Provinz Izumo
Izumo (出雲国;いずものくに)ist eine historische Provinz Japans, deren Lage heute dem östlichen Teil der Präfektur Shimane in der Region Chūgoku entspricht. Seit dem Altertum ist dieser Ort bekannt, als "Das Zuhause der Götter". Die Provinz war eine der acht Provinzen der Region San'indō 山陰道, welche die nördliche Hälfte West-Honshūs umfasste. Die lokalen Mythen vermischten sich mit denen der anderen Provinzen und lieferten somit eine der Hauptquellen für das Kojiki 古事記 und das Nihon shoki 日本書紀.
Izumo war eine politisch einflussreiche Region des historischen Japan. Der Izumo-Klan verfolgte eine unabhängige Politik, im 4. Jahrhundert geriet Izumo allerdings unter den Einfluss des Yamato-Reiches 大和.
Insgesamt waren in Izumo zur Zeit der Erstellung des Izumo fudoki 399 Schreine zu finden, wovon aber nur 184 registriert waren (Aoki 1997:77). Der Izumo taisha (großer Schrein) 出雲大社 ist neben dem Ise-Schrein 伊勢神宮, eine der bedeutendsten und ältesten heiligen Stätten des Shintō: Besondere Verehrung findet dort Ōkuninushi.
Geografie
Izumo grenzte im Norden und Nordwesten an das Japanmeer, wo härteres Klima vorherrschte. Die Provinz hatte wenig Flachland und im Süden bildete das Chūgoku-Gebirge eine natürliche Grenze zur benachbarten Provinz Bingo 備後. Im Chūgoku-Gebirge entspringt auch der Fluss Hino, der Izumo mit wertvollen Reisanbauflächen versorgte (Aoki 1971:29). Im Osten grenzte Izumo an die Provinz Hōki 伯耆 und im Westen an Iwami 石見. Die Provinz maß laut den Angaben im Izumo fudoki von Osten nach Westen ca. 73 km und von Norden nach Süden ca. 98 km, was zu der Zeit anhand der Länge der damaligen Straßenverbindungen gemessen wurde (Aoki 1997:75).
Zur Zeit der Erstellung des Izumo fudoki war die Provinz Izumo in 9 Bezirke eingeteilt:
Archäologie
Yayoi:
Wichtige archäologische Funde, welche Rückschlüsse auf die Bedeutung des yayoi-zeitlichen Izumos geben, sind insbesondere die Funde von Bronzegegenständen im Kôjin-Tal im Nordwesten Izumos, deren Herstellung auf die Yayoi-Zeit zurückdatiert werden konnte.
Dieser Fund weist die Gegend um Izumo somit als einen wesentlichen Träger der Yayoi-Kultur und vermutlich auch als einen der ersten Produzenten von Bronze-Gegenständen in Japan aus. Das technologische Wissen um die Herstellung der Gegenstände allerdings scheint aus Silla zu stammen, was die Vermutung über eine Migration von Korea nach Izumo stützt, zumal die Herkunft des Eisens wohl in Südchina und Korea liegt (Piggott 46-48).
Im Allgemeinen scheint sich die Besiedlung des Gebiets, von den Küstenregionen ausgehend, mit Verbreitung des Reisanbaus auch weiter ins landesinnere ausgebreitet zu haben und mit einer zunehmenden Abhängigkeit vom Nassreisanbau scheinen sich Konglomerate bestehend aus der Bevölkerung mehrerer Ortschaften gebildet zu haben, um die notwendigen Bewässerungsanlagen zu errichten.
Die Notwendigkeit, solche Arbeiten zu koordinieren und auch der Fund von Fürstengräbern dieser Zeit, welche im Vergleich zu früheren deutlich größere Ausmaße annehmen und somit eine wachsende Bedeutung der herrschenden Schichten implizieren, legen eine komplexe soziale Rangstruktur der yayoi-zeitlichen Gesellschaft nahe(Piggott 49-50).
Für das Izumo der Yayoi-Zeit kann man grundsätzlich recht starke Wanderungsbewegungen feststellen, welche durch Schwankungen im Reisertrag einzelner Gebiete, Seuchen und Überbevölkerung bedingt war, sowie durch die einfachere Besiedlung neuer Gebiete durch die Einführung von Eisenwerkzeugen.
Die Ausgrabungen in Kôjindani belegen, dass Izumo ein Handels- und Technologie-Zentrum der Yayoi-Zeit bildete, welches durchaus mit den kulturellen Zentren Kyûshûs und Koreas in Konkurrenz treten konnte. Bedeutung hat in diesem Kontext insbesondere die Siedlung Yano, welche sich im Distrikt Kando, also im Westen der Provinz befindet. Diese Ortschaft, auf welche im Izumo fudoki kaum eingegangen wird, scheint als Muttersiedlung für eine Reihe kleinerer Ortschaften gedient zu haben und in der Yayoi-Zeit floriert zu sein. Frühe Hügelgräber in Nishidani lassen ebenfalls Rückschlüsse auf eine starke Besiedlung Nordwestizumos in der Yayoi-Zeit zu.
Kofun:
Aufgrund der Untersuchung insbesondere von Fürstengräbern konnte man die Integration des Gebietes von Izumo in das Staatsgebiet von Yamato auf das 6.Jahrhundert datiert werden.
Bereits gegen Ende der Yayoi-Zeit hatten sich im Süden und Osten starke Territorialmächte gebildet, welche ihre Zentren in Ou und Ost-Shimane hatten, und sich auch kulturell von Yamato abzugrenzen versuchten. Diese Abgrenzungsversuche äußerten sich wohl am nachdrücklichsten in den eckigen Schlüssellochgräber der Izumo-Fürsten (Piggott 54-55).
Faktoren, die zum frühen Erstarken Izumos beitrugen sind Joan Piggott zufolge insbesondere die Zentrale Lage Izumos und günstige Voraussetzungen für den Seehandel, welche dessen Bedeutung als Handelszentrum begründete und auch die frühe Verfügbarkeit von Eisenwerkzeugen, deren erste Funde in Izumo auf die Mitte der Yayoi-Zeit zurückdatiert werden können.
Auch scheint die wachsende Konkurrenz Yamatos zu der Vereinigung Izumos beigetragen zu haben.
Für das 5. Jahrhundert kann man in Izumo erste Hügelgräber nach dem Vorbild von Yamato feststellen, deren erster Vertreter das Hügelgrab in Ôdera ist. In weiterer Folge wurden Yamato-Hügelgräber in Küstennähe errichtet und breiteten sich später auch auf die Kandô-Ebene aus.
Die archäologischen Funde legen weiters nahe, dass die Beziehung zwischen Yamato und Ou eher einem Bündnis glich. So wurde in einem Hügelgrab aus dem 6.Jahrhundert, welches in Ou lokalisiert wurde, ein Schwert, das wohl in Yamato hergestellt wurde, gefunden. Die Vergabe von Schwertern war nun eine gängige Praxis um Bündnisse zu bekräftigen.
Und somit wurden auch seit dem späten 6.Jahrhundert keine Hügelgräber in Konkurrenz zu Yamato erbaut. Dies ist symptomatisch für die Zeit, welche im Übergang von einer Stammesgesellschaft in eine zentral geführte, kodifizierte Monarchie, mit deren Verfestigung auch die rituelle Bedeutung der Kôfun abnahm.
Izumo in der Mythologie
Izumo ist ein wichtiger Ort in der Mythologie Japans. Der Name leitet sich von Izanami no mikoto 伊邪那美命 ab. In Izumo soll der Eingang zur Unterwelt Yomi no kuni 黄泉の国 liegen, die Izanami nach ihrem Tod regiert. Die Mythen berichten, dass Susanoo no Mikoto 須佐之男 nach der Verbannung aus dem Himmel durch Izumo wandert. Später herrscht Susanoos Sohn, Ōkuninushi 大国主 dort. Die Geschichte um Ōkuninushi entstammt wahrscheinlich einem eigenen Mythenkreis, der in Izumo entstand und erst später zu den Mythen rund um die Sonnengöttin hinzugefügt worden sein soll.
Izumos Gründungsvater war der große Gott des Wassers Omizunu, der dem Land auch seinen Namen gab. Durch Izumo fließt der große Fluss Hino, dessen Auswirkungen auf das Land Izumo mit seinen Aufschüttungen und Überschwemmungen wohl die Erklärung für den Glauben an den Gott Omizunu war.
Das Izumo fudoki gibt ferner an, dass die Götter Sada Ōkami, Nuki Ōkami und Kumano Ōkami verschiedene Herrschaftsgebiete innerhalb Izumos innehatten. So regierte Sada Ôkami über Ost-Shimane, Nuki Ôkami über die Yasuki Ebene und Kumano Ôkami über die Ou Ebene.
Bezirk Izumo
Der Bezirk Izumo 出雲 ist einer der 9 Bezirke der gleichnamigen Provinz Izumo, wie sie im Izumo fudoki beschrieben wird. Der Bezirk befindet sich am westlichen Ende der Shimane-Halbinsel und grenzte im Nordosten, dem weiteren Verlauf der Halbinsel, an den Bezirk Tatenui, wobei diese Grenze durch den Ukagawa gebildet wird. Im Süden des Bezirks befand sich der Bezirk Kando, dessen Grenze entlang des damaligen Verlaufs des Hinogawa verlief. Im Norden und Westen erstreckt sich das Japan-Meer, während sich im Osten die damalige Inlandsee (der heutige See Shinji) befand. Im Südosten hatte der Bezirk Izumo auch eine gemeinsame Grenze mit den Bezirken Ou und Ōhara. Der mythologische Ursprung des Namens des Bezirks, ebenso wie der der gleichnamigen Ortschaft, wird im fudoki mit der Namensgebung der Provinz gleichgesetzt.
Laut dem Izumo fudoki befanden sich im Bezirk Izumo acht größere Ortschaften. Denen waren insgesamt 23 Dörfer zugeteilt, die allerdings kaum namentlich angeführt werden. Bei den Ortschaften handelt es sich um: (Reihenfolge von West nach Ost auf der Detailkarte)
- Kizuki (杵築; früher 寸付)
- Inu (伊努 seit 726; davor 伊農)
- Uka (宇賀)
- Izumo (出雲): Standort der Bezirksverwaltung.
- Mitami (美談 seit 726; davor 三太三)
- Kauchi (河内, Kafuchi)
- Shitsunu (漆沼 seit 726; davor 志刀沼)
- Takerube (健部)
Quellen
- Michiko Yamaguchi Aoki (Ü.) 1971Izumo fudoki. (Monumenta Nipponica Monograph.) Tokyo: Sophia University 1971.
- Michiko Yamaguchi Aoki (Ü.) 1997Records of wind and earth: A translation of fudoki with introduction and commentaries. (Monographs of the Association for Asian Studies, Bd. 53.) Ann Arbor, Mich.: Association for Asian Studies 1997.
- Louis Frédéric 2002Japan encyclopedia. Cambridge, Massachusetts: The Belknap Press of Harvard University Press 2002.
- Taryō Ōbayashi, Yoshio Watanabe 1982Ise und Izumo: Die Schreine des Shintoismus. Freiburg: Herder 1982.
- Joan Piggott 1989„Sacral kingship and confederacy in early Izumo.“ Monumenta Nipponica 44/1 (1989), S. 45-74.
- Midori Yamamoto 1992Place names and the rediscovery of former landscapes in Izumo city and Hikawa town, Japan. Vancouver: The University of British Columbia 1992.
- Provinz Izumo(Stand: 2012/09/24). Aus: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie (Wikimedia Foundation, seit 2001).
- Brief Introduction to Matsue City and Izumo City (Stand: 2012/09/24). Aus: Shimane University 島根大学, 留学情報
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.