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− | {{titel | Pilgerschaft}} | + | {{titel |
| + | | Pilgerschaft |
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− | {{fl|V}}iele Formen der tra·di·tio·nel·len Reli·gions·aus·übung sind im moder·nen Japan ver·schwun·den oder werden nur noch am Rande der Ge·sell·schaft prakti·ziert, das Pilgern ({{glossar:henro}}) aber ist nach wie vor er·staun·lich beliebt.
| + | Viele Formen der traditionellen Religionsausübung sind im modernen Japan verschwunden oder werden nur noch am Rande der Gesellschaft praktiziert, das Pilgern ({{g|henro}}) aber ist nach wie vor erstaunlich beliebt. Sowohl Tempel als auch Schreine kommen als Ziel von Pilgerfahrten in Frage, doch sind buddhistische Tempel auf diesem Gebiet eher gefragt. Pilgern hat, zumindest in seiner ursprünglichen Form, etwas mit Weltabkehr zu tun, und das passt in Japan besser zum Buddhismus als zum Shintō. |
− | Obwohl sowohl Tempel als auch Schreine als Ziel von Pilger·fahrten in Frage kommen, sind bud·dhis·tische Tempel auf diesem Gebiet doch eher gefragt. Pilgern hat, zu·min·dest in seiner ur·sprüng·lichen Form, etwas mit Welt·abkehr zu tun, und das passt in Japan besser zum Buddhismus als zum Shintō.
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− | {{floatleft | + | == Warum pilgern? == |
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| | Henro.jpg | | | Henro.jpg |
| | Pilger in traditionellem Outfit | | | Pilger in traditionellem Outfit |
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| }} | | }} |
− | Auch der Tod wird nach bud·dhis·tischer Vor·stellung als Pilger·fahrt aufgefasst, daher ähnelt das japanische To·ten·kleid ({{glossar:shinishouzoku}}) einem Pilger·gewand (s.a. [[Totenriten]]). Um·ge·kehrt kann man auch sagen, dass Pilger wäh·rend ihrer Reise sozial gestor·ben sind und am Ende eine Art Wieder·geburt in die Alltags·welt erleben. | + | Das japanische Pilgergewand gleicht einer Uniform, die den Pilger symbolisch an den Zweck seines Tuns erinnert: Es ähnelt der traditionellen Arbeitskleidung, die durch Stock und Strohhut auch zu einer Reisekleidung werden konnte. Allerdings werden nur weiße Stoffe verwendet. Die Farbe Weiß drückt Reinheit und Askese aus. Eine Gebetskette ({{g|juzu}}) gemahnt ebenfalls an die religiösen Ziele der Unternehmung. Auch der Tod wird nach buddhistischer Vorstellung als Pilgerfahrt aufgefasst, daher ähnelt das japanische Totenkleid ({{g|shinishouzoku}}) einem Pilgergewand (s. [[Totenriten]]). Umgekehrt kann man auch sagen, dass Pilger während ihrer Reise sozial gestorben sind und am Ende eine Art Wiedergeburt in die Alltagswelt erleben. |
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− | Neben innerer Einkehr und Weltflucht werden japanische Pilger aber zweifel·los auch von Bedürf·nissen motiviert, die weniger reli·giöse Men·schen im allge·meinen im Urlaub suchen: Ab·wechs·lung, Abenteuer, Exotik. Diese Motive haben ebenso wie die rein spi·ri·tu·ellen bereits eine lange Tradition. In der Edo-Zeit zählten Pilger·fahrten zu den wenigen Anlässen, bei denen man die eigene Provinz verlassen durfte. Daher stellte Pilgern wohl so etwas wie die Früh·form des japanischen Tourismus dar. Auch heute ist dieser Aspekt kaum zu übersehen: Die meisten Pilger sind in Reise·bussen unter·wegs und ab·ge·sehen von Pil·ger·hut und Pilger·stab auch mit einer Kamera ausgerüstet. Eine Min·der·heit begibt sich aber nach wie vor zu Fuß auf die Suche nach innerer Ver·voll·komm·nung oder schlicht nach einer Alternative zu den Sorgen des Berufs- und All·tags·le·bens. | + | Neben innerer Einkehr und Weltflucht werden japanische Pilger aber zweifellos auch von Bedürfnissen motiviert, die weniger religiöse Menschen im allgemeinen im Urlaub suchen: Abwechslung, Abenteuer, Exotik. Diese Motive haben ebenso wie die rein spirituellen bereits eine lange Tradition. In der {{g|Edo}}-Zeit zählten Pilgerfahrten zu den wenigen Anlässen, bei denen man die eigene Provinz verlassen durfte. Daher stellte Pilgern wohl so etwas wie die Frühform des japanischen Tourismus dar. Auch heute ist dieser Aspekt kaum zu übersehen: Die meisten Pilger sind in Reisebussen unterwegs und abgesehen von Pilgerhut und Pilgerstab auch mit einer Kamera ausgerüstet. Eine Minderheit begibt sich aber nach wie vor zu Fuß auf die Suche nach innerer Vervollkommnung oder schlicht nach einer Alternative zu den Sorgen des Berufs- und Alltagslebens. |
| + | {{w500 |max=1 |
| + | | Ise sangu.jpg |
| + | | Pilgermassen in Ise, 1834 |
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− | == Bekannte Pilgerrouten == | + | == Pilgerrouten == |
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| In Japan pilgert man schon seit alter Zeit meist nicht zu einem einzigen Ziel, sondern absolviert eine festgesetzte Zahl von heiligen Orten, die zu einer fixen Route zusammengefasst sind. Es geht nicht darum, einen End- oder Höhepunkt zu erreichen, sondern ein Programm zu absolvieren, das als {{g|shuugyou}} (Übung) bezeichnet wird und aus seriell an einander gereihten gleichförmigen Einheiten besteht. Paradigmatisch für diese Art des Pilgerns sind die 33 Heiligtümer {{g|Kannon}}s, die es in mehreren Regionen gibt. Dabei ist nicht entscheidend, dass man einen bestimmten Kannon Tempel erreicht, sondern dass man genau 33 besucht, denn die Zahl 33 entspricht den Erscheinungsformen, die dieser Bodhisattva laut dem Lotos Sutra annehmen kann.<!-- | | In Japan pilgert man schon seit alter Zeit meist nicht zu einem einzigen Ziel, sondern absolviert eine festgesetzte Zahl von heiligen Orten, die zu einer fixen Route zusammengefasst sind. Es geht nicht darum, einen End- oder Höhepunkt zu erreichen, sondern ein Programm zu absolvieren, das als {{g|shuugyou}} (Übung) bezeichnet wird und aus seriell an einander gereihten gleichförmigen Einheiten besteht. Paradigmatisch für diese Art des Pilgerns sind die 33 Heiligtümer {{g|Kannon}}s, die es in mehreren Regionen gibt. Dabei ist nicht entscheidend, dass man einen bestimmten Kannon Tempel erreicht, sondern dass man genau 33 besucht, denn die Zahl 33 entspricht den Erscheinungsformen, die dieser Bodhisattva laut dem Lotos Sutra annehmen kann.<!-- |
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| === Shikoku === | | === Shikoku === |
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| | Shikokupilgrims.jpg | | | Shikokupilgrims.jpg |
| | Pilgerweg Shikoku | | | Pilgerweg Shikoku |
| | sidepage= Shikoku | | | sidepage= Shikoku |
| + | | lr=-20 |
| }} | | }} |
− | Der berühmteste serielle Pilgerweg Japans sind die 88 Tempel von Shikoku ({{g|shikokuhachijuuhakkasho}}), die sich auf eine Strecke von über tausend Kilometern kreisförmig um die gesamte Insel reihen. Es gibt natürlich wesentlich mehr als 88 Tempel auf Shikoku und viele beeindruckende Kultstätten wie etwa der {{g|konpirasan}} zählen nicht zum Shikoku Pilgerweg. Die Auswahl der Tempel tut jedoch nichts zur Sache. Sie ist von einer Tradition (die wahrscheinlich in der Edo-Zeit begründet wurde) vorgegeben und wird sowohl von Pilgern als auch von Einheimischen, die die Pilger üblicherweise freundlich empfangen, nicht in Frage gestellt. ([[Alltag/Pilgerschaft/Shikoku|Mehr dazu...]]) | + | Der berühmteste serielle Pilgerweg Japans sind die 88 Tempel von Shikoku ({{g|shikokuhachijuuhakkasho}}), die sich auf einer Strecke von über tausend Kilometern kreisförmig um die gesamte Insel reihen. Es gibt natürlich wesentlich mehr als 88 Tempel auf Shikoku und viele beeindruckende Kultstätten wie etwa der {{g|konpirasan}} zählen nicht zum Shikoku Pilgerweg. Die Auswahl der Tempel tut jedoch nichts zur Sache. Sie ist von einer Tradition (die wahrscheinlich in der Edo-Zeit begründet wurde) vorgegeben und wird sowohl von Pilgern als auch von Einheimischen, die die Pilger üblicherweise freundlich empfangen, nicht in Frage gestellt. ([[Alltag/Pilgerschaft/Shikoku|Mehr dazu...]]) |
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| | shikoku panorama.jpg | | | shikoku panorama.jpg |
| | Panoramabild von Shikoku | | | Panoramabild von Shikoku |
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| === Ise === | | === Ise === |
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− | Aus Sicht der Edo-Zeit war aber nicht Shikoku das bekannteste Ziel einer Wallfahrt, sondern {{g|Ise}}. Die Doppelanlage bestehend aus dem Inneren und dem Äußeren Schrein ({{g|Naikuu}} und {{g|Gekuu}}) hatte bereits im japanischen Mittelalter angefangen, Werbung für die besondere Wirkkraft des Ortes zu machen, indem man fahrende Priester in alle Landesteile ausschickte. Ise entwickelte sich daher schon in der Edo-Zeit zu einem Massen-Pilgerzentrum, wo etwa Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Millionen Besucher verzeichnet wurden. In diesem Fall war natürlich weniger der serielle Besuch von Einzelstätten als das Erreichen eines krönenden Abschlusses, nämlich der Schreine von Ise wichtig. Dennoch etablierten sich in der Edo-Zeit schon auf dem Weg zu den Schreinen diverse andere Zentren, die ebenfalls besucht wurden. Damals erhofften sich die Pilger einen persönlichen, materiellen Gewinn durch den Erwerb von Talismanen ({{g|ofuda}}) oder anderen Glücksbringern und erwarteten sich im übrigen auch vor Ort Spaß und Vergnügen. Daher entstanden rund um die beiden Schreine richtige Freizeitresorts mit Theatern, Gaststätten und sogar mit Bordellen. Das Zentrum dieses Pilgertourismus befand sich im übrigen in Yamada, rund um den Äußeren Schrein, den man zuerst erreichte, während der Innere Schrein oft links liegen gelassen wurde. | + | Aus Sicht der Edo-Zeit war aber nicht Shikoku das bekannteste Ziel einer Wallfahrt, sondern {{g|Ise}}. Die Doppelanlage bestehend aus dem Inneren und dem Äußeren Schrein ({{g|Naikuu}} und {{g|Gekuu}}) hatte bereits im japanischen Mittelalter angefangen, Werbung für die besondere Wirkkraft des Ortes zu machen, indem man fahrende Priester ({{g|oshi}}) in alle Landesteile ausschickte. Ise entwickelte sich daher schon in der Edo-Zeit zu einem Massen-Pilgerzentrum, wo etwa Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Millionen Besucher verzeichnet wurden. In diesem Fall war natürlich weniger der serielle Besuch von Einzelstätten als das Erreichen eines krönenden Abschlusses, nämlich der Schreine von Ise wichtig. Dennoch etablierten sich in der Edo-Zeit schon auf dem Weg zu den Schreinen diverse andere Zentren, die ebenfalls besucht wurden. Damals erhofften sich die Pilger einen persönlichen, materiellen Gewinn durch den Erwerb von Talismanen ({{g|ofuda}}) oder anderen Glücksbringern und erwarteten sich im übrigen auch vor Ort Spaß und Vergnügen. Daher entstanden rund um die beiden Schreine richtige Freizeitresorts mit Theatern, Gaststätten und sogar mit Bordellen. Das Zentrum dieses Pilgertourismus befand sich im übrigen in Yamada, rund um den Äußeren Schrein, den man zuerst erreichte, während der Innere Schrein oft links liegen gelassen wurde. |
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− | | Ise sangu.jpg
| + | Noch heute ist Ise ein beliebtes Reiseziel, vor allem zu Neujahr ({{g|hatsumoude}}) oder zu den Schreinverlegungszeremonien rund um das Jahr 2013. Doch lässt sich schwerlich von Pilgerschaft sprechen, da der Weg nach Ise nicht mehr von Bedeutung ist und zumeist mit Auto oder Zug unternommen wird. Zudem wird Ise heute in erster Linie als Ahnenschrein des Kaiserhauses angesehen, dessen Besuch eine sehr feierliche, ernste Angelegenheit, wenn nicht gar eine patriotische Pflicht darstellt. Schließlich wurden in der Nachkriegszeit bauliche Veränderungen vorgenommen, die den Besucherstrom in erster Linie auf den Inneren Schrein, den eigentlichen Schrein der {{g|Amaterasu}}, richteten. |
− | | Pilgermassen in Ise, 1834
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− | Noch heute ist Ise ein beliebtes Reiseziel, vor allem zu Neujahr ({{g|hatsumoude}}) oder zu den Schrein·verlegungs·zeremonien rund um das Jahr 2013. Doch lässt sich schwerlich von Pilgerschaft sprechen, da der Weg nach Ise nicht mehr von Bedeutung ist und zumeist mit Auto oder Zug unternommen wird. Zudem wird Ise heute in erster Linie als Ahnenschrein des Kaiserhauses angesehen, dessen Besuch eine sehr feierliche, ernste Angelegenheit, wenn nicht gar eine patriotische Pflicht darstellt. Schließlich wurden in der Nachkriegszeit bauliche Veränderungen vorgenommen, die den Besucherstrom in erster Linie auf den Inneren Schrein, den eigentlichen Schrein der {{g|Amaterasu}}, richteten. | |
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| === Yoshino und Kumano === | | === Yoshino und Kumano === |
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− | Die älteste Pilgerroute Japans führt durch die Halbinsel {{g|Kiihantou|Kii}} zu den Schreinen von {{g|Kumano}}. Die Region Kii (heute Wakayama-ken) umfasst das Bergland südlich des {{g|Yamato}}-Beckens, grenzt also direkt an jene Region, die als Wiege des japanischen Reiches bezeichnet werden kann. | + | Die älteste Pilgerroute Japans führt durch die Halbinsel {{g|Kiihantou|Kii}} zu den Schreinen von {{g|Kumano}}. Die Region Kii (heute Wakayama-ken) umfasst das Bergland südlich des {{g|Yamato}}-Beckens, grenzt also direkt an jene Region, die als Wiege des japanischen Reiches bezeichnet werden kann. |
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| 33.668795, 135.889852~Kumano Nachi Taisha~熊野那智大社~ ~ ~Kumano; | | 33.668795, 135.889852~Kumano Nachi Taisha~熊野那智大社~ ~ ~Kumano; |
| 33.731953, 135.983725~Kumano Hayatama Taisha~熊野速玉大社~ ~ ~Kumano; | | 33.731953, 135.983725~Kumano Hayatama Taisha~熊野速玉大社~ ~ ~Kumano; |
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| | type= terrain | | | type= terrain |
− | | caption= Pilgerstätten auf der Halbinsel Kii: Yoshino, Berg Kōya, Kumano (und Ise im Nordosten) | + | | caption= Pilgerstätten auf der Halbinsel Kii: Yoshino, Berg Kōya, Kumano (und Ise im Nordosten) |
| }} | | }} |
− | Wenn man sich von Nara in Richtung Süden begibt, erreicht man zunächst die Ge·birgs·ket·te von Yoshino, die schon in der Frühzeit des japanischen Buddhismus von Asketen und Weltflüchtigen wie {{g|Ennogyouja}} aufgesucht wurde. Hier befindet sich zum Beispiel der {{g|Kinpusen}}, der mit dem berühmten „Geierberg“ ({{skt:Grdhrakuta}}) in Indien gleichgesetzt wurde, wo einst Buddha seine wichtigsten Predigten (etwa das [[Lotos Sutra]]) abgehalten haben soll. Japanischen bud·dhis·tischen Le·gen·den zufolge flog dieser Gei·er·berg im heiligen [[Geschichte/Frühzeit/Empfehlung|Jahr 552]] nach Japan und bezog im Süden der alten Haupt·stadt·region sein neues Quartier. Diese legendenumwobene Region gilt als Ausgangspunkt des Kults der Bergasketen ({{g|yamabushi}}). Mit der Zeit drangen die Bergasketen immer weiter in die südlich von Yoshino gelegene Region Kumano vor und etablierten hier drei religiöse Zentren, die sogenannten „Drei Berge von Kumano“ ({{g|Kumanosanzan}}). Bald wurde es auch unter frommen buddhistischen Laien üblich, als religiöse „Übung“ eines oder mehrere dieser Zentren aufzusuchen. In der späteren {{g|Heian}}-Zeit unternahmen selbst Kaiser, in Begleitung von hunderten Hofadeligen, die beschwerliche Reise zu den drei über die Halbinsel verstreuten Kultstätten von Kumano. | + | Wenn man sich von {{g|Nara}} in Richtung Süden begibt, erreicht man zunächst die Gebirgskette von Yoshino, die schon in der Frühzeit des japanischen Buddhismus von Asketen und Weltflüchtigen wie {{g|Ennogyouja}} aufgesucht wurde. Hier befindet sich zum Beispiel der {{g|Kinpusen}}, der mit dem berühmten „Geierberg“ ({{s|Grdhrakuta}}) in Indien gleichgesetzt wurde, wo einst Buddha seine wichtigsten Predigten (etwa das [[Lotos Sutra]]) abgehalten haben soll. Japanischen buddhistischen Legenden zufolge flog dieser Geierberg im heiligen [[Geschichte/Frühzeit/Empfehlung|Jahr 552]] nach Japan und bezog im Süden der alten Hauptstadtregion sein neues Quartier. Diese legendenumwobene Region gilt als Ausgangspunkt des Kults der Bergasketen ({{g|yamabushi}}). Mit der Zeit drangen die Bergasketen immer weiter in die südlich von Yoshino gelegene Region Kumano vor und etablierten hier drei religiöse Zentren, die sogenannten „Drei Berge von Kumano“ ({{g|Kumanosanzan}}). Bald wurde es auch unter frommen buddhistischen Laien üblich, als religiöse „Übung“ eines oder mehrere dieser Zentren aufzusuchen. In der späteren {{g|Heian}}-Zeit unternahmen selbst Kaiser, in Begleitung von hunderten Hofadeligen, die beschwerliche Reise zu den drei über die Halbinsel verstreuten Kultstätten von Kumano. |
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| Sowohl die Bergasketen als auch die Pilger verfolgten eindeutig buddhistische Ziele (Erwerben von gutem {{s|karma}}), doch verehrten sie sowohl einheimische Berggottheiten als auch Buddhas und Bodhisattvas. Obwohl heute alle drei Hauptkultstätten von Kumano offiziell als „Schreine“ gelten,<!-- | | Sowohl die Bergasketen als auch die Pilger verfolgten eindeutig buddhistische Ziele (Erwerben von gutem {{s|karma}}), doch verehrten sie sowohl einheimische Berggottheiten als auch Buddhas und Bodhisattvas. Obwohl heute alle drei Hauptkultstätten von Kumano offiziell als „Schreine“ gelten,<!-- |
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| Leider lassen die Anlagen nach zahlreichen Zerstörungen und Ortswechseln heute nur noch wenig von ihrer ehemaligen Bedeutung erahnen. Lediglich der 133m hohe Wasserfall {{g|nachinotaki}} bietet eine eindrucksvolle Kombination von Natur und Kultur, wie sie für die meisten traditionellen Pilgerstätten Japans typisch ist. | | Leider lassen die Anlagen nach zahlreichen Zerstörungen und Ortswechseln heute nur noch wenig von ihrer ehemaligen Bedeutung erahnen. Lediglich der 133m hohe Wasserfall {{g|nachinotaki}} bietet eine eindrucksvolle Kombination von Natur und Kultur, wie sie für die meisten traditionellen Pilgerstätten Japans typisch ist. |
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− | == Berg Fuji == | + | === Berg Fuji === |
| | | |
− | Heilige Berge sind in Japan nicht notwendigerweise besonders hoch. Besonders im Altertum scheinen in erster Linie ebenmäßig geformte Hügel am Rande größerer Gebirgsketten — wie etwa Berg {{g|Miwayama|Miwa}} — als Kultstätten in Frage gekommen zu sein. Erst in späterer Zeit tauchte allmählich der heute berühmteste aller japanischen Berge, der {{g|fujisan}}, als Gegenstand religiöser Verehrung auf und wurde in der Edo-Zeit ein weiteres Ziel von Pil·ger·fahr·ten. Vor allem in Edo selbst entstanden diverse Bruderschaften ({{g|kou2}}), die den Berg in Form einer as·ke·tisch-religiösen Übung ge·mein·sam be·stie·gen. Frauen war der Zugang zum Fuji, ebenso wie zu anderen heiligen Bergen, zu dieser Zeit im übrigen verboten. | + | Heilige Berge sind in Japan nicht notwendigerweise besonders hoch. Besonders im Altertum scheinen in erster Linie ebenmäßig geformte Hügel am Rande größerer Gebirgsketten — wie etwa Berg {{g|Miwayama|Miwa}} — als Kultstätten in Frage gekommen zu sein. Erst in späterer Zeit tauchte allmählich der heute berühmteste aller japanischen Berge, der {{g|fujisan}}, als Gegenstand religiöser Verehrung auf und wurde in der Edo-Zeit ein weiteres Ziel von Pilgerfahrten. Vor allem in Edo selbst entstanden diverse Bruderschaften ({{g|kou2}}), die den Berg in Form einer asketisch-religiösen Übung gemeinsam bestiegen. Frauen war der Zugang zum Fuji, ebenso wie zu anderen heiligen Bergen, zu dieser Zeit im übrigen verboten. |
− | {{w500 | + | {{w500 |rh= auto |
| | Drache fuji.jpg | | | Drache fuji.jpg |
| | Fuji mit Drache | | | Fuji mit Drache |
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| }} | | }} |
− | {{w502 | rh=344 | + | {{w500 |rh= auto |
− | | Pilger1_hokusai.jpg| w1= 255| left1=-10 |top1= -10 | + | |Henro_fugakuhyakkei.jpg |
− | | Pilger2_hokusai.jpg | w2= 255| left2=-6 |top2= -10 | + | |caption= Edo-zeitliche Pilger des Fuji-san (Hokusai) |
− | | caption= Edo-zeitliche Pilger des Fuji-san (Hokusai) | + | | t= -50 | lr= -10 |b=-10 |
| | ref= 1 | | | ref= 1 |
− | }} | + | }} |
− | Die Begeisterung der Stadtbevölkerung von Edo für den Fuji-san ist sicher auch der Grund, warum der Berg in vielen Serien der {{g|ukiyoe}}-Künstler verewigt wurde. Vor allem {{g|Katsushikahokusai}} tat sich auf diesem Gebiet besonders hervor. In einer seiner Serien hat er sogar die Edo-zeitlichen Pilger selbst bildlich festgehalten. | + | Die Begeisterung der Stadtbevölkerung von Edo für den Fuji-san ist sicher auch der Grund, warum der Berg in vielen Serien der {{g|ukiyoe}}-Künstler verewigt wurde. Vor allem {{g|Katsushikahokusai}} tat sich auf diesem Gebiet besonders hervor. In einer seiner Serien hat er sogar die Edo-zeitlichen Pilger selbst bildlich festgehalten.{{Verweise |
− | {{verweise | + | |thisway=Alltag/Moenche |
| | links= | | | links= |
| * [http://www.onmarkproductions.com/html/pilgrimages-pilgrims-japan.html Resource Guide to Japanese Pilgrims & Pilgrimages], Mark Schumacher (en.)<br/>Artikel des ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]'' zum Thema Pilgerschaft. | | * [http://www.onmarkproductions.com/html/pilgrimages-pilgrims-japan.html Resource Guide to Japanese Pilgrims & Pilgrimages], Mark Schumacher (en.)<br/>Artikel des ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]'' zum Thema Pilgerschaft. |
| * [http://www5f.biglobe.ne.jp/%7Efkm-ito/index.html '' Chigatera o meguru''] (jap.)<br/> Bild-Sammlung von über 1000 Logbucheinträgen der diversen japanischen Pilgerrouten. | | * [http://www5f.biglobe.ne.jp/%7Efkm-ito/index.html '' Chigatera o meguru''] (jap.)<br/> Bild-Sammlung von über 1000 Logbucheinträgen der diversen japanischen Pilgerrouten. |
− | | update= Sept. 2016 | + | | update= Jul. 2020 |
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− | {{ThisWay|Alltag/Familie}}
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