Mythen/Jenseits/Jukkai mandara: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|D}}as buddhistische Universum wird landläufig in Zehn Welten (jap. {{g|jukkai}}) unterteilt, die aus vier Buddha-Welten und den Sechs Wegen der Wiedergeburt bestehen. Das folgende Bild, das dieses Universum zur Gänze repräsentiert, nennt sich „Mandala der Zehn Welten“ (''jukkai mandara'') und illustiert die damit verbundenen [[Jenseits]]vorstellungen auf sehr plastische Weise. Es diente wandernden Priesterinnen aus der Halbinsel {{g|kii}}, den {{g|kumanobikuni}}, als Grundlage für ihre Predigten, die zugleich mit Spendensammlungen für buddhistische Tempel verbunden waren.   
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Das buddhistische Universum wird landläufig in Zehn Welten (jap. {{g|jukkai}}) unterteilt, die aus vier Buddha-Welten und den Sechs Wegen der Wiedergeburt ({{g|rokudou}}) bestehen. Das folgende Bild, das dieses Universum zur Gänze repräsentiert, nennt sich „Mandala der Zehn Welten“ (''jukkai'' {{g|mandara}}) und illustiert die damit verbundenen [[Jenseits]]vorstellungen auf sehr plastische Weise. Es stammt aus der {{g|Edo}}-Zeit und diente wandernden Priesterinnen — den {{g|kumanobikuni}} aus der Halbinsel {{g|kiihantou|Kii}} — als Grundlage für ihre Predigten, die immer auch mit Spendensammlungen für Tempel und Schreine verbunden waren.   
  
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Auf diesem Bild sind die positiveren Bereiche der Wiedergeburt, einschließlich {{g|Amida|Amidas}} Paradies und anderen Buddha-Welten, in der oberen Bildhälfte zu sehen, während die negativen Bereiche im unteren Teil zu finden sind. Die Welt der Menschen ist durch eine Lebenstreppe versinnbildlicht, die von der Geburt bis zum Tod reicht. In der Mitte des Bildes ist ein Totenritual dargestellt. Das Bild verdeutlicht somit den Einfluss, den buddhistische Rituale auf das Schicksal der Verstorbenen im Jenseits haben können. Im Zentrum steht das Schriftzeichen für „Herz“ '''心''' (auch „Seele“ oder „Bewusstsein“), von dem die Zehn Welten auszugehen scheinen.
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Auf diesem Bild sind die positiveren Bereiche der Wiedergeburt zusammen mit Paradiesen und Buddha-Welten in der oberen Bildhälfte zu sehen, während die negativen Bereiche im unteren Teil zu finden sind. Links unter den Buddhas verkörpert eine engelhafte Figur die Welt der indischen Götter, die {{s|deva|Devas}}. Diese verkörpern die höchste Stufe der Wiedergeburt, die in Japan allerdings nicht als realistisches Ziel angesehen wird, sondern nur der Vollständigkeit halber aus dem indischen Kulturraum übernommen wurde. Die Welt der Menschen ist durch eine Lebenstreppe versinnbildlicht, die von der Geburt bis zum Tod reicht.  
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In der Mitte des Bildes ist ein Totenritual dargestellt. Das Bild verdeutlicht somit den Einfluss, den buddhistische Rituale auf das Schicksal der Verstorbenen im Jenseits haben können. Im Zentrum steht das Schriftzeichen für „Herz“ '''{{g|shin2|}}''' (auch „Seele“ oder „Bewusstsein“), von dem die Zehn Welten auszugehen scheinen.
  
In der unteren Bildhälfte mischen sich  die Welt der Kriegergeister ({{g|ashura}}), der Gerichtshof des Totenrichters {{g|Enma}}, die Welt der Tiere ({{g|chikushou}}) und der Hungergeister ({{g|gaki}}). Die  Bereiche der Hölle ({{g|jigoku}}) nehmen einen besonders prominenten Platz ein. Als kleinen Hoffnungsschimmer erkennt man unter allen grauenvollen Monstern aber auch den Bodhisattva {{g|jizou}} in der Vorhölle der Kinder ({{g|sainokawara}}), denn zu Kindern hat dieser Bodhisattva ein besonderes Naheverhältnis (s. [[Ikonographie/Jizo| Jizō]] im Kapitel „Ikonographie“). Links unten kann man ihn ein zweites Mal erkennen, wie er zwei Verstorbene aus der Hölle hinaus geleitet. Zu sehen ist auch der Mönch {{g|Mokuren}} bei seinem Besuch der Totenwelt, durch  den er seine Mutter aus ihrer Existenz als Hungergeiust erlösen konnte (s. ...).
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In der unteren Bildhälfte mischen sich  die Welt der Kriegergeister ({{g|ashura}}), der Gerichtshof des Totenrichters {{g|Enma}}, die Welt der Tiere ({{g|chikushou}}) und der Hungergeister ({{g|gaki}}). Die  Bereiche der Hölle ({{g|jigoku}}) nehmen einen besonders prominenten Platz ein. Als kleinen Hoffnungsschimmer erkennt man unter allen grauenvollen Monstern aber auch den Bodhisattva {{g|jizou}} in der Vorhölle der Kinder ({{g|sainokawara}}), denn zu Kindern hat dieser Bodhisattva ein besonderes Naheverhältnis (s. [[Ikonographie/Jizo| Jizō]] im Kapitel „Ikonographie“). Links unten kann man ihn ein zweites Mal erkennen, wie er zwei Verstorbene aus der Hölle hinaus geleitet. Zu sehen ist auch der Mönch {{g|Mokuren}} bei seinem Besuch der Totenwelt, durch  den er seine Mutter aus ihrer Existenz als Hungergeist erlösen konnte (s. {{showTitel|Mythen/Jenseits/Hungergeister}}).
  
 
Ein interessantes Detail am Rande: Die einzelnen Welten in der obigen Abbildung sind mit {{g|torii}} markiert, wie sie heute nur vor Shintō-Schreinen zu finden sind. Die ''torii'' stellen gleichsam die Eingänge zu den jeweiligen Welten dar.  
 
Ein interessantes Detail am Rande: Die einzelnen Welten in der obigen Abbildung sind mit {{g|torii}} markiert, wie sie heute nur vor Shintō-Schreinen zu finden sind. Die ''torii'' stellen gleichsam die Eingänge zu den jeweiligen Welten dar.  
  
Mandalas der Zehn Welten aus Kumano wurden in der Edo-Zeit mehrfach hergestellt. Es handelt sich um verhältnismäßig große Rollbilder. Heute sind ...
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Mandalas der Zehn Welten aus Kumano wurden in der Edo-Zeit mehrfach hergestellt. Es handelt sich um verhältnismäßig große Rollbilder.
 
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Aktuelle Version vom 14. November 2023, 11:23 Uhr

Mandala der Zehn Welten

Das buddhistische Universum wird landläufig in Zehn Welten (jap. jukkai [jukkai (jap.) 十界 Zehn Welten des buddhistischen Jenseits; auch jikkai ausgesprochen]) unterteilt, die aus vier Buddha-Welten und den Sechs Wegen der Wiedergeburt (rokudō [rokudō (jap.) 六道 wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt]) bestehen. Das folgende Bild, das dieses Universum zur Gänze repräsentiert, nennt sich „Mandala der Zehn Welten“ (jukkai mandara [mandara (jap.) 曼荼羅 Repräsentation eines religiösen Kosmos; japanische Aussprache von skt. mandala]) und illustiert die damit verbundenen Jenseitsvorstellungen auf sehr plastische Weise. Es stammt aus der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit und diente wandernden Priesterinnen — den kumano bikuni [kumano bikuni (jap.) 熊野比丘尼 wtl. Nonnen aus Kumano; fahrende Schaustellerinnen, die mit Bildern und Gesängen Spenden für die Schreine von Kumano sammelten] aus der Halbinsel Kii [Kii Hantō (jap.) 紀伊半島 Halbinsel Kii, Wakayama-ken] — als Grundlage für ihre Predigten, die immer auch mit Spendensammlungen für Tempel und Schreine verbunden waren.

Kumano sankei mandara.jpg
1 Die Zehn Welten (Kumano kanshin jukkai mandara)
Hängerollbild, Edo-Zeit, 17. Jh.
Im oberen Teil eine Lebenstreppe, die das menschliche Leben von der Geburt bis zum Tod darstellt. Darunter Amidas Reines Land (jōdo), der Gerichtshof Enmas, und schließlich, in der unteren Bildhälfte, die Hölle (jigoku).
Edo-Zeit, 17. Jh. Bildquelle: unbekannt.

Auf diesem Bild sind die positiveren Bereiche der Wiedergeburt zusammen mit Paradiesen und Buddha-Welten in der oberen Bildhälfte zu sehen, während die negativen Bereiche im unteren Teil zu finden sind. Links unter den Buddhas verkörpert eine engelhafte Figur die Welt der indischen Götter, die Devas [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]. Diese verkörpern die höchste Stufe der Wiedergeburt, die in Japan allerdings nicht als realistisches Ziel angesehen wird, sondern nur der Vollständigkeit halber aus dem indischen Kulturraum übernommen wurde. Die Welt der Menschen ist durch eine Lebenstreppe versinnbildlicht, die von der Geburt bis zum Tod reicht.

In der Mitte des Bildes ist ein Totenritual dargestellt. Das Bild verdeutlicht somit den Einfluss, den buddhistische Rituale auf das Schicksal der Verstorbenen im Jenseits haben können. Im Zentrum steht das Schriftzeichen für „Herz“ [shin (jap.) Herz, Seele, Bewusstsein; kokoro] (auch „Seele“ oder „Bewusstsein“), von dem die Zehn Welten auszugehen scheinen.

In der unteren Bildhälfte mischen sich die Welt der Kriegergeister (ashura [ashura (jap.) 阿修羅 kämpfende Geister, eine von sechs Formen der Wiedergeburt; skt. asura; auch shura]), der Gerichtshof des Totenrichters Enma [Enma (jap.) 閻魔 skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen], die Welt der Tiere (chikushō [chikushō (jap.) 畜生 Welt der Tiere (im Schema der Wiedergeburten); in der heutigen Umgangssprache häufig verwendeter Fluch („Verdammt!“, „Scheiße!“)]) und der Hungergeister (gaki [gaki (jap.) 餓鬼 Hungergeist; skt. preta]). Die Bereiche der Hölle (jigoku [jigoku (jap.) 地獄 wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle]) nehmen einen besonders prominenten Platz ein. Als kleinen Hoffnungsschimmer erkennt man unter allen grauenvollen Monstern aber auch den Bodhisattva Jizō [Jizō (jap.) 地蔵 wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur] in der Vorhölle der Kinder (Sai no Kawara [Sai no Kawara (jap.) 賽の河原 Ufer des Flusses der Unterwelt]), denn zu Kindern hat dieser Bodhisattva ein besonderes Naheverhältnis (s. Jizō im Kapitel „Ikonographie“). Links unten kann man ihn ein zweites Mal erkennen, wie er zwei Verstorbene aus der Hölle hinaus geleitet. Zu sehen ist auch der Mönch Mokuren [Mokuren (jap.) 目連 Schüler des Buddha; skt. Maudgalyayana; errettet seine Mutter aus der Hölle] bei seinem Besuch der Totenwelt, durch den er seine Mutter aus ihrer Existenz als Hungergeist erlösen konnte (s. Hungergeister).

Ein interessantes Detail am Rande: Die einzelnen Welten in der obigen Abbildung sind mit torii [torii (jap.) 鳥居 Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami] markiert, wie sie heute nur vor Shintō-Schreinen zu finden sind. Die torii stellen gleichsam die Eingänge zu den jeweiligen Welten dar.

Mandalas der Zehn Welten aus Kumano wurden in der Edo-Zeit mehrfach hergestellt. Es handelt sich um verhältnismäßig große Rollbilder.

Verweise

Verwandte Themen

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Kumano sankei mandara.jpg
    Im oberen Teil eine Lebenstreppe, die das menschliche Leben von der Geburt bis zum Tod darstellt. Darunter Amidas Reines Land (jōdo), der Gerichtshof Enmas, und schließlich, in der unteren Bildhälfte, die Hölle (jigoku).
    Edo-Zeit, 17. Jh. Bildquelle: unbekannt.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • ashura 阿修羅 ^ kämpfende Geister, eine von sechs Formen der Wiedergeburt; skt. asura; auch shura
  • chikushō 畜生 ^ Welt der Tiere (im Schema der Wiedergeburten); in der heutigen Umgangssprache häufig verwendeter Fluch („Verdammt!“, „Scheiße!“)
  • deva (skt.) देव ^ „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Enma 閻魔 ^ skt. Yama; König oder Richter der Unterwelt; auch Enra; meist als Enma-ten oder Enma-ō angesprochen
  • gaki 餓鬼 ^ Hungergeist; skt. preta
  • jigoku 地獄 ^ wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle
  • Jizō 地蔵 ^ wtl. Schatzhaus/Mutterleib der Erde; skr. Kṣitigarbha; populäre Bodhisattva Figur
  • jukkai 十界 ^ Zehn Welten des buddhistischen Jenseits; auch jikkai ausgesprochen
  • Kii Hantō 紀伊半島 ^ Halbinsel Kii, Wakayama-ken
  • kumano bikuni 熊野比丘尼 ^ wtl. Nonnen aus Kumano; fahrende Schaustellerinnen, die mit Bildern und Gesängen Spenden für die Schreine von Kumano sammelten
  • mandara 曼荼羅 ^ Repräsentation eines religiösen Kosmos; japanische Aussprache von skt. mandala
  • Mokuren 目連 ^ Schüler des Buddha; skt. Maudgalyayana; errettet seine Mutter aus der Hölle
  • rokudō 六道 ^ wtl. die Sechs Wege = Bereiche der Wiedergeburt
  • Sai no Kawara 賽の河原 ^ Ufer des Flusses der Unterwelt
  • shin^ Herz, Seele, Bewusstsein; kokoro
  • torii 鳥居 ^ Torii, Schreintor; wtl. „Vogelsitz“; s. dazu Torii: Markenzeichen der kami