Mythen/Jenseits/Hoellen: Unterschied zwischen den Versionen
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Die konkreten japanischen Höllen·darstellun·gen aus späterer Zeit hängen meist direkt oder indirekt mit einem Werk namens {{g|oujouyoushuu}} („Über die Wieder·geburt im Reinen Land“) zu·sammen. Es wurde 985 von {{g|Genshin}}, einem Mönch der {{g|Tendaishuu}} verfasst und gilt als einer der einfluss·reichs·ten Texte über buddhis·tische Jenseits·vor·stel·lungen in Japan. Obwohl im Titel das Reine Land des {{g|Amidanyorai | Amida}} an·ge·sprochen ist, beginnt der Text mit einer Beschrei·bung der [[Mythen/Jenseits | Sechs Bereiche der Wiedergeburt]] und widmet sich aus·führlich den acht Ab·teilungen der buddhis·tischen Hölle, um im Anschluss daran das Reine Land zu schildern. Die an·schließen·den Kapitel behandeln die Techniken, um im Reinen Land wieder·geboren zu werden, im be·sonderen die Anrufung von Amidas Namen ({{g|Nenbutsu}}). Den stärksten Ein·druck — zumindest in der Ikono·graphie — hinter·ließen aber nicht die im ''Ōjōyōshū'' in Aussicht gestell·ten Be·lohnun·gen, sondern die Bestra·fungen in der Hölle. | Die konkreten japanischen Höllen·darstellun·gen aus späterer Zeit hängen meist direkt oder indirekt mit einem Werk namens {{g|oujouyoushuu}} („Über die Wieder·geburt im Reinen Land“) zu·sammen. Es wurde 985 von {{g|Genshin}}, einem Mönch der {{g|Tendaishuu}} verfasst und gilt als einer der einfluss·reichs·ten Texte über buddhis·tische Jenseits·vor·stel·lungen in Japan. Obwohl im Titel das Reine Land des {{g|Amidanyorai | Amida}} an·ge·sprochen ist, beginnt der Text mit einer Beschrei·bung der [[Mythen/Jenseits | Sechs Bereiche der Wiedergeburt]] und widmet sich aus·führlich den acht Ab·teilungen der buddhis·tischen Hölle, um im Anschluss daran das Reine Land zu schildern. Die an·schließen·den Kapitel behandeln die Techniken, um im Reinen Land wieder·geboren zu werden, im be·sonderen die Anrufung von Amidas Namen ({{g|Nenbutsu}}). Den stärksten Ein·druck — zumindest in der Ikono·graphie — hinter·ließen aber nicht die im ''Ōjōyōshū'' in Aussicht gestell·ten Be·lohnun·gen, sondern die Bestra·fungen in der Hölle. | ||
Version vom 25. Juli 2020, 10:39 Uhr
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Die Bilder auf dieser Seite zeigen Aus·schnitte aus der weitläufigen Topo·graphie der Hölle (jigoku [jigoku (jap.) 地獄 wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle]), wie sie sich in der buddhis·tischen Welt ganz ähnlich wie im Christen·tum heraus·gebildet hat. Zumeist entsprechen die darge·stellten Foltern den Sünden, die an den jeweiligen Orten gesühnt werden sollen.
Höllenbereiche
Hölle des Maßnehmens
Die „Hölle des Maßnehmens“ ist Betrügern vorbe·halten, die mit gefälschten Maßen arbeiten. Die oben dar·ge·stellte Szene beruht auf dem Qishi jing [Qishi jing (chin.) 起世経 chinesisches sutra aus dem 6. Jh., wtl. „Sutra von der Entstehung einer [besseren] Welt“; jap. Kise-kyō] und wurde wahr·schein·lich im zwölften Jahr·hundert von Go-Shirakawa Tennō [Go-Shirakawa Tennō (jap.) 後白河天皇 1127–1192; 77. Kaiser von Japan (r. 1155–1158); stellte vor allem als Exkaiser im Mönchsstand ein wichtiges politisches Gegengewicht zu den Diktatoren Taira no Kiyomori und Minamoto no Yoritomo dar] in Auftrag gegeben (s.u.).
Hölle des Eisernen Mörsers
Späte Heian-Zeit, 12. Jh. Nara National Museum.
Eine weitere Szene aus der zuvor gezeigten Höllen-Bildrolle. Die Folter·knechte der Hölle zer·mahlen hier Diebe in einem Mörser. In dieser frühen Dar·stellung sind die Folter·knechte noch viel individueller und ge·stalten·reicher als auf späteren Höllen·bildern. Auch eine alte Frau (vielleicht Datsueba [Datsueba (jap.) 奪衣婆 wtl. die Alte, die die Kleider wegnimmt; Dämonin des Totenreichs]?) ist darunter.
Zermalmen, Kochen und Braten
Werk von Takashina Takakane. Kamakura-Zeit, 1309. National Diet Library, Tōkyō.
Das Zermalmen, Kochen und Braten gehört zu den Standard-Folter·methoden der japanischen Höllen·bilder. Auf diesem Bild aus der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit sind auch die Höllen-Dämonen bereits so ähnlich dar·ge·stellt wie die in Japan all·seits bekannten oni [oni (jap.) 鬼 Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister], die sich auch außerhalb der Hölle herumtreiben.
Die Höllen·motive aus dem Mittelalter wurden auch in der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit getreulich reproduziert.
Blutteich
Späte Heian-Zeit, 12. Jh. The TNM Collection.
Eine der frühesten Ab·bil·dungen des „Blutteichs“ (chi no ike [chi no ike (jap.) 血の池 Blutsee; für Frauen vorbehaltener Bereich der buddhistischen Hölle]), eines Teils der Hölle, der speziell den Frauen vor·be·halten ist. In vielen vulkani·schen Gegenden Japans kann es vorkommen, dass röt·liches Wasser aus dem Felsen kommt. Wo das der Fall ist, findet man zu·meist auch einen „Blutteich“ (s. Osore-zan).
Hölle als unmittelbare Strafe
Ähnlich wie in christlichen Legenden gibt es auch im ja·pa·nischen Buddhismus das Motiv der unmittelbaren Bestrafung durch die Hölle, vor allem in populären Nach·er·zählungen älterer Geschichten. Das folgende Beispiel zeigt dies anhand eines klassischen buddhistischen Bösewichts, Devadatta [Devadatta (skt.) देवदत्त „Gottesgeschenk“, Cousin und Gegenspieler des Buddha (jap. Daibadatta 提婆達多)].
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Waseda University Library.
Devadatta unternahm der Legende nach mehrere Mordanschläge auf den Buddha, da er selbst die Führung innerhalb der buddhistischen Gemeinde übernehmen wollte. Er war also ähnlich wie der Buddha ein Mönch, der dem weltlichen Leben entsagt hatte. Der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Künstler Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] konnte es sich allerdings nicht verkneifen, Devadatta als dämonischen Krieger zu portraitieren.
Textquellen
Die frühesten Beschrei·bungen der Hölle aus Sicht japanischer Autoren finden sich im Nihon ryōiki [Nihon ryōiki (jap.) 日本霊異記 „Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)] aus dem frühen neunten Jahr·hundert. Im Unter·schied zu späteren Quellen ist hier die Lage und räumliche Struktur der Hölle noch weit·gehend unbestimmt, auch die Höllen·qualen (Ertrinken, Verbrennen) werden nur kurz angedeutet. Die konkreten japanischen Höllen·darstellun·gen aus späterer Zeit hängen meist direkt oder indirekt mit einem Werk namens Ōjō yōshū [Ōjō yōshū (jap.) 往生要集 „Essentielle [Lehren] der Wiederbgeburt“, 985 von Genshin verfasst] („Über die Wieder·geburt im Reinen Land“) zu·sammen. Es wurde 985 von Genshin [Genshin (jap.) 源信 Tendai-Mönch (942–1017); auch bekannt als Eshin; Autor des Ōjō yōshū; Wegbereiter der Jōdo-shū], einem Mönch der Tendai-shū [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai] verfasst und gilt als einer der einfluss·reichs·ten Texte über buddhis·tische Jenseits·vor·stel·lungen in Japan. Obwohl im Titel das Reine Land des Amida [Amida Nyorai (jap.) 阿弥陀如来 Amida Buddha; skt. Buddha Amitabha] an·ge·sprochen ist, beginnt der Text mit einer Beschrei·bung der Sechs Bereiche der Wiedergeburt und widmet sich aus·führlich den acht Ab·teilungen der buddhis·tischen Hölle, um im Anschluss daran das Reine Land zu schildern. Die an·schließen·den Kapitel behandeln die Techniken, um im Reinen Land wieder·geboren zu werden, im be·sonderen die Anrufung von Amidas Namen (nenbutsu [nenbutsu (jap.) 念仏 Anrufung des Namens von Buddha Amida, Gebetsformel der Amida-Anhänger]). Den stärksten Ein·druck — zumindest in der Ikono·graphie — hinter·ließen aber nicht die im Ōjōyōshū in Aussicht gestell·ten Be·lohnun·gen, sondern die Bestra·fungen in der Hölle.
Die Höllen·beschreibun·gen des Ōjō yōshū beruhen ihrerseits auf diversen chinesi·schen Werken, u.a. dem Qishi jing [Qishi jing (chin.) 起世経 chinesisches sutra aus dem 6. Jh., wtl. „Sutra von der Entstehung einer [besseren] Welt“; jap. Kise-kyō] (jap. Kise-kyō), ein Sutra, das bereits um 600 in China be·kannt war. Manche der obigen Ab·bildungen aus dem zwölften Jahrhundert sind Illustra·tionen zu diesem Werk. Man nimmt an, dass sie von Go-Shirakawa Tennō [Go-Shirakawa Tennō (jap.) 後白河天皇 1127–1192; 77. Kaiser von Japan (r. 1155–1158); stellte vor allem als Exkaiser im Mönchsstand ein wichtiges politisches Gegengewicht zu den Diktatoren Taira no Kiyomori und Minamoto no Yoritomo dar] (1127–1192, r. 1155–58) in Auftrag gegeben wurden. Von diesem einfluss·reichen Herrscher aus der Zeit der Kämpfe zwischen Minamoto und Taira (Genpei Krieg [Genpei Gassen (jap.) 源平合戦 Krieg zwischen den Minamoto (Gen) und den Taira (Hei, bzw. Pei), 1180–1185]) weiß man, dass er eine ganze Reihen von Jenseits-Bildrollen (rokudō-e) herstellen ließ, zu denen auch die Bilder der Hunger·geister (Gaki zōshi [Gaki zōshi (jap.) 餓鬼草紙 Illustrierte Querbildrollen der Hungergeister]) zählen.