II-09: Unterschied zwischen den Versionen

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*Der dritte Teil der Geschichte ist im eigentlichen Sinne wieder ein Kommentar des Autors des Nihon Ryoikis zu der Begebenheit, in welchem er versucht die Ereignisse zu erklären und eine allgemein gültige Moral (Karma-Theorie) zu extrahieren. Der Rückgriff auf ein bekanntes Sprichwort kann auch als Versuch gedeutet werden die "neue Lehre" des Buddhismus mit bereits weit verbreiteten Gedenken zu assoziieren, sodass sie von der Bevölkerung als etwas natürliches empfunden wird.
 
*Der dritte Teil der Geschichte ist im eigentlichen Sinne wieder ein Kommentar des Autors des Nihon Ryoikis zu der Begebenheit, in welchem er versucht die Ereignisse zu erklären und eine allgemein gültige Moral (Karma-Theorie) zu extrahieren. Der Rückgriff auf ein bekanntes Sprichwort kann auch als Versuch gedeutet werden die "neue Lehre" des Buddhismus mit bereits weit verbreiteten Gedenken zu assoziieren, sodass sie von der Bevölkerung als etwas natürliches empfunden wird.
  
Diese Passage, in welcher die Angehörigen und Freunde die Begebenheit aufschreiben" ist nach der Kanbun-Fassung als "sie hatten extreme (nicht mehr steigerbare) Angst" zu übersetzen, aber klingt in der Bungo-Version eher nach "sie hatten gar keine Angst (wörtlich in etwa: Furcht war überhaupt nicht existent)". Aufgrund des Inhalts der Geschichte, sowie der Interpretation von Nakamura und Bohner wurde hier dem Original-Text etwas mehr vertraut, als der Bungo-Version von Izumoji, da diese möglicherweise einfach leicht missverständlich formuliert wurde, und doch auch die andere Bedeutung vermitteln soll.
 
 
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Version vom 25. Februar 2011, 13:00 Uhr

Wie es dazu kam, dass jemand einen Tempel errichtete, die Tempelgüter [für sich selbst] verwendete und [zur Strafe] zum Rind wurde, das für den Tempel Dienst tat.
SNKBT 30: 75-76;236, Bohner 1934: 120-121, Nakamura 1997:

Ōtomo no Akamaro 大伴赤麻呂 war der Verwalter (dairyō 大領) des Landkreises Tama 多摩郡 der Provinz Musashi 武蔵国. Er starb am 19. Tag des 12. Monats im Winter des ersten Jahres der Tempyō Shōhō 天平勝宝 Periode (749). Im Sommer des zweiten Jahres der Tempyō Shōhō Periode, am siebenten Tag des fünften Monats kam ein schwarz geflecktes Kalb zur Welt, welches seine Grabinschrift trug. Die Flecken ergaben bei genauerer Betrachtung folgende Botschaft: "Akamaro hat eigennützig die Dinge des Tempels, den er selbst erbaut hatte, entliehen und gebraucht und ist gestorben, ohne jemals dafür eine Gegenleistung erbracht zu haben. Als Vergeltung dafür erhielt er den Körper eines Rindes."

Seine Verwandten und Freunde waren davon beschämt, hatten schreckliche Angst [1] und sagten sich: "Wer eine Sünde begeht, sollte sich fürchten. Denn wie kann man nur glauben, dass dies ungestraft bleibt? Wir sollten diesen Vorfall [als Warnung] für kommende Generationen niederschreiben." Aus diesem Grund teilten sie es noch im selben Jahr am ersten Tag des sechsten Monats so vielen Leuten wie möglich mit.

Ich hoffe, dass anstandslose Menschen, die diese Erzählung lesen, bekehrt[2] werden und gute Taten vollbringen. Es ist besser, zu verhungern und kupfernes heißes Wasser (akagane no yu 銅の湯) zu trinken als die (Opfer-)Gaben des Tempels zu essen. Es gibt ein altes Sprichwort, das [zu dieser Begebenheit passt und] lautet: "Was heute noch süßer Nektar ist, ist morgen schon eine Eisenkugel (techigan 鉄丸)[3]". Tatsächlich weiß man, dass die karmische Vergeltung niemals ausbleibt. Sollten wir dann nicht davor Ehrfurcht haben und uns anständig benehmen? Daher steht im Daijikkyō 大集経[4] geschrieben: "Etwas von einem buddhistischen Priester zu stehlen, ist schlimmer als die fünf Sünden (zaigogyaku 罪五逆) [zu begehen]".



  1. diese Übersetzung gründet auf der Kanbun-Version; siehe Anmerkungen
  2. wörtlich: "das Herz wandelt sich" (kokoro wo aratameru 心を改める); gemeint = "einen neuen Anfang machen"
  3. siehe Geschichte I-30
  4. auf dt. etwa "Große Sūtra-Sammlung"


Hintergrund

  • Zeit: 749/750 u.Z.
  • Ort: Musashi-no-kuni 武蔵国, Tama-no-kōri 多摩郡 (heute Präfektur Tōkyō)
  • Personen: Ōtomo no Akamaro 大伴赤麻呂

Ursache und Wirkung

Jemand verwendet Dinge aus einem Tempel (den er selbst erbaut hat) ohne eine Gegenleistung zu erbringen und wird deswegen als Rind wiedergeboren.

Anmerkungen

ad Hintergrund:

Ort und Zeit der Geschichte lassen sich durch die Formulierungen der ersten Textpassagen gut zuordnen.

  • Musashi-no-kuni 武蔵国 (bis ins siebte Jahrhundert mit folgenden Kanji geschrieben: 无射志) ist eine Provinz am Tōkaidō (und umfasst in etwas das Gebiet der heutigen Präfekturen Tōkyō, Kanagawa und Saitama); gegründet wurde die Provinz im Zuge der Taika-Reform (645) bzw. der darauf passierenden zentralistischen Organisation
  • da Ōtomo no Akamaro 大伴赤麻呂 im Jahre 749 starbt (und davor einen Tempel erbaute) und unter Shōmu-Tennō 741 das erbauen von lokalen Tempeln unter dem Namen Kokubun-ji 国分寺 gefördert wurde, lässt darauf schließen, dass es sich bei dem in der Geschichte genannten Tempel um den alten Kokubun-ji (in/nahe der damaligen lokalen Hauptstadt Fuchū 府中) handeln könnte. Diese würde zum einen zeitlich sehr gut passen, zum anderen auch erklären, warum Ōtomo no Akamaro einen Tempel erbaut und dann die Dinge des Tempels verwendet, anstatt sein Vermögen gleich zu verwenden. Er erbaute also möglicherweise den Tempel gar nicht aus eigenen Mitteln, sondern im Rahmen der geförderten Kokubun-ji-"Aktion" aus Mitteln der Provinz. Die Provinzen mussten nämlich die Kokubunji selbst finanzieren (vgl. Dōkyō Zwischenfall).

ad Erzählung:

Die Geschichte ist interessanter Weise in drei Zeitliche und erzählerische Ebene gegliedert.

  • Der erst Satz erklärt uns, wer die Hauptperson ist,im zweiten Satz wird uns der Tod dieser Person mitgeteilt. Somit ist dieser Erdzählstrang beendet. Dieser Erste Teil hat etwas von einer Chronik und
  • Der zweite Teil beginnt mit der Geburt des Kalbes, auf dessen Fell geschrieben steht, dass es die Reinkarnation des schuldigen Ōtomo no Akamaro ist. Dies alles wird aber von den Freunden und Verwandten erlebt bzw. (kritisch formuliert) interpretiert. Sie sind es auch, die diese Geschichte [als Warnung] weitererzählten und somit verbreiteten.
  • Der dritte Teil der Geschichte ist im eigentlichen Sinne wieder ein Kommentar des Autors des Nihon Ryoikis zu der Begebenheit, in welchem er versucht die Ereignisse zu erklären und eine allgemein gültige Moral (Karma-Theorie) zu extrahieren. Der Rückgriff auf ein bekanntes Sprichwort kann auch als Versuch gedeutet werden die "neue Lehre" des Buddhismus mit bereits weit verbreiteten Gedenken zu assoziieren, sodass sie von der Bevölkerung als etwas natürliches empfunden wird.

Materialien


Artikel erstellt von Florian Purkarthofer 15:46, 8. Nov. 2010 (CET).