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Jedenfalls gab es eine Anzahl an weiblichen Herrscher im 6., 7. und sogar 8. Jahrhundert, was auf eine vor der [[Taika|Taika Reform]] und der Übernahme der patrilinear strukturierten gesellschaftlichen Form nach dem Chinesischen Vorbild existierende matrilineare Tradition in Japan hinweist. Bei der Betrachtung der Familienregistern aus dem Jahre 702 n. Chr. erfahren wir zwar, dass der Familienoberhaupt üblicherweise männlich war, dass aber der Brauch Kinder nach der Mutter zu benennen bis in die [http://en.wikipedia.org/wiki/Heian_period Heian-Zeit] (794 - 1185 n. Chr.) fortdauerte, was wiederum ein Hinweis an eine matrilinear aufgebaute Gesellschaft ist. (Nakamura 1997:69) | Jedenfalls gab es eine Anzahl an weiblichen Herrscher im 6., 7. und sogar 8. Jahrhundert, was auf eine vor der [[Taika|Taika Reform]] und der Übernahme der patrilinear strukturierten gesellschaftlichen Form nach dem Chinesischen Vorbild existierende matrilineare Tradition in Japan hinweist. Bei der Betrachtung der Familienregistern aus dem Jahre 702 n. Chr. erfahren wir zwar, dass der Familienoberhaupt üblicherweise männlich war, dass aber der Brauch Kinder nach der Mutter zu benennen bis in die [http://en.wikipedia.org/wiki/Heian_period Heian-Zeit] (794 - 1185 n. Chr.) fortdauerte, was wiederum ein Hinweis an eine matrilinear aufgebaute Gesellschaft ist. (Nakamura 1997:69) | ||
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Alle 4 Erzählungen stammen aus den Provinzen Owari und Mino und basieren auf deren lokalen Tradition. Die 4 Geschichten erinnern mit ihren Inhalt mehr auf die Japanische Volksgeschichten als an die buddhistischen Legenden. Weiter besitzen die 2 Helden und 2 Heldinnen, die in den Erzählungen eine primäre Rolle spielen, eine außergewöhnliche Kraft. Die Quelle ihrer Kraft ist der Donner. Das Motiv des Donners findet man auch in der Geschichte [[I-01]], in der man die Donnergottheit zu fangen versucht. [http://en.wikipedia.org/wiki/Kunio_Yanagita Yanagita Kunio], japanischer Forscher und Gründer der Volkskunde in Japan, interpretiert Donner als die Verkörperung einer [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Amatsukami_in_den_Fudoki Himmelsgottheit] ''amatsukami'' 天つ神, von der man die Kraft erhält, was jedenfalls mehr mit der schintoistischer als mit der buddhistischen Tradition in Japan übereinstimmt (deswegen „nicht buddhistisch“). (Nakamura 1997:73) | Alle 4 Erzählungen stammen aus den Provinzen Owari und Mino und basieren auf deren lokalen Tradition. Die 4 Geschichten erinnern mit ihren Inhalt mehr auf die Japanische Volksgeschichten als an die buddhistischen Legenden. Weiter besitzen die 2 Helden und 2 Heldinnen, die in den Erzählungen eine primäre Rolle spielen, eine außergewöhnliche Kraft. Die Quelle ihrer Kraft ist der Donner. Das Motiv des Donners findet man auch in der Geschichte [[I-01]], in der man die Donnergottheit zu fangen versucht. [http://en.wikipedia.org/wiki/Kunio_Yanagita Yanagita Kunio], japanischer Forscher und Gründer der Volkskunde in Japan, interpretiert Donner als die Verkörperung einer [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Amatsukami_in_den_Fudoki Himmelsgottheit] ''amatsukami'' 天つ神, von der man die Kraft erhält, was jedenfalls mehr mit der schintoistischer als mit der buddhistischen Tradition in Japan übereinstimmt (deswegen „nicht buddhistisch“). (Nakamura 1997:73) | ||
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− | Ein weiteres Motiv, das wir in den Japanischen Mythen | + | Ein weiteres Motiv, das wir in dieser Erzählung beobachten können, und das sich in den Japanischen Mythen wiederholt, ist '''das Motiv von "[http://en.wikipedia.org/wiki/Divine_marriage divine marriage]"''', einer Heirat zwischen einem Menschen und einer Gottheit (meistens handelt sich um eine männliche Himmelsgottheit und ein irdisches Mädchen), das man unter anderen in dem Koreanischen Mythos von [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#R.C3.BCckkehr_zum_Himmel Hyŏkkŏses Heirat mit einem irdischen Wesen] und dem Mythos von der [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#Nigihayahi Heirat zwischen Nigihayahi und Nagasune-hikos Schwester] findet. Weitere Beispiele aus der Japanischen Mythologie findet man unter anderen in [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Kojiki Kojiki], wobei das Berühmteste davon das Mythos von der [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Japanische_und_koreanische_Abstiegsmythen#R.C3.BCckkehr_zum_Himmel Heirat zwischen Amewakahiko und Ōkuninushis Tochter] wäre. |
− | Wie in dieser Erzählung, | + | Wie in dieser Erzählung ([[I-02]]), erscheint die Gottheit vor der Heirat in der Japanischen Mythologie oft in einer menschlichen Form. Die Heirat endet meistens mit der Trennung der Eheleute nach der Geburt, oder nach dem der Mensch die wirkliche Form der Gottheit erblickt. Beispiele finden wir zum Beispiel in einer Geschichte aus [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Hitachi_fudoki Hitachi fudoki], in der [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Schlangen#Ubaraki die menschliche Frau mit einer Schlange schwanger wird] oder dem Mythos von [http://www.univie.ac.at/rel_jap/fudokipedia/Ōtataneko Ōtatanekos Geburt]. |
Version vom 19. Oktober 2010, 19:03 Uhr
Vor langer Zeit, während der Regierungszeit des Kaisers Kinmei, lebte ein Mann in Oono, einem Teil der Präfektur Mino, welcher daran dachte sich nach einer guten Frau auf den Weg zu machen. Bald darauf, als er in die Wildnis kam, begegnete er einer hübschen Frau. Diese Frau flirtete mit dem Mann und weil sie freundlich war, fragte der Mann aufgrund ihres koketten Blickes: "Wohin gehst du?". Die Frau antwortete: "Ich bin auf dem Weg um einen guten Mann zu finden." Daraufhin fragte der Mann: "Wenn das so ist, möchtest du nicht vielleicht meine Frau werden?" Und die Frau sagte: "Ja, ist gut." Weil sie so geantwortet hatte, nahm er sie sogleich mit nach Hause und heiratete sie. Während sie zusammen lebten, brachten sie einen Jungen zur Welt. Dann brachte auch der Hund, der in dem Haus gehalten wurde, genau an demselben Tag, nämlich dem 15. Dezember, Junge zur Welt. Besagte Welpen jaulten und starrten die Frau immer an und weil sie auch immer bellten, fürchtete sich die Frau und bat ihren Mann: "Bitte töte diese Hunde!" Aber obwohl darüber geklagt wurde, hat der Mann die Welpen nicht getötet. Etwa um Februar oder März wurde die Pacht bezahlt und der Reis dafür poliert/gestampft. Zu dieser Zeit wollte die Frau den Reis polierenden/stampfenden Personen (Frauen) helfen und ihnen eine Mahlzeit bringen und betrat die Hütte, in der die Arbeit getan wurde. Gleich darauf verfolgte der Hund, welcher dort war, die Frau und versuchte sie zu beißen. Die Frau erschreckte und fürchtete sich, verwandelte sich in ein wildes Tier und stieg auf einen Zaun/eine Hecke. Der Mann sah dies und sagte: "Auch wenn dein wahres Wesen das eines Tieres ist, weil aus unserer Beziehung ein Kind entstanden ist, kann ich dich nicht vergessen. Du bist immer willkommen." Das Tier merkte sich diese Worte und kam gelegentlich um mit dem Mann zusammen zu schlafen. Auf Grund dessen wird diese Art Tier Kitsune (zum Schlafen kommen) genannt. Eines Tages trug dieser Fuchs ein Gewand mit einer langen, roten Schleppe. Während sie beim Verlassen ihre Schleppe mit Grazie nachzog, wusste er, dass er ihre Gestalt kein weiteres Mal zu Gesicht bekommen würde. Als der Mann an ihre verschwindende Gestalt dachte, dichtete er dieses Lied: Mir ist als würde aller Liebe auf mich herabfallen. [...] Sah ich sie verschwinden. Daraufhin wurde ihr Junge Kitsune genannt. Ferner wurde "Kitsune no Atai" zum Familienname des Kindes. Das Kind wurde zu einem Mann mit außerordentlichen Kräften und konnte so schnell Laufen wie ein Vogel fliegt. Die in Mino lebenden Menschen, welche Kitsune genannt werden, haben dort ihren Ursprung.
Hintergrund
- Zeit: Regierungszeit des Kinmei Tennō
- Ort: Distrikt Ōno in der Provinz Mino
- Personen: ein Mann, der eine Gemahlin sucht; ein schönes Mädchen, welches sich als Fuchs entpuppt; deren beider Sohn; eine Hündin und deren Junges
Ursache und Wirkung
Dadurch, dass sich der Mann von seiner Frau, welche sich als Füchsin entpuppte, nicht abwandte oder sie gar davonjagte, gedieh seine Familie lange Zeit sehr gut. Eine gute Tat schafft über lange Zeit hinweg gutes Karma. So waren die Nachkommin der Fuchsfrau sehr kräftig und konnten so schnell laufen wie ein Vogel fliegt.
Anmerkungen
In der Erzählung heiratet die Frau (Füchsin) den Mann, der sie mit nach Hause nimmt. Dies weist deutlich auf eine patrilinear aufgebaute Gesellschaft hin. Es gibt zwei weitere Geschichten, in den die Frau nach der Heirat in der Familie ihres Mannes leben bleibt: II-27, III-04. Jedenfalls gab es eine Anzahl an weiblichen Herrscher im 6., 7. und sogar 8. Jahrhundert, was auf eine vor der Taika Reform und der Übernahme der patrilinear strukturierten gesellschaftlichen Form nach dem Chinesischen Vorbild existierende matrilineare Tradition in Japan hinweist. Bei der Betrachtung der Familienregistern aus dem Jahre 702 n. Chr. erfahren wir zwar, dass der Familienoberhaupt üblicherweise männlich war, dass aber der Brauch Kinder nach der Mutter zu benennen bis in die Heian-Zeit (794 - 1185 n. Chr.) fortdauerte, was wiederum ein Hinweis an eine matrilinear aufgebaute Gesellschaft ist. (Nakamura 1997:69)
Nakamura bezeichnet diese Erzählung in der Einführung von Nihon ryōiki 日本霊異記 als eine der „nicht buddhistischen“ Legenden in dieser Sammlung. Nakamura identifiziert diese und 3 weitere Geschichten (I-03, II-04, II-27) als „nicht buddhistisch“ und stellt thematische und strukturelle Ähnlichkeiten fest, die sie von der Mehrheit der Erzählungen in Nihon ryōiki 日本霊異記 deutlich unterscheiden lassen. Alle 4 Erzählungen stammen aus den Provinzen Owari und Mino und basieren auf deren lokalen Tradition. Die 4 Geschichten erinnern mit ihren Inhalt mehr auf die Japanische Volksgeschichten als an die buddhistischen Legenden. Weiter besitzen die 2 Helden und 2 Heldinnen, die in den Erzählungen eine primäre Rolle spielen, eine außergewöhnliche Kraft. Die Quelle ihrer Kraft ist der Donner. Das Motiv des Donners findet man auch in der Geschichte I-01, in der man die Donnergottheit zu fangen versucht. Yanagita Kunio, japanischer Forscher und Gründer der Volkskunde in Japan, interpretiert Donner als die Verkörperung einer Himmelsgottheit amatsukami 天つ神, von der man die Kraft erhält, was jedenfalls mehr mit der schintoistischer als mit der buddhistischen Tradition in Japan übereinstimmt (deswegen „nicht buddhistisch“). (Nakamura 1997:73)
Es gibt 4 weitere Erzählungen in dieser Sammlung , die sich laut Nakamura als „nicht buddhistische“ Legenden beschreiben lassen: I-25, II-33, II-41, III-31.
Bei der Analyse dieser 8 Geschichten (I-02, I-03, II-04, II-27, I-25, II-33, II-41, III-31) erfahren wir, dass sich bei 5 Helden und 3 Heldinnen ein Bezug auf Donner feststellen lässt. In der Mehrheit der Geschichten erfolgt eine Kraft-Übertragung von einer Himmelsgottheit amatsukami 天つ神. Alle Erzählungen, wo eine Frau (Heldin) die primäre Rolle spielt, nehmen ein Bezug auf die Sexualität der Frau und betonen das Motiv der übernatürlichen Geburt: I-02, II-33, II-41, III-31. Das Motiv der der übernatürlichen Geburt wiederholt sich in den Japanischen Volksgeschichten und Mythen und symbolisiert die Übertragung der Kraft durch die Geburt (Blutsverbindung zwischen dem Meschen und kami 神). Die Symbolik der Frau als ein Mediator einer solchen Übertragung erklärt das Japanische Phänomen der weiblichen Schamaninnen und Priesterinnen. (Nakamura 1997:74)
Ein weiteres Motiv, das wir in dieser Erzählung beobachten können, und das sich in den Japanischen Mythen wiederholt, ist das Motiv von "divine marriage", einer Heirat zwischen einem Menschen und einer Gottheit (meistens handelt sich um eine männliche Himmelsgottheit und ein irdisches Mädchen), das man unter anderen in dem Koreanischen Mythos von Hyŏkkŏses Heirat mit einem irdischen Wesen und dem Mythos von der Heirat zwischen Nigihayahi und Nagasune-hikos Schwester findet. Weitere Beispiele aus der Japanischen Mythologie findet man unter anderen in Kojiki, wobei das Berühmteste davon das Mythos von der Heirat zwischen Amewakahiko und Ōkuninushis Tochter wäre.
Wie in dieser Erzählung (I-02), erscheint die Gottheit vor der Heirat in der Japanischen Mythologie oft in einer menschlichen Form. Die Heirat endet meistens mit der Trennung der Eheleute nach der Geburt, oder nach dem der Mensch die wirkliche Form der Gottheit erblickt. Beispiele finden wir zum Beispiel in einer Geschichte aus Hitachi fudoki, in der die menschliche Frau mit einer Schlange schwanger wird oder dem Mythos von Ōtatanekos Geburt.
Materialien
- Datei:Snkbt I-02.pdf — Originaltext in SNKBT 30
- Datei:Bohner I-02.pdf — Deutsche Übersetzung, Bohner 1934, Haupttext
- Datei:Bohner I-02A.pdf — Bohner 1934, Anmerkungen
- Datei:Nakamura I-02.pdf — Englische Übersetzung, Nakamura 1997
- Datei:Naumann I-2.pdf — Deutsche Übersetzung, Naumann 1973