Grundbegriffe/Yin und Yang: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel | Yin Yang und die Fünf Wandlungsphasen}}<!--
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| Yin und Yang <br>und die chinesische Naturphilosophie
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Die  Lehre von {{g|yinyang|Yin und Yang}} (jap. ''in'yō'', oder {{g|Onmyou}}) ist eine Kurzbezeichnung für die chinesische Naturphilosophie, die auch das Konzept der Fünf Wandlungsphasen (chin. ''wu xing'', jap. {{g|gogyou}}) mit einschließt. Sie fand ursprünglich vor allem in Astrologie, Orakel- und Kalenderwesen sowie in der Medizin Anwendung. In diesen Bereichen war die chinesische Naturphilosophie bereits im japanischen Altertum bekannt. Diese Seite bietet einen kurzen Überblick über die Grundprinzipien der Lehre von Yin und Yang und ihre geschichtliche Entwicklung in China und Japan. 
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|Ein Yin Yang Meister bei der Lesung von rituellen Texten für eine Gruppe von Geistern
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== Begriffsgeschichte ==
  
-->Die chinesische Naturphilosophie ist als die Lehre von {{glossar:yinyang|Yin und Yang}} (jap. ''in'yō'', oder {{Glossar:Onmyou}}) und den Fünf Wandlungs·phasen (''wu xing'', jap. {{glossar:gogyou}}) bekannt. Sie fand ur·sprüng·lich vor allem in der Medizin und in der Astro·logie, bzw. in der Wahr·sage·kunde, sowie der Kalen·der·kunde Anwendung. In diesen Be·reichen war die chinesische Natur·philo·sophie auch im vor·modernen Japan bekannt. Sie wurde außer·dem ver·schiedent·lich in den japanischen Buddhismus und den Shinto intergriert.
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Die Lehre von Yin und Yang wird oft als Synonym des Daoismus (jap. {{g|doukyou2}}, chin. Daojiao) verwendet, wobei unterstellt wird, dass dieser die älteste philosophische Tradition Chinas sei. Doch schon der berühmte Sinologe {{g|granetmarcel}} fasste die Yin Yang Philosophie weiter und sprach kurzerhand vom „chinesischen Denken“.<ref>{{zitiert|Granet 1985}}.</ref> In jüngerer Zeit wird der Daoismus in der Fachwelt als eine philosophische Strömung angesehen, die sich erst im Wettstreit mit Konfuzianismus und {{g|bukkyou|Buddhismus}} herausgebildet hat. Zunächst nur auf indivduelle Vervollkommnung („ewiges Leben)“ ausgerichtet nahm er nach und nach auch Züge einer Religion mit Gebeten und Ritualen an. Der Daoismus ist daher nicht mit der chinesischen Naturphilosophie gleichzusetzen, griff aber stark auf diese zurück und versuchte, Konzepte wie Yin und Yang für sich zu vereinnahmen.  
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Tatsächlich setzt aber auch der Konfuzianismus ({{g|jukyou}}) die Lehre von Yin und Yang als Tatsache voraus. Der chinesische Buddhismus wiederum bemühte sich, die naturphilosophischen Vorstellungen Chinas mit ähnlichen Vorstellungen aus dem indischen Kulturraum gleichzusetzen. Yin und Yang bilden somit ein Fundament für sämtliche chinesischen geistigen Traditionen, während der Daoismus nur eine spezifische Richtung der Yin Yang Interpretation darstellt.  
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In Japan wurde die chinesische Naturphilosophie schließlich sowohl in den japanischen Buddhismus als auch in den {{g|Shintou}} integriert. Darüber hinaus etablierte sich der „Weg von Yin und Yang“ ({{g|onmyoudou}}) als eine Disziplin der Wahrsagerei und Heilkunst, die aber kein eigenes religiöses System (d.h. keine eigenen Heilslehren, Gottheiten und Tempel) entwickelte.
  
 
==Yin und Yang==
 
==Yin und Yang==
  
Die Yin Yang Lehre geht von der Vorstellung eines ur·sprüng·lichen Chaos aus, in dem alle Materie in un·diff·eren·ziertem Zustand ver·mischt ist. Diese Ur·materie wird auch als {{glossar:qi}} (jap. ''ki''), bzw. als {{glossar:taiji}} bezeichnet. Sie spaltet sich in sich das lichte leichte Qi — das Yang, welches nach oben steigt — und das dunkle schwere Qi — das Yin, welches nach unten sinkt. Auf diese Weise bilden sich der Himmel und die Erde, so·wie in der Folge alle anderen dualen Gegen·sätze, an·ge·fangen von männ·lich-weib·lich, Sonne und Mond, Leben und Tod, etc. Die Yin Yang Philo·sophie be·tont, dass weder Yin noch Yang ge·sondert existieren können und stets dazu tendieren von einem zum anderen über·zu·gehen. Stabile Zustände werden durch eine möglichst harmo·nische wechsel·seitige Er·gän·zung von Yin und Yang erreicht. Ein solcher Ausgleich führt in gewisser Weise wieder zur ur·sprüng·lichen Form der Materie, dem Taiji, zurück.
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Die Yin Yang Lehre geht von der Vorstellung eines ursprünglichen Chaos aus, in dem alle Materie in undifferenziertem Zustand vermischt ist. Diese Urmaterie wird auch als {{g|qi}} (jap. ''ki'') oder als {{g|taiji}} bezeichnet. Der Sinologe {{g|unschuldpaul}} schreibt dazu:
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Was sich die antiken Beobachter genau unter diesem Qi vorstellten, ist nicht überliefert. Das Schriftzeichen […] verweist auf „Dämpfe, die aus Reis aufsteigen“. Schriften aus dem 1. Jh. n. Chr. legen den Schluß nahe, daß das Qi als eine feinstverteilte, luftartige Materie angesehen wurde. Sie konnte sich verdichten und als feste Materie sichtbare Form annehmen. Sie konnte sich zerstreuen und unsichtbar in der Luft aufgehen.
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|quelle = {{zitiert|Unschuld 2003}}, S. 62
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Von der Vorstellung einer amorphen, dampfartigen Urmaterie ist es zu Yin und Yang nicht weit: Das ''qi'' spaltet sich in ein lichtes, leichtes ''qi'' — das Yang, welches nach oben steigt — und ein dunkles, schweres ''qi'' — das Yin, welches nach unten sinkt. Auf diese Weise bilden sich der Himmel und die Erde, sowie in der Folge alle anderen dualen Gegensätze, angefangen von männlich und weiblich, Sonne und Mond, Leben und Tod, etc. Abstrakt ausgedrückt steht Yang stets für das Aktive, Yin hingegen für das Rezeptive. Die Yin Yang Philosophie betont, dass weder Yin noch Yang gesondert existieren können und stets dazu tendieren von einem zum anderen überzugehen. Stabile Zustände werden durch eine möglichst harmonische wechselseitige Ergänzung von Yin und Yang erreicht. Ein solcher Ausgleich führt in gewisser Weise wieder zur ursprünglichen Form der Materie, dem ''taiji'', zurück.
  
 
===Das Buch der Wandlungen===
 
===Das Buch der Wandlungen===
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<center>[[Image:8trigramme2.gif|link=|8 Trigramme]]<br /> 8 Trigramme<br /> <br />[[Image:64hexa.gif|link=|64 Hexagramme]]<br /> 64 Hexagramme </center>
 
<center>[[Image:8trigramme2.gif|link=|8 Trigramme]]<br /> 8 Trigramme<br /> <br />[[Image:64hexa.gif|link=|64 Hexagramme]]<br /> 64 Hexagramme </center>
 
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{{floatleft|fuxi.jpg|Fuxi und Nüwa|w=245}}
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{{floatleft
Der Klassiker der Yin Yang Lehre ist das {{glossar:yijing}} (auch ''I Ging'' geschrieben), das „Buch der Wand·lun·gen“, in dem die chi·ne·si·sche Wahr·sage·kunst kodi·fiziert ist.<ref
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|fuxi.jpg
>Bereits 1924 er·schien eine deut·sche Über·set·zung dieses Texts durch den berühmten Sino·logen und Mis·sio·nar Richard Wilhelm (1873–1930). Diese wurde auch ins Englische über·tragen und stellt heute die be·kann·teste, wenn auch nicht ganz un·um·strit·tene Fassung  des ''Yijing'' in einer west·lichen Sprache dar.</ref
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|Fuxi und Nüwa
> Laut chine·si·scher Mytho·logie wurde das  Ora·kel·sys·tem vom le·gen·dä·ren Herr·scher {{glossar:fuxi}} ge·schaf·fen, der von 2852–2738 v.u.Z. gelebt haben und den Körper einer [[Mythen:Drachen|Schlange]] beses·sen haben soll. Die chro·no·logi·sche Angabe mag zwei·fel·haft sein, doch exis·tierten die Hexa·gram·me bereits im zweiten Jahr·tausend v.u.Z., und auch frühe Fas·sungen des ''Yijing'' waren wahr·schein·lich spä·tes·tens Anfang des ersten Jahr·tau·sends v.u.Z. be·reits bekannt.  
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Der Klassiker der Yin Yang Lehre ist das {{g|yijing}} (auch ''I Ging'' geschrieben), das „Buch der Wandlungen“, in dem die chinesische Wahrsagekunst kodifiziert ist.<!--
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Bereits 1924 erschien eine deutsche Übersetzung dieses Texts durch den berühmten Sinologen und Missionar Richard Wilhelm (1873–1930). Diese wurde auch ins Englische übertragen und stellt heute die bekannteste, wenn auch nicht ganz unumstrittene Fassung  des ''Yijing'' in einer westlichen Sprache dar ({{zitiert|Wilhelm 1995}}).  
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Laut chinesischer Mythologie wurde das  Orakelsystem  vom legendären Herrscher {{g|fuxi}} geschaffen, der von 2852 bis 2738 v.u.Z. gelebt und den Körper einer [[Mythen/Imaginaere Tiere|Schlange]] besessen haben soll. Die tatsächliche Existenz dieses Herrschers mag zweifelhaft sein, doch existiert das auf Yin und Yang basierende Orakelsystem des ''Yijing'' wahrscheinlich wirklich schon sehr lange. Hinweise finden sich bereits im zweiten Jahrtausend v.u.Z. und frühe Fassungen waren wahrscheinlich spätestens Anfang des ersten Jahrtausends v.u.Z. bereits bekannt.<ref>S. {{zitiert|Hertzer 1996}}.</ref>
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Im Zentrum des ''Yijing'' stehen die 64 Hexagramme („Sechserzeichen“). Das sind  symbolische Grundformen, die mit Hilfe einer (im Grunde beliebigen) Orakeltechnik ermittelt und zur Interpretation des befragten Sachverhalts herangezogen werden.
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Jedes Hexagramm besteht aus zwei Trigrammen („Dreierzeichen“), die ihrerseits bestimmte Namen (Schriftzeichen) und Bedeutungen haben. In der Anordnung rechts stehen die Trigramme beispielsweise für die acht Himmelsrichtungen (wobei der Süden oben, der Norden unten ist). Jedes Trigramm (und daher auch jedes Hexagramm) ist eine Kombination von Yin und Yang. Yin wird graphisch durch einen unterbrochenen Strich, Yang durch einen durchgehenden Strich repräsentiert.
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Auch jedes Hexagramm besitzt einen Namen, etwa: „Warten“, „Befreiung“, „Bedrängnis“, aber auch „Heer“, „Brunnen“ oder „Tiegel“. Das ''Yijing'' enthält Anleitungen, wie diese Namen in bestimmten Situationen von den Orakelmeistern zu interpretieren sind.<!--
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Die heute bekannte Form, die etwa auch der Übersetzung durch Richard Wilhelm zugrunde liegt, wurde traditionell dem {{gb|Kongzi|Konfuzius}} zugeschrieben und zählt daher zu den konfuzianischen Klassikern. Die hier zum Ausdruck kommende Philosophie übte eine besondere Faszination auf Richard Wilhelm oder C.G. Jung aus. Laut neueren Forschungen stammt diese Version jedoch aus der {{gb|Tang}}-Zeit (618–907), ist also über tausend Jahre jünger als sie selbst behauptet und entspricht einer sekundären Bearbeitung des Werks. Es wurden auch ältere Versionen aufgespürt, die kürzer, pragmatischer und weniger auf den Nachweis philosophischer Grundprinzipien hin ausgerichtet sind.
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Im Zentrum des Yijing stehen die 64 Hexa·gramme („Sechser·zeichen“). Das sind  sym·bolische Grund·formen, die mit Hilfe einer (im Grunde beliebigen) Orakel·technik ermittelt und zur Inter·pretation des befragten Sach·verhalts her·an·ge·zogen werden.
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== Himmel, Erde, Mensch ==
Jedes Hexa·gramm besteht aus zwei Tri·grammen („Dreier·zeichen“), die ihrer·seits bestimmte Namen (Schrift·zeichen) und Be·deu·tungen haben. In der An·ordnung rechts stehen die Tri·gramme bei·spiels·weise für die acht Him·mels·rich·tungen (wobei der Süden oben, der Norden unten ist). Jedes Trig·ramm (und daher auch jedes Hexa·gramm) ist eine Kom·bi·nation·en von Yin und Yang. Yin wird gra·phisch durch einen unter·broch·enen Strich, Yang durch einen durch·gehen·den Strich repräsentiert.
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{{floatright | rh= auto
Auch jedes Hexa·gramm besitzt einen Namen, etwa: „Warten“, „Be·frei·ung“, „Be·dräng·nis“, aber auch „Heer“, „Brunnen“ oder „Tiegel“. Das ''Yijing'' enthält An·leit·ungen, wie diese Namen in bestimm·ten Situa·tion·en von den Orakel·meistern zu inter·pre·tieren sind.<ref
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|Pangu_sancaituhui.jpg
>Die heute bekannte Form, die etwa auch der Über·setzung durch Richard Wilhelm zu·grunde·liegt, wurde traditionell dem Konfuzius zu·ge·schrieben und zählt daher zu den konfuzi·anischen Klassikern. Die hier zum Ausdruck kommende Philo·sophie übte eine beson·dere Faszination auf Richard Wilhelm oder C.G. Jung aus. Laut neueren Forschungen stammt diese Version jedoch aus der {{Glossar:Tang}}-Zeit (618–907) und ent·spricht einer sekundären Be·ar·bei·tung des Werks. Daneben wurden auch ältere Versionen auf·ge·spürt, die wesent·lich kürzer, pragmatischer und weniger auf den Nachweis philo·sophischer Grund·prinzipien ausgerichtet sind.</ref>
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|Pangu
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Yin und Yang begründen ein im Grunde statisches System, das seine Stabilität aus dem zyklischen Wechsel der beiden Urkräfte bezieht. Um aber auch Veränderungen oder Wachstum erklären zu können, bedarf es eines dritten Elements. Das chinesische Denken entwickelte zu diesem Zweck die Triade „Himmel, Erde, Mensch“, die auch als die Drei Sphären oder Daseinsformen (''sancai'', jap. {{g|sansai}}) bezeichnet werden. Demnach entstand der Himmel aus dem hellen, leichten Yang, die Erde aus dem dunklen, schweren Yin und zwischen ihnen bildete sich als Bindeglied der Mensch, der in dieser Konzeption mit dem mythologischen Riesen {{g|pangu}} identifiziert wird. Pangu trennte Himmel und Erde aus eigener Kraft und schuf so den Bereich des Menschen. In anderen Zusammenhängen wird der Bereich „Mensch“ mit dem Kaiser, dem „Einen Menschen“, gleichgesetzt. Die Drei Sphären stellen für das chinesische Denken einen Grundraster aller Phänomene dar und können vielleicht auch als drei Perspektiven eines menschlichen Betrachters interpretiert werden: Die Kategorie „Himmel“ umfasst alles, was der Blick nach oben erfasst (Astrologie, Meteorologie); die Kategorie „Erde“ umschreibt den Blick in die Horizontale oder nach unten (Geographie, Biologie); und die Kategorie „Mensch“ repräsentiert den Blick auf sich selbst (Kultur). In diesem Sinne sind jedenfalls vormoderne Enzyklopädien wie das chinesische {{g|Sancaituhui}} oder das davon inspirierte japanische {{g|wakansansaizue}} organisiert.
  
 
==Die Fünf Phasen==
 
==Die Fünf Phasen==
Neben den beiden Urkräften Yin und Yang gibt es noch fünf Ele·mente, nämlich Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, die in kom·plexen numero·logi·schen Be·zie·hungen zu Yin und Yang stehen. Auch diese Elemente be·dingen einander wechsel·seitig, bzw. wieder·holen sie sich in be·stimmten zyklischen Reihen·folgen. Aus diesem Grund be·zeichnet man sie auch als die Fünf (Wandlungs-)Phasen.
 
{| style="border: 1px solid #bbb; padding: 0 2em; margin: 0 -2em 2em;"
 
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===Die Zyklen der Fünf Wandlungsphasen===
 
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Es gibt unterschiedliche Beziehungsarten zwischen den fünf Elementen, aus denen die ver·schiedenen Wandlungs·zyklen ent·stehen. Am häufigsten findet man
 
# Zyklus der Hervorbringung: <br /> Holz→Feuer→Erde→Metall→Wasser→ <blockquote><div class="small">Holz gebiert Feuer, Feuer gebiert Erde (Asche), Erde gebiert Metall, Metall gebiert Wasser, Wasser gebiert Holz, ...</div></blockquote>
 
# Zyklus der Besiegung: <br /> Holz→Erde→Wasser→Feuer→Metall→ <blockquote><div class="small">Holz besiegt (teilt) Erde, Erde besiegt (saugt auf) Wasser, Wasser besiegt Feuer, Feuer besiegt (schmilzt) Metall, Metall besiegt (spaltet) Holz, ...</div></blockquote>
 
|class="bildtext"|
 
[[Image:gogyo.png|link=|5 phases]]
 
<div>Die fünf Elemente Holz (grün), Feuer (rot), Erde (gelb), Metall (weiß) und Wasser (schwarz) in der Reihenfolge der Hervorbringung (durchgehende Linie) und Reihenfolge der Besiegung (gestrichete Linie). <br /> Bild: [http://ja.wikipedia.org/wiki/%E7%94%BB%E5%83%8F:Five_elements.png Wikipedia Japan] [2010/8] </div>
 
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Ursprünglich stellten Yin und Yang und die Fünf Phasen wohl unter·schiedliche Systeme der Natur·erklä·rung dar. Beide Denk·sys·teme fußen aber auf sehr alten Vor·stellun·gen, die schon lange vor den philo·so·phi·schen Traditionen des Kon·fu·zia·nismus oder des Daoismus existierten und deren Vor·aus·setzung bilden. Zu ihrer Ver·schmel·zung kam es aller·dings erst in der Frühen Han-Zeit, im ersten Jahr·hundert vor unserer Zeit·rechnung, also lange nach Ab·fassung der kon·fuziani·schen und daoisti·schen Klassiker. Obwohl Yin Yang und die Fünf Phasen seit dieser Zeit stets in einem Atem·zug genannt werden, ist die Frage, wie aus einem dualen System ein System, das aus fünf Kom·ponen·ten besteht, her·vor·gehen konnte, meines Wissens nicht restlos geklärt worden.
 
  
{{Sidebox|sidepage=Tierkreis|ochse.jpg| Die Zwölf Tierkreiszeichen}}
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Neben dem Yin-Yang Dualismus und der Himmmel-Erde-Mensch Triade kennt die chinesische Naturphilosophie auch fünf Elemente, nämlich Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, die in komplexen numerologischen Beziehungen zu Yin und Yang stehen. Ähnlich wie Yin und Yang bedingen diese Elemente einander wechselseitig und wiederholen sich daher in bestimmten zyklischen Reihenfolgen. Aus diesem Grund bezeichnet man sie auch als die Fünf (Wandlungs-)Phasen.
In der Praxis dienten Yin Yang und die Fünf Wandlungs·phasen in erster Linie als Register, in die sich alle mög·lichen Klassen von Phäno·menen unter·teilen lassen. Wo immer es mög·lich ist, sucht die chinesische Natur·philo·sophie daher ent·weder nach dualen Gegen·sätzen, die sich als Wechsel·wirkung von Yin oder Yang inter·pretieren lassen, oder nach Fünfer·gruppen, die nach den oben ge·nannten Schemata mit einander in Be·ziehung ge·bracht werden. Es gibt z.B. die Fünf Töne, die Fünf Organe, die Fünf Farben, die Fünf Ge·schmäcker, und anderes mehr. Man ging in China schließ·lich auch dazu über, Kate·gorien von vier Ele·menten, etwa die vier Himmels·richtungen, in eine Fünfer·gruppe um·zu·formen, indem ein weiteres Element, in diesem Fall die Mitte, hinzu·gefügt wurde. Schließ·lich ergeben die Wandlungs·phasen in Kombi·nation mit den [[{{FULLPAGENAME}}/Tierkreis|Tierkreiszeichen]] den sogenannten 60er Zyklus, der eine ele·mentare Kategorie der traditio·nellen Zeit·messung bzw. der Kalender·kunde darstellt.
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=== Die Zyklen der Fünf Wandlungsphasen ===
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Die Wandlungsphasen können nach traditioneller Auffassung in zwei Zyklen auf einander folgen:
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|Gogyo.png
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|caption= Die fünf Elemente Holz (grün), Feuer (rot), Erde (gelb), Metall (weiß) und Wasser (schwarz) in der Reihenfolge der Hervorbringung (durchgehende Linie) und Reihenfolge der Besiegung (gestrichelte Linie).
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# '''Holz→ Feuer→ Erde→ Metall→ Wasser→'''. Dies ist der „Zyklus der Hervorbringung“: Holz gebiert Feuer, Feuer gebiert Erde (Asche), Erde gebiert Metall, Metall gebiert Wasser, Wasser gebiert Holz, u.s.w. ...
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# '''Holz→ Erde→ Wasser→ Feuer→ Metall→'''. Dies ist der „Zyklus der Besiegung“: Holz besiegt Erde (Baumwurzeln teilen den Boden), Erde besiegt (saugt auf) Wasser, Wasser besiegt (löscht) Feuer, Feuer besiegt (schmilzt) Metall, Metall besiegt (spaltet) Holz, u.s.w. ...
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Die Beziehungen mögen auf den ersten Blick nicht unbedingt zwingend erscheinen, blickt man aber auf die graphische Darstellung, erkennt man, dass es sich um die einzigen beiden Möglichkeiten handelt, die Punkte eines Fünfecks durch eine durchgehende Linie zu verbinden. Im einen Fall verläuft die Linie von einem Punkt des Fünfecks zum nächsten, im anderen von einem Punkt zum übernächsten (wodurch sie einen fünfzackigen Stern beschreibt). Die beiden Beziehungsformen sind auch als „Harmonie“ und „Antagonismus“ beschrieben worden. Sie eigenen sich natürlich ausgezeichnet für jede Form des Orakelwesens, da stets alternative Deutungen zur Verfügung stehen, wenn z.B. ein positives vorhergesagtes Ereignis nicht eintritt.<ref>{{zitiert|Crump 1992}}, S. 41.</ref>
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=== Kombination mit Yin und Yang ===
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Ursprünglich stellten Yin und Yang, die Drei Sphären und die Fünf Phasen wohl unterschiedliche Systeme der Naturerklärung dar. Zu ihrer Verschmelzung kam es erst in der Frühen {{g|Han2}}-Zeit, im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, also lange nach Abfassung der konfuzianischen und daoistischen Klassiker. Obwohl Yin Yang und die Fünf Phasen seit dieser Zeit stets in einem Atemzug genannt werden, ist die Frage, wie aus einem dualen System ein System, das aus fünf Komponenten besteht, hervorgehen konnte, meines Wissens nicht restlos geklärt worden.
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In der Praxis dienten Yin Yang, Drei Sphären und Fünf Phasen in erster Linie als Register bzw. als Grundbausteine für die Klassifizierung der Wirklichkeit. Wo immer es möglich ist, sucht die chinesische Naturphilosophie daher entweder nach dualen Gegensätzen, die sich als Wechselwirkung von Yin oder Yang interpretieren lassen, nach Dreier- oder nach Fünfergruppen, die nach den oben genannten Schemata mit einander in Beziehung gebracht werden. Es gibt z.B. die Fünf Töne, die Fünf Organe, die Fünf Farben, die Fünf Geschmäcker, und anderes mehr. Schließlich ergeben die Wandlungsphasen in Kombination mit den Tierkreiszeichen ({{g|Juunishi}}) den sogenannten Sechziger Zyklus ({{g|kanshi}}), der eine elementare Kategorie der traditionellen Zeitmessung bzw. der Kalenderkunde darstellt.
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=== Vier oder fünf Richtungen ===
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Entsprechend den Fünf Phasen kennt die chinesische Kosmologie auch „Fünf Richtungen“, die grundsätzlich mit den hierzulande bekannten Vier Himmelsrichtungen übereinstimmen, denen jedoch als fünftes Element die Mitte hinzugefügt wird. Diese Richtungen werden in China seit ältester Zeit mit bestimmten Farben assoziiert, die wiederum mit imaginären Tieren in Beziehung stehen.
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Die Richtungstiere dürften im frühhistorischen China zunächst nur eine Vierergruppe dargestellt haben; die Mitte — repräsentiert durch einen gelben Drachen, der wiederum als Sinnbild des chinesischen Kaisers angesehen wird — kam später hinzu. Der Einfluss dieser Symbolik auf benachbarte Kulturen zeigt sich vor allem in frühhistorischen Grabhügeln in Korea und Japan, in denen die Richtungstiere häufig abgebildet sind. Aber auch in der japanischen Palastarchitektur finden sich Bezüge zu den Richtungstieren. Ihre Farbsymbolik wurde auch von der buddhistischen Ikonographie übernommen, die Tiere selbst wurden allerdings nach und nach von buddhistischen Wesenheiten, wie den Vier Himmelswächtern ({{g|shitennou}}), verdrängt. Die folgenden Bildbeispiele sind alle frühhistorischen japanischen Gräbern entnommen.
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{{textbox| 
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<div class{{=}}richtungen>
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{{W500
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|Takamatsuzuka seiryu.jpg | l=-200 |t=-60
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| Blauer Drache
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| ref=1
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}}
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* <em>Richtung:</em> Osten
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* <em>Tier:</em> Blauer Drache ({{g|Seiryuu}})
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* <em>Farbe:</em> blau oder grün
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* <em>Wandlugsphase:</em> Holz
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* <em>Himmelswächter:</em> {{g|Jikokuten}}
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{{clear}} 
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{{W500
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| Suzaku_kitora.jpg | l=-300 |r=-40 |t=-30
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| Roter Vogel
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| ref=1
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}}
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* <em>Richtung:</em> Süden
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* <em>Tier:</em> Roter Vogel ({{g|Suzaku}})
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* <em>Farbe:</em> rot
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* <em>Wandlungsphase:</em> Feuer
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* <em>Himmelswächter:</em> {{g|Zoujouten}}
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{{clear}} 
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{{W500
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| Byakko_kitora.jpg| l=-220 | t=-70
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| Weißer Tiger
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| ref=1
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}}
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* <em>Richtung:</em> Westen
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* <em>Tier:</em> Weißer Tiger ({{g|Byakko}})
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* <em>Farbe:</em> weiß
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* <em>Wandlugsphase:</em> Metall
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* <em>Himmelswächter:</em> {{g|Koumokuten}}
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{{clear}}
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{{W500
 +
| Genbu_kitora.jpg|l=-60 |r=-70 |t=-100
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| Schildkröte
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| ref=1
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}}
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* <em>Richtung:</em> Norden
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* <em>Tier:</em> Dunkle Schildkröte ({{g|Genbu}}
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* <em>Farbe:</em> schwarz oder blau
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* <em>Wandlugsphase:</em> Wasser
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* <em>Himmelswächter:</em> {{g|tamonten}}
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{{clear}}
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</div>
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}}
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Die Mitte, die nach der Fünf-Phasen Konzeption der „Erde“ sowie der Farbe „gelb“ entspricht, wurde ikonographisch weder als Tier noch als Himmelswächter repräsentiert.
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== Himmelskunde, Kalender und Astrologie ==
  
==Yin und Yang in Japan==
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| sidepage=Himmelskunde
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|Startrails.jpg
 +
|Himmelskunde 
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}}
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{{floatright |rh= auto| sidebox=1
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| Koyomi_1857.jpg
 +
| Kalender 
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}}
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{{floatright | sidebox=1
 +
| sidepage=Astrologie
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| junigu_butsuzozui.jpg
 +
| Westliche Astrologie in Japan
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| rh= auto
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| right=-140
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}}
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Die Himmelskunde (jap. {{g|tenmon}}) war in ganz Ostasien eine bedeutende, proto-wissenschaftliche Kunst, die sowohl zur Zeitmessung als auch zur Vorhersage der Zukunft herangezogen wurde. In der Zeitmessung kam ähnlich wie im Westen der Zahl Zwölf entscheidende Bedeutung zu (zwölf Stunden, zwölf Monate). Die Zeiteinheiten wurden auch mit den vier Himmelsrichtungen in Einklang gebracht. Dabei spielten Kategorien, die den oben beschriebenen Prinzipien der Naturphilosophien angeglichen wurden, eine besondere Rolle. (Mehr dazu unter {{showTitel|Kalender}} und {{showTitel|Himmelskunde}}.)
  
In Japan existierte in klassischer Zeit ein Hofamt, das sich speziell mit chinesischer Wahr·sage·technik be·fasste und als {{Glossar:Onmyouryou}} (Amt für Yin und Yang) be·zeichnet wurde. Sein Auf·gaben·bereich um·fasste neben der Orakel·kunst auch die Kalender·kunde und die Geo·mantik, also die Be·stimmung glücks·ver·heißender Zeiten und Orte, die jeweils auf der Grund·lage der Natur·philo·sophie ermittelt wurden. An·gehörige dieses Amtes hatten priester·lichen Status und wurden als {{glossar:onmyouji}} (Yin Yang Meister) be·zeichnet. Sie galten unter anderem als große Magier und wurden von An·gehörigen des Hofes auch für private Zwecke, in denen Magie von·nöten war, um Hilfe ersucht.
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Das chinesische Horoskop, das auch in allen von China beeinflussten Nachbarländern bekannt ist, kennt zwölf Tierzeichen ({{gb|juunishi}}), die in Gruppen von Yin und Yang unterteilt sind. Dieses Horoskop fragt jedoch nicht nach dem Geburtsmonat, sondern nach dem Geburtsjahr und ordnet allen, die im gleichen Jahr geboren sind, gewisse gemeinsame Eigenschaften zu. (Siehe dazu {{showTitel|Junishi}}.)
{{floatright|seimei.jpg|Abe no Seimei|top=-10}}
 
Der bekannteste Yin Yang Magier der Heian-Zeit ist {{glossar:abenoseimei}} (921?–1005). Er war Angehöriger des höfischen Yin Yang Amtes, trug den Titel „Doktor der Himmels·kunde“ (''tenmon hakase'') und führte im Auftrag ver·schiedener Kaiser Orakel aber auch Exorzismen durch. Dank seiner be·sonderen Be·gabung wurden einige Ämter des Yin Yang Amtes inn·halb seiner Familie erb·lich. Nach seinem Tod rankten sich zahl·reiche Legenden um ihn, die die wenigen historisch ge·sicherten Berichte über·lagert haben. So soll seine Mutter eine Füchsin ge·wesen sein, welche die natür·liche magische Bega·bung dieser Tiere an ihren Sohn weiter·gab (siehe [[Mythen:Füchse/Verwandlungskünste|Ver·wand·lungs·künste der Füchse]]).
 
  
Die Bedeutung der chinesischen Natur·philo·sophie scheint in der {{Glossar:Heian}} Zeit ihren Höhe·punkt er·reicht zu haben, durch·zieht aber die ge·samte japani·sche Kultur- und Reli·gions·ge·schich·te wie ein roter Faden. Schon in den frühen Chroni·ken, vor allem im {{glossar:nihonshoki}}, ist deut·lich zu erken·nen, dass ein·zelne mytho·logische Er·zäh·lungen dem Yin Yang Schema an·ge·glichen wurden. Später machte vor allem der esovterische Bud·dhis·mus von der Yin Yang Sym·bolik Gebrauch (siehe [[Ikonographie:Mandala/Ryogai_Mandara|Mandalas der beiden Welten]]). In der japanischen Volks·medizin, der Küche und der Garten·architektur hat sich der Ein·fluss von Yin und Yang bis auf den heutigen Tag er·halten. Schließ·lich sind Yin Yang und die Fünf Phasen un·trenn·bar mit dem klas·si·schen [[Mythen:Affen/Tierkreis|Kalender·wesen]] ver·bunden, das auch heute noch einen ge·wissen Einfluss in der japani·schen Alltags·kultur besitzt.
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Schließlich findet man auch Spuren der hierzulande bekannten Sternzeichen, wenn auch nur in weitgehend unbeachteten Archiven buddhistischer Tempel. Wie auf der Spezialseite {{showTitel|Astrologie}} genauer ausgeführt, wurde die auf diesen Sternzeichen fußende Astrologie aus dem Westen des eurasiatischen Kontinents offenbar — ähnlich wie die oben erwähnten Wochentage — durch den esoterischen Buddhismus ({{g|mikkyou}}) in Japan bekannt gemacht.
  
==Wochentage==
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=== Onmyōdō: Yin und Yang in Japan ===
  
Die in der Antike als „Sieben Planeten“ bekannten Himmels·körper (also Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn) wurden in Europa be·kannt·lich zur Einteilung der Wochen·tage heran·ge·zogen. Fast alle euro·päischen Sprachen be·nennen und reihen ihre Wochen·tage nach diesem Schema (auch wenn im Deutschen Mars zu Odin, Jupiter zum Donner und Venus zu Freia wurde).
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In Japan existierte in klassischer Zeit ein Hofamt, das sich speziell mit chinesischer Wahrsagetechnik befasste und als {{g|Onmyouryou}} (Amt für Yin und Yang) bezeichnet wurde. Sein Aufgabenbereich umfasste neben der Orakelkunst auch die Kalenderkunde und die Geomantik, also die Bestimmung glücksverheißender Zeiten und Orte, die jeweils auf der Grundlage der Naturphilosophie ermittelt wurden. Angehörige dieses Amtes hatten priesterlichen Status und wurden als {{g|onmyouji}} (Yin Yang Meister) bezeichnet. Sie galten unter anderem als große Magier und wurden von Angehörigen des Hofes auch für private Zwecke, in denen Magie vonnöten war, um Hilfe ersucht.
  
In Japan wird die Sieben-Tage-Woche seit der Ein·führung des west·lichen Kalenders (1873) all·ge·mein an·er·kannt. Die Namen der Wochen·tage scheinen auf den ersten Blick aller·dings vom west·lichen Schema ab·zu·weichen. Sonn- und Mond·tag stimmen zwar überein, die nach·fol·genden Tage sind aber nach den Fünf Phasen be·nannt (Feuer - ''ka'', Wasser - ''sui'', Holz - ''moku'', Metall - ''kin'', Erde - ''do''). In Japan dienen somit keine in den Himmel projezierten Götter, sondern {{glossar:yinyang|Yin und Yang }} (Mond und Sonne) sowie die Fünf Phasen zur Markierung der Zeit.
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Der bekannteste Yin Yang Magier der {{g|Heian}}-Zeit ist {{g|abenoseimei}} (921?–1005). Er war Angehöriger des höfischen Yin Yang Amtes, trug den Titel „Doktor der Himmelskunde“ ({{g|tenmonhakase}}) und führte im Auftrag verschiedener Kaiser Orakel und Exorzismen durch. Dank seiner besonderen Begabung wurden einige Ämter des Yin Yang Amtes innerhalb seiner Familie erblich. Nach seinem Tod rankten sich zahlreiche Legenden um ihn und überlagerten die wenigen historisch gesicherten Berichte. So soll seine Mutter eine Füchsin gewesen sein, welche die natürliche magische Begabung dieser Tiere an ihren Sohn weitergab (siehe [[Mythen/Verwandlungskuenstler/Kitsune|Verwandlungskünste der Füchse]]).
  
Tatsächlich besteht aber doch eine Über·ein·stimmung. Die Fünf Phasen wurden nämlich tra·di·tioneller·weise auch zur Be·zeichnung der fünf am Nacht·himmel sicht·baren Planeten heran·ge·zogen: der Mars wurde wegen seiner röt·lichen Färbung dem Feuer zugeordnet, und heißt in Ostasien daher „Feuer·stern“, der Merkur ist der „Wasser·stern“, der Jupiter der „Holz·stern“, die Venus der „Metall·stern“ und der Saturn der „Erd·stern“. Das japanische Wochen·tags·system orientiert sich also eben·falls an den „Sieben Planeten“ und zählt sie in der gleichen Reihen·folge auf wie die Europäer seit der Antike.
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Die Bedeutung der chinesischen Naturphilosophie scheint in der Heian-Zeit ihren Höhepunkt erreicht zu haben, durchzieht aber die gesamte japanische Kultur- und Religionsgeschichte wie ein roter Faden. Schon in den frühen Chroniken, vor allem im {{g|nihonshoki}}, ist deutlich zu erkennen, dass einzelne mythologische Erzählungen dem Yin Yang Schema angeglichen wurden. Später machte vor allem der esoterische Buddhismus von der Yin Yang Symbolik Gebrauch (siehe [[Ikonographie/Mandala/Ryogai_Mandara|Mandalas der beiden Welten]]). In der japanischen Volksmedizin, der Küche und der Gartenarchitektur hat sich der Einfluss von Yin und Yang bis auf den heutigen Tag erhalten.  
  
Tatsächlich war das Sieben-Tage-Wochen Prinzip bereits im alten China be·kannt, wurde aber von anderen Zeit·ein·teilungen, etwa dem [[Mythen:Affen/Tierkreis#Der_60er_Zyklus|60er-Zyklus]], über·lagert. Beide, das europäische wie das ost·asiatische Wochen·system dürften also einen ge·mein·samen Ur·sprung, möglicher·weise in der babylonischen Kalender·kunde/As·tro·nomie be·sitzen. In Japan soll die Kenntnis der chinesischen Sieben-Tage-Woche auf den Mönch {{glossar:kuukai}} zurück·gehen, der ent·sprech·ende Schriften Anfang des neunten Jahr·hunderts von seiner China Reise mitbrachte.
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=== Unglücksjahre ===
  
Interessanterweise hat sich die alte Konvention, die Wochen·tage nach Yin Yang und den Fünf Phasen ab·zu·zählen im modernen China nicht durch·gesetzt. Während sie in Japan zum Standard wurde, zählt man in China die Wochen·tage heute einfach numerisch ab.
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Schließlich sind Yin Yang und die Fünf Phasen untrennbar mit dem klassischen [[Mythen/Symboltiere/Tierkreis|Kalenderwesen]] verbunden, das auch heute noch einen gewissen Einfluss in der japanischen Alltagskultur besitzt. Am wichtigsten ist in diesem Zusammenhang der Glaube an die sogenannten {{g|yakudoshi}}, kritische, gefahrvolle Lebensjahre. Nach der heutigen Konvention sind dies:
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Jedes Unglücksjahr (''hon’yaku'') wird also von Vorboten des Unglücks im Jahr davor (''maeyaku'') eingeleitet und im Jahr danach (''atoyaku'') quasi von „Nachbeben“ gefolgt. Am gefährlichsten gilt für Männer das Alter von 42 (nach traditioneller Zählung, d.h. das Kalenderjahr, in das der 41. Geburtstag fällt) und bei Frauen das Alter von 33. Die geläufigsten Begründungen sind numerologische Wortspiele, denen zufolge 42 auch ''shi-ni'' ausgesprochen werden kann, was „Sterben“ bedeutet, während 33 in der Aussprache ''san-zan'' ein Homonym für „schwere Geburt“ wäre. Diese Begründungen scheinen aber eher mentale Erinnerungsstützen zu sein. Tatsächlich mögen gewisse allgemeine Beobachtungen und kollektive Erinnerungen dem System der ''yakudoshi'' seine Plausibilität verleihen.
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Ältere Quellen (aus der {{g|Heian}}- oder {{g|Kamakura}}-Zeit) geben jedoch als ''yakudoshi'' die Folge 13, 25, 37, 49, 61 an,<ref name=wp>[https://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%8E%84%E5%B9%B4 Yakudoshi], Wikipedia (jp.).</ref> also jene Jahre, in denen man sich nach dem traditionellen Kalender wieder im Tierkreiszeichen seines Geburtsjahres befindet. Die heutige Jahresfolge scheint sich in der {{g|Edo}}-Zeit eingebürgert zu haben, doch auch Quellen aus dieser Zeit berufen sich auf Erklärungen nach dem Yin Yang-Schema. Somit ist klar, dass die Tradition der ''yakudoshi'' auf der ursprünglich chinesischen Kalender- und Orakelkunst — und damit letztlich auf der Yin Yang Philosophie — fußt, wenn sie auch im Lauf der Zeit modifiziert wurde.  
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Der Glaube an die ''yakudoshi'' kommt heute wie in früheren Zeiten in erster Linie religiösen Institutionen zugute. Ein Gutteil der Glücksbringer ({{g|omamori}} und Glückslose {{g|omikuji}}), wie sie sowohl in Shintō Schreinen als auch in buddhistischen Tempeln angeboten werden, dient der Abwehr des Kalender-gebundenen Unheils.
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* [[Ikonographie/Waechtergoetter|Wächtergötter]]
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* [[Mythen/Imaginaere Tiere|Imaginäre Tiere]]
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* [http://www.friesian.com/yinyang.htm Yin & Yang and the I Ching], Kelley L. Ross (en.)<br/>Guter Einführungsartikel mit zahlreichen Illustrationen.
 
* [http://www.friesian.com/yinyang.htm Yin & Yang and the I Ching], Kelley L. Ross (en.)<br/>Guter Einführungsartikel mit zahlreichen Illustrationen.
* [http://pacificcoast.net/~wh/Index.html The I Ching on the Net], Greg Whincup (en.)<br/>Links zu online-Übersetzungen, online-Orakeln, und vieles mehr.
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* [http://www.whincup.ca/yijing/ The I Ching on the Net], Greg Whincup (en.)<br/>Links zu online-Übersetzungen, online-Orakeln, und vieles mehr.
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==Anmerkungen==
 
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Aktuelle Version vom 7. August 2024, 09:49 Uhr

Yin und Yang und die chinesische Naturphilosophie

Die Lehre von Yin und Yang [Yin Yang (chin.) 陰陽 Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie] (jap. in'yō, oder onmyō [onmyō (jap.) 陰陽 jap. für „Yin und Yang“; auch in'yō, on'yō]) ist eine Kurzbezeichnung für die chinesische Naturphilosophie, die auch das Konzept der Fünf Wandlungsphasen (chin. wu xing, jap. gogyō [gogyō (jap.) 五行 Fünf Wandlungsphasen; Prinzip der chin. Naturphilosophie]) mit einschließt. Sie fand ursprünglich vor allem in Astrologie, Orakel- und Kalenderwesen sowie in der Medizin Anwendung. In diesen Bereichen war die chinesische Naturphilosophie bereits im japanischen Altertum bekannt. Diese Seite bietet einen kurzen Überblick über die Grundprinzipien der Lehre von Yin und Yang und ihre geschichtliche Entwicklung in China und Japan.

Fudo engi.jpg
1 Ein Yin Yang Meister bei der Lesung von rituellen Texten für eine Gruppe von Geistern
Der Heian-zeitliche Magier Abe no Seimei vollzieht ein Ritual, um mit Hilfe von Geistern die Krankheit eines alten Meisters auf dessen Schüler zu übertragen. Das Bild zeigt ihn beim Rezitieren eines rituellen Textes.
Muromachi-Zeit, 14. Jh. Tōkyō National Museum.

Begriffsgeschichte

Die Lehre von Yin und Yang wird oft als Synonym des Daoismus (jap. Dōkyō [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. ], chin. Daojiao) verwendet, wobei unterstellt wird, dass dieser die älteste philosophische Tradition Chinas sei. Doch schon der berühmte Sinologe Marcel Granet [Granet, Marcel (west.) 1884–1940; französischer Sinologe und Soziologe] fasste die Yin Yang Philosophie weiter und sprach kurzerhand vom „chinesischen Denken“.1 In jüngerer Zeit wird der Daoismus in der Fachwelt als eine philosophische Strömung angesehen, die sich erst im Wettstreit mit Konfuzianismus und Buddhismus [bukkyō (jap.) 仏教 Lehre des Buddha, Buddhismus] herausgebildet hat. Zunächst nur auf indivduelle Vervollkommnung („ewiges Leben)“ ausgerichtet nahm er nach und nach auch Züge einer Religion mit Gebeten und Ritualen an. Der Daoismus ist daher nicht mit der chinesischen Naturphilosophie gleichzusetzen, griff aber stark auf diese zurück und versuchte, Konzepte wie Yin und Yang für sich zu vereinnahmen. Tatsächlich setzt aber auch der Konfuzianismus (jukyō [jukyō (jap.) 儒教 Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten]) die Lehre von Yin und Yang als Tatsache voraus. Der chinesische Buddhismus wiederum bemühte sich, die naturphilosophischen Vorstellungen Chinas mit ähnlichen Vorstellungen aus dem indischen Kulturraum gleichzusetzen. Yin und Yang bilden somit ein Fundament für sämtliche chinesischen geistigen Traditionen, während der Daoismus nur eine spezifische Richtung der Yin Yang Interpretation darstellt.

In Japan wurde die chinesische Naturphilosophie schließlich sowohl in den japanischen Buddhismus als auch in den Shintō [Shintō (jap.) 神道 Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami] integriert. Darüber hinaus etablierte sich der „Weg von Yin und Yang“ (Onmyōdō [Onmyōdō (jap.) 陰陽道 Weg von Yin und Yang; Disziplin der Divination und der magischen Heilkunst; auch on’yōdō oder in’yōdō]) als eine Disziplin der Wahrsagerei und Heilkunst, die aber kein eigenes religiöses System (d.h. keine eigenen Heilslehren, Gottheiten und Tempel) entwickelte.

Yin und Yang

Die Yin Yang Lehre geht von der Vorstellung eines ursprünglichen Chaos aus, in dem alle Materie in undifferenziertem Zustand vermischt ist. Diese Urmaterie wird auch als qi [qi (chin.) 氣/気 Materie (oder „Energie“) der chin. Naturphilosophie; auch Dampf; jap. ki] (jap. ki) oder als taiji [taiji (chin.) 太極 Urmaterie, wtl. das Große Äußerste] bezeichnet. Der Sinologe Paul Unschuld [Unschuld, Paul (west.) 1943–; deutscher Sinologe und Medizin-Historiker an der Universität München] schreibt dazu:

Was sich die antiken Beobachter genau unter diesem Qi vorstellten, ist nicht überliefert. Das Schriftzeichen […] verweist auf „Dämpfe, die aus Reis aufsteigen“. Schriften aus dem 1. Jh. n. Chr. legen den Schluß nahe, daß das Qi als eine feinstverteilte, luftartige Materie angesehen wurde. Sie konnte sich verdichten und als feste Materie sichtbare Form annehmen. Sie konnte sich zerstreuen und unsichtbar in der Luft aufgehen.

Unschuld 2003, S. 62

Von der Vorstellung einer amorphen, dampfartigen Urmaterie ist es zu Yin und Yang nicht weit: Das qi spaltet sich in ein lichtes, leichtes qi — das Yang, welches nach oben steigt — und ein dunkles, schweres qi — das Yin, welches nach unten sinkt. Auf diese Weise bilden sich der Himmel und die Erde, sowie in der Folge alle anderen dualen Gegensätze, angefangen von männlich und weiblich, Sonne und Mond, Leben und Tod, etc. Abstrakt ausgedrückt steht Yang stets für das Aktive, Yin hingegen für das Rezeptive. Die Yin Yang Philosophie betont, dass weder Yin noch Yang gesondert existieren können und stets dazu tendieren von einem zum anderen überzugehen. Stabile Zustände werden durch eine möglichst harmonische wechselseitige Ergänzung von Yin und Yang erreicht. Ein solcher Ausgleich führt in gewisser Weise wieder zur ursprünglichen Form der Materie, dem taiji, zurück.

Das Buch der Wandlungen

8 Trigramme
8 Trigramme
 
64 Hexagramme
64 Hexagramme
Fuxi.jpg
2 Fuxi und Nüwa
Der mythologische Kaiser Fuxi und seine Schwester/Gemahlin Nüwa. Neben den Trigrammen erfand Fuxi auch das Winkelmaß, das er hier in der Hand hält.
Tang-Zeit. Wikimedia.

Der Klassiker der Yin Yang Lehre ist das Yijing [Yijing (chin.) 易経 „Buch/Leitfaden der Wandlungen“ (chin. Klassiker); jap. Ekikyō] (auch I Ging geschrieben), das „Buch der Wandlungen“, in dem die chinesische Wahrsagekunst kodifiziert ist.2 Laut chinesischer Mythologie wurde das Orakelsystem vom legendären Herrscher Fuxi [Fuxi (chin.) 伏羲 Erster von drei mythologischen Herrschern in China, Begründer der chinesischen Kultur; jap. Fukugi] geschaffen, der von 2852 bis 2738 v.u.Z. gelebt und den Körper einer Schlange besessen haben soll. Die tatsächliche Existenz dieses Herrschers mag zweifelhaft sein, doch existiert das auf Yin und Yang basierende Orakelsystem des Yijing wahrscheinlich wirklich schon sehr lange. Hinweise finden sich bereits im zweiten Jahrtausend v.u.Z. und frühe Fassungen waren wahrscheinlich spätestens Anfang des ersten Jahrtausends v.u.Z. bereits bekannt.3

Im Zentrum des Yijing stehen die 64 Hexagramme („Sechserzeichen“). Das sind symbolische Grundformen, die mit Hilfe einer (im Grunde beliebigen) Orakeltechnik ermittelt und zur Interpretation des befragten Sachverhalts herangezogen werden. Jedes Hexagramm besteht aus zwei Trigrammen („Dreierzeichen“), die ihrerseits bestimmte Namen (Schriftzeichen) und Bedeutungen haben. In der Anordnung rechts stehen die Trigramme beispielsweise für die acht Himmelsrichtungen (wobei der Süden oben, der Norden unten ist). Jedes Trigramm (und daher auch jedes Hexagramm) ist eine Kombination von Yin und Yang. Yin wird graphisch durch einen unterbrochenen Strich, Yang durch einen durchgehenden Strich repräsentiert. Auch jedes Hexagramm besitzt einen Namen, etwa: „Warten“, „Befreiung“, „Bedrängnis“, aber auch „Heer“, „Brunnen“ oder „Tiegel“. Das Yijing enthält Anleitungen, wie diese Namen in bestimmten Situationen von den Orakelmeistern zu interpretieren sind.4

Himmel, Erde, Mensch

Pangu sancaituhui.jpg
3 Pangu
Der mythologische Riese Pangu in einer Darstellung der chinesischen Enzyklopädie Sancai tuhui. Pangu ist die erste Illustration in der Abteilung „Mensch“ innerhalb dieser Enzyklopädie.
Werk von Wang Qi (1529–1612). Edo-Zeit. National Diet Library, Tōkyō.

Yin und Yang begründen ein im Grunde statisches System, das seine Stabilität aus dem zyklischen Wechsel der beiden Urkräfte bezieht. Um aber auch Veränderungen oder Wachstum erklären zu können, bedarf es eines dritten Elements. Das chinesische Denken entwickelte zu diesem Zweck die Triade „Himmel, Erde, Mensch“, die auch als die Drei Sphären oder Daseinsformen (sancai, jap. sansai [sansai (jap.) 三才 Laut der chinesischen Naturphilosophie drei elementare Daseinsformen: Himmel, Erde, Mensch]) bezeichnet werden. Demnach entstand der Himmel aus dem hellen, leichten Yang, die Erde aus dem dunklen, schweren Yin und zwischen ihnen bildete sich als Bindeglied der Mensch, der in dieser Konzeption mit dem mythologischen Riesen Pangu [Pangu (chin.) 盤古 Urtümlicher Riese in der chinesischen Mythologie] identifiziert wird. Pangu trennte Himmel und Erde aus eigener Kraft und schuf so den Bereich des Menschen. In anderen Zusammenhängen wird der Bereich „Mensch“ mit dem Kaiser, dem „Einen Menschen“, gleichgesetzt. Die Drei Sphären stellen für das chinesische Denken einen Grundraster aller Phänomene dar und können vielleicht auch als drei Perspektiven eines menschlichen Betrachters interpretiert werden: Die Kategorie „Himmel“ umfasst alles, was der Blick nach oben erfasst (Astrologie, Meteorologie); die Kategorie „Erde“ umschreibt den Blick in die Horizontale oder nach unten (Geographie, Biologie); und die Kategorie „Mensch“ repräsentiert den Blick auf sich selbst (Kultur). In diesem Sinne sind jedenfalls vormoderne Enzyklopädien wie das chinesische Sancai tuhui [Sancai tuhui (chin.) 三才圖會/三才図絵 „Gesammelte Illustrationen der Drei Sphären“; Enzyklopädisches illustriertes Lexikon der späten Ming-Zeit, veröffentlicht 1609] oder das davon inspirierte japanische Wakan sansai zue [Wakan sansai zue (jap.) 和漢三才図会 „Illustrierte [Enzyklopädie] der Drei Sphären [= Himmel, Erde, Mensch] in China und Japan“ von Terajima Ryōan, 1712; basiert auf dem chinesischen Sancai tuhui] organisiert.

Die Fünf Phasen

Neben dem Yin-Yang Dualismus und der Himmmel-Erde-Mensch Triade kennt die chinesische Naturphilosophie auch fünf Elemente, nämlich Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser, die in komplexen numerologischen Beziehungen zu Yin und Yang stehen. Ähnlich wie Yin und Yang bedingen diese Elemente einander wechselseitig und wiederholen sich daher in bestimmten zyklischen Reihenfolgen. Aus diesem Grund bezeichnet man sie auch als die Fünf (Wandlungs-)Phasen.

Die Zyklen der Fünf Wandlungsphasen

Die Wandlungsphasen können nach traditioneller Auffassung in zwei Zyklen auf einander folgen:

Gogyo.png
Die fünf Elemente Holz (grün), Feuer (rot), Erde (gelb), Metall (weiß) und Wasser (schwarz) in der Reihenfolge der Hervorbringung (durchgehende Linie) und Reihenfolge der Besiegung (gestrichelte Linie).
  1. Holz→ Feuer→ Erde→ Metall→ Wasser→. Dies ist der „Zyklus der Hervorbringung“: Holz gebiert Feuer, Feuer gebiert Erde (Asche), Erde gebiert Metall, Metall gebiert Wasser, Wasser gebiert Holz, u.s.w. ...
  2. Holz→ Erde→ Wasser→ Feuer→ Metall→. Dies ist der „Zyklus der Besiegung“: Holz besiegt Erde (Baumwurzeln teilen den Boden), Erde besiegt (saugt auf) Wasser, Wasser besiegt (löscht) Feuer, Feuer besiegt (schmilzt) Metall, Metall besiegt (spaltet) Holz, u.s.w. ...

Die Beziehungen mögen auf den ersten Blick nicht unbedingt zwingend erscheinen, blickt man aber auf die graphische Darstellung, erkennt man, dass es sich um die einzigen beiden Möglichkeiten handelt, die Punkte eines Fünfecks durch eine durchgehende Linie zu verbinden. Im einen Fall verläuft die Linie von einem Punkt des Fünfecks zum nächsten, im anderen von einem Punkt zum übernächsten (wodurch sie einen fünfzackigen Stern beschreibt). Die beiden Beziehungsformen sind auch als „Harmonie“ und „Antagonismus“ beschrieben worden. Sie eigenen sich natürlich ausgezeichnet für jede Form des Orakelwesens, da stets alternative Deutungen zur Verfügung stehen, wenn z.B. ein positives vorhergesagtes Ereignis nicht eintritt.5

Kombination mit Yin und Yang

Ursprünglich stellten Yin und Yang, die Drei Sphären und die Fünf Phasen wohl unterschiedliche Systeme der Naturerklärung dar. Zu ihrer Verschmelzung kam es erst in der Frühen Han [Han (chin.) chin. Han-Dynastie (207 v.u.Z.–220 u.Z.)]-Zeit, im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, also lange nach Abfassung der konfuzianischen und daoistischen Klassiker. Obwohl Yin Yang und die Fünf Phasen seit dieser Zeit stets in einem Atemzug genannt werden, ist die Frage, wie aus einem dualen System ein System, das aus fünf Komponenten besteht, hervorgehen konnte, meines Wissens nicht restlos geklärt worden.

In der Praxis dienten Yin Yang, Drei Sphären und Fünf Phasen in erster Linie als Register bzw. als Grundbausteine für die Klassifizierung der Wirklichkeit. Wo immer es möglich ist, sucht die chinesische Naturphilosophie daher entweder nach dualen Gegensätzen, die sich als Wechselwirkung von Yin oder Yang interpretieren lassen, nach Dreier- oder nach Fünfergruppen, die nach den oben genannten Schemata mit einander in Beziehung gebracht werden. Es gibt z.B. die Fünf Töne, die Fünf Organe, die Fünf Farben, die Fünf Geschmäcker, und anderes mehr. Schließlich ergeben die Wandlungsphasen in Kombination mit den Tierkreiszeichen (jūni shi [jūni shi (jap.) 十二支 Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)]) den sogenannten Sechziger Zyklus (kanshi [kanshi (jap.) 干支 Sechzigerzyklus des traditionellen Kalenders, wtl. Himmelsstämme (干) und Erdzweige (支)]), der eine elementare Kategorie der traditionellen Zeitmessung bzw. der Kalenderkunde darstellt.

Vier oder fünf Richtungen

Entsprechend den Fünf Phasen kennt die chinesische Kosmologie auch „Fünf Richtungen“, die grundsätzlich mit den hierzulande bekannten Vier Himmelsrichtungen übereinstimmen, denen jedoch als fünftes Element die Mitte hinzugefügt wird. Diese Richtungen werden in China seit ältester Zeit mit bestimmten Farben assoziiert, die wiederum mit imaginären Tieren in Beziehung stehen. Die Richtungstiere dürften im frühhistorischen China zunächst nur eine Vierergruppe dargestellt haben; die Mitte — repräsentiert durch einen gelben Drachen, der wiederum als Sinnbild des chinesischen Kaisers angesehen wird — kam später hinzu. Der Einfluss dieser Symbolik auf benachbarte Kulturen zeigt sich vor allem in frühhistorischen Grabhügeln in Korea und Japan, in denen die Richtungstiere häufig abgebildet sind. Aber auch in der japanischen Palastarchitektur finden sich Bezüge zu den Richtungstieren. Ihre Farbsymbolik wurde auch von der buddhistischen Ikonographie übernommen, die Tiere selbst wurden allerdings nach und nach von buddhistischen Wesenheiten, wie den Vier Himmelswächtern (Shi-Tennō [Shi-Tennō (jap.) 四天王 wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet]), verdrängt. Die folgenden Bildbeispiele sind alle frühhistorischen japanischen Gräbern entnommen.

Takamatsuzuka seiryu.jpg
4 Blauer Drache
Bei diesem Blauen Drachen (Seiryū) handelt es sich um ein chinesisches Emblem des Ostens. Das Bild stammt aus einem Hügelgrab (kofun) der Asuka-Zeit (7. Jh.), dem Takamatsu-zuka. Dass chinesische Embleme in dieser Zeit in Grabkammern festgehalten wurden, verdeutlicht den Einfluss der chinesischen Kosmologie und des daoistischen Polarstern-Glaubens im Japan der Asuka-Zeit.
Wahrscheinlich 7.Jh. 47 News.
  • Richtung: Osten
  • Tier: Blauer Drache (Seiryū [Seiryū (jap.) 青竜 wtl. Blauer Drache; Richtungstier des Ostens in der ostasiat. Kosmologie])
  • Farbe: blau oder grün
  • Wandlugsphase: Holz
  • Himmelswächter: Jikoku-ten [Jikoku-ten (jap.) 持国天 Der Hüter des Ostens der Shi-Tennō, wtl. „der, der das Reich aufrecht erhält“; skt. Dhritarashtra]
Suzaku kitora.jpg
5 Roter Vogel
Der Rote Vogel des Südens (jap. Suzaku). Wandbild aus dem Inneren des Kitora Hügelgrabs (kofun) in der Präfektur Nara.
Asuka Zeit, wahrscheinlich 7.Jh. Kitora Atlas.
  • Richtung: Süden
  • Tier: Roter Vogel (Suzaku [Suzaku (jap.) 朱雀 Richtungstier des Südens; wtl. Roter Vogel])
  • Farbe: rot
  • Wandlungsphase: Feuer
  • Himmelswächter: Zōjō-ten [Zōjō-ten (jap.) 増長天 Wächter des Südens der Shi-Tennō,wtl. „der Wachstumsmehrer“; skt. Virūdhaka]
Byakko kitora.jpg
6 Weißer Tiger
Der Weiße Tiger (Byakko), das chinesische Symboltier des Westens, dem die Farbe Weiß zugeordnet ist. Es handelt sich ein imaginäres Tier, das mit flügelartigen Federn ausgestattet ist.
Wahrscheinlich 7.Jh. Hoshi ga suki na hito, (Blog).
  • Richtung: Westen
  • Tier: Weißer Tiger (Byakko [Byakko (jap.) 白虎 wtl. Weißer Tiger; Richtungstier des Westens in der ostasiatischen Kosmologie])
  • Farbe: weiß
  • Wandlugsphase: Metall
  • Himmelswächter: Kōmoku-ten [Kōmoku-ten (jap.) 広目天 Wächter des Westens der Shi-Tennō, wtl. „Der, der alles sieht“; skt. Virūpākṣa]
Genbu kitora.jpg
7 Schildkröte
Das chinesische Symboltier des Nordens stellt eigentlich eine Kombination von Schlange und Schildkröte dar. Sein Name, Genbu, bedeutet wörtlich „Dunkler Krieger“.
Asuka-Zeit, wahrscheinlich 7.Jh. Kitora Atlas.
  • Richtung: Norden
  • Tier: Dunkle Schildkröte (Genbu [Genbu (jap.) 玄武 wtl. „Dunkler Krieger“; Richtungstier des Nordens in der ostasiat. Kosmologie, zumeist als Schildkröte in Kombination mit einer Schlange dargestellt])
  • Farbe: schwarz oder blau
  • Wandlugsphase: Wasser
  • Himmelswächter: Tamon-ten [Tamon-ten (jap.)  多聞天 Synonym von Bishamon-ten, Himmelswächter des Nordens (skt. Vaishravana)]

Die Mitte, die nach der Fünf-Phasen Konzeption der „Erde“ sowie der Farbe „gelb“ entspricht, wurde ikonographisch weder als Tier noch als Himmelswächter repräsentiert.

Himmelskunde, Kalender und Astrologie

Die Himmelskunde (jap. tenmon [tenmon (jap.) 天文 Himmelskunde, proto-wissenschaftliche Astronomie]) war in ganz Ostasien eine bedeutende, proto-wissenschaftliche Kunst, die sowohl zur Zeitmessung als auch zur Vorhersage der Zukunft herangezogen wurde. In der Zeitmessung kam ähnlich wie im Westen der Zahl Zwölf entscheidende Bedeutung zu (zwölf Stunden, zwölf Monate). Die Zeiteinheiten wurden auch mit den vier Himmelsrichtungen in Einklang gebracht. Dabei spielten Kategorien, die den oben beschriebenen Prinzipien der Naturphilosophien angeglichen wurden, eine besondere Rolle. (Mehr dazu unter Der traditionelle Kalender und Himmelskunde und Himmelsdeutung.)

Das chinesische Horoskop, das auch in allen von China beeinflussten Nachbarländern bekannt ist, kennt zwölf Tierzeichen (jūni shi), die in Gruppen von Yin und Yang unterteilt sind. Dieses Horoskop fragt jedoch nicht nach dem Geburtsmonat, sondern nach dem Geburtsjahr und ordnet allen, die im gleichen Jahr geboren sind, gewisse gemeinsame Eigenschaften zu. (Siehe dazu Tierkreiszeichen in der japanischen Kunst.)

Schließlich findet man auch Spuren der hierzulande bekannten Sternzeichen, wenn auch nur in weitgehend unbeachteten Archiven buddhistischer Tempel. Wie auf der Spezialseite Westliche Astrologie im vormodernen Japan genauer ausgeführt, wurde die auf diesen Sternzeichen fußende Astrologie aus dem Westen des eurasiatischen Kontinents offenbar — ähnlich wie die oben erwähnten Wochentage — durch den esoterischen Buddhismus (mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten]) in Japan bekannt gemacht.

Onmyōdō: Yin und Yang in Japan

In Japan existierte in klassischer Zeit ein Hofamt, das sich speziell mit chinesischer Wahrsagetechnik befasste und als onmyō-ryō [onmyō-ryō (jap.) 陰陽寮 wtl. „Amt für Yin und Yang“; höfische Orakelleser] (Amt für Yin und Yang) bezeichnet wurde. Sein Aufgabenbereich umfasste neben der Orakelkunst auch die Kalenderkunde und die Geomantik, also die Bestimmung glücksverheißender Zeiten und Orte, die jeweils auf der Grundlage der Naturphilosophie ermittelt wurden. Angehörige dieses Amtes hatten priesterlichen Status und wurden als onmyōji [onmyōji (jap.) 陰陽師 Yin Yang Meister] (Yin Yang Meister) bezeichnet. Sie galten unter anderem als große Magier und wurden von Angehörigen des Hofes auch für private Zwecke, in denen Magie vonnöten war, um Hilfe ersucht.

Seimei.jpg
8 Abe no Seimei
Der Yin Yang-Meister Abe no Seimei (921?–1005). Im Abe Schrein, wo dieses Bild herstammt, wird auch Seimeis angebliche Mutter, die Füchsin Kuzunoha, verehrt.
14. Jh. kknews.

Der bekannteste Yin Yang Magier der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit ist Abe no Seimei [Abe no Seimei (jap.) 安部清明 921?–1005; Yin Yang-Meister des 10. Jh.s] (921?–1005). Er war Angehöriger des höfischen Yin Yang Amtes, trug den Titel „Doktor der Himmelskunde“ (tenmon hakase [tenmon hakase (jap.) 天文博士 wtl. „Doktor der Himmelskunde“; Titel für Yin Yang Meister (onmyōji)]) und führte im Auftrag verschiedener Kaiser Orakel und Exorzismen durch. Dank seiner besonderen Begabung wurden einige Ämter des Yin Yang Amtes innerhalb seiner Familie erblich. Nach seinem Tod rankten sich zahlreiche Legenden um ihn und überlagerten die wenigen historisch gesicherten Berichte. So soll seine Mutter eine Füchsin gewesen sein, welche die natürliche magische Begabung dieser Tiere an ihren Sohn weitergab (siehe Verwandlungskünste der Füchse).

Die Bedeutung der chinesischen Naturphilosophie scheint in der Heian-Zeit ihren Höhepunkt erreicht zu haben, durchzieht aber die gesamte japanische Kultur- und Religionsgeschichte wie ein roter Faden. Schon in den frühen Chroniken, vor allem im Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)], ist deutlich zu erkennen, dass einzelne mythologische Erzählungen dem Yin Yang Schema angeglichen wurden. Später machte vor allem der esoterische Buddhismus von der Yin Yang Symbolik Gebrauch (siehe Mandalas der beiden Welten). In der japanischen Volksmedizin, der Küche und der Gartenarchitektur hat sich der Einfluss von Yin und Yang bis auf den heutigen Tag erhalten.

Unglücksjahre

Schließlich sind Yin Yang und die Fünf Phasen untrennbar mit dem klassischen Kalenderwesen verbunden, das auch heute noch einen gewissen Einfluss in der japanischen Alltagskultur besitzt. Am wichtigsten ist in diesem Zusammenhang der Glaube an die sogenannten yakudoshi [yakudoshi (jap.) 厄年 Unglücksjahr, kritisches Alter; laut Tradition bei Männern das 25., 42. und 61. Jahr, bei Frauen das 19., 33. und 37. Jahr], kritische, gefahrvolle Lebensjahre. Nach der heutigen Konvention sind dies:

Kritische Lebensjahre im heutigen Japan6
   maeyaku 前厄   hon’yaku 本厄   atoyaku 後厄 
Männer 24 25 26
41 42 43
60 61 62
Frauen 18 19 20
32 33 34
36 37 38
60 61 62

Jedes Unglücksjahr (hon’yaku) wird also von Vorboten des Unglücks im Jahr davor (maeyaku) eingeleitet und im Jahr danach (atoyaku) quasi von „Nachbeben“ gefolgt. Am gefährlichsten gilt für Männer das Alter von 42 (nach traditioneller Zählung, d.h. das Kalenderjahr, in das der 41. Geburtstag fällt) und bei Frauen das Alter von 33. Die geläufigsten Begründungen sind numerologische Wortspiele, denen zufolge 42 auch shi-ni ausgesprochen werden kann, was „Sterben“ bedeutet, während 33 in der Aussprache san-zan ein Homonym für „schwere Geburt“ wäre. Diese Begründungen scheinen aber eher mentale Erinnerungsstützen zu sein. Tatsächlich mögen gewisse allgemeine Beobachtungen und kollektive Erinnerungen dem System der yakudoshi seine Plausibilität verleihen.

Ältere Quellen (aus der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]- oder Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit) geben jedoch als yakudoshi die Folge 13, 25, 37, 49, 61 an,6 also jene Jahre, in denen man sich nach dem traditionellen Kalender wieder im Tierkreiszeichen seines Geburtsjahres befindet. Die heutige Jahresfolge scheint sich in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit eingebürgert zu haben, doch auch Quellen aus dieser Zeit berufen sich auf Erklärungen nach dem Yin Yang-Schema. Somit ist klar, dass die Tradition der yakudoshi auf der ursprünglich chinesischen Kalender- und Orakelkunst — und damit letztlich auf der Yin Yang Philosophie — fußt, wenn sie auch im Lauf der Zeit modifiziert wurde.

Omamori2.jpg
9 Angebot von omamori
Reichhaltiges Angebot von o-mamori, nach Unglücksabwehrfunktionen geordnet.
PhotoAC.

Der Glaube an die yakudoshi kommt heute wie in früheren Zeiten in erster Linie religiösen Institutionen zugute. Ein Gutteil der Glücksbringer (o-mamori [o-mamori (jap.) お守り Talisman, schutzbringender Gegenstand] und Glückslose o-mikuji [o-mikuji (jap.) 御籤/おみくじ Glückslos, Glücksorakel; auch mikuji]), wie sie sowohl in Shintō Schreinen als auch in buddhistischen Tempeln angeboten werden, dient der Abwehr des Kalender-gebundenen Unheils.


Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Granet 1985.
  2. Bereits 1924 erschien eine deutsche Übersetzung dieses Texts durch den berühmten Sinologen und Missionar Richard Wilhelm (1873–1930). Diese wurde auch ins Englische übertragen und stellt heute die bekannteste, wenn auch nicht ganz unumstrittene Fassung des Yijing in einer westlichen Sprache dar (Wilhelm 1995).
  3. S. Hertzer 1996.
  4. Die heute bekannte Form, die etwa auch der Übersetzung durch Richard Wilhelm zugrunde liegt, wurde traditionell dem Konfuzius zugeschrieben und zählt daher zu den konfuzianischen Klassikern. Die hier zum Ausdruck kommende Philosophie übte eine besondere Faszination auf Richard Wilhelm oder C.G. Jung aus. Laut neueren Forschungen stammt diese Version jedoch aus der Tang-Zeit (618–907), ist also über tausend Jahre jünger als sie selbst behauptet und entspricht einer sekundären Bearbeitung des Werks. Es wurden auch ältere Versionen aufgespürt, die kürzer, pragmatischer und weniger auf den Nachweis philosophischer Grundprinzipien hin ausgerichtet sind.
  5. Crump 1992, S. 41.
  6. ab Yakudoshi, Wikipedia (jp.).

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


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Literatur

Siehe auch Literaturliste

Thomas Crump, The Japanese Numbers Game. London: Routledge, 1992.
Marcel Granet, Das chinesische Denken. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1985. [Französische Erstauflage 1936.]
Dominque Hertzer, Das alte und das neue Yijing: Die Wandlungen des Buches der Wandlungen. München: Diederichs, 1996.
Paul Ulrich Unschuld, Was ist Medizin? Westliche und östliche Wege der Heilkunst. München: Beck, 2003.
Richard Wilhelm (Ü.), I Ging: Das Buch der Wandlungen. Köln: Diederichs, 1995. [Erstauflage 1924.]

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Fudo engi.jpg
    Der Heian-zeitliche Magier Abe no Seimei vollzieht ein Ritual, um mit Hilfe von Geistern die Krankheit eines alten Meisters auf dessen Schüler zu übertragen. Das Bild zeigt ihn beim Rezitieren eines rituellen Textes.
    Muromachi-Zeit, 14. Jh. Tōkyō National Museum.
  2. ^ 
    Fuxi.jpg
    Der mythologische Kaiser Fuxi und seine Schwester/Gemahlin Nüwa. Neben den Trigrammen erfand Fuxi auch das Winkelmaß, das er hier in der Hand hält.
    Tang-Zeit. Wikimedia.
  3. ^ 
    Pangu sancaituhui.jpg
    Der mythologische Riese Pangu in einer Darstellung der chinesischen Enzyklopädie Sancai tuhui. Pangu ist die erste Illustration in der Abteilung „Mensch“ innerhalb dieser Enzyklopädie.
    Werk von Wang Qi (1529–1612). Edo-Zeit. National Diet Library, Tōkyō.
  4. ^ 
    Takamatsuzuka seiryu.jpg
    Bei diesem Blauen Drachen (Seiryū) handelt es sich um ein chinesisches Emblem des Ostens. Das Bild stammt aus einem Hügelgrab (kofun) der Asuka-Zeit (7. Jh.), dem Takamatsu-zuka. Dass chinesische Embleme in dieser Zeit in Grabkammern festgehalten wurden, verdeutlicht den Einfluss der chinesischen Kosmologie und des daoistischen Polarstern-Glaubens im Japan der Asuka-Zeit.
    Wahrscheinlich 7.Jh. 47 News.
  5. ^ 
    Suzaku kitora.jpg
    Der Rote Vogel des Südens (jap. Suzaku). Wandbild aus dem Inneren des Kitora Hügelgrabs (kofun) in der Präfektur Nara.
    Asuka Zeit, wahrscheinlich 7.Jh. Kitora Atlas.
  1. ^ 
    Byakko kitora.jpg
    Der Weiße Tiger (Byakko), das chinesische Symboltier des Westens, dem die Farbe Weiß zugeordnet ist. Es handelt sich ein imaginäres Tier, das mit flügelartigen Federn ausgestattet ist.
    Wahrscheinlich 7.Jh. Hoshi ga suki na hito, (Blog).
  2. ^ 
    Genbu kitora.jpg
    Das chinesische Symboltier des Nordens stellt eigentlich eine Kombination von Schlange und Schildkröte dar. Sein Name, Genbu, bedeutet wörtlich „Dunkler Krieger“.
    Asuka-Zeit, wahrscheinlich 7.Jh. Kitora Atlas.
  3. ^ 
    Seimei.jpg
    Der Yin Yang-Meister Abe no Seimei (921?–1005). Im Abe Schrein, wo dieses Bild herstammt, wird auch Seimeis angebliche Mutter, die Füchsin Kuzunoha, verehrt.
    14. Jh. kknews.
  4. ^ 
    Omamori2.jpg
    Reichhaltiges Angebot von o-mamori, nach Unglücksabwehrfunktionen geordnet.
    PhotoAC.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Abe no Seimei 安部清明 ^ 921?–1005; Yin Yang-Meister des 10. Jh.s
  • bukkyō 仏教 ^ Lehre des Buddha, Buddhismus
  • Byakko 白虎 ^ wtl. Weißer Tiger; Richtungstier des Westens in der ostasiatischen Kosmologie
  • Dōkyō 道教 ^ Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a.
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Fuxi (chin.) 伏羲 ^ Erster von drei mythologischen Herrschern in China, Begründer der chinesischen Kultur; jap. Fukugi
  • Genbu 玄武 ^ wtl. „Dunkler Krieger“; Richtungstier des Nordens in der ostasiat. Kosmologie, zumeist als Schildkröte in Kombination mit einer Schlange dargestellt
  • gogyō 五行 ^ Fünf Wandlungsphasen; Prinzip der chin. Naturphilosophie
  • Granet, Marcel (west.) ^ 1884–1940; französischer Sinologe und Soziologe
  • Han (chin.) 漢 ^ chin. Han-Dynastie (207 v.u.Z.–220 u.Z.)
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Jikoku-ten 持国天 ^ Der Hüter des Ostens der Shi-Tennō, wtl. „der, der das Reich aufrecht erhält“; skt. Dhritarashtra
  • jukyō 儒教 ^ Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten
  • jūni shi 十二支 ^ Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kanshi 干支 ^ Sechzigerzyklus des traditionellen Kalenders, wtl. Himmelsstämme (干) und Erdzweige (支)
  • Kōmoku-ten 広目天 ^ Wächter des Westens der Shi-Tennō, wtl. „Der, der alles sieht“; skt. Virūpākṣa
  • mikkyō 密教 ^ esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • o-mamori お守り ^ Talisman, schutzbringender Gegenstand
  • o-mikuji 御籤/おみくじ ^ Glückslos, Glücksorakel; auch mikuji
  • onmyō 陰陽 ^ jap. für „Yin und Yang“; auch in'yō, on'yō
  • Onmyōdō 陰陽道 ^ Weg von Yin und Yang; Disziplin der Divination und der magischen Heilkunst; auch on’yōdō oder in’yōdō
  • onmyōji 陰陽師 ^ Yin Yang Meister
  • onmyō-ryō 陰陽寮 ^ wtl. „Amt für Yin und Yang“; höfische Orakelleser
  • Pangu (chin.) 盤古 ^ Urtümlicher Riese in der chinesischen Mythologie
  • qi (chin.) 氣/気 ^ Materie (oder „Energie“) der chin. Naturphilosophie; auch Dampf; jap. ki
  • Sancai tuhui (chin.) 三才圖會/三才図絵 ^ „Gesammelte Illustrationen der Drei Sphären“; Enzyklopädisches illustriertes Lexikon der späten Ming-Zeit, veröffentlicht 1609
  • sansai 三才 ^ Laut der chinesischen Naturphilosophie drei elementare Daseinsformen: Himmel, Erde, Mensch
  • Seiryū 青竜 ^ wtl. Blauer Drache; Richtungstier des Ostens in der ostasiat. Kosmologie
  • Shintō 神道 ^ Shintō; wtl. Weg der Götter, Weg der kami
  • Shi-Tennō 四天王 ^ wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet
  • Suzaku 朱雀 ^ Richtungstier des Südens; wtl. Roter Vogel
  • taiji (chin.) 太極 ^ Urmaterie, wtl. das Große Äußerste
  • Tamon-ten  多聞天 ^ Synonym von Bishamon-ten, Himmelswächter des Nordens (skt. Vaishravana)
  • tenmon 天文 ^ Himmelskunde, proto-wissenschaftliche Astronomie
  • tenmon hakase 天文博士 ^ wtl. „Doktor der Himmelskunde“; Titel für Yin Yang Meister (onmyōji)
  • Unschuld, Paul (west.) ^ 1943–; deutscher Sinologe und Medizin-Historiker an der Universität München
  • Wakan sansai zue 和漢三才図会 ^ „Illustrierte [Enzyklopädie] der Drei Sphären [= Himmel, Erde, Mensch] in China und Japan“ von Terajima Ryōan, 1712; basiert auf dem chinesischen Sancai tuhui
  • yakudoshi 厄年 ^ Unglücksjahr, kritisches Alter; laut Tradition bei Männern das 25., 42. und 61. Jahr, bei Frauen das 19., 33. und 37. Jahr
  • Yijing (chin.) 易経 ^ „Buch/Leitfaden der Wandlungen“ (chin. Klassiker); jap. Ekikyō
  • Yin Yang (chin.) 陰陽 ^ Dualistisches Prinzip der chin. Naturphilosophie
  • Zōjō-ten 増長天 ^ Wächter des Südens der Shi-Tennō,wtl. „der Wachstumsmehrer“; skt. Virūdhaka