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− | =Die Sieben Glücksgötter=
| + | | Die Sieben Glücksgötter |
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| + | Die Sieben Glücksgötter ({{g|shichifukujin}}) sind ein Sinnbild für das religiöse Streben nach diesseitigem Wohlergehen ({{g|genzeriyaku}}). Sie entstanden zusammen mit der bürgerlichen Stadtkultur im späten Mittelalter und gewannen in der {{g|edo}}-Zeit (1600–1867) ihre bekannte ikonographische Gestalt.<!-- |
| + | --><ref> Dieser Befund stammt von {{gb|Kitasadakichi}}, einem Historiker und Volkskundler der Zwischenkriegszeit, der 1935 den Aufsatz „Shichifukujin no seiritsu“ (Die Entstehung der Sieben Glücksgötter) veröffentlichte. Obwohl Kita unter anderem auch als nationalistischer Ideologe in Erinnerung geblieben ist, wird seine zeitliche Einordnung der Glücksgötter von der japanischen Volkskunde heute allgemein akzeptiert.</ref><!-- |
| + | --> Auf den ersten Blick scheint es, als ob das Glück, das sie versprechen, nur mit materiellem Gewinn zu tun hat, doch transportieren sie auch Tugenden wie Fleiß, Arbeitseifer und Selbstgenügsamkeit. Ihre Botschaften sind jedoch völlig frei von jeder transzendenten Dimension. Auf diese Weise haben sie sich mühelos aus der Vormoderne in die moderne Konsumgesellschaft hinübergerettet. Noch heute ist es bei manchen Japanern Brauch, in der Neujahrsnacht ein Bild der Glücksgötter unter den Kopfpolster zu legen, um das Neue Jahr mit einem glücksverheißenden Traum zu beginnen. |
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| + | |Takarabune_kuniyoshi.jpg |
| + | |Glücksgötter und Schatzschiff |
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| + | == Shintōistisch? Buddhistisch? == |
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| + | Heute gelten die {{g|fukujin}} zwar als Shintō-Götter ({{g|kami}}), doch sie tragen viele buddhistische oder daoistische Merkmale aus der Zeit ihrer Entstehung, als die Trennwand zwischen {{s|buddha|Buddhas}} und ''kami'' noch wesentlich durchlässiger war. Sie vereinen die mildtätige Barmherzigkeit der {{s|bodhisattva|Bodhisattvas}}, die ehrfurchtgebietende Strenge der Wächtergötter ({{g|tenbu}}) und das daoistische Versprechen des Langen Lebens mit einer bodenständigen Lebenstüchtigkeit und sind damit ein anschauliches Beispiel für den unverkrampften Umgang der japanischen Kultur mit verschiedenen religiösen Traditionen. |
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| + | | Moderne Glücksgötter |
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| + | }} |
| + | Pilgerfahrten zu Sieben Glücksgöttern erfreuen sich besonders am Jahresanfang großer Beliebtheit. Meistens handelt es sich um sieben Stationen, die im Zuge eines längeren Spaziergangs leicht an einem Tag besucht werden können. Oft wechseln sich buddhistische Tempel und Shintō Schreine innerhalb dieser Routen ab. Jeder Gott kann aber auch allein angebetet werden, wobei es für die meisten sowohl Tempel als auch Schreine gibt. |
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| + | == Die einzelnen Fukujin == |
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− | Die Sieben Glücksgötter (jap. {{glossar:shichifukujin}}) sind ein Sinnbild für das Streben nach diesseitigem Glück ({{glossar:genzeriyaku}} = religiöse Belohnung in dieser Welt) und zugleich ein anschauliches Beispiel für den unverkrampften Umgang der japanischen Religion mit verschiedenen Traditionen. Sie vereinen die mildtätige Barmherzigkeit der Bodhisattvas, die ehrfurchtgebietende Strenge der Devas und das daoistische Versprechen des Langen Lebens mit einer bodenständigen Lebenstüchtigkeit. Zwar mag es den Anschein haben, dass sie nur auf materiellen Gewinn aus sind, doch transportieren die Glücksgötter auch Tugenden wie Fleiß, Arbeitseifer und Selbstgenügsamkeit. Sie sind jedoch völlig frei von jeder transzendenten Dimension. Auf diese Weise haben sie sich mühelos aus der Vormoderne in die moderne Konsumgesellschaft hinübergerettet.
| + | === Daikoku === |
− | Die Sieben Glücksgötter entstanden zusammen mit der bürgerlichen Stadtkultur im späten Mittelalter und gewannen in der {{glossar:edo}}-Zeit (1600–1867) ihre bekannte ikonographische Gestalt. Heute gelten sie zwar als Shinto-Götter ({{glossar:kami}}), doch sie tragen viele Merkmale aus der Zeit ihrer Entstehung, als die Trennwand zwischen Buddhas und ''kami'' noch wesentlich durchlässiger war.
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− | Noch heute ist es Brauch, in der Neujahrsnacht ein Bild der Glücksgötter unter den Kopfpolster zu legen, um das Neue Jahr mit einem glücksverheißenden Traum zu beginnen. Auch kleine Pilgerfahrten zu Sieben Tempeln oder Schreinen, die jeweils einem der Götter gewidmet sind, erfreuen sich am Jahresanfang großer Beliebtheit. Jeder Gott kann aber auch allein angebetet werden und hat seinen eigenen Zuständigkeitsbereich.
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− | ==Daikoku== | + | {{floatright | sidebox=1 |
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| + | {{g|daikoku}} (auch {{g|Daikokuten}}) ist so etwas wie der Anführer aller sieben Glücksgötter, vielleicht, weil er am längsten in dieser Funktion verehrt wird. Zu seinen wichtigsten Emblemen zählen Reissack und Glückshammer. Er steht in erster Linie für Wohlergehen in Form von Nahrung, doch so wie der gebündelte Reis einst auch ein Zahlungsmittel war, lässt sich Daikokus Zuständigkeitsbereich auf jede beliebige Form von materiellem Wohlstand und insbesondere auf das Geld ausdehnen. Sein Botentier ist die Maus, die im chinesischen Horoskop ebenfalls mit Reichtum (oder Geiz) assoziiert wird (s. {{showTitel|Himmelskunde}}; {{showTitel|Junishi}}). Wenn Daikoku als einzelne Gottheit verehrt wird, bewacht mitunter ein Paar Mäuse seinen Tempel oder Schrein. |
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− | {{glossar:daikoku}} ist so etwas wie der Anführer aller sieben Glücksgötter, vielleicht, weil er am längsten in dieser Funktion verehrt wird. Zu seinen wichtigsten Emblemen zählen Reissack und Glückshammer. Er steht daher in erster Linie für Glück in Form von materiellem Reichtum, bzw. reichlicher Nahrung. Sein Botentier ist die Maus, die im [[Mythen:Affen/Tierkreis | chinesischen Horoskop]] ebenfalls mit Reichtum assoziiert wird. Wenn Daikoku als einzelne Gottheit verehrt wird, bewacht mitunter ein Paar Mäuse seinen Tempel oder Schrein. | + | Daikoku trägt manchmal den Göttertitel {{g| ten}}, was ihn als mit dem Buddhismus in Zusammenhang stehende {{s|Deva}}-Gottheit ausweist. Konkret handelt es sich um die zornvolle tantristische Gottheit {{s|Mahakala}}. Beide Namen lassen sich als „Großer Schwarzer“ übersetzen. Ältere Darstellungen zeigen Daikoku daher auch mit schwarzer Haut und drei Gesichtern. Einige seltene Daikoku-Bilder ähneln sogar den Mahakala Darstellungen des tibetischen Buddhismus, mit furchteinflößenden Attributen wie Raubtierzähnen, Schmuck aus Schlangen und Totenschädeln und dgl. mehr. Doch gibt es seit altersher auch eine „einheimische“ Variante des Daikoku, in der er als einfacher Bauer auftritt. In dieser Gestalt wird er auch häufig mit dem mythologischen Gott {{g|ookuninushi}} identifiziert. ([[{{FULLPAGENAME}}/Daikoku|Mehr dazu...]]) |
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− | Auf Daikokus Beziehung zur zornvollen tantristischen Gottheit [[Ikonographie:Myoo | Mahakala]] wurde bereits eingegangen. Doch gibt es seit altersher auch eine „einheimische“ Variante des Daikoku, in der er als einfacher Bauer auftritt. In dieser Gestalt wird auch häufig mit dem mythologischen Gott {{glossar:ookuninushi}} identifiziert. | + | Auf vielen Bildern ist Daikoku zusammen mit {{g|Ebisu}}, dem Gott des Fischfangs, zu sehen. Daikoku und Ebisu sorgen für die materiellen Grundbedürfnisse, die Ernährung, und vertreten oft die Gesamtheit der Glücksgötter, sozusagen in kleiner Besetzung. |
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− | Auf vielen Bildern ist Daikoku zusammen mit Ebisu, dem Gott des Fischfangs, zu sehen. Daikoku und Ebisu sorgen für die materiellen Grundbedürfnisse, die Ernährung, und vertreten oft die Gesamtheit der Glücksgötter, sozusagen in kleiner Besetzung.
| + | === Ebisu === |
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− | ==Ebisu== | + | {{floatright | sidebox=1 |
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− | {{glossar:ebisu}} trägt die klassische Hoftracht ({{glossar:kariginu}}), die heute noch von [[Alltag:Schreinpriester | Shinto-Priestern]] benützt wird. Anhand seiner Attribute ist er deutlich als Gott des Fischfangs zu erkennen: Er hält eine Angel und trägt eine riesige Rote Meerbrasse (''tai'') unter dem Arm. Dennoch scheint er in manchen Gegenden auch als Gott der Landwirtschaft verehrt worden zu sein. Heute ist er unter Ladenbesitzern, Kleingewerbetreibenden und Wirten besonders populär. Auch die bekannte Biermarke „Yebisu“ trägt seinen Namen. | + | {{g|ebisu}} trägt die klassische Hoftracht ({{g|kariginu}}), die heute noch von [[Alltag/Schreinpriester | Shintō-Priestern]] benützt wird, in der Edo-Zeit aber auch von Bauern und Handwerkern getragen wurde. Anhand seiner Attribute ist er deutlich als Gott des Fischfangs zu erkennen: Er hält eine Angel und trägt eine riesige Rote Meerbrasse ({{g|tai}}) unter dem Arm. Dennoch scheint er in manchen Gegenden auch als Gott der Landwirtschaft verehrt worden zu sein. Heute ist er unter Ladenbesitzern, Kleingewerbetreibenden und Wirten besonders populär. Auch die bekannte Biermarke „Yebisu“ trägt seinen Namen. |
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| + | Ebisu gilt als der einzige „einheimische“ Gott unter den Shichi Fukujin, sein Name dürfte allerdings die Grundbedeutung „Fremder“ besitzen. Laut manchen Schreinlegenden wird er mit dem sogenannten „Blutegel-Kind“ ({{g|hiruko}}), dem ersten und etwas missglückten Sprössling des Urgötterpaares {{g|izanagi}} und {{g|izanami}} in Verbindung gebracht. (Diese Herleitung entstammt wohl dem {{g|Nishinomiyajinja}} in der Nähe von Ōsaka, einem Zentrum des Ebisu-Kultes, beruht jedoch nicht auf klassischen Quellen wie {{g|kojiki}} oder {{g|nihonshoki}}.) Andererseits wird Ebisu auch gern mit der mythologischen Zwerg-Gottheit {{g|Sukunabikona}} assoziiert, eine Art Alterego des oben genannten Ōkuninushi (Daikoku). In beiden Fällen soll Ebisu über das Meer nach Japan gekommen sein. Dieses Motiv eines Fremden, der per Schiff quasi auf Besuch kommt und wieder verschwindet, könnte auch dem Schatzschiff, auf dem die gesamte Gruppe der Glücksgötter häufig abgebildet ist, zugrunde liegen. ([[{{FULLPAGENAME}}/Ebisu|Mehr dazu...]]) |
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| + | === Benzaiten === |
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| + | {{g|benzaiten}} oder abgekürzt Benten („Deva der Beredsamkeit“) ist die einzige Frau unter den Sieben Glücksgöttern. Allein schon aufgrund ihrer äußeren Erscheinung steht Benten für Anmut. In den meisten Abbildungen hält sie eine {{g|biwa}}-Laute in der Hand. Dieses Instrument hat sie von ihrer indischen Ahnin, der Flussgöttin {{s|Sarasvati}} übernommen. Beide Göttinnen sind ausgehend vom Wasser auch für Beredsamkeit, für Musik, für das Wissens und die Künste zuständig. |
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− | Ebisu gilt als der einzige „einheimische“ Gott unter den Shichi Fukujin, doch seine Herkunft ist rätselhaft. Laut manchen Schreinlegenden wird er mit dem sog. „Blutegel-Kind“ ({{glossar:hiruko}}), dem ersten und etwas missglückten Sprössling des Urgötterpaares {{glossar:izanagi}} und {{glossar:izanami}} in Verbindung gebracht. Diese Herleitung entstammt wohl dem Nishinomiya Jinja in der Nähe von Ōsaka, einem Zentrum des Ebisu-Kultes, beruht jedoch nicht auf klassischen Quellen wie {{glossar:kojiki}} oder {{glossar:nihonshoki}}. Andererseits wird Ebisu auch gern mit der mythologischen Zwerg-Gottheit {{Glossar:Sukonabikona}} assoziiert, eine Art Alterego des oben genannten Ōkuninushi.
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| + | | Sarasvati |
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| + | Der Glücksaspekt Benzaitens kann natürlich ebenfalls vom Wasser herrühren, also von Benzaitens Einfluss auf den Regen und damit auf die Landwirtschaft. Noch direkter scheint aber eine heute fast in Vergessenheit geratene Darstellung einer achtarmigen Benzaiten mit ihrer Funktion als Glücksgöttin in Verbindung zu stehen. |
| + | In dieser Gestalt hält Benzaiten ein buddhistisches Wunschjuwel ({{g|nyoinotama}}) in der Hand und ist häufig von fünfzehn (oder sechzehn) Jünglingen umgeben, die ihre wohltätigen Eigenschaften repräsentieren. |
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− | ==Benzaiten==
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| }} | | }} |
− | {{glossar:benzaiten}} oder abgekürzt Benten („Deva der Beredsamkeit“) ist die einzige Frau unter den Sieben Glücksgöttern. In den meisten Abbildungen hält sie eine {{glossar:biwa}}-Laute in der Hand. Dieses Instrument hat sie von ihrer indischen Ahnin, der Flussgöttin Sarasvati übernommen. Beide Göttinnen sind ausgehend vom Wasser auch für Beredsamkeit, für Musik, für das Wissens und die Künste zuständig.
| + | Trotz der verschiedenen Erscheinungsformen, die Benzaiten im Laufe ihrer Geschichte zugeschrieben wurden, hat sie ihre enge Verbindung zum Wasser stets beibehalten. Ihre Schreine oder Tempel befinden sich sind fast immer auf natürlichen oder künstlichen Inseln, sind also ganz von Wasser umgeben. In Kamakura gibt es darüber hinaus den berühmten Zeniarai-Benten Schrein — den Schrein der „geldwaschenden Benten“. Wer an der dortigen Quelle sein Geld wäscht, darf auf dessen wundersame Vermehrung hoffen. ([[{{FULLPAGENAME}}/Benzaiten|Mehr dazu...]]) |
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− | Auch in Japan hat Benten ihre enge Verbindung zum Wasser beibehalten. Ihre Schreine oder Tempel sind fast immer von Wasser umgeben. Allein schon aufgrund ihrer äußeren Erscheinung steht Benten für Anmut, man betet aber auch um Geld und Wohlstand zu ihr. In Kamakura gibt es beispielsweise den berühmten Zeniarai-Benten Schrein — den Schrein der „geldwaschenden Benten“. Wer an der dortigen Quelle sein Geld wäscht, darf auf dessen wundersame Vermehrung hoffen.
| + | === Bishamon-ten === |
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− | ==Bishamon-ten== | + | {{floatright | sidebox=1 |
− | {{Sidebox|bishamonten_guimet.jpg|w=160| left=-10|top=-10|Bishamon-ten }}
| + | | sidepage = Essays/Bishamon-ten |
− | Der Name {{glossar:bishamonten}} leitet sich von skt. Vaishravana (der alles Hörende) ab. Vaishravana ist einer der [[Ikonographie:Wächtergötter | Vier Himmelskönige]] ({{glossar:shitennou}}), und zwar der Hüter des Nordens. In Japan ist Bishamon-ten auch unter dem Namen Tamon-ten, einer Übersetzung des Sanskritnamens „der alles Hörende“ bekannt. Zu seinen Attributen zählen ein Dreizack und eine kleine Pagode. In der klassischen Ikonographie strahlt er die Würde eines Feldherren aus und wurde in früherer Zeit auch mit der Bitte um Kriegsglück angebetet. Auch als Glücksgott wird er immer in chinesischer Rüstung dargestellt. | + | |titel= essay |
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| + | | Bishamon-ten |
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| + | }} |
| + | Der Name {{g|bishamonten}} leitet sich von skt. {{s|Vaishravana}} ab. Vaishravana ist einer der Vier Himmelskönige ({{g|shitennou}}), und zwar der Hüter des Nordens. In Japan ist Bishamon-ten auch unter dem Namen {{g|Tamonten}} (einer Übersetzung des Sanskritnamens mit der Bedeutung „der alles Hörende“) bekannt. Zu seinen Attributen zählen ein Dreizack und eine kleine Pagode. In der klassischen Ikonographie strahlt er die Würde eines Feldherren aus und wurde in früherer Zeit auch mit der Bitte um Kriegsglück angebetet. Auch als Glücksgott wird er immer in chinesischer Rüstung dargestellt. |
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− | Besonders im frühen japanischen Buddhismus erfreute sich Bishamon-ten einer großen Beliebtheit. Das Sutra des Goldenen Lichts portraitiert ihn als Erfinder einer Gebetsformel (Mantra), die alle Wünsche verwirklichen hilft. | + | Besonders im frühen japanischen Buddhismus erfreute sich Bishamon-ten einer großen Beliebtheit. Das [[Denken/Sutra/Goldglanz Sutra|Goldglanz Sutra]] portraitiert ihn als Erfinder einer Gebetsformel ({{s|Mantra}}), die alle Wünsche verwirklichen hilft. Obwohl seine Bedeutung mit der Zeit abnahm, entwickelte sich ein dem Bishamon-ten geweihter Tempel, der {{g|Kuramadera}} in den Bergen nördlich von Kyōto, im japanischen Mittelalter zu einer Art Pilgerzentrum für die Stadtbevölkerung. Dies dürfte einer der Gründe sein, warum diese kriegerische Gottheit in den ursprünglich aus Kyōto stammenden Kreis der Sieben Glücksgötter aufgenommen wurde. Doch auch der indische Vorläufer dieser Gottheit konnte als Reichtumsgottheit angebetet werden. ([[Essays/Bishamon-ten|Mehr dazu ...]]) |
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| + | === Hotei === |
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| + | |Hotei (15. Jh.) |
| + | | ref= 1 |
| + | }} |
| + | Die Figur des {{g|hotei}} geht auf die legendenumwobene Gestalt des chinesischen Mönchs {{g|Qici}} (auch Changting zi) zurück. Dieser führte im neunten Jahrhundert ein Wanderleben als Bettelmönch. Er trug seine Habseligkeiten stets in einem großen Sack mit sich, sodass er vor allem unter seinem Spitznamen „Jutesack“ (chin. {{g|Budai}} oder Pu-tai, jap. Hotei) bekannt wurde. |
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− | ==Hotei==
| + | Budai/Hotei erwies sich nach seinem irdischen Leben als Inkarnation des {{s|Bodhisattva}} {{s|Maitreya}} (jap. {{g|Miroku}}, chin. Mile-fo, auch als „Buddha der Zukunft“ bekannt) und wurde in China zum typischen „Lachenden Buddha“. Besonders beliebt ist er im Chan/{{g|Zen}} Buddhismus, wo seine Heiterkeit als Ausdruck der Selbstgenügsamkeit begriffen wird. Er stellt ein beliebtes Motiv der Zen-Tuschezeichnungen ({{g|zenga}}) dar. ([[{{FULLPAGENAME}}/Hotei|Mehr dazu ...]]) |
− | {{Sidebox|sidepage=Hotei|putai.jpg|w=140|top=-15|Budai/Hotei}} | |
− | Die Figur des {{glossar:hotei}} geht auf die legendenumwobene Gestalt des chinesischen Mönchs <span class="bildblock">Qici</span> (auch Changting zi) zurück. Dieser führte im neunten Jahrhundert ein Wanderleben als Bettelmönch. Er trug seine Habseligkeiten stets in einem großen Sack mit sich, sodass er vor allem unter seinem Spitznamen „Jutesack“ (chin. Budai oder Pu-tai, jap. Hotei) bekannt wurde.
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− | Budai/Hotei erwies sich nach seinem irdischen Leben als Inkarnation des Bohisattva Maitreya (jap. {{Glossar:Miroku}}, chin. Mile-fo, auch als „Buddha der Zukunft“ bekannt) und wurde in China zum typischen „Lachenden Buddha“. Besonders beliebt ist er im Chan/Zen Buddhismus, wo seine Heiterkeit als Ausdruck der Selbstgenügsamkeit begriffen wird. Er stellt er ein beliebtes Motiv der Zen Tuschezeichnungen ({{glossar:zenga}}) dar.
| + | ===Fukurokuju und Jurōjin=== |
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− | ==Fukurokuju und Jurōjin==
| + | {{g|fukurokuju}} (wtl. „Glück-Erfolg-Langes Leben“) und {{g|juroujin|Jurōjin}} (wtl. „Alter Mann des Langen Lebens“) erscheinen beide als alte Männer und sind mit allen möglichen Eigenschaften und Emblemen daoistischer Unsterblicher ausgestattet. Dazu gehört auch die markante, phallisch anmutende Form ihres Schädels, der allerdings oft dezent unter einer Kappe verborgen ist. Beide Götter tragen das Zeichen {{g|ju|寿}} für Langes Leben im Namen und gewähren den entsprechenden Wunsch. |
− | {{Dia|jurojin_hokusai.jpg|w=140|left=-10|top=-10|style=float:left; margin-right:1.5em;}} | |
− | {{glossar:fukurokuju}} (wtl. „Glück-Erfolg-Langes Leben“) und {{glossar:juroujin}} (wtl. „Alter Mann des Langen Lebens“) erscheinen beide als alte Männer und sind mit allen möglichen Eigenschaften und Emblemen daoistischer Unsterblicher ausgestattet. Dazu gehört auch die markante, phallisch anmutende Form ihres Schädels, der allerdings oft dezent unter einer Kappe verborgen ist. Beide Götter tragen das Zeichen „{{glossar:ju}}“ für Langes Leben im Namen und gewähren den entsprechenden Wunsch.
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− | {{Sidebox|fukurokuju_hotei.jpg|w=450|top=-40|left=-150|Jurōjin}}
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| Die tierischen Begleiter der beiden sind Kranich, Schildkröte und Hirsch, wobei der letztere meist an der Seite von Jurōjin zu finden ist. Vor allem die Schildkröte, aber auch Kranich und Hirsch gelten als Symboltiere des Langen Lebens. | | Die tierischen Begleiter der beiden sind Kranich, Schildkröte und Hirsch, wobei der letztere meist an der Seite von Jurōjin zu finden ist. Vor allem die Schildkröte, aber auch Kranich und Hirsch gelten als Symboltiere des Langen Lebens. |
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− | Trotz ihrer unverkennbar daoistischen Attribute sind die beiden Gottheiten als solche in China selbst nicht zu finden. Fuku-roku-ju (chin. ''fu-lu-shou'') bezeichnet jedoch eine Gruppe von drei chinesischen Glücksgöttern, die u.a. im Feng shui eine wichtige Rolle spielen. Jurōjin könnte eine Bezeichnung für den Südlichen Polarstern (Canopus) sein, der in China selbst als Gottheit des Langen Lebens und als Verkörperung Lao-tse's gilt. | + | {{w502| rh= 300 |
| + | |jurojin buncho.jpg |top1=-35 |
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| + | |Jurōjin |
| + | |Fukurokuju |
| + | |caption= Glücksgötter von Tani Buncho (späte Edo-Zeit) |
| + | | hell= hell |
| + | | ref= 1 |
| + | }} |
| + | Trotz ihrer unverkennbar daoistischen Attribute sind die beiden Gottheiten als solche in China selbst nicht zu finden. Fuku-roku-ju (chin. {{g|fulushou|''fu-lu-shou''}}) bezeichnet jedoch eine Gruppe von drei chinesischen Glücksgöttern, die u.a. im {{g|Fengshui}} eine wichtige Rolle spielen. Jurōjin könnte aus einem der vielen Namen für den Südlichen Polarstern (Canopus) abgeleitet sein. Dieser wird in China selbst als Gottheit des Langen Lebens und als Verkörperung {{g|laozi|Laotse’s}} angesehen. |
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− | Fukurokuju und Jurojin sind somit aus allerlei daoistischen Versatzstücken zusammengesetzt, die um das Thema „Langes Leben“ kreisen und sich im Grunde beliebig kombinieren lassen. Daher verwundert es nicht weiter, dass sie mitunter auch zu einem Gott verschmelzen. In diesem Fall wird die Gruppe der Shichi Fukujin durch die weibliche Gottheit {{glossar:kichijouten}} (auch Kisshōten) ergänzt. | + | Fukurokuju und Jurōjin sind somit aus allerlei daoistischen Versatzstücken zusammengesetzt, die um das Thema „Langes Leben“ kreisen und sich im Grunde beliebig kombinieren lassen. Daher verwundert es nicht weiter, dass sie mitunter zu einem Gott verschmolzen wurden. In diesem Fall wurde die Gruppe der ''shichi fukujin'' beispielsweise durch die weibliche Gottheit {{g|kichijouten}} (auch Kisshōten) ergänzt. |
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| ==Wieso Sieben?== | | ==Wieso Sieben?== |
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− | Vorbilder oder Verwandte der Sieben Glücksgötter finden sich vor allem in China, dort sind es aber üblicherweise acht daoistische Unsterbliche, die zusammen auf einem Boot zur Insel der Glückseligkeit unterwegs sind. Es gibt verschiedene Theorien, wieso man sich in Japan statt dessen auf die Zahl Sieben festlegte. So wird z.B. immer wieder auf die Sieben Übel (''shichinan''), bzw. die Sieben Tugenden (''shichi shōzai'') des Buddhismus hingewiesen. Die Zahl Sieben spielt aber auch im chinesischen [[Texte:Himmelskunde/Astrologie | Polarstern-Glauben]] eine wichtige Rolle (Anzahl der Sterne im Sternbild des Großen Wagens). Auch die Sieben Weisen im Bambushain, ein Gruppe chinesischer Philosophen, die gerne auf Tuschmalereien dargestellt wurde, könnten eine Inspriationsquelle der Shichi Fukujin gewesen sein. | + | Vorbilder oder Verwandte der Sieben Glücksgötter finden sich vor allem in China, dort sind es aber üblicherweise acht daoistische Unsterbliche, die zusammen auf einem Boot zur Insel der Glückseligkeit unterwegs sind. Es gibt verschiedene Theorien, wieso man sich in Japan statt dessen auf die Zahl Sieben festlegte. So wird z.B. immer wieder auf die Sieben Übel ({{g|shichinan}}), bzw. die Sieben Tugenden ({{g|shichishouzai}}) des Buddhismus hingewiesen.<ref>Im Sutra der Barmherzigen Könige, {{gb|Ninnoukyou}}, heißt es im Zusammenhang mit dem Rezitieren eines Sutrentextes: „... da vergingen die Sieben Übel, und die Sieben Wohltaten entstanden“ (''shichinan sokumetsu, shichifuku sokushō'' 七難即滅七福即生). Diese Wendung wurde in späteren Schriften des japanischen Buddhismus häufig zitiert. Worin die Sieben Übel bestehen, wird allerdings unterschiedlich angegeben. (Kita 1935, in Miyata 1998, S. 300). </ref> Die Zahl Sieben spielt aber auch im chinesischen [[Denken/Himmelskunde | Polarstern-Glauben]] eine wichtige Rolle (Anzahl der Sterne im Sternbild des Großen Wagens). Auch die Sieben Weisen im Bambushain, eine Gruppe chinesischer Philosophen, die gerne auf den Tuschmalereien der mittelalterlichen Zen-Mönche dargestellt wurde, könnten eine Inspriationsquelle der Shichi Fukujin gewesen sein.<ref>Laut Kita soll ein gewisser Mönch Keishun 瓊春 bereits im 15. Jh. ein Bild gemalt haben, in dem die Götter Ōkuninushi, Hiruko, Uzume, Bishamon, Fukurokuju, Jurōjin und Hotei in Imitation der Sieben Weisen im Bambushain dargestellt wurden. Das Original wurde allerdings 1473 durch Brand vernichtet und ist nur in Kopien erhalten. Jedenfalls entsprechen diese Götter weitgehend den späteren Glücksgöttern, lediglich {{gb|Amenouzume}} wurde durch Benzaiten ersetzt. (Ibid, S. 301–302)</ref> |
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− | Eine bekannte Anekdote besagt, dass das Ensemble der Sieben Glückgötter auf den Mönch Tenkai, einen wichtigen religiösen Ratgeber des ersten Tokugawa Shoguns {{glossar:tokugawaieyasu}} zurückgeht. Tenkai hätte die Sieben Tugenden des Buddhismus in abgewandelter Form auf Ieyasu übertragen und mit sieben Gottheiten folgendermaßen in Verbindung gebracht: Langes Leben (Jurōjin), Wohlstand (Daikoku), Beliebtheit (Fukurokuju), Aufrichtigkeit (Ebisu), Liebenswürdigkeit (Benzaiten), Autorität (Bishamonten), Großmut (Hotei). Diese Kombination sei der Schlüssel zu Ieyasus erfolgreicher Befriedung des Landes. Klar, dass Ieyasu von dieser Charakterisierung begeistert war und seinen Hofmaler anwies, die sieben Gottheiten in einem Bild darzustellen. | + | Eine bekannte Anekdote besagt, dass das Ensemble der Sieben Glückgötter auf den Mönch {{g|Tenkai}}, einen wichtigen religiösen Ratgeber des ersten Tokugawa Shōguns {{g|tokugawaieyasu}} zurückgeht. Tenkai hätte die Sieben Tugenden des Buddhismus in abgewandelter Form auf Ieyasu übertragen und mit sieben Gottheiten folgendermaßen in Verbindung gebracht: Langes Leben (Jurōjin), Wohlstand (Daikoku), Beliebtheit (Fukurokuju), Aufrichtigkeit (Ebisu), Liebenswürdigkeit (Benzaiten), Autorität (Bishamonten), Großmut (Hotei). Diese Kombination sei der Schlüssel zu Ieyasus erfolgreicher Befriedung des Landes. Klar, dass Ieyasu von dieser Charakterisierung begeistert war und seinen Hofmaler anwies, die sieben Gottheiten in einem Bild darzustellen. Leider dürfte es sich allerdings bloß um eine Legende handeln, die durch verlässliche historische Quellen nicht bestätigt werden kann. |
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− | Frühformen der Shichi Fukujin legen die Vermutung nahe, dass das Ensemble tatsächlich von buddhistischen Mönchen kreiert wurde. Wahrscheinlich geht die Idee aber nicht auf einen einzigen Mönch zurück, sondern bildete sich allmählich im Laufe der {{glossar:muromachi}}-Zeit (14.–16. Jh.) heraus. In jedem Fall waren die Shichi Fukujin in der {{Glossar:Edo}}-Zeit wesentlich bekannter und populärer als mythologische Gottheiten wie {{Glossar:Amaterasu}} oder {{Glossar:Susanoo}}. Vor allem auf bildlichen Darstellungen sind sie allseits präsent, während die„ eigentlichen“ Shinto-Götter nur sehr selten abgebildet werden. Daran hat sich im Grunde bis heute nichts geändert. | + | Frühformen der Shichi Fukujin legen die Vermutung nahe, dass das Ensemble tatsächlich von buddhistischen Mönchen kreiert wurde. Wahrscheinlich geht die Idee aber nicht auf einen einzigen Mönch zurück, sondern bildete sich allmählich im Laufe der {{g|muromachi}}-Zeit (14.–16. Jh.) heraus. In jedem Fall waren die Shichi Fukujin in der {{g|Edo}}-Zeit wesentlich bekannter und populärer als mythologische Gottheiten wie {{g|Amaterasu}} oder {{g|Susanoo}}. Vor allem auf bildlichen Darstellungen sind sie allseits präsent, während die „eigentlichen“ Shintō-Götter nur sehr selten abgebildet werden. Daran hat sich im Grunde bis heute nichts geändert. |
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