • Sannō 山王 ^ Wtl. „Bergkönig“; Schutzgott des Tendai-Klosters auf Berg Hiei
  • sannō torii 山王鳥居 ^ Stilvariante der torii (Schreintore): myōjin torii mit einem zusätzlichen Giebel
  • sansai 三才 ^ Laut der chinesischen Naturphilosophie drei elementare Daseinsformen: Himmel, Erde, Mensch
  • Sao Ching Cha (thai) เสาชิงช้า ^ „Große Schaukel“, traditionelles Wahrzeichen der thailändischen Hauptstadt Bangkok
  • Sarasvatī (skt.) सरस्वती ^ indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)
  • Seckel, Dietrich (west.) ^ 1920–2007; Japanologe und Kunsthistoriker an der Universität Heidelberg
  • senpon torii 千本鳥居 ^ „Tausend torii“; Bezeichnung für die zu Tunneln verbundenen Schreintore des Fushimi Inari Taisha und anderer Inari-Schreine
  • shimenawa 注連縄 ^ shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.
  • shimetorii 注連鳥居 ^ Torii (Schreintor) bestehend aus zwei Pfosten und einem Seil; auch chūren torii gelesen
  • shinmei torii 神明鳥居 ^ Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii
  • shinmei-zukuri 神明造 ^ Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii
  • Shintō 神道 ^ Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami
  • Shiratori Misasagi 白鳥陵 ^ Hügelgrab des mythol. Helden Yamato Takeru
  • Shitennō-ji 四天王寺 ^ buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
  • shōben yoke 小便除け ^ wtl. „Pissabwehr“; rel. Gegenstände (meist torii), die Leute am Pinkeln in der Öffentlichkeit hindern sollen
  • Shōtoku Taishi 聖徳太子 ^ 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
  • sotdae (kor.) 솟대 ^ Zeremonielle Stäbe der koreanischen Volksreligion, meist mit Vogelskulptur
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Tiantan (chin.) 天壇 ^ Tempel des Himmels oder wtl. Altar des Himmels in Beijing; Anlage für kaiserliche Riten der Ming- und Qing-Zeit; Unesco Weltkulturerbe
  • toraṇa (skt.) तोरण ^ „Bogen“, Torbogen, Tor
  • torii 鳥居 ^ Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
  • Wa 和/倭 ^ Frühe Bezeichnung für Japan bzw. die Japaner; urspr. wählten die Chinesen ein Zeichen mit der Grundbedeutung „Zwerg“ 倭, das später in Japan durch ein Zeichen mit der Bedeutung „Harmonie“ 和 ersetzt wurde.
  • Wamyō ruijushō 和名類聚抄 ^ Heian-zeitliches Lexikon; zwischen 931 und 938 kompliert von Minamoto no Shitagō
  • Weizhi (chin.) 魏志 ^ Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)
  • yamabushi 山伏 ^ Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
  • Yamato Takeru 倭建/日本武 ^ Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato
  • Yasukuni Jinja 靖国神社 ^ Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
  • Yayoi 弥生 ^ Yayoi-Zeit (ca. 300 v.u.Z. – 300 u.Z.); Zeit der Entwicklung des Reisanbaus