Geschichte/Reichseinigung: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. August 2012, 17:19 Uhr
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Die sogenannte Frühe Neuzeit beginnt in Japan, mit der politischen Wieder·ver·einigung des Landes unter der Herr·schaft der Tokugawa Dynastie. Deren Be·gründer
Der Begriff „Tokugawa Ieyasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1543–1616) er·lang·te durch seinen Sieg in der Schlacht von Sekigahara (1600) end·gültig die militärische Vor·herrschaft über Japan und ließ sich im Jahr 1603 zum
Der Begriff „Shōgun“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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er·nennen. Damit sicherte er sich und seinen Nach·kommen das politische Führungs·amt des Landes, das von nun an von seiner Residenz·stadt
Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
(dem heutigen Tokyo) aus regiert wurde. Man nennt die folgende Periode der Tokugawa Herr·schaft daher Tokugawa- oder Edo-Zeit (1600–1867). Die histori·schen Um·stände der Reichs·einigung hatten auf die japanische Religions·geschichte zahl·reiche Aus·wirkun·gen und sind zu·gleich durch religions·ge·schicht·liche Ereig·nisse mit·ver·ursacht worden. Um diese Ent·wicklung zu ver·stehen, ist es not·wendig, etwa fünfzig Jahre vor die Reichs·einigung, also in die Mitte des sech·zehnten Jahr·hunderts zurück·zugehen.
Die Zeit der kämpfenden Länder
In der sogenannten „Zeit der kämpfenden Länder“ (
Zeit der kämpfenden Länder, 1467–1568; beginnt mit dem Ōnin-Krieg und endet nach dieser Definition mit dem Beginn der nationalen Einigung unter Oda Nobunaga; nach anderen Definitionen mit der Ausrottung der Toyotomi durch Tokugawa Ieyasu im Jahr 1615
Der Begriff „Sengoku Jidai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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, 1482–1568) ringen mindestens ein Dutzend großer und zahl·lose kleinere Territorial·fürsten (
Territorialfürst, Titel des Kriegeradels
Der Begriff „Daimyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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) um militärische und politische Vor·macht. Der Buddhismus ist in dieser Zeit nicht nur als Religion all·gegen·wärtig, er be·teiligt sich auch aktiv an militärischen und politischen Aus·ein·ander·setzungen. Das größte und mächtigste Einzel·kloster mit aus·ge·dehnten Ländereien und einer eigenen Armee ist nach wie vor der Tempel·berg Hiei, ein Kloster·komplex mit dem Haupt·tempel
Der Begriff „Enryaku-ji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Geographische Lage
, im Nordosten Kyotos, der sich in den ver·gangenen Jahr·hunderten als Schutz·macht des Kaiser·hauses und der Kaiser·stadt etabliert hat. Berg Hiei ist seit der Tempel·grüdung durch
767–822; Gründer des Tendai-Buddhismus; auch bekannt als Dengyō Daishi
Der Begriff „Saichō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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das geistige und organisatorische Zentrum des japanischen
Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Buddhismus und gebietet über ein landesweites Netz von Klöstern und Schreinen, die auch anders·wo als lokale Macht·zentren agieren. Da·neben sind weite Land·striche sowohl religiös, als auch militärisch-politisch vom
Buddha Amitabha; Hauptbuddha der Schulen des Reinen Landes (Jōdo-shū bzw. Jōdo Shinshū)
Der Begriff „Amida“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Buddhismus dominiert (s. Amidismus). Einzelne Amida Sekten haben ganze Provinzen unter ihre Kontrolle ge·bracht und dort eine Art gottes·staat·liches Regime er·richtet. Es kämpfen also nicht nur die Samurai unter·einander um die Führung des Landes, auch religiöse Parteien sind in die Kämpfe mit ein·ge·bunden.
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In diese Zeit der Bürger·kriege fällt die Ankunft der ersten christlichen Missionare in Japan. 1549 er·reichte der spanische Jesuit Francisco Xavier (1506–1552, der Heilige Franz Xaver) das Land und er·richtete erste Missions·schulen. Von ihm ist über·liefert, dass er „unter den Heiden“ kein Volk gefunden habe, welches dem Christentum zugänglicher sei als die Japaner. Wie in anderen Erdteilen, die im Zeitalter der Ent·deckungen von Europäern er·schlossen wurden, ging die An·kunft der Missionare auch in Japan Hand in Hand mit der Auf·nahme von Handels·beziehung nach Europa. Der rasche Missions·erfolg, der aus Franz Xavers Worten spricht, dürfte nicht zu·letzt mit diesem Handel in Ver·bindung stehen. Einige japanische Territorial·herren er·kannten sehr schnell, dass die „südlichen Barbaren“ (
Der Begriff „nanban“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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), wie die Europäer damals in Japan hießen, über Technologien verfügten, die im Kampf um die Landes·herrschaft von Vor·teil waren. Dazu zählten in erster Linie Feuer·waffen. Es spricht daher einiges dafür, dass die militärische Einigung des Landes, die sich bald nach der Ankunft der christlichen Missionare abzuzeichnen begann, vor allem dieser neuen Kriegs·technologie zu·zu·schreiben ist, welche die existierende militärische Patt·stellung zum Kippen brachte. (S. dazu auch den berühmten Kurosawa-Film Kagemusha.)
Oda Nobunaga
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1534–1582, Kriegsfürst, Reichseiniger
Der Begriff „Oda Nobunaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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(1534–1582) war der erste der sogenannten „Drei Reichseiniger“, der mit Hilfe der neuen Waffen eine hegemoniale Stellung inner·halb der kämpfenden Parteien erringen konnte. Seine guten Kontakte zu den jesutischen Missionaren, die zwischen ihm und anderen Europäern ver·mittelten, spielten in diesem Zu·sammen·hang keine geringe Rolle. Das Christentum er·freute sich unter Nobunaga daher in Japan einer all·ge·meinen Duldung, wenn nicht gar Förderung. Gleich·zeitig zählten die oben erwähnten buddhistischen Institutionen, die aktiv im Kriegs·ge·schehen mit·mischten, zu Nobunagas er·bittertsten Feinden.
1571 richtete Nobunaga in dem Bestreben, Kyoto und seine Um·gebung end·gültig seinem Herr·schafts·bereich ein·zu·gliedern, seine gesamte Streit·macht gegen Berg Hiei und äscherte den Klosterkomplex voll·kommen ein. Nach den Berichten europäischer Missionare wurden etwa 1500 Mönche und Mönchs·soldaten er·barmungs·los nieder·ge·metzelt und sämtliche der etwa 400 Kloster·gebäude zer·stört. Obwohl buddhistische Tempel bereits in früherer Zeit Ziel militärischer Operationen gewesen waren, konnte sich insbesondere Berg Hiei doch einer gewissen religiösen Scheu aller kriegs·führenden Parteien sicher sein. Wenn man viel·leicht auch das Leben der Mönche ge·ring achtete, so ver·sprachen doch die vielen religiösen Heiligtümer Schutz vor kriegerischen Aggressionen. Dem·nach rechnete man im
Der Begriff „Tendai-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:
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Kloster wohl damit, dass Nobunaga gegen die eigenen Mönchs·heere vor·gehen könnte, aber ein direkter Angriff, der die Zer·störung des Klosteres be·zweckte, wurde offen·sicht·lich nicht für möglich ge·halten. Nobunaga aber fühlte sich an die jahr·hunderte·alten Tabus gegen·über religiösen Institutionen nicht mehr ge·bunden. Mit einem einzigen militärischen Schlag be·reitete er somit der Hegemonie der japanischen Tendai Schule ein Ende und fügte dem Nimbus des ja·pa·nischen Buddhismus wohl auch ins·gesamt bleibenden Schaden zu.
Wie unter anderem Neil McMullin (1984) hervorhebt, änderte Nobunagas un·ge·schminkte Macht·politik das Ver·hältnis zwischen welt·licher Regierung und bud·dhis·tischer Macht grund·legend. Anstatt sich von der Religion effektive spirituelle Unter·stützung der eigenen politischen Ziele zu erwarten, wie dies ganz besonders im Zusammenhang mit der Einführung des Buddhismus der Fall war, sahen die neuen Macht·haber im Buddhismus von nun an ledig·lich ein politisches Instrument, dessen sie sich ge·schickt zu be·dienen suchten. Die Figur Oda Nobunagas stellt ein paradigmatisches Bei·spiel dieses neuen Herrscher·typs dar. Nicht umsonst wurde er letzt·lich selbst von den Christen, die ihm im Grunde viel zu ver·danken hatten, mit den schlimmsten Tyrannen des Alten Testaments wie Nebukadnezar verglichen. Dies soll natür·lich nicht be·deuten, dass alle folgenden Herrscher Nobunagas religiösen Zynismus teilten und nicht auch einige aufrichtigen buddhistischen Glaubens waren. Doch waren politische Führer von nun an nicht länger bereit, den vom Bud·dhis·mus selbst auf·ge·stellten Regeln zu folgen, wenn dies in irgend einer Weise ihren eigenen Herrschafts·interessen zu·wider lief. Dieser a-religiöse Pragmatismus, der (bei aller Vorliebe für religiösen Pomp und sakrales Zeremoniell) von nun an das Ver·hältnis zwischen politischen Herrschern und buddhistischen Institutionen prägte, scheint ein wesent·licher Unter·schied zwischen der religions·ge·schichtlichen Situation des japanischen Mittelalters und der frühen Neuzeit zu sein.