Mythen/Daemonen: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 44: Zeile 44:
 
{{sidebox|kappa shunga.jpg|w=500|top=-200|left=-20|Utamaros Kappa}}
 
{{sidebox|kappa shunga.jpg|w=500|top=-200|left=-20|Utamaros Kappa}}
 
}}
 
}}
{{glossar:kappa|Kappa}} sind Kobolde, die an den Ufern von Gewässern hausen. Ihre Gestalt scheint aus einer Kombination von Affe und Schildkröte entstanden zu sein. Auf vielen Abbildungen tragen sie eine Art Schildkrötenpanzer auf dem Rücken. Ihr eigentümlichstes Merkmal ist jedoch eine Delle in ihrer Schädeldecke, die zugleich die größte Schwachstelle der Kappa darstellt, denn sie muss stets mit Wasser gefüllt sein. Gelingt es also, einen Kappa umzudrehen, verliert er seine Kraft. Auch soll man ihn übertölpeln können, indem man sich tief vor ihm verneigt. Erwidert er die Verbeugung, leert sich seine Delle ...
+
{{glossar:kappa|Kappa}} sind Kobolde, die an den Ufern von Gewäs·sern hausen. Ihre Gestalt scheint aus einer Kombi·nation von Affe und Schild·kröte ent·standen zu sein. Auf vielen Ab·bil·dungen tragen sie eine Art Schild·kröten·panzer auf dem Rücken. Ihr eigen·tüm·lichs·tes Merkmal ist jedoch eine Delle in ihrer Schädel·decke, die zugleich die größte Schwach·stelle der Kappa darstellt, denn sie muss stets mit Wasser gefüllt sein. Gelingt es also, einen Kappa umzu·drehen, verliert er seine Kraft. Auch soll man ihn über·tölpeln können, indem man sich tief vor ihm verneigt. Erwidert er die Verbeu·gung, leert sich seine Delle ...
{{dia|Kappa_kawaii.jpg|w=75|rahmen_w=75|rahmen_h=95|class=noborder|style=float:left;margin: -1em 1em .5em -3.5em}}Kappa werden oft mit kindlich-freundlichen Zügen dargestellt, aber sie sind heimtückisch und ziehen insbesondere Kinder gerne ins Wasser, wo diese ertrinken. Es gibt auch ein berühmtes „Frühlingsbild“ ({{glossar:shunga}}), auf dem eine Perlentaucherin (''ama'') von mehreren Kappas unter Wasser vergewaltigt wird. Wie viele andere {{glossar:youkai}} eigenen sich also auch Kappa gut für die Projektion sexueller Phantasien.  
+
{{dia|Kappa_kawaii.jpg|w=75|rahmen_w=75|rahmen_h=95|class=noborder|style=float:left;margin: -1em 1em .5em -3.5em}}Kappa werden oft mit kindlich-freundlichen Zügen dargestellt, aber sie sind heim·tückisch und ziehen ins·beson·dere Kinder gerne ins Wasser, wo diese ertrinken. Es gibt auch ein berühm·tes „Früh·lings·bild“ ({{glossar:shunga}}), auf dem eine Perlen·taucherin (''ama'') von mehreren Kappas unter Wasser ver·ge·waltigt wird. Wie viele andere {{glossar:youkai}} eigenen sich also auch Kappa gut für die Pro·jektion sexueller Phantasien.  
  
Trotz ihres unheimlichen Charakters werden Kappa auch in ländlichen Schreinen oder Volksfesten verehrt, um sie günstig zu stimmen und so der Gefahr des Ertrinkens zu entgehen. Dabei werden den Kappa oft Gurken geweiht, denn Gurken gelten als ihre Lieblingsspeise. Aus diesem Grund nennt man auch Sushi-Röllchen,  in den sich Gurken befinden ''kappa-maki''.
+
Trotz ihres unheimlichen Charakters werden Kappa auch in länd·lichen Schreinen oder Volks·festen verehrt, um sie günstig zu stimmen und so der Gefahr des Ertrin·kens zu entgehen. Dabei werden den Kappa oft Gurken geweiht, denn Gurken gelten als ihre Lieb·lings·speise. Aus diesem Grund nennt man auch Sushi-Röllchen,  in den sich Gurken befinden ''kappa-maki''.
 
   
 
   
  

Version vom 30. März 2011, 21:25 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Daemonen.

Oni und Kappa

Vorlage:Wrapper

Japanische Geisterwesen (

yōkai 妖怪 (jap.)

Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster

Geist

Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tengu-ron.jpg
  • Hyakkiyako.jpg
  • Daruma yokai kuniyoshi.jpg

) sind wie die meisten Monster aus tierischen und menschlichen Attributen zusammengesetzt. Unter den menschenähnlichen erfreuen sich neben den Tengu vor allem Oni und Kappa einer großen Bekanntheit in Japan. Beide sind in der modernen Populärkultur Japans stark präsent und werden oft niedlich und putzig (jap. kawaii) dargestellt. Wenn man aber ein wenig in die Geschichte zurückblickt, erweisen sich beide als ziemlich unheimliche Gesellen.

Oni, japanische Teufel?

oni(jap.)

Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister

Geist

Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Onihitoguchi.jpg
  • Hannya edo.jpg
  • Hokusai setsubun.jpg
  • Oni nenbutsu utamaro.jpg
  • Oni no shamisen.jpg
  • Shuten doji kiyomasu.jpg
  • Kobutori4.jpg
  • Oni sekien2.jpg
  • Oni shohaku.jpg
  • Shoki heian.jpg
  • Onigawara.jpg
  • Oni shibata.jpg
  • Shoki kuniyoshi.jpg
  • Kitano lantern.jpg
  • Oni kibi emaki.jpg
  • Tsuno daishi.jpg
  • Kobutori3.jpg
  • Oni koyasan.jpg
  • Goryo hirotsugu.jpg
  • Uzume setsubun kyosai.jpg
sind die vielleicht ältesten oder traditionellsten Gestalten in der japanischen Geisterwelt. Sie sind von men·schen·ähnlicher Gestalt, tragen jedoch Hörner, raub·tier·ar·tige Zähne und Krallen. Ihre Haut ist manchmal feuer·rot, manchmal aber auch grün oder blau. Der typische Oni ist außer·dem mit einem eisen·be·schla·genen Knüppel (kanabō) und einem Len·den·schurz aus Tiger·fell aus·gestattet.

Diese Ikonographie geht möglicherweise auf jene buddhistischen Dämonen (

ama no jaku 天邪鬼 (jap.)

buddhistischer Dämon, wtl. „böser Himmelsgeist“

Geist

Der Begriff „ama no jaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Zochoten.jpg
  • Amanojaku.jpg

) zurück, die u.a. die un·dank·bare Auf·gabe haben, den Vier Him·melswäch·tern (

Shi-Tennō 四天王 (jap.)

wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet

Der Begriff „Shi-Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 4ten W.jpg
  • Bishamon hokekyo.jpg
  • Tamonten horyuji.jpg
  • Komokuten.jpg
  • Shotoku Taishi eden schlacht.jpg
  • Jikokuten.jpg
  • Nichiren mandala.jpg
  • Shitenno met.jpg
  • 4ten O.jpg
  • 4ten N.jpg
  • Shitenno jikkansho.jpg
  • Zochoten.jpg
  • 4ten S.jpg
  • Tamonten nara.jpg

) als Podest zu dienen. Oni ähneln aber auch den Fol·ter·knech·ten (

gokusotsu 獄卒 (jap.)

Folterknechte der buddhistischen Hölle

Lebewesen

Der Begriff „gokusotsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) der bud·dhis·tischen Hölle (s. Höllen·dar·stel·lungen). Beide Arten von Dämonen erin·nern in vieler·lei Hin·sicht an christliche Teufel.

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Daemonen.

Während aber der hierzulande bekannte Teufel seine Gestalt einer Mischung aus Mensch und Ziegen·bock ver·dankt, sollen die tierischen Elemente der Oni vor allem dem Rind und dem Tiger ent·nom·men sein. Der Edo-zeit·liche Maler und Ge·spen·ster·for·scher Toriyama Sekien fand dafür auch eine durchaus einleuchtende Begründung: Er machte darauf aufmerksam, dass Dämonen — einer alten chinesischen Vorstellung zufolge — üblicherweise aus dem Nordosten kommen. Diese Himmelsrichtung wird daher auch als „Dämonentor“ (

kimon 鬼門 (jap.)

„Dämonentor“, Nord-Osten; nach alter Vorstellung die Richtung, aus der die Dämonen kommen

Geographie, Konzept

Der Begriff „kimon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) be·zeich·net. Zugleich bezeichnet man den Nordosten in der traditionellen Kalenderkunde ushitora, also „Rind-Tiger“, was wiederum dem System der Tierkreiszeichen entspricht. Insofern ist es nach Toriyama nur natürlich, dass die Dämonen auch das Aussehen von „Rind-Tigern“ haben. Ob diese Begründung nun historisch richtig ist oder nicht, sie enthält einen Hinweis, dass der charak·teris·tische japanische Oni aus der Verschmelzung einer buddhistischen Dämonengestalt mit chinesischen Elementen entstand.

„Böse“ Oni

Die religiöse Ideologie hin·ter den Dar·stel·lun·gen der buddhistischen Dämonen ist zweifellos verschieden vom Christentum: Während christliche Teufel „böse“ sind und dem Willen Gottes zu·wider·handeln, sind die bud·dhis·tischen Fol·ter·knechte ein „not·wen·diges Übel“ und tun nichts anderes als ihre Pflicht (zumin·dest solange sie ihren Dienst in der Hölle ver·richten). Psycho·logisch macht das aber kaum einen Unterschied: Oni wie Teufel sind Gegen·spieler der Menschen und werden dem ent·sprechend als Menschen mit tierischen De·forma·tionen (Hörner, Reißzähne, Klauen) dar·gestellt.

Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
Shuten Dōji

In der japanischen Sagenwelt begegnet man daher auch wirklich „bösen“ Oni, die mit europäischen Teufeln ver·gleich·bar sind. Der vielleicht berühm·teste ist Shuten Dōji. Er haust in den Bergen und raubt vor·zugs·weise schöne Frauen, die er ver·sklavt, miss·braucht und schließ·lich auf·frisst. Erst einem unge·wöhn·lich tap·feren Krieger und seinen vier Vasal·len gelingt es nach vielen Aben·teuern, Shuten Dōji zur Strecke zu bringen. Diese Geschichte wird seit dem Mittel·alter in un·zäh·ligen Varian·ten erzählt. Sie präsen·tiert den Oni als einen Dämonen, der absolut böse und gefähr·lich, jedoch — im Gegensatz zum Teufel — nicht un·sterb·lich ist.

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Daemonen.

Noch heute treten Oni-artige Masken bei zahlreichen ländlichen Volks·fes·ten (

matsuri(jap.)

religiöses (Volks-)Fest

Ritus

Der Begriff „matsuri“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Fuchsmaske.jpg
  • Fukagawa matsuri wada.jpg
  • Luck.jpg
  • Gion 2005.jpg
  • Tenno matsuri.jpg
  • Asakusa sanja.jpg

) in Erscheinung, die wie·derum er·staun·lich stark an alpine „Perchten·läufe“ und ähn·liche Prozes·sionen teufel·artiger Gestalten erinnern. In beiden Fällen ver·körpern die Masken den Winter, der rituell ver·trieben werden soll. Während derartige archaisch wirkende Bräuche in Mittel·europa auf den länd·lichen Raum beschränkt sind, weiß in Japan jedes Kind, dass man die Oni an einem bestimmten Tag mit getrock·neten Soya·bohnen aus dem Haus treiben muss. Dazu ruft man: „Oni wa soto, fuku wa uchi“ („Raus mit den Oni, rein mit dem Glück“). Dieser Tag fällt nach dem modernen Kalender auf den 3. Februar und heißt

setsubun 節分 (jap.)

„Trennung der Jahreszeiten“; trad. letzter Tag einer der vier Jahreszeiten; heute meist letzter Tag des Winters (3. Februar)

Kalender

Der Begriff „setsubun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Oni shibata.jpg
  • Luck.jpg
  • Yamabushi mibudera 2007.jpg

, was nichts anderes als „Trennung der Jahres·zeiten“ bedeutet. Es handelt sich um den letzten Tag des Winters. Auch in Japan wird also der Winter in Gestalt eines Oni fortgejagt. Im urbanen Raum hat diese „Teufels·aus·trei·bung“ jedoch nur noch den Charakter eines lustigen Kinder·festes. Liebevolle Väter setzen dann eine selbst·ge·bastelte Oni-Maske auf und lassen sich von den bohnen·werfenden Kindern aus der Wohnung scheuchen.

„Gute“ Oni

Vorlage:Wrapper Wie fast alle japanischen Monster können auch Oni zu Sympathie·trägern werden. Oder anders aus·gedrückt: Es gibt aber auch Gestal·ten, die genauso wie Oni aussehen, aber keines·wegs absolut böse sind. Dazu zählen zunächst einmal die Wind- und Donner·götter. Sie stehen für respekt·ein·flößende Natur·kräfte, die den Menschen ebenso Heil wie Unheil bringen können.

Darüber hinaus gibt es auch Oni-Gestalten, die es mit den Men·schen ein·deutig gut meinen. So erzählt etwa eine Legende, dass der emi·nente Mönch Ryōgen (912-985) — einer der wich·tigsten Patriar·chen des

Tendai-shū 天台宗 (jap.)

Tendai-Schule, chin. Tiantai

Schulrichtung

Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Hie mandara.jpg
  • Daikoku kongorinji.jpg
  • Sannotorii atago.jpg
  • Aizen mandara 1107.jpg
  • Sakai yusai.jpg
  • Hojoe iwashimizu2.jpg

— die Hörner eines Oni gehabt haben soll. Ryōgen wird daher im Volksmund auch als Tsuno Daishi, „Groß·meister Horn“ oder „gehörn·ter Groß·meister“ bezeichnet. Zugleich gilt er aber auch als eine In·karna·tion des mild·tä·tigen Bodhi·sattvas

Kannon 観音 (jap.)

auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt

Buddha

Der Begriff „Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Guanyin 12c.jpg
  • Byakue kannon.jpg
  • Yumedono2.jpg
  • Maria kannon.jpg
  • Hyakushaku kannon.jpg
  • Juichimen kannon.jpg
  • Fujin 33.jpg
  • Sanjusangendo2.jpg
  • Ofuna kannon.jpg
  • Nio sugimoto un.jpg
  • Senju kannon.jpg
  • Yokawa kannon.jpg
  • Nyoirin kannon.jpg
  • Hiroshige asakusa fischer.jpg
  • Bishamon hokekyo.jpg
  • Hokekyo 25.jpg
  • Nyoirin kannon 14c.jpg
  • Nyoirin jukkansho.jpg
  • Sendai kannon.jpg
  • Kannon fresco horyuji.jpg
  • Mantoe kannon.jpg
  • Kasugamandala 1.jpg
  • Bato kamuriki.jpg
  • Fukukensaku kannon.jpg
  • Nio sugimoto a.jpg
  • Sanjusangendo.jpg
  • Amida spinner.jpg
  • Koyasu kannon.jpg
  • Koya kannon.jpg

. Trotz oder gerade wegen seiner Oni-haften Züge wird Ryōgen von der Legende also zum Heiligen stili·siert. Auch in moder·ner Zeit hat sich ein reli·giöser Führer in gewisser Weise mit den Oni iden·ti·fiziert, indem er sich den selt·samen Vor·namen Oni-saburō zulegte (Deguchi Onisaburō, 1871-1948, Mit·be·gründer der neu·reli·giösen Rich·tung Ōmoto-kyō).

Auf den prächtig verzierten Dach·schin·deln bud·dhis·tischer Tempel grinst einem häufig eine Oni-Maske entgegen. Diese ver·kör·pert wohl keine bös·willige Kraft, sondern dient eher dem Schutz vor einer solchen. Wie schon bei den Wäch·ter·göt·tern begeg·net man hier dem Glauben, dass böse Geister am effek·tivsten von ebenso gestal·teten Wächtern im eigenen Lager ver·trie·ben werden können.

Das Aussehen allein sagt also noch nicht, ob es sich wirklich um einen furcht·ba·ren Dämon handelt oder nicht. Im übrigen haben sich die furcht·ein·flößen·den Züge der Oni mit der Zeit immer mehr ab·ge·nützt, sie werden zu·neh·mend eher als ruppige Bar·baren denn als schreck·liche Monster dar·gestellt. Auf Edo-zeit·lichen ukiyoe wirken die meisten Oni eher komisch als dämonisch.

Kappa, die Flussgeister

Vorlage:Wrapper

kappa 河童 (jap.)

Flussgeist, wtl. „Flussjunge“

Geist

Der Begriff „kappa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Aragensaburo.jpg
  • Kappa shunga.jpg
  • Kappa und Donner.jpg
  • Kappa hokusai3.jpg
  • Kappa kawaii.jpg
  • Kappa.jpg
  • Kappa hokusai.jpg
sind Kobolde, die an den Ufern von Gewäs·sern hausen. Ihre Gestalt scheint aus einer Kombi·nation von Affe und Schild·kröte ent·standen zu sein. Auf vielen Ab·bil·dungen tragen sie eine Art Schild·kröten·panzer auf dem Rücken. Ihr eigen·tüm·lichs·tes Merkmal ist jedoch eine Delle in ihrer Schädel·decke, die zugleich die größte Schwach·stelle der Kappa darstellt, denn sie muss stets mit Wasser gefüllt sein. Gelingt es also, einen Kappa umzu·drehen, verliert er seine Kraft. Auch soll man ihn über·tölpeln können, indem man sich tief vor ihm verneigt. Erwidert er die Verbeu·gung, leert sich seine Delle ...
Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

Kappa werden oft mit kindlich-freundlichen Zügen dargestellt, aber sie sind heim·tückisch und ziehen ins·beson·dere Kinder gerne ins Wasser, wo diese ertrinken. Es gibt auch ein berühm·tes „Früh·lings·bild“ (

shunga 春画 (jap.)

wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen

Bild

Der Begriff „shunga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Daruma shunga.jpg
  • Shunga kanaya kuniyoshi.jpg
  • Bobome.jpg
  • Wagojin hokusai.jpg
  • Shunga toyokuni.jpg
  • Tengu shunga.jpg
  • Shunga kunisada.jpg
  • Kappa shunga.jpg

), auf dem eine Perlen·taucherin (ama) von mehreren Kappas unter Wasser ver·ge·waltigt wird. Wie viele andere

yōkai 妖怪 (jap.)

Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster

Geist

Der Begriff „yōkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Daruma yokai kuniyoshi.jpg
  • Hyakkiyako.jpg
  • Tengu-ron.jpg
eigenen sich also auch Kappa gut für die Pro·jektion sexueller Phantasien. 

Trotz ihres unheimlichen Charakters werden Kappa auch in länd·lichen Schreinen oder Volks·festen verehrt, um sie günstig zu stimmen und so der Gefahr des Ertrin·kens zu entgehen. Dabei werden den Kappa oft Gurken geweiht, denn Gurken gelten als ihre Lieb·lings·speise. Aus diesem Grund nennt man auch Sushi-Röllchen, in den sich Gurken befinden kappa-maki.


Okuninushi hokusai.jpg
Ōkuninushi heilt den Hasen von Inaba, dem Meeresungeheuer (wani) das Fell abgezogen haben. Hokusai interpretiert Ōkuninushi als Daikoku und die wani als Krokodile.
Werk von Katsushika Hokusai (1760–1849). Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.

  1. ^  
    Hyakkiyako.jpg
    Die Szene beruht auf dem Glauben an die sogenannten tsukumogami, Geister (yōkai), die aus altem Hausrat (insbesondere bereits hundert Jahre alte Gegenstände) entstanden sind. Die hier abgebildete Parade dieser Geister wurde zum Vorbild für zahllose ähnliche Darstellungen.
    Werk von Tosa Mitsunobu (1434?–1525). Muromachi-Zeit. Bildquelle: PrTimes.
  2. ^  
    Tengu zoshi todaiji.jpg
    Detail einer ansonsten nüchternen, mittelalterlichen Darstellung der Anlage des Tōdaiji, in die an dieser Stelle zwei Mönchsnovizen beim Läuten einer Tempelglocke als tengu-Figuren eingeflochten sind. Das Original ist verloren, die Kopie stammt aus der Edo-Zeit.
    Werk von Kano Osanobu (Kopist) (1796–1846). 1817. E-Museum.