Mythen/Daemonen: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel | ''Oni'' und ''kappa''}}
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{{titel  
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| Dämonen und Kobolde
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{{fl|M}}onster sind in der Kultur Japans allgegenwärtig. Heute bezeichnet man sie gern als {{g|youkai}}, doch gibt es auch ältere Sammelbezeichnungen wie etwa {{g|hyakki}}, wtl. „hundert Geister“. Das Zeichen ''ki'' 鬼 steht hier, in seiner sino-japa·nischen Aus·sprache, für Geister·wesen aller Art.<!--
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Dem Arten- und Formenreichtum japanischer Dämonen sind im Grunde keine Grenzen gesetzt, doch gibt es einige sehr charakteristische Figuren, die auf dieser Seite näher vorgestellt werden sollen: {{g|oni}}, {{g|tengu}} und {{g|kappa}}. Im Gegensatz zu den auf der vorangehenden Seite beschriebenen Totengeistern  ({{g|yuurei}}) besteht ihre  Gemeinsamkeit darin, dass sie menschliche und tierische Züge kombinieren. Die tierischen Deformationen deuten besondere Fähigkeiten an, durch die sie den Menschen überlegen sind. Sie sind daher  gefährlich, aber im Unterschied zu Gottheiten nicht unbesiegbar. Die Charakteristika dieser Figuren existieren schon seit langer Zeit, doch  zeichnet sich bei allen eine graduelle Verharmlosung ab, sodass sie heute sogar zu richtigen Sympathieträgern werden können.  
--><ref>
 
Nach einer ety·molo·gischen Er·klä·rung soll sich das Zeichen 鬼 von einem Leich·nam herleiten. Somit wären ''ki'' im Grunde Toten·geister oder umgekehrt, alle Menschen würden nach dem Tod zu ''ki'' werden. Laut Kikuchi Noritaka entspricht dies tat·säch·lich der ursprüng·lichen chinesischen Auf·fassung. Kikuchi 2011, S. 19.
 
</ref> <!--
 
-->In der Lesung {{g|oni}} bezeich·net das·selbe Zeichen eine kon·kre·tere Figur, die auf dieser Seite zusammen mit dem Wasser·geist {{g|kappa}} als Reprä·sentant der ''yōkai'' genauer vor·gestellt werden soll.  
 
  
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|hyakkiyako.jpg  
 
|hyakkiyako.jpg  
 
|Parade der Hundert Geister
 
|Parade der Hundert Geister
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}}  
 
}}  
  
==''Oni'', japanische Teufel?==
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== Oni, die Menschenfresser ==
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| oni_shohaku.jpg
 
| Blauer ''oni''
 
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}}
 
''Oni'' sind von men·schen·ähn·licher Gestalt, tragen jedoch Hörner, raub·tier·ar·tige Zähne und Krallen. Ihre Haut ist manch·mal feuer·rot, manchmal aber auch grün oder blau. Der typische ''oni'' ist außer·dem mit einem eisen·be·schla·genen Knüppel ({{g|kanabou}}) und einem Len·den·schurz aus Tiger·fell aus·ge·stattet.
 
  
Diese Ikono·graphie geht auf buddhis·tische Dämonen zurück, die sich bis zu den indischen {{s|Rakshasa}} (jap. {{g|rasetsu}}) zurück·verfolgen lassen. Manche dieser Dämonen sind Gegen·spieler des Buddhismus und haben z.B. die un·dank·bare Auf·gabe, den Vier Him·melswäch·tern ({{g|shitennou}}) als Podest zu dienen ({{g|amanojaku}}). Andere verdingen sich als  Fol·ter·knech·te ({{g|gokusotsu}}) in der bud·dhis·tischen [[Mythen/Hoellen/Hoellenbilder|Hölle]]. Parallelen zu christ·lichen Teufeln sind daher nicht von der Hand zu weisen.
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|Shoki_kuniyoshi.jpg
===„Böse“ ''oni''===
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| Themenseite Oni
 
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| sidepage= Oni
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| Shuten_doji_kiyomasu.jpg  
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| Shuten Dōji
 
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}}
 
Die  religiöse Ideologie hin·ter den Dar·stel·lun·gen der buddhis·tischen Dämo·nen ist zweifel·los ver·schie·den vom Christen·tum: Wäh·rend christ·liche Teufel „böse“ sind und dem Willen Gottes zu·wider·han·deln, sind die bud·dhis·tischen Fol·ter·knechte ein „not·wen·diges Übel“ und tun nichts ande·res als ihre Pflicht (zumin·dest so·lange sie ihren Dienst in der Hölle ver·richten). Psycho·logisch macht das aber kaum einen Unter·schied: ''Oni'' sind, wie Teufel, Gegen·spieler der Men·schen und werden dement·spre·chend als Men·schen mit tie·rischen De·forma·tionen (Hörner, Reiß·zähne, Klauen) dar·ge·stellt.
 
 
 
In der japa·nischen Sagenwelt begegnet man tat·säch·lich auch wirk·lich „bösen“ ''oni''. Beson·ders in den Mär·chen und Legen·den der {{g|Heian}}-Zeit ist immer wieder davon die Rede, dass Men·schen (in erster Linie Frauen) von ''oni'' „mit einem Biss“ ver·schlun·gen werden. Die be·rühm·teste dieser Men·schen·fres·ser-Geschich·ten han·delt von einem ''oni'' namens {{g|Shutendouji}}. Er haust in den Bergen und raubt vor·zugs·weise schöne Frauen, die er ver·sklavt, miss·braucht und schließ·lich auf·frisst. Erst dem tap·feren Krieger {{g|minamotonoyorimitsu}} und seinen vier Vasal·len gelingt es nach vielen Aben·teuern, Shuten Dōji zur Strecke zu bringen. Diese Ge·schichte exis·tiert in un·zäh·ligen Varian·ten. Sie präsen·tiert den ''oni'' als einen Dämon, der absolut böse und gefähr·lich, jedoch — im Gegen·satz zum Teufel — nicht un·sterb·lich ist.
 
 
 
{{sidebox3
 
 
| kobutori.jpg   
 
| kobutori.jpg   
| Der Alte mit der Beule
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| Der Alte und die Dämonen
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| titel= zitat
 
}}  
 
}}  
Anderer·seits gibt es bereits im dreizehnten Jahr·hundert Dar·stel·lungen von ''oni'', die eher tölpel·haft als dämonisch wirken und in dieser Hinsicht stark an den Teufel in deutschen Märchen erinnern. So erzählt ein  Märchen von einem alten Holz·sammler mit einer entstel·lenden Geschwulst, der zufällig Zeuge eines nächt·lichen Festes der ''oni'' wird. Sie feiern, tinken und tanzen „ganz wie wir Menschen“. Nur ihr äs·the·tischer Geschmack ist ein anderer: Als die ''oni'' den Holz·sammler entdecken, nehmen sie seine Beule als Pfand, damit er wieder zu ihnen zurück·kommen muss. Auf diese Weise wird der Alte von seiner Beule befreit. (s. die [[{{FULLPAGENAME}}/Beule|Übersetzung]] der Geschichte.)
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| tsunodaishi.jpg|l=-250|t= -120 |b=-30
Wie sich in diesem Märchen bereits andeutet, haben sich die furcht·ein·flößen·den Züge der ''oni'' mit der Zeit immer mehr ab·ge·nützt, sie werden zu·neh·mend eher als ruppige Bar·baren denn als schreck·liche Monster dar·gestellt. Auf Edo-zeit·lichen {{g|ukiyoe}} wirken die ''oni'' daher meist eher komisch als dämonisch.
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| sidepage=Essays/Tsuno_Daishi
 
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| titel= essay
===„Gute“ ''oni''===
 
Neben ihrer un·frei·willigen Komik gibt es auch das Phänomen, dass ''oni'' — wie im übrigen fast alle ja·pa·nischen Monster —  zu echten Sym·pathie·trägern werden können. Oder anders aus·gedrückt:
 
Es gibt Gestal·ten, die genauso wie ''oni'' aus·sehen, aber keines·wegs böse oder feindselig sind. Dazu zählen zunächst einmal die [[Ikonographie/Waechtergoetter/Wind_und_Donner |Wind- und Donner·götter]]. Sie stehen für respekt·ein·flößende Natur·kräfte, die den Men·schen ebenso Heil wie Unheil bringen können.
 
 
 
{{w502|rh=350
 
| tsuno daishi.jpg | top1=-80
 
| tsunodaishi.jpg|w2=500|left2=-250|top2= -75
 
 
| Tsuno Daishi
 
| Tsuno Daishi
| Talisman gegen Krankheiten
 
| ref=1
 
}}
 
Darüber hinaus gibt es einzelne ''oni''-Gestalten, die es mit den Men·schen ein·deutig gut meinen. So erzählt etwa eine Legende, dass der emi·nente Mönch {{g|Ryougen}} (912–985) —  einer der wich·tigsten Patriar·chen des {{g|Tendaishuu|Tendai Buddhismus}} — die Hörner eines ''oni'' gehabt haben soll. Ryōgen wird daher im Volks·mund auch als Tsuno Daishi, „Groß·meister Horn“ oder „gehörn·ter Groß·meister“ bezeichnet. Eine weitere Legende berichtet, dass Ryōgen einen Seuchen·gott in Gestalt eines ''oni'' bekämpfte, indem er sein Aussehen annahm. Von da an diente die Abbildung dieses ''oni'' (Abb. oben) als Talisman ({{g|ofuda}}), um Krankheiten und ähnliches zu verhindern — gleichsam eine ho·möo·pathische Bekämpfung von Seuchen·göttern. Noch heute werden ''o-fuda'' mit dem Bild des Tsuno Daishi in diversen Tendai Tempeln verkauft. Man soll sie zu [[Alltag/Jahr|Neujahr]] an der Eingangs·tür oder im Flur seines Hauses aufkleben. <ref>Auch in moder·ner Zeit hat sich ein reli·giöser Führer in gewisser Weise mit den ''oni'' iden·ti·fiziert, indem er sich den selt·samen Vor·namen ''oni''-saburō zulegte: Deguchi Onisaburō, 1871–1948, Mit·be·gründer der [[Geschichte/Neue Religionen |neu·reli·giösen Rich·tung]] Ōmoto-kyō.</ref>
 
 
{{w500| top= -80
 
| onigawara.jpg
 
| ''oni''-Dachdekor
 
| ref=1
 
 
}}
 
}}
Auch auf den prächtig verzierten Dach·schin·deln bud·dhis·tischer Tempel grinst einem  häufig eine ''oni''-Maske entgegen. Diese ver·kör·pert wohl keine bös·willige Kraft, sondern dient eher dem Schutz vor einer solchen. Wie schon bei den Wäch·ter·göt·tern begeg·net man hier dem Glauben, dass böse Geister am effek·tivsten von ebenso gestal·teten Wächtern im eigenen Lager ver·trie·ben werden können.
+
''Oni'' sind von menschenähnlicher Gestalt, tragen jedoch Hörner, raubtierartige Zähne und (zumeist nur drei) Krallen. Ihre Haut ist oft feuerrot. Diese Ikonographie dürfte bereits durch den frühen japanischen Buddhismus standardisiert worden sein, da ''oni'' u.a. als Folterknechte in der buddhistischen Hölle ({{g|jigoku}}) auftreten. Auch außerhalb der Hölle zählen sie zu den gefährlichsten aller japanischen Dämonen, denn es wird ihnen eine besondere Vorliebe für Menschenfleisch zugeschrieben.
 
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Die vielleicht berühmteste dieser Menschenfresser-Geschichten spielt in der Heian-Zeit und handelt von einem ''oni'' namens {{g|Shutendouji}}, der vom Krieger {{g|minamotonoyorimitsu}} und seinen Gefährten zur Strecke gebracht wird. ([[{{FULLPAGENAME}}/Oni|Mehr dazu...]])
Das Aussehen allein sagt also noch nicht, ob es sich wirk·lich um einen böswilligen ''oni'' handelt oder nicht. Diese Ambivalenz im Auf·treten der ''oni'' lässt es ratsam erscheinen, anstelle von „Teufel“ den neutral·eren Begriff „Dämon“ für die Über·setzung von ''oni'' zu wählen.
 
  
===Das Dämonentor===
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Abgesehen von den bösen und gefährlichen ''oni'' gibt es bereits im dreizehnten Jahrhundert Darstellungen, in denen die ''oni'' eher tölpelhaft als dämonisch wirken und in dieser Hinsicht stark an den Teufel in deutschen Märchen erinnern. Beispielhaft ist dafür die Geschichte des alten Holzsammlers, der an einem Gelage der ''oni'' teilnimmt und dabei seine entstellende Beule verliert (s. die [[{{FULLPAGENAME}}/Beule|Übersetzung]] der Geschichte). Auch in der Populärkultur der {{g|Edo}}-Zeit wurden ''oni'' oft karikaturhaft dargestellt und verloren dabei einen Teil ihrer furchteinflößenden Aura.
  
Einer alten chine·sischen Vor·stel·lung zufolge kommen böse Geister oder Dämonen üblicher·weise aus dem Nord·osten. Diese Himmels·richtung wird daher auch  als „Dämonen·tor“ ({{g|kimon}}) be·zeich·net. Im ja·pa·nischen Altertum wurde diese Vor·stel·lung so ernst genommen, dass man sich bemühte, den Nord·osten von Städten und Palästen mit religiösen Institu·tionen zu besetzen. In Kyōto erhielt etwa der Kloster·berg {{g|hieizan|Hiei}} im Nord·osten der Stadt die Funktion zuge·sprochen, böse Geister abzu·wehren.
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Schließlich gibt es einzelne ''oni''-Gestalten, die es mit den Menschen eindeutig gut meinen. So soll der eminente Mönch {{g|Ryougen}} (912–985) —  einer der wichtigsten Patriarchen des {{g|Tendaishuu|Tendai Buddhismus}} — das Aussehen eines Dämons angenommen haben um einen Seuchengott in einer ähnlichen Gestalt zu bekämpfen. Als guter ''oni'' erhielt Ryōgen den Spitznamen {{g|tsunodaishi}}, „Großmeister Horn“, und wird als solcher heute noch auf Talismanen ({{g|ofuda}}) abgebildet. (S. den Essay {{showTitel|Essays/Tsuno Daishi}}.)
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|oni_sekien.jpg
 
|Toriyamas ''oni''
 
| ref=1
 
}}
 
Der Edo-zeit·liche Maler und Ge·spen·ster·for·scher {{g|Toriyamasekien}} leitete aus dieser Tatsache auch eine durch·aus ein·leuchtende Begrün·dung für das spezifische Aussehen der ''oni'' ab. Er wies darauf hin, dass die tieri·schen Ele·mente der ''oni'' vor allem dem Rind und dem Tiger ent·nom·men sind. Zugleich be·zeich·net man den Nord·osten im [[Texte/Yin und Yang/Tierkreis|System der Tierkreiszeichen]], das auch in der tradi·tionel·len Kalender·kunde ange·wendet wird, als {{g|ushitora}}, also wörtlich als „Rind-Tiger“. Insofern ist es nach Toriyama nur natür·lich, dass die Dämonen, die aus der „Rind-Tiger“ Rich·tung kommen, auch das Aus·sehen von „Rind-Tigern“ haben.  
 
  
Tat·säch·lich finden sich Rinder·hörner und Tiger·fell-Tangas auch bei hinduis·tischen und buddhis·tischen Dämonen (s. Anmerkungen zum Höllenfürst [[Mythen/Jenseits/Enma|Enma]]). Doch enthält Toriyamas Begrün·dung, unab·hängig von ihrer  histo·rischen Stich·haltig·keit, einen Hinweis auf die Ver·mischung von bud·dhis·tischen und nicht-buddhis·tischen Traditionen. Man kann daher davon ausgehen, dass der charak·teris·tische japa·nische ''oni'' nicht nur bud·dhis·tische, sondern auch chine·sische Ele·men·te in sich aufge·nommen hat.
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== Tengu, die Vogelmenschen ==
  
===''Oni'' wa soto===
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|tengu-ron.jpg
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| ''Tengu''  
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| sidepage=Tengu
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{{g|Tengu|''Tengu''}} sind menschenähnliche Figuren, die entweder Vogelgesichter und Flügel haben oder durch eine überlange Nase charakterisiert sind. Beide Arten von Tengu können fliegen bzw. sich augenblicklich von einem Ort zum anderen „beamen“. Die Herkunft ihrer Ikonographie ist ebenso rätselhaft wie ihr Name, der wtl. „Himmelshund“ bedeutet. Die Bezeichnung stammt aus der chinesischen Himmelskunde, doch lässt sich die ''tengu''-Figur selbst nicht  nach China zurückverfolgen. Dagegen besitzen die ''tengu'', ähnlich wie die ''oni'',  einen starken Bezug zum Buddhismus: ehemals galten sie nämlich als transformierte sündhafte Mönche. Heute ist diese Erklärung zwar kaum noch präsent, doch werden sie eng mit dem synkretistischen Orden der Bergasketen ({{g|yamabushi}}) assoziiert. Sie tragen das charakteristische Gewand von ''yamabushi'' und werden in vielen ''yamabushi''-Tempeln als Gottheiten verehrt. Insofern veranschaulichen sie den klassischen japanischen Umgang mit Geistererscheinungen in seiner gesamten Bandbreite: Von gefürchteten Monstern zu Verehrungsgestalten in Tempeln und Schreinen ([[{{FULLPAGENAME}}/Tengu|mehr dazu...]]).
  
Noch heute findet man in Japan  länd·liche Volks·fes·te ({{g|matsuri}}), die  er·staun·lich stark an „Perchten·läufe“ und ähn·liche Prozes·sionen teufel·artiger Gestalten im alpinen Raum erinnern. Meist finden diese Feiern zu Beginn des [[Alltag/Jahr|Neuen Jahres]] statt. Im Schutz von ''oni''-Masken richten Gruppen von Burschen Schaber·nack an, der in manchen Fällen ziemlich auf·dring·lich und unan·genehm werden kann, aber nur auf den Fest·tag beschränkt ist. In Japan wie in Europa ver·körpern diese Masken den Winter, der rituell ver·trieben werden soll.
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|Tengu_zoshi_todaiji.jpg
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|Tengu als Kleriker
| oni_shibata.jpg
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| „''Oni wa soto, fuku wa uchi''...“
 
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Während der·artige, archaisch wirkende, Bräuche in Mittel·europa auf den länd·lichen Raum beschränkt sind, gibt es die Winter-Dämonen-Austreibung  in abgeschwächter Form auch im modernen urbanen Leben Japans. So weiß in Japan jedes Kind, dass man die ''oni'' an einem bestimmten Tag mit ge·trock·neten Soja·bohnen aus dem Haus treiben muss. Dazu ruft man: „''Oni wa soto, fuku wa uchi''“ („Raus mit den ''oni'', rein mit dem Glück“). Dieser Tag fällt nach dem modernen Kalender auf den 3. Februar und heißt {{g|setsubun}}, was nichts anderes als „Tren·nung der Jahres·zeiten“ bedeutet. Nach dem traditionellen Kalender handelt es sich dabei um den  letzten Tag des Winters.
 
 
Im urbanen Raum hat diese „Teufels·aus·trei·bung“ allerdings nur noch den Charakter eines lustigen Kinder·festes.  Liebe·volle Väter setzen dann eine selbst·ge·bastelte ''oni''-Maske auf und lassen sich von den bohnen·werfenden Kindern aus der Wohnung scheuchen.
 
  
 
==''Kappa'', die Flussgeister==
 
==''Kappa'', die Flussgeister==
  
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| Kappa_kawaii.jpg  
 
| Kappa_kawaii.jpg  
| Moderner ''kappa''
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| ''Kappa''
 
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}}  
 
}}  
{{g|kappa|''Kappa''}} werden in der modernen Manga-Kultur oft niedlich und putzig (jap. {{g|kawaii}}) dar·ge·stellt, was sich zum Teil aus humoristischen Darstellungen der Vergangenheit erklärt. Es handelt sich um Kobolde, die aus einer Kombi·nation von Affe und Schild·kröte ent·standen zu sein scheinen und an den Ufern von Gewäs·sern hausen. Auf vielen Ab·bil·dungen tragen sie eine Art Schild·kröten·panzer auf dem Rücken. Ihr eigen·tüm·lichstes Merkmal ist jedoch eine Delle in ihrer Schädel·decke, die zugleich die größte Schwach·stelle der ''kappa'' darstellt, denn sie muss stets mit Wasser gefüllt sein. Gelingt es also, einen ''kappa'' umzu·drehen, verliert er seine Kraft. Auch soll man ihn über·tölpeln können, indem man sich tief vor ihm verneigt. Erwidert er die Verbeu·gung, leert sich seine Delle ...
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{{g|kappa|''Kappa''}} sind Kobolde, die an den Ufern von Gewässern hausen. Auf vielen Abbildungen tragen sie eine Art Schildkrötenpanzer auf dem Rücken, gehen allerdings aufrecht und wirken behände. Sie scheinen somit aus einer Kombination von Affe und Schildkröte entstanden zu sein. In der modernen {{g|Manga}}-Kultur werden sie oft niedlich und putzig (jap. {{g|kawaii}}) dargestellt. Auf älteren Darstellungen wirken ''kappa'' jedoch meist ziemlich grob und unheimlich. Man sagte ihnen nach, dass sie  heimtückisch seien und insbesondere Kinder gerne ins Wasser zögen, um sie zu ertränken. Trotz dieser unheimlichen Vorliebe wurden und  werden ''kappa'' auch in ländlichen Schreinen oder Volksfesten verehrt. Um sie günstig zu stimmen und die von ihnen ausgehenden Gefahren abzuwehren, wird ihnen dabei ihre Lieblingsspeise, Gurken, dargeboten. ([[{{FULLPAGENAME}}/Kappa|Mehr dazu...]])
 
 
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| kappa.jpg
 
| kappa hokusai.jpg
 
| Kappa_und_Donner.jpg
 
| caption= ''Kappas'' der Edo-Zeit
 
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}}
 
 
 
Auf älteren Dar·stel·lungen wirken ''kappa'' jedoch meist ziemlich grob und un·heim·lich. Man sagte ihnen nach, dass sie  heim·tückisch seien und ins·beson·dere Kinder gerne ins Wasser zögen, um sie zu ertränken. Andere Quellen wissen zu berichten, dass es die ''kappa'' auf einen magischen Edel·stein abgesehen haben, den sie im Anus ihrer Opfer vermuten, und diese daher nach Möglich·keit von hinten her aussaugen. 
 
 
 
{{w500
 
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| caption=  Utamaros ''kappa''
 
| ref= 1<!-- 1 (Bildtext als Fußnote) --> 
 
}}
 
Schließ·lich eigenen sich ''kappa'' — wie im übrigen  andere {{g|youkai}} — gut für die Pro·jektion sexueller Phantasien. So gibt es ein berühm·tes „Früh·lings·bild“ ({{g|shunga}}), auf dem eine Perlen·taucherin ({{g|ama}}) von mehreren ''kappa''s unter Wasser ver·ge·waltigt wird.
 
 
 
{{floatleft
 
| kappamaki.png
 
|''Kappa maki''
 
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}}
 
Trotz ihres unheim·lichen Charakters werden ''kappa'' auch in länd·lichen Schreinen oder Volks·festen verehrt. Um sie günstig zu stimmen und die von ihnen ausgehen·den Gefahren abzuwehren, werden den ''kappa'' gerne Gurken dargeboten, denn Gurken gelten als ihre Lieb·lings·speise. Aus diesem Grund nennt man auch Sushi aus Reis und Gurken „''kappa''-Röllchen“ ({{g|kappamaki}}).
 
 
{{ThisWay|Mythen/Imaginaere Tiere}}
 
 
{{Verweise
 
{{Verweise
 +
|thisway=Mythen/Imaginaere Tiere
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| links=
* [http://en.wikipedia.org/wiki/Otoroshi#First_Volume_-_.E9.99.B0 Gazu hyakki yakō] (jap.)<br/>Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia. Über ''[http://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%B3%A5%E5%B1%B1%E7%9F%B3%E7%87%95 Wikipedia Japan]'' sind die Illustrationen aller vier Bände zu betrachten.
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* [https://en.wikipedia.org/wiki/Gazu_Hyakki_Yagy%C5%8D Gazu hyakki yagyōō] (en.)<br/>Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia.
* [https://web.archive.org/web/20131112053912/http://www.obakemono.com/ The Obakemono Project] (Web-Archive), S.H. Morgan (en.)<br/>Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert.
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* [https://web.archive.org/web/20131112053912/http://www.obakemono.com/ The Obakemono Project] (über Internet-Archive), S.H. Morgan (en.)<br/>Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert.
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{{Literatur:Tyler 1987}}
 
{{Literatur:Tyler 1987}}
|update= Jul. 2020
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Aktuelle Version vom 31. August 2024, 17:03 Uhr

Dämonen und Kobolde

Dem Arten- und Formenreichtum japanischer Dämonen sind im Grunde keine Grenzen gesetzt, doch gibt es einige sehr charakteristische Figuren, die auf dieser Seite näher vorgestellt werden sollen: oni [oni (jap.) Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister], tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] und kappa [kappa (jap.) 河童 Flussgeist, wtl. „Flussjunge“]. Im Gegensatz zu den auf der vorangehenden Seite beschriebenen Totengeistern (yūrei [yūrei (jap.) 幽霊 Totengeist]) besteht ihre Gemeinsamkeit darin, dass sie menschliche und tierische Züge kombinieren. Die tierischen Deformationen deuten besondere Fähigkeiten an, durch die sie den Menschen überlegen sind. Sie sind daher gefährlich, aber im Unterschied zu Gottheiten nicht unbesiegbar. Die Charakteristika dieser Figuren existieren schon seit langer Zeit, doch zeichnet sich bei allen eine graduelle Verharmlosung ab, sodass sie heute sogar zu richtigen Sympathieträgern werden können.

Hyakkiyako.jpg
1 Parade der Hundert Geister
Die Szene beruht auf dem Glauben an die sogenannten tsukumogami, Geister (yōkai), die aus altem Hausrat (insbesondere bereits hundert Jahre alte Gegenstände) entstanden sind. Die hier abgebildete Parade dieser Geister wurde zum Vorbild für zahllose ähnliche Darstellungen.
Werk von Tosa Mitsunobu (1434?–1525). Muromachi-Zeit. Bildquelle: PrTimes.

Oni, die Menschenfresser

Oni sind von menschenähnlicher Gestalt, tragen jedoch Hörner, raubtierartige Zähne und (zumeist nur drei) Krallen. Ihre Haut ist oft feuerrot. Diese Ikonographie dürfte bereits durch den frühen japanischen Buddhismus standardisiert worden sein, da oni u.a. als Folterknechte in der buddhistischen Hölle (jigoku [jigoku (jap.) 地獄 wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle]) auftreten. Auch außerhalb der Hölle zählen sie zu den gefährlichsten aller japanischen Dämonen, denn es wird ihnen eine besondere Vorliebe für Menschenfleisch zugeschrieben. Die vielleicht berühmteste dieser Menschenfresser-Geschichten spielt in der Heian-Zeit und handelt von einem oni namens Shuten Dōji [Shuten Dōji (jap.) 酒顛童子 wtl. etwa Sauf-Knabe; berüchtigter Dämon (oni) der Heian-Zeit], der vom Krieger Minamoto no Yorimitsu [Minamoto no Yorimitsu (jap.) 源頼光 948–1021, auch Minamoto Raikō; Krieger aus der Dynastie der Minamoto; zusammen mit seinen vier Vasallen, die auch als Shi-Tennō bezeichnet werden, ist er Held zahlreicher Legenden] und seinen Gefährten zur Strecke gebracht wird. (Mehr dazu...)

Abgesehen von den bösen und gefährlichen oni gibt es bereits im dreizehnten Jahrhundert Darstellungen, in denen die oni eher tölpelhaft als dämonisch wirken und in dieser Hinsicht stark an den Teufel in deutschen Märchen erinnern. Beispielhaft ist dafür die Geschichte des alten Holzsammlers, der an einem Gelage der oni teilnimmt und dabei seine entstellende Beule verliert (s. die Übersetzung der Geschichte). Auch in der Populärkultur der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit wurden oni oft karikaturhaft dargestellt und verloren dabei einen Teil ihrer furchteinflößenden Aura.

Schließlich gibt es einzelne oni-Gestalten, die es mit den Menschen eindeutig gut meinen. So soll der eminente Mönch Ryōgen [Ryōgen (jap.) 良源 912–985; 18. Abt (zasu) der Tendai-Schule; unter Namen wie Jie Daishi, Ganzan Daishi, Tsuno Daishi oder Mame Daishi auch als Schutzheiliger populär] (912–985) — einer der wichtigsten Patriarchen des Tendai Buddhismus [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai] — das Aussehen eines Dämons angenommen haben um einen Seuchengott in einer ähnlichen Gestalt zu bekämpfen. Als guter oni erhielt Ryōgen den Spitznamen Tsuno Daishi [Tsuno Daishi (jap.) 角大師 wtl. „gehörnter Großmeister“; Beinamen des Mönchs Ryōgen in seiner Gestalt als Dämon], „Großmeister Horn“, und wird als solcher heute noch auf Talismanen (o-fuda [o-fuda (jap.) お札 Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;]) abgebildet. (S. den Essay Feuer mit Feuer bekämpfen: Der Gehörnte Meister und sein Kult.)

Tengu, die Vogelmenschen

Tengu [tengu (jap.) 天狗 wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen] sind menschenähnliche Figuren, die entweder Vogelgesichter und Flügel haben oder durch eine überlange Nase charakterisiert sind. Beide Arten von Tengu können fliegen bzw. sich augenblicklich von einem Ort zum anderen „beamen“. Die Herkunft ihrer Ikonographie ist ebenso rätselhaft wie ihr Name, der wtl. „Himmelshund“ bedeutet. Die Bezeichnung stammt aus der chinesischen Himmelskunde, doch lässt sich die tengu-Figur selbst nicht nach China zurückverfolgen. Dagegen besitzen die tengu, ähnlich wie die oni, einen starken Bezug zum Buddhismus: ehemals galten sie nämlich als transformierte sündhafte Mönche. Heute ist diese Erklärung zwar kaum noch präsent, doch werden sie eng mit dem synkretistischen Orden der Bergasketen (yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]) assoziiert. Sie tragen das charakteristische Gewand von yamabushi und werden in vielen yamabushi-Tempeln als Gottheiten verehrt. Insofern veranschaulichen sie den klassischen japanischen Umgang mit Geistererscheinungen in seiner gesamten Bandbreite: Von gefürchteten Monstern zu Verehrungsgestalten in Tempeln und Schreinen (mehr dazu...).

Tengu zoshi todaiji.jpg
2 Tengu als Kleriker
Detail einer ansonsten nüchternen, mittelalterlichen Darstellung der Anlage des Tōdaiji, in die an dieser Stelle zwei Mönchsnovizen beim Läuten einer Tempelglocke als tengu-Figuren eingeflochten sind. Das Original ist verloren, die Kopie stammt aus der Edo-Zeit.
Werk von Kano Osanobu (Kopist) (1796–1846). 1817. E-Museum.

Kappa, die Flussgeister

Kappa [kappa (jap.) 河童 Flussgeist, wtl. „Flussjunge“] sind Kobolde, die an den Ufern von Gewässern hausen. Auf vielen Abbildungen tragen sie eine Art Schildkrötenpanzer auf dem Rücken, gehen allerdings aufrecht und wirken behände. Sie scheinen somit aus einer Kombination von Affe und Schildkröte entstanden zu sein. In der modernen Manga [Manga (jap.) 漫画 wtl. „zehntausend Bilder“; ehemals eine Art von Infotainment, heute japanische Comics]-Kultur werden sie oft niedlich und putzig (jap. kawaii [kawaii (jap.) かわいい „süß“, „niedlich“; Kanji (nicht in Gebrauch): 可愛い (vgl. kawaii bunka)]) dargestellt. Auf älteren Darstellungen wirken kappa jedoch meist ziemlich grob und unheimlich. Man sagte ihnen nach, dass sie heimtückisch seien und insbesondere Kinder gerne ins Wasser zögen, um sie zu ertränken. Trotz dieser unheimlichen Vorliebe wurden und werden kappa auch in ländlichen Schreinen oder Volksfesten verehrt. Um sie günstig zu stimmen und die von ihnen ausgehenden Gefahren abzuwehren, wird ihnen dabei ihre Lieblingsspeise, Gurken, dargeboten. (Mehr dazu...)

Verweise

Verwandte Themen

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

  • Gazu hyakki yagyōō (en.)
    Gespenster-Enzyklopädie von Toriyama Sekien auf Wikipedia.
  • The Obakemono Project (über Internet-Archive), S.H. Morgan (en.)
    Gut recherchierte japanische Gespensterkunde, teilweise im Manga-Stil illustriert.


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Okt. 2022

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Royall Tyler (Ü.), Japanese Tales. New York: Pantheon Books, 1987.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

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    Hyakkiyako.jpg
    Die Szene beruht auf dem Glauben an die sogenannten tsukumogami, Geister (yōkai), die aus altem Hausrat (insbesondere bereits hundert Jahre alte Gegenstände) entstanden sind. Die hier abgebildete Parade dieser Geister wurde zum Vorbild für zahllose ähnliche Darstellungen.
    Werk von Tosa Mitsunobu (1434?–1525). Muromachi-Zeit. Bildquelle: PrTimes.
  1. ^ 
    Tengu zoshi todaiji.jpg
    Detail einer ansonsten nüchternen, mittelalterlichen Darstellung der Anlage des Tōdaiji, in die an dieser Stelle zwei Mönchsnovizen beim Läuten einer Tempelglocke als tengu-Figuren eingeflochten sind. Das Original ist verloren, die Kopie stammt aus der Edo-Zeit.
    Werk von Kano Osanobu (Kopist) (1796–1846). 1817. E-Museum.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • jigoku 地獄 ^ wtl. „[unter]irdischer Kerker“, buddhistische Hölle
  • kappa 河童 ^ Flussgeist, wtl. „Flussjunge“
  • kawaii かわいい ^ „süß“, „niedlich“; Kanji (nicht in Gebrauch): 可愛い (vgl. kawaii bunka)
  • Manga 漫画 ^ wtl. „zehntausend Bilder“; ehemals eine Art von Infotainment, heute japanische Comics
  • Minamoto no Yorimitsu 源頼光 ^ 948–1021, auch Minamoto Raikō; Krieger aus der Dynastie der Minamoto; zusammen mit seinen vier Vasallen, die auch als Shi-Tennō bezeichnet werden, ist er Held zahlreicher Legenden
  • o-fuda お札 ^ Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
  • oni^ Dämon, „Teufel“; in sino-japanischer Aussprache (ki) ein allgemeiner Ausdruck für Geister
  • Ryōgen 良源 ^ 912–985; 18. Abt (zasu) der Tendai-Schule; unter Namen wie Jie Daishi, Ganzan Daishi, Tsuno Daishi oder Mame Daishi auch als Schutzheiliger populär
  • Shuten Dōji 酒顛童子 ^ wtl. etwa Sauf-Knabe; berüchtigter Dämon (oni) der Heian-Zeit
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • tengu 天狗 ^ wtl. Himmelshund; vogelartiger oder geflügelter Kobold, meist in den Bergen
  • Tsuno Daishi 角大師 ^ wtl. „gehörnter Großmeister“; Beinamen des Mönchs Ryōgen in seiner Gestalt als Dämon
  • yamabushi 山伏 ^ Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
  • yūrei 幽霊 ^ Totengeist