Mythen/Symboltiere/Drei Affen: Unterschied zwischen den Versionen

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= Affen, Würmer und durchwachte Nächte =
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| Affen, Würmer und durchwachte Nächte
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{{glossar:Nikkou}}, der Schrein in dem Shogun {{glossar:Tokugawaieyasu}} vergöttlicht wurde,  zählt zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Japans und die Drei Weisen Affen zählen zu den berühm·testen Sehens·würdig·keiten von Nikkō. Wie aber fanden diese Affen Eingang in das Mauso·leum eines der mächtigsten Herrscher der gesamten japa·nischen Geschichte? Und aus welchem Grund halten sie sich Augen, Mund und Ohren zu? Und wieso findet man man die Drei Affen bei aufmerk·samer Betrach·tung auch an zahlreichen volkstümlichen Stein·monu·menten, die kaum beachtet in den Arealen von Tempeln und Schreinen, am Rande von Fried·höfen oder in der freien Natur anzutreffen sind? Die Antwort auf derartige Fragen dürfte in einem eigenartigen Kult zu finden sein, der heute selbst in Japan kaum mehr bekannt ist, in der {{Glossar:Edo}}-Zeit jedoch jedem geläufig war: der {{Glossar:Koushinshinkou | Kōshin}}-Glaube. Um diesen Glauben zu erklären, ist ein kurzer Exkurs in die traditionelle Medizin- und Kalenderkunde notwendig.
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Der berühmte  Schrein von {{g|Nikkou}}, in dem Shōgun {{g|Tokugawaieyasu}} vergöttlicht wurde,  zählt unter anderem ein Relief der Drei Weisen Affen zu seinen Sehenswürdigkeiten. Wie aber fanden diese Affen Eingang in das Mausoleum eines der mächtigsten Herrscher der gesamten japanischen Geschichte? Und aus welchem Grund halten sie sich Augen, Mund und Ohren zu ({{g|mizaruiwazarukikazaru}})? Und wieso findet man man die Drei Affen bei aufmerksamer Betrachtung auch an zahlreichen volkstümlichen Steinmonumenten, die kaum beachtet in den Arealen von Tempeln und Schreinen, am Rande von Friedhöfen oder in der freien Natur anzutreffen sind? Die Antwort auf derartige Fragen dürfte in einem eigenartigen Kult zu finden sein, der heute selbst in Japan kaum mehr bekannt ist, in der {{g|Edo}}-Zeit jedoch jedem geläufig war: der {{g|Koushinshinkou | ''kōshin''}}-Glaube. Um diesen Glauben zu erklären, ist ein kurzer Exkurs in die traditionelle Medizin- und Kalenderkunde notwendig.
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|Die Drei Weisen Affen. Nikkō, Tōshōgū, 17. Jh.
 
|Die Drei Weisen Affen. Nikkō, Tōshōgū, 17. Jh.
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==Die Drei Würmer==
  
==Die Drei Würmer==
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Gemäß der traditionellen chinesischen Medizin, die bis zum Beginn der Moderne auch in Japan allgemein praktiziert wurde, wird der menschliche Körper von einer Unzahl an Geistern oder „Seelen“ bevölkert, die gute oder schlechte Einflüsse auf das körperliche Befinden haben. In manchen Fällen scheinen diese Geister oder Seelen durchaus eine eigenständige physische Existenz zu haben und sind insoferne weniger mit transzendenten Wesen als zum Beispiel mit Bakterien zu vergleichen.  Zu diesen Bakterien-ähnlichen Geisterwesen zählen die sogenannten „Drei Würmer“. Sie haben einen direkten Einfluss auf die dem Menschen zugedachte Lebensspanne.
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===Sanshi===
 
===Sanshi===
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„Drei Würmer“ ist die in der west·lichen Lite·ratur gän·gige Über·setzung für  jap. {{Glossar:Sanshi}}. Der Zei·chen·be·deu·tung nach handelt es sich je·doch um drei Leich·name oder um drei Leich·nams-Würmer (''sanshi no mushi''), wobei ''mushi'' so·wohl Kriech·tiere als auch Insek·ten be·zeich·net und daher nicht un·be·dingt „Wurm“,  sondern eher „Gewürm“ oder „Getier“ be·deu·tet. Die ent·spre·chen·den Geist·wesen haben aber, so sie über·haupt näher beschrie·ben werden, ganz eigen·artige Gestalten, näm·lich die eines daois·tischen Weisen („Oberwurm“, sitzt im Kopf), eines Löwen („Mittel·wurm“, im Brust·raum) und eines mensch·lichen Beins mit Rinder·kopf („Unter·wurm“, im Unter·leib). Alle drei haben außer·dem jeweils eine Schrift·rolle bei sich, was ihre Funktion als Proto·koll·führer unter·streicht.
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Gemäß der traditionellen chinesischen Medizin, die bis zum Beginn der Moderne auch in Japan gepflegt wurde, wird der menschliche Körper von einer Unzahl an Geistern oder „Seelen“ bevölkert, die gute oder schlechte Einflüsse auf das körper·liche Befinden haben. In manchen Fällen scheinen diese Geister oder Seelen durchaus eine eigenständige physische Existenz zu haben und sind insoferne weniger mit transzendenten Wesen als zum Beispiel mit Bakterien zu vergleichen. Zu diesen Bakterien-ähnlichen Geisterwesen zählen die sogenannten „Drei Würmer“. Sie haben einen direkten Einfluss auf die dem Menschen zugedachte Lebens·spanne.  
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„Drei Würmer“ ist die in der westlichen Literatur gängige Übersetzung für  jap. {{g|Sanshi}}. Der Zeichenbedeutung nach handelt es sich jedoch um drei Leichname 尸 oder um drei Leichnams-Würmer (''sanshi no mushi''), wobei {{g|mushi}} sowohl Kriechtiere als auch Insekten bezeichnet und daher nicht unbedingt „Wurm“,  sondern eher „Gewürm“ oder „Getier“ bedeutet. Die entsprechenden Geistwesen haben aber, so sie überhaupt näher beschrieben werden, ganz eigenartige Gestalten, nämlich die eines {{g|doukyou2|daoistischen}} Weisen („Oberwurm“, sitzt im Kopf), eines Löwen („Mittelwurm“, im Brustraum) und eines menschlichen Beins mit Rinderkopf („Unterwurm“, im Unterleib). Alle drei haben außerdem jeweils eine Schriftrolle bei sich, was ihre Funktion als Protokollführer unterstreicht.
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Nach ursprünglicher chinesischer Auffassung verhalten sich die Drei Würmer wie Parasiten, die den Körper schwächen und so sein Leben verkürzen. 
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Frühe Daoisten entwickelten auf der Grundlage dieser Vorstellung asketische Diäten, mittels derer sie die Drei Würmer in ihrem Körper aushungern wollten, und hofften so, dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur zu kommen.  
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Spätere, eher ethisch-moralisch ausgerichtete Theorien erklärten die Wirkungsweise der Drei Würmer hingegen folgendermaßen: Nachts, wenn der Mensch schläft, steigen die Drei Würmer zur Gottheit des Polarsterns (jap. {{g|Tentei}}, wtl. „Himmelsherrscher“) empor und berichten ihm die bösen Taten ihres „Wirts“. Tentei bestraft dann den betreffenden Menschen, und zwar vorwiegend mit Krankheit oder frühem Tod. Die Würmer verlassen den Körper ihres Wirts allerdings (aus mir unbekannten Gründen) nur einmal in sechzig Tagen, genauer am 57. Tag des traditionellen [[Metalog:Kalender |Sechziger Zyklus]] der chinesischen Kalenderkunde. Diesem Tag sind die [[Denken/Yin_und_Yang |Wandlungsphase]] „Metall“ und das Tierkreiszeichen „Affe“ zugeordnet. Auf Japanisch heißt dieser Tag {{g|koushin}}, „Metall-Affe“. Aufgrund der vermuteten Tätigkeiten der Drei Würmer wurde nun diesem ''kōshin''-Tag, oder besser, der ''kōshin''-Nacht, eine ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil. (S. dazu {{showTitel|Grundbegriffe/Yin und Yang}}; {{showTitel|Himmelskunde}}; {{showTitel|Mythen/Symboltiere/Junishi}}; {{showTitel|Kalender}}.)
  
Nach ursprüng·licher chinesischer Auffassung verhalten sich die Drei Würmer wie Parasiten, die den Körper schwächen und so sein Leben verkürzen. Auf der Suche nach dem Geheimnis des ewigen Lebens suchten und fanden frühe Daoisten asketische Diäten, mittels derer sie die Drei Würmer in ihrem Körper aushungerten. Spätere, eher ethisch-moralisch orientierte Theorien erklärten die Wirkungs·weise der Drei Würmer hingegen folgender·maßen: Nachts, wenn der Mensch schläft, steigen die Drei Würmer zur Gottheit des [[Texte:Himmelskunde/Astrologie |Polar·sterns]] (jap. {{Glossar:Tentei}}, wtl. „Himmels·herr·scher“) empor und berichten ihm die bösen Taten ihres „Wirts“. Tentei bestraft dann den betref·fenden Menschen, und zwar vorwie·gend mit Krankheit oder frühem Tod. Die Würmer verlas·sen den Körper ihres Wirts aller·dings (aus mir unbe·kannten Gründen) nur einmal in sechzig Tagen, genauer am 57. Tag des tradi·tionellen [[Texte:Yin und Yang/Tierkreis |Sechziger Zyklus]] der chinesi·schen Kalender·kunde. Diesem Tag sind die [[Texte:Yin_und_Yang |Wand·lungs·phase]] „Metall“ und das [[Texte:Yin und Yang/Tierkreis |Tierkreis·zeichen]] „Affe“ zuge·ordnet. Auf Japanisch heißt dieser Tag {{glossar:koushin|Kōshin}}, „Metall-Affe“.
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=== Die ''kōshin'' Nacht ===
  
===Die Kōshin Nacht===
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Bereits die Adeligen der {{g|Heian}}-Zeit waren der Überzeugung, dass es möglich sei, die Spionage der Würmer zu unterbinden, wenn man die entsprechende Nacht durchwachte und die Würmer so am Verlassen des Körpers hinderte. Aus diesem Grund organisierten sie in den ''kōshin''-Nächten ein geselliges Zusammenseins und hielten sich mit allerlei Spielen bis zum frühen Morgen wach. Daraus entwickelte sich der Brauch der ''kōshin''-Wache ({{g|koushinmachi}}), die bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in verschiedenen Formen in immer breiteren Schichten der Bevölkerung durchgeführt wurde.
Die entscheidende Bedeutung des Kōshin Tages, oder besser, der Kōshin Nacht, für die Länge des Lebens scheint bereits unter den Adeligen der {{Glossar:Heian}}-Zeit bekannt gewesen zu sein. Zugleich waren sie der Über·zeugung, dass es möglich sei, die Spionage der Würmer zu unter·binden, wenn man die ent·spre·chende Nacht durch·wachte und die Würmer so am Verlassen des Körpers hinderte. Aus diesem Grund organi·sierten sie in den Kōshin Nächten ein geselliges Zusam·men·seins und hielten sich mit allerlei Spielen bis zum frühen Morgen wach. Daraus ent·wickelte sich der Brauch der Kōshin-Wache ({{glossar:koushinmachi}}), die bis zum Beginn des zwan·zigsten Jahr·hunderts in verschie·denen Formen in immer breiteren Schichten der Bevöl·kerung durch·geführt wurde.
 
  
 
===Shōmen Kongō===
 
===Shōmen Kongō===
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Während die Heian-zeitlichen Adeligen eine eher sekuläre Form der Wür·mer·kur pfleg·ten, griff auch der japa·nische Buddhis·mus den Kōshin Glau·ben auf und inte·grierte ihn in das {{skt:Karma}}-Konzept. Die drei Würmer wurden so zu miss·güns·tigen Spio·nen im Dienste der kar·mischen Ver·gel·tung. Als strafende Instanz wurde der daoisti·sche Polar·stern·gott Tentei nach und nach von stärker buddhistisch kon·notierten Gestalten abgelöst, u.a. von {{skt:Indra}} (jap. {{Glossar:Taishakuten}}), der ober·sten buddhis·tischen Wächter·gott·heit, später aber auch von {{glossar:enma}}, dem obersten Rich·ter der Toten·welt. Schließlich geriet eine bedroh·liche Gott·heit namens {{Glossar:Shoumenkongou}} (wtl. grün·ge·sich·tiger {{skt:Vajra}}) — urspüng·lich ein Diener des Indra, der äußer·lich den eso·teri·schen {{skt:Mantra}}-Köni·gen ([[Ikonographie:Myoo|Myōō]]) nach·empfun·den ist — ins Zentrum des Kōshin Glau·bens. Zu Shōmen Kongō bete·ten die Gläu·bi·gen um Beistand, wenn sie das Tun der Würmer unter·binden und auf diese Weise ihr Leben ver·län·gern wollten.
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Während die Heian-zeitlichen Adeligen eine eher säkuläre Form der Würmerkur pflegten, indem sie sich an schnöden Gesellschaftsspielen oder Gelagen ergötzten, griff auch der japanische Buddhismus den ''kōshin''-Glauben auf. Die Buddhisten erklärten die drei Würmer zu missgünstigen Spionen im Dienste der {{s|Karma|karmischen}} Vergeltung. Als strafende Instanz wurde der daoistische Polarsterngott Tentei nach und nach von stärker buddhistisch konnotierten Gestalten abgelöst, u.a. von {{s|Indra}} (jap. {{g|Taishakuten}}), der obersten buddhistischen Wächtergottheit, später aber auch von {{g|enma}}, dem obersten Richter der Totenwelt. Schließlich geriet eine bedrohliche Gottheit namens {{g|Shoumenkongou}} (wtl. grüngesichtiger {{s|Vajra}}) — urspünglich ein Diener des Indra, der äußerlich den esoterischen {{s|Mantra}}-Königen ({{g|Myouou}}) nachempfunden ist — ins Zentrum des ''kōshin''-Glaubens. Zu Shōmen Kongō beteten die Gläubigen um Beistand, wenn sie das Tun der Würmer unterbinden und auf diese Weise ihr Leben verlängern wollten.
  
 
==Die Drei Affen==
 
==Die Drei Affen==
  
Auf bildlichen Darstellungen wird Shōmen Kongō  zumeist in Beglei·tung der Drei Affen dargestellt. Die Asso·zia·tion entstand mög·licher·weise daraus, dass der Tag, bzw. die Nacht, in der die Drei Würmer den Körper ver·lassen, mit dem Tier·kreis·zei·chen des Affen zu tun hat. In einem wei·teren Asso·zia·tions·schritt wurde der Affe mit dem ver·bun·den, was die Drei Würmer NICHT tun sollen: nichts sehen, nichts hören, und vor allem nichts aus·plau·dern. Auf Japa·nisch ist diese Ver·bin·dung leicht her·zustel·len, da ''saru'' („Affe“) zu ''-zaru'' („nicht“) umge·formt werden kann: „nichts sehen“, „nichts sagen“, „nichts hören“ (''mizaru'', ''iwazaru'', ''kikazaru'') kann also auch als „Seh-Affe“, „Sprech-Affe“, und „Hör-Affe“ ver·stan·den werden.
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Auf bildlichen Darstellungen wird Shōmen Kongō  zumeist in Begleitung der Drei Affen dargestellt. Die Assoziation entstand möglicherweise daraus, dass der Tag bzw. die Nacht, in der die Drei Würmer den Körper verlassen, mit dem Tierkreiszeichen des Affen zu tun hat. In einem weiteren Assoziationsschritt wurde der Affe mit dem verbunden, was die Drei Würmer NICHT tun sollen: nichts sehen, nichts hören, und vor allem nichts ausplaudern. Auf Japanisch ist diese Verbindung leicht herzustellen, da {{g|saru}} („Affe“) zu ''-zaru'' („nicht tun“ [negative Verbalendung]) umgeformt werden kann: „nichts sehen“, „nichts sagen“, „nichts hören“ ({{g|mizaruiwazarukikazaru}}) kann also auch als „Seh-Affe“, „Sprech-Affe“, und „Hör-Affe“ verstanden werden.
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| Drei Affen, sich gegenseitig assistierend
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Das Drei Affen-Motiv verdankt seine Beliebtheit in Japan also nicht der Tat·sache, dass die Affen sich von allem Bösen fern·hal·ten wollen, wie heute gerne ange·nom·men wird. Sie stehen im Gegen·teil für den Wunsch, dass die Drei Würmer, die jeder in sich trägt, von ihrer ver·räte·rischen Auf·gabe abge·hal·ten werden sollen und der Mensch selbst weiter seinen Lastern frönen kann, ohne sich dabei vor einem frühen Tod fürchten zu müssen. Obwohl dieses Vor·haben auf den ersten Blick gegen buddhis·tische Moral·vorstel·lungen gerich·tet zu sein scheint, wider·sprach es nicht der land·läu·figen buddhis·tischen Praxis. Diese war stets bemüht, Schlupf·lö·cher im Gesetz des Karma aus·findig zu machen, und versprach den Gläu·bigen, mit dem gering·sten mög·lichen Auf·wand ein Maxi·mum an gutem Karma zu er·wirt·schaf·ten. Daher wurde der Kōshin-Glauben vom Buddhis·mus geför·dert, ja, es entstan·den sogar eigene Tempel für Shōmen Kongō, die Haupt·gott·heit des Kōshin-Glau·bens. Der älteste Tempel dieser Art befin·det sich im Gebäude·kom·plex des {{Glossar:Shitennouji}} in Osaka und wurde bereits um das Jahr 700 errichtet.
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Abgesehen vom ''kōshin''-Glauben lässt sich das Nicht-Sehen/Sprechen/Hören-Motiv auch als Variante einer moralischen Maxime verstehen, die aus den ''Analekten'' des {{g|Kongzi|Konfuzius}} bekannt ist:
  
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Nichts ansehen, was nicht sittlich ist, nichts hören, was nicht sittlich ist, nichts sagen, was nicht sittlich ist, nichts tun, was nicht sittlich ist.
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非禮勿視、非禮勿聽、非禮勿言、非禮勿動 (Konfuzius, ''Analekte'' XII/1) <ref>[http://ctext.org/analects/yan-yuan Chinese Text Project] (2021/04/02)</ref>
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Wahrscheinlich hat dieses Zitat bei der Benennung der Drei Affen eine Rolle gespielt, doch die Drei Affen  lassen sich eigentlich nur mit Vorbehalt als Rollenbilder konfuzianischer Tugenden interpretieren. Sie stehen im Gegenteil für den Wunsch, dass die Drei Würmer, die jeder in sich trägt, von ihrer verräterischen Aufgabe abgehalten werden sollen und der Mensch selbst weiter seinen Lastern frönen kann, ohne sich dabei vor einem frühen Tod fürchten zu müssen. Obwohl dieses Vorhaben auf den ersten Blick gegen konfuzianische oder buddhistische  Moralvorstellungen gerichtet zu sein scheint, widersprach es nicht der landläufigen buddhistischen Praxis. Diese war stets bemüht, Schlupflöcher im Gesetz des Karma ausfindig zu machen, und versprach den Gläubigen, mit dem geringsten möglichen Aufwand ein Maximum an gutem Karma zu erwirtschaften. Daher wurde der ''kōshin''-Glauben vom Buddhismus gefördert, ja, es entstanden sogar eigene Tempel für Shōmen Kongō, die Hauptgottheit des ''kōshin''-Glaubens. Der älteste Tempel dieser Art befindet sich im Gebäudekomplex des {{g|Shitennouji}} in Ōsaka und wurde bereits um das Jahr 700 errichtet.
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| Drei Lebenslustige Affen, Chichibu Schrein
 
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=== Drei Affen Gedenksteine ===
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| caption=Schematische Darstellung eines<br/> ''kōshin''-Gedenksteins aus der Edo-Zeit
 
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===Drei Affen Gedenksteine===
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Das erwähnte Ensemble von Shōmen Kongō und den Drei Affen ist allerdings erst seit der frühen {{g|edo}}-Zeit belegt. Es entstand wahrscheinlich Hand in Hand mit dem Aufkommen der sogenannten ''kōshin''-Fraternitäten ({{g|koushinkou}}) im japanischen Spätmittelalter.
{{Float|left|bild=koshinto.gif|style=width:300px; margin-left:-2em|class=bildtext |caption=Schematische Darstellung eines<br/> Kōshin-Gedenksteins aus der Edo-Zeit<br /> Bildquelle: [http://www.geocities.jp/mitaka_makita/kaisetu/kosin.html Makita Hidenosuke] [2010/9]}}
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Dabei handelt es sich um gut organisierte Gruppen von Laienanhängern ({{g|kou2}}) des ''kōshin''-Glaubens, die sich gemeinsam bemühten, eine festgesetzte Anzahl von ''kōshin''-Nächten zu durchwachen. Wenn es ihnen beispielsweise gelang, die Drei Würmer drei Jahre lang von ihrem Rapport abzuhalten, errichteten sie Gedenksteine oder ''kōshin''-{{s|Stupa|''stupas''}} ({{g|koushintou}}). Typische Beispiele solcher ''kōshin''-Gedenksteine stellen die Drei Affen zu Füßen des Shōmen Kongō dar. Oft sind sie auch mit den Symbolen von Sonne und Mond versehen, die hier für die Urkräfte des Universums, {{g|vinyang| Yin und Yang}}, stehen.
  
Das erwähnte Ensemble von Shōmen Kongō und den Drei Affen ist aller·dings erst seit der frühen {{glossar:edo}}-Zeit belegt. Es entstand wahr·schein·lich Hand in Hand mit dem Auf·kom·men der so·genann·ten Kōshin-Fra·ter·ni·tä·ten ({{Glossar:koushinkou}}) im japa·ni·schen Spät·mittel·alter.
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Stilistisch haben diese einfachen Steinskulpturen Ähnlichkeiten mit den volkstümlichen Statuen des {{g|Jizou}}, die in Japan fast überall zu finden sind, oder mit den Wegegöttern ({{g|dousojin}}). Andere Verwandte sind Kannon mit dem Pferdekopf ({{g|batoukannon}}), die {{g|Komainu}} oder die buddhistischen Torwächter ({{g|niou}}), die oft von Laien in sehr individueller Art in Stein gehauen wurden. Sie alle stehen für eine volkstümliche Laienreligiosität, die unvoreingenommen von sämtlichen Traditionen Gebrauch macht. Obwohl die Wurzeln des ''kōshin''-Glaubens aus einer Mischung von Buddhismus und Daoismus entstanden sind, zeigen Beispiele aus der Edo-Zeit, dass Shōmen Kongō auch mit Shintō-Riten verehrt wurde. Der ''kōshin''-Glauben stellt insofern ein typisches Beispiel für die untrennbare Verflechtung von Buddhismus, Shintō und allen erdenklichen chinesischen Traditionen in der vormodernen Zeit dar.
Dabei handelt es sich um gut organisierte Gruppen von Laien·an·hän·gern des Kōshin-Glaubens, die sich gemein·sam bemüh·ten, eine fest·ge·setzte Anzahl von Kōshin-Näch·ten zu durch·wa·chen. Wenn es ihnen bei·spiels·weise gelang, die Drei Würmer drei Jahre lang von ihrem Rapport abzu·hal·ten, errich·te·ten sie Ge·denk·steine oder Kōshin-{{skt:Stupa}}s ({{glossar:koushintou}}). Typische Bei·spiele sol·cher Kōshin-Ge·denk·steine stellen die Drei Affen zu Füßen des Shōmen Kongō dar. Oft sind sie auch mit den Sym·bo·len von Sonne und Mond ver·se·hen, die hier für die Urkräfte des Uni·ver·sums, [[Texte:Yin_und_Yang | Yin und Yang]], stehen.  
 
  
Stilistisch haben diese einfachen Steinskulp·tu·ren Ähnlich·kei·ten mit den volks·tüm·lichen Statuen des [[Ikonographie:Jizo | Jizō]], die in Japan fast übe·rall zu finden sind, oder mit den [[Alltag:Matsuri/Phalluskulte | Wegegöttern]]. Andere Ver·wandte sind Kannon mit dem Pferde·kopf ({{glossar:batoukannon}}), die {{glossar:Komainu|Koma·inu}} oder die bud·dhis·tischen Tor·wächter ({{glossar:niou}}), die oft von Laien in sehr indi·vi·duel·ler Art in Stein ge·hauen wurden. Sie alle stehen für eine volks·tüm·liche Laien·reli·gio·sität, die un·vor·ein·ge·nom·men von sämt·lichen Tradi·tio·nen Gebrauch macht. Obwohl die Wur·zeln des Kōshin-Glau·bens aus einer Mischung von Buddhis·mus und Daois·mus entstan·den sind, zeigen Beispiele aus der Edo-Zeit, dass Shōmen Kongō auch mit Shinto-Riten verehrt wurde. Der Kōshin-Glau·ben stellt inso·fern ein typi·sches Beispiel für die untrenn·bare Ver·flech·tung von Buddhis·mus und Shinto in der vor·mo·der·nen Zeit dar.
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''Kōshin''-Gedenksteine mit der oben beschriebenen Figur des Shōmen Kongō und/oder den Drei Affen finden sich besonders häufig entlang des Tōkaidō, der alten Überlandroute von Kyōto nach Tōkyō (bzw. {{g|Edo}}). Aber auch in anderen Landesteilen Japans sind einfache Steinskulpturen mit den Drei Affen anzutreffen.  
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Motive aus dem ''kōshin''-Glauben finden sich z.B. auch ganz im Westen Japans, im {{g|Ondakejinja}} auf der Insel Iki. In diesem Schrein wird allerdings nicht Shōmen Kongō, sondern der mythologische Gott {{g|Sarutahiko}} verehrt. Dieser ansonsten eher {{g|tengu}}-artige Gott kann aufgrund seines namens („Affen-Feld-Prinz“) auch mit Affendarstellungen verknüpft sein.
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| links=
 
* [http://www.three-monkeys.info/ The Three Monkeys Worldwide], Emil Schuttenhelm (dt., en.)<br/>Ausführliche Informationen und Sammelobjekte zu den Drei Affen.
 
* [http://www.three-monkeys.info/ The Three Monkeys Worldwide], Emil Schuttenhelm (dt., en.)<br/>Ausführliche Informationen und Sammelobjekte zu den Drei Affen.
|update= Aug. 2010|
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|update= Jul. 2020
 
}}
 
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Aktuelle Version vom 2. August 2024, 14:47 Uhr

Affen, Würmer und durchwachte Nächte

Der berühmte Schrein von Nikkō [Nikkō (jap.) 日光 Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein], in dem Shōgun Tokugawa Ieyasu [Tokugawa Ieyasu (jap.) 徳川家康 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger] vergöttlicht wurde, zählt unter anderem ein Relief der Drei Weisen Affen zu seinen Sehenswürdigkeiten. Wie aber fanden diese Affen Eingang in das Mausoleum eines der mächtigsten Herrscher der gesamten japanischen Geschichte? Und aus welchem Grund halten sie sich Augen, Mund und Ohren zu (mizaru, iwazaru, kikazaru [mizaru, iwazaru, kikazaru (jap.) 見ざる、言わざる、聞かざる „nichts sehen, nichts sagen, nichts hören“])? Und wieso findet man man die Drei Affen bei aufmerksamer Betrachtung auch an zahlreichen volkstümlichen Steinmonumenten, die kaum beachtet in den Arealen von Tempeln und Schreinen, am Rande von Friedhöfen oder in der freien Natur anzutreffen sind? Die Antwort auf derartige Fragen dürfte in einem eigenartigen Kult zu finden sein, der heute selbst in Japan kaum mehr bekannt ist, in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit jedoch jedem geläufig war: der kōshin [kōshin shinkō (jap.) 庚申信仰 Kōshin-Glauben, ein ursprünglich aus dem Daoismus stammender Kult zur Verlängerung des Lebens]-Glaube. Um diesen Glauben zu erklären, ist ein kurzer Exkurs in die traditionelle Medizin- und Kalenderkunde notwendig.

Affen nikko.jpg
1 Die Drei Weisen Affen. Nikkō, Tōshōgū, 17. Jh.
Die Drei Weisen Affen (saru), welche ihren Ursprung im kōshin-Glauben haben, sind die vielleicht berühmteste Figurengruppe innerhalb der reich ornamentierten Anlage des Tōshō-gū Schreins. Sie befinden sich an einem Nebengebäude, das einstmals als Stall diente, denn angeblich sollen Affen gut für die Gesundheit von Pferden sein. Die Affen repräsentieren das Prinzip „Nicht sehen, nicht hören, nicht reden“ (mizaru, iwazaru, kikazaru).
Werk von Hidari Jingoro. Edo-Zeit, 17. Jh. Ron Reznick, 2004.

Die Drei Würmer

Gemäß der traditionellen chinesischen Medizin, die bis zum Beginn der Moderne auch in Japan allgemein praktiziert wurde, wird der menschliche Körper von einer Unzahl an Geistern oder „Seelen“ bevölkert, die gute oder schlechte Einflüsse auf das körperliche Befinden haben. In manchen Fällen scheinen diese Geister oder Seelen durchaus eine eigenständige physische Existenz zu haben und sind insoferne weniger mit transzendenten Wesen als zum Beispiel mit Bakterien zu vergleichen. Zu diesen Bakterien-ähnlichen Geisterwesen zählen die sogenannten „Drei Würmer“. Sie haben einen direkten Einfluss auf die dem Menschen zugedachte Lebensspanne.

Sanshi

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„Drei Würmer“ ist die in der westlichen Literatur gängige Übersetzung für jap. sanshi [sanshi (jap.) 三尸/三蟲 wtl. „Drei Leichname“ oder „Drei Würmer“; auch als „Drei Leichenwürmer“ (sanshichū 三尸虫) bezeichnet; verräterische Seelengeister daoistischen Ursprungs]. Der Zeichenbedeutung nach handelt es sich jedoch um drei Leichname 尸 oder um drei Leichnams-Würmer (sanshi no mushi), wobei mushi [mushi (jap.) Insekt, Wurm, Gewürm] sowohl Kriechtiere als auch Insekten bezeichnet und daher nicht unbedingt „Wurm“, sondern eher „Gewürm“ oder „Getier“ bedeutet. Die entsprechenden Geistwesen haben aber, so sie überhaupt näher beschrieben werden, ganz eigenartige Gestalten, nämlich die eines daoistischen [Dōkyō (jap.) 道教 Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a. ] Weisen („Oberwurm“, sitzt im Kopf), eines Löwen („Mittelwurm“, im Brustraum) und eines menschlichen Beins mit Rinderkopf („Unterwurm“, im Unterleib). Alle drei haben außerdem jeweils eine Schriftrolle bei sich, was ihre Funktion als Protokollführer unterstreicht.

Nach ursprünglicher chinesischer Auffassung verhalten sich die Drei Würmer wie Parasiten, die den Körper schwächen und so sein Leben verkürzen. Frühe Daoisten entwickelten auf der Grundlage dieser Vorstellung asketische Diäten, mittels derer sie die Drei Würmer in ihrem Körper aushungern wollten, und hofften so, dem Geheimnis des ewigen Lebens auf die Spur zu kommen. Spätere, eher ethisch-moralisch ausgerichtete Theorien erklärten die Wirkungsweise der Drei Würmer hingegen folgendermaßen: Nachts, wenn der Mensch schläft, steigen die Drei Würmer zur Gottheit des Polarsterns (jap. Tentei [Tentei (jap.) 天帝 Daoist. Gottheit des Polarsterns, wtl. Himmelsherrscher], wtl. „Himmelsherrscher“) empor und berichten ihm die bösen Taten ihres „Wirts“. Tentei bestraft dann den betreffenden Menschen, und zwar vorwiegend mit Krankheit oder frühem Tod. Die Würmer verlassen den Körper ihres Wirts allerdings (aus mir unbekannten Gründen) nur einmal in sechzig Tagen, genauer am 57. Tag des traditionellen Sechziger Zyklus der chinesischen Kalenderkunde. Diesem Tag sind die Wandlungsphase „Metall“ und das Tierkreiszeichen „Affe“ zugeordnet. Auf Japanisch heißt dieser Tag kōshin [kōshin (jap.) 庚申 Kalendereinheit; Kombination von Metall und Affe im 60er Zyklus], „Metall-Affe“. Aufgrund der vermuteten Tätigkeiten der Drei Würmer wurde nun diesem kōshin-Tag, oder besser, der kōshin-Nacht, eine ganz besondere Aufmerksamkeit zuteil. (S. dazu Yin und Yang und die chinesische Naturphilosophie; Himmelskunde und Himmelsdeutung; Tierkreiszeichen in der japanischen Kunst; Der traditionelle Kalender.)

Die kōshin Nacht

Bereits die Adeligen der Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit waren der Überzeugung, dass es möglich sei, die Spionage der Würmer zu unterbinden, wenn man die entsprechende Nacht durchwachte und die Würmer so am Verlassen des Körpers hinderte. Aus diesem Grund organisierten sie in den kōshin-Nächten ein geselliges Zusammenseins und hielten sich mit allerlei Spielen bis zum frühen Morgen wach. Daraus entwickelte sich der Brauch der kōshin-Wache (kōshin machi [kōshin machi (jap.) 庚申待 kōshin-Wache, Durchwachen der kōshin-Nacht]), die bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in verschiedenen Formen in immer breiteren Schichten der Bevölkerung durchgeführt wurde.

Shōmen Kongō

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2
Shōmen Kongō und die Drei Affen, welche nach dem mizaru, iwazaru, kikazaru-Prinzip dargestellt sind.
Frühe Edo-Zeit. Saishoin.
Shomen kongo spinner.jpg
3
Abermals eine Darstellung von Shōmen Kongō und den Drei Affen, wieder als mizaru, iwazaru, kikazaru.
19. Jh. Tomoe Steineck, Martina Wernsdörfer, Raji Steineck, WegZeichen: Japanische Kult- und Pilgerbilder. Die Sammlung Wilfried Spinner (1854–1918). Zürich: VMZ (Ausstellungskatalog), Abb. 74.
Shōmen Kongō und die Drei Affen

Während die Heian-zeitlichen Adeligen eine eher säkuläre Form der Würmerkur pflegten, indem sie sich an schnöden Gesellschaftsspielen oder Gelagen ergötzten, griff auch der japanische Buddhismus den kōshin-Glauben auf. Die Buddhisten erklärten die drei Würmer zu missgünstigen Spionen im Dienste der karmischen [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)] Vergeltung. Als strafende Instanz wurde der daoistische Polarsterngott Tentei nach und nach von stärker buddhistisch konnotierten Gestalten abgelöst, u.a. von Indra [Indra (skt.) इन्द्र hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)] (jap. Taishaku-ten [Taishaku-ten (jap.) 帝釈天 Skt. Indra, eine der wichtigsten Gottheiten (deva) der indischen Mythologie. In Japan meist mit Brahma (jap. Bonten) in einem Atemzug genannt]), der obersten buddhistischen Wächtergottheit, später aber auch von Enma [Enma (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen], dem obersten Richter der Totenwelt. Schließlich geriet eine bedrohliche Gottheit namens Shōmen Kongō [Shōmen Kongō (jap.) 青面金剛 wtl. „grüngesichtiger Vajra“, dämonische Gottheit] (wtl. grüngesichtiger vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)]) — urspünglich ein Diener des Indra, der äußerlich den esoterischen mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)]-Königen (myōō [myōō (jap.) 明王 wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja]) nachempfunden ist — ins Zentrum des kōshin-Glaubens. Zu Shōmen Kongō beteten die Gläubigen um Beistand, wenn sie das Tun der Würmer unterbinden und auf diese Weise ihr Leben verlängern wollten.

Die Drei Affen

Auf bildlichen Darstellungen wird Shōmen Kongō zumeist in Begleitung der Drei Affen dargestellt. Die Assoziation entstand möglicherweise daraus, dass der Tag bzw. die Nacht, in der die Drei Würmer den Körper verlassen, mit dem Tierkreiszeichen des Affen zu tun hat. In einem weiteren Assoziationsschritt wurde der Affe mit dem verbunden, was die Drei Würmer NICHT tun sollen: nichts sehen, nichts hören, und vor allem nichts ausplaudern. Auf Japanisch ist diese Verbindung leicht herzustellen, da saru [saru (jap.) Affe; gehört auch zu den zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi) (verwendet in dem Fall das Kanji 申)] („Affe“) zu -zaru („nicht tun“ [negative Verbalendung]) umgeformt werden kann: „nichts sehen“, „nichts sagen“, „nichts hören“ (mizaru, iwazaru, kikazaru [mizaru, iwazaru, kikazaru (jap.) 見ざる、言わざる、聞かざる „nichts sehen, nichts sagen, nichts hören“]) kann also auch als „Seh-Affe“, „Sprech-Affe“, und „Hör-Affe“ verstanden werden.

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4 Drei Affen, sich gegenseitig assistierend
Drei Affen, die sich bei ihren Abstinenzen (mizaru, iwazaru, kikazaru) assistieren, im Ondake Jinja, einem Affenschrein auf der Insel Iki.
kaze ni fukarete, 2015.

Abgesehen vom kōshin-Glauben lässt sich das Nicht-Sehen/Sprechen/Hören-Motiv auch als Variante einer moralischen Maxime verstehen, die aus den Analekten des Konfuzius [Kong Zi (chin.) 孔子 verm. 551–479 v.u.Z.; chin. Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie; der latinisierte Name „Konfuzius“ (eine Kreation der Jesuiten des 16. Jh.s) leitet sich ab von Kong Fu Zi 孔夫子 (wtl. Lehrmeister Kong); auch bekannt unter seinem Geburtsnamen Kong Qiu 孔丘] bekannt ist:

Nichts ansehen, was nicht sittlich ist, nichts hören, was nicht sittlich ist, nichts sagen, was nicht sittlich ist, nichts tun, was nicht sittlich ist. 非禮勿視、非禮勿聽、非禮勿言、非禮勿動 (Konfuzius, Analekte XII/1) 1

Wahrscheinlich hat dieses Zitat bei der Benennung der Drei Affen eine Rolle gespielt, doch die Drei Affen lassen sich eigentlich nur mit Vorbehalt als Rollenbilder konfuzianischer Tugenden interpretieren. Sie stehen im Gegenteil für den Wunsch, dass die Drei Würmer, die jeder in sich trägt, von ihrer verräterischen Aufgabe abgehalten werden sollen und der Mensch selbst weiter seinen Lastern frönen kann, ohne sich dabei vor einem frühen Tod fürchten zu müssen. Obwohl dieses Vorhaben auf den ersten Blick gegen konfuzianische oder buddhistische Moralvorstellungen gerichtet zu sein scheint, widersprach es nicht der landläufigen buddhistischen Praxis. Diese war stets bemüht, Schlupflöcher im Gesetz des Karma ausfindig zu machen, und versprach den Gläubigen, mit dem geringsten möglichen Aufwand ein Maximum an gutem Karma zu erwirtschaften. Daher wurde der kōshin-Glauben vom Buddhismus gefördert, ja, es entstanden sogar eigene Tempel für Shōmen Kongō, die Hauptgottheit des kōshin-Glaubens. Der älteste Tempel dieser Art befindet sich im Gebäudekomplex des Shitennō-ji [Shitennō-ji (jap.) 四天王寺 buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)] in Ōsaka und wurde bereits um das Jahr 700 errichtet.

Drei affen chichibu.jpg
5 Drei Lebenslustige Affen, Chichibu Schrein
Der Chichibu Schrein stammt aus derselben Zeit wie der berühmte Tōshō-gū Schrein, wo die Drei Affen, die nichts sehen, nicht hören und nichts ausplaudern, zu sehen sind. Die Drei Affen des Chichibu Schreins scheinen wie ein ironischer Kommentar zu dieser Gruppe, indem sie ganz offensichtlich neugierig schauen, hören und den Mund weit aufreißen. Sie werden daher auch als die „lebenslustigen Drei Affen“ bezeichnet. Das Motiv findet sich auch auf den Votivbildern des Schreins.
Frühe Edo-Zeit. Keihin Nike, Wikipedia (jp.).

Drei Affen Gedenksteine

Koshinto.gif
Schematische Darstellung eines
kōshin-Gedenksteins aus der Edo-Zeit

Das erwähnte Ensemble von Shōmen Kongō und den Drei Affen ist allerdings erst seit der frühen Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit belegt. Es entstand wahrscheinlich Hand in Hand mit dem Aufkommen der sogenannten kōshin-Fraternitäten (kōshin-kō [kōshin-kō (jap.) 庚申講 Bruderschaft des Kōshin-Glaubens]) im japanischen Spätmittelalter. Dabei handelt es sich um gut organisierte Gruppen von Laienanhängern ( [ (jap.) Bruderschaft; Bez. f. verschiedenste Arten von religiösen Gruppierungen, bes. in der Edo-Zeit; urspr. buddh. Studiengruppe]) des kōshin-Glaubens, die sich gemeinsam bemühten, eine festgesetzte Anzahl von kōshin-Nächten zu durchwachen. Wenn es ihnen beispielsweise gelang, die Drei Würmer drei Jahre lang von ihrem Rapport abzuhalten, errichteten sie Gedenksteine oder kōshin-stupas [stūpa (skt.) स्तूप „Hügel“, Grabmonument (jap. 塔 oder sotoba 卒塔婆)] (kōshin-tō [kōshin-tō (jap.) 庚申塔 wtl. kōshin-Stupa; kōshin-Gedenkstein]). Typische Beispiele solcher kōshin-Gedenksteine stellen die Drei Affen zu Füßen des Shōmen Kongō dar. Oft sind sie auch mit den Symbolen von Sonne und Mond versehen, die hier für die Urkräfte des Universums, Yin und Yang [[[glossar:vinyang|]] () ], stehen.

Stilistisch haben diese einfachen Steinskulpturen Ähnlichkeiten mit den volkstümlichen Statuen des Jizō [Jizō (jap.) 地蔵 wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur], die in Japan fast überall zu finden sind, oder mit den Wegegöttern (dōsojin [dōsojin (jap.) 道祖神 Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form]). Andere Verwandte sind Kannon mit dem Pferdekopf (Batō Kannon [Batō Kannon (jap.) 馬頭観音 Kannon mit dem Pferdekopf, eine zornvolle Manifestation Kannons]), die komainu [komainu (jap.) 狛犬 wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden] oder die buddhistischen Torwächter (niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]), die oft von Laien in sehr individueller Art in Stein gehauen wurden. Sie alle stehen für eine volkstümliche Laienreligiosität, die unvoreingenommen von sämtlichen Traditionen Gebrauch macht. Obwohl die Wurzeln des kōshin-Glaubens aus einer Mischung von Buddhismus und Daoismus entstanden sind, zeigen Beispiele aus der Edo-Zeit, dass Shōmen Kongō auch mit Shintō-Riten verehrt wurde. Der kōshin-Glauben stellt insofern ein typisches Beispiel für die untrennbare Verflechtung von Buddhismus, Shintō und allen erdenklichen chinesischen Traditionen in der vormodernen Zeit dar.

Kōshin-Gedenksteine mit der oben beschriebenen Figur des Shōmen Kongō und/oder den Drei Affen finden sich besonders häufig entlang des Tōkaidō, der alten Überlandroute von Kyōto nach Tōkyō (bzw. Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]). Aber auch in anderen Landesteilen Japans sind einfache Steinskulpturen mit den Drei Affen anzutreffen.

Koshinto fuchu.jpg
6 Fuchū, Tōkyō
Kōshin-Stein (kōshin-tō) mit dem Motiv der Drei Affen (saru) mizaru, iwazaru, kikazaru.
Edo-Zeit. Noda Kazuo, 2009.
Koshinto komagome.jpg
7 Komagome, Tōkyō
Ein kōshin-tō mit dem Motiv der Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru, umgeben von Jizō-Statuen.
Nakasendō nisshi, 2007.
Koshinto kunisaki2.jpg
8 Kunisaki, Kyūshū
Die Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru sind recht klein im unteren Feld des Reliefs zu sehen. Darüber Shōmen Kongō und zwei Begleiter. Die Vögel (Hühner) zu Füßen der Gottheit sind ebenfalls ein häufiges Motiv auf Kōshin-Steinen (kōshin-tō). Sie haben möglicherweise damit zu tun, dass auf den Tag des Affen der Tag des Hahns folgt und somit der Hahn dem Kōshin-Spuk ein Ende bereitet. Die Halbinsel Kunisaki ist auch für andere eindrucksvolle Steinmonumente, z.B. Wächterstatuen (Niō) bekannt.
Bildquelle: unbekannt.
Koshinto kakizawa.jpg
9 Kakizawa, Nagano
Kōshin-Gedenkstein (kōshin-tō) mit Shōmen Kongō mit vier Armen, flankiert von Sonne und Mond sowie Hahn und Henne. Darunter die Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru.
Nakasendō nisshi, 2007.
Koshinto saitama.jpg
10 Saitama-ken
Shōmen Kongō steht hier auf einem Affen-Dämon, darunter die Drei Affen.
Nakasendō nisshi, 2000.
Koshinto omiya.jpg
11 Ōmiya, Saitama
Hier scheint es sich um eine Kombination aus kōshin-tō und Wegegottheit (dōsojin) zu handeln.
Nakasendō nisshi, 2000.
Koshinto kitashinjuku.jpg
12 Shinjuku, Tōkyō
Zwei Affen (saru) sowie Hahn und Henne sind auf diesem kōshin-tō abgebildet.
Nakasendō nisshi, 2000.
Koshinto karuizawa nagano.jpg
13 Karuizawa
Auf diesem Stein sind Shōmen Kongō, die Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru und etwas undeutlich auch Hahn und Henne zu erkennen. Der Stein ist hier mit einem shintōistischen Strohseil (shimenawa) als numinoses Objekt gekennzeichnet.
Nakasendō nisshi, 2001.
Koshinto amida.jpg
14 Kamakura
Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru und einer Amida-artigen Buddhafigur.
Kamakura no kōshin-tō.
Koshinto totsukajuku.jpg
15 Yokohama
Kōshin-Gedenkstein (kōshin-tō) mit Shōmen Kongō mit vier Armen, flankiert von Sonne und Mond . Darunter die Drei Affen (saru) mit Hahn und Henne. Datierung Genroku 8 (1695)/11/2 — ein kōshin-Tag.
Edo-Zeit, 1695. only tanuki, flickr 2009.
Koshinto kamakura.jpg
16 Kamakura
Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru und dem Sanskrit-Zeichen des Amida-Buddha, Sonne und Mond, sowie - nur schwer erkennbar - zwei Vögeln. Im untersten Feld sind die Namen der Spender verzeichnet.
Kamakura no kōshin-tō.
Koshin affen.jpg
17 Sugamo, Tōkyō
Rot eingekleideter kōshin-Affe (saru) mit zusätzlichem Drei-Affen-Motiv (mizaru, iwazaru, kikazaru).
Dieser Schrein entwickelte sich in der Edo Zeit zu einem Zentrum des Kōshin-Glaubens.

Motive aus dem kōshin-Glauben finden sich z.B. auch ganz im Westen Japans, im Ondake Jinja [Ondake Jinja (jap.) 男岳神社 Schrein auf der Insel Iki, Kyūshū] auf der Insel Iki. In diesem Schrein wird allerdings nicht Shōmen Kongō, sondern der mythologische Gott Sarutahiko [Sarutahiko (jap.) 猿田彦 Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt] verehrt. Dieser ansonsten eher tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen]-artige Gott kann aufgrund seines namens („Affen-Feld-Prinz“) auch mit Affendarstellungen verknüpft sein.

Odakejinja.jpg
18 Ondake Jinja, Iki, Kyūshū
Der Ondake Schrein auf der Insel Iki besitzt die vielleicht größte Ansammlung von Affenstatuen in Japan. Er ist dem Gott Sarutahiko geweiht, der seinerseits manchmal als Affe (saru) erscheint und die Gottheit Shōmen Kongō substituiert. Die über 200 Statuen stammen von Gläubigen, die erfolgreich zu Sarutahiko gebetet haben.
Kaze ni fukarete, 2015.

Verweise

Verwandte Themen

Fußnoten

  1. Chinese Text Project (2021/04/02)

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


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Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

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    Affen nikko.jpg
    Die Drei Weisen Affen (saru), welche ihren Ursprung im kōshin-Glauben haben, sind die vielleicht berühmteste Figurengruppe innerhalb der reich ornamentierten Anlage des Tōshō-gū Schreins. Sie befinden sich an einem Nebengebäude, das einstmals als Stall diente, denn angeblich sollen Affen gut für die Gesundheit von Pferden sein. Die Affen repräsentieren das Prinzip „Nicht sehen, nicht hören, nicht reden“ (mizaru, iwazaru, kikazaru).
    Werk von Hidari Jingoro. Edo-Zeit, 17. Jh. Ron Reznick, 2004.
  2. ^ 
    Shomenkongo saishoin.jpg
    Shōmen Kongō und die Drei Affen, welche nach dem mizaru, iwazaru, kikazaru-Prinzip dargestellt sind.
    Frühe Edo-Zeit. Saishoin.
  3. ^ 
    Shomen kongo spinner.jpg
    Abermals eine Darstellung von Shōmen Kongō und den Drei Affen, wieder als mizaru, iwazaru, kikazaru.
    19. Jh. Tomoe Steineck, Martina Wernsdörfer, Raji Steineck, WegZeichen: Japanische Kult- und Pilgerbilder. Die Sammlung Wilfried Spinner (1854–1918). Zürich: VMZ (Ausstellungskatalog), Abb. 74.
  4. ^ 
    Ondake affen.jpg
    Drei Affen, die sich bei ihren Abstinenzen (mizaru, iwazaru, kikazaru) assistieren, im Ondake Jinja, einem Affenschrein auf der Insel Iki.
    kaze ni fukarete, 2015.
  5. ^ 
    Drei affen chichibu.jpg
    Der Chichibu Schrein stammt aus derselben Zeit wie der berühmte Tōshō-gū Schrein, wo die Drei Affen, die nichts sehen, nicht hören und nichts ausplaudern, zu sehen sind. Die Drei Affen des Chichibu Schreins scheinen wie ein ironischer Kommentar zu dieser Gruppe, indem sie ganz offensichtlich neugierig schauen, hören und den Mund weit aufreißen. Sie werden daher auch als die „lebenslustigen Drei Affen“ bezeichnet. Das Motiv findet sich auch auf den Votivbildern des Schreins.
    Frühe Edo-Zeit. Keihin Nike, Wikipedia (jp.).
  6. ^ 
    Koshinto fuchu.jpg
    Kōshin-Stein (kōshin-tō) mit dem Motiv der Drei Affen (saru) mizaru, iwazaru, kikazaru.
    Edo-Zeit. Noda Kazuo, 2009.
  7. ^ 
    Koshinto komagome.jpg
    Ein kōshin-tō mit dem Motiv der Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru, umgeben von Jizō-Statuen.
    Nakasendō nisshi, 2007.
  8. ^ 
    Koshinto kunisaki2.jpg
    Die Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru sind recht klein im unteren Feld des Reliefs zu sehen. Darüber Shōmen Kongō und zwei Begleiter. Die Vögel (Hühner) zu Füßen der Gottheit sind ebenfalls ein häufiges Motiv auf Kōshin-Steinen (kōshin-tō). Sie haben möglicherweise damit zu tun, dass auf den Tag des Affen der Tag des Hahns folgt und somit der Hahn dem Kōshin-Spuk ein Ende bereitet.

    Die Halbinsel Kunisaki ist auch für andere eindrucksvolle Steinmonumente, z.B. Wächterstatuen (Niō) bekannt.
    Bildquelle: unbekannt.

  9. ^ 
    Koshinto kakizawa.jpg
    Kōshin-Gedenkstein (kōshin-tō) mit Shōmen Kongō mit vier Armen, flankiert von Sonne und Mond sowie Hahn und Henne. Darunter die Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru.
    Nakasendō nisshi, 2007.
  1. ^ 
    Koshinto saitama.jpg
    Shōmen Kongō steht hier auf einem Affen-Dämon, darunter die Drei Affen.
    Nakasendō nisshi, 2000.
  2. ^ 
    Koshinto omiya.jpg
    Hier scheint es sich um eine Kombination aus kōshin-tō und Wegegottheit (dōsojin) zu handeln.
    Nakasendō nisshi, 2000.
  3. ^ 
    Koshinto kitashinjuku.jpg
    Zwei Affen (saru) sowie Hahn und Henne sind auf diesem kōshin-tō abgebildet.
    Nakasendō nisshi, 2000.
  4. ^ 
    Koshinto karuizawa nagano.jpg
    Auf diesem Stein sind Shōmen Kongō, die Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru und etwas undeutlich auch Hahn und Henne zu erkennen. Der Stein ist hier mit einem shintōistischen Strohseil (shimenawa) als numinoses Objekt gekennzeichnet.
    Nakasendō nisshi, 2001.
  5. ^ 
    Koshinto amida.jpg
    Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru und einer Amida-artigen Buddhafigur.
    Kamakura no kōshin-tō.
  6. ^ 
    Koshinto totsukajuku.jpg
    Kōshin-Gedenkstein (kōshin-tō) mit Shōmen Kongō mit vier Armen, flankiert von Sonne und Mond . Darunter die Drei Affen (saru) mit Hahn und Henne. Datierung Genroku 8 (1695)/11/2 — ein kōshin-Tag.
    Edo-Zeit, 1695. only tanuki, flickr 2009.
  7. ^ 
    Koshinto kamakura.jpg
    Drei Affen (saru) als mizaru, iwazaru, kikazaru und dem Sanskrit-Zeichen des Amida-Buddha, Sonne und Mond, sowie - nur schwer erkennbar - zwei Vögeln. Im untersten Feld sind die Namen der Spender verzeichnet.
    Kamakura no kōshin-tō.
  8. ^ 
    Koshin affen.jpg
    Rot eingekleideter kōshin-Affe (saru) mit zusätzlichem Drei-Affen-Motiv (mizaru, iwazaru, kikazaru).
    Dieser Schrein entwickelte sich in der Edo Zeit zu einem Zentrum des Kōshin-Glaubens.
  9. ^ 
    Odakejinja.jpg
    Der Ondake Schrein auf der Insel Iki besitzt die vielleicht größte Ansammlung von Affenstatuen in Japan. Er ist dem Gott Sarutahiko geweiht, der seinerseits manchmal als Affe (saru) erscheint und die Gottheit Shōmen Kongō substituiert. Die über 200 Statuen stammen von Gläubigen, die erfolgreich zu Sarutahiko gebetet haben.
    Kaze ni fukarete, 2015.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Batō Kannon 馬頭観音 ^ Kannon mit dem Pferdekopf, eine zornvolle Manifestation Kannons
  • Dōkyō 道教 ^ Daoismus, wtl. Lehre des Weges, chin. Daojiao; philosophisch-rel. Strömung Chinas; s.a.
  • dōsojin 道祖神 ^ Wegegott, auch sae no kami; volksrel. Figuren, manchmal in phallischer Form
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Enma 閻魔 ^ skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • Indra (skt.) इन्द्र ^ hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)
  • Jizō 地蔵 ^ wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur
  • Karma (skt.) कर्म ^ „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)
  • komainu 狛犬 ^ wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
  • Kong Zi (chin.) 孔子 ^ verm. 551–479 v.u.Z.; chin. Philosoph zur Zeit der Östlichen Zhou-Dynastie; der latinisierte Name „Konfuzius“ (eine Kreation der Jesuiten des 16. Jh.s) leitet sich ab von Kong Fu Zi 孔夫子 (wtl. Lehrmeister Kong); auch bekannt unter seinem Geburtsnamen Kong Qiu 孔丘
  • ^ Bruderschaft; Bez. f. verschiedenste Arten von religiösen Gruppierungen, bes. in der Edo-Zeit; urspr. buddh. Studiengruppe
  • kōshin 庚申 ^ Kalendereinheit; Kombination von Metall und Affe im 60er Zyklus
  • kōshin-kō 庚申講 ^ Bruderschaft des Kōshin-Glaubens
  • kōshin machi 庚申待 ^ kōshin-Wache, Durchwachen der kōshin-Nacht
  • kōshin shinkō 庚申信仰 ^ Kōshin-Glauben, ein ursprünglich aus dem Daoismus stammender Kult zur Verlängerung des Lebens
  • kōshin-tō 庚申塔 ^ wtl. kōshin-Stupa; kōshin-Gedenkstein
  • mantra (skt.) मन्त्र ^ Gebetsformel (jap. shingon 真言)
  • mizaru, iwazaru, kikazaru 見ざる、言わざる、聞かざる ^ „nichts sehen, nichts sagen, nichts hören“
  • mushi^ Insekt, Wurm, Gewürm
  • myōō 明王 ^ wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja
  • Nikkō 日光 ^ Tempel-Schreinanlage im Norden der Kantō-Ebene, Präf. Tochigi; beherbergt u.a. den Tōshō-gū Schrein
  • niō 仁王 ^ Wächterfigur, Torwächter
  • Ondake Jinja 男岳神社 ^ Schrein auf der Insel Iki, Kyūshū
  • sanshi 三尸/三蟲 ^ wtl. „Drei Leichname“ oder „Drei Würmer“; auch als „Drei Leichenwürmer“ (sanshichū 三尸虫) bezeichnet; verräterische Seelengeister daoistischen Ursprungs
  • saru^ Affe; gehört auch zu den zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi) (verwendet in dem Fall das Kanji 申)
  • Sarutahiko 猿田彦 ^ Mythologische Gottheit in tengu-ähnlicher Gestalt
  • Shitennō-ji 四天王寺 ^ buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
  • Shōmen Kongō 青面金剛 ^ wtl. „grüngesichtiger Vajra“, dämonische Gottheit
  • stūpa (skt.) स्तूप ^ „Hügel“, Grabmonument (jap. 塔 oder sotoba 卒塔婆)
  • Taishaku-ten 帝釈天 ^ Skt. Indra, eine der wichtigsten Gottheiten (deva) der indischen Mythologie. In Japan meist mit Brahma (jap. Bonten) in einem Atemzug genannt
  • tengu 天狗 ^ wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
  • Tentei 天帝 ^ Daoist. Gottheit des Polarsterns, wtl. Himmelsherrscher
  • Tokugawa Ieyasu 徳川家康 ^ 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger
  • vajra (skt.) वज्र ^ „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)
  • [[Glossar:Vinyang|]] () ^