Bauten/Schreine/Torii: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel | ''Torii'': Markenzeichen der ''kami''}}
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| ''Torii'': Markenzeichen der ''kami''
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{{fl|T}}{{glossar:torii|''orii''}} sind das markanteste Kennzeichen eines Shintō-Schreins. Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten sym·bo·lischen Balken·kon·struk·tion davor, so handelt es sich fast immer um ein shin·tō·is·tisches Heilig·tum. Dank ihrer simplen, einprägsamen Form sind ''torii'' nicht nur zu einem Emblem des {{g|Shintou}}, sondern sogar zu einem Er·kennungs·zeichen der tra·di·tio·nellen japa·nischen Kultur schlecht·hin geworden.  
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T{{g|torii|''orii''}} sind das markanteste Kennzeichen eines Shintō-Schreins ({{g|jinja}}). Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten symbolischen Balkenkonstruktion davor, so handelt es sich fast immer um ein shintōistisches Heiligtum. Dank ihrer simplen, einprägsamen Form sind ''torii'' nicht nur zu einem Emblem des {{g|Shintou}}, sondern sogar zu einem Erkennungszeichen der traditionellen japanischen Kultur schlechthin geworden.  
  
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Trotz ihrer em·ble·matischen Gestalt liegen die ursprüngliche Funktion und Be·deutung der ''torii'' im Dunklen. Zu ihrem rätselhaften Charakter trägt auch die Be·zeichnung ''„torii“'' selbst bei. Das Wort wird mit den Schrift·zeichen für „Vogel“ (''tori'' 鳥) und „sich befinden“ (''i[ru] ''居) geschrieben und würde demnach soviel wie „Vogel·sitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten ''torii'' auch nur die geringste Spur zu erkennen.
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==Funktion und Bezeichnung==
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''Torii'' dienen im Allgemeinen dazu, eine symbolische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die prominentesten ''torii'' befinden sich daher zumeist am Zugangsweg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schreinareals können ''torii'' aufgestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schreingebäude zu kennzeichnen.
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''Torii'' scheinen bereits im japanischen Altertum als Erkennungszeichen von Kultstätten der einheimischen ''kami'' fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer bewussten Unterscheidung von Shintō und Buddhismus interpretieren. Allerdings gibt es einige Ausnahmen, in denen ''torii'' auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden (s.u.).
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Trotz ihrer emblematischen Gestalt liegen die ursprüngliche Funktion und Bedeutung der ''torii'' im Dunklen. Zu ihrem rätselhaften Charakter trägt auch die Bezeichnung ''„torii“'' selbst bei. Das Wort wird mit den Schriftzeichen für „Vogel“ (''tori'' 鳥) und „sich befinden“ (''i[ru] ''居) geschrieben und würde demnach soviel wie „Vogelsitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten ''torii'' auch nur die geringste Spur zu erkennen.
  
 
==Grundform und Stilvarianten==
 
==Grundform und Stilvarianten==
  
Die Grundform der ''torii'' besteht aus zwei Pfosten und zwei waagrechten Balken. Trotz dieser Einfachkeit  kennt die japanische Archi·tektur·geschichte eine stattliche Anzahl von Stil·formen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Ober·balken gerade oder ge·schwungen ist, und ob der Unter·balken über die Pfosten hin·aus·ragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezial·konstruk·tionen oder Hybrid·formen. Diese werden zumeist nach den re·prä·sen·ta·tivsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.
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Die Grundform der ''torii'' besteht aus zwei Pfosten und zwei waagrechten Balken. Trotz dieser Einfachkeit  kennt die japanische Architekturgeschichte eine stattliche Anzahl von Stilformen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Oberbalken gerade oder geschwungen ist, und ob der Unterbalken über die Pfosten hinausragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezialkonstruktionen oder Hybridformen. Diese werden zumeist nach den repräsentativsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.  
  
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|caption= Stilvarianten des Myōjin Typs
 
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|caption= Shinmei und hybride Torii
 
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=== Myōjin torii ===
 
=== Myōjin torii ===
  
 
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Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte {{Glossar:myoujintorii}}. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft ge·schwungenen Ober·balken ({{glossar:kasagi}}, wtl. „Schirmholz“), der aus mehreren Kanthölzern zusammen·gesetzt ist, und einen Unter·balken ({{glossar:nuki}}, wtl. „Durch·stecher“), der an beiden Enden über die ihn tragen·den Pfosten hinausragt. Bei ''myōjin torii'' aus Holz ist der Oberbalken zumeist mit einem kleinen Dach ausgestattet. Zwischen Ober- und Unter·balken befindet sich ein vertikales Brett ({{glossar:gakuzuka}}), an dem Tafeln mit Inschriften ange·bracht werden können.  
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Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte {{g|myoujintorii}}. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft geschwungenen Oberbalken ({{g|kasagi}}, wtl. „Schirmholz“), der aus mehreren Kanthölzern zusammengesetzt ist, und einen Unterbalken ({{g|nuki}}, wtl. „Durchstecher“), der an beiden Enden über die ihn tragenden Pfosten hinausragt. Bei ''myōjin torii'' aus Holz ist der Oberbalken zumeist mit einem kleinen Dach ausgestattet. Zwischen Ober- und Unterbalken befindet sich ein vertikales Brett ({{g|gakuzuka}}), an dem Tafeln mit Inschriften angebracht werden können.  
  
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| torii_nikko.jpg
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=== Shinmei torii ===
 
=== Shinmei torii ===
  
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Die simpelste Form ist das {{Glossar:shinmeitorii|''shinmei-''}} oder ''ise torii'', bestehend aus lotrechten, runden Pfosten ({{glossar:hashira}}) und geraden Quer·balken ohne ''gakuzuka''. Der Quer·balken ragt nicht über die tragenden Pfosten hinaus. Dieser Typus findet sich in der antiken Schrein·anlage von {{glossar:Ise}}, wurde aber auch Anfang des 20. Jahr·hunderts, zur Zeit des [[Staatsshinto|Staatsshintō]], als ver·meint·lich archaische Form gerne verwendet (etwa im {{glossar:yasukunijinja|Yasukuni Schrein}}).
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Die simpelste Form ist das {{g|shinmeitorii|''shinmei-''}} oder {{g|isetorii}}, bestehend aus lotrechten, runden Pfosten ({{g|hashira}}) und geraden Querbalken ohne ''gakuzuka''. Der Querbalken ragt nicht über die tragenden Pfosten hinaus. Dieser Typus entspricht dem Schreinstil von Ise ({{g|shinmeizukuri}}) und wurde wohl auch in der antiken Schreinanlage von {{g|Ise}} entwickelt. Zur Zeit des [[Staatsshinto|Staatsshintō]] im 19. und 20. Jahrhundert wurde diese vermeintlich archaische Form besonders gerne verwendet (etwa im {{g|yasukunijinja|Yasukuni Schrein}}).  
 
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| torii_geku.jpg  
 
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| Yasukuni ''torii''
 
| Yasukuni ''torii''
 
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}}
 
}}
  
=== Sonderformen ===
+
== Hybridformen ==
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Obwohl die meisten ''torii'' ziemlich genau nach den oben beschriebenen Vorlagen konstruiert sind, gibt es da oder dort auch hybride Formen, die die simple Grundform durch zusätzliche Elemente ergänzen oder durch charakteristische „Deformationen“ gekennzeichnet sind, und so zu eigenen Stilvarianten wurden.   
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 +
=== Japans „Drei Große ''torii''“ ===
  
{{floatleft
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Wie bei fast allen japanischen Sehenswürdigkeiten, existieren auch bei den ''torii'' inoffizielle Listen, welches die drei bedeutendsten Beispiele ihrer Art seien. Nach einer Mischung aus Größe und geschichtlicher Bedeutung gewichtet sind dies 1.) das berühmte, vom Meer umspülte ''torii'' von {{g|Miyajima}}, 2.) das erste ''torii'' des {{g|Kasugataisha|Kasuga}} Schreins in Nara und  3.) das erste ''torii'' des  etwas entlegenen {{g|kehijinguu|Kehi}} Schreins in der mitteljapanischen Präfektur Fukui.  Alle drei Schreintore blicken auf eine lange Geschichte zurück, stammen in ihrer heutigen Form aber aus dem 17. Jahrhundert. Kehi und Miyajima besitzen sogenannte {{g|ryoubutorii}}. Diese Sonderform entspricht im wesentlichen dem ''myōjin''-Typ, besitzt aber zur Unterstützung der beiden Hauptpfosten vier kleinere Zusatzpfosten. 
| miyajima_torii2.jpg
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| Itsukushima_torii_ebbe.jpg
| ''Ryōbu torii''
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| ''Ryōbu torii'', Miyajima
 
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| ref=1
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}}
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 +
|Kehi_torii.jpg
 +
|''Ryōbu torii'' des Kehi Schreins
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 +
|caption= ''Ryōbu torii''
 
}}
 
}}
Die „hybriden“ torii zeichnen sich dadurch aus, dass sie die simple Grundform durch zusätzliche Elemente ergänzen. Unter diesen Formen ist das sogenannte {{g|ryoubutorii}} das bekannteste. Es ent·spricht im wesent·lichen dem ''myōjin''-Typ, besitzt aber zur Unter·stützung der beiden Haupt·pfosten vier kleinere Zusatz·pfosten. Das berühmte, vom Meer umspülte ''torii'' von {{Glossar:Miyajima}} ist so konstruiert.
 
  
Ein weiterer Hybrid·typ ist das {{g|Sannoutorii}} mit einem Drei·eck auf dem „Kopf“. Schließlich gibt es auch in ein paar wenigen Schreinen ein dreidimensionales ''torii'', das seine Funktion als Tor ad absurdum führt, indem drei ''torii'' zu einer auf sich selbst verweisende Struktur verschmolzen sind.
+
Das erste ''torii'' des Kasuga Schreins wirkt auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches ''myōjin torii'', besitzt aber merkwürdig verdickte Hauptpfeiler, die aus vielen Einzelhölzern zusammengesetzt sind. Auch das Dach hat nicht den üblichen Schwung. Möglicherweise entspricht dies tatsächlich dem ursprünglichen ''torii'' aus der {{g|Heian}}-Zeit.  
  
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+
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|Kasuga_torii.jpg
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|''Torii'' des Kasuga Schreins
| Sankei_torii.jpg| w3=240| left3=-40
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| Hiyoshi, Shiga-ken
 
| Stein-''torii''
 
| Dreiteiliges ''torii''
 
| ref=1
 
 
}}
 
}}
{{w503b
+
{{clear}}
| hibara_mitsutorii.jpg| w1=160 |top1=-20
+
 
| mitsutorii.jpg| w2=240| left2=-40
+
=== ''Miwa torii'' ===
| shobenyoke_torii.jpg| w3=220| left3=-20
+
Das {{g|Miwatorii}} wird links und rechts von kleineren Seiten-''torii'' flankiert. Es ist charakteristisch für den uralten {{g|oomiwajinja|Ōmiwa}} Schrein in Nara, findet sich aber beispielsweise auch im {{g|mitsuminejinja}} in der Kantō-Region. Beide Schreine tragen die Zahl Drei (''mi[tsu]'') in ihrem Namen.
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{{w500
 +
| hibara_torii.jpg  
 
| Hibara Jinja, Nara
 
| Hibara Jinja, Nara
| Mitsumine Jinja
 
| ''shōben-yoke''
 
 
| ref=1
 
| ref=1
 
}}  
 
}}  
Der {{Glossar:oomiwajinja|Miwa Schrein}} besitzt gleich mehrere Besonderheiten. Zum einen gibt es hier das {{g|Miwatorii}}, das links und rechts von kleineren Seiten-''torii'' flankiert wird. Eine weitere ''torii''-Sonder·form ist das soge·nannten {{Glossar:shimetorii|''shime-''}} oder ''chūren torii''. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil ({{Glossar:shimenawa}}) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als ''torii'' bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Früh·form der ''torii'' handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.
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| mitsutorii.jpg
 +
| Mitsumine Jinja
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| ref=1
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}}
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=== ''Sannō torii''===
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Ein weiterer Hybridtyp ist das {{g|Sannoutorii}} mit einem Dreieck auf dem „Kopf“. Es ist bei Schutzschreinen des {{g|Tendaishuu|Tendai}} Buddhismus zu finden, die dem „Bergkönig“ ({{g|sannou}}) geweiht sind. Das Dreieck symbolisiert somit einen Berg.
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{{w500
 +
| Sannotorii_atago.jpg | t=-30
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| ''Sannō torii''
 +
|ref=1
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}}
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 +
=== ''Hizen torii''===
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Im Norden der Insel Kyūshū gibt es einen lokalen Hybridstil namens {{g|hizentorii}}, der aus Steinblöcken angefertigt ist und durch seine gedrungene Form auffällt. Die runden Pfeiler verjüngen sich zur Spitze hin, die beiden Querbalken sind ungewöhnlich nahe beisammen. Oft findet man diese ''torii'' in Konbination mit ebenso bulligen {{g|komainu}}. Die ältesten und zugleich häufigsten Beispiele dieses Typs stammen aus der Zeit um 1600, als Kyūshū zum Schauplatz der christlichen Missionierung und der blutigen [[Geschichte/Christentum/Christenverfolgung|Unterdrückung des Christentums]] wurde. Ob die trutzige Form der ''hizen torii'' damit zusammen hängt?
  
{{w500| w=440 |rw=440 | rh=290
+
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 +
| Torii_hakozaki.jpg
 +
|Großes ''hizen torii'', Fukuoka
 +
| ref= 1
 +
}}
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{{w500 |t=-70 |rh=auto
 +
| Hizentorii_karatsu.jpg
 +
|Kleines ''hizen torii'', Karatsu, Kyūshū
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| ref= 1
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}}
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 +
===''Shimetorii''===
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Eine weitere ''torii''-Sonderform ist das sogenannten {{g|shimetorii|''shime-''}} oder ''chūren torii''. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil ({{g|shimenawa}}) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als ''torii'' bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Frühform der ''torii'' handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.
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{{w500| rw=440 | rh=auto
 
| omiwa.jpg
 
| omiwa.jpg
 
|''Shime-torii'',  Ōmiwa Schrein (Präfektur Nara)
 
|''Shime-torii'',  Ōmiwa Schrein (Präfektur Nara)
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}}
 
}}
  
==Funktion==
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=== ''Senpon torii'' ===
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Schließlich könnte man auch tunnelartige ''torii''-Ensembles, sogenannte tausend ''torii'' ({{g|senpontorii}}), zu den Hybridformen zählen. Diese sind vor allem für  {{g|inari}} Schreine charakteristisch. Zwar sind die einzelnen Tore zumeist konventionelle, rot bemalte ''myōjin torii'' aus Holz, doch die schiere Masse an Toren widerspricht ihrer Funktion als Grenzmarkierung. Vielmehr handelt es sich um ein begehbares Gesamtkunstwerk aus individuellen Opfergaben in ''torii''-Form. Das extremste Beispiel ist der {{g|fushimiinaritaisha|Fushimi Inari Schrein}} in Kyōto, wo ein ganzer Berg von ''torii''-Tunneln überzogen ist (s. {{showTitel|Bauten/Bekannte Schreine/Inari}}).
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{{w500 
 +
| Fushimi_flickr.jpg
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| ''Torii''-Tunnel des Fushimi Inari Schreins
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| ref= 1
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}}
  
''Torii'' dienen im Allgemeinen dazu, eine sym·bo·lische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die pro·minentesten ''torii'' befinden sich daher zumeist am Zugangs·weg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schrein·areals können ''torii'' auf·gestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schrein·gebäude zu kennzeichnen. Auch werden ''torii'' häufig hinter einander auf·gestellt und können sogar zu tunnel·artigen Gebilden zusammen·wachsen. Das extremste Beispiel ist der {{glossar:fushimiinaritaisha|Fushimi Inari Schrein}} in Kyōto, wo ein ganzer Berg von ''torii''-Tunneln überzogen ist.
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=== Kuriositäten ===
  
''Torii'' scheinen bereits im japanischen Altertum als Er·kennungs·zeichen von Kult·stätten der ein·heim·ischen ''kami'' fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer bewussten Unter·scheidung von Shintō und Bud·dhis·mus interpretieren. Allerdings gibt es einige Aus·nahmen, in denen ''torii'' auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden.
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{{floatright |t=-5 |rh=auto
 +
| sidebox=1
 +
| Sankei_torii.jpg
 +
| Dreiteiliges ''torii''
 +
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 +
}}
 +
{{w500|t=-20 | lr=-20| b=-10| rh=auto
 +
| Sansai_torii_hokusai.jpg
 +
| Dreiteiliges ''torii'' von Hokusai
 +
| ref=1
 +
}}
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1814 zeichnete {{g|katsushikahokusai}} in einem seiner {{g|manga}} ein dreidimensionales ''torii'', das seine Funktion als Tor ad absurdum führt, indem drei ''torii'' zu einer auf sich selbst verweisende Struktur verschmolzen sind. Es wird hier als {{g|sansai}} ''torii'' (Tor der Drei Daseinsformen) bezeichnet. Heute ist diese Form in ein paar wenigen Schreinen tatsächlich anzutreffen. Ob sich diese Tradition auf Hokusai oder weiter in die Vergangenheit zurück verfolgen lässt, ist mir nicht bekannt. 
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{{w500
 +
| shobenyoke_torii.jpg
 +
| ''torii''zur Pissabwehr
 +
| ref=1
 +
}}
 +
An privaten Grundstücken sind bisweilen Miniatur-''torii'' angebracht. Sie sind zur „Pissabwehr“ ({{g|shoubenyoke}}) gedacht, sollen also Betrunkene daran hindern, ihr Geschäft an diesem Ort zu verrichten.
  
 
== ''Torii'' außerhalb des Shintō ==
 
== ''Torii'' außerhalb des Shintō ==
  
{{w500
+
{{w500 | rh= auto
 
| torii_shitennoji.jpg
 
| torii_shitennoji.jpg
| Shitennō-ji, Ōsaka
+
| Shitennō-ji, Ōsaka  
| rh=350
 
 
| ref=1
 
| ref=1
 
}}
 
}}
Vor dem bud·dhis·tischen Tempel {{glossar:Shitennouji}} in Ōsaka gibt es ein ''torii'' aus Stein, das den Haupt·zugang zur Tempel·anlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete bud·dhis·tische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinz·regent {{glossar:shoutokutaishi}} gegründet. Wann das ''torii'' gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ur·sprüng·lich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ''torii'' ersetzt.
+
Vor dem buddhistischen Tempel {{g|Shitennouji}} in Ōsaka gibt es ein ''torii'' aus Stein, das den Hauptzugang zur Tempelanlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete buddhistische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinzregent {{g|shoutokutaishi}} gegründet. Wann das ''torii'' gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ''torii'' ersetzt.
  
 
{{w500   
 
{{w500   
| koya5.jpg
+
| koya5.jpg |t= -30
| Gräber auf Berg Kōya
+
| Gräber auf Berg Kōya  
| rh=350
 
 
| ref=1
 
| ref=1
 
}}
 
}}
Obwohl der [[Totenkult]] in Japan tradi·tio·neller·weise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Fried·höfen ''torii'' vor den Grab·anlagen bedeutender Familien aus der {{g|Edo}}-Zeit. (s. dazu auch [[Bauten/Bekannte Tempel/Berg Koya|Friedhof auf Berg Kōya]].)
+
{{w500 |t= -40
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|yokawa_mausoleum.jpg
 +
| Ryōgens Mausoleum auf Berg Hiei
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|ref= 1
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}}
  
 +
Obwohl der [[Totenkult]] in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Friedhöfen ''torii'' vor den Grabanlagen bedeutender Familien aus der {{g|Edo}}-Zeit (s. dazu auch [[Bauten/Bekannte Tempel/Berg Koya|Friedhof auf Berg Kōya]]). Selbst das Mausoleum des bedeutenden {{g|tendaishuu|Tendai}}-Patriarchen {{g|ryougen}} auf Berg {{g|Hieizan|Hiei}} ist mit einem ''torii'' markiert.
 
{{w503   
 
{{w503   
 
|benten_chikubushima1.jpg  
 
|benten_chikubushima1.jpg  
Zeile 143: Zeile 200:
 
}}
 
}}
  
Die indische Gottheit {{skt:Sarasvati}} kam als Beschützerin des Bud·dhis·mus mit diesem nach Japan und wird hier als {{glossar:Benzaiten}} verehrt. Auf vielen Dar·stellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein ''torii'', hinter dem eine Schlange mit mensch·lichem Kopf zu erkennen ist.
+
Die indische Gottheit {{s|Sarasvati}} kam als Beschützerin des Buddhismus mit diesem nach Japan und wird hier als {{g|Benzaiten}} verehrt. Auf vielen Darstellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein ''torii'', hinter dem eine Schlange mit menschlichem Kopf zu erkennen ist.
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 +
Buddhistische [[Mythen/Hoellen|Hölle]]ndarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der ''torii'', um verschiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen.
  
Bud·dhis·tische [[Mythen/Hoellen|Hölle]]ndarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der ''torii'', um ver·schiedene Bereiche der Hölle von einander ab·zu·gren·zen.
+
Die synkretistischen Bergasketen ({{g|yamabushi}}) bedienen sich zur Kennzeichnung ihrer Tempel sowohl des ''torii'' als auch buddhistischer Embleme.
  
Die synkretistischen Bergasketen ({{glossar:yamabushi}}) bedienen sich zur Kenn·zeichnung ihrer Heilig·tümer sowohl des ''torii'' als auch bud·dhis·tischer Embleme.
+
{{w500 | rh= auto
 +
| Kumano_nachi_mandara.jpg
 +
| Auftakt zu einem buddhistischen Selbstopfer, mit ''torii'' 
 +
| ref=1
 +
}}
 +
Schließlich markierten ''torii'' auch die Boote, auf denen buddhistische Weltflüchtige sich aussetzen ließen, um das Reine Land des {{g|Kannon}}, {{g|Fudaraku}} zu erreichen. Diese besondere Art des [[Alltag/Opfergaben/Selbstopfer|religiösen Selbstmords]] wurde eng mit dem gemischt-religiösen Zentrum von {{g|Kumano}} im Süden der Halbinsel {{g|Kiihantou|Kii}} assoziiert und findet sich daher auch in vielen {{g|mandara|Mandalas}}, die diese Gegend darstellen, auch wenn die Praxis selbst nur sehr selten vollzogen wurde. Bemerkenswert ist auch in diesem Fall die enge Verbindung von ''torii'' und Totenkult.
  
 
== Verwandte der ''torii'' außerhalb Japans==
 
== Verwandte der ''torii'' außerhalb Japans==
  
Die frühesten Erwähnungen von ''torii'' stammen aus japa·nischen Quellen des zehnten Jahr·hunderts. Ob ''kami''-Schreine davor schon durch „Vogel·sitze“ ge·kenn·zeichnet waren und wie diese aus·gesehen haben könnten, ist un·bekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die ''torii'', diese zutiefst shintō·istischen Identitäts·merkmale, ein Produkt des Bud·dhis·mus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige An·nahmen gibt es verschiedene An·halts·punkte, da ''torii''-ähnliche Kon·struk·tionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Im folgenden werden die wichtigsten „Ver·wandten“ der ''torii'', die immer wieder als Pro·to·typen in Betracht gezogen werden, kurz vor·ge·stellt.
+
{{floatright | sidebox=1
 +
| top=-250| lr=-50
 +
| ad_duerer.jpg
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| Dürers „''Torii''“
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| ref=1
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Die frühesten Erwähnungen von ''torii'' stammen aus japanischen Quellen des zehnten Jahrhunderts. Ob ''kami''-Schreine davor schon durch „Vogelsitze“ gekennzeichnet waren und wie diese ausgesehen haben könnten, ist unbekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die ''torii'', diese zutiefst shintōistischen Identitätsmerkmale, ein Produkt des Buddhismus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige Annahmen gibt es verschiedene Anhaltspunkte, da ''torii''-ähnliche Konstruktionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Allerdings muss dabei immer in Betracht gezogen werden, dass die Ähnlichkeit angesichts der Einfachheit der Struktur auch Zufall sein kann (vgl. das Monogramm {{g|duereralbrecht }}s).
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Im folgenden werden die wichtigsten „Verwandten“ der ''torii'', die immer wieder als Prototypen in Betracht gezogen werden, kurz vorgestellt.
  
 
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An den vier Seiten des ältesten buddhistischen [[Bauten/Tempel/Stupa|Grabstupas]] in {{skt:Sanchi}}, Indien, befinden sich markante Ein·gänge, die wie ein reich verziertes ''torii'' mit einem dritten Quer·balken aus·sehen. Man nennt diese Tore auf San·skrit {{skt:torana}}. Die Ähn·lich·keiten in Wort·klang und Aus·sehen bewo·gen frühe Japano·logen (u.a. {{g|Astonwilliamgeorge|Aston}} und {{g|Chamberlainbasilhall|Chamberlain}}) zu der Annahme, ''torii'' stamm·ten von ''torana'' ab. In·zwi·schen sind so·wohl von linguis·tischer als auch von kunst·historischer Seite schwer·wiegende Beden·ken gegen diese Theorie geäußert worden.
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An den vier Seiten des ältesten buddhistischen [[Bauten/Tempel/Stupa|Grabstupas]] in {{s|Sanchi}}, Indien, befinden sich markante Eingänge, die wie ein reich verziertes ''torii'' mit einem dritten Querbalken aussehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit {{s|torana}}. Die Ähnlichkeiten in Wortklang und Aussehen bewogen frühe Japanologen (u.a. {{g|Astonwilliamgeorge|Aston}} und {{g|Chamberlainbasilhall|Chamberlain}}) zu der Annahme, ''torii'' stammten von ''torana'' ab. Allerdings müsste man, um diese Theorie zu erhärten, den Weg der ''torana'' über den chinesischen Buddhismus nach Japan nachzeichnen, was aber meines Wissens bislang noch nicht gelungen ist. Jedenfalls ist diese Theorie seit dem späten 19. Jh. kaum mehr aufgegriffen worden.
  
 
===Thailand===
 
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In Bangkok gibt es die sogenannte Große Schaukel (Sao Ching Cha), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Verzierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähn·lich·keiten mit einem ''shinmei-torii'' aufweist. Funktionell ist es jedoch grund·verschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durch·gang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine brahmanische Schaukel·zeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines ''torii'' in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum voll·ständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukel·brett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähn·lich·keiten auch aus rein kon·struktions·tech·nischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandt·schaft·liche Bezie·hung geschlossen werden muss.
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In Bangkok gibt es die sogenannte Große Schaukel ({{s|Saochingcha}}), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Verzierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähnlichkeiten mit einem {{g|shinmeitorii|''shinmei-torii''}} aufweist. Funktionell ist es jedoch grundverschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durchgang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine {{s|brahmana|brahmanische}} Schaukelzeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines ''torii'' in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum vollständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukelbrett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähnlichkeiten auch aus rein konstruktionstechnischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandtschaftliche Beziehung geschlossen werden muss.
  
 
===China===
 
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In China begegnet man häufig einem Palast·tor namens {{Glossar:paifang}} oder {{Glossar:pailou}}, das — ähnlich wie ein ''torii'' — meist keine Türen hat und daher eine rein sym·bo·lische Funk·tion besitzt. An·derer·seits sind ''pailuo'' archi·tek·to·nisch sehr auf·wen·dig und vari·an·ten·reich aus·ge·staltet. Häufig findet man drei·tei·lige Kon·struk·tionen, die äußerst bom·bastisch deko·riert sind. Einige Bei·spiele erin·nern aller·dings tat·sächlich an ''torii'', etwa die Tore im Tempel des Him·mels ({{g|Tiantan}}) in Beijing (Abb. links), doch stam·men diese archi·tek·to·nischen Varian·ten aus relativ später Zeit.
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In China begegnet man häufig einem Palasttor namens {{g|paifang}} oder {{g|pailou}}, das — ähnlich wie ein ''torii'' — meist keine Türen hat und daher eine rein symbolische Funktion besitzt. Andererseits sind ''pailou'' architektonisch sehr aufwendig und variantenreich ausgestaltet. Häufig findet man dreiteilige Konstruktionen, die äußerst bombastisch dekoriert sind. Einige Beispiele erinnern allerdings tatsächlich an ''torii'', etwa die Tore im Tempel des Himmels ({{g|Tiantan}}) in Beijing (Abb. links), doch stammen diese architektonischen Varianten aus relativ später Zeit.
  
Es gibt in China außerdem zere·monielle Stelen mit der Be·zeich·nung {{glossar:huabiao}}, die ähnlich wie ''torii'' zur Kenn·zeich·nung des Zu·gangs·wegs zu einem zere·moniel·len Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich dekoriert und tragen an ihrer Spitze ein drachen·artiges mytho·lo·gisches Tier. Äußer·lich haben sie also kaum etwas mit den ''torii'' gemein, doch werden sie in einem der ältes·ten Lexika Japans, dem {{glossar:wamyouruijushou}} aus dem frühen zehnten Jahr·hundert, mit ''torii'' gleich·gesetzt. Dies mag ein Miss·ver·ständ·nis der dama·ligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vor·moder·nen japa·nischen Gelehr·ten zu zahl·reichen Speku·lationen über eine chine·sische Herkunft der ''torii'' geführt.<ref>[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E8%8F%AF%E8%A1%A8 華表] (''kahyō''), Wikipedia(ja) [15.1.2012].</ref>
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Es gibt in China außerdem zeremonielle Stelen mit der Bezeichnung {{g|huabiao}}, die ähnlich wie ''torii'' zur Kennzeichnung des Zugangswegs zu einem zeremoniellen Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich dekoriert und tragen an ihrer Spitze ein drachenartiges mythologisches Tier. Äußerlich haben sie also kaum etwas mit den ''torii'' gemein, doch werden sie in einem der ältesten Lexika Japans, dem {{g|wamyouruijushou}} aus dem frühen zehnten Jahrhundert, mit ''torii'' gleichgesetzt. Dies mag ein Missverständnis der damaligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vormodernen japanischen Gelehrten zu zahlreichen Spekulationen über eine chinesische Herkunft der ''torii'' geführt.<ref>[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E8%8F%AF%E8%A1%A8 華表] (''kahyō''), Wikipedia(ja) [15.1.2012].</ref>
  
In Taiwan kam es schließlich in der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) zu Misch·formen, in denen ''torii'' und ''paifang''-Elemente kombi·niert wurden. Das unten stehende Beispiel zeigt den {{g|Kenkoujinja|Kenkō Schrein}}, ein japa·nisches Kriegs·helden·monu·ment in Taipei aus jener Zeit.  
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In Taiwan kam es schließlich in der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) zu Mischformen, in denen ''torii'' und ''paifang''-Elemente kombiniert wurden. Das unten stehende Beispiel zeigt den {{g|Jiangongshenshe|Kenkō Schrein}}, ein japanisches Kriegsheldenmonument in Taipei aus jener Zeit.  
  
 
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===Korea===
 
===Korea===
  
Die wahrscheinlich nächsten Verwandten der ''torii'' findet man auf der koreanischen Halbinsel. Hier gibt es genau genommen zwei unter·schiedliche Arte·fakte, die gewisse Ge·mein·sam·keiten mit den ''torii'' aufweisen, nämlich das soge·nannte Rote Pfeiltor (kor. ''hongsalmun'') und das ''sotdae'', ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogel·skulptur versehen ist.
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Die wahrscheinlich nächsten Verwandten der ''torii'' findet man auf der koreanischen Halbinsel. Hier gibt es genau genommen zwei unterschiedliche Artefakte, die gewisse Gemeinsamkeiten mit den ''torii'' aufweisen, nämlich das sogenannte Rote Pfeiltor (kor. ''hongsalmun'') und das ''sotdae'', ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogelskulptur versehen ist.  
 
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Das Pfeiltor {{glossar:hongsalmun}} besitzt bau·tech·nisch große Ähnlich·keiten mit einem ''torii''. Es besteht ebenso aus zwei einfachen Pfosten und zwei Quer·balken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unter·schied liegt darin, dass der obere Quer·balken eines Pfeil·tores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des ''torii'' auf den Pfosten lagert. Außer·dem sind die Quer·balken der Pfeil·tore mit zahl·reichen vertikalen Ver·stre·bun·gen oder „Pfeilen“ versehen, die ver·ant·wort·lich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeil·tore finden sich vor den Königs·gräbern der {{g|Joseonwangjo|Joseon Dynastie}} (1392–1910) rund um die koreanische Haupt·stadt Seoul. Ähnlich wie die ''torii'' stehen die Pfeil·tore hier frei am Rande einer sakralen baulichen Anlage. Dem entsprechend fungieren sie als symbolischer Durch·gang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als ver·schließ·bares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei ''torii'' nur in wenigen Aus·nahmen der Fall ist. Eine gewisse Ver·wandt·schaft ist dennoch nicht un·wahr·schein·lich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tatsächlich zur Her·aus·bildung des anderen beigetragen hat.
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Das Pfeiltor {{g|hongsalmun}} besitzt bautechnisch große Ähnlichkeiten mit einem ''torii''. Es besteht ebenso aus zwei einfachen Pfosten und zwei Querbalken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unterschied liegt darin, dass der obere Querbalken eines Pfeiltores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des ''torii'' auf den Pfosten lagert. Außerdem sind die Querbalken der Pfeiltore mit zahlreichen vertikalen Verstrebungen oder „Pfeilen“ versehen, die verantwortlich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeiltore finden sich vor den Königsgräbern der {{g|Joseonwangjo|Joseon Dynastie}} (1392–1910) rund um die koreanische Hauptstadt Seoul. Ähnlich wie die ''torii'' stehen die Pfeiltore hier frei am Rande einer sakralen baulichen Anlage. Dem entsprechend fungieren sie als symbolischer Durchgang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als verschließbares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei ''torii'' nur in wenigen Ausnahmen der Fall ist. Eine gewisse Verwandtschaft ist dennoch nicht unwahrscheinlich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tatsächlich zur Herausbildung des anderen beigetragen hat.  
  
 
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Die {{glossar:sotdae}} wiederum sind Glücksbringer oder schützende Talismane. Tradi·tioneller·weise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zusammen mit einer Art Totem·pfahl, dem ''jangseung'', spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wege·götter ({{glossar:dousojin}}). ''Sotdae'' können auch eigen·händig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischer·weise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogel·figuren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.
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Die {{g|sotdae}} wiederum sind Glücksbringer oder schützende Talismane. Traditionellerweise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zusammen mit einer Art Totempfahl, dem {{g|jangseung}}, spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wegegötter ({{g|dousojin}}). ''Sotdae'' können auch eigenhändig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischerweise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogelfiguren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.
  
''Sotdae'' sehen also ganz anders aus als ''torii'' und besitzen andere Funktionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Bedeutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätsel·haften Wort·bedeutung von {{glossar:torii}} („Vogelsitz“). Das Wort ''„sotdae“'' selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.
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''Sotdae'' sehen also ganz anders aus als ''torii'' und besitzen andere Funktionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Bedeutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätselhaften Wortbedeutung von {{g|torii}} („Vogelsitz“). Das Wort ''„sotdae“'' selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.
  
Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammes·kulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.
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Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammeskulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.
  
 
==Theorien zum Ursprung der ''torii''==
 
==Theorien zum Ursprung der ''torii''==
  
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Eine eindeutige Lehrmeinung, ob ''torii'' eine rein japanische Erfindung sind oder unter dem Einfluss von anderen Kulturen entstanden, hat sich derzeit weder in Japan noch außerhalb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Weltkrieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfangreichsten westlichsprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten {{g|Karowotto}} und des Kunsthistorikers {{g|Seckeldietrich}} aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff ''torii'' nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon ausgehend folgern die Autoren, dass man im ''torii'' das abstrakte Skelett eines Wohnhauses erblicken muss. Das wichtigste Element des ''torii'' sei der Oberbalken, der den Firstbalken des Hauses symbolisiere. Aus diesem Befund folgern die Autoren weiter, dass ''torii'' letztlich aus verlassenen Häusern entstanden, die zu den Grabstätten der darin Verstorbenen wurden. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, scheint sie mir doch etwas zu weit hergeholt zu sein. Doch machen die Autoren auf zahlreiche Verbindungen zwischen ''torii'' und Totenkult aufmerksam, die man im Gedächtnis behalten sollte.  
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| A. Dürers „''Torii''“
 
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Eine ein·deutige Lehr·meinung, ob ''torii'' eine rein japa·nische Erfindung sind oder unter dem Einfluss von anderen Kulturen ent·standen, hat sich derzeit weder in Japan noch außer·halb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Welt·krieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfang·reichsten westlich·sprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten Otto Karow und des Kunst·historikers Dietrich Seckel aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff ''torii'' nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon aus·gehend folgern die Autoren, dass man im ''torii'' das abstrakte Skelett eines Wohn·hauses erblicken muss. Das wichtigste Element des ''torii'' sei der Ober·balken, der den First·balken des Hauses symbolisiere. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, erscheint mir die darin enthaltene Hypothese, dass ''torii'' letztlich aus ver·las·senen Häusern ent·stan·den, die zu den Grab·stätten der darin Ver·storbenen wurden, nicht wirklich plau·sibel.
 
 
 
Karow und Seckel machen aber auch darauf aufmerksam, dass sich in den frühesten schriftlichen Quellen Japans zahlreiche Hinweise auf Vögel im Zu·sammen·hang mit Be·stattungs·riten finden. U.a. erzählen sowohl das {{glossar:Kojiki}} als auch das {{glossar:Nihonshoki}}, dass sich der er·oberungs·lustige Prinz {{glossar:Yamatotakeru}} nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grab·monument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weiß·vogel-Grab“ ({{glossar:Shiratorimisasagi}}). Dem ''Kojiki'' zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Be·gräb·nissen gesungen.<ref>Chamberlain 1981, S. 268–69</ref> Zahl·reiche weitere Textstellen der klas·sischen Literatur unter·mauern die auch vom japanischen Volks·kundler {{glossar:Origuchishinobu}} postulierte enge Beziehung zwischen weißen Vögeln und Totenseelen.<ref>Karow und Seckel 1942, S. 35–42</ref>
 
  
Japan steht jedoch in dieser Hinsicht nicht isoliert da. Der Zusammen·hang zwischen Vogel und Toten·seele ist, wie schon erwähnt, für zahl·reiche, ins·besondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zu·sammen·hang mit dem frühen Japan vielleicht über·zeugendste Parallele findet sich in der Kultur der alt·koreanischen Proto-Drei-Reiche Zeit, die ja mit dem damaligen Japan (bzw. mit der Kultur der Wa) in enger Beziehung stand. Das {{glossar:Weizhi}}, jene chinesische Quelle aus dem dritten Jahr·hun·dert, die die frühesten sys·te·ma·tischen An·ga·ben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Be·stattungs·ritten der Pyeon Jin im Süden der koreanischen Halb·insel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden.“ <ref>Seyock 2004, S. 49; Karow und Seckel 1942, S. 42.</ref> Für den gleichen Raum enthält das ''Weizhi'' im übrigen auch Hinweise auf Vor·läufer der oben genannten ''sotdae''. Schließlich hat auch die Archäologie in diesem Raum zahlreiche Grab·beigaben mit Vogel·motiven zutage gebracht.<ref>Seyock 2004, S. 96–97.</ref>
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Karow und Seckel erinnern z.B. im Zusammenhang mit der wtl. Bedeutung „Vogelsitz“ daran, dass sich in den frühesten schriftlichen Quellen Japans zahlreiche Hinweise auf Vögel im Zusammenhang mit Bestattungsriten finden. U.a. erzählen sowohl das {{g|Kojiki}} als auch das {{g|Nihonshoki}}, dass sich der eroberungslustige Prinz {{g|Yamatotakeru}} nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grabmonument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weißvogel-Grab“ ({{g|Shiratorimisasagi}}). Dem ''Kojiki'' zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Begräbnissen gesungen.<ref>Chamberlain 1981, S. 268–69</ref> Zahlreiche weitere Textstellen der klassischen Literatur untermauern die auch vom japanischen Volkskundler {{g|Origuchishinobu}} postulierte enge Beziehung zwischen weißen Vögeln und Totenseelen.<ref>Karow und Seckel 1942, S. 35–42</ref>
  
Aus Japan sind archäologische Funde von Vogelmotiven aus der {{g|Yayoi}}- und {{g|Kofun|Kofun}}-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wiederum darauf hin, dass es hier am Über·gang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. u.Z.) Grab·stätten von hoch·gestellten Per·sönlich·keiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen.<ref>Seyock 2003.</ref> Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen angebracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hinsicht als Vor·läufer der heutigen ''torii'' anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch ver·dichtet sich aus diesen Indizien ein möglicher Zu·sammen·hang zwischen Toten·kult und Vögeln, der am Beginn der Ent·wicklung von ''torii'' gestanden haben mag. Damit wäre auch eine implizite Er·klärung vorhanden, warum an den heutigen ''torii'' über·haupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die {{glossar:Kami}} strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu Kap. [[Grundbegriffe/Shinto|Shintō]].)
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Japan steht jedoch in dieser Hinsicht nicht isoliert da. Der Zusammenhang zwischen Vogel und Totenseele ist, wie schon erwähnt, für zahlreiche, insbesondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zusammenhang mit dem frühen Japan vielleicht überzeugendste Parallele findet sich in der Kultur der altkoreanischen Zeit der Drei Reiche ({{g|samguk}}), die ja mit dem damaligen Japan (bzw. mit der Kultur der {{g|Wa}}) in enger Beziehung stand. Das {{g|Weizhi}}, jene chinesische Quelle aus dem dritten Jahrhundert, die die frühesten systematischen Angaben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Bestattungsritten der Pyeon Jin {{q|Pyeon Jin Glossar [[Benutzer:Christina G|Christina G]] 20:49, 17. Jul. 2022 (CEST)}} im Süden der koreanischen Halbinsel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden.<ref>Seyock 2004, S. 49; Karow und Seckel 1942, S. 42.</ref> Für den gleichen Raum enthält das ''Weizhi'' im übrigen auch Hinweise auf Vorläufer der oben genannten ''sotdae''. Schließlich hat auch die Archäologie in diesem Raum zahlreiche Grabbeigaben mit Vogelmotiven zutage gebracht.<ref>Seyock 2004, S. 96–97.</ref>
  
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Aus Japan sind archäologische Funde von Vogelmotiven aus der {{g|Yayoi}}- und {{g|Kofun|Kofun}}-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wiederum darauf hin, dass es hier am Übergang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. u.Z.) Grabstätten von hochgestellten Persönlichkeiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen.<ref>Seyock 2003.</ref> Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen angebracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hinsicht als Vorläufer der heutigen ''torii'' anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch verdichtet sich aus diesen Indizien ein möglicher Zusammenhang zwischen Totenkult und Vögeln, der am Beginn der Entwicklung von ''torii'' gestanden haben mag. Damit wäre auch eine implizite Erklärung vorhanden, warum an den heutigen ''torii'' überhaupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die {{g|Kami}} strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu {{showTitel|Grundbegriffe/Shinto}}.)
 
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*[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%B3%A5%E5%B1%85 Torii] (jap.)<br/>Wikipedia-Artikel
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*[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%B3%A5%E5%B1%85 Torii] (jap.) (Wikipedia jap.)
*[http://en.wikipedia.org/wiki/Sotdae Sotdae] (en.)<br/>Wikipedia-Artikel
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*[http://en.wikipedia.org/wiki/Sotdae Sotdae] (Wikipedia en.)  
* [http://www.geumofm.net/english/sub2/sub3.asp The Making of sotdae], Geumo Folk Museum (en.)<br/>Informationen und eine kurze Anleitung zum Sotdae - Selberbauen.
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* [https://folkency.nfm.go.kr/en/topic/detail/2413 Sacred Pole], ''Encyclopedia of Korean Folk Culture'' (en. und kor., mit vielen Bildbeispielen)
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Aktuelle Version vom 17. Januar 2024, 18:10 Uhr

Torii Markenzeichen der kami

Torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] sind das markanteste Kennzeichen eines Shintō-Schreins (jinja [jinja (jap.) 神社 Shintō-Schrein; rel. Gebäude für einheimische Gottheiten (kami)]). Trifft man in Japan auf ein Gebäude mit der schlichten symbolischen Balkenkonstruktion davor, so handelt es sich fast immer um ein shintōistisches Heiligtum. Dank ihrer simplen, einprägsamen Form sind torii nicht nur zu einem Emblem des Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami], sondern sogar zu einem Erkennungszeichen der traditionellen japanischen Kultur schlechthin geworden.

Torii meiji.jpg
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Mit einer Höhe von zwölf Metern ist dieses torii das größte hölzerne myōjin torii Japans. Zur Zeit der Errichtung des Meiji Schreins (um 1920) wurde dieses Torii aus einer 1200 Jahre alten taiwanesischen Zypresse (hinoki) hergestellt. Taiwan war damals bekanntlich eine japanische Kolonie. 1966 wurde das Torii jedoch durch einen Blitzeinschlag beschädigt. Daraufhin suchte man in Japan vergeblich nach entsprechenden Baumriesen. Erst 1975 gelang es, wiederum mit einer Zypresse aus Taiwan, ein neues, ähnlich großes Torii zu errichten. (S. Meiji jingū)
Um 1920 errichtet, 1966 zerstört, 1975 neu errichtet. Wikimedia Commons, 2002.
Torii uji bridge ise.jpg
2
Torii im shinmei-Stil. Die dahinter sichtbare Brücke gehört zur Anlage des Naikū, also des Inneren Ise Schreins. Ein Priester schützt sich mit einem photogenen Schirm vor dem leichten Sommerregen.
Courtney Milne, 1989.
Torii kusakabe.jpg
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Auf dieser Aufnahme ist gut zu erkennen, dass manche torii mit einem schmalen Dach bedeckt sind. Das hier ist allerdings schon zur Hälfte heruntergebrochen. Das Bild aus dem späten 19. Jh. dokumentiert heute den erstaunlich desolaten Zustand der Shintō-Schreine in der Meiji-Zeit.
Werk von Kusakabe Kinbei. Meiji-Zeit, 1880. Bildquelle: Okinawa soba, flickr 2008.
Beispiele berühmter torii

Funktion und Bezeichnung

Torii dienen im Allgemeinen dazu, eine symbolische Grenze zwischen Heiligem und Profanem zu markieren. Die prominentesten torii befinden sich daher zumeist am Zugangsweg zu einem Schrein, doch auch innerhalb eines Schreinareals können torii aufgestellt sein, z.B. um die wichtigsten Schreingebäude zu kennzeichnen.

Torii scheinen bereits im japanischen Altertum als Erkennungszeichen von Kultstätten der einheimischen kami fungiert zu haben. Man könnte sie daher auch als ein Zeichen einer bewussten Unterscheidung von Shintō und Buddhismus interpretieren. Allerdings gibt es einige Ausnahmen, in denen torii auch vom Buddhismus in den Dienst genommen werden (s.u.).

Trotz ihrer emblematischen Gestalt liegen die ursprüngliche Funktion und Bedeutung der torii im Dunklen. Zu ihrem rätselhaften Charakter trägt auch die Bezeichnung „torii“ selbst bei. Das Wort wird mit den Schriftzeichen für „Vogel“ (tori 鳥) und „sich befinden“ (i[ru] 居) geschrieben und würde demnach soviel wie „Vogelsitz“ bedeuten. Von Vögeln ist aber auf keinem bekannten torii auch nur die geringste Spur zu erkennen.

Grundform und Stilvarianten

Die Grundform der torii besteht aus zwei Pfosten und zwei waagrechten Balken. Trotz dieser Einfachkeit kennt die japanische Architekturgeschichte eine stattliche Anzahl von Stilformen, je nach dem, ob die Pfosten lotrecht stehen oder leicht geneigt sind, ob der Oberbalken gerade oder geschwungen ist, und ob der Unterbalken über die Pfosten hinausragt oder nicht. Dazu kommen noch einige Spezialkonstruktionen oder Hybridformen. Diese werden zumeist nach den repräsentativsten Schreinen benannt, in denen sie zu finden sind.

Myōjin torii

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Der bei weitem häufigste Stiltyp ist das sogenannte myōjin torii [myōjin torii (jap.) 明神鳥居 Stilvariante der torii (Schreintore) : geschwungene Balken, schräge Pfosten]. Es besitzt zwei leicht nach innen geneigte Pfosten, einen sanft geschwungenen Oberbalken (kasagi [kasagi (jap.) 笠木 Oberer Querbalken eines torii (Schreintors)], wtl. „Schirmholz“), der aus mehreren Kanthölzern zusammengesetzt ist, und einen Unterbalken (nuki [nuki (jap.) Unterer Querbalken eines torii (Schreintors)], wtl. „Durchstecher“), der an beiden Enden über die ihn tragenden Pfosten hinausragt. Bei myōjin torii aus Holz ist der Oberbalken zumeist mit einem kleinen Dach ausgestattet. Zwischen Ober- und Unterbalken befindet sich ein vertikales Brett (gakuzuka [gakuzuka (jap.) 額束 Schrifttafel eines torii (Schreintors)]), an dem Tafeln mit Inschriften angebracht werden können.

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5 Myōjin torii aus Stein, Nikkō
Torii in der Schreinanlage von Nikkō.
Frühe Edo-Zeit, 1618. Bildquelle: unbekannt, 1998.
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6 Usa torii, Usa Schrein, Kyushu
Das sogenannte usa torii entspricht weitgehend der konventionellen Form, besitzt allerdings keine Mittelverstrebung (gakuzuka) zwischen den beiden Querbalken, dafür aber einen besonders lebhaft hochgezogenen Querbalken. Der berühmte Usa Hachiman-gū dürfte diese Variante geprägt haben.
Soramimi, Wikimedia Commons.
Myōjin torii Varianten mit und ohne gakuzuka

Shinmei torii

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Die simpelste Form ist das shinmei- [shinmei torii (jap.) 神明鳥居 Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii] oder ise torii [ise torii (jap.) 伊勢鳥居 einfache Form von torii nach dem Muster der Ise Schreine; auch shinmei torii], bestehend aus lotrechten, runden Pfosten (hashira [hashira (jap.) Pfeiler, Pfosten; auch: Zählwort für Gottheiten (kami)]) und geraden Querbalken ohne gakuzuka. Der Querbalken ragt nicht über die tragenden Pfosten hinaus. Dieser Typus entspricht dem Schreinstil von Ise (shinmei-zukuri [shinmei-zukuri (jap.) 神明造 Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii]) und wurde wohl auch in der antiken Schreinanlage von Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū] entwickelt. Zur Zeit des Staatsshintō im 19. und 20. Jahrhundert wurde diese vermeintlich archaische Form besonders gerne verwendet (etwa im Yasukuni Schrein [Yasukuni Jinja (jap.) 靖国神社 Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene]).

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7 Torii des Äußeren Schreins von Ise
Ein Beispiel für ein torii im einfachen, rustikalen shinmei-Stil.
Salvador Busquets Artigas, flickr (SBA73), 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
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8 Ise, Uji Brücke
Dieses torii im shinmei-Stil befindet sich vor der Uji-Brücke in Ise, die wiederum den einzigen offiziellen Zugang zum Naikū, dem Inneren Ise Schrein darstellt.
Salvador Busquets Artigas, flickr (SBA73), 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
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9 Yasukuni torii
Monumentales torii im shinmei-Stil am Eingang der Schreinanlage des Yasukuni Jinja. Zur Zeit seiner Errichtung (1921) das größte torii Japans; 1943 zur Kriegsmaterialgewinnung eingeschmolzen; 1974 neu errichtet. Mit 25m Höhe nach wie vor das größte torii Japans.
20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.

Hybridformen

Obwohl die meisten torii ziemlich genau nach den oben beschriebenen Vorlagen konstruiert sind, gibt es da oder dort auch hybride Formen, die die simple Grundform durch zusätzliche Elemente ergänzen oder durch charakteristische „Deformationen“ gekennzeichnet sind, und so zu eigenen Stilvarianten wurden.

Japans „Drei Große torii

Wie bei fast allen japanischen Sehenswürdigkeiten, existieren auch bei den torii inoffizielle Listen, welches die drei bedeutendsten Beispiele ihrer Art seien. Nach einer Mischung aus Größe und geschichtlicher Bedeutung gewichtet sind dies 1.) das berühmte, vom Meer umspülte torii von Miyajima [Miyajima (jap.) 宮島 Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein], 2.) das erste torii des Kasuga [Kasuga Taisha (jap.) 春日大社 Kasuga Schrein, Nara; ehemals Ahnenschrein der Fujiwara] Schreins in Nara und 3.) das erste torii des etwas entlegenen Kehi [Kehi Jingū (jap.) 氣比神宮 alter und prestigereichster Schrein der Provinz Echizen, heute Fukui-ken] Schreins in der mitteljapanischen Präfektur Fukui. Alle drei Schreintore blicken auf eine lange Geschichte zurück, stammen in ihrer heutigen Form aber aus dem 17. Jahrhundert. Kehi und Miyajima besitzen sogenannte ryōbu torii [ryōbu torii (jap.) 両部鳥居 Stilvariante der torii (Schreintore): besitzt zur Unterstützung der zwei Hauptpfosten vier kleine Zusatzpfosten; der Name (wtl. „torii der zwei Teile“) hat buddhistische Konnotationen (vgl. Ryōbu mandara) und dürfte nichts mit der speziellen architektonischen Bauweise zu tun haben]. Diese Sonderform entspricht im wesentlichen dem myōjin-Typ, besitzt aber zur Unterstützung der beiden Hauptpfosten vier kleinere Zusatzpfosten.

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10 Ryōbu torii, Miyajima
Das im Meer stehende torii des Itsukushima Schreins bei Ebbe.
Meiji-Zeit, 1875. Eve's Apple, 2010.
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11 Ryōbu torii des Kehi Schreins
Dieses altehrwürdige torii besitzt eine Stützkonstruktion, die dem Typus des ryōbu torii entspricht. Es ähnelt in dieser Hinsicht dem torii von Miyajima und zählt mit diesem zu den „Drei Großen torii“ Japans. Es markiert den Eingang zum Kehi Schrein, welcher schon in den Mythen erwähnt wird, und auch das torii selbst wird in Quellen aus dem japanischen Mittelalter herausgestrichen. Es wurde jedoch im Laufe der Jahrhunderte zerstört und Anfang der Edo-Zeit neu errichtet.
Edo-Zeit, 1645. Tsuruga Umaimon Map.
Ryōbu torii

Das erste torii des Kasuga Schreins wirkt auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches myōjin torii, besitzt aber merkwürdig verdickte Hauptpfeiler, die aus vielen Einzelhölzern zusammengesetzt sind. Auch das Dach hat nicht den üblichen Schwung. Möglicherweise entspricht dies tatsächlich dem ursprünglichen torii aus der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit.

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12 Torii des Kasuga Schreins
Erstes torii des Kasuga Schreins in Nara. Das Tor sticht durch seine besonders dicken Pfeiler hervor, die aus mehreren Holzstämmen zusammengestzt sind.
Edo-Zeit, 1638. Ian Chang, flickr, 2017.

Miwa torii

Das miwa torii [miwa torii (jap.) 三輪鳥居 Stilvariante der torii (Schreintore): besteht aus drei myōjin torii, ohne Neigung der Pfosten] wird links und rechts von kleineren Seiten-torii flankiert. Es ist charakteristisch für den uralten Ōmiwa [Ōmiwa Jinja (jap.) 大神神社 Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans] Schrein in Nara, findet sich aber beispielsweise auch im Mitsumine Jinja [Mitsumine Jinja (jap.) 三峰神社 Schrein in den Bergen von Chichibu, westlich von Tōkyō] in der Kantō-Region. Beide Schreine tragen die Zahl Drei (mi[tsu]) in ihrem Namen.

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13 Hibara Jinja, Nara
Dieses Tor besteht aus drei zusammengefügten torii und ist außerdem mit verschließbaren Türen versehen. Es hütet den Zugang zum dahinter liegenden Berg Miwa, der als Ganzes das shintai (Hauptheiligtum) des Hibara Schreins darstellt. Der Hibara Schrein ist ein Seitenschrein des (Ō)miwa Schreins, der sich ebenfalls am Fuß des gleichnamigen Berges befindet und diesen als shintai ansieht. Auch im Miwa Schrein gibt es ein dreiteiliges verschließbares torii, das allerdings weniger photogen ist. Im übrigen soll Amaterasu, bevor sie in Ise verehrt wurde, hier im Hibara Schrein verehrt worden sein, weshalb der Schrein auch den Beinamen Moto-Ise (Ur-Ise) trägt.
Toshi, Yaoyorozu no kami, 2016.
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14 Mitsumine Jinja
Auch dieses torii ist dem Prototyp aus Miwa (miwa torii) nachempfunden. Miwa bedeutet „Drei Ringe“, Mitsumine „Drei Gipfel“. Möglicherweise ist die Zahl Drei in beiden Schreinnamen ausschlaggebend für die dreiteilige Form.
Bernhard Scheid, flickr, 2007.

Sannō torii

Ein weiterer Hybridtyp ist das sannō torii [sannō torii (jap.) 山王鳥居 Stilvariante der torii (Schreintore): myōjin torii mit einem zusätzlichen Giebel] mit einem Dreieck auf dem „Kopf“. Es ist bei Schutzschreinen des Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai] Buddhismus zu finden, die dem „Bergkönig“ (Sannō [Sannō (jap.) 山王 Wtl. „Bergkönig“; Schutzgott des Tendai-Klosters auf Berg Hiei]) geweiht sind. Das Dreieck symbolisiert somit einen Berg.

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15 Sannō torii
Eingang zum Atago Schrein des Tempels Kōnzō-ji bei Kyōto in Form eines sannō torii, mit einem Dreieck an der Oberseite. Diese Form ist bei einigen Schreinen anzutreffen, die einen Bezug zu Sannō Gongen, dem shintōistischen Schutzgott der Tendai-shū, besitzen. Heute ist die Tempel-Schrein Anlage vor allem für ihr Herbstlaub berühmt.
Patrick Vierthaler, flickr, 2023 (mit freundlicher Genehmigung).

Hizen torii

Im Norden der Insel Kyūshū gibt es einen lokalen Hybridstil namens hizen torii [hizen torii (jap.) 肥前鳥居 Regionale Sonderform der torii aus der alten Provinz Hizen (heute Präfektur Nagasaki und Saga) in Nord-Kyūshū. Meist aus Stein, gedrungene Form.], der aus Steinblöcken angefertigt ist und durch seine gedrungene Form auffällt. Die runden Pfeiler verjüngen sich zur Spitze hin, die beiden Querbalken sind ungewöhnlich nahe beisammen. Oft findet man diese torii in Konbination mit ebenso bulligen komainu [komainu (jap.) 狛犬 wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden]. Die ältesten und zugleich häufigsten Beispiele dieses Typs stammen aus der Zeit um 1600, als Kyūshū zum Schauplatz der christlichen Missionierung und der blutigen Unterdrückung des Christentums wurde. Ob die trutzige Form der hizen torii damit zusammen hängt?

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16 Großes hizen torii, Fukuoka
Das hizen torii des Hakozaki Schreins in Fukuoka ist eines der bekanntesten Beispiele dieses regionalen torii-Typs. Das Bauwerk wurde 1609 vom neu eingesetzten Daimyō Kuroda Nagamasa (1568–1623) errichtet. Der schwärzliche Stein, aus dem das torii gemacht wurde, stammt von der Insel Takashima in der heutigen Präfektur Nagasaki. Auch die Steinmetze sollen aus dieser Gegend, der alten Provinz Hizen, gekommen sein. Wie bei den meisten hizen torii bestehen auch in diesem Fall sowohl die Pfeiler als auch die Querbalken aus je drei verbundenen Steinblöcken.
Edo-Zeit, 1609. Bernhard Scheid, Flickr, 2018.
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17 Kleines hizen torii, Karatsu, Kyūshū
Ein außergewöhnlich kleines und zugleich altes Beispiel eines hizen torii. Dieses für Nord-Kyūshū charakteristische torii aus Stein wird von ebenso bulligen komainu bewacht. Schreintore diese Typs erfreuten sich in Kyūshū vor allem in der Zeit um 1600 besonderer Beliebtheit.
1597. Laydock, Flickr, 2019.

Shimetorii

Eine weitere torii-Sonderform ist das sogenannten shime- [shimetorii (jap.) 注連鳥居 Torii (Schreintor) bestehend aus zwei Pfosten und einem Seil; auch chūren torii gelesen] oder chūren torii. In diesem Fall sind die zwei tragenden Pfosten lediglich durch ein mächtiges Seil (shimenawa [shimenawa (jap.) 注連縄 shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.]) verbunden. Ob man diese Form, die es nur in ein paar wenigen alten Schreinen gibt, überhaupt als torii bezeichnen soll oder nicht, ist unklar. Es könnte sich um eine Frühform der torii handeln, einen sicheren Beweis dafür gibt es jedoch nicht.

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18 Shime-torii, Ōmiwa Schrein (Präfektur Nara)
Shime-torii vor der Zeremonienhalle des Miwa Jinja.
Horohoro, 2004.

Senpon torii

Schließlich könnte man auch tunnelartige torii-Ensembles, sogenannte tausend torii (senpon torii [senpon torii (jap.) 千本鳥居 „Tausend torii“; Bezeichnung für die zu Tunneln verbundenen Schreintore des Fushimi Inari Taisha und anderer Inari-Schreine]), zu den Hybridformen zählen. Diese sind vor allem für Inari [Inari (jap.) 稲荷 Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht] Schreine charakteristisch. Zwar sind die einzelnen Tore zumeist konventionelle, rot bemalte myōjin torii aus Holz, doch die schiere Masse an Toren widerspricht ihrer Funktion als Grenzmarkierung. Vielmehr handelt es sich um ein begehbares Gesamtkunstwerk aus individuellen Opfergaben in torii-Form. Das extremste Beispiel ist der Fushimi Inari Schrein [Fushimi Inari Taisha (jap.) 伏見稲荷大社 Großschrein der Gottheit Inari in Fushimi, im Süden Kyōtos] in Kyōto, wo ein ganzer Berg von torii-Tunneln überzogen ist (s. Fushimi Inari Taisha: Ein Fuchsschrein und sein Netzwerk).

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19 Torii-Tunnel des Fushimi Inari Schreins
Der gesamte Berg hinter der Haupthalle des Fushimi Inari Schreins ist von Wegen durchzogen, die mit roten torii bestückt sind.
Tokyo Views, flickr, 2020.

Kuriositäten

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21 Dreiteiliges torii von Hokusai
Dreibeiniges torii von Katsushika Hokusai, hier als sansai torii (Torii der drei Daseinsformen) bezeichnet.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Gallica, (bildbearbeitet).

1814 zeichnete Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] in einem seiner Manga [Manga (jap.) 漫画 wtl. „zehntausend Bilder“; ehemals eine Art von Infotainment, heute japanische Comics] ein dreidimensionales torii, das seine Funktion als Tor ad absurdum führt, indem drei torii zu einer auf sich selbst verweisende Struktur verschmolzen sind. Es wird hier als sansai [sansai (jap.) 三才 Laut der chinesischen Naturphilosophie drei elementare Daseinsformen: Himmel, Erde, Mensch] torii (Tor der Drei Daseinsformen) bezeichnet. Heute ist diese Form in ein paar wenigen Schreinen tatsächlich anzutreffen. Ob sich diese Tradition auf Hokusai oder weiter in die Vergangenheit zurück verfolgen lässt, ist mir nicht bekannt.

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22 toriizur Pissabwehr
Dieses Miniatur-torii soll als dezente Aufforderung verstanden werden, hier nicht gegen den Zaun eines privaten Grundstücks zu pinkeln (shōben yoke). In Japan funktioniert das!
Wikimedia Commons, 2004.

An privaten Grundstücken sind bisweilen Miniatur-torii angebracht. Sie sind zur „Pissabwehr“ (shōben yoke [shōben yoke (jap.) 小便除け wtl. „Pissabwehr“; rel. Gegenstände (meist torii), die Leute am Pinkeln in der Öffentlichkeit hindern sollen]) gedacht, sollen also Betrunkene daran hindern, ihr Geschäft an diesem Ort zu verrichten.

Torii außerhalb des Shintō

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23 Shitennō-ji, Ōsaka
Der Shitennō-ji ist wahrscheinlich das älteste staatlich errichtete bud­dhis­tische Kloster Japans. Es soll im Jahr 593 von Prinzregent Shōtoku Taishi gegründet worden sein. Wann hier ein torii errichtet wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
Kamakura-Zeit, 1294. Wikimedia Commons, Kenpei, 2004.

Vor dem buddhistischen Tempel Shitennō-ji [Shitennō-ji (jap.) 四天王寺 buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)] in Ōsaka gibt es ein torii aus Stein, das den Hauptzugang zur Tempelanlage markiert. Der Shitennō-ji ist nicht etwa irgendein Tempel, sondern das älteste staatlich errichtete buddhistische Kloster Japans. Es wurde im Jahr 593 von Prinzregent Shōtoku Taishi [Shōtoku Taishi (jap.) 聖徳太子 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent] gegründet. Wann das torii gebaut wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes torii ersetzt.

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24 Gräber auf Berg Kōya
Grabanlage (haka mit gorintō) der Daimyō-Familie Shimazu aus Satsuma/Kyūshū auf Berg Kōya.
Chantal Dupasquier, flickr 2005.
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25 Ryōgens Mausoleum auf Berg Hiei
Mausoleum des Ganzan Daishi (Ryōgen), Bezirk Yokawa auf dem Berg Hiei
Josko Kozic, 14. Juli 2019 (mit freundlicher Genehmigung).

Obwohl der Totenkult in Japan traditionellerweise fest in buddhistischer Hand ist, findet man auf alten Friedhöfen torii vor den Grabanlagen bedeutender Familien aus der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit (s. dazu auch Friedhof auf Berg Kōya). Selbst das Mausoleum des bedeutenden Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]-Patriarchen Ryōgen [Ryōgen (jap.) 良源 912–985; 18. Abt (zasu) der Tendai-Schule; unter Namen wie Jie Daishi, Ganzan Daishi, Tsuno Daishi oder Mame Daishi auch als Schutzheiliger populär] auf Berg Hiei [Hiei-zan (jap.) 比叡山 Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus] ist mit einem torii markiert.

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26
Statue der Benzaiten mit torii als Kopfputz. Gottheit auf der Schreininsel Chikubushima im Biwa See, eine der „Drei Großen Benten“ Kultstätten Japans.
Wada Yoshio, 2003 (mit freundlicher Genehmigung).
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27
Der Ausschnitt dieses Mandalas zeigt die japanische Unterwelt (jigoku) nach geläufigen buddhistischen Vorstellungen der Edo-Zeit. Torii dienen zur Abgrenzung der einzelnen Bereiche der Wiedergeburt.
Edo-Zeit, 17. Jh. unbekannt.
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28
Statue des Shugendō-Asketen Kakumei Gyōja (1718–1786). Kakumei ist eindeutig als buddhistischer Pilger (henro) mit Pilgerstab und vajra-Glocke dargestellt, doch ist die ihm geweihte Anlage mit einem torii markiert. Sie gehört heute zum Ontake Schrein, einem Zentrum der Bergasketen (yamabushi); Kakumei trug in der Edo-Zeit stark zur Popularität von Ontake als Pilgerzentrum bei und wurde sowohl als Bodhisattva als auch als kami (reishin) verehrt (Encyclopedia of Shinto; Shinden daikan).
Wikimedia Commons, Alpsdake, 2014.
Benzaiten; Kumano mandara; torii vor einer Buddha Statue

Die indische Gottheit Sarasvati [Sarasvatī (skt.) सरस्वती indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)] kam als Beschützerin des Buddhismus mit diesem nach Japan und wird hier als Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] verehrt. Auf vielen Darstellungen trägt Benzaiten auf dem Haupt ein torii, hinter dem eine Schlange mit menschlichem Kopf zu erkennen ist.

Buddhistische Höllendarstellungen aus der Edo-Zeit bedienen sich der torii, um verschiedene Bereiche der Hölle von einander abzugrenzen.

Die synkretistischen Bergasketen (yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]) bedienen sich zur Kennzeichnung ihrer Tempel sowohl des torii als auch buddhistischer Embleme.

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29 Auftakt zu einem buddhistischen Selbstopfer, mit torii
Unter einem großen torii vollziehen buddhistische Mönche einen Ritus. Davor sieht man ein Schiff, das ebenfalls mit torii bestückt ist, doch auf dem Segel steht „Ehre dem Buddha Amida“ namu amida butsu. Die Szene ist ein Ausschnitt eines Schrein-Mandalas, auf dem die Umgebung des Nachi Schreins in Kumano dargestellt ist. Der Ort war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit auch dafür berühmt, dass sich Amida-Gläubige in Boote aussetzen ließen, um von hier Fudaraku, das Reine Land von Amidas Begleiter Kannon Bosatsu, zu erreichen, das man südlich der Halbinsel von Kumano wähnte. Das Boot mit den torii ist für diese Fahrt ins Ungewisse gedacht. Die Praktikanten ließen sich in einer Art Hütte an Bord einsperren und hofften, dass ihnen die Wiedergeburt in Kannons Paradies sicher wäre, wenn sie auf diese Weise den Tod finden würden. (S.a. Religiöse Selbstmorde.)
Frühe Edo-Zeit. Kokugakuin University Library.

Schließlich markierten torii auch die Boote, auf denen buddhistische Weltflüchtige sich aussetzen ließen, um das Reine Land des Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt], Fudaraku [Fudaraku (jap.) 補陀落 paradisische Insel des Kannon (Avalokiteshvara), abgeleitet von skt. Potalaka] zu erreichen. Diese besondere Art des religiösen Selbstmords wurde eng mit dem gemischt-religiösen Zentrum von Kumano [Kumano (jap.) 熊野 Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)] im Süden der Halbinsel Kii [Kii Hantō (jap.) 紀伊半島 Halbinsel Kii, Wakayama-ken] assoziiert und findet sich daher auch in vielen Mandalas [mandara (jap.) 曼荼羅 Repräsentation eines religiösen Kosmos; japanische Aussprache von skt. mandala], die diese Gegend darstellen, auch wenn die Praxis selbst nur sehr selten vollzogen wurde. Bemerkenswert ist auch in diesem Fall die enge Verbindung von torii und Totenkult.

Verwandte der torii außerhalb Japans

Die frühesten Erwähnungen von torii stammen aus japanischen Quellen des zehnten Jahrhunderts. Ob kami-Schreine davor schon durch „Vogelsitze“ gekennzeichnet waren und wie diese ausgesehen haben könnten, ist unbekannt. Es wird daher immer wieder die Frage gestellt, ob nicht selbst die torii, diese zutiefst shintōistischen Identitätsmerkmale, ein Produkt des Buddhismus sind, oder zumindest einen nicht-japanischen Ursprung besitzen. Für derartige Annahmen gibt es verschiedene Anhaltspunkte, da torii-ähnliche Konstruktionen in vielen asiatischen Kulturen zu finden sind. Allerdings muss dabei immer in Betracht gezogen werden, dass die Ähnlichkeit angesichts der Einfachheit der Struktur auch Zufall sein kann (vgl. das Monogramm Albrecht Dürer [Dürer, Albrecht (west.) 1471–1528; deutscher Maler und Graphiker der Renaissance]s).

Im folgenden werden die wichtigsten „Verwandten“ der torii, die immer wieder als Prototypen in Betracht gezogen werden, kurz vorgestellt.

Indien

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31 Torana in Sanchi
An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas (gorintō) in Sanchi befinden sich markante Eingänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Querbalken aussehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit torana. Aufgrund ihrer Ähnlichkeiten in Form und Namen wurden sie von frühen Japanologen als Vorläufer der torii angesehen.
Scott Weatherson, flickr 2009.

An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas in Sanchi [Sāñcī (skt.) सांची Ortschaft im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, bekannt für ihre buddhistischen Grabmonumente (stupa)], Indien, befinden sich markante Eingänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Querbalken aussehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit torana [toraṇa (skt.) तोरण „Bogen“, Torbogen, Tor]. Die Ähnlichkeiten in Wortklang und Aussehen bewogen frühe Japanologen (u.a. Aston [Aston, William George (west.) 1841–1911; brit. Diplomat und Pionier der Japanologie; Übersetzer des Nihon shoki] und Chamberlain [Chamberlain, Basil Hall (west.) 1850–1935, brit. Pionier der Japanforschung]) zu der Annahme, torii stammten von torana ab. Allerdings müsste man, um diese Theorie zu erhärten, den Weg der torana über den chinesischen Buddhismus nach Japan nachzeichnen, was aber meines Wissens bislang noch nicht gelungen ist. Jedenfalls ist diese Theorie seit dem späten 19. Jh. kaum mehr aufgegriffen worden.

Thailand

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32 Große Schaukel (30m)
Sao Ching Cha, die Große Schaukel in Bangkok, welche erstaunliche Ähnlichkeit mit einem torii aufweist.
Thailand. Wikimedia Commons, Mattana, 2007.
Sao Ching Cha vor dem Tempel Wat Suthat in Bangkok

In Bangkok gibt es die sogenannte Große Schaukel (Sao Ching Cha [Sao Ching Cha (thai) เสาชิงช้า „Große Schaukel“, traditionelles Wahrzeichen der thailändischen Hauptstadt Bangkok]), ein rituelles Gerät, das auf den ersten Blick (wenn man die Verzierungen einmal beiseite lässt) verblüffende Ähnlichkeiten mit einem shinmei-torii [shinmei torii (jap.) 神明鳥居 Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii] aufweist. Funktionell ist es jedoch grundverschieden, denn es handelt sich nicht um einen Durchgang, sondern wurde ehemals tatsächlich für eine brahmanische [brāhmaṇa (skt.) ब्राह्मण Angehöriger der obersten indischen Priesterkaste; Brahmane, Brahmin (jap. baramon 婆羅門)] Schaukelzeremonie eingesetzt. Obwohl von frühen Japanologen als Prototyp eines torii in Erwägung gezogen, kommt die Große Schaukel dafür kaum in Betracht, denn zum vollständigen Gerät gehört eben auch ein Schaukelbrett (auch wenn es in Bangkok heute fehlt). Das Beispiel zeigt jedoch, dass sich Ähnlichkeiten auch aus rein konstruktionstechnischen Gründen ergeben können, ohne dass daraus gleich auf eine verwandtschaftliche Beziehung geschlossen werden muss.

China

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33 Tempel des Himmels, Beijing
Eingang zur Stätte durch ein Palasttor (paifang), wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen.
China. Bernhard Scheid, 2008.
Eingang zum Tempel, wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen

In China begegnet man häufig einem Palasttor namens paifang [paifang (chin.) 牌坊 Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch pailou; jap. haibō bzw. hairō] oder pailou [pailou (chin.) 牌楼 Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch paifang; jap. hairō], das — ähnlich wie ein torii — meist keine Türen hat und daher eine rein symbolische Funktion besitzt. Andererseits sind pailou architektonisch sehr aufwendig und variantenreich ausgestaltet. Häufig findet man dreiteilige Konstruktionen, die äußerst bombastisch dekoriert sind. Einige Beispiele erinnern allerdings tatsächlich an torii, etwa die Tore im Tempel des Himmels (Tiantan [Tiantan (chin.) 天壇 Tempel des Himmels oder wtl. Altar des Himmels in Beijing; Anlage für kaiserliche Riten der Ming- und Qing-Zeit; Unesco Weltkulturerbe]) in Beijing (Abb. links), doch stammen diese architektonischen Varianten aus relativ später Zeit.

Es gibt in China außerdem zeremonielle Stelen mit der Bezeichnung huabiao [huabiao (chin.) 華表 Chinesische Zeremonialstele; jap. kahyō], die ähnlich wie torii zur Kennzeichnung des Zugangswegs zu einem zeremoniellen Gebäude (Palast oder Grabmal) dienen. Sie sind zumeist reich dekoriert und tragen an ihrer Spitze ein drachenartiges mythologisches Tier. Äußerlich haben sie also kaum etwas mit den torii gemein, doch werden sie in einem der ältesten Lexika Japans, dem Wamyō ruijushō [Wamyō ruijushō (jap.) 和名類聚抄 Heian-zeitliches Lexikon; zwischen 931 und 938 kompliert von Minamoto no Shitagō] aus dem frühen zehnten Jahrhundert, mit torii gleichgesetzt. Dies mag ein Missverständnis der damaligen Autoren gewesen sein, hat jedoch schon unter vormodernen japanischen Gelehrten zu zahlreichen Spekulationen über eine chinesische Herkunft der torii geführt.1

In Taiwan kam es schließlich in der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) zu Mischformen, in denen torii und paifang-Elemente kombiniert wurden. Das unten stehende Beispiel zeigt den Kenkō Schrein [Jiangong Shenshe (chin.) 建功神社 jap. Kenkō Jinja; Schrein zur Verehrung von jap. Kriegshelden in Taipei, welcher 1928, in der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) errichtet wurde; Entwurf von Ide Kaoru (1879–1944); das Gebäude wurde nach dem Krieg in die staatl. Zentralbibliothek Taiwan umgewandelt], ein japanisches Kriegsheldenmonument in Taipei aus jener Zeit.

Kenko jinja.jpg
34 Kenkō Jinja, ein Beispiel der japanischen Kolonialarchitektur
Die Errichtung des Kenkō Jinja in Taipei wurde 1925, zur Feier der 30jährigen japanischen Herrschaft über die Insel Taiwan, begonnen und 1928 vollendet. Die Pläne stammen von Ide Kaoru (1879–1944), ein japanischer Architekt, der hauptsächlich in Taiwan tätig war und sich um die Verbindung von traditionell chinesischer und japanischer Architektur bemühte. Der Schrein diente, ähnlich wie der Yasukuni Schrein in Tōkyō, der Kriegshelden-Verehrung. Nach dem Krieg wurde das Gebäude in eine Bibliothek umgewandelt.

Die Inschrift auf der Postkarte besagt: „Die Heldenseelen der Opfer, die für die Herrschaft über Taiwan gekämpft haben, werden hier verehrt. Über zehntausend Heldenseelen wachen hier in Ewigkeit über diese Insel.“

Die torii im Eingangsbereich kombinieren die Struktur eines dreiteiligen miwa torii mit Elementen des chinesischen paifang-Palasttors.
Taiwan, 1940. East Asia Image Collection, Digital Image Collections at Lafayette (educational use permitted).

Korea

Die wahrscheinlich nächsten Verwandten der torii findet man auf der koreanischen Halbinsel. Hier gibt es genau genommen zwei unterschiedliche Artefakte, die gewisse Gemeinsamkeiten mit den torii aufweisen, nämlich das sogenannte Rote Pfeiltor (kor. hongsalmun) und das sotdae, ein hölzerner Mast, der häufig mit einer einfachen Vogelskulptur versehen ist.

Red arrow gate seoul.jpg
35 Rotes Pfeiltor, Seoul
Rotes Pfeiltor (hongsalmun) bei den Altären der Erde und Ernte (Sajikdan) in Seoul
Moravius, flickr 2008.
Hongsalmun.jpg
36 Pfeiltor vor einem Königsgrab
Koreanisches Rotes Pfeiltor (hongsalmun), dahinter Schrein und Grabhügel von Jungjong (1487–1544), 11. Herrscher der Joseon Dynastie.
Joseon-Zeit (Korea). procrast8, flickr, 2017.
Rote Pfeiltore (hongsalmun)

Das Pfeiltor hongsalmun [hongsalmun (kor.) 紅箭門/홍살문 Koreanisches Zeremonialtor, wtl. „Rotes Pfeiltor“; jap. kōzenmon] besitzt bautechnisch große Ähnlichkeiten mit einem torii. Es besteht ebenso aus zwei einfachen Pfosten und zwei Querbalken. Der vielleicht markanteste strukturelle Unterschied liegt darin, dass der obere Querbalken eines Pfeiltores von den tragenden Pfosten überragt wird, während er im Fall des torii auf den Pfosten lagert. Außerdem sind die Querbalken der Pfeiltore mit zahlreichen vertikalen Verstrebungen oder „Pfeilen“ versehen, die verantwortlich für den Namen dieses Tores sind. Die berühmtesten Pfeiltore finden sich vor den Königsgräbern der Joseon Dynastie [Joseon Wangjo (kor.) 朝鮮王朝/조선왕조 koreanisches Herrschergeschlecht; herrschte über das Kaiserreich Korea von 1392–1910] (1392–1910) rund um die koreanische Hauptstadt Seoul. Ähnlich wie die torii stehen die Pfeiltore hier frei am Rande einer sakralen baulichen Anlage. Dem entsprechend fungieren sie als symbolischer Durchgang zwischen Profanem und Sakralem, nicht als verschließbares Tor. Allerdings gibt es in Korea auch Pfeiltore, die in Zäune oder Mauern integriert sind, was bei torii nur in wenigen Ausnahmen der Fall ist. Eine gewisse Verwandtschaft ist dennoch nicht unwahrscheinlich, doch ist unklar, ob es sich um „Cousins“ handelt, oder ob eines der beiden Tore tatsächlich zur Herausbildung des anderen beigetragen hat.

Sotdae.jpg
37 Sotdae in Entenform
Koreanischer „Vogelsitz“ (sotdae) mit stilisierten Enten
Korea. Bildquelle: unbekannt.
Sotdae3.jpg
38
Koreanische sotdae
Korea. hkyoo226.
Sotdae jangseung.jpg
39
Sotdae und jangseung, „Totempfähle“ mit menschlichen Gesichtern
Korea. Bildquelle: unbekannt.
Sotdae gokseong-gun jeonnam.jpg
40
Koreanische sotdae am Rand eines Feldes
Korea. Bildquelle: unbekannt.
Sotdae2.jpg
41
Koreanischer sotdae-Wald
Korea. Bildquelle: unbekannt.
Koreanische sotdae mit Vögeln

Die sotdae [sotdae (kor.) 솟대 Zeremonielle Stäbe der koreanischen Volksreligion, meist mit Vogelskulptur] wiederum sind Glücksbringer oder schützende Talismane. Traditionellerweise finden sie sich am Eingang von Dörfern, wo sie in großen Gruppen zusammen mit einer Art Totempfahl, dem jangseung [jangseung (kor.) 長承/장승 koreanischer Totempfahl; oft bei Eingängen von Dörfern für spirituellen Schutz oder gute Ernte], spirituellen Schutz oder reiche Ernte gewähren sollen, ähnlich wie in Japan die Wegegötter (dōsojin [dōsojin (jap.) 道祖神 Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form]). Sotdae können auch eigenhändig angefertigt und temporär (z.B. zu Neujahr) aufgestellt werden. Typischerweise handelt es sich um lange Stäbe, an deren oberem Ende ein oder mehrere Vogelfiguren angebracht sind. Es können aber auch andere Tiere oder Seile daran befestigt sein.

Sotdae sehen also ganz anders aus als torii und besitzen andere Funktionen, aber sie enthalten einen Hinweis, dass Vögel auf Stäben in Korea eine magisch-religiöse Bedeutung besitzen und bieten damit einen Schlüssel zur rätselhaften Wortbedeutung von torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] („Vogelsitz“). Das Wort „sotdae“ selbst enthält jedoch keinen Hinweis auf einen Vogel.

Ähnliche „Vogelsitze“ gibt es im übrigen auch in shamanistischen Stammeskulturen Chinas, der Mongolei und in Sibirien.

Theorien zum Ursprung der torii

Eine eindeutige Lehrmeinung, ob torii eine rein japanische Erfindung sind oder unter dem Einfluss von anderen Kulturen entstanden, hat sich derzeit weder in Japan noch außerhalb etabliert. Während man das Thema vor dem Zweiten Weltkrieg lebhaft diskutierte, wurde es danach kaum mehr erörtert und ist erst in jüngster Zeit durch die Archäologie wieder aufgegriffen worden. Einer der umfangreichsten westlichsprachigen Aufsätze, „Der Ursprung des Torii“ des Linguisten Otto Karow [Karow, Otto (west.) 1813–1992; linguistisch ausgerichteter Japanologe und Sinologe] und des Kunsthistorikers Dietrich Seckel [Seckel, Dietrich (west.) 1920–2007; Japanologe und Kunsthistoriker an der Universität Heidelberg] aus dem Jahr 1942, enthält zu dieser Frage eine gewagte These: Karow und Seckel zufolge leitet sich der Begriff torii nicht von „Vogel“, sondern von einem Balken ab. Davon ausgehend folgern die Autoren, dass man im torii das abstrakte Skelett eines Wohnhauses erblicken muss. Das wichtigste Element des torii sei der Oberbalken, der den Firstbalken des Hauses symbolisiere. Aus diesem Befund folgern die Autoren weiter, dass torii letztlich aus verlassenen Häusern entstanden, die zu den Grabstätten der darin Verstorbenen wurden. Obwohl diese Theorie sehr weitläufig und gelehrt begründet wird, scheint sie mir doch etwas zu weit hergeholt zu sein. Doch machen die Autoren auf zahlreiche Verbindungen zwischen torii und Totenkult aufmerksam, die man im Gedächtnis behalten sollte.

Karow und Seckel erinnern z.B. im Zusammenhang mit der wtl. Bedeutung „Vogelsitz“ daran, dass sich in den frühesten schriftlichen Quellen Japans zahlreiche Hinweise auf Vögel im Zusammenhang mit Bestattungsriten finden. U.a. erzählen sowohl das Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] als auch das Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)], dass sich der eroberungslustige Prinz Yamato Takeru [Yamato Takeru (jap.) 倭建/日本武 Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato] nach seinem Tod in einen weißen Vogel verwandelte und in dieser Gestalt den Platz für sein Grabmonument auswählte. Dieses erhielt aus diesem Grunde auch den Namen „Weißvogel-Grab“ (Shiratori Misasagi [Shiratori Misasagi (jap.) 白鳥陵 Hügelgrab des mythol. Helden Yamato Takeru]). Dem Kojiki zufolge wurden Lieder, die auf diese Episode Bezug nehmen, auch bei späteren kaiserlichen Begräbnissen gesungen.2 Zahlreiche weitere Textstellen der klassischen Literatur untermauern die auch vom japanischen Volkskundler Origuchi Shinobu [Origuchi Shinobu (jap.) 折口信夫 1887–1953, jap. Volkskundler und Religionswissenschaftler] postulierte enge Beziehung zwischen weißen Vögeln und Totenseelen.3

Japan steht jedoch in dieser Hinsicht nicht isoliert da. Der Zusammenhang zwischen Vogel und Totenseele ist, wie schon erwähnt, für zahlreiche, insbesondere shamanistisch geprägte Kulturen belegt. Die im Zusammenhang mit dem frühen Japan vielleicht überzeugendste Parallele findet sich in der Kultur der altkoreanischen Zeit der Drei Reiche (Samguk [Samguk (kor.) 三國/삼국 Drei Reiche von Korea; Bezeichnung für die Zeit vom 1 Jh. v.u.Z. bis zum 7 Jh. u.Z. in der die drei Reiche Silla, Baekje und Goguryeo die koreanische Halbinsel unter sich aufteilten]), die ja mit dem damaligen Japan (bzw. mit der Kultur der Wa [Wa (jap.) 和/倭 Frühe Bezeichnung für Japan bzw. die Japaner; urspr. wählten die Chinesen ein Zeichen mit der Grundbedeutung „Zwerg“ 倭, das später in Japan durch ein Zeichen mit der Bedeutung „Harmonie“ 和 ersetzt wurde.]) in enger Beziehung stand. Das Weizhi [Weizhi (chin.) 魏志 Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)], jene chinesische Quelle aus dem dritten Jahrhundert, die die frühesten systematischen Angaben zur Geschichte Japans und Koreas enthält, berichtet über die Bestattungsritten der Pyeon Jin im Süden der koreanischen Halbinsel: „Sie geben ihren Toten Federn von großen Vögeln mit. Sie wünschen, dass diese von den Toten zum Fliegen benutzt werden.“ 4 Für den gleichen Raum enthält das Weizhi im übrigen auch Hinweise auf Vorläufer der oben genannten sotdae. Schließlich hat auch die Archäologie in diesem Raum zahlreiche Grabbeigaben mit Vogelmotiven zutage gebracht.5

Aus Japan sind archäologische Funde von Vogelmotiven aus der Yayoi [Yayoi (jap.) 弥生 Yayoi-Zeit (ca. 300 v.u.Z. – 300 u.Z.); Zeit der Entwicklung des Reisanbaus]- und Kofun [kofun (jap.) 古墳 Hügelgrab der japanischen Frühzeit (ca. 300–700), wtl. „altes Grab“]-Zeit ebenso bekannt. Andere Funde deuten wiederum darauf hin, dass es hier am Übergang von der Yayoi- zur Kofun-Zeit (3. Jh. u.Z.) Grabstätten von hochgestellten Persönlichkeiten gab, an deren Eingang zwei Pfosten standen.6 Ob diese Pfosten aber durch Balken verbunden waren, ob Vögel auf ihnen angebracht waren oder ob sie sonst in irgend einer Hinsicht als Vorläufer der heutigen torii anzusehen sind, konnte bislang nicht geklärt werden. Dennoch verdichtet sich aus diesen Indizien ein möglicher Zusammenhang zwischen Totenkult und Vögeln, der am Beginn der Entwicklung von torii gestanden haben mag. Damit wäre auch eine implizite Erklärung vorhanden, warum an den heutigen torii überhaupt keine Spuren von Vögeln zu finden sind: als Zeichen des Todes könnten sie dem Tabu zum Opfer gefallen sein, das in historischer Zeit die Kulte für die kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] strikt von jeder Assoziation mit dem Tod fern hielt (s. dazu Shintō: Versuch einer Begriffsbestimmung.)

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. 華表 (kahyō), Wikipedia(ja) [15.1.2012].
  2. Chamberlain 1981, S. 268–69
  3. Karow und Seckel 1942, S. 35–42
  4. Seyock 2004, S. 49; Karow und Seckel 1942, S. 42.
  5. Seyock 2004, S. 96–97.
  6. Seyock 2003.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

  • Torii (jap.) (Wikipedia jap.)
  • Sotdae (Wikipedia en.)
  • Sacred Pole, Encyclopedia of Korean Folk Culture (en. und kor., mit vielen Bildbeispielen)


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Basil Hall Chamberlain (Ü.), Kojiki: Records of Ancient Matters. Tokyo: Tuttle, 1981. (Online.) [Erste Auflage 1919, basierend auf einer ersten Übersetzung aus dem Jahr 1883.]
Otto Karow, Dietrich Seckel, Der Ursprung des Torii. Tokyo: OAG, 1942. (Online.) [Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur und Völkerkunde Ostasiens, Band 33/B.]
Barbara Seyock, „The Hirabaru Site and Wajinden Research: Notes on the Archeology of the Kings of Ito“. Nachrichten der Gesellschaft für Natur und Völkerkunde Ostasiens (NOAG) 73/1–2 (2003), 207–225.
Barbara Seyock, Auf den Spuren der Ostbarbaren: Zur Archäologie protohistorischer Kulturen in Südkorea und Westjapan. Münster: Lit Verlag, 2004.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Torii meiji.jpg
    Mit einer Höhe von zwölf Metern ist dieses torii das größte hölzerne myōjin torii Japans. Zur Zeit der Errichtung des Meiji Schreins (um 1920) wurde dieses Torii aus einer 1200 Jahre alten taiwanesischen Zypresse (hinoki) hergestellt. Taiwan war damals bekanntlich eine japanische Kolonie. 1966 wurde das Torii jedoch durch einen Blitzeinschlag beschädigt. Daraufhin suchte man in Japan vergeblich nach entsprechenden Baumriesen. Erst 1975 gelang es, wiederum mit einer Zypresse aus Taiwan, ein neues, ähnlich großes Torii zu errichten. (S. Meiji jingū)
    Um 1920 errichtet, 1966 zerstört, 1975 neu errichtet. Wikimedia Commons, 2002.
  2. ^ 
    Torii uji bridge ise.jpg
    Torii im shinmei-Stil. Die dahinter sichtbare Brücke gehört zur Anlage des Naikū, also des Inneren Ise Schreins. Ein Priester schützt sich mit einem photogenen Schirm vor dem leichten Sommerregen.
    Courtney Milne, 1989.
  3. ^ 
    Torii kusakabe.jpg
    Auf dieser Aufnahme ist gut zu erkennen, dass manche torii mit einem schmalen Dach bedeckt sind. Das hier ist allerdings schon zur Hälfte heruntergebrochen. Das Bild aus dem späten 19. Jh. dokumentiert heute den erstaunlich desolaten Zustand der Shintō-Schreine in der Meiji-Zeit.
    Werk von Kusakabe Kinbei. Meiji-Zeit, 1880. Bildquelle: Okinawa soba, flickr 2008.
  4. ^ 
    Torii Fushimi.jpg
    Torii-Tunnel des Fushimi Inari Taisha.
    Kevin Hulsey, 2009.
  5. ^ 
    Torii nikko.jpg
    Torii in der Schreinanlage von Nikkō.
    Frühe Edo-Zeit, 1618. Bildquelle: unbekannt, 1998.
  6. ^ 
    Usa torii wm.jpg
    Das sogenannte usa torii entspricht weitgehend der konventionellen Form, besitzt allerdings keine Mittelverstrebung (gakuzuka) zwischen den beiden Querbalken, dafür aber einen besonders lebhaft hochgezogenen Querbalken. Der berühmte Usa Hachiman-gū dürfte diese Variante geprägt haben.
    Soramimi, Wikimedia Commons.
  7. ^ 
    Torii geku.jpg
    Ein Beispiel für ein torii im einfachen, rustikalen shinmei-Stil.
    Salvador Busquets Artigas, flickr (SBA73), 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
  8. ^ 
    Uji bridge.jpg
    Dieses torii im shinmei-Stil befindet sich vor der Uji-Brücke in Ise, die wiederum den einzigen offiziellen Zugang zum Naikū, dem Inneren Ise Schrein darstellt.
    Salvador Busquets Artigas, flickr (SBA73), 2008 (mit freundlicher Genehmigung).
  9. ^ 
    Yasukuni torii.jpg
    Monumentales torii im shinmei-Stil am Eingang der Schreinanlage des Yasukuni Jinja. Zur Zeit seiner Errichtung (1921) das größte torii Japans; 1943 zur Kriegsmaterialgewinnung eingeschmolzen; 1974 neu errichtet. Mit 25m Höhe nach wie vor das größte torii Japans.
    20. Jh. Bernhard Scheid, flickr, 2012.
  10. ^ 
    Itsukushima torii ebbe.jpg
    Das im Meer stehende torii des Itsukushima Schreins bei Ebbe.
    Meiji-Zeit, 1875. Eve's Apple, 2010.
  11. ^ 
    Kehi torii.jpg
    Dieses altehrwürdige torii besitzt eine Stützkonstruktion, die dem Typus des ryōbu torii entspricht. Es ähnelt in dieser Hinsicht dem torii von Miyajima und zählt mit diesem zu den „Drei Großen torii“ Japans. Es markiert den Eingang zum Kehi Schrein, welcher schon in den Mythen erwähnt wird, und auch das torii selbst wird in Quellen aus dem japanischen Mittelalter herausgestrichen. Es wurde jedoch im Laufe der Jahrhunderte zerstört und Anfang der Edo-Zeit neu errichtet.
    Edo-Zeit, 1645. Tsuruga Umaimon Map.
  12. ^ 
    Kasuga torii.jpg
    Erstes torii des Kasuga Schreins in Nara. Das Tor sticht durch seine besonders dicken Pfeiler hervor, die aus mehreren Holzstämmen zusammengestzt sind.
    Edo-Zeit, 1638. Ian Chang, flickr, 2017.
  13. ^ 
    Hibara torii.jpg
    Dieses Tor besteht aus drei zusammengefügten torii und ist außerdem mit verschließbaren Türen versehen. Es hütet den Zugang zum dahinter liegenden Berg Miwa, der als Ganzes das shintai (Hauptheiligtum) des Hibara Schreins darstellt. Der Hibara Schrein ist ein Seitenschrein des (Ō)miwa Schreins, der sich ebenfalls am Fuß des gleichnamigen Berges befindet und diesen als shintai ansieht. Auch im Miwa Schrein gibt es ein dreiteiliges verschließbares torii, das allerdings weniger photogen ist. Im übrigen soll Amaterasu, bevor sie in Ise verehrt wurde, hier im Hibara Schrein verehrt worden sein, weshalb der Schrein auch den Beinamen Moto-Ise (Ur-Ise) trägt.
    Toshi, Yaoyorozu no kami, 2016.
  14. ^ 
    Mitsutorii.jpg
    Auch dieses torii ist dem Prototyp aus Miwa (miwa torii) nachempfunden. Miwa bedeutet „Drei Ringe“, Mitsumine „Drei Gipfel“. Möglicherweise ist die Zahl Drei in beiden Schreinnamen ausschlaggebend für die dreiteilige Form.
    Bernhard Scheid, flickr, 2007.
  15. ^ 
    Sannotorii atago.jpg
    Eingang zum Atago Schrein des Tempels Kōnzō-ji bei Kyōto in Form eines sannō torii, mit einem Dreieck an der Oberseite. Diese Form ist bei einigen Schreinen anzutreffen, die einen Bezug zu Sannō Gongen, dem shintōistischen Schutzgott der Tendai-shū, besitzen. Heute ist die Tempel-Schrein Anlage vor allem für ihr Herbstlaub berühmt.
    Patrick Vierthaler, flickr, 2023 (mit freundlicher Genehmigung).
  16. ^ 
    Torii hakozaki.jpg
    Das hizen torii des Hakozaki Schreins in Fukuoka ist eines der bekanntesten Beispiele dieses regionalen torii-Typs. Das Bauwerk wurde 1609 vom neu eingesetzten Daimyō Kuroda Nagamasa (1568–1623) errichtet. Der schwärzliche Stein, aus dem das torii gemacht wurde, stammt von der Insel Takashima in der heutigen Präfektur Nagasaki. Auch die Steinmetze sollen aus dieser Gegend, der alten Provinz Hizen, gekommen sein. Wie bei den meisten hizen torii bestehen auch in diesem Fall sowohl die Pfeiler als auch die Querbalken aus je drei verbundenen Steinblöcken.
    Edo-Zeit, 1609. Bernhard Scheid, Flickr, 2018.
  17. ^ 
    Hizentorii karatsu.jpg
    Ein außergewöhnlich kleines und zugleich altes Beispiel eines hizen torii. Dieses für Nord-Kyūshū charakteristische torii aus Stein wird von ebenso bulligen komainu bewacht. Schreintore diese Typs erfreuten sich in Kyūshū vor allem in der Zeit um 1600 besonderer Beliebtheit.
    1597. Laydock, Flickr, 2019.
  18. ^ 
    Omiwa.jpg
    Shime-torii vor der Zeremonienhalle des Miwa Jinja.
    Horohoro, 2004.
  19. ^ 
    Fushimi flickr.jpg
    Der gesamte Berg hinter der Haupthalle des Fushimi Inari Schreins ist von Wegen durchzogen, die mit roten torii bestückt sind.
    Tokyo Views, flickr, 2020.
  20. ^ 
    Sankei torii.jpg
    Eigentümliches dreiteiliges torii. Es befindet sich in einem alten Schrein in Kyōto, wo unter anderem der wilde Geist (aramitama) der Amaterasu verehrt wird.
    Ukinedori, Blog, 2010.
  21. ^ 
    Sansai torii hokusai.jpg
    Dreibeiniges torii von Katsushika Hokusai, hier als sansai torii (Torii der drei Daseinsformen) bezeichnet.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Gallica, (bildbearbeitet).
  1. ^ 
    Shobenyoke torii.jpg
    Dieses Miniatur-torii soll als dezente Aufforderung verstanden werden, hier nicht gegen den Zaun eines privaten Grundstücks zu pinkeln (shōben yoke). In Japan funktioniert das!
    Wikimedia Commons, 2004.
  2. ^ 
    Torii shitennoji.jpg
    Der Shitennō-ji ist wahrscheinlich das älteste staatlich errichtete buddhistische Kloster Japans. Es soll im Jahr 593 von Prinzregent Shōtoku Taishi gegründet worden sein. Wann hier ein torii errichtet wurde, ist nicht bekannt, es soll jedoch ursprünglich aus Holz gewesen sein und wurde nach einem Brand im Jahr 1294 durch ein steinernes ersetzt.
    Kamakura-Zeit, 1294. Wikimedia Commons, Kenpei, 2004.
  3. ^ 
    Koya5.jpg
    Grabanlage (haka mit gorintō) der Daimyō-Familie Shimazu aus Satsuma/Kyūshū auf Berg Kōya.
    Chantal Dupasquier, flickr 2005.
  4. ^ 
    Yokawa mausoleum.jpg
    Mausoleum des Ganzan Daishi (Ryōgen), Bezirk Yokawa auf dem Berg Hiei
    Josko Kozic, 14. Juli 2019 (mit freundlicher Genehmigung).
  5. ^ 
    Benten chikubushima1.jpg
    Statue der Benzaiten mit torii als Kopfputz. Gottheit auf der Schreininsel Chikubushima im Biwa See, eine der „Drei Großen Benten“ Kultstätten Japans.
    Wada Yoshio, 2003 (mit freundlicher Genehmigung).
  6. ^ 
    Kumano mandara.jpg
    Der Ausschnitt dieses Mandalas zeigt die japanische Unterwelt (jigoku) nach geläufigen buddhistischen Vorstellungen der Edo-Zeit. Torii dienen zur Abgrenzung der einzelnen Bereiche der Wiedergeburt.
    Edo-Zeit, 17. Jh. unbekannt.
  7. ^ 
    Kakumei gyoja ontake.jpg
    Statue des Shugendō-Asketen Kakumei Gyōja (1718–1786). Kakumei ist eindeutig als buddhistischer Pilger (henro) mit Pilgerstab und vajra-Glocke dargestellt, doch ist die ihm geweihte Anlage mit einem torii markiert. Sie gehört heute zum Ontake Schrein, einem Zentrum der Bergasketen (yamabushi); Kakumei trug in der Edo-Zeit stark zur Popularität von Ontake als Pilgerzentrum bei und wurde sowohl als Bodhisattva als auch als kami (reishin) verehrt (Encyclopedia of Shinto; Shinden daikan).
    Wikimedia Commons, Alpsdake, 2014.
  8. ^ 
    Kumano nachi mandara.jpg
    Unter einem großen torii vollziehen buddhistische Mönche einen Ritus. Davor sieht man ein Schiff, das ebenfalls mit torii bestückt ist, doch auf dem Segel steht „Ehre dem Buddha Amida“ namu amida butsu. Die Szene ist ein Ausschnitt eines Schrein-Mandalas, auf dem die Umgebung des Nachi Schreins in Kumano dargestellt ist. Der Ort war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit auch dafür berühmt, dass sich Amida-Gläubige in Boote aussetzen ließen, um von hier Fudaraku, das Reine Land von Amidas Begleiter Kannon Bosatsu, zu erreichen, das man südlich der Halbinsel von Kumano wähnte. Das Boot mit den torii ist für diese Fahrt ins Ungewisse gedacht. Die Praktikanten ließen sich in einer Art Hütte an Bord einsperren und hofften, dass ihnen die Wiedergeburt in Kannons Paradies sicher wäre, wenn sie auf diese Weise den Tod finden würden. (S.a. Religiöse Selbstmorde.)
    Frühe Edo-Zeit. Kokugakuin University Library.
  9. ^ 
    Ad duerer.jpg
    Das berühmte Monogramm Albrecht Dürers, dessen A einem torii ähnelt. Hier auf dem Titelblatt eines Lehrbuchs zu den menschlichen Proportionen.

    Der volle Titel des Buches lautet: „Hierin sind begriffen vier bücher von menschlicher Proportion, durch Albrechten Dürer von Nürnberg erfunden und beschriben zu nutz allen denen, so zu diser kunst lieb tragen.“ Natürlich ist ein direkter Zusammenhang zwischen Dürers A und dem torii auszuschließen.
    Werk von Albrecht Dürer (1471–1528). 1528. Wikimedia Commons.

  10. ^ 
    Torii sanchi.jpg
    An den vier Seiten des ältesten buddhistischen Grabstupas (gorintō) in Sanchi befinden sich markante Eingänge, die wie ein reich verziertes torii mit einem dritten Querbalken aussehen. Man nennt diese Tore auf Sanskrit torana. Aufgrund ihrer Ähnlichkeiten in Form und Namen wurden sie von frühen Japanologen als Vorläufer der torii angesehen.
    Scott Weatherson, flickr 2009.
  11. ^ 
    Bangkok swing.jpg
    Sao Ching Cha, die Große Schaukel in Bangkok, welche erstaunliche Ähnlichkeit mit einem torii aufweist.
    Thailand. Wikimedia Commons, Mattana, 2007.
  12. ^ 
    Himmelstempel.jpg
    Eingang zur Stätte durch ein Palasttor (paifang), wo ehemals die chinesischen Kaiser jährliche Opferzeremonien vollzogen.
    China. Bernhard Scheid, 2008.
  13. ^ 
    Kenko jinja.jpg
    Die Errichtung des Kenkō Jinja in Taipei wurde 1925, zur Feier der 30jährigen japanischen Herrschaft über die Insel Taiwan, begonnen und 1928 vollendet. Die Pläne stammen von Ide Kaoru (1879–1944), ein japanischer Architekt, der hauptsächlich in Taiwan tätig war und sich um die Verbindung von traditionell chinesischer und japanischer Architektur bemühte. Der Schrein diente, ähnlich wie der Yasukuni Schrein in Tōkyō, der Kriegshelden-Verehrung. Nach dem Krieg wurde das Gebäude in eine Bibliothek umgewandelt.

    Die Inschrift auf der Postkarte besagt: „Die Heldenseelen der Opfer, die für die Herrschaft über Taiwan gekämpft haben, werden hier verehrt. Über zehntausend Heldenseelen wachen hier in Ewigkeit über diese Insel.“

    Die torii im Eingangsbereich kombinieren die Struktur eines dreiteiligen miwa torii mit Elementen des chinesischen paifang-Palasttors.
    Taiwan, 1940. East Asia Image Collection, Digital Image Collections at Lafayette (educational use permitted).

  14. ^ 
    Red arrow gate seoul.jpg
    Rotes Pfeiltor (hongsalmun) bei den Altären der Erde und Ernte (Sajikdan) in Seoul
    Moravius, flickr 2008.
  15. ^ 
    Hongsalmun.jpg
    Koreanisches Rotes Pfeiltor (hongsalmun), dahinter Schrein und Grabhügel von Jungjong (1487–1544), 11. Herrscher der Joseon Dynastie.
    Joseon-Zeit (Korea). procrast8, flickr, 2017.
  16. ^ 
    Sotdae.jpg
    Koreanischer „Vogelsitz“ (sotdae) mit stilisierten Enten
    Korea. Bildquelle: unbekannt.
  17. ^ 
    Sotdae3.jpg
    Koreanische sotdae
    Korea. hkyoo226.
  18. ^ 
    Sotdae jangseung.jpg
    Sotdae und jangseung, „Totempfähle“ mit menschlichen Gesichtern
    Korea. Bildquelle: unbekannt.
  19. ^ 
    Sotdae gokseong-gun jeonnam.jpg
    Koreanische sotdae am Rand eines Feldes
    Korea. Bildquelle: unbekannt.
  20. ^ 
    Sotdae2.jpg
    Koreanischer sotdae-Wald
    Korea. Bildquelle: unbekannt.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Aston, William George (west.) ^ 1841–1911; brit. Diplomat und Pionier der Japanologie; Übersetzer des Nihon shoki
  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • brāhmaṇa (skt.) ब्राह्मण ^ Angehöriger der obersten indischen Priesterkaste; Brahmane, Brahmin (jap. baramon 婆羅門)
  • Chamberlain, Basil Hall (west.) ^ 1850–1935, brit. Pionier der Japanforschung
  • dōsojin 道祖神 ^ Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form
  • Dürer, Albrecht (west.) ^ 1471–1528; deutscher Maler und Graphiker der Renaissance
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Fudaraku 補陀落 ^ paradisische Insel des Kannon (Avalokiteshvara), abgeleitet von skt. Potalaka
  • Fushimi Inari Taisha 伏見稲荷大社 ^ Großschrein der Gottheit Inari in Fushimi, im Süden Kyōtos
  • gakuzuka 額束 ^ Schrifttafel eines torii (Schreintors)
  • hashira^ Pfeiler, Pfosten; auch: Zählwort für Gottheiten (kami)
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Hiei-zan 比叡山 ^ Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus
  • hizen torii 肥前鳥居 ^ Regionale Sonderform der torii aus der alten Provinz Hizen (heute Präfektur Nagasaki und Saga) in Nord-Kyūshū. Meist aus Stein, gedrungene Form.
  • hongsalmun (kor.) 紅箭門/홍살문 ^ Koreanisches Zeremonialtor, wtl. „Rotes Pfeiltor“; jap. kōzenmon
  • huabiao (chin.) 華表 ^ Chinesische Zeremonialstele; jap. kahyō
  • Inari 稲荷 ^ Reisgottheit, häufig von Fuchswächtern (myōbu) bewacht
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • ise torii 伊勢鳥居 ^ einfache Form von torii nach dem Muster der Ise Schreine; auch shinmei torii
  • jangseung (kor.) 長承/장승 ^ koreanischer Totempfahl; oft bei Eingängen von Dörfern für spirituellen Schutz oder gute Ernte
  • Jiangong Shenshe (chin.) 建功神社 ^ jap. Kenkō Jinja; Schrein zur Verehrung von jap. Kriegshelden in Taipei, welcher 1928, in der Zeit der japanischen Besatzung (1895–1945) errichtet wurde; Entwurf von Ide Kaoru (1879–1944); das Gebäude wurde nach dem Krieg in die staatl. Zentralbibliothek Taiwan umgewandelt
  • jinja 神社 ^ Shintō-Schrein; rel. Gebäude für einheimische Gottheiten (kami)
  • Joseon Wangjo (kor.) 朝鮮王朝/조선왕조 ^ koreanisches Herrschergeschlecht; herrschte über das Kaiserreich Korea von 1392–1910
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
  • Karow, Otto (west.) ^ 1813–1992; linguistisch ausgerichteter Japanologe und Sinologe
  • kasagi 笠木 ^ Oberer Querbalken eines torii (Schreintors)
  • Kasuga Taisha 春日大社 ^ Kasuga Schrein, Nara; ehemals Ahnenschrein der Fujiwara
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Kehi Jingū 氣比神宮 ^ alter und prestigereichster Schrein der Provinz Echizen, heute Fukui-ken
  • Kii Hantō 紀伊半島 ^ Halbinsel Kii, Wakayama-ken
  • kofun 古墳 ^ Hügelgrab der japanischen Frühzeit (ca. 300–700), wtl. „altes Grab“
  • Kojiki 古事記 ^ „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)
  • komainu 狛犬 ^ wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
  • Kumano 熊野 ^ Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)
  • mandara 曼荼羅 ^ Repräsentation eines religiösen Kosmos; japanische Aussprache von skt. mandala
  • Manga 漫画 ^ wtl. „zehntausend Bilder“; ehemals eine Art von Infotainment, heute japanische Comics
  • Mitsumine Jinja 三峰神社 ^ Schrein in den Bergen von Chichibu, westlich von Tōkyō
  • miwa torii 三輪鳥居 ^ Stilvariante der torii (Schreintore): besteht aus drei myōjin torii, ohne Neigung der Pfosten
  • Miyajima 宮島 ^ Schreininsel nahe Hiroshima; s.a. Itsukushima Schrein
  • myōjin torii 明神鳥居 ^ Stilvariante der torii (Schreintore) : geschwungene Balken, schräge Pfosten
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • nuki^ Unterer Querbalken eines torii (Schreintors)
  • Ōmiwa Jinja 大神神社 ^ Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
  • Origuchi Shinobu 折口信夫 ^ 1887–1953, jap. Volkskundler und Religionswissenschaftler
  • paifang (chin.) 牌坊 ^ Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch pailou; jap. haibō bzw. hairō
  • pailou (chin.) 牌楼 ^ Chinesisches Zeremonialtor, Zeremonialbogen; auch paifang; jap. hairō
  • ryōbu torii 両部鳥居 ^ Stilvariante der torii (Schreintore): besitzt zur Unterstützung der zwei Hauptpfosten vier kleine Zusatzpfosten; der Name (wtl. „torii der zwei Teile“) hat buddhistische Konnotationen (vgl. Ryōbu mandara) und dürfte nichts mit der speziellen architektonischen Bauweise zu tun haben
  • Ryōgen 良源 ^ 912–985; 18. Abt (zasu) der Tendai-Schule; unter Namen wie Jie Daishi, Ganzan Daishi, Tsuno Daishi oder Mame Daishi auch als Schutzheiliger populär
  • Samguk (kor.) 三國/삼국 ^ Drei Reiche von Korea; Bezeichnung für die Zeit vom 1 Jh. v.u.Z. bis zum 7 Jh. u.Z. in der die drei Reiche Silla, Baekje und Goguryeo die koreanische Halbinsel unter sich aufteilten
  • Sāñcī (skt.) सांची ^ Ortschaft im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, bekannt für ihre buddhistischen Grabmonumente (stupa)
  • Sannō 山王 ^ Wtl. „Bergkönig“; Schutzgott des Tendai-Klosters auf Berg Hiei
  • sannō torii 山王鳥居 ^ Stilvariante der torii (Schreintore): myōjin torii mit einem zusätzlichen Giebel
  • sansai 三才 ^ Laut der chinesischen Naturphilosophie drei elementare Daseinsformen: Himmel, Erde, Mensch
  • Sao Ching Cha (thai) เสาชิงช้า ^ „Große Schaukel“, traditionelles Wahrzeichen der thailändischen Hauptstadt Bangkok
  • Sarasvatī (skt.) सरस्वती ^ indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)
  • Seckel, Dietrich (west.) ^ 1920–2007; Japanologe und Kunsthistoriker an der Universität Heidelberg
  • senpon torii 千本鳥居 ^ „Tausend torii“; Bezeichnung für die zu Tunneln verbundenen Schreintore des Fushimi Inari Taisha und anderer Inari-Schreine
  • shimenawa 注連縄 ^ shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.
  • shimetorii 注連鳥居 ^ Torii (Schreintor) bestehend aus zwei Pfosten und einem Seil; auch chūren torii gelesen
  • shinmei torii 神明鳥居 ^ Stilvariante des torii (Schreintors) im sogenanten shinmei-Stil: gerade Balken, lotrechte Pfosten: auch ise torii
  • shinmei-zukuri 神明造 ^ Baustil der Schreine von Ise bzw. Stil der torii von Ise; auch shinmei torii
  • Shintō 神道 ^ Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami
  • Shiratori Misasagi 白鳥陵 ^ Hügelgrab des mythol. Helden Yamato Takeru
  • Shitennō-ji 四天王寺 ^ buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
  • shōben yoke 小便除け ^ wtl. „Pissabwehr“; rel. Gegenstände (meist torii), die Leute am Pinkeln in der Öffentlichkeit hindern sollen
  • Shōtoku Taishi 聖徳太子 ^ 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
  • sotdae (kor.) 솟대 ^ Zeremonielle Stäbe der koreanischen Volksreligion, meist mit Vogelskulptur
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Tiantan (chin.) 天壇 ^ Tempel des Himmels oder wtl. Altar des Himmels in Beijing; Anlage für kaiserliche Riten der Ming- und Qing-Zeit; Unesco Weltkulturerbe
  • toraṇa (skt.) तोरण ^ „Bogen“, Torbogen, Tor
  • torii 鳥居 ^ Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
  • Wa 和/倭 ^ Frühe Bezeichnung für Japan bzw. die Japaner; urspr. wählten die Chinesen ein Zeichen mit der Grundbedeutung „Zwerg“ 倭, das später in Japan durch ein Zeichen mit der Bedeutung „Harmonie“ 和 ersetzt wurde.
  • Wamyō ruijushō 和名類聚抄 ^ Heian-zeitliches Lexikon; zwischen 931 und 938 kompliert von Minamoto no Shitagō
  • Weizhi (chin.) 魏志 ^ Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)
  • yamabushi 山伏 ^ Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
  • Yamato Takeru 倭建/日本武 ^ Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato
  • Yasukuni Jinja 靖国神社 ^ Yasukuni Schrein, Tōkyō; Schrein zum Gedenken an Kriegsgefallene
  • Yayoi 弥生 ^ Yayoi-Zeit (ca. 300 v.u.Z. – 300 u.Z.); Zeit der Entwicklung des Reisanbaus