Exzerpt:Nakano 2002, Hachiman Daibosatsu, ein Kami in Mönchsgestalt

Aus Kamigraphie
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Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk „Sōgyō Hachiman no kami ‚Hachiman Daibosatsu‘ 僧形八幡の神「八幡大菩薩」, in:
Hayatoshi Nakano (Hg.) 2002
Hachiman shinkō jiten. Tokyo: Ebisu Kōshō 2002. (S.a. Sieben Stichworte zum Hachiman Glauben.)
, S. 42-47
Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Hachiman-no-pedia verfasst.

Miroku

Den Takusenshū (Orakelsammlungen) zufolge verkündete der Gott Hachiman am 17. Tag des ersten Monats im Jahr Jinki 神亀 2 (725) folgendes Orakel: „Damit alle Lebewesen in der zukünftigen Welt zur Erleuchtung geführt werden, werde ich Statuen der zwei Buddhas Yakushi 薬師 und Miroku 弥勒 errichten.“ In diesem Jahr verlegte der Usa Schrein die Lage der Haupthalle zum gegenwärtigen Ort, auf den Ogura Berg. Dies war auch das Jahr, in dem der erste Schrein-Tempel inoffiziell unter dem Namen Miroku Zen-Tempel 禅院 in Hiashi no Sato 日足の差と gegründet wurde. In den Wandgemälden der fünfstöckigen Pagode des Hōryū-Tempels 法隆寺 wurde im Jahr Wadō 和銅 4 (711) das "Reine Land" (Tosotsu-ten) Mirokus dargestellt, damit der Kaiserhof zu dieser Zeit die Vereinheitlichung der staatlichen Verwaltung planen kann. So beseitigte er die Teilautonomien der Klans, um das Ritsuryō-System mit Hilfe einer weder regionalen, noch klangebundenen Philosophie, dem Buddhismus, zu erfüllen. Es ist anzunehmen, dass sich im Verlauf dieser Ereignisse der Glaube an die Wiedergeburt 下生 Mirokus sehr stark verbreitet hat. „Miroku Bosatsu“ 弥勒菩薩 wird in Indien „Maitreya“ genannt und wird nach Śākyamuni in der Welt erschienen. Miroku war ein Bodhisattva von dem geglaubt wurde, dass er allen Lebewesen Erleuchtung bringe und im 6. Jahrhundert in China und in der Folge auch in Silla wurde der Glaube an ihn populär.

Am siebenten Tag des vierten Monats im Jahr Tenpyō 天平 9 (737) unterrichtete man Hachiman von Sillas Unhöflichkeit (nach dem Shoku nihongi 続日本紀, erster Tag des vierten Monats, Jahr Tenpyō 9) darauf folgend verkündete er unverzüglich folgendes Orakel: den Miroku Zen-Tempel als Miroku-Tempel in den Westen dieses Schreins zu verlegen. Im nächsten Jahr am 15. Tag des fünften Monats wurde im Einklang mit dem Orakel die Verlegung der Haupthalle 金堂 (wörtl. goldenen Halle) und der Predigthalle des Tempels abgeschlossen und dadurch wurden der Miroku-Tempel und der Hachiman-Schrein zusammengelegt und namentlich vereinigt. Bei der Vereinigung des Gottes Hachiman und des Buddhas Miroku, spielte der Verwalter des Miroku-Tempels, Hōren 法蓮 von Usa, eine wichtige Rolle. Seine Herkunft ist unklar, aber er war für den Usa-Klan tätig und daher nimmt man an, sein Ursprung könnte in diesem Klan liegen. Hōren hat sich, laut dem Hikosan-ruki 彦山流記 (Bericht aus der Verbannung auf dem Berg Hiko) zwölf Jahre lang in einer Höhle eingeschlossen und sich asketischem Training gewidmet. Er gilt als Träger von Wunderkräften, ferner ist der Berg Hiko die Welt des Reinen Landes, der Tuṣita Himmel 兜率天, in der Miroku Bosatsu wohnt. Daher wird auch vermutet, dass Hōren eine Inkarnation Mirokus ist. Es gibt Hinweise, dass Hōren in Usa mit der Entstehung des Hōjō-e, einem der wichtigsten Schreinfeste, in Beziehung steht und es ist insofern denkbar, dass die Verschmelzung des Hachiman-Glaubens und des Buddhismus dabei eine wichtige Rolle erfüllt hat.

Zur gleichen Zeit im Jahr Tenpyō 12 (740), als der Usa Schrein am Kaiserhof als Hachiman-Schrein bezeichnet wurde und somit die gleiche Behandlung wie der Ise-Schrein erfuhr, erhielt er anlässlich der Durchführung eines Gebetes für das Niederschlagen des Aufstandes von Hirotsugu Fujiwara 藤原広嗣 in Dazaifu 大宰府 “eine Higon Krone, je eine Kopie der Saishōō- und des Lotos-Sūtras in Goldlettern, 18 geweihte buddhistische Ordensleute, 5 Pferde“ 「秘錦冠一頭、金字最勝王経同法華経各一部、度者十八人、封戸馬五四」. Des Weiteren, wurde eine dreistöckige Pagode errichtet, der exakt die gleiche Behandlung zuteil wurde wie einem Provinzialhaupttempel. Zunächst zur Pagode: Es ist klar, dass sämtliche Güter zur Aufbewahrung im Miroku-Tempel bestimmt waren, aber in den Aufzeichnungen wird der Name Miroku-Tempel kein einziges Mal erwähnt, aber durchgehend der Hachiman-Tempel. Diese Waren galten als Weihung für den Gott Hachiman. Auch in der Hauptstadt war also das Konzept des Miyadera, der zugleich Schrein und Tempel ist, bereits entstanden. Die Haupttempelhalle des Usa-Schreins und der an den Schrein angeschlossene Tempel waren stets getrennt, Schreinbedienstete und Priester waren ranghöher als Mönche, aber im Iwashimizu Hachiman-Tempel 岩清水八幡宮 in Kyōto 京都, wohin die Gottheit im Jahr Jōgan 貞観 1 (859) gerufen worden war, wurde die Führung des gesamten Klosters durch buddhistische Mönche ersetzt. Im Jahr Jōgan 18 (876) wurden anlässlich der Einsetzung der shintoistischen Priester auch deren Zeremonien denen der buddhistischen Mönche nachgereiht. Auch ähnelten die meisten religiösen Feste buddhistischen Riten, im Gegensatz zu denen des Usa-Schreins, welche eine Mischform von Buddhismus und Shintō waren. Ferner wurden die Gebote der buddhistischen Praxis 精進 gewahrt. Man kann sagen, dass durch den Iwashimizu Hachiman-Tempel die Form des Miyadera vollendet wurde.

Hachiman und der Daibutsu in Nara

Im Bezug auf den am 10. Monat des Jahres Tenpyō 15 (743) vom Kaiser Shōmu 商務 herausgegebenen Erlass zur Errichtung der Riesen-Buddha Statue im Tōdai-ji, spielte der Gott Hachiman eine wichtige Rolle. Im 5. Monat des Jahres Tenpyō 17 (745) übernahm der Usa Schrein die Kosten für die Verlegung des Riesen-Buddhas nach Heijō-kyō 平城京 (heute Nara 奈良), woraufhin der Kaiserhof Opfergaben sandte. Dann spendete der Usa-Schrein einen Betrag zur Errichtung des Tōdai-ji. Dem zufolge der Kaiserhof Abe no Mushimaro 阿部虫麻呂, in Eigenschaft als kaiserlicher Bote, zum Usa-Schrein geschickt um ein Gohei 奉幣 (Ritualstab) darzubringen. Außerdem hat der Kaiserhof, im Jahr Tenpyō 18, vom Jahresende bis zum folgenden Frühjahr, als der Kaiser krank darnieder lag, für die Genesungsgebete dem Gott Hachiman den dritten Hofrang verliehen. Weiteres spendete der Kaiserhof 400 Fugo (Gehalt nach dem Ritsuryō System), 50 betende Mönche und 20 Chō Reisfelder. Ferner schickte der Kaiser, im Jahr Tenpyō 19 (747), einen Boten zum Usa-Schrein, um für die Errichtung des Riesen-Buddha zu beten. Da im Jahr Tenpyō 21 (749) das Gold, dass zur Errichtung des Riesen-Buddha nötig war, fehlte, sah man sich gezwungen einen Boten nach China zu schicken. Als man für den sicheren Seeweg dorthin zu Hachiman betete, folgte das Orakel, dass man im eigenen Land Gold finden würde. Wie vorhergesagt, fand man am 22. Tag des 2. Monats desselben Jahres in Mutsu 陸奥 Gold bei Grabungen. Davon wurden 900 Ryō dem Kaiser gewidmet. Der Kaiser soll davon 120 Ryō an den Usa-Schrein übergeben haben. Ausgehend von diesen Weissagungen, rund um die Errichtung des Riesen-Buddha bezieht, vertiefte sich die Wertschätzung des Kaiserhauses gegenüber Hachiman mehr und mehr.

Sobald nun also die Provinzialhaupttempel 国分寺 und der Riesen-Buddha des Tōdai-ji errichtet wurden und der Staatsbuddhismus entstanden war, erwies sich der Miroku-Glaube als Antrieb, ebenso wie in Silla, von wo diese Entwicklung ausging. In Usa im Jahr Tenpyō Hōji 天平宝字 7 (783) soll Suguri Yosome Karashima 辛嶋勝与曽女 ein Orakel erhalten haben, dass die Statuen von Kannon Bodhisattva 観世音菩薩 und der Vier Himmelskönige 四天王 herzustellen und in einem eigenen Gebäude anzubeten seien. Vielleicht deshalb, weil für diesen neuen Gott, den man als „Kannon-Hachiman“ bezeichnen könnte, eine Schreinhalle notwendig war, wurde im Jahr Tenpyō Jingo 天平神護 2 (788) auf dem Ōo Berg diese neue Haupthalle errichtet. Während sowohl Kannon als auch Hachiman im Ōo-Schrein verehrt wurden, bekannte sich Hachiman parallel dazu im Jahr Tenō 天応 1 (781) zu folgendem Titel: Gokoku reiken iriki jinzū daibosatsu 護国霊験威力神通大菩薩 (nach den Aufzeichnungen aus dem Tōdai-ji 東大寺要録). Das heißt, dass er die Kräfte Mirokus und Kannons nicht auslieh, sondern mit seinen eigenen bündelte. Zudem wurde verkündet, dass er nun auch der Bodhisattva für den Schutz des Staates geworden ist. So gab es keine Notwendigkeit mehr für „Kannon-Hachiman“. Im nächsten Jahr, Enryaku 延暦 1 (782), wurde die Schreinhaupthalle vom Ōo-Schrein wieder auf den Berg Ogura verlegt. Im Verlauf dieser Ereignisse wurde Hachiman, der bis dahin als Hachiman Daijin bekannt war, in Usa gänzlich neu als buddhistischer Gott, Hachiman Daibosatsu, wiedergeboren; so könnte man die Verlegung als Wiedergeburtszeremonie bezeichnen. In Folge der Rückkehr zum Berg Ogura kam zum Titel Gokoku reiken iriki jinzū daibosatsu der Zusatz Jizaiō 自在王 hinzu, sodass er nun Gokoku reiken iriki jinzū daijizaiō bosatsu 護国霊験威力神通大自在王菩薩 genannt wurde.

Mönchsgestalt

Die Götter des ursprünglichen Japans hatten keine körperliche Form, daher bewohnten sie die so genannten Yorishiro 依り代 - Gegenstände, in denen sich die Gottheiten manifestieren konnten. Aus dieser Tatsache ergibt sich, dass es keinen Brauch gab, diese Wesen als Statuen darzustellen, doch als Hachiman selbst zu einem Bodhisattva aufstieg, kam es dazu, dass Buddhastatuen ebenso wie Götterstatuen angefertigt wurden. Seitdem im Jahr Kanpyō 寛平 1 (889) das Orakel verkündet wurde, dass Kleidung und Gerätschaften darzubringen seien, entwickelte sich der Brauch Priestergewänder und Altargerätschaften auf dem Platz vor dem Altar darzubringen und so entstanden Hachiman-Statuen in Mönchsgestalt 僧形. Bisher galten als älteste Beispiele für Hachiman-Statuen in Form eines buddhistischen Mönchs 比丘, die des Hachiman-Schutzgottschreins 鎮守八幡宮 des Yakushi-ji aus dem Jahr Kanpyō 8 (896); dem Jahr, in dem dieser Schrein gegründet wurde. Doch heute wird der Hachiman-Triade des Tō-ji 東寺 als ältestes Beispiel Beachtung geschenkt. Normalerweise werden Bodhisattva-Statuen mit einer speziellen Frisur und göttlichen Kleidungsstücken gezeigt, es gibt jedoch viele Hachiman-Abbildungen, die ihn mit einem rasierten Kopf in einer buddhistischen Stola 袈裟 und mit einem Mönchsstab 錫杖 in der Hand zeigen. Die Bodhisattvas, darunter auch Hachiman, hegen den Wunsch, zu einem Buddha aufzusteigen, nachdem sie allen Lebewesen die Erleuchtung gebracht haben. Hachiman hat die gleiche Erscheinung wie Jizō Bosatsu 地蔵菩薩, deshalb wird auch von ihm als Erlöser eine ähnlich gute Tat erwartet.

Darüber hinaus hat der Begründer der Shingon-Sekte 真言宗, Kūkai 空海 (Kōbō Daishi 弘法大師) anlässlich der Pilgerreise nach China (Nittō 入唐) beim Hachiman-Schrein gebetet. In Tsukushi 筑紫 (Bezeichnung für die ehemaligen Provinzen Chikuzen 筑前 und Chikugo 筑後 auf Kyūshū) erhielt er dieses Orakel: „Ich will dir über das Meer folgen und dich und die dir überlieferten Lehren beschützen“. Kūkai soll ein Abbild des Großen Bodhisattvas erhalten haben und es um den Hals getragen haben, als er das Meer überquerte. Außerdem wird überliefert, dass Hachiman in Mönchsgestalt bei der Gründung des Hachiman-Schreins des Tō-ji am Himmel erschienen sein soll. Ferner besuchte der Gründer der Tendai-Sekte 天台宗, Saichō 最澄 (Dengyō Daishi 伝教大師) anlässlich dieser Pilgerreise nach China den Hachiman-Schrein. Im Frühling des Jahres Kōnin 弘仁 5 (814), soll Saichō von Hachiman eine purpurne Stola erhalten haben, als er zum Dank für die Überquerung des Meeres im Hachiman-Schrein das Lotos-Sūtra predigte.