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Schließlich kursieren im ländlichen Raum zahlreiche Legenden von Menschen·opfern, vor allem im Zusam·men·hang mit Damm·bauten, in denen Menschen, meist Jungfrauen, als Opfer für die Flussgötter lebend ein·ge·schlos·sen wurden. Auch im Mythos von {{g|Yamatotakeru}} stoßen wir auf eine Episode, in der sich eine Gemahlin dieses kaiserlichen Prinzen ins Meer stürzt, als ungünstige Winde die Landung seines Schiffes verunmöglichen. Das Selbstopfer der jungen Frau beruhigt die missgünstigen Wassergottheiten. Selbst unter dem tugendhaften {{g|nintokutennou}} gelingt ein Dammbau erst nach einem Menscheopfer.<!-- | Schließlich kursieren im ländlichen Raum zahlreiche Legenden von Menschen·opfern, vor allem im Zusam·men·hang mit Damm·bauten, in denen Menschen, meist Jungfrauen, als Opfer für die Flussgötter lebend ein·ge·schlos·sen wurden. Auch im Mythos von {{g|Yamatotakeru}} stoßen wir auf eine Episode, in der sich eine Gemahlin dieses kaiserlichen Prinzen ins Meer stürzt, als ungünstige Winde die Landung seines Schiffes verunmöglichen. Das Selbstopfer der jungen Frau beruhigt die missgünstigen Wassergottheiten. Selbst unter dem tugendhaften {{g|nintokutennou}} gelingt ein Dammbau erst nach einem Menscheopfer.<!-- | ||
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− | ''Nihon shoki'', Buch 11; Aston 1972, Teil 1, S. | + | ''Nihon shoki'', Buch 11; Aston 1972, Teil 1, S. 281. Die Episode erzählt genau genommen von zwei Personen, die dem Flussgott geopfert werden sollen. Während sich einer seinem Schicksal fügt, gelingt es einem anderen, den Flussgott zu überlisten. Ähnlich wie in der zitierten ''haniwa''-Episode wird hier also ausgesagt, dass man nicht unbedingt ein Menschenopfer benötigt. |
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Aus solchen Er·zäh·lungen schlossen Volks·kundler wie z.B. {{Glossar:Yanagitakunio}} auf die Existenz ent·sprech·ender Bräuche. Dagegen spricht anderer·seits, dass sich bei einer größeren Ver·breitung derartiger Bräuche ent·sprechende Skelette finden lassen müssten. Archäo·logisch ist jedoch bisher noch kein ein·deutiger Nach·weis von regel·mäßigen rituellen Menschen·opfern erbracht worden. | Aus solchen Er·zäh·lungen schlossen Volks·kundler wie z.B. {{Glossar:Yanagitakunio}} auf die Existenz ent·sprech·ender Bräuche. Dagegen spricht anderer·seits, dass sich bei einer größeren Ver·breitung derartiger Bräuche ent·sprechende Skelette finden lassen müssten. Archäo·logisch ist jedoch bisher noch kein ein·deutiger Nach·weis von regel·mäßigen rituellen Menschen·opfern erbracht worden. |
Version vom 20. Dezember 2015, 18:20 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Opfergaben.
Guido Gautsch, 2007, flickr.
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Opfergaben.
Wenn man vom a·bend·län·dischen Reli·gions·ver·ständ·nis ausgeht, verbindet sich mit dem Begriff „Opfer“ die Vorstellung des Blut·opfers oder der Ver·nich·tung von essentiellen Ressourcen (vgl. die biblische Episode von Kain und Abel: Abel opfert Fleisch, Kain Getreide, indem sie es ver·bren·nen). Auch wenn die moderne christliche Religion keine der·artigen Opfer mehr fordert, existiert die Idee des Blut·opfers weiter fort, mani·festiert sie sich doch nicht zuletzt in Christus, der sich selbst zum Opfer macht. In Japan ist diese Art von Selbst·opfer keines·wegs unbe·kannt — man denke an die Tradition des seppuku [seppuku (jap.) 切腹 ritueller Selbstmord durch Bauchschnitt; „Harakiri“] (harakiri), beispiels·weise um als Vasall seinem Herrn in den Tod zu folgen, oder an die
Götterwind; urspr. ein poetischer Beinamen der Provinz Ise, wird der Begriff seit den Mongolenangriffen des 13. Jh.s mit göttlichem Schutz im Krieg assoziiert und daher auch mit den Selbstmord-Piloten des 2. Weltkriegs in Verbindung gebracht
Der Begriff „kamikaze“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
-Selbst·mord Piloten. Ent·spre·chende Rollen·vor·bilder finden sich auch zahlreich in der japani·schen Lite·ratur, etwa in Krieger·epen wie
Der Begriff „Heike monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
oder
Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof
Der Begriff „Taiheiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
.
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Opfergaben. Für derartige blutige Selbst·o·pfe·run·gen finden sich auch einige religiöse Vorbilder, die allerdings in heutiger Zeit kaum noch bekannt sind. So mag es in grauer Vorzeit sogar Men·schen·opfer in Japan gegeben zu haben (s.u.), die aber jedenfalls unter bud·dhis·ti·schem Einfluss zu·rück·ge·drängt wurden. Der Bud·dhis·mus selbst enthält darüber hinaus einige Beispiele von willentlich durchgeführten Selbstopfern von Bodhisattvas, z.B. die Selbstverbrennung des Yakuō. Diese unterscheiden sich insofern von christlichen Beispielen, als die Selbst·opferung rein auf Empathie beruht und keinen mär·ty·rer·haften Bei·ge·schmack enthält.
2006. Bildquelle: Takakuwa Susumu.
15. 9. 2011. J-Blog, über Internet Archive.
Spende statt Opfer
Auch Tiere werden heute kaum im Rahmen religiöser Riten geopfert, während solche Blutopfer auf dem asiatischen Kontinent keine Seltenheit sind. Der Grund für das Fehlen von Tieropfern in Japan dürfte im strengen Tötungsverbot des Bud·dhis·mus liegen, das ja auch die traditionelle, über·wiegend vege·tarische Küche Japans stark geprägt hat. Tieropfer lassen sich in den ältesten Texten Japans zwar nach·weisen, doch wurden sie in den meisten Fällen durch die bud·dhis·tische Frei·lassung von Tieren ersetzt. Bei derartigen Zeremonien werden ge·fan·gene Wild·tiere (meist Vögel oder Fische) in einem feierlichen Ritus frei·ge·lassen, um damit gutes
„Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. gō 業)
Der Begriff „Karma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
zu er·wirt·schaften. Solche Frei·las·sungs·zeremonien (
Rituelle Freilassung von gefangenen Tieren
Der Begriff „hōjō-e“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) werden sogar in einigen Shintō-Schreinen abgehalten.
Im Kontext der japanischen Religion ist das Opfer daher eher als Spende (offering) zu ver·ste·hen und tatsächlich gibt es im Japanischen auch ter·mino·logisch keine klaren Unter·schiede zwischen Spende und Opfer (
Opfergabe
Der Begriff „sonaemono“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
,
Spende, Opfergabe, Widmung
Der Begriff „hōken“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
,
Opfer(ritus), Spende; auch: Totenritual
Der Begriff „kuyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
). Hingegen könnte man eine Opfer·gabe im Japanischen nicht mit dem gleichen Wort wie ein [Mord-]Opfer (giseisha) be·zeich·nen, wie im Deutschen. „Opfer“ bedeutet also nicht so sehr Schmerz und Ver·zicht, sondern eher einen po·si·tiven Bei·trag zu Ehren einer Gott·heit. In den meisten Fällen ist damit die Erwartung einer kon·kreten Ge·gen·leis·tung seitens der Gott·heit verbunden. Opfer·gaben in diesem Sinne gehören seit jeher zur Aus·übung von Religion in Japan, unabhängig ob shin·tō·istisch oder bud·dhis·tisch.
Opferformen
Olivier Théreaux, 2004, über Internet Archive.
Geldspenden (
Spende, Spendengeld
Der Begriff „saisen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) sind heute die gän·gig·ste Form der Opfer·gabe. Die Summe kann von ein paar Yen-Münzen, die man in den
Spendenbox, Kasten für Spendengeld
Der Begriff „saisen bako“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
wirft, bis zu enormen finanziellen Bei·trägen zur Er·hal·tung oder Er·neuerung religiöser An·lagen reichen. Daneben gibt es eine Unzahl von symbo·li·schen Opfer·gaben, die man an religiösen Orten aufstellen kann. Während die meisten sowohl für
Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
als auch für Buddhas tauglich sind, sind z.B. Räucher·stäb·chen, die die Flüchtig·keit des Daseins ver·an·schau·lichen, stark buddhistisch konnotiert. Das berühmte Zick·zack·papier (
Papieropfergabe, Zickzack-Papier
Der Begriff „gohei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) ist dagegen eine symbo·lische Opfer·gabe des Shintō. Es dient häufig zu·sammen mit einem Götter·seil (
shintōistisches „Götter-Seil“; geschlagene Taue aus Reisstroh.
Der Begriff „shimenawa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
) zur Kenn·zeich·nung eines sakralen Bereichs.
Nahrungsopfer
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Auch wenn Blutopfer in Japan so gut wie inexistent sind, gibt es zahl·reiche Opfer·gaben in Form von Nahrung, allen voran in Form von Reis. Opfer·reis wird meist zu mochi [mochi (jap.) 餅 Japanische Reiskuchen bzw. Klöße aus gestampftem Reis, die traditionell vor allem zu Neujahr (O-shōgatsu) gegessen werden.] — also zu Teig — gestampft und in eine runde, fla·den·artige Form gebracht. Man nennt dies
Speiseopfer in Form von Reiskuchen (mochi); wtl. Spiegel-Mochi
Der Begriff „kagamimochi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, wtl. „Spiegel-mochi“. Kagami·mochi werden besonders zu Neujahr prächtig arrangiert und den kami dargebracht. Auch
Reiswein
Der Begriff „Sake“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
(Reiswein) wird gern geopfert. Zu großen Feier·tagen werden vor vielen Tempeln und Schreinen Gestelle errichtet, auf denen die de·kora·ti·ven Fässer des gespen·deten Sakes weithin sichtbar ausgestellt sind. Große Sake·brauer·eien vereinigen auf diese Weise Werbung mit frommer Andacht.
In einem etwas be·schei·de·nerem Rahmen werden Früchte und Blumen als Opfer·gaben ver·wendet. Neben den stan·dardi·sierten Opfer·gaben gibt es auch eine ganze Reihe individu·eller Opfer, die Leute aufgrund sehr per·sönli·cher emotionaler Bindungen an bestimmte Gott·heiten dar·bringen. Besonders an weniger pro·mi·nenten sakralen Orten fallen Ge·tränke·dosen, Obst und Kekse ins Auge, die keines·wegs acht·los weg·gewor·fen, sondern sorg·fäl·tig arrangiert sind, um einer Gottheit, die wohl eher Mit·leid als Ehr·furcht erregt, einen Liebes·dienst zu erweisen. Die
wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur
Der Begriff „Jizō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
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-Statuen für verstorbene Kinder sind beliebte Objekte dieser spirituellen Fürsorge, die sich aber auch auf alle anderen Arten von Gott·heiten beziehen kann. Diese Praxis wirft ein inter·es·san·tes Licht auf das Konzept von Gott·heiten in Japan: Sie sind keineswegs immer überlegen, allwissend und mächtig, sondern können auch hilfs·bedürftig und ungeschickt sein.
Auch im Rahmen häuslicher Rituale vor dem bud·dhis·tischen Hausaltar werden üblicherweise Nahrungs·mittel für die Seelen der Ver·stor·benen dargebracht. Es spricht nichts dagegen, sie nach einer Weile selbst zu essen.
Wertvolle Opfergaben
Aus der
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
-Zeit (794–1185) gibt es sehr genaue Listen von Opfer·gaben, die den großen Schreinen durch den Hof·staat des
jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
Der Begriff „Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
bei re·gel·mäßi·gen großen Zere·monien dargebracht werden sollten. An prominenter Stelle werden dabei immer Stoffe genannt. Da Stoffe einst eine Art Zah·lungs·mit·tel darstellten, kann man aus diesen Berichten schließen, dass Opfer schon damals im Grunde den Unter·halt von religiösen Ins·ti·tu·tio·nen sichern halfen. Opfer darbringen bedeutet in Japan also in den seltensten Fällen wert·volle Dinge zu Ehren der Gott·heit vernichten, sondern eher wert·volle Dinge zur Unter·stützung des Gottes-Dienstes zu spenden. Als Gegen·leistung werden auf dem Tempel- oder Schrein·areal häufig sichtbare Hin·weise auf die Spender auf·ge·stellt. Stein·laternen (
Laterne, meist Stein oder Metall
Der Begriff „tōrō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) oder Schrein·tore (
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
) sind beliebte Gegen·stände, auf denen die Namen subs·tan·tieller Spender für alle Welt sichtbar aus·gestellt sind. Die Laternen des Kasuga Schreins [Kasuga Taisha (jap.) 春日大社 Kasuga Schrein, Nara; ehemals Ahnenschrein der Fujiwara] in Nara oder die torii des Fushimi Inari Schreins [Fushimi Inari Taisha (jap.) 伏見稲荷大社 Großschrein der Gottheit Inari in Fushimi, im Süden Kyōtos] in Kyōto sind dank der zahl·reichen Unter·stützer dieser Schreine zu riesigen Gesamt·kunst·werken zu·sam·men·ge·wachsen. Obwohl die Form der jeweiligen Spenden·objekte stan·dar·di·siert ist, trägt jedes einzelne eine andere Auf·schrift und ist insofern wiederum ein·zig·artig. Am häufigsten kommt diese Form von kollektiven Opfer-Kunst·werken in Form von Votiv·bildern (
Votivbild; wtl. Bild-Pferd
Der Begriff „ema“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) zum Ausdruck.
Ema: Pferdebilder, auch ohne Pferde
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Opfergaben. Wie bereits erwähnt, werden Tiere im religiösen Kontext Japans üblicherweise nicht getötet, allerdings gibt es sehr wohl Tiere als Opfer oder Spende, die entweder frei·ge·lassen oder auf dem Schrein·gelände gehalten werden. In alter Zeit sah man besonders weiße Tiere als religiös be·deu·tungs·voll1 an und hielt sie in religiösen Kult·stätten fest. Weiße Pferde zählten zur obersten Kategorie solcher Opfer·gaben. Obwohl sich dieser Brauch vereinzelt bis heute gehalten hat, ging man mit der Zeit dazu über, statt lebendiger Pferde Statuen und Bilder dar·zu·bringen.
Werk von Kanō Sanraku (1559–1635). Frühe Edo-Zeit, 1614. Hideyoshi to Kyōto. Toyokuni jinja shahōde [Austellungskatalog], Kyōto: Toyokuni Jinja, 1998.
Onizuka Kentarō, 2001.
Bildquelle: unbekannt.
In vielen Schreinen und Tempeln findet man heute noch die „Hallen der Bild-Pferde“ (ema-dō, ema-den) mit prächtigen Gemälden. Obwohl der Name
Votivbild; wtl. Bild-Pferd
Der Begriff „ema“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
(wtl. „Bild-Pferd“) bei·be·halten wurde, findet man auch ganz andere Motive als Pferde dar·gestellt. Schließ·lich wurden diese bild·lichen Opfer·gaben immer kleiner. Heute versteht man unter ema kleine Holz·täfel·chen mit vor·ge·druckten Bildern, die man bei fast jedem Schrein oder Tempel erwerben kann. Kein Opfer ohne bestimmten Zweck: Dem japanischen Ver·ständ·nis von Religion widerspricht es keines·wegs, ema-Täfelchen mit ganz konkreten, durchaus ego·is·ti·schen Bitten zu beschriften, um sie dann als kleine Opfergabe darzubringen (s. Sidepage).
Menschen- und Blutopfer im frühgeschichtlichen Japan
Das chinesische Ge·schichts·werk
Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)
Der Begriff „Weizhi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(Chronik der Wei, 297 u.Z.), das die ältesten histori·schen Berichte über Japan enthält, berichtet, dass anlässlich des Todes der Priester·königin
ca. 170–248; frühgeschichtliche Priesterkönigin; auch Pimiko (wahrscheinliche Bedeutung: „Kind der Sonne“); chin. Pei-mi-hu
Der Begriff „Himiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
über hundert Ge·folgs·leute gezwun·gen wurden, ihr in den Tod zu folgen.2 Auch das
Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
(720) erzählt vom Brauch der Todes·gefolg·schaft im früh·ge·schicht·lichen Japan: Als der jüngere Bruder des semi-mythischen Herrschers
11. kaiserl. Herrscher Japans, leg. Regiergungszeit 29 v.–70 n.u.Z.
Der Begriff „Suinin Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
starb, mussten seine persön·lichen Vassallen ihm in den Tod folgen, indem man sie aufrecht stehend mit ihm zu·sam·men begrub. Sie starben also einen lang·samen, qual·vollen Tod und ihr Weh·klagen war noch Tage nach dem Begräbnis zu ver·nehmen. Der Tennō beschloss daraufhin, diesem Brauch ein Ende zu machen, und befahl, anstatt lebender Personen Grab·bei·gaben aus Ton (
frühgeschichtliche Grabbeigaben aus Ton, meist in Form einfacher Skulpturen
Der Begriff „haniwa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
) zu ver·wenden.3 Die Histori·zität und zeitliche Ein·ordnung dieses Berichts ist zwar nicht eindeutig erwiesen, doch scheint er zu bestä·tigen, dass es Menschen·opfer in Japan gab und dass sie — wohl unter dem Ein·fluss Chinas, wo es bereits im ersten Jahr·tausend vor unserer Zeit·rechnung zu einer ähnlichen Ent·wicklung gekom·men war — irgend·wann zwischen dem 4. und 7. Jahr·hundert abge·schafft wurden.
Schließlich kursieren im ländlichen Raum zahlreiche Legenden von Menschen·opfern, vor allem im Zusam·men·hang mit Damm·bauten, in denen Menschen, meist Jungfrauen, als Opfer für die Flussgötter lebend ein·ge·schlos·sen wurden. Auch im Mythos von Yamato Takeru [Yamato Takeru (jap.) 倭建/日本武 Mythologischer Prinz, Sohn des Keikō Tennō; wtl. der Held/der Tapfere von Yamato] stoßen wir auf eine Episode, in der sich eine Gemahlin dieses kaiserlichen Prinzen ins Meer stürzt, als ungünstige Winde die Landung seines Schiffes verunmöglichen. Das Selbstopfer der jungen Frau beruhigt die missgünstigen Wassergottheiten. Selbst unter dem tugendhaften Nintoku Tennō [Nintoku Tennō (jap.) 仁徳天皇 eig. Ōsazaki; semi-historischer Tennō der Frühzeit, der als Inbegriff des weisen, gerechten Herrschers gilt] gelingt ein Dammbau erst nach einem Menscheopfer.4
Aus solchen Er·zäh·lungen schlossen Volks·kundler wie z.B.
1875–1962; Begründer der jap. Volkskunde
Der Begriff „Yanagita Kunio“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
auf die Existenz ent·sprech·ender Bräuche. Dagegen spricht anderer·seits, dass sich bei einer größeren Ver·breitung derartiger Bräuche ent·sprechende Skelette finden lassen müssten. Archäo·logisch ist jedoch bisher noch kein ein·deutiger Nach·weis von regel·mäßigen rituellen Menschen·opfern erbracht worden.
Blutopfer von Rindern und Pferden werden hingegen explizit im Nihon shoki erwähnt, vor allem im Zu·sam·men·hang mit Regenriten.5 Noch in historischer Zeit findet man Berichte, dass bei Tro·cken·heit der abgetrennte Kopf eines Pferdes in ein Gewässer geworfen wurde. Dabei stand aber weniger die Demonstration von Verzicht im Vor·der·grund, als eine Art von Tabu·bruch: Der abgetrennte Kopf sollte die Was·ser·gott·heit in Zorn versetzen und auf diese Weise ein Un·wetter herbeiführen. Auch derartige Riten kamen aber unter bud·dhis·tischem Einfluss mehr und mehr außer Gebrauch.6
Verweise
Verwandte Themen
Fußnoten
- ↑ Die Regierungsdevise Hakuchi 白雉 („Weißer Fasan“), die die Zeit von 650 bis 672 bezeichnet, leitet sich zum Beispiel vom Fund eines eben·solchen Vogels her.
- ↑ Seyock 2004: 58
- ↑ Nihon shoki, Buch 11; Aston 1972, Teil 1, S. 178–181.
- ↑ Nihon shoki, Buch 11; Aston 1972, Teil 1, S. 281. Die Episode erzählt genau genommen von zwei Personen, die dem Flussgott geopfert werden sollen. Während sich einer seinem Schicksal fügt, gelingt es einem anderen, den Flussgott zu überlisten. Ähnlich wie in der zitierten haniwa-Episode wird hier also ausgesagt, dass man nicht unbedingt ein Menschenopfer benötigt.
- ↑ Nihon shoki, Buch 24; Aston 1972, Teil 2, S. 174–175.
- ↑ Naumann 1959, S. 190.
LL
- Votivbilder des Konpira-Schreins in Shikoku, Chindera Dai-Dōjō (jap.)
Bilder
- ^ Opfergaben in Form von kagamimochi am Meiji Jingū in Tōkyō. Gestampfter Reis (mochi) zu runden "Spiegeln" (kagami) geformt.
Guido Gautsch, 2007, flickr. - ^ Unter Aufsicht eines Shintō-Priesters (shinshoku) setzen Mädchen in den traditionellen Kostümen des gagaku-Tanzes Goldfische frei. Das hōjō-e, die zeremonielle Freilassung von Tieren, zählt zu den traditionellen Feiern vieler Hachiman-Schreine. Nach 1868 im Zuge der „Trennung von Shintō und Buddhismus“ gesetzlich verboten, wurde die Tradition im Jahr 2003 neu belebt.
2006. Bildquelle: Takakuwa Susumu. - ^ Mönche des Tendai Buddhismus und Shintō-Priester vollziehen gemeinsam eine hōjō-e Zeremonie, bei der Laien Goldfische freisetzen. Das hōjō-e, die zeremonielle Freilassung von Tieren, zählt zu den traditionellen Feiern vieler Hachiman-Schreine. Nach 1868 im Zuge der „Trennung von Shintō und Buddhismus“ gesetzlich verboten, wurde die Tradition im Iwashimizu-Schrein 2003 neu belebt.
15. 9. 2011. J-Blog, über Internet Archive. - ^ Zeremonielles Dekor für Shintō-Riten. Abgesehen von Papier in der charakteristischen Zickzack Form sind auch Bastfäden des Papiermaulbeerbaums zu erkennen. Diese dürften die ursprüngliche Form der gohei (auch heihaku) dargestellt haben.
taima.org, (Cannabis in Japan).
- ^ Sake und Bier als Opfergaben (sonaemono) am Tsurugaoka Hachiman Schrein.
Olivier Théreaux, 2004, über Internet Archive. - ^ Das Votivbild (ema) wurde für den Toyokuni Schrein des Toyotomi Hideyoshi in Kyōto angefertigt.
Werk von Kanō Sanraku (1559–1635). Frühe Edo-Zeit, 1614. Hideyoshi to Kyōto. Toyokuni jinja shahōde [Austellungskatalog], Kyōto: Toyokuni Jinja, 1998. - ^ Am Kiyomizu-dera in Kyōto hinterlassen auch westliche Touristen gerne ihre Wünsche in Form von ema.
Onizuka Kentarō, 2001.
Glossar
- kagamimochi 鏡餅 ^ Speiseopfer in Form von Reiskuchen (mochi); wtl. Spiegel-Mochi
- mochi 餅 ^ Japanische Reiskuchen bzw. Klöße aus gestampftem Reis, die traditionell vor allem zu Neujahr (O-shōgatsu) gegessen werden.
- saisen bako 賽銭箱 ^ Spendenbox, Kasten für Spendengeld
- Suwa Taisha 諏訪大社 ^ traditionsreicher Schrein in der Präfektur Nagano