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− | {{titel | Die Sieben Glücksgötter}} | + | | Die Sieben Glücksgötter |
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| + | Die Sieben Glücksgötter ({{g|shichifukujin}}) sind ein Sinnbild für das religiöse Streben nach diesseitigem Wohlergehen ({{g|genzeriyaku}}). Sie entstanden zusammen mit der bürgerlichen Stadtkultur im späten Mittelalter und gewannen in der {{g|edo}}-Zeit (1600–1867) ihre bekannte ikonographische Gestalt.<!-- |
| + | --><ref> Dieser Befund stammt von {{gb|Kitasadakichi}}, einem Historiker und Volkskundler der Zwischenkriegszeit, der 1935 den Aufsatz „Shichifukujin no seiritsu“ (Die Entstehung der Sieben Glücksgötter) veröffentlichte. Obwohl Kita unter anderem auch als nationalistischer Ideologe in Erinnerung geblieben ist, wird seine zeitliche Einordnung der Glücksgötter von der japanischen Volkskunde heute allgemein akzeptiert.</ref><!-- |
| + | --> Auf den ersten Blick scheint es, als ob das Glück, das sie versprechen, nur mit materiellem Gewinn zu tun hat, doch transportieren sie auch Tugenden wie Fleiß, Arbeitseifer und Selbstgenügsamkeit. Ihre Botschaften sind jedoch völlig frei von jeder transzendenten Dimension. Auf diese Weise haben sie sich mühelos aus der Vormoderne in die moderne Konsumgesellschaft hinübergerettet. Noch heute ist es bei manchen Japanern Brauch, in der Neujahrsnacht ein Bild der Glücksgötter unter den Kopfpolster zu legen, um das Neue Jahr mit einem glücksverheißenden Traum zu beginnen. |
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| + | |Glücksgötter und Schatzschiff |
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| + | == Shintōistisch? Buddhistisch? == |
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− | {{fl|D}}ie Sieben Glücksgötter ({{glossar:shichifukujin}}) sind ein Sinn·bild für das religiöse Streben nach dies·seitigem Wohl·er·gehen ({{glossar:genzeriyaku}}). | + | Heute gelten die {{g|fukujin}} zwar als Shintō-Götter ({{g|kami}}), doch sie tragen viele buddhistische oder daoistische Merkmale aus der Zeit ihrer Entstehung, als die Trennwand zwischen {{s|buddha|Buddhas}} und ''kami'' noch wesentlich durchlässiger war. Sie vereinen die mildtätige Barmherzigkeit der {{s|bodhisattva|Bodhisattvas}}, die ehrfurchtgebietende Strenge der Wächtergötter ({{g|tenbu}}) und das daoistische Versprechen des Langen Lebens mit einer bodenständigen Lebenstüchtigkeit und sind damit ein anschauliches Beispiel für den unverkrampften Umgang der japanischen Kultur mit verschiedenen religiösen Traditionen. |
− | Sie ent·standen zusam·men mit der bürger·lichen Stadt·kultur im späten Mittel·alter und gewan·nen in der {{glossar:edo}}-Zeit (1600–1867) ihre be·kannte ikono·graphische Gestalt.<ref> Dieser Befund stammt von Kita Sadakichi, einem umstrittenen Historiker und Volkskundler der Zwischenkriegszeit, der 1935 den Aufsatz „Shichifukujin no seiritsu“ (Die Entstehung der Sieben Glücks·götter) ver·öffent·lichte. Kitas zeit·liche Ein·ordnung der Glücks·götter wird jedoch von der japa·nischen Volks·kunde heute allge·mein akzep·tiert.</ref>
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− | Auf den ersten Blick scheint es, als ob das Glück, das sie versprechen, nur mit materiel·lem Gewinn zu tun hat, doch transpor·tieren sie auch Tugen·den wie Fleiß, Arbeits·eifer und Selbst·genüg·sam·keit. Ihre Botschaften sind jedoch völlig frei von jeder trans·zen·denten Dimen·sion. Auf diese Weise haben sie sich mühe·los aus der Vor·moderne in die moderne Konsum·gesell·schaft hin·über·gerettet.
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− | Heute gelten die ''fukujin'' zwar als Shinto-Götter ({{glossar:kami}}), doch sie tragen viele buddhistische oder daoistische Merk·male aus der Zeit ihrer Ent·stehung, als die Trenn·wand zwischen {{skt:buddha|Buddhas}} und Kami noch wesent·lich durch·lässiger war.
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− | Sie ver·einen die mild·tätige Barm·herzig·keit der {{skt:bodhisattva|Bodhisattvas}}, die ehr·furcht·gebie·tende Strenge der Wächtergötter {{g|tenbu}} und das daois·tische Ver·sprechen des Langen Lebens mit einer boden·stän·digen Lebens·tüchtig·keit und sind damit ein an·schau·liches Bei·spiel für den un·ver·krampf·ten Um·gang der japani·schen Kultur mit ver·schie·denen religiösen Tradi·tionen. | |
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| + | | Moderne Glücksgötter |
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− | Noch heute ist es Brauch, in der Neujahrsnacht ein Bild der Glücks·götter unter den Kopf·polster zu legen, um das Neue Jahr mit einem glücks·ver·heißenden Traum zu begin·nen. Auch kleine Pilger·fahrten zu Sieben Tempeln oder Schreinen, die jeweils einem der Götter ge·wid·met sind, erfreuen sich am Jahres·anfang großer Beliebt·heit. Jeder Gott kann aber auch allein an·ge·betet werden und hat seinen eigenen Zustän·dig·keits·bereich.
| + | Pilgerfahrten zu Sieben Glücksgöttern erfreuen sich besonders am Jahresanfang großer Beliebtheit. Meistens handelt es sich um sieben Stationen, die im Zuge eines längeren Spaziergangs leicht an einem Tag besucht werden können. Oft wechseln sich buddhistische Tempel und Shintō Schreine innerhalb dieser Routen ab. Jeder Gott kann aber auch allein angebetet werden, wobei es für die meisten sowohl Tempel als auch Schreine gibt. |
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− | {{H2+3| Die einzelnen Fukujin }}
| + | == Die einzelnen Fukujin == |
− | ===Daikoku===
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− | {{Sidebox|sidepage=Daikoku|Daikoku_motoyama.jpg|w=160|left=-10|top=-10|Metamorphosen des Daikoku}} | + | === Daikoku === |
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| | Daikoku | | | Daikoku |
− | }}{{glossar:daikoku}} ist so etwas wie der Anführer aller sieben Glücks·götter, viel·leicht, weil er am längsten in dieser Funktion ver·ehrt wird. Zu seinen wich·tigsten Emble·men zählen Reis·sack und Glücks·ham·mer. Er steht in erster Linie für Wohl·ergehen in Form von Nah·rung, doch so wie der gebündelte Reis einst auch ein Zahlungs·mittel war, lässt sich sein Zu·stän·dig·keits·bereich leicht auf jede Form von materiel·lem Wohlstand aus·dehnen. Sein Boten·tier ist die Maus, die im [[Texte/Yin und Yang/Tierkreis | chine·sischen Horoskop]] eben·falls mit Reich·tum (oder Geiz) asso·ziiert wird. Wenn Daikoku als ein·zelne Gott·heit verehrt wird, bewacht mitun·ter ein Paar Mäuse seinen Tempel oder Schrein. | + | | ref= 1 |
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| + | {{g|daikoku}} (auch {{g|Daikokuten}}) ist so etwas wie der Anführer aller sieben Glücksgötter, vielleicht, weil er am längsten in dieser Funktion verehrt wird. Zu seinen wichtigsten Emblemen zählen Reissack und Glückshammer. Er steht in erster Linie für Wohlergehen in Form von Nahrung, doch so wie der gebündelte Reis einst auch ein Zahlungsmittel war, lässt sich Daikokus Zuständigkeitsbereich auf jede beliebige Form von materiellem Wohlstand und insbesondere auf das Geld ausdehnen. Sein Botentier ist die Maus, die im chinesischen Horoskop ebenfalls mit Reichtum (oder Geiz) assoziiert wird (s. {{showTitel|Himmelskunde}}; {{showTitel|Junishi}}). Wenn Daikoku als einzelne Gottheit verehrt wird, bewacht mitunter ein Paar Mäuse seinen Tempel oder Schrein. |
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| + | Daikoku trägt manchmal den Göttertitel {{g| ten}}, was ihn als mit dem Buddhismus in Zusammenhang stehende {{s|Deva}}-Gottheit ausweist. Konkret handelt es sich um die zornvolle tantristische Gottheit {{s|Mahakala}}. Beide Namen lassen sich als „Großer Schwarzer“ übersetzen. Ältere Darstellungen zeigen Daikoku daher auch mit schwarzer Haut und drei Gesichtern. Einige seltene Daikoku-Bilder ähneln sogar den Mahakala Darstellungen des tibetischen Buddhismus, mit furchteinflößenden Attributen wie Raubtierzähnen, Schmuck aus Schlangen und Totenschädeln und dgl. mehr. Doch gibt es seit altersher auch eine „einheimische“ Variante des Daikoku, in der er als einfacher Bauer auftritt. In dieser Gestalt wird er auch häufig mit dem mythologischen Gott {{g|ookuninushi}} identifiziert. ([[{{FULLPAGENAME}}/Daikoku|Mehr dazu...]]) |
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− | Daikoku trägt manchmal den Göttertitel {{glossar: ten}}, was ihn als mit dem Buddhismus in Zusammenhang stehende {{skt:Deva}}-Gottheit ausweist. Konkret handelt es sich um die zornvolle tantristische Gottheit {{skt:Mahakala}}. Beider Namen lassen sich als „Großer Schwarzer“ über·setzen. Ältere Darstellungen zeigen Daikoku daher auch mit schwarzer Haut und drei Gesichtern. Einige seltene Daikoku Bilder ähneln sogar den Mahakala Dar·stel·lungen des tibeti·schen Bud·dhis·mus, mit furcht·ein·flößenden Attri·buten wie Raub·tier·zähnen, Schmuck aus Schlangen und Toten·schädeln und dgl. mehr. Doch gibt es seit alters·her auch eine „ein·heimi·sche“ Variante des Daikoku, in der er als ein·facher Bauer auf·tritt. In dieser Gestalt wird er auch häufig mit dem mytho·logi·schen Gott {{glossar:ookuninushi}} iden·tifiziert. ([[{{FULLPAGENAME}}/Daikoku|Mehr dazu...]]) | + | Auf vielen Bildern ist Daikoku zusammen mit {{g|Ebisu}}, dem Gott des Fischfangs, zu sehen. Daikoku und Ebisu sorgen für die materiellen Grundbedürfnisse, die Ernährung, und vertreten oft die Gesamtheit der Glücksgötter, sozusagen in kleiner Besetzung. |
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− | Auf vielen Bildern ist Daikoku zusammen mit Ebisu, dem Gott des Fisch·fangs, zu sehen. Daikoku und Ebisu sorgen für die materiel·len Grund·be·dürf·nisse, die Ernäh·rung, und ver·treten oft die Gesamt·heit der Glücksgöt·ter, sozu·sagen in kleiner Besetzung.
| + | === Ebisu === |
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− | ===Ebisu=== | + | {{floatright | sidebox=1 |
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− | {{glossar:ebisu}} trägt die klassische Hoftracht ({{glossar:kariginu}}), die heute noch von [[Alltag/Schreinpriester | Shinto-Priestern]] benützt wird, in der Edo-Zeit aber auch von Bauern und Hand·werkern getragen wurde. Anhand seiner Attri·bute ist er deut·lich als Gott des Fisch·fangs zu er·ken·nen: Er hält eine Angel und trägt eine riesige Rote Meer·brasse (''tai'') unter dem Arm. Den·noch scheint er in manchen Gegen·den auch als Gott der Land·wirt·schaft ver·ehrt worden zu sein. Heute ist er unter Laden·besit·zern, Klein·gewerbe·treiben·den und Wir·ten beson·ders populär. Auch die bekannte Bier·marke „Yebisu“ trägt seinen Namen. | + | {{g|ebisu}} trägt die klassische Hoftracht ({{g|kariginu}}), die heute noch von [[Alltag/Schreinpriester | Shintō-Priestern]] benützt wird, in der Edo-Zeit aber auch von Bauern und Handwerkern getragen wurde. Anhand seiner Attribute ist er deutlich als Gott des Fischfangs zu erkennen: Er hält eine Angel und trägt eine riesige Rote Meerbrasse ({{g|tai}}) unter dem Arm. Dennoch scheint er in manchen Gegenden auch als Gott der Landwirtschaft verehrt worden zu sein. Heute ist er unter Ladenbesitzern, Kleingewerbetreibenden und Wirten besonders populär. Auch die bekannte Biermarke „Yebisu“ trägt seinen Namen. |
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− | Ebisu gilt als der einzige „einheimische“ Gott unter den Shichi Fukujin, sein Name dürfte aller·dings die Grund·bedeutung „Fremder“ besitzen. Laut manchen Schrein·legen·den wird er mit dem so·genann·ten „Blutegel-Kind“ ({{glossar:hiruko}}), dem ersten und etwas miss·glück·ten Spröss·ling des Ur·göt·ter·paares {{glossar:izanagi}} und {{glossar:izanami}} in Ver·bindung gebracht. (Diese Her·leitung ent·stammt wohl dem {{glossar:Nishinomiyajinja}} in der Nähe von Ōsaka, einem Zentrum des Ebisu-Kultes, beruht jedoch nicht auf klas·sischen Quel·len wie {{glossar:kojiki}} oder {{glossar:nihonshoki}}.) Anderer·seits wird Ebisu auch gern mit der mytho·logi·schen Zwerg-Gottheit {{Glossar:Sukunabikona}} asso·ziiert, eine Art Alterego des oben genannten Ōkuninushi (Daikoku). In beiden Fällen soll Ebisu über das Meer nach Japan gekommen sein. Dieses Motiv eines Fremden, der per Schiff quasi auf Besuch kommt und wieder verschwindet, könnte auch dem Schatzschiff, auf dem die gesamte Gruppe der Glücksgötter häufig abgebildet ist, zugrunde liegen. ([[{{FULLPAGENAME}}/Ebisu|Mehr dazu...]]) | + | Ebisu gilt als der einzige „einheimische“ Gott unter den Shichi Fukujin, sein Name dürfte allerdings die Grundbedeutung „Fremder“ besitzen. Laut manchen Schreinlegenden wird er mit dem sogenannten „Blutegel-Kind“ ({{g|hiruko}}), dem ersten und etwas missglückten Sprössling des Urgötterpaares {{g|izanagi}} und {{g|izanami}} in Verbindung gebracht. (Diese Herleitung entstammt wohl dem {{g|Nishinomiyajinja}} in der Nähe von Ōsaka, einem Zentrum des Ebisu-Kultes, beruht jedoch nicht auf klassischen Quellen wie {{g|kojiki}} oder {{g|nihonshoki}}.) Andererseits wird Ebisu auch gern mit der mythologischen Zwerg-Gottheit {{g|Sukunabikona}} assoziiert, eine Art Alterego des oben genannten Ōkuninushi (Daikoku). In beiden Fällen soll Ebisu über das Meer nach Japan gekommen sein. Dieses Motiv eines Fremden, der per Schiff quasi auf Besuch kommt und wieder verschwindet, könnte auch dem Schatzschiff, auf dem die gesamte Gruppe der Glücksgötter häufig abgebildet ist, zugrunde liegen. ([[{{FULLPAGENAME}}/Ebisu|Mehr dazu...]]) |
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− | ===Benzaiten=== | + | === Benzaiten === |
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| }} | | }} |
− | {{glossar:benzaiten}} oder abgekürzt Benten („Deva der Bered·samkeit“) ist die einzige Frau unter den Sieben Glücks·göttern. Allein schon auf·grund ihrer äußeren Er·schei·nung steht Benten für Anmut. In den meisten Ab·bildun·gen hält sie eine {{glossar:biwa}}-Laute in der Hand. Dieses Instru·ment hat sie von ihrer indischen Ahnin, der Fluss·göt·tin {{skt:Sarasvati}} über·nommen. Beide Göttin·nen sind aus·gehend vom Wasser auch für Be·red·sam·keit, für Musik, für das Wissens und die Künste zuständig. | + | {{g|benzaiten}} oder abgekürzt Benten („Deva der Beredsamkeit“) ist die einzige Frau unter den Sieben Glücksgöttern. Allein schon aufgrund ihrer äußeren Erscheinung steht Benten für Anmut. In den meisten Abbildungen hält sie eine {{g|biwa}}-Laute in der Hand. Dieses Instrument hat sie von ihrer indischen Ahnin, der Flussgöttin {{s|Sarasvati}} übernommen. Beide Göttinnen sind ausgehend vom Wasser auch für Beredsamkeit, für Musik, für das Wissens und die Künste zuständig. |
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| + | | Sarasvati |
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| + | }} |
| Der Glücksaspekt Benzaitens kann natürlich ebenfalls vom Wasser herrühren, also von Benzaitens Einfluss auf den Regen und damit auf die Landwirtschaft. Noch direkter scheint aber eine heute fast in Vergessenheit geratene Darstellung einer achtarmigen Benzaiten mit ihrer Funktion als Glücksgöttin in Verbindung zu stehen. | | Der Glücksaspekt Benzaitens kann natürlich ebenfalls vom Wasser herrühren, also von Benzaitens Einfluss auf den Regen und damit auf die Landwirtschaft. Noch direkter scheint aber eine heute fast in Vergessenheit geratene Darstellung einer achtarmigen Benzaiten mit ihrer Funktion als Glücksgöttin in Verbindung zu stehen. |
− | In dieser Gestalt hält Benzaiten ein buddhistisches Wunschjuwel ({{glossar:nyoinotama}}) in der Hand und ist häufig von fünfzehn (oder sechzehn) Jünglingen umgeben, die ihre wohltätigen Eigenschaften repräsentieren. | + | In dieser Gestalt hält Benzaiten ein buddhistisches Wunschjuwel ({{g|nyoinotama}}) in der Hand und ist häufig von fünfzehn (oder sechzehn) Jünglingen umgeben, die ihre wohltätigen Eigenschaften repräsentieren. |
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| + | | Benten-Schreininsel Enoshima |
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| + | }} |
| + | Trotz der verschiedenen Erscheinungsformen, die Benzaiten im Laufe ihrer Geschichte zugeschrieben wurden, hat sie ihre enge Verbindung zum Wasser stets beibehalten. Ihre Schreine oder Tempel befinden sich sind fast immer auf natürlichen oder künstlichen Inseln, sind also ganz von Wasser umgeben. In Kamakura gibt es darüber hinaus den berühmten Zeniarai-Benten Schrein — den Schrein der „geldwaschenden Benten“. Wer an der dortigen Quelle sein Geld wäscht, darf auf dessen wundersame Vermehrung hoffen. ([[{{FULLPAGENAME}}/Benzaiten|Mehr dazu...]]) |
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− | Trotz der verschiedenen Erscheinungsformen, die Benzaiten im Laufe ihrer Geschichte zugeschrieben wurden, hat sie ihre enge Verbin·dung zum Wasser stets bei·behalten. Ihre Schreine oder Tempel befinden sich sind fast immer auf natürlichen oder künstlichen Inseln, sind als ganz von Wasser um·geben. In Kamakura gibt es darüber hinaus den berühm·ten Zeniarai-Benten Schrein — den Schrein der „geld·waschen·den Benten“. Wer an der dortigen Quelle sein Geld wäscht, darf auf dessen wunder·same Vermeh·rung hoffen. ([[{{FULLPAGENAME}}/Benzaiten|Mehr dazu...]])
| + | === Bishamon-ten === |
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− | ===Bishamon-ten===
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− | |Bishamon-ten | + | | Bishamon-ten |
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| }} | | }} |
− | Der Name {{glossar:bishamonten}} leitet sich von skt. {{skt:Vaishravana}} ab. Vaishravana ist einer der Vier Himmelskönige ({{glossar:shitennou}}), und zwar der Hüter des Nordens. In Japan ist Bishamon-ten auch unter dem Namen {{glossar:Tamonten}} (einer Über·setzung des Sanskrit·namens mit der Bedeutung „der alles Hörende“) bekannt. Zu seinen Attributen zählen ein Dreizack und eine kleine Pagode. In der klas·sischen Ikono·graphie strahlt er die Würde eines Feld·herren aus und wurde in früherer Zeit auch mit der Bitte um Kriegs·glück an·ge·betet. Auch als Glücks·gott wird er immer in chinesischer Rüstung dargestellt. | + | Der Name {{g|bishamonten}} leitet sich von skt. {{s|Vaishravana}} ab. Vaishravana ist einer der Vier Himmelskönige ({{g|shitennou}}), und zwar der Hüter des Nordens. In Japan ist Bishamon-ten auch unter dem Namen {{g|Tamonten}} (einer Übersetzung des Sanskritnamens mit der Bedeutung „der alles Hörende“) bekannt. Zu seinen Attributen zählen ein Dreizack und eine kleine Pagode. In der klassischen Ikonographie strahlt er die Würde eines Feldherren aus und wurde in früherer Zeit auch mit der Bitte um Kriegsglück angebetet. Auch als Glücksgott wird er immer in chinesischer Rüstung dargestellt. |
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− | Besonders im frühen japanischen Buddhismus erfreute sich Bishamon-ten einer großen Be·liebt·heit. Das [[Texte/Sutra/Goldglanz Sutra|Goldglanz Sutra]] portraitiert ihn als Er·finder einer Gebets·formel ({{skt:Mantra}}), die alle Wünsche verwirklichen hilft. Obwohl seine Bedeutung mit der Zeit abnahm, entwickelte sich ein dem Bishamon-ten geweihter Tempel, der {{glossar:Kuramadera}} in den Bergen nördlich von Kyōto, im japanischen Mittelalter zu einer Art Pilgerzentrum für die Stadtbevölkerung. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum diese kriegerische Gottheit in den ursprünglich aus Kyoto stammenden Kreis der Sieben Glücksgötter aufgenommen wurde. Doch auch der indische Vorläufer dieser Gottheit konnte als Reichtumsgottheit angebetet werden. ([[{{FULLPAGENAME}}/Bishamonten|Mehr dazu ...]]) | + | Besonders im frühen japanischen Buddhismus erfreute sich Bishamon-ten einer großen Beliebtheit. Das [[Denken/Sutra/Goldglanz Sutra|Goldglanz Sutra]] portraitiert ihn als Erfinder einer Gebetsformel ({{s|Mantra}}), die alle Wünsche verwirklichen hilft. Obwohl seine Bedeutung mit der Zeit abnahm, entwickelte sich ein dem Bishamon-ten geweihter Tempel, der {{g|Kuramadera}} in den Bergen nördlich von Kyōto, im japanischen Mittelalter zu einer Art Pilgerzentrum für die Stadtbevölkerung. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum diese kriegerische Gottheit in den ursprünglich aus Kyōto stammenden Kreis der Sieben Glücksgötter aufgenommen wurde. Doch auch der indische Vorläufer dieser Gottheit konnte als Reichtumsgottheit angebetet werden. ([[Essays/Bishamon-ten|Mehr dazu ...]]) |
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− | ===Hotei=== | + | === Hotei === |
− | {{Sidebox|sidepage=Hotei|putai.jpg|w=140|top=-15|Budai/Hotei}} | + | |
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| |Hotei_masanobu.jpg | | |Hotei_masanobu.jpg |
| |Hotei (15. Jh.) | | |Hotei (15. Jh.) |
| + | | ref= 1 |
| }} | | }} |
− | Die Figur des {{glossar:hotei}} geht auf die legenden·umwo·bene Gestalt des chi·nesi·schen Mönchs Qici (auch Changting zi) zurück. Dieser führte im neun·ten Jahr·hun·dert ein Wan·der·le·ben als Bet·tel·mönch. Er trug seine Hab·selig·kei·ten stets in einem großen Sack mit sich, so·dass er vor allem unter sei·nem Spitz·na·men „Jute·sack“ (chin. Budai oder Pu-tai, jap. Hotei) bekannt wurde. | + | Die Figur des {{g|hotei}} geht auf die legendenumwobene Gestalt des chinesischen Mönchs {{g|Qici}} (auch Changting zi) zurück. Dieser führte im neunten Jahrhundert ein Wanderleben als Bettelmönch. Er trug seine Habseligkeiten stets in einem großen Sack mit sich, sodass er vor allem unter seinem Spitznamen „Jutesack“ (chin. {{g|Budai}} oder Pu-tai, jap. Hotei) bekannt wurde. |
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− | Budai/Hotei erwies sich nach seinem irdi·schen Leben als In·karna·tion des {{skt:Bodhisattva}} {{skt:Maitreya}} (jap. {{Glossar:Miroku}}, chin. Mile-fo, auch als „Buddha der Zukunft“ bekannt) und wurde in China zum typi·schen „Lachen·den Buddha“. Be·son·ders be·liebt ist er im Chan/Zen Bud·dhis·mus, wo seine Heiter·keit als Aus·druck der Selbst·genüg·sam·keit be·grif·fen wird. Er stellt er ein be·lieb·tes Motiv der Zen Tusche·zeich·nungen ({{glossar:zenga}}) dar. ([[{{FULLPAGENAME}}/Hotei|Mehr dazu ...]]) | + | Budai/Hotei erwies sich nach seinem irdischen Leben als Inkarnation des {{s|Bodhisattva}} {{s|Maitreya}} (jap. {{g|Miroku}}, chin. Mile-fo, auch als „Buddha der Zukunft“ bekannt) und wurde in China zum typischen „Lachenden Buddha“. Besonders beliebt ist er im Chan/{{g|Zen}} Buddhismus, wo seine Heiterkeit als Ausdruck der Selbstgenügsamkeit begriffen wird. Er stellt ein beliebtes Motiv der Zen-Tuschezeichnungen ({{g|zenga}}) dar. ([[{{FULLPAGENAME}}/Hotei|Mehr dazu ...]]) |
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| ===Fukurokuju und Jurōjin=== | | ===Fukurokuju und Jurōjin=== |
− | {{w502 | + | |
| + | {{g|fukurokuju}} (wtl. „Glück-Erfolg-Langes Leben“) und {{g|juroujin|Jurōjin}} (wtl. „Alter Mann des Langen Lebens“) erscheinen beide als alte Männer und sind mit allen möglichen Eigenschaften und Emblemen daoistischer Unsterblicher ausgestattet. Dazu gehört auch die markante, phallisch anmutende Form ihres Schädels, der allerdings oft dezent unter einer Kappe verborgen ist. Beide Götter tragen das Zeichen {{g|ju|寿}} für Langes Leben im Namen und gewähren den entsprechenden Wunsch. |
| + | Die tierischen Begleiter der beiden sind Kranich, Schildkröte und Hirsch, wobei der letztere meist an der Seite von Jurōjin zu finden ist. Vor allem die Schildkröte, aber auch Kranich und Hirsch gelten als Symboltiere des Langen Lebens. |
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| + | {{w502| rh= 300 |
| |jurojin buncho.jpg |top1=-35 | | |jurojin buncho.jpg |top1=-35 |
| |fukurokuju tani buncho.jpg | | |fukurokuju tani buncho.jpg |
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| |Fukurokuju | | |Fukurokuju |
| |caption= Glücksgötter von Tani Buncho (späte Edo-Zeit) | | |caption= Glücksgötter von Tani Buncho (späte Edo-Zeit) |
| + | | hell= hell |
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| }} | | }} |
− | {{glossar:fukurokuju}} (wtl. „Glück-Erfolg-Langes Leben“) und {{glossar:juroujin|Ju·rō·jin}} (wtl. „Alter Mann des Lan·gen Lebens“) erschei·nen beide als alte Männer und sind mit allen mögli·chen Eigen·schaf·ten und Emblemen daois·tischer Un·sterb·licher aus·ge·stat·tet. Dazu gehört auch die markante, phal·lisch anmu·tende Form ihres Schädels, der aller·dings oft dezent unter einer Kappe ver·borgen ist. Beide Götter tragen das Zeichen {{glossar:ju|寿}} für Langes Leben im Namen und ge·währen den ent·spre·chen·den Wunsch.
| + | Trotz ihrer unverkennbar daoistischen Attribute sind die beiden Gottheiten als solche in China selbst nicht zu finden. Fuku-roku-ju (chin. {{g|fulushou|''fu-lu-shou''}}) bezeichnet jedoch eine Gruppe von drei chinesischen Glücksgöttern, die u.a. im {{g|Fengshui}} eine wichtige Rolle spielen. Jurōjin könnte aus einem der vielen Namen für den Südlichen Polarstern (Canopus) abgeleitet sein. Dieser wird in China selbst als Gottheit des Langen Lebens und als Verkörperung {{g|laozi|Laotse’s}} angesehen. |
− | Die tierischen Begleiter der beiden sind Kranich, Schild·kröte und Hirsch, wobei der letztere meist an der Seite von Jurōjin zu finden ist. Vor allem die Schildkröte, aber auch Kranich und Hirsch gelten als Symbol·tiere des Langen Lebens.
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− | Trotz ihrer unverkennbar daoistischen Attribute sind die beiden Gott·heiten als solche in China selbst nicht zu finden. Fuku-roku-ju (chin. ''fu-lu-shou'') be·zeich·net jedoch eine Gruppe von drei chinesi·schen Glücks·göttern, die u.a. im Feng shui eine wichtige Rolle spielen. Jurōjin könnte eine Be·zeich·nung für den Süd·lichen Polar·stern (Canopus) sein, der in China selbst als Gottheit des Langen Lebens und als Verkör·perung {{glossar:laozi|Laotse’s}} gilt.
| + | Fukurokuju und Jurōjin sind somit aus allerlei daoistischen Versatzstücken zusammengesetzt, die um das Thema „Langes Leben“ kreisen und sich im Grunde beliebig kombinieren lassen. Daher verwundert es nicht weiter, dass sie mitunter zu einem Gott verschmolzen wurden. In diesem Fall wurde die Gruppe der ''shichi fukujin'' beispielsweise durch die weibliche Gottheit {{g|kichijouten}} (auch Kisshōten) ergänzt. |
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− | Fukurokuju und Jurōjin sind somit aus allerlei daoistischen Versatz·stücken zu·sammen·gesetzt, die um das Thema „Langes Leben“ kreisen und sich im Grunde beliebig kombi·nieren lassen. Daher ver·wundert es nicht weiter, dass sie mit·un·ter zu einem Gott ver·schmol·zen wurden. In diesem Fall wurde die Gruppe der Shichi Fukujin bei·spiels·weise durch die weib·liche Gottheit {{glossar:kichijouten}} (auch Kisshōten) ergänzt. | |
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| ==Wieso Sieben?== | | ==Wieso Sieben?== |
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− | Vorbilder oder Verwandte der Sieben Glücksgötter finden sich vor allem in China, dort sind es aber üblicher·weise acht daois·tische Un·sterb·liche, die zusam·men auf einem Boot zur Insel der Glück·selig·keit unter·wegs sind. Es gibt ver·schiedene Theorien, wieso man sich in Japan statt dessen auf die Zahl Sieben fest·legte. So wird z.B. immer wieder auf die Sieben Übel (''shichinan''), bzw. die Sieben Tugen·den (''shichi shōzai'') des Bud·dhis·mus hin·ge·wiesen.<ref>Im Sutra der Barmherzigen Könige, Ninnō-kyō, heißt es im Zusammenhang mit dem Rezitieren eines Sutrentextes: „... da vergingen die Sieben Übel, und die Sieben Wohltaten entstanden“ (''shichinan sokumetsu, shichifuku sokushō'' 七難即滅七福即生). Diese Wendung wurde in späteren Schriften des japanischen Buddhismus häufig zitiert. Worin die Sieben Übel bestehen, wird allerdings unterschiedlich angegeben. (Kita 1935, in Miyata 1998, S. 300). </ref> Die Zahl Sieben spielt aber auch im chinesi·schen [[Texte/Himmelskunde/Astrologie | Polar·stern-Glauben]] eine wichtige Rolle (Anzahl der Sterne im Stern·bild des Großen Wagens). Auch die Sieben Weisen im Bambus·hain, eine Gruppe chine·sischer Philo·sophen, die gerne auf den Tusch·male·reien der mittelalterlichen Zen-Mönche dar·ge·stellt wurde, könnten eine Inspria·tions·quelle der Shichi Fukujin gewesen sein.<ref>Laut Kita soll ein gewisser Mönch Keishun 瓊春 bereits im 15. Jh. ein Bild gemalt haben, in dem die Götter Ōkuninushi, Hiruko, Uzume, Bishamon, Fukurokuju, Jurōjin und Hotei in Imitation der Sieben Weisen im Bambushain dargestellt wurden. Das Original wurde allerdings 1473 durch Brand vernichtet und ist nur in Kopien erhalten. Jedenfalls entsprechen diese Götter weitgehend den späteren Glücksgöttern, lediglich {{glossar:Amenouzume}} wurde durch Benzaiten ersetzt. (Ibid, S. 301–302)</ref> | + | Vorbilder oder Verwandte der Sieben Glücksgötter finden sich vor allem in China, dort sind es aber üblicherweise acht daoistische Unsterbliche, die zusammen auf einem Boot zur Insel der Glückseligkeit unterwegs sind. Es gibt verschiedene Theorien, wieso man sich in Japan statt dessen auf die Zahl Sieben festlegte. So wird z.B. immer wieder auf die Sieben Übel ({{g|shichinan}}), bzw. die Sieben Tugenden ({{g|shichishouzai}}) des Buddhismus hingewiesen.<ref>Im Sutra der Barmherzigen Könige, {{gb|Ninnoukyou}}, heißt es im Zusammenhang mit dem Rezitieren eines Sutrentextes: „... da vergingen die Sieben Übel, und die Sieben Wohltaten entstanden“ (''shichinan sokumetsu, shichifuku sokushō'' 七難即滅七福即生). Diese Wendung wurde in späteren Schriften des japanischen Buddhismus häufig zitiert. Worin die Sieben Übel bestehen, wird allerdings unterschiedlich angegeben. (Kita 1935, in Miyata 1998, S. 300). </ref> Die Zahl Sieben spielt aber auch im chinesischen [[Denken/Himmelskunde | Polarstern-Glauben]] eine wichtige Rolle (Anzahl der Sterne im Sternbild des Großen Wagens). Auch die Sieben Weisen im Bambushain, eine Gruppe chinesischer Philosophen, die gerne auf den Tuschmalereien der mittelalterlichen Zen-Mönche dargestellt wurde, könnten eine Inspriationsquelle der Shichi Fukujin gewesen sein.<ref>Laut Kita soll ein gewisser Mönch Keishun 瓊春 bereits im 15. Jh. ein Bild gemalt haben, in dem die Götter Ōkuninushi, Hiruko, Uzume, Bishamon, Fukurokuju, Jurōjin und Hotei in Imitation der Sieben Weisen im Bambushain dargestellt wurden. Das Original wurde allerdings 1473 durch Brand vernichtet und ist nur in Kopien erhalten. Jedenfalls entsprechen diese Götter weitgehend den späteren Glücksgöttern, lediglich {{gb|Amenouzume}} wurde durch Benzaiten ersetzt. (Ibid, S. 301–302)</ref> |
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− | Eine bekannte Anekdote besagt, dass das Ensemble der Sieben Glück·götter auf den Mönch {{glossar:Tenkai}}, einen wich·tigen religi·ösen Rat·geber des ersten Tokugawa Shoguns {{glossar:tokugawaieyasu}} zurück·geht. Tenkai hätte die Sieben Tugen·den des Bud·dhis·mus in ab·ge·wandel·ter Form auf Ieyasu über·tragen und mit sieben Gott·heiten folgen·der·maßen in Ver·bindung ge·bracht: Langes Leben (Jurōjin), Wohlstand (Daikoku), Beliebt·heit (Fukurokuju), Auf·richtig·keit (Ebisu), Liebens·würdig·keit (Benzaiten), Autorität (Bishamon·ten), Großmut (Hotei). Diese Kombi·nation sei der Schlüs·sel zu Ieyasus erfolgreicher Be·friedung des Landes. Klar, dass Ieyasu von dieser Charak·terisierung be·geis·tert war und seinen Hofmaler anwies, die sieben Gottheiten in einem Bild darzustellen. Leider dürfte es sich allerdings bloß um eine Legende handeln, die durch verlässliche historische Quellen nicht bestätigt werden kann. | + | Eine bekannte Anekdote besagt, dass das Ensemble der Sieben Glückgötter auf den Mönch {{g|Tenkai}}, einen wichtigen religiösen Ratgeber des ersten Tokugawa Shōguns {{g|tokugawaieyasu}} zurückgeht. Tenkai hätte die Sieben Tugenden des Buddhismus in abgewandelter Form auf Ieyasu übertragen und mit sieben Gottheiten folgendermaßen in Verbindung gebracht: Langes Leben (Jurōjin), Wohlstand (Daikoku), Beliebtheit (Fukurokuju), Aufrichtigkeit (Ebisu), Liebenswürdigkeit (Benzaiten), Autorität (Bishamonten), Großmut (Hotei). Diese Kombination sei der Schlüssel zu Ieyasus erfolgreicher Befriedung des Landes. Klar, dass Ieyasu von dieser Charakterisierung begeistert war und seinen Hofmaler anwies, die sieben Gottheiten in einem Bild darzustellen. Leider dürfte es sich allerdings bloß um eine Legende handeln, die durch verlässliche historische Quellen nicht bestätigt werden kann. |
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− | Frühformen der Shichi Fukujin legen die Vermutung nahe, dass das Ensemble tat·sächlich von bud·dhis·tischen Mönchen kreiert wurde. Wahr·schein·lich geht die Idee aber nicht auf einen einzigen Mönch zurück, sondern bildete sich all·mäh·lich im Laufe der {{glossar:muromachi}}-Zeit (14.–16. Jh.) heraus. In jedem Fall waren die Shichi Fukujin in der {{Glossar:Edo}}-Zeit wesentlich bekannter und populärer als mythologische Gott·heiten wie {{Glossar:Amaterasu}} oder {{Glossar:Susanoo}}. Vor allem auf bildlichen Dar·stel·lungen sind sie allseits präsent, während die „eigentlichen“ Shinto-Götter nur sehr selten ab·ge·bildet werden. Daran hat sich im Grunde bis heute nichts geän·dert. | + | Frühformen der Shichi Fukujin legen die Vermutung nahe, dass das Ensemble tatsächlich von buddhistischen Mönchen kreiert wurde. Wahrscheinlich geht die Idee aber nicht auf einen einzigen Mönch zurück, sondern bildete sich allmählich im Laufe der {{g|muromachi}}-Zeit (14.–16. Jh.) heraus. In jedem Fall waren die Shichi Fukujin in der {{g|Edo}}-Zeit wesentlich bekannter und populärer als mythologische Gottheiten wie {{g|Amaterasu}} oder {{g|Susanoo}}. Vor allem auf bildlichen Darstellungen sind sie allseits präsent, während die „eigentlichen“ Shintō-Götter nur sehr selten abgebildet werden. Daran hat sich im Grunde bis heute nichts geändert. |
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Die Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft]) sind ein Sinnbild für das religiöse Streben nach diesseitigem Wohlergehen (genze riyaku [genze riyaku (jap.) 現世利益 (religiöse) Belohnung in diesem Leben]). Sie entstanden zusammen mit der bürgerlichen Stadtkultur im späten Mittelalter und gewannen in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit (1600–1867) ihre bekannte ikonographische Gestalt.1 Auf den ersten Blick scheint es, als ob das Glück, das sie versprechen, nur mit materiellem Gewinn zu tun hat, doch transportieren sie auch Tugenden wie Fleiß, Arbeitseifer und Selbstgenügsamkeit. Ihre Botschaften sind jedoch völlig frei von jeder transzendenten Dimension. Auf diese Weise haben sie sich mühelos aus der Vormoderne in die moderne Konsumgesellschaft hinübergerettet. Noch heute ist es bei manchen Japanern Brauch, in der Neujahrsnacht ein Bild der Glücksgötter unter den Kopfpolster zu legen, um das Neue Jahr mit einem glücksverheißenden Traum zu beginnen.
Shintōistisch? Buddhistisch?
Heute gelten die fukujin [fukujin (jap.) 福神 Glücksgottheit; Gottheit, die für spezifische Formen des irdischen Glücks (Reichtum, Gesundheit, Kinder, ...) angebetet wird; s.a. Shichi Fukujin] zwar als Shintō-Götter (kami [kami (jap.) 神 Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō]), doch sie tragen viele buddhistische oder daoistische Merkmale aus der Zeit ihrer Entstehung, als die Trennwand zwischen Buddhas [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] und kami noch wesentlich durchlässiger war. Sie vereinen die mildtätige Barmherzigkeit der Bodhisattvas [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)], die ehrfurchtgebietende Strenge der Wächtergötter (tenbu [tenbu (jap.) 天部 Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)]) und das daoistische Versprechen des Langen Lebens mit einer bodenständigen Lebenstüchtigkeit und sind damit ein anschauliches Beispiel für den unverkrampften Umgang der japanischen Kultur mit verschiedenen religiösen Traditionen.
Pilgerfahrten zu Sieben Glücksgöttern erfreuen sich besonders am Jahresanfang großer Beliebtheit. Meistens handelt es sich um sieben Stationen, die im Zuge eines längeren Spaziergangs leicht an einem Tag besucht werden können. Oft wechseln sich buddhistische Tempel und Shintō Schreine innerhalb dieser Routen ab. Jeder Gott kann aber auch allein angebetet werden, wobei es für die meisten sowohl Tempel als auch Schreine gibt.
Die einzelnen Fukujin
Daikoku
Daikoku [Daikoku (jap.) 大黒 Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten] (auch Daikoku-ten [Daikoku-ten (jap.) 大黒天 voller, buddhistischer Name des Glücksgottes Daikoku (skt. Mahakala)]) ist so etwas wie der Anführer aller sieben Glücksgötter, vielleicht, weil er am längsten in dieser Funktion verehrt wird. Zu seinen wichtigsten Emblemen zählen Reissack und Glückshammer. Er steht in erster Linie für Wohlergehen in Form von Nahrung, doch so wie der gebündelte Reis einst auch ein Zahlungsmittel war, lässt sich Daikokus Zuständigkeitsbereich auf jede beliebige Form von materiellem Wohlstand und insbesondere auf das Geld ausdehnen. Sein Botentier ist die Maus, die im chinesischen Horoskop ebenfalls mit Reichtum (oder Geiz) assoziiert wird (s. Himmelskunde und Himmelsdeutung; Tierkreiszeichen in der japanischen Kunst). Wenn Daikoku als einzelne Gottheit verehrt wird, bewacht mitunter ein Paar Mäuse seinen Tempel oder Schrein.
Daikoku trägt manchmal den Göttertitel -ten [-ten (jap.) 天 wtl. Himmel; Göttertitel für eine eine aus Indien übernommene Gottheit (skt. deva)], was ihn als mit dem Buddhismus in Zusammenhang stehende deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]-Gottheit ausweist. Konkret handelt es sich um die zornvolle tantristische Gottheit Mahakala [Mahākāla (skt.) महाकाल „Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)]. Beide Namen lassen sich als „Großer Schwarzer“ übersetzen. Ältere Darstellungen zeigen Daikoku daher auch mit schwarzer Haut und drei Gesichtern. Einige seltene Daikoku-Bilder ähneln sogar den Mahakala Darstellungen des tibetischen Buddhismus, mit furchteinflößenden Attributen wie Raubtierzähnen, Schmuck aus Schlangen und Totenschädeln und dgl. mehr. Doch gibt es seit altersher auch eine „einheimische“ Variante des Daikoku, in der er als einfacher Bauer auftritt. In dieser Gestalt wird er auch häufig mit dem mythologischen Gott Ōkuninushi [Ōkuninushi (jap.) 大国主 mythol. Gottheit; wtl. Großer Meister des Landes] identifiziert. (Mehr dazu...)
Auf vielen Bildern ist Daikoku zusammen mit Ebisu [Ebisu (jap.) 恵比寿 Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“], dem Gott des Fischfangs, zu sehen. Daikoku und Ebisu sorgen für die materiellen Grundbedürfnisse, die Ernährung, und vertreten oft die Gesamtheit der Glücksgötter, sozusagen in kleiner Besetzung.
Ebisu
Ebisu [Ebisu (jap.) 恵比寿 Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“] trägt die klassische Hoftracht (kariginu [kariginu (jap.) 狩衣 Priestertracht (ehemals Hoftracht); wtl. „Jagdgewand“]), die heute noch von Shintō-Priestern benützt wird, in der Edo-Zeit aber auch von Bauern und Handwerkern getragen wurde. Anhand seiner Attribute ist er deutlich als Gott des Fischfangs zu erkennen: Er hält eine Angel und trägt eine riesige Rote Meerbrasse (tai [tai (jap.) 鯛 Meerbrasse, „Markenzeichen“ des Ebisu]) unter dem Arm. Dennoch scheint er in manchen Gegenden auch als Gott der Landwirtschaft verehrt worden zu sein. Heute ist er unter Ladenbesitzern, Kleingewerbetreibenden und Wirten besonders populär. Auch die bekannte Biermarke „Yebisu“ trägt seinen Namen.
Ebisu gilt als der einzige „einheimische“ Gott unter den Shichi Fukujin, sein Name dürfte allerdings die Grundbedeutung „Fremder“ besitzen. Laut manchen Schreinlegenden wird er mit dem sogenannten „Blutegel-Kind“ (Hiru-ko [Hiru-ko (jap.) 蛭子 wtl. Blutegel-Kind; erstes (missratenes) Kind von Izanagi und Izanami]), dem ersten und etwas missglückten Sprössling des Urgötterpaares Izanagi [Izanagi (jap.) 伊耶那岐/伊奘諾 Göttervater; auch Izanaki (ki hier männliche Endung); Bruder und Mann von Izanami] und Izanami [Izanami (jap.) 伊耶那美/伊奘冉 Göttermutter, Göttin der Unterwelt (mi hier weibliche Endung); Schwester und Frau des Izanagi] in Verbindung gebracht. (Diese Herleitung entstammt wohl dem Nishinomiya Jinja [Nishinomiya Jinja (jap.) 西宮神社 Ebisu Schrein in der Stadt Nishinomiya, Hyōgo-ken, bei Ōsaka] in der Nähe von Ōsaka, einem Zentrum des Ebisu-Kultes, beruht jedoch nicht auf klassischen Quellen wie Kojiki [Kojiki (jap.) 古事記 „Aufzeichnung alter Begebenheiten“; älteste jap. Chronik (712)] oder Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)].) Andererseits wird Ebisu auch gern mit der mythologischen Zwerg-Gottheit Sukunabikona [Sukunabikona (jap.) 少名毘古那 winzige Gottheit, Gefährte oder alter ego von Ōkuninushi, auch: Sukunahikona] assoziiert, eine Art Alterego des oben genannten Ōkuninushi (Daikoku). In beiden Fällen soll Ebisu über das Meer nach Japan gekommen sein. Dieses Motiv eines Fremden, der per Schiff quasi auf Besuch kommt und wieder verschwindet, könnte auch dem Schatzschiff, auf dem die gesamte Gruppe der Glücksgötter häufig abgebildet ist, zugrunde liegen. (Mehr dazu...)
Benzaiten
Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten] oder abgekürzt Benten („Deva der Beredsamkeit“) ist die einzige Frau unter den Sieben Glücksgöttern. Allein schon aufgrund ihrer äußeren Erscheinung steht Benten für Anmut. In den meisten Abbildungen hält sie eine biwa [biwa (jap.) 琵琶 japanische Kurzhalslaute mit vier oder fünf Saiten, wird mit einem großen Plektron angeschlagen]-Laute in der Hand. Dieses Instrument hat sie von ihrer indischen Ahnin, der Flussgöttin Sarasvati [Sarasvatī (skt.) सरस्वती indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)] übernommen. Beide Göttinnen sind ausgehend vom Wasser auch für Beredsamkeit, für Musik, für das Wissens und die Künste zuständig.
Der Glücksaspekt Benzaitens kann natürlich ebenfalls vom Wasser herrühren, also von Benzaitens Einfluss auf den Regen und damit auf die Landwirtschaft. Noch direkter scheint aber eine heute fast in Vergessenheit geratene Darstellung einer achtarmigen Benzaiten mit ihrer Funktion als Glücksgöttin in Verbindung zu stehen.
In dieser Gestalt hält Benzaiten ein buddhistisches Wunschjuwel (nyoi no tama [nyoi no tama (jap.) 如意の玉 Wunschperle, Wunschjuwel; auch hōju]) in der Hand und ist häufig von fünfzehn (oder sechzehn) Jünglingen umgeben, die ihre wohltätigen Eigenschaften repräsentieren.
Trotz der verschiedenen Erscheinungsformen, die Benzaiten im Laufe ihrer Geschichte zugeschrieben wurden, hat sie ihre enge Verbindung zum Wasser stets beibehalten. Ihre Schreine oder Tempel befinden sich sind fast immer auf natürlichen oder künstlichen Inseln, sind also ganz von Wasser umgeben. In Kamakura gibt es darüber hinaus den berühmten Zeniarai-Benten Schrein — den Schrein der „geldwaschenden Benten“. Wer an der dortigen Quelle sein Geld wäscht, darf auf dessen wundersame Vermehrung hoffen. (Mehr dazu...)
Bishamon-ten
Der Name Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana] leitet sich von skt. Vaishravana [Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)] ab. Vaishravana ist einer der Vier Himmelskönige (Shi-Tennō [Shi-Tennō (jap.) 四天王 wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet]), und zwar der Hüter des Nordens. In Japan ist Bishamon-ten auch unter dem Namen Tamon-ten [Tamon-ten (jap.) 多聞天 Synonym von Bishamon-ten, Himmelswächter des Nordens (skt. Vaishravana)] (einer Übersetzung des Sanskritnamens mit der Bedeutung „der alles Hörende“) bekannt. Zu seinen Attributen zählen ein Dreizack und eine kleine Pagode. In der klassischen Ikonographie strahlt er die Würde eines Feldherren aus und wurde in früherer Zeit auch mit der Bitte um Kriegsglück angebetet. Auch als Glücksgott wird er immer in chinesischer Rüstung dargestellt.
Besonders im frühen japanischen Buddhismus erfreute sich Bishamon-ten einer großen Beliebtheit. Das Goldglanz Sutra portraitiert ihn als Erfinder einer Gebetsformel (mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)]), die alle Wünsche verwirklichen hilft. Obwohl seine Bedeutung mit der Zeit abnahm, entwickelte sich ein dem Bishamon-ten geweihter Tempel, der Kurama-dera [Kurama-dera (jap.) 鞍馬寺 Tempel im Norden Kyōtos, wo unter anderem Bishamon-ten, der Hüter des Nordens, als Beschützer der Hauptstadt verehrt wurde.] in den Bergen nördlich von Kyōto, im japanischen Mittelalter zu einer Art Pilgerzentrum für die Stadtbevölkerung. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum diese kriegerische Gottheit in den ursprünglich aus Kyōto stammenden Kreis der Sieben Glücksgötter aufgenommen wurde. Doch auch der indische Vorläufer dieser Gottheit konnte als Reichtumsgottheit angebetet werden. (Mehr dazu ...)
Hotei
Die Figur des Hotei [Hotei (jap.) 布袋 Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai] geht auf die legendenumwobene Gestalt des chinesischen Mönchs Qici [Qici (chin.) 契此 chin. Bettelmönch aus dem 10. Jh., besser bekannt unter seinem Spitznamen Budai, „Jutesack“ (jap. Hotei)] (auch Changting zi) zurück. Dieser führte im neunten Jahrhundert ein Wanderleben als Bettelmönch. Er trug seine Habseligkeiten stets in einem großen Sack mit sich, sodass er vor allem unter seinem Spitznamen „Jutesack“ (chin. Budai [Budai (chin.) 布袋 chinesischer Mönch (10. Jh.); gilt als Inkarnation von Bodhisattva Maitreya; jap. Hotei] oder Pu-tai, jap. Hotei) bekannt wurde.
Budai/Hotei erwies sich nach seinem irdischen Leben als Inkarnation des Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] Maitreya [Maitreya (skt.) मैत्रेय „Der Freundliche, der Liebevolle“, Buddha der Zukunft (jap. Miroku 弥勒)] (jap. Miroku [Miroku (jap.) 弥勒 Bodhisattva Maitreya, „Buddha der Zukunft“], chin. Mile-fo, auch als „Buddha der Zukunft“ bekannt) und wurde in China zum typischen „Lachenden Buddha“. Besonders beliebt ist er im Chan/Zen [Zen (jap.) 禅 chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] Buddhismus, wo seine Heiterkeit als Ausdruck der Selbstgenügsamkeit begriffen wird. Er stellt ein beliebtes Motiv der Zen-Tuschezeichnungen (zenga [zenga (jap.) 禅画 Zen-Tuschebild]) dar. (Mehr dazu ...)
Fukurokuju und Jurōjin
Fukurokuju [Fukurokuju (jap.) 福禄寿 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] (wtl. „Glück-Erfolg-Langes Leben“) und Jurōjin [Jurōjin (jap.) 寿老人 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] (wtl. „Alter Mann des Langen Lebens“) erscheinen beide als alte Männer und sind mit allen möglichen Eigenschaften und Emblemen daoistischer Unsterblicher ausgestattet. Dazu gehört auch die markante, phallisch anmutende Form ihres Schädels, der allerdings oft dezent unter einer Kappe verborgen ist. Beide Götter tragen das Zeichen 寿 [ju (jap.) 寿 Langes Leben] für Langes Leben im Namen und gewähren den entsprechenden Wunsch.
Die tierischen Begleiter der beiden sind Kranich, Schildkröte und Hirsch, wobei der letztere meist an der Seite von Jurōjin zu finden ist. Vor allem die Schildkröte, aber auch Kranich und Hirsch gelten als Symboltiere des Langen Lebens.
Glücksgötter von Tani Buncho (späte Edo-Zeit)
Trotz ihrer unverkennbar daoistischen Attribute sind die beiden Gottheiten als solche in China selbst nicht zu finden. Fuku-roku-ju (chin. fu-lu-shou [Fu-lu-shou (chin.) 福禄寿 wtl. Glück, Wohlstand und Langes Leben; in China Gruppe von drei Göttern, die diese Eigenschaften symbolisieren. In Japan zur Figur des Fukurokuju verschmolzen.]) bezeichnet jedoch eine Gruppe von drei chinesischen Glücksgöttern, die u.a. im Feng Shui [Feng Shui (chin.) 風水 chin. Raumkonzept auf der Grundlage von Yin und Yang; für zeremonielle Architektur wichtig] eine wichtige Rolle spielen. Jurōjin könnte aus einem der vielen Namen für den Südlichen Polarstern (Canopus) abgeleitet sein. Dieser wird in China selbst als Gottheit des Langen Lebens und als Verkörperung Laotse’s [Laozi (chin.) 老子 trad. Schreibung: Laotse; Lao Tse, Lao-tzu; wtl. „alter Knabe“; legendärer Philosoph und Begründer des Daoismus] angesehen.
Fukurokuju und Jurōjin sind somit aus allerlei daoistischen Versatzstücken zusammengesetzt, die um das Thema „Langes Leben“ kreisen und sich im Grunde beliebig kombinieren lassen. Daher verwundert es nicht weiter, dass sie mitunter zu einem Gott verschmolzen wurden. In diesem Fall wurde die Gruppe der shichi fukujin beispielsweise durch die weibliche Gottheit Kichijō-ten [Kichijō-ten (jap.) 吉祥天 Hindu-buddhistische Göttin des Glücks; wtl. „Gottheit des Guten Omens“; auch: Kisshōten; skt. Lakshmi] (auch Kisshōten) ergänzt.
Wieso Sieben?
Vorbilder oder Verwandte der Sieben Glücksgötter finden sich vor allem in China, dort sind es aber üblicherweise acht daoistische Unsterbliche, die zusammen auf einem Boot zur Insel der Glückseligkeit unterwegs sind. Es gibt verschiedene Theorien, wieso man sich in Japan statt dessen auf die Zahl Sieben festlegte. So wird z.B. immer wieder auf die Sieben Übel (shichinan [shichinan (jap.) 七難 Sieben Übel; buddhistisches Konzept, Gegenstück zu den Sieben Formen des Glücks (shichifuku); s. Shichi Fukujin]), bzw. die Sieben Tugenden (shichi shōzai [shichi shōzai (jap.) 七聖財 Sieben Tugenden (Buddhismus)]) des Buddhismus hingewiesen.2 Die Zahl Sieben spielt aber auch im chinesischen Polarstern-Glauben eine wichtige Rolle (Anzahl der Sterne im Sternbild des Großen Wagens). Auch die Sieben Weisen im Bambushain, eine Gruppe chinesischer Philosophen, die gerne auf den Tuschmalereien der mittelalterlichen Zen-Mönche dargestellt wurde, könnten eine Inspriationsquelle der Shichi Fukujin gewesen sein.3
Eine bekannte Anekdote besagt, dass das Ensemble der Sieben Glückgötter auf den Mönch Tenkai [Tenkai (jap.) 天海 1536?–1634; Abt und Reformer des Tendai Buddhismus, religiöser Berater des Tokugawa Shōgunats; auch: Nankōbō Tenkai; Jigen Daishi], einen wichtigen religiösen Ratgeber des ersten Tokugawa Shōguns Tokugawa Ieyasu [Tokugawa Ieyasu (jap.) 徳川家康 1543–1616; Begründer des Tokugawa Shogunats; Reichseiniger] zurückgeht. Tenkai hätte die Sieben Tugenden des Buddhismus in abgewandelter Form auf Ieyasu übertragen und mit sieben Gottheiten folgendermaßen in Verbindung gebracht: Langes Leben (Jurōjin), Wohlstand (Daikoku), Beliebtheit (Fukurokuju), Aufrichtigkeit (Ebisu), Liebenswürdigkeit (Benzaiten), Autorität (Bishamonten), Großmut (Hotei). Diese Kombination sei der Schlüssel zu Ieyasus erfolgreicher Befriedung des Landes. Klar, dass Ieyasu von dieser Charakterisierung begeistert war und seinen Hofmaler anwies, die sieben Gottheiten in einem Bild darzustellen. Leider dürfte es sich allerdings bloß um eine Legende handeln, die durch verlässliche historische Quellen nicht bestätigt werden kann.
Frühformen der Shichi Fukujin legen die Vermutung nahe, dass das Ensemble tatsächlich von buddhistischen Mönchen kreiert wurde. Wahrscheinlich geht die Idee aber nicht auf einen einzigen Mönch zurück, sondern bildete sich allmählich im Laufe der Muromachi [Muromachi (jap.) 室町 Stadtteil in Kyōto; Sitz des Ashikaga Shōgunats 1336–1573 (= Muromachi-Zeit)]-Zeit (14.–16. Jh.) heraus. In jedem Fall waren die Shichi Fukujin in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit wesentlich bekannter und populärer als mythologische Gottheiten wie Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise] oder Susanoo [Susanoo (jap.) 須佐之男/素戔男 mytholog. Gottheit; Trickster-Gott, Sturmgott, Mondgott; Bruder der Amaterasu]. Vor allem auf bildlichen Darstellungen sind sie allseits präsent, während die „eigentlichen“ Shintō-Götter nur sehr selten abgebildet werden. Daran hat sich im Grunde bis heute nichts geändert.
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Dieser Befund stammt von Kita Sadakichi, einem Historiker und Volkskundler der Zwischenkriegszeit, der 1935 den Aufsatz „Shichifukujin no seiritsu“ (Die Entstehung der Sieben Glücksgötter) veröffentlichte. Obwohl Kita unter anderem auch als nationalistischer Ideologe in Erinnerung geblieben ist, wird seine zeitliche Einordnung der Glücksgötter von der japanischen Volkskunde heute allgemein akzeptiert.
- ↑ Im Sutra der Barmherzigen Könige, Ninnō-kyō, heißt es im Zusammenhang mit dem Rezitieren eines Sutrentextes: „... da vergingen die Sieben Übel, und die Sieben Wohltaten entstanden“ (shichinan sokumetsu, shichifuku sokushō 七難即滅七福即生). Diese Wendung wurde in späteren Schriften des japanischen Buddhismus häufig zitiert. Worin die Sieben Übel bestehen, wird allerdings unterschiedlich angegeben. (Kita 1935, in Miyata 1998, S. 300).
- ↑ Laut Kita soll ein gewisser Mönch Keishun 瓊春 bereits im 15. Jh. ein Bild gemalt haben, in dem die Götter Ōkuninushi, Hiruko, Uzume, Bishamon, Fukurokuju, Jurōjin und Hotei in Imitation der Sieben Weisen im Bambushain dargestellt wurden. Das Original wurde allerdings 1473 durch Brand vernichtet und ist nur in Kopien erhalten. Jedenfalls entsprechen diese Götter weitgehend den späteren Glücksgöttern, lediglich Ame no Uzume wurde durch Benzaiten ersetzt. (Ibid, S. 301–302)
Literatur
Siehe auch Literaturliste
Ugo A. Casal, Die sieben Glücksgötter: Shichifukujin. Wiesbaden: Harrassowitz, 1958.
Miyata Noboru 宮田登 (Hg.), Shichifukujin shinkō jiten 七福神信仰事典. Tokyo: Ebisu Kōshō Shuppan, 1998.
Bernhard Scheid, „Synkretismus als Methode: Die Sieben Glücksgötter Japans im Spannungsfeld von Buddhismus und Volksreligion“. In: Alexander Grau, Gerson Raabe (Hg.), Religion: Facetten eines umstrittenen Begriffs. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2014, 65–90.
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Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite
- ^ Die Sieben Glückgötter (Shichi Fukujin) in ihrem Schatzboot (takarabune), das in diesem Fall ein lebender Drache zu sein scheint, der seine Haut zu einem Schiff inklusive Segel aufgebläht hat. Inmitten ihrer diversen Schätze feiern die Götter ein kleines Fest: In der Bildmitte vollführen Ebisu und der greise Fukurokuju einen pantomimischen Tanz; Daikoku (rechts) und Bishamon-ten (links) benützen ihre Geräte als Rhythmusinstrumente; auch Jurōjin (links) klatscht in die Hände; Hotei (rechts) scheint sich glänzend zu amüsieren, während Benzaiten (Mitte) sich als einzige etwas distanziert gibt. Umringt wird das Schiff von Kranich und Schildkröte, den Symboltieren des Langen Lebens, im Hintergrund ragt Berg Fuji empor.
Szenen wie diese sollte man besonders zu Neujahr auch in den eigenen Träumen sehen. Dann — so glaubte man jedenfalls in der Edo-Zeit und glaubt es teils noch heute — würde das Jahr ein glückliches werden.
Bemerkenswert ist, dass es sich hier um eine Gemeinschaftsproduktion der drei führenden Vertreter der Utagawa Schule handelt.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (li.), Utagawa Kunisada (Mitte) und Keisai Eisen (re.). Späte Edo-Zeit, Mitte 19.Jh. The British Museum.
- ^ Moderne Darstellung der Shichi Fukujin.
Steve-kun, flickr 2007. - ^ Statue eines schwarzhäutigen Daikoku auf zwei Reisballen im Kiyomizu-dera. Leider wurde dieser sog. shusse daikoku mittlerweile ziemlich lieblos restauriert und verströmt nicht mehr die gleiche geheimnisvolle Aura wie auf diesem Bild.
Muromachi-Zeit?. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung). - ^ Die Schreininsel Enoshima mit Berg Fuji im Hintergrund, vom Meer aus gesehen. Auf der Insel findet eben das Fest der Benzaiten statt. Die Höhlen auf der dem Meer zugewandten Seite sind wohl der Ausgangspunkt der mit der Insel verbundenen Legenden. Sie berichten von bösen Drachen, welche in diesen Höhlen hausten.
Werk von Utagawa Hiroshige (1797–1858). Edo-Zeit. MAK, Museum für Angewandte Kunst, Wien.
- ^ Ein besonders freundlicher Hotei, dessen Bauch durch seinen Sack ausbalanciert wird. Sein äußeres Erscheinungsbild (gedrungene Statur, dicker Bauch, fleischige Ohrläppchen, ...) ähnelt bereits den Sieben Glücksgöttern (Shichi Fukujin), deren Kombination etwa zur gleichen Zeit (15. oder 16. Jahrhundert) erstmals als Bildmotiv auftaucht.
Werk von Kanō Masanobu (1434–1530). Muromachi-Zeit. Awakenings, Zen Painting in Medieval Art. - ^ Jurōjin in Begleitung von Hirsch und Schildkröte. Der Literat und Maler Tani Bunchō kopierte hier ein Bild von Sesshū 雪舟 aus der Muromachi-Zeit.
Werk von Tani Bunchō (1763–1841). Edo-Zeit. Bildquelle: Tani Buncho-ha Database, über Internet Archive. - ^ Darstellung des Fukurokuju.
Werk von Tani Bunchō (1763–1841). Edo-Zeit. Tani Buncho-ha Database. - ^ Die Glücksgötter (Shichi Fukujin) in ihrer ikonographisch ausgereiften Form, dargestellt von den sieben bekanntesten ukiyo-e-Künstlern des frühen 19. Jahrhunderts.
Werk von Utagawa Toyoharu, Utagawa Toyokuni, Utagawa Toyohiro, Utagawa Kunisada, Katsushika Hokusai, Torii Kiyonaga, Katsukawa Shun'ei, Katsushika Hokusai. Spätere Edo-Zeit, 1810. Bildquelle: Muian, über Internet Archive.
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