Alltag/Pilgerschaft: Unterschied zwischen den Versionen

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| Pilgerschaft
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Viele Formen der traditionellen Religionsausübung sind im moder·nen Japan ver·schwun·den oder werden nur noch am Rande der Gesell·schaft prakti·ziert, das Pilgern ({{glossar:henro}}) aber ist nach wie vor erstaun·lich beliebt. Schon früh stellte es eine Art Inlands·touris·mus dar, und auch heute ist der touristi·sche Aspekt des Pilgerns ein wichtiger Faktor seiner Beliebt·heit. Häufig sind eine ganze Reihe von Tempeln zu einer fixen Route zusam·men·ge·schlos·sen, die die Pilger der Reihe nach erwan·dern bzw. mit dem Bus abklap·pern. Unabhängig von der Art der Fort·bewe·gung kleiden sich Pilger zumeist in das klassi·sche Pilger-Outfit, bestehend aus einem weißen Ober·gewand, einem schirm·artigen Hut und einem Pilgerstab.
 
==Beispiel Shikoku==
 
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Shikoku ist die Geburtsinsel von {{glossar:kouboudaishi}} {{glossar:kuukai}} (774–835), des viel·leicht populärsten Mönchs der japani·schen Religions·ge·schichte. Kūkai grün·dete den Shingon Bud·dhis·mus, der be·son·ders in Shikoku auch heute noch sehr stark ver·treten ist. Daher ent·stand hier eine Pilger·route von 88 Tempeln, die zu Ehren Kūkais unter·nom·men wird und die den in Europa immer beliebter werdenden Jakobsweg — sowohl was das Alter, als auch was die Zahl der Pilger betrifft — bei Weitem in den Schatten stellt.
 
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Die Pilgerroute führt rund um die gesamte Insel. Der Fußweg beträgt ca. 1400km und kann bei guter Kon·dition in etwa 40-50 Tagen be·wäl·tigt werden. Üblicher·weise be·ginnt man mit Tempel 1 und um·rundet die Insel im Uhr·zeiger·sinn bis Tempel 88. Die Tempel sind einzeln num·meriert und relativ gut aus·ge·schildert. Mitunter findet man sogar noch tradi·tionelle Weg·weiser. Die Tempel sind ver·schie·denen Buddhas geweiht, gehören aber fast alle dem Shingon Buddhismus an.
 
{{float|right|bild=osamefuda.gif}}
 
Um den Besuch eines Tempels zu bestätigen, spielen die sog. {{glossar:osamefuda|''osame-fuda''}} eine große Rolle. Das sind Papier·streifen, die mit einem Bild Kūkais und dem Spruch: „Ehre der Pilger·schaft zu den 88 heiligen Orten“ bedruckt sind. Die Pilger kaufen sie in Blöcken, schreiben auf die Rück·seite ihren eigenen Namen und opfern diese Zettel an jedem Tempel, den sie besuchen. Unter·schied·liche Farben re·präsen·tieren den „Rang“ eines Pilgers, abhängig davon, wie oft er die Route bereits absolviert hat. ''Osamefuda'' sind also „Visiten·karten“ im wörtlichen Sinn und bedeuten nichts anderes als: „I was here.“ Auf vielen Pilger·routen ist es sogar üblich, dass Pilger ''osamefuda'' mit ihrem eigenen Namen  mit·führen und diese an den be·such·ten Tempeln oder Schreinen aufkleben. Beliebte Pilgerstätten sind daher oft über und über mit ''osamefuda'' überzogen. Gegen diese Art von Graffiti be·stehen keiner·lei Vorbehalte in Japan. Aller·dings sind solche „Visiten·karten“ stets nach einem fest·ge·legten Muster gestaltet.
 
{|align=left width=260 style='margin: .5em 2em 0 0; padding: 0;' class='bild bildtext'
 
| [[Datei:Sabadaishicallig.jpg|link=]]&nbsp;&nbsp;[[Datei:Shuin_shikoku_tempel4.gif|link=]]
 
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| Eintrag ins Pilgerlogbuch<br/>
 
Bilder: D. Weiss
 
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In Shikoku führen die meisten Pilger außerdem eine Art Log·buch mit sich, in das sie sich von jedem be·such·ten Tempel einen Stempel ({{glossar:shuin}}) und eine Kalligraphie ein·tra·gen lassen. Die Kalli·graphien enthalten meist den Tempel·namen und ein Sanskrit·zeichen ({{glossar:shuji}}), das den Haupt·buddha ({{glossar:honzon}}) des be·tref·fenden Tempels sym·bolisiert.
 
  
Pilger ({{glossar:henro}} oder ''o-henro-san'') werden in Shikoku sehr freund·lich auf·ge·nommen. Der Brauch verlangt es, dass man ihnen kleine Ge·schen·ke ({{glossar:osettai}}), z.B. Essen aber auch Geld gibt, um auf diese Weise ein bisschen an ihrem frommen Werk zu partizi·pieren. Theo·re·tisch ist es daher mög·lich, auch gänzlich ohne eigene Mittel eine Pilger·schaft in Shikoku zu bestreiten. Tat·säch·lich profitiert aber die lokale Tourismus·branche nicht un·er·heblich von den Pilgern.
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Viele Formen der traditionellen Religionsausübung sind im modernen Japan verschwunden oder werden nur noch am Rande der Gesellschaft praktiziert, das Pilgern ({{g|henro}}) aber ist nach wie vor erstaunlich beliebt. Sowohl Tempel als auch Schreine kommen als Ziel von Pilgerfahrten in Frage, doch sind buddhistische Tempel auf diesem Gebiet eher gefragt. Pilgern hat, zumindest in seiner ursprünglichen Form, etwas mit Weltabkehr zu tun, und das passt in Japan besser zum Buddhismus als zum Shintō.
  
==Weltflucht und Tourismus==
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== Warum pilgern? ==
Die 88 Tempel stellen die bekannteste Pilger·strecke dieser Art dar und wohl auch eine der längsten, aber Serien von Tempeln, die durch eine Pilger·route verbunden sind, gibt es in ganz Japan. Auch Schreine bieten sich als Ziel von Pilger·fahrten an, insgesamt sind bud·dhis·tische Tempel auf diesem Gebiet jedoch eher gefragt. Pilgern hat, zumindest in seiner ur·sprüng·lichen Form, etwas mit Welt·abkehr zu tun, und das passt in Japan besser zum [[Buddhismus]] als zum [[Shinto]]. Auch der Tod wird nach bud·dhis·tischer Vor·stellung als Pilger·fahrt aufgefasst, daher ähnelt das japanische Toten·kleid ({{glossar:shinishouzoku}}) einem Pilger·gewand (s.a. [[Totenriten]]).
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{{Sidebox|image004.jpg|w=140|top=-25|sidepage=Fire_walk
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| Henro.jpg
|caption=Fire Walk}}
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| Pilger in traditionellem Outfit
Dennoch tritt in der Pilgerschaft neben dem Motiv der inneren Einkehr auch die Suche nach Dingen zutage, die weniger religiöse Menschen im allgemeinen im Urlaub suchen: Ab·wechs·lung, Abenteuer, Exotik. Auch diese Motive haben bereits eine lange Tradition. In der {{glossar:Edo}}-Zeit zählten Pilger·fahrten zu den wenigen Anlässen, bei denen man die eigene Provinz verlassen durfte. Daher stellte Pilgern wohl so etwas wie die Früh·form des japanischen Tourismus dar. Auch heute ist dieser Aspekt kaum zu übersehen: Die meisten Pilger sind in Reise·bussen unter·wegs und ab·ge·sehen von Pilger·hut und Pilger·stab auch mit einer Kamera ausgerüstet. Eine Minder·heit begibt sich aber nach wie vor zu Fuß auf die Suche nach innerer Ver·voll·kommnung oder schlicht nach einer Alternative zu den Sorgen des Berufs- und Alltagslebens.
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| ref= 1<!-- 1 (Bildtext als Fußnote) -->
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Das japanische Pilgergewand gleicht einer Uniform, die den Pilger symbolisch an den Zweck seines Tuns erinnert: Es ähnelt der traditionellen Arbeitskleidung, die durch Stock und Strohhut auch zu einer Reisekleidung werden konnte. Allerdings werden nur weiße Stoffe verwendet. Die Farbe Weiß drückt Reinheit und Askese aus. Eine Gebetskette ({{g|juzu}}) gemahnt ebenfalls an die religiösen Ziele der Unternehmung. Auch der Tod wird nach buddhistischer Vorstellung als Pilgerfahrt aufgefasst, daher ähnelt das japanische Totenkleid ({{g|shinishouzoku}}) einem Pilgergewand (s. [[Totenriten]]). Umgekehrt kann man auch sagen, dass Pilger während ihrer Reise sozial gestorben sind und am Ende eine Art Wiedergeburt in die Alltagswelt erleben.  
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Neben innerer Einkehr und Weltflucht werden japanische  Pilger aber zweifellos auch von Bedürfnissen motiviert, die weniger religiöse Menschen im allgemeinen im Urlaub suchen: Abwechslung, Abenteuer, Exotik. Diese Motive haben ebenso wie die rein spirituellen bereits eine lange Tradition. In der {{g|Edo}}-Zeit zählten Pilgerfahrten zu den wenigen Anlässen, bei denen man die eigene Provinz verlassen durfte. Daher stellte Pilgern wohl so etwas wie die Frühform des japanischen Tourismus dar. Auch heute ist dieser Aspekt kaum zu übersehen: Die meisten Pilger sind in Reisebussen unterwegs und abgesehen von Pilgerhut und Pilgerstab auch mit einer Kamera ausgerüstet. Eine Minderheit begibt sich aber nach wie vor zu Fuß auf die Suche nach innerer Vervollkommnung oder schlicht nach einer Alternative zu den Sorgen des Berufs- und Alltagslebens.
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| Pilgermassen in Ise, 1834
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== Pilgerrouten ==
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In Japan pilgert man schon seit alter Zeit meist nicht zu einem einzigen Ziel, sondern absolviert eine festgesetzte Zahl von heiligen Orten, die zu einer fixen Route zusammengefasst sind. Es geht nicht darum, einen End- oder Höhepunkt zu erreichen, sondern ein Programm zu absolvieren, das als {{g|shuugyou}} (Übung) bezeichnet wird und aus seriell an einander gereihten gleichförmigen Einheiten besteht. Paradigmatisch für diese Art des Pilgerns sind die 33 Heiligtümer {{g|Kannon}}s, die es in mehreren Regionen gibt. Dabei ist nicht entscheidend, dass man einen bestimmten Kannon Tempel erreicht, sondern dass man genau 33 besucht, denn die Zahl 33 entspricht den Erscheinungsformen, die dieser Bodhisattva laut dem Lotos Sutra annehmen kann.<!--
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--><ref>Im Laufe der Zeit haben manche Pilger allerdings den Ehrgeiz entwickelt, hundert Kannon Tempel zu besuchen, sodass es auch eine 34-Kannon-Route gibt, die sich mit zwei 33ern zu einer Hunderter-Route vereinen lässt.
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|  Eintrag ins Pilger-Logbuch
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Ein wichtiges Element bei dieser Form der religiösen Übung sind die Kalligraphien und Stempel, die von den besuchten Tempeln gegen ein gewisses Entgelt in die Logbücher der Pilger eingetragen werden. Eine Pilgerroute gilt dann als absolviert, wenn die vollständige Anzahl von Stempeln im Pilger-Logbuch eingetragen sind. Diese Bürokratisierung des Pilgerwesens, die zugleich ihren eigenen ästhetischen Reiz hat, dürfte ein Produkt der {{g|Edo}}-Zeit sein.
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=== Shikoku ===
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| Shikokupilgrims.jpg
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| Pilgerweg Shikoku
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Der berühmteste serielle Pilgerweg Japans sind die 88 Tempel von Shikoku ({{g|shikokuhachijuuhakkasho}}), die sich auf einer Strecke von über tausend Kilometern kreisförmig um die gesamte Insel reihen. Es gibt natürlich wesentlich mehr als 88 Tempel auf Shikoku und viele beeindruckende Kultstätten wie etwa der {{g|konpirasan}} zählen nicht zum Shikoku Pilgerweg. Die Auswahl der Tempel tut jedoch nichts zur Sache. Sie ist von einer Tradition (die wahrscheinlich in der Edo-Zeit begründet wurde) vorgegeben und wird sowohl von Pilgern als auch von Einheimischen, die die Pilger üblicherweise freundlich empfangen, nicht in Frage gestellt. ([[Alltag/Pilgerschaft/Shikoku|Mehr dazu...]])
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| Panoramabild von Shikoku
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=== Ise ===
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Aus Sicht der Edo-Zeit war aber nicht Shikoku das bekannteste Ziel einer Wallfahrt, sondern {{g|Ise}}. Die Doppelanlage bestehend aus dem Inneren und dem Äußeren Schrein ({{g|Naikuu}} und {{g|Gekuu}}) hatte bereits im japanischen Mittelalter angefangen, Werbung für die besondere Wirkkraft des Ortes zu machen, indem man fahrende Priester ({{g|oshi}}) in alle Landesteile ausschickte. Ise entwickelte sich daher schon in der Edo-Zeit zu einem Massen-Pilgerzentrum, wo etwa Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Millionen Besucher verzeichnet wurden. In diesem Fall war natürlich weniger der serielle Besuch von Einzelstätten als das Erreichen eines krönenden Abschlusses, nämlich der Schreine von Ise wichtig. Dennoch etablierten sich in der Edo-Zeit schon auf dem Weg zu den Schreinen diverse andere Zentren, die ebenfalls besucht wurden. Damals erhofften sich die Pilger einen persönlichen, materiellen Gewinn durch den Erwerb von Talismanen ({{g|ofuda}}) oder anderen Glücksbringern und erwarteten sich im übrigen auch vor Ort Spaß und Vergnügen. Daher entstanden rund um die beiden Schreine richtige Freizeitresorts mit Theatern, Gaststätten und sogar mit Bordellen. Das Zentrum dieses Pilgertourismus befand sich im übrigen in Yamada, rund um den Äußeren Schrein, den man zuerst erreichte, während der Innere Schrein oft links liegen gelassen wurde.
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Noch heute  ist Ise ein beliebtes Reiseziel, vor allem zu Neujahr ({{g|hatsumoude}}) oder zu den Schreinverlegungszeremonien rund um das Jahr 2013. Doch lässt sich schwerlich von Pilgerschaft sprechen, da der Weg nach Ise nicht mehr von Bedeutung ist und zumeist mit Auto oder Zug unternommen wird. Zudem wird  Ise heute in erster Linie als Ahnenschrein des Kaiserhauses angesehen, dessen  Besuch  eine sehr feierliche, ernste Angelegenheit, wenn nicht gar eine patriotische Pflicht darstellt. Schließlich wurden in der Nachkriegszeit bauliche Veränderungen vorgenommen, die  den Besucherstrom in erster Linie auf den Inneren Schrein, den eigentlichen Schrein der {{g|Amaterasu}}, richteten.
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=== Yoshino und Kumano ===
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Die älteste Pilgerroute Japans führt durch die Halbinsel {{g|Kiihantou|Kii}} zu den Schreinen von {{g|Kumano}}. Die Region Kii (heute Wakayama-ken) umfasst das Bergland südlich des {{g|Yamato}}-Beckens, grenzt also direkt an jene Region, die als Wiege des japanischen Reiches bezeichnet werden kann. 
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{{map| c=
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33.668795, 135.889852~Kumano Nachi Taisha~熊野那智大社~ ~ ~Kumano;
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33.731953, 135.983725~Kumano Hayatama Taisha~熊野速玉大社~ ~ ~Kumano;
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33.840583, 135.773472~Kumano Hongū Taisha~熊野本宮大社~ ~ ~Kumano;
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34.214081, 135.584092~Kōya-san, Kongōbu-ji~高野山 金剛峰寺~Tempel_icon.png~ ~Kōya;
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34.368569, 135.857965~Yoshino, Kinpusen-ji~吉野山 金峯山寺~Tempel_icon.png~ ~Yoshino;
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34.455039, 136.725707~Ise Jingū~伊勢神宮~ ~ ~Ise
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| controls= zoom, type 
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| icon=Schrein_icon.png
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| height= 560px   
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| type= terrain
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| caption= Pilgerstätten auf der Halbinsel Kii: Yoshino, Berg Kōya, Kumano (und Ise im Nordosten)
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Wenn man sich von {{g|Nara}} in Richtung Süden begibt, erreicht man zunächst die Gebirgskette von Yoshino, die schon in der Frühzeit des japanischen Buddhismus von Asketen und Weltflüchtigen wie {{g|Ennogyouja}} aufgesucht wurde. Hier befindet sich zum Beispiel der {{g|Kinpusen}}, der mit dem berühmten „Geierberg“ ({{s|Grdhrakuta}}) in Indien gleichgesetzt wurde, wo einst Buddha seine wichtigsten Predigten (etwa das [[Lotos Sutra]]) abgehalten haben soll. Japanischen buddhistischen Legenden zufolge flog dieser Geierberg im heiligen [[Geschichte/Frühzeit/Empfehlung|Jahr 552]] nach Japan und bezog im Süden der alten Hauptstadtregion sein neues Quartier. Diese legendenumwobene Region gilt als Ausgangspunkt des Kults der Bergasketen ({{g|yamabushi}}). Mit der Zeit drangen die Bergasketen immer weiter in die südlich von Yoshino gelegene Region Kumano vor und etablierten hier drei religiöse Zentren, die sogenannten „Drei Berge von Kumano“ ({{g|Kumanosanzan}}). Bald wurde es  auch unter frommen buddhistischen Laien üblich, als religiöse „Übung“ eines oder mehrere dieser Zentren aufzusuchen. In der späteren {{g|Heian}}-Zeit unternahmen  selbst Kaiser, in Begleitung von hunderten Hofadeligen, die beschwerliche Reise zu den drei über die Halbinsel verstreuten Kultstätten von Kumano.
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Sowohl die Bergasketen als auch die Pilger verfolgten eindeutig buddhistische Ziele (Erwerben von gutem {{s|karma}}), doch verehrten sie sowohl einheimische Berggottheiten als auch Buddhas und Bodhisattvas. Obwohl heute alle drei Hauptkultstätten von Kumano offiziell als „Schreine“ gelten,<!--
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Die Gründe dafür sind im sog. Staatsshintō zu suchen, vgl. [[Geschichte/Staatsshinto]].
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ist das gemischt-religiöse Erbe in Kumano nach wie vor deutlich zu erkennen.
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Heute sind Yoshino, Kumano und der ebenfalls auf der Halbinsel Kii gelegene buddhistische Klosterberg {{g|Kouyasan}} zu einem UNESCO-Kulturerbe zusammengefasst, in dem es auch um die Natur und Verbindungswege zwischen den religiösen Zentren geht, also um die alten Pilgerrouten. Im Gegensatz zu späteren Routen muss man sich die Kumano-Pilgerroute jedoch als Netz von einzelnen Pfaden vorstellen, die nicht nach einer festgesetzten Reihenfolge zu durchwandern sind. So kann z.B. auch die im Nordosten der Halbinsel Kii gelegene Schreinanlage von {{g|Ise}} mit dem Kumano-Pilgerweg verbunden werden.
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|Pagode nachi2.jpg
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| Nachi-Wasserfall mit Pagode
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Leider  lassen die Anlagen nach zahlreichen Zerstörungen und Ortswechseln heute nur noch wenig von ihrer ehemaligen Bedeutung erahnen. Lediglich der 133m hohe Wasserfall {{g|nachinotaki}} bietet eine eindrucksvolle Kombination von Natur und Kultur, wie sie für die meisten traditionellen Pilgerstätten Japans typisch ist.
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=== Berg Fuji ===
  
Auch Ausländer beteiligen sich manchmal an solchen Unter·nehmungen, um in die Geheimnisse des japanischen Bud·dhis·mus einzudringen. Einer von ihnen, der Amerikaner Don Weiss, hat seine Erfahrungen auf dem Shikoku Pilgerweg in seinem Buch ''Echoes of Incense'' ver·öffent·licht, das auch über das Internet zugänglich ist. 2006 brachte der Schweizer Ethnologe Tommi Mendel eine sehr sensible filmische Dokumentation heraus, die vor allem nach den Motiven jüngerer Shikoku Pilger fragt. Nach den über 60-jährigen bilden sie die zweit·größte Alters·kohorte, die sich auf den aufwendigen Fuß·marsch einlässt. Schließlich hat sich auch der Deutsche Gerald Koll zu einem „filmischen Selbstversuch“ mit einer Kamera im Gepäck auf den Weg der 88 Tempel begeben. Sein Dokumentarfilm versteht sich als hintergründiger Kommentar zur Erfahrung des Pilgerns im Allgemeinen, verrät aber auch viel über Japan aus einer unvoreingenommenen, nicht-japanologischen Perspektive.
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Heilige Berge sind in Japan nicht notwendigerweise besonders hoch. Besonders im Altertum scheinen in erster Linie ebenmäßig geformte Hügel am Rande größerer Gebirgsketten — wie etwa Berg {{g|Miwayama|Miwa}} — als Kultstätten in Frage gekommen zu sein. Erst in späterer Zeit tauchte allmählich der heute berühmteste aller japanischen Berge, der {{g|fujisan}}, als Gegenstand religiöser Verehrung auf und wurde in der Edo-Zeit ein weiteres Ziel von Pilgerfahrten. Vor allem in Edo selbst entstanden diverse Bruderschaften ({{g|kou2}}), die den Berg in Form einer asketisch-religiösen Übung gemeinsam bestiegen. Frauen war der Zugang zum Fuji, ebenso wie zu anderen heiligen Bergen, zu dieser Zeit im übrigen verboten.
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{{w500 |rh= auto
* [http://echoes.bluemandala.com/  ''Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan''], Don Weiss (en.)<br/>Erfahrungsbericht eines amerikanischen Pilgers aus dem Jahr 1993.
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| Drache fuji.jpg
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| Fuji mit Drache
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{{w500 |rh= auto
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|Henro_fugakuhyakkei.jpg
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|caption= Edo-zeitliche Pilger des Fuji-san (Hokusai)
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Die Begeisterung der Stadtbevölkerung von Edo für den Fuji-san ist sicher auch der Grund, warum der Berg in vielen Serien der {{g|ukiyoe}}-Künstler verewigt wurde. Vor allem {{g|Katsushikahokusai}} tat sich auf diesem Gebiet besonders hervor. In einer seiner Serien hat er sogar die Edo-zeitlichen Pilger selbst bildlich festgehalten.{{Verweise
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|thisway=Alltag/Moenche
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| links=
 
* [http://www.onmarkproductions.com/html/pilgrimages-pilgrims-japan.html  Resource Guide to Japanese Pilgrims & Pilgrimages], Mark Schumacher (en.)<br/>Artikel des ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]'' zum Thema Pilgerschaft.
 
* [http://www.onmarkproductions.com/html/pilgrimages-pilgrims-japan.html  Resource Guide to Japanese Pilgrims & Pilgrimages], Mark Schumacher (en.)<br/>Artikel des ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]'' zum Thema Pilgerschaft.
* ''[http://www.tigertoda.ch/ARUKIHENRO.html Aruki henro]'', Tommi Mendel (en.)<br/> Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2006.
 
*''[http://www.88-pilgern-auf-japanisch.de/ 88 — Pilgern auf Japanisch]'' Gerald Koll<br/> Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2008.
 
* [http://www.shikokuhenrotrail.com/index.html Pilgrimage to the 88 Sacred Places of Shikoku], David Turkington (en.)<br/>Dokumentation und ausführliche Hintergrundinformationen.
 
* [http://www.kms.ac.jp/%7Ehsc/henro/henro.htm  ''Shikoku Henro Shashinshū''] (jap.)<br/> Photodokumentation der Pilgerstätten von Shikoku.
 
 
* [http://www5f.biglobe.ne.jp/%7Efkm-ito/index.html '' Chigatera o meguru''] (jap.)<br/> Bild-Sammlung von über 1000 Logbucheinträgen der diversen japanischen Pilgerrouten.
 
* [http://www5f.biglobe.ne.jp/%7Efkm-ito/index.html '' Chigatera o meguru''] (jap.)<br/> Bild-Sammlung von über 1000 Logbucheinträgen der diversen japanischen Pilgerrouten.
|update= Jan. 2011|
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| update= Jul. 2020
 
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[[Datei:henroishi2.jpg|link=]] [[Datei:henroishito11.jpg|link=]]
 
<div class='bildtext'>Traditionelle Wegweiser<br/>Bilder: Don Weiss</div>
 
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{{ThisWay|Alltag: Familie}}
 

Aktuelle Version vom 1. September 2024, 19:12 Uhr

Pilgerschaft

Viele Formen der traditionellen Religionsausübung sind im modernen Japan verschwunden oder werden nur noch am Rande der Gesellschaft praktiziert, das Pilgern (henro [henro (jap.) 遍路 Pilger; Pilgerschaft]) aber ist nach wie vor erstaunlich beliebt. Sowohl Tempel als auch Schreine kommen als Ziel von Pilgerfahrten in Frage, doch sind buddhistische Tempel auf diesem Gebiet eher gefragt. Pilgern hat, zumindest in seiner ursprünglichen Form, etwas mit Weltabkehr zu tun, und das passt in Japan besser zum Buddhismus als zum Shintō.

Warum pilgern?

Henro.jpg
1 Pilger in traditionellem Outfit
Der Religionswissenschaftler Ian Reader beschreibt sein Bild selbst folgendermaßen:
Pilgrims usually dress in white — signifying both the colour of purity and death. Usually they wear a white shroud (hakui 白衣) that indicates they are a pilgrim and that also symbolically is their burial shroud. The traditional headgear is a monastic style hat or kasa 笠 that not only protects against rain and sun but also symbolises the pilgrim's coffin and that has a funerary inscription on it. Pilgrims also carry a staff, tsue 杖, to help with walking, and that also serves as a symbolic gravestone; in earlier eras when pilgrims died on the route, they would be interred and their staff left to mark the site. Symbolically, thus the pilgrim was “dead to the world” while on the route; completion implied rebirth. The staff also symbolizes the body or presence of Kōbō Daishi who according to pilgrimage belief accompanies every pilgrim. In effect, too, the clothing resembles that of Kōbō Daishi, who provides the archetypal model for pilgrims in Shikoku. Many pilgrims also carry a variety of items such as rosaries, bells and a white bag to carry osamefuda 納め札 (pilgrims' calling cards), which bear their names and usually an image of Kōbō Daishi, and that are left at the temples they visit and are also given to people met along the way.
This pilgrim is unusual in dressing entirely in white; nowadays most pilgrims opt for the white shroud, staff and more convenient modern clothing and headgear. There is no prescribed apparel that must be worn, however, and pilgrims are free to choose the clothing they feel most suited to their pilgrimage.
(Quelle: Photo Archive on Japanese Religions, Nanzan Institute for Religion and Culture)
Ian Reader, Nanzan Institute for Religion and Culture, Photo Archive on Japanese Religions (https://nirc.nanzan-u.ac.jp/en/publications/photo-archive/nc-image/361/, offline).

Das japanische Pilgergewand gleicht einer Uniform, die den Pilger symbolisch an den Zweck seines Tuns erinnert: Es ähnelt der traditionellen Arbeitskleidung, die durch Stock und Strohhut auch zu einer Reisekleidung werden konnte. Allerdings werden nur weiße Stoffe verwendet. Die Farbe Weiß drückt Reinheit und Askese aus. Eine Gebetskette (juzu [juzu (jap.) 数珠 Buddhistische Gebetskette; skt. mala]) gemahnt ebenfalls an die religiösen Ziele der Unternehmung. Auch der Tod wird nach buddhistischer Vorstellung als Pilgerfahrt aufgefasst, daher ähnelt das japanische Totenkleid (shini shōzoku [shini shōzoku (jap.) 死に装束 Totengewand]) einem Pilgergewand (s. Totenriten). Umgekehrt kann man auch sagen, dass Pilger während ihrer Reise sozial gestorben sind und am Ende eine Art Wiedergeburt in die Alltagswelt erleben.

Neben innerer Einkehr und Weltflucht werden japanische Pilger aber zweifellos auch von Bedürfnissen motiviert, die weniger religiöse Menschen im allgemeinen im Urlaub suchen: Abwechslung, Abenteuer, Exotik. Diese Motive haben ebenso wie die rein spirituellen bereits eine lange Tradition. In der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit zählten Pilgerfahrten zu den wenigen Anlässen, bei denen man die eigene Provinz verlassen durfte. Daher stellte Pilgern wohl so etwas wie die Frühform des japanischen Tourismus dar. Auch heute ist dieser Aspekt kaum zu übersehen: Die meisten Pilger sind in Reisebussen unterwegs und abgesehen von Pilgerhut und Pilgerstab auch mit einer Kamera ausgerüstet. Eine Minderheit begibt sich aber nach wie vor zu Fuß auf die Suche nach innerer Vervollkommnung oder schlicht nach einer Alternative zu den Sorgen des Berufs- und Alltagslebens.

Ise sangu.jpg
2 Pilgermassen in Ise, 1834
Dichtes Gedränge von diversen Pilgern und Pilgergruppen vor einem torii das den Eingang des Areals von Ise markiert. Im Hintergrund links ist die Uji-Brücke zu erkennen, im Hintergrund rechts eine Bühne mit Shamisen-Spielerinnen.
Werk von Utagawa Kunisada (Toyokuni III, 1786–1865). Edo-Zeit, 1834. Bildquelle: Waseda University Library, über Internet Archive.

Pilgerrouten

In Japan pilgert man schon seit alter Zeit meist nicht zu einem einzigen Ziel, sondern absolviert eine festgesetzte Zahl von heiligen Orten, die zu einer fixen Route zusammengefasst sind. Es geht nicht darum, einen End- oder Höhepunkt zu erreichen, sondern ein Programm zu absolvieren, das als shūgyō [shūgyō (jap.) 修業 Übung, Ausbildung; im rel. Kontext meist verbunden mit körperlichem Einsatz und/oder Askese] (Übung) bezeichnet wird und aus seriell an einander gereihten gleichförmigen Einheiten besteht. Paradigmatisch für diese Art des Pilgerns sind die 33 Heiligtümer Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt]s, die es in mehreren Regionen gibt. Dabei ist nicht entscheidend, dass man einen bestimmten Kannon Tempel erreicht, sondern dass man genau 33 besucht, denn die Zahl 33 entspricht den Erscheinungsformen, die dieser Bodhisattva laut dem Lotos Sutra annehmen kann.1

Goshuin2.jpg
3 Eintrag ins Pilger-Logbuch
Ein Mönch des Tempelbergs Kōya-san kalligraphiert eine Bestätigung in das Logbuch eines Pilgers.
Nenchū rider no hitorigoto, J-Blog, 2012.

Ein wichtiges Element bei dieser Form der religiösen Übung sind die Kalligraphien und Stempel, die von den besuchten Tempeln gegen ein gewisses Entgelt in die Logbücher der Pilger eingetragen werden. Eine Pilgerroute gilt dann als absolviert, wenn die vollständige Anzahl von Stempeln im Pilger-Logbuch eingetragen sind. Diese Bürokratisierung des Pilgerwesens, die zugleich ihren eigenen ästhetischen Reiz hat, dürfte ein Produkt der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit sein.

Shikoku

Der berühmteste serielle Pilgerweg Japans sind die 88 Tempel von Shikoku (Shikoku hachijū hakkasho [Shikoku hachijū hakkasho (jap.) 四国八十八箇所 Die 88 Pilgerstätten von Shikoku.]), die sich auf einer Strecke von über tausend Kilometern kreisförmig um die gesamte Insel reihen. Es gibt natürlich wesentlich mehr als 88 Tempel auf Shikoku und viele beeindruckende Kultstätten wie etwa der Konpira-san [Konpira-san (jap.) 金比羅山 vor allem für Seeleute wichtige, gemischt-rel. Kultstätte in Shikoku; seit der Meiji-Zeit offiziell ein Schrein namens Kotohira-gū, doch haben sich sowohl die buddhistischen Elemente als auch die alte Bezeichnung „Konpira“ bis heute gehalten] zählen nicht zum Shikoku Pilgerweg. Die Auswahl der Tempel tut jedoch nichts zur Sache. Sie ist von einer Tradition (die wahrscheinlich in der Edo-Zeit begründet wurde) vorgegeben und wird sowohl von Pilgern als auch von Einheimischen, die die Pilger üblicherweise freundlich empfangen, nicht in Frage gestellt. (Mehr dazu...)

Shikoku panorama.jpg
4 Panoramabild von Shikoku
Mit besonderer Berücksichtigung der 88 Pilgertempel.
Werk von Yoshida Hatsusaburō (1884–1955). 1934. Shikoku henro michi, Webprojekt der Waseda Universität, Tokyo.

Ise

Aus Sicht der Edo-Zeit war aber nicht Shikoku das bekannteste Ziel einer Wallfahrt, sondern Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū]. Die Doppelanlage bestehend aus dem Inneren und dem Äußeren Schrein (Naikū [Naikū (jap.) 内宮 Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht] und Gekū [Gekū (jap.) 外宮 Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht]) hatte bereits im japanischen Mittelalter angefangen, Werbung für die besondere Wirkkraft des Ortes zu machen, indem man fahrende Priester (oshi [oshi (jap.) 御師 auch onshi; fahrende Priester aus Ise in der Muromachi- und Edo-Zeit, die Gläubige im ganzen Land mit Ise-Devotionalien versorgten und sie zu Pilgerfahrten nach Ise animierten]) in alle Landesteile ausschickte. Ise entwickelte sich daher schon in der Edo-Zeit zu einem Massen-Pilgerzentrum, wo etwa Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Millionen Besucher verzeichnet wurden. In diesem Fall war natürlich weniger der serielle Besuch von Einzelstätten als das Erreichen eines krönenden Abschlusses, nämlich der Schreine von Ise wichtig. Dennoch etablierten sich in der Edo-Zeit schon auf dem Weg zu den Schreinen diverse andere Zentren, die ebenfalls besucht wurden. Damals erhofften sich die Pilger einen persönlichen, materiellen Gewinn durch den Erwerb von Talismanen (o-fuda [o-fuda (jap.) お札 Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;]) oder anderen Glücksbringern und erwarteten sich im übrigen auch vor Ort Spaß und Vergnügen. Daher entstanden rund um die beiden Schreine richtige Freizeitresorts mit Theatern, Gaststätten und sogar mit Bordellen. Das Zentrum dieses Pilgertourismus befand sich im übrigen in Yamada, rund um den Äußeren Schrein, den man zuerst erreichte, während der Innere Schrein oft links liegen gelassen wurde.

Noch heute ist Ise ein beliebtes Reiseziel, vor allem zu Neujahr (hatsumōde [hatsumōde (jap.) 初詣 Schrein-Neujahrsbesuch]) oder zu den Schreinverlegungszeremonien rund um das Jahr 2013. Doch lässt sich schwerlich von Pilgerschaft sprechen, da der Weg nach Ise nicht mehr von Bedeutung ist und zumeist mit Auto oder Zug unternommen wird. Zudem wird Ise heute in erster Linie als Ahnenschrein des Kaiserhauses angesehen, dessen Besuch eine sehr feierliche, ernste Angelegenheit, wenn nicht gar eine patriotische Pflicht darstellt. Schließlich wurden in der Nachkriegszeit bauliche Veränderungen vorgenommen, die den Besucherstrom in erster Linie auf den Inneren Schrein, den eigentlichen Schrein der Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise], richteten.

Yoshino und Kumano

Die älteste Pilgerroute Japans führt durch die Halbinsel Kii [Kii Hantō (jap.) 紀伊半島 Halbinsel Kii, Wakayama-ken] zu den Schreinen von Kumano [Kumano (jap.) 熊野 Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)]. Die Region Kii (heute Wakayama-ken) umfasst das Bergland südlich des Yamato [Yamato (jap.) 大和/倭 Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan]-Beckens, grenzt also direkt an jene Region, die als Wiege des japanischen Reiches bezeichnet werden kann.

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Pilgerstätten auf der Halbinsel Kii: Yoshino, Berg Kōya, Kumano (und Ise im Nordosten)

Wenn man sich von Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō] in Richtung Süden begibt, erreicht man zunächst die Gebirgskette von Yoshino, die schon in der Frühzeit des japanischen Buddhismus von Asketen und Weltflüchtigen wie En no Gyōja [En no Gyōja (jap.) 役行者 Legendärer Begründer des Shugendō (um 700); auch: En no Ozunu/Ozuno] aufgesucht wurde. Hier befindet sich zum Beispiel der Kinpusen [Kinpusen (jap.) 金峯山 Heiliger Gipfel in den Bergen von Yoshino, südl. von Nara], der mit dem berühmten „Geierberg“ (Grdhrakuta [Gṛdhrakūṭa (skt.) गृध्रकूट „Geiergipfel“, indischer Berg bei Rajagrha (Rajgir), auf dem Buddha predigte (jap. Ryōjusen 霊鷲山)]) in Indien gleichgesetzt wurde, wo einst Buddha seine wichtigsten Predigten (etwa das Lotos Sutra) abgehalten haben soll. Japanischen buddhistischen Legenden zufolge flog dieser Geierberg im heiligen Jahr 552 nach Japan und bezog im Süden der alten Hauptstadtregion sein neues Quartier. Diese legendenumwobene Region gilt als Ausgangspunkt des Kults der Bergasketen (yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]). Mit der Zeit drangen die Bergasketen immer weiter in die südlich von Yoshino gelegene Region Kumano vor und etablierten hier drei religiöse Zentren, die sogenannten „Drei Berge von Kumano“ (Kumano Sanzan [Kumano Sanzan (jap.) 熊野三山 „Drei Berge von Kumano“ oder auch drei Klöster von Kumano; zusammenfassende Bez. für drei Pilgerstätten auf der Halbinsel Kii: Kumano Hongū, Nachi Taisha und Kumano Hayatama Taisha, die allerdings erst seit 1868 als Shintō-Schreine klassifiziert werden; Zentren des Shugendō]). Bald wurde es auch unter frommen buddhistischen Laien üblich, als religiöse „Übung“ eines oder mehrere dieser Zentren aufzusuchen. In der späteren Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit unternahmen selbst Kaiser, in Begleitung von hunderten Hofadeligen, die beschwerliche Reise zu den drei über die Halbinsel verstreuten Kultstätten von Kumano.

Sowohl die Bergasketen als auch die Pilger verfolgten eindeutig buddhistische Ziele (Erwerben von gutem Karma [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)]), doch verehrten sie sowohl einheimische Berggottheiten als auch Buddhas und Bodhisattvas. Obwohl heute alle drei Hauptkultstätten von Kumano offiziell als „Schreine“ gelten,2 ist das gemischt-religiöse Erbe in Kumano nach wie vor deutlich zu erkennen.

Heute sind Yoshino, Kumano und der ebenfalls auf der Halbinsel Kii gelegene buddhistische Klosterberg Kōya-san [Kōya-san (jap.) 高野山 Klosterberg südl. von Nara; sprituelles Zentrum des Shingon Buddhismus] zu einem UNESCO-Kulturerbe zusammengefasst, in dem es auch um die Natur und Verbindungswege zwischen den religiösen Zentren geht, also um die alten Pilgerrouten. Im Gegensatz zu späteren Routen muss man sich die Kumano-Pilgerroute jedoch als Netz von einzelnen Pfaden vorstellen, die nicht nach einer festgesetzten Reihenfolge zu durchwandern sind. So kann z.B. auch die im Nordosten der Halbinsel Kii gelegene Schreinanlage von Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū] mit dem Kumano-Pilgerweg verbunden werden.

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5 Nachi-Wasserfall mit Pagode
Der Nachi-Wasserfall (Nachi no Taki) vor einer Pagode des dazugehörigen Tempels Seigando-ji. Eigentlich ist das Gebäude ein als dreigeschossige Pagode (sanjū-tō) getarnter Aussichtsturm, der allerdings optimal positioniert ist, um einen Blick auf den heiligen Wasserfall im Hintergrund zu werfen. Der Nachi-Wasserfall ist Teil des über ein ganzes Bergmassiv verteilten Schrein-Komplexes von Kumano im Südosten der Halbinsel Kii, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Spätere Shōwa-Zeit, errichtet 1972. Jatenipat Ketpradit, Flickr, 2014.

Leider lassen die Anlagen nach zahlreichen Zerstörungen und Ortswechseln heute nur noch wenig von ihrer ehemaligen Bedeutung erahnen. Lediglich der 133m hohe Wasserfall Nachi no Taki [Nachi no Taki (jap.) 那智の滝 größter frei fallender Wasserfall Japans (133m) in der Region Kumano; rel. Kultstätte, an der sich auch der Großschrein von Nachi (Nachi Taisha) befindet] bietet eine eindrucksvolle Kombination von Natur und Kultur, wie sie für die meisten traditionellen Pilgerstätten Japans typisch ist.

Berg Fuji

Heilige Berge sind in Japan nicht notwendigerweise besonders hoch. Besonders im Altertum scheinen in erster Linie ebenmäßig geformte Hügel am Rande größerer Gebirgsketten — wie etwa Berg Miwa [Miwa-yama (jap.) 三輪山 Berg Miwa im Süden von Nara] — als Kultstätten in Frage gekommen zu sein. Erst in späterer Zeit tauchte allmählich der heute berühmteste aller japanischen Berge, der Fuji-san [Fuji-san (jap.) 富士山 Berg Fuji (3776 m), der höchste Berg Japans (veraltete Bezeichnung: Fuji-yama)], als Gegenstand religiöser Verehrung auf und wurde in der Edo-Zeit ein weiteres Ziel von Pilgerfahrten. Vor allem in Edo selbst entstanden diverse Bruderschaften ( [ (jap.) Bruderschaft; Bez. f. verschiedenste Arten von religiösen Gruppierungen, bes. in der Edo-Zeit; urspr. buddh. Studiengruppe]), die den Berg in Form einer asketisch-religiösen Übung gemeinsam bestiegen. Frauen war der Zugang zum Fuji, ebenso wie zu anderen heiligen Bergen, zu dieser Zeit im übrigen verboten.

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6 Fuji mit Drache
Ein aufsteigender Drache (ryū) gilt als besonders glücksverheißend, ebenso der Berg Fuji.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. The British Museum.
Henro fugakuhyakkei.jpg
7
Eine Bildseite aus Hokusais berühmter Serie über den Fuji-san. Das Muster aus runden Objekten auf dem Bild rechts ist erst auf den zweiten Blick als Pilgerhüte von oben zu erkennen. Dann aber sieht man einen einzelnen, der seinen Blick nach oben richtet und in ein Muschelhorn bläst. Die Hüte der Pilger sind alle mit den gleichen Schriftzeichen ausgestattet: Nicht-zwei (不二, hier fuji zu lesen), ein Sprachspiel mit dem Bergnamen. Das Bild rechts trägt den Titel „Öffnung des Fuji“, was sich auf einen bestimmten Tag im Frühling bezieht, ab dem es Pilgern gestattet war, den Fuji zu besteigen. Die Pilger organisierten sich in der Edo-Zeit in Bruderschaften (), daher auch das uniformierte Erscheinungsbild. Das Bild links zeigt die gleichen Pilger beim Abstieg (eigentlich Abrutschen, suberi) über die Geröllhalden des Berges.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Chester Beatty Library.
Edo-zeitliche Pilger des Fuji-san (Hokusai)

Die Begeisterung der Stadtbevölkerung von Edo für den Fuji-san ist sicher auch der Grund, warum der Berg in vielen Serien der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Künstler verewigt wurde. Vor allem Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] tat sich auf diesem Gebiet besonders hervor. In einer seiner Serien hat er sogar die Edo-zeitlichen Pilger selbst bildlich festgehalten.

Verweise

Fußnoten

  1. Im Laufe der Zeit haben manche Pilger allerdings den Ehrgeiz entwickelt, hundert Kannon Tempel zu besuchen, sodass es auch eine 34-Kannon-Route gibt, die sich mit zwei 33ern zu einer Hunderter-Route vereinen lässt.
  2. Die Gründe dafür sind im sog. Staatsshintō zu suchen, vgl. Geschichte/Staatsshinto.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


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Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Henro.jpg
    Der Religionswissenschaftler Ian Reader beschreibt sein Bild selbst folgendermaßen:
    Pilgrims usually dress in white — signifying both the colour of purity and death. Usually they wear a white shroud (hakui 白衣) that indicates they are a pilgrim and that also symbolically is their burial shroud. The traditional headgear is a monastic style hat or kasa 笠 that not only protects against rain and sun but also symbolises the pilgrim's coffin and that has a funerary inscription on it. Pilgrims also carry a staff, tsue 杖, to help with walking, and that also serves as a symbolic gravestone; in earlier eras when pilgrims died on the route, they would be interred and their staff left to mark the site. Symbolically, thus the pilgrim was “dead to the world” while on the route; completion implied rebirth. The staff also symbolizes the body or presence of Kōbō Daishi who according to pilgrimage belief accompanies every pilgrim. In effect, too, the clothing resembles that of Kōbō Daishi, who provides the archetypal model for pilgrims in Shikoku. Many pilgrims also carry a variety of items such as rosaries, bells and a white bag to carry osamefuda 納め札 (pilgrims' calling cards), which bear their names and usually an image of Kōbō Daishi, and that are left at the temples they visit and are also given to people met along the way.
    This pilgrim is unusual in dressing entirely in white; nowadays most pilgrims opt for the white shroud, staff and more convenient modern clothing and headgear. There is no prescribed apparel that must be worn, however, and pilgrims are free to choose the clothing they feel most suited to their pilgrimage.

    (Quelle: Photo Archive on Japanese Religions, Nanzan Institute for Religion and Culture)
    Ian Reader, Nanzan Institute for Religion and Culture, Photo Archive on Japanese Religions (https://nirc.nanzan-u.ac.jp/en/publications/photo-archive/nc-image/361/, offline).

  2. ^ 
    Ise sangu.jpg
    Dichtes Gedränge von diversen Pilgern und Pilgergruppen vor einem torii das den Eingang des Areals von Ise markiert. Im Hintergrund links ist die Uji-Brücke zu erkennen, im Hintergrund rechts eine Bühne mit Shamisen-Spielerinnen.
    Werk von Utagawa Kunisada (Toyokuni III, 1786–1865). Edo-Zeit, 1834. Bildquelle: Waseda University Library, über Internet Archive.
  3. ^ 
    Goshuin2.jpg
    Ein Mönch des Tempelbergs Kōya-san kalligraphiert eine Bestätigung in das Logbuch eines Pilgers.
    Nenchū rider no hitorigoto, J-Blog, 2012.
  4. ^ 
    Shikoku panorama.jpg
    Mit besonderer Berücksichtigung der 88 Pilgertempel.
    Werk von Yoshida Hatsusaburō (1884–1955). 1934. Shikoku henro michi, Webprojekt der Waseda Universität, Tokyo.
  1. ^ 
    Pagode nachi2.jpg
    Der Nachi-Wasserfall (Nachi no Taki) vor einer Pagode des dazugehörigen Tempels Seigando-ji. Eigentlich ist das Gebäude ein als dreigeschossige Pagode (sanjū-tō) getarnter Aussichtsturm, der allerdings optimal positioniert ist, um einen Blick auf den heiligen Wasserfall im Hintergrund zu werfen. Der Nachi-Wasserfall ist Teil des über ein ganzes Bergmassiv verteilten Schrein-Komplexes von Kumano im Südosten der Halbinsel Kii, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
    Spätere Shōwa-Zeit, errichtet 1972. Jatenipat Ketpradit, Flickr, 2014.
  2. ^ 
    Drache fuji.jpg
    Ein aufsteigender Drache (ryū) gilt als besonders glücksverheißend, ebenso der Berg Fuji.
    Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. The British Museum.
  3. ^ 
    Henro fugakuhyakkei.jpg
    Eine Bildseite aus Hokusais berühmter Serie über den Fuji-san. Das Muster aus runden Objekten auf dem Bild rechts ist erst auf den zweiten Blick als Pilgerhüte von oben zu erkennen. Dann aber sieht man einen einzelnen, der seinen Blick nach oben richtet und in ein Muschelhorn bläst. Die Hüte der Pilger sind alle mit den gleichen Schriftzeichen ausgestattet: Nicht-zwei (不二, hier fuji zu lesen), ein Sprachspiel mit dem Bergnamen. Das Bild rechts trägt den Titel „Öffnung des Fuji“, was sich auf einen bestimmten Tag im Frühling bezieht, ab dem es Pilgern gestattet war, den Fuji zu besteigen. Die Pilger organisierten sich in der Edo-Zeit in Bruderschaften (), daher auch das uniformierte Erscheinungsbild. Das Bild links zeigt die gleichen Pilger beim Abstieg (eigentlich Abrutschen, suberi) über die Geröllhalden des Berges.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Chester Beatty Library.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amaterasu 天照 ^ Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • En no Gyōja 役行者 ^ Legendärer Begründer des Shugendō (um 700); auch: En no Ozunu/Ozuno
  • Fuji-san 富士山 ^ Berg Fuji (3776 m), der höchste Berg Japans (veraltete Bezeichnung: Fuji-yama)
  • Gekū 外宮 ^ Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht
  • Gṛdhrakūṭa (skt.) गृध्रकूट ^ „Geiergipfel“, indischer Berg bei Rajagrha (Rajgir), auf dem Buddha predigte (jap. Ryōjusen 霊鷲山)
  • hatsumōde 初詣 ^ Schrein-Neujahrsbesuch
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • henro 遍路 ^ Pilger; Pilgerschaft
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • juzu 数珠 ^ Buddhistische Gebetskette; skt. mala
  • Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
  • Karma (skt.) कर्म ^ „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Kii Hantō 紀伊半島 ^ Halbinsel Kii, Wakayama-ken
  • Kinpusen 金峯山 ^ Heiliger Gipfel in den Bergen von Yoshino, südl. von Nara
  • Konpira-san 金比羅山 ^ vor allem für Seeleute wichtige, gemischt-rel. Kultstätte in Shikoku; seit der Meiji-Zeit offiziell ein Schrein namens Kotohira-gū, doch haben sich sowohl die buddhistischen Elemente als auch die alte Bezeichnung „Konpira“ bis heute gehalten
  • ^ Bruderschaft; Bez. f. verschiedenste Arten von religiösen Gruppierungen, bes. in der Edo-Zeit; urspr. buddh. Studiengruppe
  • Kōya-san 高野山 ^ Klosterberg südl. von Nara; sprituelles Zentrum des Shingon Buddhismus
  • Kumano 熊野 ^ Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)
  • Kumano Sanzan 熊野三山 ^ „Drei Berge von Kumano“ oder auch drei Klöster von Kumano; zusammenfassende Bez. für drei Pilgerstätten auf der Halbinsel Kii: Kumano Hongū, Nachi Taisha und Kumano Hayatama Taisha, die allerdings erst seit 1868 als Shintō-Schreine klassifiziert werden; Zentren des Shugendō
  • Miwa-yama 三輪山 ^ Berg Miwa im Süden von Nara
  • Nachi no Taki 那智の滝 ^ größter frei fallender Wasserfall Japans (133m) in der Region Kumano; rel. Kultstätte, an der sich auch der Großschrein von Nachi (Nachi Taisha) befindet
  • Naikū 内宮 ^ Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • o-fuda お札 ^ Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
  • oshi 御師 ^ auch onshi; fahrende Priester aus Ise in der Muromachi- und Edo-Zeit, die Gläubige im ganzen Land mit Ise-Devotionalien versorgten und sie zu Pilgerfahrten nach Ise animierten
  • Shikoku hachijū hakkasho 四国八十八箇所 ^ Die 88 Pilgerstätten von Shikoku.
  • shini shōzoku 死に装束 ^ Totengewand
  • shūgyō 修業 ^ Übung, Ausbildung; im rel. Kontext meist verbunden mit körperlichem Einsatz und/oder Askese
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • yamabushi 山伏 ^ Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
  • Yamato 大和/倭 ^ Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan