Bauten/Bekannte Schreine/Inari: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | {{fl|D}}er {{glossar:fushimiinaritaisha|Inari Schrein von Fushimi}} im Süden Kyotos bietet mit sei·nen tau·sen·den {{glossar: torii}}, die oft zu rot leuch·ten·den Gän·gen ver·bun·den sind, die loh·nend·sten Foto·mo·tive in der an an Se·hens·wür·dig·kei·ten kei·nes·wegs ar·men ehe·ma·li·gen Haupt·stadt. Die ''torii'' sind entlang von Wegen aufgestellt, die vom Hauptschrein zu drei Nebenschreinen auf dem Gipfel des Inari-Berges (233m) führen. Es handelt sich um Op·fer·ga·ben von Gläu·bi·gen, die sich von der Gott·heit Inari einen be·son·de·ren Dienst (meist ge·schäft·lichen Erfolg) er·hof·fen. Die meis·ten sind von Fir·men ge·spen·det. Neben den ''torii'' bietet der Fushimi Inari Schrein auch eine Menge pitoresker Fuchs·wäch·ter, die für alle Inari Schreine kenn·zeichnend sind. Eine weitere Besonderheit sind die Steinaltäre (''o-tsuka''), die sich entlang der Wege finden. | |
− | + | Der Fushimi Inari Schrein bietet somit ein anschauliches Beispiel für die in Japan weit verbreitete Tendenz, aus der schieren Masse gleichförmiger Votivgaben eine Art Gesamtkunstwerk zu Ehren einer spezifischen Gottheit entstehen zu lassen. (Siehe dazu z.B. auch die [[Bauten:Bekannte Schreine/Kasuga|Laternen des Kasuga Schreins]].) | |
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+ | == Inari Fuchsstatuen == | ||
+ | Es gibt in Japan ca. 30.000 Inari Schreine, viele davon eher klein und un·schein·bar. Andererseits gibt es — wie so oft in Japan — auch hier die „Drei Großen Inari“, also ein Set von drei re·prä·sen·tativen Heilig·tümern. Zu diesen zählen neben dem Fushimi Inari Schrein in Kyoto, der Yutoku Schrein in Kyushu und der Toyokawa Inari [[Bauten:Tempel | Tempel]](!), welcher der {{glossar:Zen}} Schule angehört. Alle Tempel und Schreine eint die Verwen·dung der charak·teristi·schen Fuchs·statuen, die meist als Boten der Gottheit Inari gedeutet werden. | ||
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+ | Die Bilder oben stammen aus Schreinen der Gottheit {{Glossar:Inari}}, die stets von Fuchs·wächtern be·wacht wird und teil·weise selbst in Fuchs·gestalt dar·ge·stellt wird. Genau genommen handelt es sich um weiße Füchse, die sich durch diese Farbe von den gewöhn·lichen, „welt·lichen“ Füchsen unter·scheiden. Auch tragen sie meist eine {{skt:sutra|Sutrenrolle}} oder ein Wunsch·juwel im Maul. Auf manchen Dar·stel·lungen ver·dickt sich auch ihre Schwanz·spitze zu einem Wunsch·juwel. All dies zeigt die magische Macht dieser Füchse an. Als Boten ({{glossar:otsukai}}) der Inari paaren sie diese Macht aller·dings nicht mit der sprich·wört·lichen Heimtücke, die den [[Mythen:Verwandlungskünstler/Kitsune |Füchsen]] auch in Japan nach·gesagt wird. Sutrenrolle und Juwel sind bud·dhis·tische Symbole, was auf buddhis·tische Wurzeln des Inari-Glaubens hindeutet. | ||
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+ | Die Fuchsstatuen werden außerdem gern mit roten Lätzchen versehen. Dies ist auch bei anderen Statuen üblich, von denen sich Gläubige direkten Bei·stand erhoffen (vgl. z.B. {{glossar:Jizou}}). Die Farbe rot soll be·son·ders wirksam zur Ab·wehr böser Dämonen (''mayoke'') geeignet sein. Dieser Symbo·lis·mus wurde während einer Masern·epi·demie Mitte des 19. Jahr·hunderts beson·ders stark eingesetzt. Die Wurzeln dieses Brauchs liegen aller·dings weit·gehend im Dunkeln. | ||
==O-tsuka== | ==O-tsuka== | ||
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+ | |Steinaltäre (''otsuka'') mit kleinen ''torii'' | ||
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+ | Füchse und ''torii'' finden sich im Fushimi Inari Schrein auch auf zahlreichen Steinaltären namens {{glossar:otsuka}}, die sich in großer Zahl über die Hügel der Schreinanlage verstreut finden. | ||
''O-tsuka'' (wtl. „Hügel“) haben eine gewisse Ähn·lich·keit mit japani·schen Grab·stätten, es handelt sich aber um An·dachts·stätten oder Altäre für die Gott·heit {{glossar:Inari}}. Im Zentrum einer solchen Anlage befinden sich ein oder mehrere natürliche Steine mit einer Inschrift. Diese Inschrift ist als indivi·dueller Name der Inari Gott·heit zu verstehen, mit dem Inari an diesem Altar ange·spro·chen wird. (Verwir·ren·der Weise sind unter diesen „Spitz·namen“ auch die Namen anderer bekannter Gott·heiten.) Das Auf·stellen solcher ''otsuka''-Steine geht auf eine volks·reli·giöse Bewegung zurück, die sich in den Jahren unmittelbar vor der Meiji Restau·ration (1868) spontan heraus·bildete. Gläubige er·richte·ten ihre eigene Ver·ehrungs·stätte für Inari auf dem Berg, indem sie große Steine her·bei·schafften und darauf indivi·duelle Götter·namen schrieben. Dieser indivi·duelle Zugang, den man auch ''watakushi no Inari-sama'' („meine per·sönliche Inari-Gottheit“) bezeichnet, wurde von den Schrein·prie·stern zunächst einmal ver·boten. Als es aber nicht gelang, diese Form der Laien·fröm·mig·keit abzu·schaffen, gingen die Inari Priester dazu über sie zu kon·trol·lieren. Man schuf bestimmte Areale, in denen die Errichtung von ''o-tsuka'' gestattet war, und förderte die Bildung von Laien·orga·nisa·tionen, die die Zuteilung der noch freien Plätze über·nahmen. Heute ist es zwar kaum mehr möglich, einen neuen Altar zu errichten, man kann aber über diese Organi·sationen einen Altar zugeteilt bekommen.<ref>Smyers 1999, S. 160–64</ref> Dieser wird dann von den jeweiligen Gläubigen mit ''torii'' und Fuchs·sta·tuen ausgestattet, die wiederum vom Inari Schrein hergestellt werden. Dank der großen Zahl der ''o-tsuka'' (ca. 10.000) ist dies zweifel·los ein ein·träg·liches Geschäft. | ''O-tsuka'' (wtl. „Hügel“) haben eine gewisse Ähn·lich·keit mit japani·schen Grab·stätten, es handelt sich aber um An·dachts·stätten oder Altäre für die Gott·heit {{glossar:Inari}}. Im Zentrum einer solchen Anlage befinden sich ein oder mehrere natürliche Steine mit einer Inschrift. Diese Inschrift ist als indivi·dueller Name der Inari Gott·heit zu verstehen, mit dem Inari an diesem Altar ange·spro·chen wird. (Verwir·ren·der Weise sind unter diesen „Spitz·namen“ auch die Namen anderer bekannter Gott·heiten.) Das Auf·stellen solcher ''otsuka''-Steine geht auf eine volks·reli·giöse Bewegung zurück, die sich in den Jahren unmittelbar vor der Meiji Restau·ration (1868) spontan heraus·bildete. Gläubige er·richte·ten ihre eigene Ver·ehrungs·stätte für Inari auf dem Berg, indem sie große Steine her·bei·schafften und darauf indivi·duelle Götter·namen schrieben. Dieser indivi·duelle Zugang, den man auch ''watakushi no Inari-sama'' („meine per·sönliche Inari-Gottheit“) bezeichnet, wurde von den Schrein·prie·stern zunächst einmal ver·boten. Als es aber nicht gelang, diese Form der Laien·fröm·mig·keit abzu·schaffen, gingen die Inari Priester dazu über sie zu kon·trol·lieren. Man schuf bestimmte Areale, in denen die Errichtung von ''o-tsuka'' gestattet war, und förderte die Bildung von Laien·orga·nisa·tionen, die die Zuteilung der noch freien Plätze über·nahmen. Heute ist es zwar kaum mehr möglich, einen neuen Altar zu errichten, man kann aber über diese Organi·sationen einen Altar zugeteilt bekommen.<ref>Smyers 1999, S. 160–64</ref> Dieser wird dann von den jeweiligen Gläubigen mit ''torii'' und Fuchs·sta·tuen ausgestattet, die wiederum vom Inari Schrein hergestellt werden. Dank der großen Zahl der ''o-tsuka'' (ca. 10.000) ist dies zweifel·los ein ein·träg·liches Geschäft. | ||
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==Wer ist Inari?== | ==Wer ist Inari?== | ||
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Der Fushimi Inari Schrein taucht in den Quellen bereits im Jahr 711 erstmals auf. Er war zu dieser Zeit ein Ahnen·schrein des Klans der Hata, die wiederum einige Gene·rationen zuvor aus Korea eingewandert waren. Offenbar verehrten die Hata auf den drei Gipfeln des Inari Berges drei Gott·heiten, die später kollek·tiv als „Inari“ bezeichnet wurden. Unter diesen Gott·heiten soll sich auch die weib·liche Nahrungs·gott·heit {{glossar:Ukanomitama}} befunden haben. Mög·licher·weise ist diese Nah·rungs·gott·heit dafür ver·ant·wort·lich, dass Inari stets als Reis·gott·heit charak·terisiert wird. | Der Fushimi Inari Schrein taucht in den Quellen bereits im Jahr 711 erstmals auf. Er war zu dieser Zeit ein Ahnen·schrein des Klans der Hata, die wiederum einige Gene·rationen zuvor aus Korea eingewandert waren. Offenbar verehrten die Hata auf den drei Gipfeln des Inari Berges drei Gott·heiten, die später kollek·tiv als „Inari“ bezeichnet wurden. Unter diesen Gott·heiten soll sich auch die weib·liche Nahrungs·gott·heit {{glossar:Ukanomitama}} befunden haben. Mög·licher·weise ist diese Nah·rungs·gott·heit dafür ver·ant·wort·lich, dass Inari stets als Reis·gott·heit charak·terisiert wird. | ||
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Als im Jahr 794 in der unmittelbaren Nachbarschaft des Schreins die neue Hauptstadt {{glossar:heian|Heian-kyo}} errichtet wurde, erlangte der Schrein rasch über·regionale Bedeutung. Er diente nun nicht mehr als Klan-Schrein der Hata, sondern wurde von {{glossar:Kuukai}} (774–835), dem vielleicht be·deu·tendesten Mönch des japanischen Bud·dhis·mus, zum Schutz·schrein des neu gegründeten „Ost-Tempels“ ({{glossar:Touji}}) der neuen Haupt·stadt umfunktioniert. In einer Gründungs·legende des Schreins wird davon erzählt, dass die Gottheit von Inari Kūkai in der Gestalt eines alten Mannes, der Reis auf dem Rücken trug, erschien: | Als im Jahr 794 in der unmittelbaren Nachbarschaft des Schreins die neue Hauptstadt {{glossar:heian|Heian-kyo}} errichtet wurde, erlangte der Schrein rasch über·regionale Bedeutung. Er diente nun nicht mehr als Klan-Schrein der Hata, sondern wurde von {{glossar:Kuukai}} (774–835), dem vielleicht be·deu·tendesten Mönch des japanischen Bud·dhis·mus, zum Schutz·schrein des neu gegründeten „Ost-Tempels“ ({{glossar:Touji}}) der neuen Haupt·stadt umfunktioniert. In einer Gründungs·legende des Schreins wird davon erzählt, dass die Gottheit von Inari Kūkai in der Gestalt eines alten Mannes, der Reis auf dem Rücken trug, erschien: | ||
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− | Auf seinen Wanderungen traf Kūkai in Tanabe in der Provinz Kii [heute Waka·yama, südlich von Nara] auf einen seltsamen alten Mann. Obwohl sich die beiden zum ersten Mal sahen, er·kann·ten sie sofort, dass sie sich in einem früheren Leben bei der Rede des {{skt:Buddha}} auf dem Geier·berg ({{skt:Grdhrakuta}}) in Indien getroffen hatten. Hoch erfreut über das Wieder·sehen lud Kūkai den Greis ein, ihn in der Haupt·stadt zu besuchen, wo er einen Tempel er·richten wollte. Einige Jahre später, als der Tōji bereits erbaut war, erschien der Greis am Südtor des Tempels mit einigen Reis·garben auf dem Rücken <ref>''Ine o ninai'' 稻を荷い, „Reis·garben tragend“, eine Anspielung auf den Schrein·namen Inari 稻荷</ref> und Zypres·sen·zweigen in den Händen in Be·gleitung zweier Mädchen und zweier Kinder. Kūkai war über·glück·lich und hielt ihm zu Ehren eine Predigt und alle seine Schüler, weltliche wie geist·liche, boten ihm zu essen an. | + | Auf seinen Wanderungen traf Kūkai in Tanabe in der Provinz Kii [heute Waka·yama, südlich von Nara] auf einen seltsamen alten Mann. Obwohl sich die beiden zum ersten Mal sahen, er·kann·ten sie sofort, dass sie sich in einem früheren Leben bei der Rede des {{skt:Buddha}} auf dem Geier·berg ({{skt:Grdhrakuta}}) in Indien getroffen hatten. Hoch erfreut über das Wieder·sehen lud Kūkai den Greis ein, ihn in der Haupt·stadt zu besuchen, wo er einen Tempel er·richten wollte. Einige Jahre später, als der Tōji bereits erbaut war, erschien der Greis am Südtor des Tempels mit einigen Reis·garben auf dem Rücken <ref>''Ine o ninai'' 稻を荷い, „Reis·garben tragend“, eine Anspielung auf den Schrein·namen Inari 稻荷</ref> und Zypres·sen·zweigen in den Händen in Be·gleitung zweier Mädchen und zweier Kinder. Kūkai war über·glück·lich und hielt ihm zu Ehren eine Predigt und alle seine Schüler, weltliche wie geist·liche, boten ihm zu essen an. Der Greis blieb eine Zeit lang im Hause des Laien·schülers Shibamori nahe dem Tōji<ref> |
− | <ref>Auszug aus ''Inari Daimyōjin ryū no ki'' 稻荷大明神流記. Angeblich ein Text des Kūkai Schülers Shinga ( | + | Laut Iyanaga handelt es sich um den {{glossar:tabisho}} von Fushimi Inari, also jenen Ort, wohin die Gott·heit Inari während der Schrein·feste gebracht wird. |
+ | </ref> | ||
+ | und richtete sich schließlich auf dem Berg Inari ein, wo das Holz für den Bau des Tōji gerodet worden war.<ref>Auszug aus ''Inari Daimyōjin ryū no ki'' 稻荷大明神流記. Angeblich ein Text des Kūkai Schülers Shinga (801–879), wahrscheinlich jedoch aus der Kamakura-Zeit. Übersetzung B. Scheid nach Iyanaga Nobumi: [http://www.bekkoame.ne.jp/~n-iyanag/articles/dakini/dakini2.html Ḍākinī et l’Empereur].</ref> | ||
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In dieser buddhistischen Version der Schrein·le·gende ist also von einem Inari Schrein vor der Zeit Kūkais gar keine Rede. Der rätsel·hafte Greis scheint durch den Reis auf seinem Rücken den Schrein·namen zu be·grün·den — tat·sächlich wird der Name Inari meist mit den Zeichen „Reis·ähre tragen“ (稲荷) geschrie·ben. Doch hat der Berg, auf dem er sich letztlich ein·quartiert, ebenfalls den Namen Inari. Es sind also zirkuläre (karmische) Ver·bin·dungen, die die Gottheit in Gestalt eines Reis-tragenden alten Mannes zu ihrem Bestim·mungs·ort, dem Reistrage-Berg (Inari-yama), führen. | In dieser buddhistischen Version der Schrein·le·gende ist also von einem Inari Schrein vor der Zeit Kūkais gar keine Rede. Der rätsel·hafte Greis scheint durch den Reis auf seinem Rücken den Schrein·namen zu be·grün·den — tat·sächlich wird der Name Inari meist mit den Zeichen „Reis·ähre tragen“ (稲荷) geschrie·ben. Doch hat der Berg, auf dem er sich letztlich ein·quartiert, ebenfalls den Namen Inari. Es sind also zirkuläre (karmische) Ver·bin·dungen, die die Gottheit in Gestalt eines Reis-tragenden alten Mannes zu ihrem Bestim·mungs·ort, dem Reistrage-Berg (Inari-yama), führen. | ||
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|Japanische Dakini auf einem weißen Fuchs; auf ihren Schultern trägt Dakini Reis·ballen. | |Japanische Dakini auf einem weißen Fuchs; auf ihren Schultern trägt Dakini Reis·ballen. | ||
| Die Gottheit Inari auf einem weißen Fuchs erscheint dem Krieger Taira no Kiyomori. | | Die Gottheit Inari auf einem weißen Fuchs erscheint dem Krieger Taira no Kiyomori. | ||
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|Dakini auf einem weißen Fuchs. Darstellung aus der Kamakura-Zeit (14.Jh.). | |Dakini auf einem weißen Fuchs. Darstellung aus der Kamakura-Zeit (14.Jh.). | ||
|Tanzende Dakini des indischen Tantrismus | |Tanzende Dakini des indischen Tantrismus | ||
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Die Verbindung Inaris mit dem [[Mythen:Füchse|Fuchs]] wird manchmal durch die Tatsache erklärt, dass sich Füchse gern in der Nähe von Feldern auf·halten, als Mäuse·fän·ger sogar nützlich für die Land·wirt·schaft sein können und sich daher als Götter·boten einer Reisgott·heit besonders anboten. Anderer·seits finden sich Text·belege für die Ver·bindung zwischen Fuchs und Inari erst ab dem elften Jahr·hundert. Es ist daher wahr·schein·lich, dass die Ver·bindung Inari-Fuchs nicht aus land·wirt·schaft·lichen Asso·ziationen zu erklären ist, sondern aus der Tatsache, dass Inari neben der Gestalt des alten Mannes auch als junge, auf einem Fuchs reitende Frauen·ge·stalt imaginiert wurde. | Die Verbindung Inaris mit dem [[Mythen:Füchse|Fuchs]] wird manchmal durch die Tatsache erklärt, dass sich Füchse gern in der Nähe von Feldern auf·halten, als Mäuse·fän·ger sogar nützlich für die Land·wirt·schaft sein können und sich daher als Götter·boten einer Reisgott·heit besonders anboten. Anderer·seits finden sich Text·belege für die Ver·bindung zwischen Fuchs und Inari erst ab dem elften Jahr·hundert. Es ist daher wahr·schein·lich, dass die Ver·bindung Inari-Fuchs nicht aus land·wirt·schaft·lichen Asso·ziationen zu erklären ist, sondern aus der Tatsache, dass Inari neben der Gestalt des alten Mannes auch als junge, auf einem Fuchs reitende Frauen·ge·stalt imaginiert wurde. | ||
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Es deutet also vieles darauf hin, dass die komplexe Natur der Inari Gott·heit(en) mit einst·mals populären Kulten und Figuren des eso·teri·schen Buddhis·mus in Ver·bindung steht. Viel·leicht ist es sogar der Unter·stützung durch den eso·terischen Buddhis·mus zu ver·danken, dass sich die Schreine für Inari in größerer Zahl ver·breite·ten, als für irgend eine andere Schrein·gott·heit in Japan. Heute hin·gegen ist offen·sichtlich, dass die Ver·bindung Inari–Fuchs–Frau–Reis eine sehr enge ist, während die buddhisti·schen Ele·mente (Kūkai, Dakini), die mög·licher·weise zu ihrem Zu·stande·kommen beitrugen, weit·gehend in Ver·gessen·heit geraten sind. | Es deutet also vieles darauf hin, dass die komplexe Natur der Inari Gott·heit(en) mit einst·mals populären Kulten und Figuren des eso·teri·schen Buddhis·mus in Ver·bindung steht. Viel·leicht ist es sogar der Unter·stützung durch den eso·terischen Buddhis·mus zu ver·danken, dass sich die Schreine für Inari in größerer Zahl ver·breite·ten, als für irgend eine andere Schrein·gott·heit in Japan. Heute hin·gegen ist offen·sichtlich, dass die Ver·bindung Inari–Fuchs–Frau–Reis eine sehr enge ist, während die buddhisti·schen Ele·mente (Kūkai, Dakini), die mög·licher·weise zu ihrem Zu·stande·kommen beitrugen, weit·gehend in Ver·gessen·heit geraten sind. | ||
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+ | * [[Bauten:Bekannte_Schreine | Bekannte Schreine]] (Hauptseite) | ||
+ | * [[Mythen:Verwandlungskünstler |Verwandlungskünstler ]] (Hauptseite) | ||
+ | * [[Mythen:Verwandlungskünstler/Kitsune | Verwandlungskünste der Füchse]] (Sidepage) | ||
+ | * [[Mythen:Legendäre_Tiere/Komainu| Komainu]] (Sidepage) | ||
+ | * [[Bauten:Bekannte Schreine/Kasuga| Kasuga Schrein]] (Sidepage) | ||
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{{Literatur:Iyanaga_1999}} | {{Literatur:Iyanaga_1999}} | ||
{{Literatur:Smyers_1999}} | {{Literatur:Smyers_1999}} |
Version vom 16. Mai 2014, 17:59 Uhr
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Der
Der Begriff „Fushimi Inari Taisha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Geographische Lage
im Süden Kyotos bietet mit sei·nen tau·sen·den
Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami
Der Begriff „torii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
, die oft zu rot leuch·ten·den Gän·gen ver·bun·den sind, die loh·nend·sten Foto·mo·tive in der an an Se·hens·wür·dig·kei·ten kei·nes·wegs ar·men ehe·ma·li·gen Haupt·stadt. Die torii sind entlang von Wegen aufgestellt, die vom Hauptschrein zu drei Nebenschreinen auf dem Gipfel des Inari-Berges (233m) führen. Es handelt sich um Op·fer·ga·ben von Gläu·bi·gen, die sich von der Gott·heit Inari einen be·son·de·ren Dienst (meist ge·schäft·lichen Erfolg) er·hof·fen. Die meis·ten sind von Fir·men ge·spen·det. Neben den torii bietet der Fushimi Inari Schrein auch eine Menge pitoresker Fuchs·wäch·ter, die für alle Inari Schreine kenn·zeichnend sind. Eine weitere Besonderheit sind die Steinaltäre (o-tsuka), die sich entlang der Wege finden. Der Fushimi Inari Schrein bietet somit ein anschauliches Beispiel für die in Japan weit verbreitete Tendenz, aus der schieren Masse gleichförmiger Votivgaben eine Art Gesamtkunstwerk zu Ehren einer spezifischen Gottheit entstehen zu lassen. (Siehe dazu z.B. auch die Laternen des Kasuga Schreins.)
Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Bauten/Bekannte_Schreine/Inari.
Momoyama-Zeit, 1589. Bernhard Scheid, (flickr) 2013.
Inari Fuchsstatuen
Es gibt in Japan ca. 30.000 Inari Schreine, viele davon eher klein und un·schein·bar. Andererseits gibt es — wie so oft in Japan — auch hier die „Drei Großen Inari“, also ein Set von drei re·prä·sen·tativen Heilig·tümern. Zu diesen zählen neben dem Fushimi Inari Schrein in Kyoto, der Yutoku Schrein in Kyushu und der Toyokawa Inari Tempel(!), welcher der
Der Begriff „Zen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
Schule angehört. Alle Tempel und Schreine eint die Verwen·dung der charak·teristi·schen Fuchs·statuen, die meist als Boten der Gottheit Inari gedeutet werden.
Die Bilder oben stammen aus Schreinen der Gottheit
Der Begriff „Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
, die stets von Fuchs·wächtern be·wacht wird und teil·weise selbst in Fuchs·gestalt dar·ge·stellt wird. Genau genommen handelt es sich um weiße Füchse, die sich durch diese Farbe von den gewöhn·lichen, „welt·lichen“ Füchsen unter·scheiden. Auch tragen sie meist eine
Der Begriff „sutra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
oder ein Wunsch·juwel im Maul. Auf manchen Dar·stel·lungen ver·dickt sich auch ihre Schwanz·spitze zu einem Wunsch·juwel. All dies zeigt die magische Macht dieser Füchse an. Als Boten (
wtl. Bote; auch: Götterbote, häufig in Tiergestalt
Der Begriff „o-tsukai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
) der Inari paaren sie diese Macht aller·dings nicht mit der sprich·wört·lichen Heimtücke, die den Füchsen auch in Japan nach·gesagt wird. Sutrenrolle und Juwel sind bud·dhis·tische Symbole, was auf buddhis·tische Wurzeln des Inari-Glaubens hindeutet.
Wonder Elf, flickr 2005.
Tokyobling's Blog, 2009.
Die Fuchsstatuen werden außerdem gern mit roten Lätzchen versehen. Dies ist auch bei anderen Statuen üblich, von denen sich Gläubige direkten Bei·stand erhoffen (vgl. z.B.
wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur
Der Begriff „Jizō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
Bilder
). Die Farbe rot soll be·son·ders wirksam zur Ab·wehr böser Dämonen (mayoke) geeignet sein. Dieser Symbo·lis·mus wurde während einer Masern·epi·demie Mitte des 19. Jahr·hunderts beson·ders stark eingesetzt. Die Wurzeln dieses Brauchs liegen aller·dings weit·gehend im Dunkeln.
O-tsuka
Füchse und torii finden sich im Fushimi Inari Schrein auch auf zahlreichen Steinaltären namens
Steinaltäre, oder Gedenksteine zur Verehrung der Gottheit Inari; wtl. „Hügel“
Der Begriff „o-tsuka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Bilder
, die sich in großer Zahl über die Hügel der Schreinanlage verstreut finden.
O-tsuka (wtl. „Hügel“) haben eine gewisse Ähn·lich·keit mit japani·schen Grab·stätten, es handelt sich aber um An·dachts·stätten oder Altäre für die Gott·heit
Der Begriff „Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
Glossarseiten
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. Im Zentrum einer solchen Anlage befinden sich ein oder mehrere natürliche Steine mit einer Inschrift. Diese Inschrift ist als indivi·dueller Name der Inari Gott·heit zu verstehen, mit dem Inari an diesem Altar ange·spro·chen wird. (Verwir·ren·der Weise sind unter diesen „Spitz·namen“ auch die Namen anderer bekannter Gott·heiten.) Das Auf·stellen solcher otsuka-Steine geht auf eine volks·reli·giöse Bewegung zurück, die sich in den Jahren unmittelbar vor der Meiji Restau·ration (1868) spontan heraus·bildete. Gläubige er·richte·ten ihre eigene Ver·ehrungs·stätte für Inari auf dem Berg, indem sie große Steine her·bei·schafften und darauf indivi·duelle Götter·namen schrieben. Dieser indivi·duelle Zugang, den man auch watakushi no Inari-sama („meine per·sönliche Inari-Gottheit“) bezeichnet, wurde von den Schrein·prie·stern zunächst einmal ver·boten. Als es aber nicht gelang, diese Form der Laien·fröm·mig·keit abzu·schaffen, gingen die Inari Priester dazu über sie zu kon·trol·lieren. Man schuf bestimmte Areale, in denen die Errichtung von o-tsuka gestattet war, und förderte die Bildung von Laien·orga·nisa·tionen, die die Zuteilung der noch freien Plätze über·nahmen. Heute ist es zwar kaum mehr möglich, einen neuen Altar zu errichten, man kann aber über diese Organi·sationen einen Altar zugeteilt bekommen.1 Dieser wird dann von den jeweiligen Gläubigen mit torii und Fuchs·sta·tuen ausgestattet, die wiederum vom Inari Schrein hergestellt werden. Dank der großen Zahl der o-tsuka (ca. 10.000) ist dies zweifel·los ein ein·träg·liches Geschäft.
Wer ist Inari?
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1814. Internet Archive.
Der Fushimi Inari Schrein taucht in den Quellen bereits im Jahr 711 erstmals auf. Er war zu dieser Zeit ein Ahnen·schrein des Klans der Hata, die wiederum einige Gene·rationen zuvor aus Korea eingewandert waren. Offenbar verehrten die Hata auf den drei Gipfeln des Inari Berges drei Gott·heiten, die später kollek·tiv als „Inari“ bezeichnet wurden. Unter diesen Gott·heiten soll sich auch die weib·liche Nahrungs·gott·heit
Weibliche Nahrungsgottheit, die v.a. im Fushimi Inari Schrein verehrt wird.
Der Begriff „Uka-no-mitama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
befunden haben. Mög·licher·weise ist diese Nah·rungs·gott·heit dafür ver·ant·wort·lich, dass Inari stets als Reis·gott·heit charak·terisiert wird.
Als im Jahr 794 in der unmittelbaren Nachbarschaft des Schreins die neue Hauptstadt
auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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errichtet wurde, erlangte der Schrein rasch über·regionale Bedeutung. Er diente nun nicht mehr als Klan-Schrein der Hata, sondern wurde von
774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
Der Begriff „Kūkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(774–835), dem vielleicht be·deu·tendesten Mönch des japanischen Bud·dhis·mus, zum Schutz·schrein des neu gegründeten „Ost-Tempels“ (
Ost-Tempel in Kyōto, eig. Kyōō Gokoku-ji (Tempel des Königs der Lehre zum Schutz des Landes)
Der Begriff „Tōji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) der neuen Haupt·stadt umfunktioniert. In einer Gründungs·legende des Schreins wird davon erzählt, dass die Gottheit von Inari Kūkai in der Gestalt eines alten Mannes, der Reis auf dem Rücken trug, erschien:
Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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„Geiergipfel“, indischer Berg bei Rajagrha (Rajgir), auf dem Buddha predigte (jap. Ryōjusen 霊鷲山)
Der Begriff „Grdhrakuta“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) in Indien getroffen hatten. Hoch erfreut über das Wieder·sehen lud Kūkai den Greis ein, ihn in der Haupt·stadt zu besuchen, wo er einen Tempel er·richten wollte. Einige Jahre später, als der Tōji bereits erbaut war, erschien der Greis am Südtor des Tempels mit einigen Reis·garben auf dem Rücken 2 und Zypres·sen·zweigen in den Händen in Be·gleitung zweier Mädchen und zweier Kinder. Kūkai war über·glück·lich und hielt ihm zu Ehren eine Predigt und alle seine Schüler, weltliche wie geist·liche, boten ihm zu essen an. Der Greis blieb eine Zeit lang im Hause des Laien·schülers Shibamori nahe dem Tōji3 und richtete sich schließlich auf dem Berg Inari ein, wo das Holz für den Bau des Tōji gerodet worden war.4
In dieser buddhistischen Version der Schrein·le·gende ist also von einem Inari Schrein vor der Zeit Kūkais gar keine Rede. Der rätsel·hafte Greis scheint durch den Reis auf seinem Rücken den Schrein·namen zu be·grün·den — tat·sächlich wird der Name Inari meist mit den Zeichen „Reis·ähre tragen“ (稲荷) geschrie·ben. Doch hat der Berg, auf dem er sich letztlich ein·quartiert, ebenfalls den Namen Inari. Es sind also zirkuläre (karmische) Ver·bin·dungen, die die Gottheit in Gestalt eines Reis-tragenden alten Mannes zu ihrem Bestim·mungs·ort, dem Reistrage-Berg (Inari-yama), führen.
Die Legende könnte natürlich auch so gedeutet werden, dass sich hier bereits ein Schrein befand, der unter Kūkai einer neuen Gott·heit zuge·schrieben wurde. In jedem Fall deutet die Legende an, dass die Ver·bindung zum Reis essentiell für die Iden·tität des Fushimi Inari Schreins war. Fraglich bleibt, wieso die Reis·gott·heit auch als Frau bzw. als Fuchs dar·gestellt wird.
Inari, Fuchs und Dakini
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit. British Museum.
Die Verbindung Inaris mit dem Fuchs wird manchmal durch die Tatsache erklärt, dass sich Füchse gern in der Nähe von Feldern auf·halten, als Mäuse·fän·ger sogar nützlich für die Land·wirt·schaft sein können und sich daher als Götter·boten einer Reisgott·heit besonders anboten. Anderer·seits finden sich Text·belege für die Ver·bindung zwischen Fuchs und Inari erst ab dem elften Jahr·hundert. Es ist daher wahr·schein·lich, dass die Ver·bindung Inari-Fuchs nicht aus land·wirt·schaft·lichen Asso·ziationen zu erklären ist, sondern aus der Tatsache, dass Inari neben der Gestalt des alten Mannes auch als junge, auf einem Fuchs reitende Frauen·ge·stalt imaginiert wurde.
Die weibliche Gottheit Inari ist eine Erscheinungs·form der indisch-stämmigen Gott·heit
weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; skt. Dākinī; auch: menschenfressende Dämonin
Der Begriff „Dakini“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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. Diese wiederum ist eine charak·teristi·sche Gestalt des tantri·schen oder eso·terischen Buddhis·mus. In Indien bezeichnet dākinī eigentlich eine Spezies von dämoni·schen Menschen·fres·serin·nen, die gemäß den Legenden des indischen Buddhis·mus bekehrt wurden und sich darauf hin in eine buddhistische Schutz·gottheit ver·wandelten. Auf indo-tibeti·schen Dar·stel·lungen ist Dakini nach wie vor mit furcht·ein·flößenden und zugleich erotischen Zügen dargestellt, die sie in die Nähe der esoterischen Wächtergötter rückt. Viele dieser ikonographischen Eigenheiten gingen Dakini bei ihrer Trans·forma·tion nach Japan verloren, dafür aber bekam sie den Fuchs als Reittier. Ob diese Assoziation japanischen Ursprungs ist und welche Logik dahinter steckt, ist derzeit noch nicht restlos geklärt.
Die Einbeziehung der fuchs·reitenden Dakini in den Inari-Kult ist ebenfalls rätsel·haft, doch dürfte sie unter der Regie des Shingon Buddhismus erfolgt sein, der ja, wie aus der oben er·wähn·ten Legende ersichtlich, eine besondere Beziehung zu Inari entwickelte. Die Ass·oziation Inari-Dakini lässt sich bei·spiel·haft an einem der größten Inari Heilig·tümer erkennen:
Inari Kultstätte in Toyokawa, Aichi-ken; eig. ein buddh. Tempel, Myōgon-ji
Der Begriff „Toyokawa Inari“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
in der Präfektur Aichi wird gerne zu den „Drei Großen Inari [Schreinen]“ Japans gezählt, doch im Grunde handelt es sich um eine buddhisti·sche Tempelanlage. Zudem stellt
auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
Der Begriff „Kannon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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das Haupt·heilig·tum (
Hauptheiligtum eines Tempels
Der Begriff „honzon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) des Tempels dar, während in den Grün·dungs·legen·den Dakini die wichtigste Rolle spielt.5 Es handelt sich also um einen Kannon-Tempel, in dem Dakini als beson·dere Schutz·gott·heit verehrt wird. Dies führte wiederum dazu, dass in Toyokawa ein besonderer Inari Kult entstand, da man Dakini als identisch mit Inari ansah. In der Ikono·graphie dieses Tempels erscheint Dakini als schöne Frau, die auf einem weißen Fuchs reitet und Reis·ballen trägt. Die gleichen Attri·bute besitzt auch die weibliche Inari. Die spezielle ikono·graphi·sche Gestalt der Dakini/ Inari von Toyokawa soll im übrigen auf den Zen Mönch
(1217–1300) zurückgehen.
Es deutet also vieles darauf hin, dass die komplexe Natur der Inari Gott·heit(en) mit einst·mals populären Kulten und Figuren des eso·teri·schen Buddhis·mus in Ver·bindung steht. Viel·leicht ist es sogar der Unter·stützung durch den eso·terischen Buddhis·mus zu ver·danken, dass sich die Schreine für Inari in größerer Zahl ver·breite·ten, als für irgend eine andere Schrein·gott·heit in Japan. Heute hin·gegen ist offen·sichtlich, dass die Ver·bindung Inari–Fuchs–Frau–Reis eine sehr enge ist, während die buddhisti·schen Ele·mente (Kūkai, Dakini), die mög·licher·weise zu ihrem Zu·stande·kommen beitrugen, weit·gehend in Ver·gessen·heit geraten sind.
Verweise
Verwandte Themen
- Bekannte Schreine (Hauptseite)
- Verwandlungskünstler (Hauptseite)
- Verwandlungskünste der Füchse (Sidepage)
- Komainu (Sidepage)
- Kasuga Schrein (Sidepage)
Fußnoten
- ↑ Smyers 1999, S. 160–64
- ↑ Ine o ninai 稻を荷い, „Reis·garben tragend“, eine Anspielung auf den Schrein·namen Inari 稻荷
- ↑
Laut Iyanaga handelt es sich um den tabisho 旅所 (jap.)
wtl. „Reiseort“; Ziel einer Prozession mit tragbarem Schrein (mikoshi) bei Schreinfesten
Schrein • •Der Begriff „tabisho“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
von Fushimi Inari, also jenen Ort, wohin die Gott·heit Inari während der Schrein·feste gebracht wird.
- ↑ Auszug aus Inari Daimyōjin ryū no ki 稻荷大明神流記. Angeblich ein Text des Kūkai Schülers Shinga (801–879), wahrscheinlich jedoch aus der Kamakura-Zeit. Übersetzung B. Scheid nach Iyanaga Nobumi: Ḍākinī et l’Empereur.
- ↑ S. Gründungs·legende des Toyokawa Inari Tempels (jap.).
LL
- Dance of the Yogini: Images of Aggression in Tantric Buddhism, Nitin Kumar (en.)
Online Artikel auf Indian Art: Exotic India. - Fushimi-Inari Taisha shrine, Asano Noboru (en.)
Ausführliche Foto-Dokumentation, Teil der Website My Kind of Kyoto. - Toyokawa Inari (jap.)
Homepage des Toyokawa Inari Tempels.
Bilder
- ^ Torii-Tunnel des Fushimi Inari Taisha in nächtlicher Beleuchtung.
Hisanori, flickr, 2014. - ^ Eingang zur frisch gestrichenen Anlage des Fushimi Inari Taisha. Das Tor im Stil eines buddhistischen Tempeltores (rōmon) wurde von Toyotomi Hideyoshi aus Dank für die Genesung seiner Mutter gestiftet. Anstelle der im Buddhismus üblichen Torwächterfiguren (niō) sind shintoistische Wächter (suijin) in Form realistischer Bogenschützen zu erkennen.
Momoyama-Zeit, 1589. Bernhard Scheid, (flickr) 2013. - ^ Die Fuchsstatuen (kitsune) sind individuelle Opfergaben (sonaemono) von Gläubigen (ähnlich wie z.B. die zahllosen torii des Fushimi Inari Schreins).
takmagar, flickr 2006. - ^ Bemalte ema mit Füchsen (kitsune) des Fushimi Inari Taisha
Matthew Bednarik, flickr 2008. - ^ Fuchs-ema, die zum Verkauf angeboten werden.
Ajisai, flickr 2008. - ^ Kitsune-Familie eines Inari Schreins in Fukushima
komainu.net, 2004. - ^ Exzentrischer Inari Fuchs (kitsune) mit Juwel auf dem Haupt
Owen Waygood, flickr 2006. - ^ Füchse (kitsune), welche als Souvenir im Fushimi Inari Taisha verkauft werden.
Wonder Elf, flickr 2005. - ^ Kleine Inari-Statuen
Lostintokyo, flickr 2005.
- ^ Detailansicht kleiner Inari-Statuen
Trane DeVore, flickr 2009. - ^ Boten der Gottheit Inari werden immer als weiße Füchse (kitsune) gedacht, allerdings nicht notwendigerweise weiß bemalt. Außerdem besitzen sie ein Wunschjuwel, das manchmal an ihrer Schwanzspitze erscheint.
Tokyobling's Blog, 2009. - ^ Tänzer mit Fuchsmaske bei einem matsuri in Ishioka, nördlich von Tōkyō.
Thomas Lottermoser, 2006. - ^ O-tsuka, welche von torii in allen Größen umrahmt sind.
Bildquelle: Jeffrey Friedl, 2008. - ^ Buchillustration der Gottheiten Dakini und Inari Daimyōjin, jeweils mit einem Fuchs.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit, 1814. Internet Archive. - ^ Auf ihren Schultern trägt Dakini Reisballen.
Toyokawa Inari Schrein, über Internet Archive. - ^ Illustration einer Legende aus der Jugend des späteren Gewaltherrschers Taira no Kiyomori (nach Genpei seisuiki). Ein von ihm gejagter Fuchs entpuppt sich als Dienerin der Gottheit Kiko Tennō 貴狐天王 — aka. Dakini, aka. Inari — und verspricht Belohnung für den Fall, dass Kiyomori sie verschont. Er folgt der Bitte und steigt in der Folge zum mächtigsten Mann im Lande auf.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit. British Museum. - ^ Dakini auf einem weißen Fuchs (kitsune).
Kamakura-Zeit, 14. Jh. Ruth and Sherman Lee Institute. - ^ Tanzende Dakini des indischen Tantrismus.
exoticindiaart.com.
Glossar
- Gṛdhrakūṭa (skt.) गृध्रकूट ^ „Geiergipfel“, indischer Berg bei Rajagrha (Rajgir), auf dem Buddha predigte (jap. Ryōjusen 霊鷲山)
- hōju 宝珠 ^ wtl. Schatzperle; auch nyoi no tama, „Perle, die jeden Wunsch erfüllt“; skt. cintamani; magische Perle, meist, aber nicht nur, im buddhistischen Kontext
- Iyanaga Nobumi 彌永信美 ^ 1948–; Spezialist für kulturelle Beziehungen innerhalb der buddhistischen Welt; verfasste u.a. eine Studie zu den indischen Wurzeln des japanischen Daikoku
- Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
- kitsunetsuki 狐憑き ^ Fuchsbessenheit; Glaube, dass der Geist eines Fuchses (kitsune) Besitz von einem Menschen ergreifen und ihn verwirren kann
- Meiji Ishin 明治維新 ^ Meiji Restauration, wtl. Meiji-Erneuerung, umfasst den politischen Umsturz 1867–68 und die nachfolgende Konsolidierung Japans als moderner Nationalstaat
- mochi 餅 ^ Japanische Reiskuchen bzw. Klöße aus gestampftem Reis, die traditionell vor allem zu Neujahr (O-shōgatsu) gegessen werden.
- Nagashino gassen 長篠合戦 ^ Schlacht von Nagashino, 1557, zwischen Oda Nobunaga und Tokugawa Ieyasu auf der einen und dem Haus Takeda auf der anderen Seite; ging dank der Verwendungen von Feuerwaffen zugunsten von Oda/Tokugawa aus
- otora-gitsune おとら狐 ^ legendärer Fuchs (kitsune), der von einem Mädchen namens Otora Besitz ergriff; davon abgeleitet: eine bestimmte Form von Fuchsbesessenheit (kitsunetsuki)
- senpon torii 千本鳥居 ^ „Tausend torii“; Bezeichnung für die zu Tunneln verbundenen Schreintore des Fushimi Inari Taisha und anderer Inari-Schreine
- Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
- Shirakawa-ke 白川家 ^ Priesterfamilie, die traditionellerweise das oberste Amt (haku) des höfischen Götteramts (Jingi-kan) innehatte und in der Edo-Zeit zusammen mit den konkurrierenden Yoshida die oberste Instanz der Shinto-Priester darstellte
- Taizōkai mandara 胎蔵界曼陀羅 ^ Mutterschoß-Welt-Mandala; Mandala des Buddha Dainichi in seiner „Mutterschoß-Welt“ (Taizōkai)
- Takeda 武田 ^ Familie von mächtigen Kriegsherren der Sengoku-Zeit; bekanntester Vertreter Takeda Shingen
- Toyokawa Inari 豊川稲荷 ^ Inari Kultstätte in Toyokawa, Aichi-ken; eig. ein buddh. Tempel, Myōgon-ji
- Yoshida-ke 吉田家 ^ höfische Priesterfamilie (urspr. Urabe), die über Jahrhunderte im Götteramt (Jingi-kan) tätig war und Ende des Mittelalters durch eine neue Theologie (Yoshida Shintō) großen Einfluss in der Welt des Shintō gewann