Mythen/Jenseits/Totengericht: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 9: Zeile 9:
 
Der Name {{glossar:enma|Enma}} leitet sich von der indischen Gottheit {{skt:Yama}} her. Yama gilt in Indien auch außer·halb des Buddhis·mus als Gott·heit der Hölle bzw. der Toten·welt. In den Veden tritt er — begleitet von seiner Zwillings·schwester Yami — als das erste sterb·liche Wesen über·haupt in Erscheinung. In seiner spä·teren Funktion ist er aber wohl am ehesten mit Hades/ Pluto, dem antiken Gott der Unter·welt, zu vergleichen. Doch auch als Herrscher des Toten·reichs ist der indische Yama zunächst keine Gottheit im eigent·lichen Sinne, sondern ein sterb·liches Wesen in der Lebens·welt der (Hunger)-Geister (skt. {{skt:preta}}, jap. {{glossar:gaki}}).<ref>Vgl. [http://www.himalayanart.org/search/set.cfm?setid=2254 Himalayan Art] [2011/5]. </ref>  Schon in seiner indischen Urform erscheint Yama als Reiter auf einem Büffel oder als Figur mit Büffelkopf.  
 
Der Name {{glossar:enma|Enma}} leitet sich von der indischen Gottheit {{skt:Yama}} her. Yama gilt in Indien auch außer·halb des Buddhis·mus als Gott·heit der Hölle bzw. der Toten·welt. In den Veden tritt er — begleitet von seiner Zwillings·schwester Yami — als das erste sterb·liche Wesen über·haupt in Erscheinung. In seiner spä·teren Funktion ist er aber wohl am ehesten mit Hades/ Pluto, dem antiken Gott der Unter·welt, zu vergleichen. Doch auch als Herrscher des Toten·reichs ist der indische Yama zunächst keine Gottheit im eigent·lichen Sinne, sondern ein sterb·liches Wesen in der Lebens·welt der (Hunger)-Geister (skt. {{skt:preta}}, jap. {{glossar:gaki}}).<ref>Vgl. [http://www.himalayanart.org/search/set.cfm?setid=2254 Himalayan Art] [2011/5]. </ref>  Schon in seiner indischen Urform erscheint Yama als Reiter auf einem Büffel oder als Figur mit Büffelkopf.  
  
Der Buddhismus hat Yama als Herrscher der Unterwelt  in das buddhis·tische Pantheon inte·griert. Dabei scheint er sich vor allem als Ver·gelter böser Taten bewährt zu haben, nicht unähnlich dem christ·lichen Teufel. In frühen buddhis·tischen Texten ist allerdings kaum etwas über Yama zu finden. Erst nach und nach festigten sich verschie·dene Erklärungs·muster, wie und warum diese an sich nega·tive Erschei·nung mit der Verbrei·tung des buddhis·tischen Dharma kooperiert.
+
Der Buddhismus hat Yama als Herrscher der Unterwelt  in das buddhis·tische Pantheon inte·griert. Dabei scheint er sich vor allem als Ver·gelter böser Taten bewährt zu haben, nicht unähnlich dem christ·lichen Teufel. In frühen buddhis·tischen Texten ist allerdings kaum etwas über Yama zu finden. Erst nach und nach festigten sich verschie·dene Erklärungs·muster, wie und warum diese an sich nega·tive Erschei·nung mit der Verbrei·tung des buddhis·tischen {{skt:Dharma}} kooperiert.
In einer Tradition, die sich vor allem im tibe·tischen Bud·dhis·mus durch·gesetzt hat, tritt Yama in Gestalt eines Büffel·dämonen auf, der nichts anderes als der personi·fizierte Tod ist. Dieser Büffel·dämon erhält in Manjushri, dem Bodhi·sattva der Weisheit, einen Gegen·spieler, der ihn unter·wirft. Zu diesem Zweck ver·wan·delt sich Manjushri in Yamantaka, den „Bezwinger des Yama“, der eine noch schreck·lichere Büffel·gestalt als Yama selbst hat und in manchen tantris·tischen Traditionen als die macht·vollste aller kriege·rischen Gott·heiten gilt. <ref>[http://www.exoticindiaart.com/wrathful.htm Nitin Kumar] 2001. In Japan existiert Yamantaka in Form des {{glossar:daiitokumyouou}} als einer der Fünf Myōō, meist reitet er auf einem Büffel. Seine direkte Verbindung zu Enma scheint aber in den Hintergrund getreten zu sein.</ref> Charak·teris·tischer·weise ver·mischen sich die Gestalten des Bezwingers (Yamantaka) und des zu Bezwin·genden (Yama) zu einer einheit·lichen Figur, die bis auf den Rinder·kopf ganz den üblichen tantris·tischen Wächter·gott·heiten entspricht, mit all ihren schreck·lichen Para·phernalien wie Ketten aus geköpf·ten Häuptern, Toten·schädeln im lodernden Haar, einer nackte Gespielin, die ihnen Blut zu trinken reicht, etc., etc. ...   
+
In einer Tradition, die sich vor allem im tibe·tischen Bud·dhis·mus durch·gesetzt hat, tritt Yama in Gestalt eines Büffel·dämonen auf, der nichts anderes als der personi·fizierte Tod ist. Dieser Büffel·dämon erhält in{{skt: Manjusri}}, dem {{skt:Bodhisattva}} der Weisheit, einen Gegen·spieler, der ihn unter·wirft. Zu diesem Zweck ver·wan·delt sich Manjushri in {{skt:Yamantaka}}, den „Bezwinger des Yama“, der eine noch schreck·lichere Büffel·gestalt als Yama selbst hat und in manchen tantris·tischen Traditionen als die macht·vollste aller kriege·rischen Gott·heiten gilt. <ref>[http://www.exoticindiaart.com/wrathful.htm Nitin Kumar] 2001. In Japan existiert Yamantaka in Form des {{glossar:daiitokumyouou}} als einer der Fünf Myōō, meist reitet er auf einem Büffel. Seine direkte Verbindung zu Enma scheint aber in den Hintergrund getreten zu sein.</ref> Charak·teris·tischer·weise ver·mischen sich die Gestalten des Bezwingers (Yamantaka) und des zu Bezwin·genden (Yama) zu einer einheit·lichen Figur, die bis auf den Rinder·kopf ganz den üblichen {{skt:tantra|tantristischen}} Wächter·gott·heiten entspricht, mit all ihren schreck·lichen Para·phernalien wie Ketten aus geköpf·ten Häuptern, Toten·schädeln im lodernden Haar, einer nackte Gespielin, die ihnen Blut zu trinken reicht, etc., etc. ...   
  
 
{{w500|rahmen_h=500|top=-50
 
{{w500|rahmen_h=500|top=-50
Zeile 18: Zeile 18:
  
 
==Der Gerichtshof==
 
==Der Gerichtshof==
Im ostasiatischen Buddhismus hat sich eine etwas andere Narration durchgesetzt: Yama ist hier kein impul·siver Dämon, sondern ein strenger Bürokrat, der als not·wendiges Übel, als Personi·fikation des uner·bitt·lichen Karmas angesehen werden kann. Obwohl als „König“ tituliert, entspricht seine Funktion der eines Richters, der darüber zu entschei·den hat, in welchen der sechs Lebens·bereiche ({{glossar:rokudou}}) eine Toten·seele wieder·ge·boren zu werden hat. König Yan oder {{glossar:Yanlou}}, wie er auf chinesisch heißt, bekommt in China ein komplexes Gefolge, das chinesi·schen Gerichts·höfen nach·emp·funden ist. Er wird von neun weiteren Königen/ Richtern assistiert bzw. mit diesen zusam·men in das Ensemble der „Zehn Könige“ ({{glossar:juuou}}) der Unter·welt integriert. Dass die Toten·welt als solche in China mit einem Gerichts·hof assoziiert wird, passt im übrigen gut zu der Tatsache, dass die schlimmste Form der Wieder·geburt, die „Hölle“, ihrer chinesi·schen Wort·be·deu·tung nach ein „unterirdischer Kerker“ (jap. {{glossar: jigoku}}) ist.   
+
Im ostasiatischen Buddhismus hat sich eine etwas andere Narration durchgesetzt: Yama ist hier kein impul·siver Dämon, sondern ein strenger Bürokrat, der als not·wendiges Übel, als Personi·fikation des uner·bitt·lichen {{skt:karma}}s angesehen werden kann. Obwohl als „König“ tituliert, entspricht seine Funktion der eines Richters, der darüber zu entschei·den hat, in welchen der sechs Lebens·bereiche ({{glossar:rokudou}}) eine Toten·seele wieder·ge·boren zu werden hat. König Yan oder {{glossar:Yanlou}}, wie er auf chinesisch heißt, bekommt in China ein komplexes Gefolge, das chinesi·schen Gerichts·höfen nach·emp·funden ist. Er wird von neun weiteren Königen/Richtern assistiert bzw. mit diesen zusam·men in das Ensemble der „Zehn Könige“ ({{glossar:juuou}}) der Unter·welt integriert. Dass die Toten·welt als solche in China mit einem Gerichts·hof assoziiert wird, passt im übrigen gut zu der Tatsache, dass die schlimmste Form der Wieder·geburt, die „Hölle“, ihrer chinesi·schen Wort·be·deu·tung nach ein „unterirdischer Kerker“ (jap. {{glossar: jigoku}}) ist.   
 
===Die Zehn Könige===
 
===Die Zehn Könige===
Yama selbst ist also in dieser Tradition  nur einer unter zehn Richtern (und zwar stets der fünfte), wenn auch sicher·lich der promi·nen·teste. Die Schar der Einzel·richter unter·steht aber letztlich Bodhisattva {{glossar:jizou}} (chin. Dizang, skt. Kshitigarbha, wtl. „Schatzhaus der Erde“), der zum eigent·lichen Herren über das gesamte Toten·reich erklärt wird. Ähnlich wie Manjushri in Tibet tritt also auch hier ein promi·nenter Bodhi·sattva in den Ring, um zu garantieren, dass alles wirklich nach den Geset·zen von Buddhas Lehre abläuft. Und so ist es auch nicht weiter verwun·derlich, wenn manche Über·liefe·rungen in Yama nichts anderes als eine spezi·fische Mani·festion — eine zornvolle Erschei·nungs·form — von Jizō erblicken. Kategori·sche Strenge und mildtätige Gnade werden — wie so oft im [[Grundbegriffe: Buddhismus|Maha·yana Bud·dhismus]] — letztlich als Akte der gleichen Figur inter·pretiert.  Im übrigen zeigen frühe chinesische Abbil·dungen aus China Jizō  keines·wegs als knaben·haften, mild lächelnden Pilgermönch, wie er uns im heutigen Japan zumeist begegnet, sondern als strengen Abt, der den Vorsitz im Gericht der Zehn Könige führt.
+
Yama selbst ist also in dieser Tradition  nur einer unter zehn Richtern (und zwar stets der fünfte), wenn auch sicher·lich der promi·nen·teste. Die Schar der Einzel·richter unter·steht aber letztlich Bodhisattva {{glossar:jizou}} (chin. Dizang, skt. {{skt:Ksitigarbha}}, wtl. „Schatzhaus der Erde“), der zum eigent·lichen Herren über das gesamte Toten·reich erklärt wird. Ähnlich wie Manjushri in Tibet tritt also auch hier ein promi·nenter Bodhi·sattva in den Ring, um zu garantieren, dass alles wirklich nach den Geset·zen von Buddhas Lehre abläuft. Und so ist es auch nicht weiter verwun·derlich, wenn manche Über·liefe·rungen in Yama nichts anderes als eine spezi·fische Mani·festion — eine zornvolle Erschei·nungs·form — von Jizō erblicken. Kategori·sche Strenge und mildtätige Gnade werden — wie so oft im [[Grundbegriffe: Buddhismus|Maha·yana Bud·dhismus]] — letztlich als Akte der gleichen Figur inter·pretiert.  Im übrigen zeigen frühe chinesische Abbil·dungen aus China Jizō  keines·wegs als knaben·haften, mild lächelnden Pilgermönch, wie er uns im heutigen Japan zumeist begegnet, sondern als strengen Abt, der den Vorsitz im Gericht der Zehn Könige führt.
 
{{w500
 
{{w500
 
|jizo dunhuang.jpg|Jizō und die Zehn Könige (China, 9. Jh.) {{credits2|bm}}
 
|jizo dunhuang.jpg|Jizō und die Zehn Könige (China, 9. Jh.) {{credits2|bm}}
Zeile 51: Zeile 51:
 
|Enma-ten  
 
|Enma-ten  
 
}}
 
}}
Eine weitere Funktion, die Yama vom Buddhimus zugesprochen wurde, ist die einer Richtungs·gottheit, die als Wächter einer Himmelrichtung fungiert. Derartige Ensembles existieren mit acht oder zwölf Gottheiten, wobei Enma meist den Süden repräsentiert. Sein Titel ist in diesem Fall dann nicht ''ō'', „König“, sondern ''ten'', „Himmel“ bzw. {{glossar:tenbu}}-Gottheit (skt. ''deva''). Sein Aussehen gemahnt — zumindest in frühen Ensembles dieser Art —  
+
Eine weitere Funktion, die Yama vom Buddhimus zugesprochen wurde, ist die einer Richtungs·gottheit, die als Wächter einer Himmelrichtung fungiert. Derartige Ensembles existieren mit acht oder zwölf Gottheiten, wobei Enma meist den Süden repräsentiert. Sein Titel ist in diesem Fall dann nicht ''ō'', „König“, sondern ''ten'', „Himmel“ bzw. {{glossar:tenbu}}-Gottheit (skt. {{skt:deva}}). Sein Aussehen gemahnt — zumindest in frühen Ensembles dieser Art —  
 
eher an einen Bodhisattva denn an einen bedrohlichen Höllenrichter. An den Enma der Unterwelt erinnert lediglich ein Stab, auf dem einer Köpfe sitzt, welche ihm die Sünden der Angeklagten zuflüstern. In der Kamakura-Zeit findet man dann Misch·formen wie das Bild am Anfang dieser Seite, wo Enma die Physiognomie des Richters behält, aber auf einem Büffel reitet und über ein Gefolge von himmlischen Wesen ''und'' Wesen aus der Totenwelt gebietet.  
 
eher an einen Bodhisattva denn an einen bedrohlichen Höllenrichter. An den Enma der Unterwelt erinnert lediglich ein Stab, auf dem einer Köpfe sitzt, welche ihm die Sünden der Angeklagten zuflüstern. In der Kamakura-Zeit findet man dann Misch·formen wie das Bild am Anfang dieser Seite, wo Enma die Physiognomie des Richters behält, aber auf einem Büffel reitet und über ein Gefolge von himmlischen Wesen ''und'' Wesen aus der Totenwelt gebietet.  
  

Version vom 23. August 2011, 18:27 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Jenseits/Totengericht.

König Enma Richter und Wächter

Enmaten tnm.jpg
Enma mit Gefolge auf einem Büffel Vorlage:Credits2
König Enma auf einem Büffel. Mandala-artige Komposition, die Enmas Funktionen als Richter der Unterwelt und als Wächter des Dharma vereint. Das Bild befindet sich auf der Rückwand eines Miniaturaltars (zushi), in dem eigentlich eine Statue des Aizen Myōō im Zentrum steht.
Kamakura-Zeit, 13.–14. Jh. Tokyo National Museum.

Die obige Abbildung zeigt König

Enma 閻魔 (jap.)

skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen

Der Begriff „Enma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Juo mak 05.jpg
  • Enma schreiber.gif
  • Enma gericht1.jpg
  • Enma kyosai.jpg
  • Enma-ten.jpg
  • Enmaten tnm.jpg
  • Rokudo kuniyoshi.jpg
  • Enmaten enmao.jpg
  • Rokudoe enma1.jpg
  • Daiitoku myoo toji.jpg
  • Enma china13jh.jpg
  • Kumano sankei mandara.jpg

, den Beherrscher des buddhis·tischen Toten·reichs, und einige Figuren aus seinem Gefolge. Die Darstel·lung aus der Kamakura-Zeit vereint zwei unter·schied·liche Aspekte, unter denen Enma im japani·schen Buddhis·mus auftritt: Einmal als Wächter·gott, erkennbar vor allem an der wehr·haften Rüstung, einmal — und wesent·lich prominenter — als Richter der Unter·welt. Die Richter·funktion ist in der obigen Abbildung vor allem aus den Figuren im Vorder·grund ablesbar. Es handelt sich um gericht·liche Beamte, die An·klage·schriften verlesen, Protokolle auf·zeichnen und Ange·klagte (Totenseelen) vor- und abführen. Aber auch der Stab, den Enma in der Hand hält, gehört zu seinen Uten·silien als Richter. Die Heraus·bildung der Figur des Enma ist ziem·lich komplex und offen·bart einen typischen Mix aus indischen und chinesi·schen Elemen·ten, die im Folgen·den einge·hen·der be·spro·chen werden sollen.

Yama in Indien und Tibet

Der Name

Enma 閻魔 (jap.)

skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen

Der Begriff „Enma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Rokudoe enma1.jpg
  • Juo mak 05.jpg
  • Enmaten enmao.jpg
  • Daiitoku myoo toji.jpg
  • Enma china13jh.jpg
  • Kumano sankei mandara.jpg
  • Enma kyosai.jpg
  • Enmaten tnm.jpg
  • Enma-ten.jpg
  • Enma schreiber.gif
  • Rokudo kuniyoshi.jpg
  • Enma gericht1.jpg

leitet sich von der indischen Gottheit

Yama यमराज (skt., m.)

Gottheit der Unterwelt und des Todes (jap. Enma 閻魔)

Der Begriff „Yama“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Yama und savitri.jpg
  • Daiitoku myoo toji.jpg
  • Yama dharmaraja.jpg

her. Yama gilt in Indien auch außer·halb des Buddhis·mus als Gott·heit der Hölle bzw. der Toten·welt. In den Veden tritt er — begleitet von seiner Zwillings·schwester Yami — als das erste sterb·liche Wesen über·haupt in Erscheinung. In seiner spä·teren Funktion ist er aber wohl am ehesten mit Hades/ Pluto, dem antiken Gott der Unter·welt, zu vergleichen. Doch auch als Herrscher des Toten·reichs ist der indische Yama zunächst keine Gottheit im eigent·lichen Sinne, sondern ein sterb·liches Wesen in der Lebens·welt der (Hunger)-Geister (skt.

preta प्रेत (skt., m.)

„Hungergeist“ (jap. gaki 餓鬼)

Geist

Der Begriff „preta“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, jap.

gaki 餓鬼 (jap.)

Hungergeist; skt. preta

Geist

Der Begriff „gaki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Gakizoshi ausspeisung.jpg
  • Zehn welten.jpg
  • Gakizoshi mokuren.jpg
  • Gakizoshi friedhof.jpg
  • Gakizoshi notdurft.jpg
  • Gakizoshi geburt.jpg

).1 Schon in seiner indischen Urform erscheint Yama als Reiter auf einem Büffel oder als Figur mit Büffelkopf.

Der Buddhismus hat Yama als Herrscher der Unterwelt in das buddhis·tische Pantheon inte·griert. Dabei scheint er sich vor allem als Ver·gelter böser Taten bewährt zu haben, nicht unähnlich dem christ·lichen Teufel. In frühen buddhis·tischen Texten ist allerdings kaum etwas über Yama zu finden. Erst nach und nach festigten sich verschie·dene Erklärungs·muster, wie und warum diese an sich nega·tive Erschei·nung mit der Verbrei·tung des buddhis·tischen

Dharma धर्म (skt., m.)

Gesetz (des Universums), Lehre (des Buddha) (jap. 法)

Konzept

Der Begriff „Dharma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

kooperiert.

In einer Tradition, die sich vor allem im tibe·tischen Bud·dhis·mus durch·gesetzt hat, tritt Yama in Gestalt eines Büffel·dämonen auf, der nichts anderes als der personi·fizierte Tod ist. Dieser Büffel·dämon erhält inSkt:Manjusri, dem

Bodhisattva बोधिसत्त्व (skt., m.)

„Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)

Buddha

Der Begriff „Bodhisattva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Diamant Sutra.jpg
  • Bodhisattva korea.jpg
  • Shokannon 13.jpg
  • Jizo sokujoin.jpg
  • Amida spinner.jpg
  • Maitreya koryuji.jpg
  • Enma-ten.jpg
  • Seokguram.jpg
  • Paranirvana dunhuang.jpg
  • Shukuyo.jpg
  • Arima harunobu.jpg
  • Kakumei gyoja ontake.jpg
  • Nehanzu.jpg
  • Raigo chionin.jpg
  • Daihannyakyo.jpg

der Weisheit, einen Gegen·spieler, der ihn unter·wirft. Zu diesem Zweck ver·wan·delt sich Manjushri in

Yamāntaka यमान्तक (skt., m.)

„Bezwinger des Todes (Yama)“, einer der Fünf Großen Myōō (jap. Daiitoku Myōō 大威徳明王)

Der Begriff „Yamantaka“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Daiitoku myoo detail.jpg
  • Daiitoku myoo.jpg
  • Yama dharmaraja.jpg

, den „Bezwinger des Yama“, der eine noch schreck·lichere Büffel·gestalt als Yama selbst hat und in manchen tantris·tischen Traditionen als die macht·vollste aller kriege·rischen Gott·heiten gilt. 2 Charak·teris·tischer·weise ver·mischen sich die Gestalten des Bezwingers (Yamantaka) und des zu Bezwin·genden (Yama) zu einer einheit·lichen Figur, die bis auf den Rinder·kopf ganz den üblichen

tantra तन्त्र (skt., n.)

„Gewebe“, Lehrschrift des esoterischen Buddhismus (ähnlich sutra, aber meist mit rituellem Inhalt)

Text

Der Begriff „tantra“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Dakini indien.jpg
Wächter·gott·heiten entspricht, mit all ihren schreck·lichen Para·phernalien wie Ketten aus geköpf·ten Häuptern, Toten·schädeln im lodernden Haar, einer nackte Gespielin, die ihnen Blut zu trinken reicht, etc., etc. ...  
Yama dharmaraja.jpg
Yama Dharmaraja, Tibet, 19. Jh.
Darstellung des Totengottes Yama als Büffel und seines Bezwingers Yamantaka.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.

Eines der interessantesten ikonographischen Motive des tantristischen Yama wird als „Äußerer Yama, der Dharma·könig“ bezeichnet (Abb. oben). Es zeigt einen ochsen·köpfigen Dämon, der seinen Sieges·tanz auf einem Büffel vollführt, welcher seiner·seits eine mensch·liche Gestalt ver·ge·waltigt. Ohne alle möglichen Inter·pre·ta·tionen dieses Motivs zu kennen, gehe ich davon aus, dass der mittlere Büffel den Tod verkörpert, der den Menschen in seiner Gewalt hat, während der Büffel·köpfige den Sieg über diesen Tod darstellt. Das Motiv soll übri·gens einer Traum·vision des tibetischen Mönchs Tsongkhapa, 1347–1419, ent·wachsen sein. 3 Der Büffel·dämon diente tantris·tischen Yogis als Identi·fikations·figur, um sich auf die Begegnung mit dem Tod vorzu·bereiten.

Der Gerichtshof

Im ostasiatischen Buddhismus hat sich eine etwas andere Narration durchgesetzt: Yama ist hier kein impul·siver Dämon, sondern ein strenger Bürokrat, der als not·wendiges Übel, als Personi·fikation des uner·bitt·lichen

Karma कर्म (skt., n.)

„Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)

Konzept

Der Begriff „Karma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

s angesehen werden kann. Obwohl als „König“ tituliert, entspricht seine Funktion der eines Richters, der darüber zu entschei·den hat, in welchen der sechs Lebens·bereiche (

rokudō 六道 (jap.)

wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt

Konzept

Der Begriff „rokudō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Jigokusoshi emaki1.jpg
  • Ashura.jpg
  • Rokudo kuniyoshi.jpg
  • Zehn welten.jpg

) eine Toten·seele wieder·ge·boren zu werden hat. König Yan oder

Yanlou 閻羅 (chin.)

abgeleitet von skt. Yama Raja, König Yama; jap. Enra oder Enma; König oder Richter der Unterwelt

Der Begriff „Yanlou“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Enma gericht1.jpg

, wie er auf chinesisch heißt, bekommt in China ein komplexes Gefolge, das chinesi·schen Gerichts·höfen nach·emp·funden ist. Er wird von neun weiteren Königen/Richtern assistiert bzw. mit diesen zusam·men in das Ensemble der „Zehn Könige“ (

Jūō 十王 (jap.)

Die Zehn Könige oder Richter der Totenwelt

Der Begriff „Jūō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Jizo usuki.jpg
  • Juo mak 02.jpg
  • Juo mak 10.jpg
  • Juo mak 07.jpg
  • Juo song 01.jpg
  • Juo song 07.jpg
  • Juo song 10.jpg
  • Juo song 02.jpg
  • Jizo dunhuang.jpg
  • Juo mak 01 shinkou.jpg

) der Unter·welt integriert. Dass die Toten·welt als solche in China mit einem Gerichts·hof assoziiert wird, passt im übrigen gut zu der Tatsache, dass die schlimmste Form der Wieder·geburt, die „Hölle“, ihrer chinesi·schen Wort·be·deu·tung nach ein „unterirdischer Kerker“ (jap.

jigoku 地獄 (jap.)

wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle

Pantheon, Konzept

Der Begriff „jigoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Jigoku rokudoe.jpg
  • Kumano sankei mandara.jpg
  • Jigokuzoshi nara2.jpg
  • Jigokuzoshi nara1.jpg
  • Kasugagongen kenki1.jpg
  • Kumano mandara.jpg
  • Rokudo kuniyoshi.jpg
  • Zehn welten.jpg

) ist.

Die Zehn Könige

Yama selbst ist also in dieser Tradition nur einer unter zehn Richtern (und zwar stets der fünfte), wenn auch sicher·lich der promi·nen·teste. Die Schar der Einzel·richter unter·steht aber letztlich Bodhisattva

Jizō 地蔵 (jap.)

wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur

Buddha

Der Begriff „Jizō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Koshinto komagome.jpg
  • Jizo hakone.jpg
  • Koya jizo.jpg
  • Osorezan flickr5.jpg
  • Jizo usuki.jpg
  • Jizo dunhuang.jpg
  • Jizo osore.jpg
  • Jizo zenen1223-26.jpg
  • Osorezan flickr4.jpg
  • Osore-chinoike.jpg
  • Osorezan flickr9.jpg
  • Jizo 12.jpg
  • Jizo kinder3.jpg
  • Jizo obon.jpg
  • Jizo 14c.jpg
  • Koya muenbotoke.jpg
  • Goshuin.jpg
  • Jizo opfergabe.jpg
  • Jizo army.jpg
  • Jizo jigoku.jpg
  • Jizo koyasan.jpg
  • Jizo23.jpg
  • Rokudo kuniyoshi.jpg
(chin. Dizang, skt. Skt:Ksitigarbha, wtl. „Schatzhaus der Erde“), der zum eigent·lichen Herren über das gesamte Toten·reich erklärt wird. Ähnlich wie Manjushri in Tibet tritt also auch hier ein promi·nenter Bodhi·sattva in den Ring, um zu garantieren, dass alles wirklich nach den Geset·zen von Buddhas Lehre abläuft. Und so ist es auch nicht weiter verwun·derlich, wenn manche Über·liefe·rungen in Yama nichts anderes als eine spezi·fische Mani·festion — eine zornvolle Erschei·nungs·form — von Jizō erblicken. Kategori·sche Strenge und mildtätige Gnade werden — wie so oft im Maha·yana Bud·dhismus — letztlich als Akte der gleichen Figur inter·pretiert.  Im übrigen zeigen frühe chinesische Abbil·dungen aus China Jizō  keines·wegs als knaben·haften, mild lächelnden Pilgermönch, wie er uns im heutigen Japan zumeist begegnet, sondern als strengen Abt, der den Vorsitz im Gericht der Zehn Könige führt.
Jizo dunhuang.jpg
Jizō und die Zehn Könige (China, 9. Jh.) Vorlage:Credits2
Jizō und die Zehn Könige (Jūō). Deckblatt einer illustrierten Ausgabe des Sutras der Zehn Könige. Aus Höhle 17 der sogenannten „Tausend Buddha Höhlen“.
Tang Zeit, 10. Jh. The British Museum.

Die Vorstellung von den Zehn Königen wurde vor allem durch einen in vielen Ver·sionen über·lieferten Text ver·breitet, der land·läufig als Sutra der Zehn Könige (jap.

Jūō-kyō 十王経 (jap.)

Sutra der Zehn Könige“; apokryphe chinesische Schrift aus China, 8. oder 9.Jh.

Text

Der Begriff „Jūō-kyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • 10kings dunhuang.jpg

) bekannt ist. Die Urform des Textes entstand in der chine·sischen Tang Zeit, wahr·schein·lich im 8. oder 9. Jahrhundert.4Das Sutra der Zehn Könige begründete nicht nur die Idee von Enmas Gerichts·hof, sondern stellt wohl auch einen wichtigen Faktor für die Popu·larität von Bodhi·sattva Jizō in ganz Ost·asien dar. In Japan wurde die Toten·welt schließlich in Werken wie dem

Ōjō yōshū 往生要集 (jap.)

„Essentielle [Lehren] der Wiederbgeburt“, 985 von Genshin verfasst

Text

Der Begriff „Ōjō yōshū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kasugagongen kenki1.jpg
(985) oder dem Jizō jūō-kyō (um 1200?) weiter aus·differen·ziert. 
Jizo usuki.jpg
Jizō und die Zehn Könige (Japan, 12. Jh.)
Jizō inmitten der Gruppe der Zehn Richter/Könige (Jūō) der Unterwelt.
Heian-Zeit. Bildquelle: Prismo, 2010 (bildbearbeitet).

Der Weg der Totenseele ins Jenseits wird im Sutra der Zehn Könige als eine Folge von Ver·hand·lungen vor den zehn Richtern dargestellt. Es ist eine Art Fegefeuer, in dem der endgültige Ort der Wieder·geburt noch nicht fixiert ist. Vor den ersten sieben Richtern muss sich der Ver·stor·bene in den ersten sieben Wochen nach seinem Tod ver·ant·worten. Die weiteren Richter fällen ihre Urteile hundert Tage nach dem Tod, ein Jahr nach dem Tod und drei Jahre nach dem Tod. Dies sind die Zeiten, in denen auch die Hinter·blie·benen durch religiöse Opfer·gaben die Ent·schei·dung von Enmas Gericht be·ein·flussen können und zu denen daher beson·dere Toten·riten vorgesehen sind. 5

Enma als Einzelrichter

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Mythen/Jenseits/Totengericht.

Obwohl sich die Darstellung von König Enma auf das Sutra der Zehn Könige zurückführen lässt, sind die anderen Richter — zumindest in Japan — im Laufe der Zeit weit·gehend verblasst. Die häufigsten Dar·stel·lungen zeigen Enma als einzigen Richter und je mehr seine Figur ins Zentrum rückt, umso bedroh·licher wird sie. In den frühesten japa·nischen Quellen, die von ihm erzählen, etwa im

Nihon ryōiki 日本霊異記 (jap.)

„Wundersame Begebenheiten aus Japan“; buddhistische Legendensammlung von Kyōkai (Anfang 9. Jh.)

Text

Der Begriff „Nihon ryōiki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Shukongojin todaiji.jpg

(um 800), erscheint Enma noch relativ umgäng·lich.6In späteren bild·lichen Darstel·lungen wird er hin·gegen grund·sätzlich als schreiend und mit wut·ver·zerrten Zügen dargestellt. Vor allem bekommt er aber auch Gehilfen zur Seite gestellt, die sug·gerieren, dass die Qualen der Hölle im Grund schon vor Enmas Gericht beginnen. Das mag mit vor·modernen gerichtlichen Praxis·formen zusammen·hängen, in denen Foltern zu den üblichen Methoden der Urteils·findung gehörten, wie sich im übrigen schon anhand der ältesten chinesi·schen Darstel·lungen verifizieren lässt. Das Foltern obliegt im übrigen Kerkermeistern, die häufig (allerdings nicht immer) einen Büffelkopf besitzen. Ob sich dies aus Yamas ursprüng·licher Büffelgestalt erklärt? Jedenfalls hat sich die Figur dieser rinderköpfigen Kerkermeister in Form der

oni(jap.)

Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister

Geist

Der Begriff „oni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kobutori4.jpg
  • Shoki kuniyoshi.jpg
  • Oni shibata.jpg
  • Hannya edo.jpg
  • Tsuno daishi.jpg
  • Oni koyasan.jpg
  • Shuten doji kiyomasu.jpg
  • Oni kibi emaki.jpg
  • Oni no shamisen.jpg
  • Hokusai setsubun.jpg
  • Oni nenbutsu utamaro.jpg
  • Oni shohaku.jpg
  • Onihitoguchi.jpg
  • Onigawara.jpg
  • Goryo hirotsugu.jpg
  • Kitano lantern.jpg
  • Kobutori3.jpg
  • Uzume setsubun kyosai.jpg
  • Oni sekien2.jpg
  • Shoki heian.jpg
auch außerhalb der Totenwelt verbreitet. 
Enma china13jh.jpg
Yanlou, China, 13. Jh. Vorlage:Credits2
Rokudoe enma1.jpg
Enma, Japan, Edo-Zeit Vorlage:Credits2

Schließlich verfügt Enma auch über zahlreiche andere Hilfsmittel, um die Übeltaten der Verstorbenen ausfindig zu machen, etwa den Karma-Spiegel, indem sich Szenen der Ver·gangen·heit wie auf einem Bildschirm abrufen lassen. Außerdem hat er zwei Informanten, die den Verstorbenen das ganze Leben lang begleitet haben und nun seine guten und schlechten Taten berichten. Diese „Knaben des Guten und des Schlechten“ sind auf japani·schen Darstel·lungen mannig·fach variiert worden, zumeist sind es zwei Köpfe, die auf hohen Stäben thronen, einer mit finsterem einer mit mildem Gesichts·ausdruck.

Enma kyosai.jpg
Enmas Gerichtshof in einer satirischen Darstellung von Kawanabe Kyōsai
Satirische Darstellung von Enmas Gerichtshof.
Werk von Kawanabe Kyōsai. Meiji-Zeit, 19. Jh. Netto Bijutsukan Ātomatomen, (jap.).

Enma zählte zu den beliebtesten Sujets des Meiji-zeitlichen Künstlers Kawanabe Kyōsai. Die obige Abbildung kann als eine Zusammen·fassung sämtlicher mit Enma assoziierten Merk·male angesehen werden, auch wenn manches davon satirisch über·zeichnet ist. Hier ist Enma klar der unbarm·herzige Herrscher der Unterwelt, der durchaus für sadistische Methoden zu haben ist. Im Hinter·grund sieht man dagegen Jizō, der quasi im Verborgenen ein paar Sünder wieder aus der Hölle herausholt. Von einer Identität der beiden Figuren ist in Kawanabes Dar·stellung nichts zu erkennen.

Enma als Himmelswächter

Enmaten enmao.jpg
Enma-ten

Eine weitere Funktion, die Yama vom Buddhimus zugesprochen wurde, ist die einer Richtungs·gottheit, die als Wächter einer Himmelrichtung fungiert. Derartige Ensembles existieren mit acht oder zwölf Gottheiten, wobei Enma meist den Süden repräsentiert. Sein Titel ist in diesem Fall dann nicht ō, „König“, sondern ten, „Himmel“ bzw.

tenbu 天部 (jap.)

Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)

Der Begriff „tenbu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 4ten O.jpg

-Gottheit (skt.

deva देव (skt., m.)

„Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)

Der Begriff „deva“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Enma-ten.jpg
  • Enmaten enmao.jpg

). Sein Aussehen gemahnt — zumindest in frühen Ensembles dieser Art — eher an einen Bodhisattva denn an einen bedrohlichen Höllenrichter. An den Enma der Unterwelt erinnert lediglich ein Stab, auf dem einer Köpfe sitzt, welche ihm die Sünden der Angeklagten zuflüstern. In der Kamakura-Zeit findet man dann Misch·formen wie das Bild am Anfang dieser Seite, wo Enma die Physiognomie des Richters behält, aber auf einem Büffel reitet und über ein Gefolge von himmlischen Wesen und Wesen aus der Totenwelt gebietet.

Zu guterletzt findet man den Büffelreiter auch auf astrologischen Darstellungen des Sternenhimmels und zwar an zentraler Stelle, direkt unter Bodhisattva Manjushri (

Monju 文殊 (jap.)

Manjushri, Bodhisattva der Weisheit

Buddha

Der Begriff „Monju“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

), der als Bodhisattva der Weisheit unter anderem für Astrologie zuständig ist. Die Beziehung zwischen diesen beiden Figuren ist mir derzeit noch unklar, aber eine Parallele mit der tibetischen Identifizierung von Yama und Manjushri drängt sich auf.


Anmerkungen

  1. Vgl. Himalayan Art [2011/5].
  2. Nitin Kumar 2001. In Japan existiert Yamantaka in Form des
    Daiitoku Myōō 大威徳明王 (jap.)

    skt. Yamantaka, einer der Fünf Großen Myōō

    Der Begriff „Daiitoku Myōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

    Bilder

    • Daiitoku myoo detail.jpg
    • Daiitoku myoo.jpg
    • Daiitoku myoo toji.jpg
    als einer der Fünf Myōō, meist reitet er auf einem Büffel. Seine direkte Verbindung zu Enma scheint aber in den Hintergrund getreten zu sein.
    
  3. The Sacred Art of Tibet, S. 290
  4. Teiser, The Scripture on the Ten Kings, S. 9. Chinesische Vorläufer lassen sich bis in das Jahr 664 zurück verfolgen (idid., S. 48)
  5. Auch in heutigen buddhistischen Totenriten wird diese Folge von Totengedenken noch berücksichtigt. Insbesondere die Periode von sieben mal sieben Tagen gilt als Zwischenexistenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Formen der Wiedergeburt. Die letzten drei Feiern — zum hundertsten Tag, zum ersten und zum dritten Jahrestag des Ablebens — scheinen auf vorbuddhistische chinesische Bräuche zurück zu gehen. Vgl. Teiser, S. 25–26.
  6. Enma kommt in einigen Traumvisionen des Ryōiki vor. Interessanterweise bleibt er immer hinter einem Vorhang verborgen, sein genaues Aussehen bleibt unbestimmt. S. Enra (Nihon Ryo-Wiki)