Geschichte/Kamakura/Verwuenschungen: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 20: | Zeile 20: | ||
|... und verwandelt sich schließlich in eine riesige Ratte. | |... und verwandelt sich schließlich in eine riesige Ratte. | ||
}} | }} | ||
− | Die Geschichte des Raigō wird in den mittelalterlichen Krieger·epen {{glossar:Heikemonogatari}} und {{glossar:Taiheiki}} erzählt, sie stellte aber auch den Stoff für Dramen des {{g|Nou}}- und {{g|Kabuki}}-Theaters dar und wurde schließ·lich ein beliebtes Motiv der Ukiyoe-Künstler. | + | Die Geschichte des Raigō wird in den mittelalterlichen Krieger·epen {{glossar:Heikemonogatari}} und {{glossar:Taiheiki}} erzählt, sie stellte aber auch den Stoff für Dramen des {{g|Nou}}- und {{g|Kabuki}}-Theaters dar und wurde schließ·lich ein beliebtes Motiv der {{g|Ukiyoe}}-Künstler. |
== Rituale im Krieg == | == Rituale im Krieg == |
Version vom 9. September 2015, 12:57 Uhr
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Kamakura/Verwuenschungen.
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Kamakura/Verwuenschungen.
Legenden des japanischen Mittelalters belegen, dass die magische Macht des Bud·dhis·mus in der damaligen Vor·stellungs·welt ein wert·freies Mittel war, das auch für Zwecke ein·gesetzt werden konnte, die aus heutiger Sicht der reinen Lehre des Bud·dhis·mus wider·sprechen. Ein ein·drucks·volles Beispiel findet sich in der Legende des
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
-zeitlichen
Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
-Mönchs
Der Begriff „Raigō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
.
Raigōs Rache
Raigō war ein Mönch aus den höchsten Adels·kreisen, der dem Kaiser (Shirakawa Tennō [Shirakawa Tennō (jap.) 白河天皇 1053–1129; 72. Kaiser von Japan; (r. 1073–1087); übte ab 1087 als Ex-Kaiser im geistlichen Stand (daijō hōō) reale Macht aus und begründete damit die Regierung der Klosterkaiser (insei)]) mit magischen Zeremonien und Gebeten zu Diensten war, als es darum ging, einen Thron·folger in die Welt zu setzen. Im Gegen·zug sollte sein eigener Tempel (der Mii-dera [Mii-dera (jap.) 三井寺 Tendai-Tempel am Biwa-See in Shiga-ken; wtl. Drei-Quellen-Tempel]), der stets unter dem Diktat des mächtigen
Der Begriff „Enryaku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
Geographische Lage
auf Berg Hiei zu leiden hatte, eine eigene Ordinations·platt·form (gleich·bedeu·tend mit religions·politischer Un·ab·hängig·keit) erhalten.
Die Magie zeitigte den gewünschten Erfolg und dem Kaiser wurde tatsächlich ein Sohn geboren. Rivali·sierenden Mönche des Enryaku-ji wussten aller·dings zu ver·hindern, dass Raigō seine ver·sprochene Be·loh·nung erhielt. Aus Rache hungerte sich dieser zu Tode und voll·zog dabei ein weiteres Mal magische Riten, um sich nach seinem Tod in einen Rache·geist (
„erhabener“ [Rache]Geist
Der Begriff „goryō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
) zu verwandeln. Als solcher nahm er die Form eine riesigen Ratte an und führte ein Heer von Art·genossen auf Berg Hiei, wo sie die Statuen und heiligen Schrif·ten des Enryaku-ji auf·fraßen. Auch der Thron·folger starb noch im kindlichen Alter — für die Zeit·genossen ohne Zweifel das Resultat von Raigōs Fluch.
Die Geschichte des Raigō wird in den mittelalterlichen Krieger·epen
Der Begriff „Heike monogatari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
und
Historisches Epos aus dem späten 14. Jh., behandelt den Konflikt zwischen Nördlichem und Südlichem Kaiserhof
Der Begriff „Taiheiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
erzählt, sie stellte aber auch den Stoff für Dramen des Nō [Nō (jap.) 能 traditionelles jap. Theater mit charakterstischem Tanz, Gesang und Masken; entwickelte sich im 14. Jh. aus dem volkstümlichen dengaku (Feld- oder Bauern-Theater) und avancierte zur repräsentativen Theaterform der Kriegerelite (bushi)]- und Kabuki [Kabuki (jap.) 歌舞伎 „Gesang- und Tanzkunst“; Anfang des 17. Jh. aus Musik, Schauspiel und Tanz entwickeltes Theater-Genre]-Theaters dar und wurde schließ·lich ein beliebtes Motiv der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Künstler.
Rituale im Krieg
Auch weniger literarische Texte belegen, dass bud·dhis·tische Magie keines·wegs auf fromme Zwecke be·schränkt war. Ein mittel·alter·licher Ritual·text der
Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Schule erklärt, wie die Form eines Altars mit dem Anlass des Ritus in Ver·bin·dung steht, und verrät dabei, dass unter anderem auch Ver·wün·schungen (von Feinden, gegen die man Krieg führte oder gegen die man einen Krieg plante) den Zweck von Ritualen darstellten:
Ein ringförmiger Altar wird gebraucht um Katastrophen zu ver·hindern; ein längliches Recht·eck um Wohl·stand und Langes Leben zu erhöhen; ein lotos-förmiger Altar dient für Liebe und Respekt; ein dreieckiger Altar dient für Verwünschungen [...]
Wenn Verwünschungen durchgeführt werden, muss der dreieckige Altar auf jeder Seite mit dem Bild einer Rüstung bemalt werden.
Nach Conlan 2003: 170.
Quellen
- ^ Vor einem esoterischen goma-Altar, eine vajra-Glocke in der Hand, bereitet Raigō seine Rache vor.
Werk von Adachi Ginko. Meiji-Zeit, 1896. Bildquelle: ukiyo-e, (Artelino). - ^ Der Mönch Raigō vernichtet aus Enttäuschung über ein gebrochenes Versprechen wertvolle Sutrenrollen und widersetzt sich allen Versuchen der Beschwichtigung durch den Gelehrten Ōe no Masafusa.
Werk von Utagawa (1798–1861). 19.Jh. The Kuniyoshi Project. - ^ Der Mönch Raigō verwandelt sich aus Rache nach seinem Tod in eine riesige Ratte.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi. Meji-Zeit, 1891. Japan Print Gallery.