Mythen/Imaginaere Tiere: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Grenzen zwischen Schlangen und Drachen sind fließend, aus ikono·gra·phischer Sicht zählen sie zweifellos zur selben Familie. In den klas·sischen japa·nischen Mythen taucht z.B. die acht·köpfige Schlange {{glossar:Yamatanoorochi}} auf, ein Unge·heuer von riesigen Aus·maßen, das nur mit List vom Kultur·heroen {{glossar:Susanoo}} be·siegt werden kann. Auf bildlichen Dar·stel·lungen aus späterer Zeit wird diese Schlange stets als Drache abgebildet. | Die Grenzen zwischen Schlangen und Drachen sind fließend, aus ikono·gra·phischer Sicht zählen sie zweifellos zur selben Familie. In den klas·sischen japa·nischen Mythen taucht z.B. die acht·köpfige Schlange {{glossar:Yamatanoorochi}} auf, ein Unge·heuer von riesigen Aus·maßen, das nur mit List vom Kultur·heroen {{glossar:Susanoo}} be·siegt werden kann. Auf bildlichen Dar·stel·lungen aus späterer Zeit wird diese Schlange stets als Drache abgebildet. | ||
Version vom 23. Dezember 2012, 18:03 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Imaginaere_Tiere.
In Japan können Tiere sowohl im Buddhismus als auch im Shinto religiös ver·ehrt werden. Neben den realen Tieren tauchen in der reli·giösen Vor·stel·lungs·welt zahl·reiche mythische oder legen·däre Kreaturen auf. Sie sind zumeist aus ver·schie·denen bekannten Tieren zusam·men·gesetzt und werden aus Sicht der reli·giösen Vor·stel·lungs·welt als ebenso real emp·funden wie diese. Legen·däre Tiere, allen voran die Drachen, sind lediglich „mächtiger“ als die anderen Arten. Umgekehrt werden auch realen Tieren ima·ginäre Eigen·schaf·ten nach·gesagt. So verfügen z.B. Füchse und Tanuki, aber auch Schlagen, Katzen und andere über die Fähigkeit, vorübergehend eine menschliche Gestalt anzunehmen. Schließlich gibt es Mischformen von Tier und Mensch, die als Gespenster oder
Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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einzustufen sind und anhand von Tengu und Oni genauer behandelt werden.
Drachen
Drachen kombinieren äußerlich die anatomischen Stärken aller möglichen Tiere: die Schuppen von Fischen und Schlangen, die Klauen und Flügel von Vögeln, die Zähne und Pranken von Tigern, außerdem Hörner, Fühler, usw. Manche Drachen können auch mensch·liche Gestalt annehmen.
Auf dem Meeres·boden steht der Palast (
Drachenpalast; mythologischer Ort am Meeresgrund
Der Begriff „Ryūgū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) des Drachenkönigs. Ein Urenkel der Sonnengottheit suchte einst diesen Drachenpalast auf, verliebte sich in eine Tochter des Drachen·königs, heiratete sie und nahm sie mit auf die Erde. Als er sie aber während der Geburt des ge·mein·samen Kindes in Drachen·gestalt er·blickte, zog sich die Drachen·tochter beschämt und ent·rüstet wieder ins Meer zurück. Ihr Sohn aber blieb auf Erden. Einer seiner Enkel war
wtl. „göttlicher Krieger“; gemäß den japanischen Mythen der erste menschliche Herrscher (Tennō) Japans; eigentlicher Name: Kami Yamato Iware-hiko no Sumera Mikoto 神日本磐余彦天皇 (Nihon shoki)
Der Begriff „Jinmu Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der erste japa·ni·sche „Kaiser“. Die
jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
Der Begriff „Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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-Familie zählt somit nicht nur die Son·nen·gott·heit, son·dern auch den Dra·chen·gott zu ihren Ahnen (mehr dazu: Göt·ter·mythen, Teil 2).
Chinesische Drachen
Laotse als Drache
Der Drache wurde im alten China — und wohl auch in Japan — zwar als real exis·tieren·des Tier aufge·fasst, er unter·schied sich aber von „nor·malen“ Tieren. Dies wird z.B. durch eine alte Le·gen·de il·lus·triert, laut der Konfuzius, als er von seinem ersten und ein·zigen Tref·fen mit Laotse zu·rück·kehrte, seinen Ein·druck des mys·te·riö·sen Weisen fol·gen·der·maßen schil·derte:
Ich weiß, dass Vögel fliegen, dass Fische schwimmen und Wild laufen kann. Und was rennt, kann man zu·sam·men·trei·ben, was schwimmt, ist mit Netzen zu fan·gen und für das, was fliegt, kann man Pfeile be·nut·zen. Was aber den Drachen be·trifft, der auf Wind und Wolken reitet, so weiß ich nicht, wie ich ihn er·fas·sen soll. Ich habe heute Laotse ge·sehen — und wahr·lich: Er gleicht diesem Drachen!
Matthias Claus (2006), nach Sima Qian, Shiji 史記 (um 100 v.u.Z.)
Die Blutsverwandtschaft von Kaiserhaus und Drachen ist kein Zufall. Chine·si·schen Mythen zufolge stellt der Drache seit dem legen·dären Gelben Kaiser (Huang Di, leg.r. 2696–2598 v.u.Z.) das Sym·bol·tier der kaiser·lichen Herr·schaft dar (ähn·lich wie in Europa der Adler). Die Le·gende der drachen·artigen Vor·fahren des Tenno ent·stand also höchst·wahr·schein·lich aus dem Be·dürfnis, dieses be·deu·tungs·volle Sym·bol·tier auch für das japa·nische Herr·scher·haus zu in·stru·men·tali·sieren.
Der Drache ist außer·dem das be·vor·zugte Tier der Zwölf Tier·kreis·zeichen des chine·si·schen Kalen·ders (der auch in Japan Geltung hat). Und auch die vier Himmels·rich·tun·gen werden nach einer chine·sischen Auf·fas·sung von Drachen be·herrscht (nach einer anderen Auf·fas·sung wird aller·dings nur der Osten von einem blauen Drachen re·prä·sen·tiert).
Drachen im Buddhismus
Auch im Buddhismus ist der Drache als Gottheit aner·kannt. Buddhis·tische Drachen lassen sich zumeist auf die indischen
„Schlange, Kobra“, indische Schlangengottheit (jap. naka 那伽)
Der Begriff „naga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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s zurück·führen, schlangen·artige Gottheiten, die neben den Deva-Gottheiten eine eigene Kategorie von himmlischen Wesen dar·stellen. Der legendäre Begründer des
„Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
Der Begriff „Mahayana“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Buddhismus,
2.–3.Jh. u.Z.; legendenumwobener buddhistischer Denker, der als richtungsweisender Philosoph des Mahayana-Buddhismus angesehen wird und Konzepte wie „Leerheit“ oder „Zwei Wahrheiten“ systematisierte (jap. Ryūju 龍樹)
Der Begriff „Nagarjuna“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(2. Jh. u.Z.), soll seine neu·artigen
Der Begriff „sutra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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von den Nagas er·halten haben und trägt daher auch den Namen Nāga[a]rjuna, „Weißer Naga/Drache“. Auch in Indien sind die Nagas eng mit dem Wasser ver·bunden. Im Unter·schied zu den chinesischen Drachen sind sie eher niedrige, un·er·leuch·tete Kreaturen. In Japan lässt sich jedoch kaum ein Unter·schied zwischen buddhistischen Nagas und chinesischen Drachen feststellen.
Die Verbundenheit mit dem Wasser äußert sich bei manchen Drachen im Besitz eines Edelsteins, mit dem sie Ebbe und Flut be·herrschen. Dieser Edelstein hat eine enge Ver·wandt·schaft mit dem buddhistischen Wunsch·erfüllungs·juwel (
Der Begriff „nyoi no tama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), das auch von
„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
Der Begriff „Bodhisattva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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s ge·tragen wird (Nyoirin Kannon). Schließ·lich werden Drachen auch für den Regen (oder das Ausbleiben des Regens) ver·ant·wort·lich gemacht und stehen daher in vielen asiatischen Ländern im Zentrum von rituellen Bitten und Zeremonien, um Regen herbeizuführen.
Wasser und Drachen bilden also eine assoziative Einheit, daher auch die häufigen Drachenfiguren bei Brunnen (
Schrein- oder Tempelbrunnen zum Reinigen von Mund und Händen
Der Begriff „temizuya“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) am Eingang von Tempeln oder Schreinen. Als Herrscher über das lebens·wichtige Element des Wassers können Drachen natürlich auch be·droh·lich sein bzw. die Gefahr von Naturkatastrophen in sich bergen. Grund·sätz·lich besteht zu Drachen aber ein positives, von Respekt geprägtes Verhältnis.
Drachen und Schlangen
Die Grenzen zwischen Schlangen und Drachen sind fließend, aus ikono·gra·phischer Sicht zählen sie zweifellos zur selben Familie. In den klas·sischen japa·nischen Mythen taucht z.B. die acht·köpfige Schlange
Mythologische Schlange (Drache) mit acht Köpfen; wtl. „achtfach gegabelte Schlange“; wird von Susanoo besiegt
Der Begriff „Yamata no Orochi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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auf, ein Unge·heuer von riesigen Aus·maßen, das nur mit List vom Kultur·heroen
mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu
Der Begriff „Susanoo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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be·siegt werden kann. Auf bildlichen Dar·stel·lungen aus späterer Zeit wird diese Schlange stets als Drache abgebildet.
Werk von Utagawa Toyokuni (1769–1825). Spätere Edo-Zeit. Tokyo National Museum.
Obwohl dieser Mythos an das negative Bild europäischer Drachen·geschich·ten erinnert, werden Schlangen in Japan, ähnlich wie Drachen, zumeist mit positivem Respekt und Ehrer·bietung angesehen. Der Gott des uralten
Ōmiwa Schrein, auch Miwa Schrein, nahe Nara; einer der ältesten Schreine Japans
Der Begriff „Ōmiwa Jinja“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
taucht in den Mythen mehrfach auf und erscheint einmal in mensch·licher, einmal in Schlangen·gestalt. Noch heute opfert man dieser Gottheit im Miwa Schrein rohe Eier, da diese für Schlangen eine beson·dere Delikatesse darstellen sollen.
Das Hitachi fudoki, eine alte Chronik der heutigen Präfektur Ibaraki, be·richtet, dass sich in alter Zeit — unweit der Stelle, wo in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts massive Proteste gegen die Errichtung des Flughafens Narita ausgefochten wurden — gehörnte Schlangen gegen die Urbar·machung des Landes zur Wehr setzten und die Menschen attackierten. Nach einigem Hin und Her er·richtete man ihnen einen Schrein und brachte sie damit zur Ruhe. Man tauschte also Landrechte gegen religiöse Verehrung (die Konflikte der 1970er Jahre wurden hingegen vor Gericht entschieden). Aus dieser Er·zählung wird ersichtlich, dass die Schlangen für Gott·heiten ge·halten wurden, denen das Land ursprünglich gehörte.
In vielen Mythenkreisen der Welt steht der Schlange als Herrscherin des Wassers der Vogel, bzw. der Adler, als Be·herrscher des Himmels oder des Feuers gegen·über. In Indien ist dieser Gegensatz besonders stark aus·geprägt. Hier gibt es den Vogel·menschen
Der Begriff „Garuda“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, der den erwähnten Nagas — also den Schlangen·wesen — in ewiger Feind·schaft gegen·über·steht. In China und Japan ist dieser Gegen·satz nicht besonders präsent, vielleicht weil die Figur des Drachens zu über·mächtig ist und selbst viele Eigen·schaften von Vögeln besitzt. Der indische Vogel·mensch Garuda scheint jedoch in der Sagenfigur des japanischen Tengu einen Verwandten zu haben.
Schlangen als Sinnbild der Eifersucht
Spätere Schlangenlegenden erzählen davon, dass sich Schlangen — ähnlich wie Füchse — in Menschen verwandeln können und oft unerkannt an der Seite eines menschlichen Ehepartners leben. Solche Legenden offenbaren meist eine starke erotische Komponente. Umgekehrt führt ent·täuschte Liebe, bzw. Eifersucht, zur Wiedergeburt als Schlange. Von diesem Schicksal sind — buddhistischen Legenden zufolge — vor allem Frauen betroffen. Eine von ihnen,
Heldin einer berühmten Legende aus der Heian-Zeit (10. Jh.); Sinnbild rasender Eifersucht
Der Begriff „Kiyohime“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, die unglücklich in einen buddhistischen Mönch verliebt war, verwandelte sich aus Eifersucht in eine Schlange und verfolgte so ihren Geliebten bis in einen Tempel, wo er sich unter einer Tempelglocke versteckt hatte. Sie aber wand sich um die Glocke, brachte sie zum Glühen und tötete den Mönch auf diese Weise (siehe Horrorklassiker).
Schlangen gelten außerdem als die Tiergefährten der Glücksgöttin
Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
Der Begriff „Benzaiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(s.a. Sidepage Benzaiten), die wiederum mit zahl·reichen Drachen·mythen in Ver·bindung steht. Benzeiten war ur·sprüng·lich eine indische Fluss- bzw. Wasser·göttin, daher ihre Assoziation mit Schlangen und Drachen.
Auch Benzaiten wird im übrigen für sehr eifer·süchtig gehalten, sodass es Männern und Frauen geraten ist, ihre Schreine nicht gemeinsam aufzusuchen.
Löwen und Löwenhunde
Die Rolle des Löwen als Wächterfigur hat sich wahr·schein·lich von Vorder·asien aus nach Indien und Ostasien einerseits und nach Europa andererseits ausgebreitet. Dabei erwies sich der Löwe als äußerst vielseitig, was seine Symbolik betrifft: Weltliche Paläste bedienten sich seiner genauso wie religiöse Kultstätten, seien es nun Kirchen (der Markusdom in Venedig), buddhistische Tempel oder Shinto Schreine. Obwohl Löwen im Gegensatz zu Drachen eine real existierende zoolo·gische Spezies darstellen, kann man sie aus Sicht der (traditionellen) religiösen Ikono·graphie Japans zu den legen·dären Tieren zählen, weil sie nicht in Japan heimisch sind und daher von einer ähnlichen exotischen Aura umgeben waren wie die Drachen. Traditionelle ostasiatische „Löwen“ haben sich im übrigen vom Aussehen des realen Tiers einigermaßen weit entfernt und gewisse ikonographische Eigenheiten angenommen, die mehr an einen Hund (vor allem an einen Pekinesen) als an ein katzenartiges Tier erinnern (s.u.).
Werk von Kitagawa Utamaro (1753?–1806). Edo-Zeit. Rijksmuseum, Amsterdam (RP-P-1960-11-3).
Japanische Löwen kommen zwar selten in Geschichten oder Mythen vor, gelten aber offensichtlich als bewährte Geisteraustreiber. In dieser Funktion findet man sie beispielsweise, zusammen mit Drachen und Baku (s.u.), im Gebälk von Tempeln, Schreinen und histo·rischen Palästen, aber auch bei den Löwentänzen (shishimai), die unter anderem zu Neujahr aufgeführt werden. Die Tänzer schlüpfen dabei in komisch-groteske Masken, die mit dem Gebiss klappern können, und vollführen lebhafte Tänze. Ähnlich wie bei hiesigen „Krampus“-Auftritten reagieren kleine Kinder üblicherweise ängstlich auf die Löwentänzer, während sich Erwachsene amüsieren.
Komainu
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Am häufigsten begegnet man in Japan jedoch paarweise aufgestellten Löwenwächtern, die ent·weder als
wtl. „China-Löwe“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden; Synonym für komainu; auch karashishi
Der Begriff „karajishi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „chinesischer Löwe“, oder als
wtl. „Korea-Hund“, auch „Löwenhund“; Wächterfigur vor religiösen Gebäuden
Der Begriff „komainu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „Korea-Hund“, be·zeich·net werden. Letzte·res stellt heute die gän·gigere Be·zeich·nung dar. Wie diese Namen an·deuten, gibt es in China und Korea ähn·liche Statuen. Die beiden Bilder unten zeigen, dass es in manchen Fällen tat·säch·lich zu einer Dif·feren·zierung von Hund und Löwe kommt: Das linke Exemplar besitzt ein Horn und wird als „Korea-Hund“ an·ge·sehen. Das rechte, der „China-Löwe“, sieht eher wie ein Löwe aus. In der heute gängigen Ikono·graphie ver·mischen sich die beiden Typen jedoch zu einer ein·heit·lichen Spezies, die eben·sosehr einem Hund wie einem Löwen ähn·lich sieht und die man daher wohl am besten als „Löwen·hund“ be·zeichnet. Vorlage:Galerie1
Komainu sind zumeist in Eingangsbereichen religiöser Kultstätten aufgestellt, wo keine mensch·lichen Wächter·figuren (
Wächterfigur, Torwächter
Der Begriff „niō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) Dienst tun, oder in manchen Fällen auch an der Rück·seite von Toren, an deren Vorder·seite Niō stehen. Man findet sie heute zumeist vor Shinto Schreinen, sie hatten jedoch ur·sprüng·lich nichts mit shinto·isti·schen
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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zu tun und sind auch kein ein·deu·tiges Er·ken·nungs·merk·mal von Schreinen. In manchen Schreinen und Tempeln werden sie auch durch andere Tiere ersetzt, v.a. in
Der Begriff „Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Schreinen durch Füchse.
Während ältere Komainu durchaus imposant aus·sehen, haben rezentere Bei·spiele oft komische Züge (s. Sidepage). Hierarchisch stehen sie in jedem Fall unter den Niō-Torwächtern, doch teilen sie mit diesen die Be·sonder·heit, dass sie stets als Paar auftreten, dessen Partner sich vornehmlich in einem Punkt unterscheiden: immer hält einer von beiden den Mund offen (
Bez. für einen Typ von Wächtergottheit (niō) mit geöffnetem Mund; wtl. „A-Form“ (Figur, die ein „A“ ausspricht); Gegenstück von UN-gyō; im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer aufbrausenden Geste (mudra) verbunden.
Der Begriff „A-gyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), der andere den Mund ge·schlos·sen (
wtl. „HUM-Form“; Figur, die das Sanskritzeichen „HUM“, jap. un, ausspricht, und daher mit geschlossenem Mund dargestellt wird; Gegenstück von A-gyō (offener Mund); im Fall von menschlichen Figuren zumeist mit einer beruhigenden Geste (mudra) verbunden; s.a. niō
Der Begriff „UN-gyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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). Die zugrunde liegende Symbolik hat buddhis·tische Wurzeln (s. dazu Wächtergötter) und mag ehemals auch in China bekannt gewesen sein, hat sich aber dort nicht bis heute erhalten.
Sonstige legendäre Tiere
Elefanten und Baku
Als ein Tier, das im Leben des historischen Buddha eine gewisse Rolle spielte, ist der Elefant auch in Ostasien schon lange bekannt, ohne dass man seine genaue Gestalt je zu Gesicht bekam. Was man von ihm wusste, wurde wohl mit dem Tapir, einem anderen exotischen Tier, das man kaum kannte, vermischt und zu einem legendären Tier, dem
Baku, elefantenartiges legendäres Tier, das Träume frisst; auch: Tapir
Der Begriff „baku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, neu zusammengesetzt. Bakus erfreuten sich in der
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
-Zeit besonderer Beliebtheit und sind heute noch im Verein mit Drachen und Löwen an den Außenfassaden von Tempeln und Schreinen aus dieser Zeit zu bewundern. Es wird ihnen nachgesagt, dass sie alles verschlucken können — auch und vor allem böse Träume! Das Schriftzeichen baku ziert daher auch manchmal das Schiff der Sieben Glücksgötter, die ja ebenfalls für Träume, vor allem für glücksbringende Träume zu Jahresbeginn, zuständig sind.
Literatur und Links
- The Goddess, the Dragon, and the Island, Robert A. Juhl (en.)
Online-Studie des Enoshima Engi, einer Schrein-Chronik, in der es um den Drachen und die Gottheit Benzaiten auf der heiligen Insel Enoshima geht. - Die alten chinesischen Quellen, Matthias Claus (2006)
Aus: Das klassische China - Eastern Dragon Overview, Kylie McCormick (en.)
Teil der Website The Circle of the Dragon. - Das Drachenbestiarium Georg Friebe
Schwerpunkt Österreich und Deutschland, aber auch ein paar Bilder aus Asien. - Baku, Eater of Nightmares, Mark Schumacher (en.), A-Z Dictionary.Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2012
- ^ Drache (ryū) mit geschlossenem Maul („UN-Form“; UN-gyō). Das Pendant dieses Drachens ist mit offenem Maul („A-Form“) dargestellt. A steht für den Anfang (des Alphabets), UN für das Ende. Dieses A-UN Schema wird auch bei Torwächtern (Niō), Löwenhunden und anderen paarweise auftretenden Figuren gerne angewendet.
Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Bildquelle: Art History Strolls, Taiwan. - ^ Drachenkopf mit offenem Maul („A-Form“; A-gyō). Das Pendant dieses Drachens (ryū) ist mit geschlossenem Maul („UN-Form“) dargestellt. A steht für den Anfang (des Alphabets), UN für das Ende. Dieses A-UN Schema wird auch bei Torwächtern (Niō), Löwenhunden und anderen paarweise auftretenden Figuren gerne angewendet.
Werk von Kaihō Yūshō (1533–1615). 1599. Tokyo National Museum. - ^ Drache (ryū) und Schlange (hebi) auf einem Papierlampion, wahrscheinlich mit Bezug auf das Schlangenjahr der Tierkreiszeichen.
Werk von Katsushika Hokusai. Spätere Edo-Zeit, 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston. - ^ Susanoo rettet Prinzessin Kushinada vor der achtköpfigen Schlange (hebi). Im Vordergrund acht Töpfe mit Sake, Susanoos Trick, um das Monster betrunken zu machen. Wie für viele ukiyo-e der mittleren Periode typisch, ist der Held mit den Zügen eines Kabuki-Schauspielers ausgestattet.
Werk von Utagawa Toyokuni (1769–1825). Spätere Edo-Zeit. Tokyo National Museum. - ^ Eine Schlange (hebi) windet sich um ein Totentäfelchen (ihai). Die Stoffmuster wiederholen die Muster der Schlangenhaut.
Werk von Katsushika Hokusai (1790–1849). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art. - ^ Das Foto zeigt die Maske während einer Aufführung des Löwentanzes (shishimai) vor dem Tōkyō National Museum.
Free Photo Wallpaper Japan & World, Jänner 2010. - ^ Löwe (shishi); Detail aus dem „Chinesischen Tor“ (Kara-mon) des Nishi Hongan-ji im Stil der sog. Momoyama-Architektur.
Um 1600. Bernhard Scheid, flickr, 2016. - ^ Die Abbildung stammt aus einer Kollektion unterhaltsamer Gedichte, zu denen Utamaro eine Serie von fünf Illustrationen schuf. Das vorliegende Bild zeigt eine Straßenszene in Edo während der Neujahrsfeiern. Straßenkünstler führen einen Löwentanz (shishimai) vor, größere Kinder amüsieren sich, kleinere fürchten sich.
Werk von Kitagawa Utamaro (1753?–1806). Edo-Zeit. Rijksmuseum, Amsterdam (RP-P-1960-11-3). - ^ Mit geschlossenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „UN-Form“ (UN-gyō). Während man dieses gehörnte Tier wtl. als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird sein hornloser Partner „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum. - ^ Mit offenem Maul entspricht dieser Löwenhund der „A-Form“ (A-gyō). Seine Gestalt ist verhältnismäßig realistisch und evoziert den Eindruck eines starken, mächtigen Tieres. Während man seinen gehörnten Partner als „Korea-Hund“ (komainu) bezeichnet, wird dieses Exemplar „Löwe“ (shishi) genannt. (Bei den meisten rezenten Beispielen gibt es diese Unterscheidung nicht.)
Kamakura-Zeit. Kyōto National Museum. - ^ Zwei imaginäre Elefanten am Giebel des Kamijinkō 上神庫 (Göttlicher Speicher) im Tōshō-gū Schrein, Nikkō. Der Entwurf der Elefanten vom Hofmaler Kanō Tan'yū folgt weitgehend dem etablierten Bild des in Japan nicht heimischen Tieres. Der Unterschied zum Fabeltier baku ist fließend.
Werk von Kanō Tan’yū (Werkstatt) (1602–1674). Eo-Zeit, 1635. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Dachdekoration in Form eines baku
Frühe Edo-Zeit. Bernhard Scheid, flickr, 2013. - ^ Aus einer Darstellung von Buddhas Ableben (nehanzu). In dieser Abbildung aus dem Altertum erscheinen baku und shishi in der gleichen ikonographischen Gestalt, in der sie heute noch im Schnitzwerk von Tempeln zu bewundern sind.
11. Jh. Wikimedia Commons. - ^ Hokusais Illustration der buddhistischen Parabel von den Blinden, die einen Elefanten beschreiben sollen. Jeder beschreibt ihn anders, keiner lügt, aber die Wahrheit geht über all diese Einzelbeschreibungen hinaus. Hokusais Elefant ist vergleichsweise realistisch, hat aber doch einige Ähnlichkeiten mit dem legendären baku.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1819. Internet Archive, (bearbeitet). - ^ Reliefdarstellung eines kirin.
China, Qing-Zeit, 17. Jh. Wikimedia Commons. - ^ Schnitzdarstellung eines kirin
Tanaka Jūyō, flickr, 2010. - ^ Drachenpferde (kirin). Beilage der ersten Nummer der Zeitung Jitsugyō Shinbun, 1895.
1895. Waseda University. - ^ Zwei dieser imaginären Vögel (hōō) zieren das Dach der Haupthalle des berühmten Amida-Tempels Byōdō-in im Süden Kyōtos. Schwarzweiß Photographie, publiziert 1966. Der Vogel ist auch auf dem derzeitigen 10.000-Yen-Schein Japans abgebildet.
Heian-Zeit, 1053. Bildquelle: John W. Bennett, Ohio State University, über Internet Archive. - ^ Das Bild stellt einen der beiden berühmten vergoldeten Tigerfische (shachi) auf dem Dach der Burg von Nagoya dar. Die shachi gelten als Wahrzeichen von Nagoya.
Werk von Utagawa Hiroshige II (1826–1869). Edo-Zeit, 1859. National museum of Asian Art, Freer Gallery of Art. - ^ Imaginärer Fisch (shachi) zur Abwehr von Bränden.
Aizu Wakamatsu Tourist Bureau. - ^ Karpfen-Banner zur Zeit des Knabenfestes (Kodomo-no-hi, 5. Tag des 5. Monats).
Die Stadt Edo ist von Nordosten zu sehen, im Hintergrund der Fuji-san. Während in der Bildmitte die Viertel der Samurai aus Suruga (Suruga-dai) liegen (links erkennt man einen Zipfel der Burg von Edo), befindet sich der Karpfen (koi) im Vordergrund im Viertel der Handwerker und Kaufleute (chōnin) nördlich des Kanda Flusses. Man erkennt, dass die Karpfen-Banner – Symbole der jugendlichen Kraft – eigentlich den militärischen Wimpeln nachempfunden sind, welche die Samurai zum Knabenfest vor ihren Häusern aufstellten.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. Brooklyn Museum. - ^ Wimpel in Form von Karpfen (koi), die zum Knabenfest, Kodomo-no-hi, am 5.5. vor vielen Häusern in Japan aufgestellt werden.
Christian Bergmeister, flickr, 2008. - ^ Japanische Zierkarpfen (nishikigoi) bei der Fütterung.
Bernard Spragg, Flickr 2009 (mit freundlicher Genehmigung).