Essays/Bishamon-ten: Unterschied zwischen den Versionen

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{{titel|Bishamon-ten, Wächter und Glücksgott}}
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|Bishamon-ten: Wächter und Glücksgott  
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|Bishamon-ten als Beschützer des Buddhismus
 
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{{glossar:Bishamonten}} ist im heutigen Japan in erster Linie als eine Art Samurai unter den [[Sieben Glücksgötter]] präsent.<ref>  
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B{{g|Bishamonten|ishamon-ten}} ist im heutigen Japan in erster Linie als eine Art Samurai unter den Sieben Glücksgöttern ({{g|shichifukujin}}) präsent.<!--
Dieser Artikel beruht zum Teil auf den Recherchen von Sarah-Allegra Schönberger für die Material·sammlung [http://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Bishamon-ten Kamigraphie], 2012. Herzlichen Dank!  
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Dieser Artikel beruht zum Teil auf den Recherchen von Sarah-Allegra Schönberger für die Materialsammlung [http://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Bishamon-ten Kamigraphie], 2012. Herzlichen Dank!  
Er ent·stammt jedoch dem Bud·dhis·mus, genauer der Kate·gorie der {{skt:Deva}}-Gott·heiten ({{glossar:tenbu}}), die eigent·lich auf indi·sche (meist vedische) Götter zurück·gehen und als Wächter·gott·heiten ins bud·dhis·tische Pan·theon inte·griert wurden. Unter diesen bud·dhis·tischen Devas ist Bisha·mon-ten einer der ersten, die Japan er·reichten, nämlich bereits im sechs·ten Jahr·hun·dert. Im Laufe seiner Ent·wick·lung über·nahm er unter·schied·liche Funk·tionen, vor allem die eines Kriegs- bzw. mili·täri·schen Schutz·gottes, aber auch die Funktion einer Gott·heit des Reich·tums. Umso er·staun·licher ist es, dass seine ikono·gra·phische Grund·form dabei weit·gehend unver·ändert blieb: Eine sehr mas·kuline Er·schei·nung in einer impo·nie·ren·den Rüs·tung, in einer Hand eine Waffe, in der anderen (fast immer) eine Pagode. Diese Pagode re·präsen·tiert die Lehre des Buddha, was auf  seine ur·sprüng·liche Funktion ver·weist: den Bud·dhis·mus wehrhaft zu ver·teidi·gen.
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</ref> Er entstammt jedoch dem Buddhismus, genauer der Kategorie der {{s|Deva}}-Gottheiten ({{g|tenbu}}), die eigentlich auf indische (meist {{s|veda|vedische}}) Götter zurückgehen und als Wächtergottheiten ins buddhistische Pantheon integriert wurden. Unter diesen buddhistischen Devas ist Bishamon-ten einer der ersten, die Japan erreichten, nämlich bereits im sechsten Jahrhundert. Im Laufe seiner Entwicklung übernahm er unterschiedliche Funktionen, vor allem die eines Kriegs- bzw. militärischen Schutzgottes, aber auch die Funktion einer Gottheit des Reichtums. Umso erstaunlicher ist es, dass seine ikonographische Grundform dabei weitgehend unverändert blieb: Eine sehr maskuline Erscheinung in einer imponierenden Rüstung, in einer Hand eine Waffe, in der anderen (fast immer) eine Pagode. Diese Pagode repräsentiert die Lehre des Buddha, was auf  seine ursprüngliche Funktion verweist: den Buddhismus wehrhaft zu verteidigen.
  
Im Gegensatz zu anderen Glücksgöttern, etwa {{glossar:Daikoku}} oder {{glossar:Benzaiten}}, lassen sich bei Bishamon keine As·sozia·tionen mit lokalen japa·nischen Gott·heiten aus·machen. Was diese Figur aber interes·sant und viel·schich·tig macht, sind die unter·schied·lichen Legen·den, die Bishamon-ten sozu·sagen im Gepäck aus Asien mit·ge·bracht hat. Diese er·klären auch, warum Bishamon nicht nur als kriege·rischer Wächter, sondern auch als Gott des Reich·tums ver·ehrt wurde. Der Reich·tums·aspekt war es wohl auch, warum Bishamon-ten aus seiner kano·nischen bud·dhisti·schen Form heraus·gelöst und in das syn·kretis·tische Ensemble der Glücks·götter inte·griert wurde.  
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| Bishamon-ten als Beschützer des Buddhismus
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Im Gegensatz zu anderen Glücksgöttern, etwa {{g|Daikoku}} oder {{g|Benzaiten}}, lassen sich bei Bishamon keine Assoziationen mit lokalen japanischen Gottheiten ausmachen. Was diese Figur aber interessant und vielschichtig macht, sind die unterschiedlichen Legenden, die Bishamon-ten sozusagen im Gepäck aus Asien mitgebracht hat. Diese erklären auch, warum Bishamon nicht nur als kriegerischer Wächter, sondern auch als Gott des Reichtums verehrt wurde. Der Reichtumsaspekt war es wohl auch, warum Bishamon-ten neben seiner kanonischen buddhistischen Form auch in das synkretistische Ensemble der Glücksgötter integriert werden konnte.  
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== Hüter des Nordens==
  
==Phase 1: Bishamon als Hüter des Nordens==
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=== Bishamon-ten in Gruppen ===
  
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|tamonten horyuji.jpg
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|Bishamon-ten, 7. Jh.
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| caption= Die Vier Himmelswächter (Shi-Tennō)
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| hell= hell
 
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Bishamon ist zunächst in mehreren Formationen von Richtungs·gott·heiten vertreten, vor allem als einer der Vier Himmels·könige ({{glossar:shitennou}}) und einer der Zwölf Gött·lichen Generäle ({{glossar:juunishinshou}}). Beide Forma·tionen bestehen aus krie·ge·rischen Figuren und sind analog zu den vier Himmels·rich·tungen bzw. den Zwölf Himmels·stämmen ({{glossar:juunishi}}) organi·siert (siehe [[Ikonographie:Wächtergötter|Wächter·götter]]). Bishamon-ten steht jeweils für den Norden und reprä·sen·tiert so etwas wie den Gruppen·führer, aller·dings nicht in einer klar von den ande·ren abge·setzten Position. Seine pri·vile·gierte Stel·lung resul·tiert ledig·lich daraus, dass der Norden gemäß tra·ditio·nellen chinesi·schen Vor·stel·lungen der Ort des Kaiser·palas·tes war. Auch [[Bauten:Tempel|bud·dhis·tische Tempel]] sind zu·meist so aus·ge·richtet, dass der Haupt·ein·gang im Süden liegt, während sich die Haupt·halle im nörd·lichen Teil der Anlage befindet. Der Norden ist also sowohl im welt·lichen als auch im geist·li·chen Bereich der Sitz der Auto·rität. Insofern ist der Wächter des Nordens von größerer Bedeu·tung und höhe·rem Rang als alle anderen Wächter.<ref>Die Zughörigkeit Bishamontens zum Norden wird auch oft durch seine Haut·farbe, schwarz oder blau·schwarz, unter·strichen. Diese Symbolik ist  nicht-bud·dhis·tischer Her·kunft und daher offen·bar in China ent·standen.</ref>
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Bishamon ist zunächst in mehreren Formationen von Richtungsgottheiten vertreten, vor allem als einer der Vier Himmelskönige ({{g|shitennou}}) und einer der Zwölf Göttlichen Generäle ({{g|juunishinshou}}). Beide Formationen bestehen aus kriegerischen Figuren und sind analog zu den vier Himmelsrichtungen bzw. den Zwölf Himmelsstämmen ({{g|juunishi}}) organisiert (siehe [[Ikonographie/Waechtergoetter|Wächtergötter]]). Bishamon-ten steht jeweils für den Norden und repräsentiert so etwas wie den Gruppenführer, allerdings nicht in einer klar von den anderen abgesetzten Position. Seine privilegierte Stellung resultiert lediglich daraus, dass der Norden gemäß traditionellen chinesischen Vorstellungen der Ort des Kaiserpalastes war. Auch [[Bauten/Tempel|buddhistische Tempel]] sind zumeist so ausgerichtet, dass der Haupteingang im Süden liegt, während sich die Haupthalle im nördlichen Teil der Anlage befindet. Der Norden ist also sowohl im weltlichen als auch im geistlichen Bereich der Sitz der Autorität. Insofern ist der Wächter des Nordens von größerer Bedeutung und höherem Rang als alle anderen Wächter.<ref>Die Zugehörigkeit Bishamon-tens zum Norden wird auch oft durch seine Hautfarbe, schwarz oder blauschwarz, unterstrichen. Diese Symbolik ist  nicht-buddhistischer Herkunft und daher offenbar in China entstanden.</ref>
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===Staatsschutz===
 
===Staatsschutz===
Die  Vier Himmelskönige spielten vor allem in der Frühzeit des japanischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Damals versprach sich der japa·nische Staat kon·krete mili·tärische und poli·tische Vor·teile aus der Ver·ehrung des Bud·dhis·mus, wie dies in einigen bud·dhis·tischen Sutren, vor allem dem Gold·glanz Sutra (jap. {{glossar:Konkoumyoukyou}}) auch ganz explizit ver·sprochen wird.<ref>
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Das Goldglanz Sutra (skt. ''Suvarna-prabhasottama sutra'') wurde bereits 414–421 ins Chine·si·sche über·setzt. In diesem Text treten die Him·mels·könige persön·lich auf und erklä·ren in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hoch·halten, beschüt·zen und andere, die dem Sutra im spe·ziellen und dem Bud·dhis·mus im allge·meinen abhold sind, bestra·fen werden. In Japan wurde das Goldglanz Sutra zusammen mit dem Lotus Sutra ({{glossar:Hokekyou}}) und dem Sutra für Barm·herzige Könige (''Ninnō-kyō'') zu den soge·nann·ten Drei Staats·schutz-Sutren gezählt.  
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| Bishamon-ten, 7. Jh.
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| Bishamon-ten, 8. Jh.
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Die  Vier Himmelskönige spielten vor allem in der Frühzeit des japanischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Damals erhoffte der japanische Staat aus der Verehrung des Buddhismus konkrete militärische und politische Vorteile ziehen zu können, wie dies in einigen buddhistischen Sutren, vor allem dem Goldglanz Sutra (jap. {{g|Konkoumyoukyou}}) auch ganz explizit versprochen wird.<!--
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Das Goldglanz Sutra (skt. ''Suvarṇaprabhāsasottama sūtra'') wurde bereits 414–421 ins Chinesische übersetzt. In diesem Text treten die Himmelskönige persönlich auf und erklären in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hochhalten, beschützen und andere, die dem Sutra im speziellen und dem Buddhismus im allgemeinen abhold sind, bestrafen werden. In Japan wurde das Goldglanz Sutra zusammen mit dem Lotus Sutra ({{gb|Hokekyou}}) und dem Sutra für Barmherzige Könige (''Ninnō-kyō'') zu den sogenannten Drei Staatsschutz-Sutren gezählt.  
 
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Die erste offizielle Chronik Japans, das {{glossar:Nihonshoki}}, berichtet dazu Folgendes:  
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Die erste offizielle Chronik Japans, das {{g|Nihonshoki}}, berichtet dazu Folgendes:  
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Nachdem der Buddhismus im 6. Jh. bei Hof bekannt geworden ist, formiert sich eine Partei für und eine gegen den Buddhismus. 587 kommt es zu einer Schlacht zwischen dem Lager der {{glossar:Mononobe}}, die den Bud·dhismus ablehnen, und dem Lager der {{glossar:Soganouji|Soga}}, die ihn fördern. Obwohl noch ein Knabe von drei·zehn Jahren, zieht auch der Kaiser·sohn {{glossar:Shoutokutaishi}} (574–622) in diese Schlacht, und zwar auf Seiten der Soga.  Zuvor schnitzt er vier Miniatur·sta·tuen der Himmels·könige,  steckt sie in sein Haar und schwört, dass er den Himmels·köni·gen einen Tempel und eine Pagode stiften werde, wenn die Feinde des Bud·dhis·mus in dieser Schlacht besiegt werden sollten. Dank der Unterstützung der Himmelskönige trägt die Partei der Soga den Sieg davon. Einige Jahre später lässt Shōtoku Taishi, mittler·weile zum kaiser·lichen Regenten avanciert, tat·säch·lich einen Tempel für die Vier Himmels·könige errichten. <ref>Dieser {{glossar:Shitennouji}} befindet sich im heu·tigen Osaka und gilt als ältes·ter  staat·lich gegrün·deter Tempel Japans.</ref>  
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Nachdem der Buddhismus erstmals bei Hof bekannt geworden ist, formiert sich eine Partei für und eine gegen die neue Religion. 587 kommt es zu einer Schlacht zwischen dem Lager der {{g|Mononobe}}, die den Buddhismus ablehnen, und dem Lager der {{g|Soganouji|Soga}}, die ihn fördern. Obwohl noch ein Knabe von dreizehn Jahren, zieht auch der Kaisersohn {{g|Shoutokutaishi}} (574–622) in diese Schlacht, und zwar auf Seiten der Soga. Zunächst sieht die Lage für die Verteidiger des Buddhismus jedoch übel aus.
|quelle=Zusammengefasst nach ''Nihon shoki'', Kap. Sujun Tennō (Aston, Teil 2, S. 113–115)
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{{zitat| text=
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Da sprach [der Prinz] zu sich: „Ob wir wohl siegen werden? Ohne ein Versprechen (an die Buddhas) wird dies kaum möglich sein.“ Und so schnitt er einen Lackbaum ({{g|nuride}}) um, formte daraus die Figuren der Vier Himmelswächter (Shi-Tennō) und steckte sie in sein Haar. Dann leistete er folgenden Schwur: „Gewiss will ich für die vier weltbeschützenden Könige einen Tempel errichten.“ Auch der Großminister {{g|Soganoumako}} leistete einen Schwur und sprach: „Wenn die Himmlischen Könige und die Großen Göttlichen Könige<!--
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Diese Formulierung scheint auf eine Passage des Goldglanz Sutras anzuspielen, wo mehrere Gruppen von {{sb|deva}}-Gottheiten angesprochen werden (NKBT 68, S. 164, Anm. 2).  
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uns zu Hilfe kommen und wir siegen, gelobe ich für die Devas und die Großen Götter einen Tempel zu errichten und ihn den Drei Schätzen (= Buddhismus) zu übergeben.
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Prompt wendet sich das Kriegsglück, da es einem Heckenschützen gelingt, den feindlichen Heerführer mit einem gezielten Pfeilschuss zu töten.<!--
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--><ref> Übersetzt und zusammengefasst nach ''Nihon shoki'' 21, Kap. Sujun Tennō (NKBT 68,  S. 163–164 und Aston 1973, Teil 2, S. 113–115).</ref>
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Der entscheidende Durchbruch des frühen japanischen Buddhismus erfolgte also laut  ''Nihon shoki'' auf militärischem Wege und war nur dank des Eingreifens der  Vier Himmelskönige möglich. Dem entsprechend wurde im Jahr 593 für die Vier Himmelskönige auch der {{g|Shitennouji}} im heutigen Ōsaka errichtet. Im gleichen Jahr errichtete Soga no Umako den {{g|Asukadera}}. Gemäß ''Nihon shoki'' leiten sich diese beiden ältesten Tempel Japans also auf Schwüre der beiden wichtigsten historischen Persönlichkeiten der Zeit um 600 zurück. Diese Schwüre sind wiederum durch entsprechende Stellen im Goldglanz Sutra inspiriert.
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| BishamonKuramadera.jpg
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| Bishamon-ten im Kurama-dera (Heian-Zeit)
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| Bishamon-ten im Tōdaiji (Edo-Zeit)
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Der ent·schei·dende Durch·bruch des frühen japanischen Bud·dhis·mus erfolgte also laut  ''Nihon shoki'' auf mili·täri·schem Wege und war nur dank des Eingreifens der Vier Him·mels·köni·ge möglich.
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Noch in der {{g|Nara}}-Zeit stellten die Himmelskönige eine zentrale Instanz dar, als es darum ging, Buddhismus und staatliche Verwaltung Hand in Hand im ganzen Land zu institutionalisieren. Zu diesem Zweck schuf {{g|shoumutennou}} in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts das Netzwerk der sogenannten Provinzialtempel ({{g|kokubunji}}), die offiziell folgende Bezeichnung trugen: „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmelskönige des Goldglanz [Sutra]s“.<!--
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''Konkōmyō shitennō gokoku no tera'' 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen ''hokke metsuzai no tera'' 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt).
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Daher tauchen die Vier Himmelswächter auch in der Halle des Großen Buddha im {{g|Toudaiji}} von Nara auf. Dieser Tempel war schließlich das Zentrum des Provinzialtempelsystems. Allerdings sind heute dort nur noch zwei der ursprünglichen Himmelskönige zu sehen, nämlich {{g|Tamonten}} (= Bishamon-ten) und {{g|Koumokuten}}. Der Größe des {{g|Daibutsu}} entsprechend sind aber auch sie von enormen Ausmaßen. Ähnlich wie im Tōdaiji sind die Himmelskönige in vielen anderen Tempeln als Wächter des Hauptheiligtums im Einsatz, allerdings werden sie mehr und mehr auf diese untergeordnete Funktion reduziert. Als Gruppe erlebten die Vier Himmelskönige also einen Abstieg, der mit der allmählichen Entwicklung des japanischen Buddhismus von einer Herrschaftsideologie zu einer Volksreligion einherging.
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== Vaishravana aus Khotan (Tobatsu Bishamon-ten) ==
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Zur Zeit der oben geschilderten Ereignisse genoss {{s|Vaishravana}} (Bishamon) entlang der Seidenstraße, also auf der Japan entgegengesetzten Seite der chinesisch-buddhistischen Einflusssphäre, eine womöglich noch größere Verehrung als die japanischen Himmelswächter.
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Im achten Jahrhundert, als die {{g|Tang}}-Dynastie (7.–9. Jh.) von Bürgerkriegen und dynastischen Streitigkeiten massiv erschüttert war, entstand eine semi-historische Legende um Vaishravana als kriegerische Schutzgottheit, deren Spuren nach Westen führen. Die Eckpunkte dieser Erzählung lauten folgendermaßen:
  
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|Tamon-ten im Tōdaiji (Edo-Zeit)
 
|Tamon-ten im Tōdaiji (Nara-Zeit)
 
 
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Noch in der {{glossar:Nara}}-Zeit stellten die Himmelskönige eine zentrale Instanz dar, als es darum ging, Bud·dhis·mus und staatliche Verwal·tung Hand in Hand im ganzen Land zu insti·tutio·na·lisieren. Zu diesem Zweck schuf {{glossar:shoumutennou}} in der ersten Hälfte des achten Jahr·hun·derts das Netz·werk der soge·nann·ten Provinzial·tempel ({{glossar:kokubunji}}), die offi·ziell fol·gende Bezeich·nung trugen: „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmels·könige des Gold·glanz [Sutra]s“.<ref>''Konkōmyō shitennō gokoku no tera'' 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen ''hokke metsuzai no tera'' 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt)</ref> Daher tauchen die Vier Himmels·wächter auch in der Halle des Großen Buddha im {{glossar:Toudaiji}} von Nara auf. Dieser Tempel war schließ·lich das Zentrum des Provin·zial·tempel·systems. Aller·dings sind heute dort nur noch zwei der ur·sprüng·lichen Himmels·könige zu sehen, nämlich {{glossar:Tamonten}} (= Bishamon-ten) und Kōmoku-ten. Der Größe des {{glossar:Daibutsu}} ent·spre·chend sind aber auch sie von enormen Aus·maßen. Ähnlich wie im Tōdaiji sind die Himmels·könige in vielen anderen Tempeln als Wächter des Haupt·heilig·tums im Einsatz, aller·dings werden sie mehr und mehr auf diese unter·geord·nete Funktion reduziert. Als Gruppe erlebten die Vier Himmelskönige also einen Abstieg, der mit der allmählichen Entwicklung des japanischen Buddhismus von einer Herrschaftsideologie zu einer Volksreligion einherging.
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Im Jahr 742 wird die Garnisonsstadt {{g|Anxi}}, der Knotenpunkt von nördlicher und südlicher Seidenstraße im Nordwesten Chinas, von „Barbaren“ angegriffen und gerät in arge Bedrängnis. Die Kunde davon dringt bis in die Hauptstadt, wo der Kaiser den eminenten Mönch {{s|Amoghavajra}} (705–774) anweist, etwas für die Sicherheit des Landes zu tun. Amoghavajra, der seinerseits zentralasiatische Wurzeln hat, betet daraufhin zu Vaishravana (Bishamon). Dieser erhört die Bitten und verursacht ein Erdbeben in Anxi. Auch sendet er goldfarbene Mäuse aus, die die Bogensehnen der Feinde zernagen (mehr zu diesen Mäusen s.u.). Schließlich erscheint Vaishravana höchstpersönlich auf dem riesigen Nordtor der Burg. Da ergreifen die Feinde die Flucht und Anxi ist gerettet. Die Geschichte machte derartigen Eindruck, dass der Kaiser daraufhin in allen Garnisonen Statuen dieser Gottheit aufstellen ließ.<!--
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Die Legende ist vor allem aus der Biographie Amoghavajras (chin. Bukong 不空) in den Song-zeitlichen „Chroniken Großer Mönche“ (''Song gao seng zhuan'' 宋高僧伝, 988) bekannt. S.a. Goble 2013, S. 2.
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</ref>  
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Die Historizität dieser Legende ist äußerst zweifelhaft (Amoghavajra befand sich zu dieser Zeit nicht am chinesischen Hof und von einer Belagerung 742 ist ansonsten nichts zu finden).  
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Sie stammt wahrscheinlich aus der {{g|Song}}-Zeit, mehr als 200 Jahre nach den erwähnten Geschehnissen. Zugleich enthält sie  Elemente, die aus viel älteren Quellen anderer Regionen stammen. Die Geschichte der Mäuse, die den Feinden die Bogensehnen zernagen, kann man sogar beim griechischen Historiker {{g|Herodot}} finden.<ref>Goble 2013, S. 5–7.</ref>
  
==Phase 2: Tobatsu Bishamon==
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Als „wahren Kern“ kann man aber die enge Verbindung zwischen Vaishravana und Amoghavajra ansehen. Letzterer schlug sich zur Zeit der {{g|Anlushan}} Rebellion (755–765), die die Tang-Dynaste an den Rand des Ruins führte, auf die Seite des etablierten Kaiserhauses und führte magische Riten gegen dessen Feinde durch, die teilweise in Form von Ritualmanualen erhalten sind. {{g|goblegeoffrey}} vermutet daher, dass die Legende im Grunde Amoghavajras Rolle während dieses Bürgerkriegs nachzeichnet. Es wäre demnach durchaus plausibel, dass die Rolle Vaishravanas als singuläre Kriegsgottheit dank Amoghavajra im Tang-Reich popularisiert wurde.
  
Zur Zeit der oben geschilderten Ereignisse genoss {{skt:Vaishravana}} (Bishamon) entlang der Seidenstraße, also auf der Japan ent·gegen·ge·setzten Seite der chinesisch-buddhis·tischen Einfluss·sphäre, eine womöglich noch größere Ver·ehrung als die japanischen Shi-Tennō. In Khotan, einer Oase an der süd·lichen Route der Seiden·straße, betrach·teten sich die Könige als seine direk·ten Nach·kommen. Sie begrün·deten dies damit, dass Vaishra·vana einst einem alten, kinder·losen König Khotans zu einem Sohn verhalf, indem er, Vaishra·vana, einen Knaben aus seinem eigenen Kopf gebar und ihn dem König über·ant·wortete. Das Kind wurde in der Folge von einer Erd·göttin gesäugt.<ref>Wladimir Zwalf 1985, [http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_object_details.aspx?objectid=6818&partid=1 British Museum] (Zugriff: 2012/2/22)</ref> Die Motive dieser Legende fanden Eingang in die Vaishra·vana Ikono·graphie Khotans und ver·brei·te·ten sich von hier aus weiter.
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| Vaishravana_947.jpg
 
| Vaishravana_947.jpg
| Khotan_king.jpg
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| King_khotan.jpg
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| Cao Yuanzhong
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| Li Shengtian
 
| caption = Vaishravana Kult entlang der Seidenstraße  
 
| caption = Vaishravana Kult entlang der Seidenstraße  
 
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In weiterer Folge entstand in China eine semi-historische Legende um Vaishra·vana, deren Eck·punkte fol·gender·maßen lauten:
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Zugleich  finden sich in den nahe von Anxi gelegenen Tausend Buddha Höhlen von {{g|Dunhuang}}<!--
{{Zitat|text=
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--><ref>Die Tausend Buddha Höhlen waren nach dem plötzlichen, immer noch rätselhaften Niedergang Dunhuangs jahrhundertelang in Vergessenheit geraten, bevor sie im 20. Jahrhundert von Archäologen neu erschlossen wurden und zahlreiche bislang unbekannte buddhistische Texte und Kunstgegenstände zu Tage brachten.
Im Jahr 742 wird die Gar·nisons·stadt Anxi, der Knoten·punkt von nörd·licher und süd·licher Seiden·straße im Nord·westen Chinas, von „Barbaren“ ange·griffen und gerät in arge Be·dräng·nis. Die Kunde davon dringt bis in die chine·sische Haupt·stadt, wo der Kaiser den emi·nenten Mönch {{skt:Amoghavajra}}  (705–774) anweist, etwas für die Sicher·heit des Landes zu tun. Amogha·vajra, der seiner·seits zentral·asia·tische Wurzeln hat, betet darauf·hin zu Vaishra·vana (Bishamon). Dieser erhört die Bitten und verur·sacht ein Erd·beben in Anxi. Auch sendet er gold·far·bene Mäuse aus, die die Bogen·sehnen der Feinde zernag·en (mehr zu diesen Mäusen s.u.). Schließ·lich erscheint Vaishra·vana höchst·per·sönlich auf dem riesi·gen Nordtor der Burg. Da ergrei·fen die Feinde die Flucht und Anxi ist ge·rettet.<ref>Die Legende ist vor allem aus der Biographie Amoghavajras (chin. Bukong 不空) in den Song-zeitlichen „Chroniken Großer Mönche“ (''Song gao seng zhuan'' 宋高僧伝, 988) bekannt.</ref>
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</ref>
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tatsächlich Belege für einen ausgeprägten Kult des Vaishravana.
Die Le·gende machte der·artigen Eindruck, dass der Kaiser daraufhin in allen Garni·sonen Statuen dieser Gottheit, die als {{glossar:Tobatsubishamonten}} (Bishamon aus Turfan)<ref> Tobatsu bezeich·net das zentral·asia·tische Reich Turfan an der nörd·lichen Seiden·straße, oder aber Tibet. Im vor·liegen·den Kontext kann man aber davon aus·gehen, dass der Begriff stell·ver·tre·tend für Zentral·asien bzw. für die Reiche im Westen Chinas ge·braucht wird.</ref> bezeichnet wurden, aufstellen ließ. Rund um Anxi entfal·tete sich ein beson·derer Kult des Bishamon, der u.a. in den nahe gelegenen Tausend Buddha Höhlen von Dunhuang seinen Nieder·schlag fand. <ref>
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Dunhuang in der heutigen chinesischen Provinz Gansu war sowohl ein Handels- als auch ein buddhistisches Pilgerzentrum an der Seidenstraße, dessen Blüte in die Tang-Zeit  fällt.
Dunhuang in der heutigen chinesischen Provinz Gansu war sowohl ein Handels- als auch ein bud·dhis·tisches Pilger·zentrum an der Seiden·straße, dessen Blüte in die Tang-Zeit (7.–9.Jh.) fällt. Berühmt sind die Tausend Buddha Höhlen, die erst im 20. Jahr·hun·dert von Archäo·logen neu er·schlos·sen wurden und zahl·reiche bislang unbe·kannte buddhis·tische Texte und Kunst·gegen·stände zu Tage brachten.
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Seine lokalen Herrscher pflegten verwandtschaftliche Beziehungen  mit kleineren Königreichen entlang der Seidenstraße, wie z.B. der Oase {{g|Khotan}}. Die Könige von Khotan wiederum betrachteten sich als direkte Nachkommen von Vaishravana. Sie begründeten dies damit, dass Vaishravana einst einem alten, kinderlosen König Khotans zu einem Sohn verhalf, indem er, Vaishravana, einen Knaben aus seinem eigenen Kopf gebar und ihn dem König überantwortete. Das Kind wurde in der Folge von einer Erdgöttin gesäugt.<!--
</ref>
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Die Legende ist unter anderem aus dem berühmten Reisebericht des Pilgermönchs {{gb|xuanzang}} bekannt. Demnach errichtete der erste König von Khotan eine Statue für Vaishravana und betete zu ihr um Nachkommenschaft. Da spaltete sich der Kopf der Statue und ein Säugling kam heraus, den der König als Sohn annahm. Als er dann noch um Nahrung für den Sohn bat, öffnete sich die Erde zu Füßen der Statue und es erschienen Brüste, die das Kind säugten. Der von göttlicher Macht gezeugte Nachkomme wurde zum Ahnherrn einer stabilen und in den Augen Xuanzangs vorbildlichen Dynastie von buddhistischen Herrschern in Khotan. Die Legende begründete u.a. Vaishravanas Ruf als Garant männlicher Nachkommen (Wicks 2002, S. 135–138; s.a.  
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Wladimir Zwalf 1985, [http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_object_details.aspx?objectid=6818&partid=1 British Museum] [Zugriff: 2012/2/22]).
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Motive dieser Legende finden auch in den oben abgebildeten Beispielen aus Dunhuang. Sie belegen, dass sich im zehnten Jahrhundert sowohl der Lokalherrscher von Dunhuang, {{g|Caoyuanzhong}}, als auch sein Schwager, der König von Khotan {{g|Lishengtian}}, mit Elementen der Vaishravana-Legende schmückten, etwa mit einer Erdgöttin, die ihnen als Podest diente.
  
In Japan, wo Bishamon-ten zu diesem Zeitpunkt ja bereits bekannt war, scheint man den Kult des Tobatsu Bishamon bereits fünfzig Jahre nach der wundersamen Errettung von Anxi auf·ge·griffen zu haben. Getreu dem chine·sischen Vorbild, stellte man seine Statue im südlichen Haupt·tor der 795 gegrün·deten Haupt·stadt {{glossar:Heian|Heian-kyō}} auf. Während dieses Tor, das Rajōmon, nicht allzu lange über·dauerte, wurde die in China herge·stellte Statue stil·prägend für weitere Statuen des Tobatsu Bishamon-ten. Sie ist heute im Besitz des unweit des Rajōmon gelegenen {{glossar:Touji}}, eines der wich·tigs·ten {{glossar:Shingonshuu|Shingon}} Tempel.<ref> S. [http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/b/bishamonten.htm Bishamonten] (JAANUS).  Die beson·dere Verbin·dung von Tobatsu Bishamon und Shingon könnte auch daher rühren, dass sich Shingon auf die Tradition eben jenes Amogha·vajra, der den Tobatsu Kult initi·ierte, zurück·führt. {{glossar:Kuukai}}, der Gründer·vater des Shingon, war ein Enkel·schüler Amaghovajras.</ref> In den Bergen im Norden der Stadt errich·tete man außer·dem den Tempel Kuramadera, der als nördlicher spiritueller Wächter fungierte. Er sollte  zunächst {{glossar:Kannon}} geweiht werden, nahm  aber schließlich Bisha·mon-ten als Haupt·heilig·tum an.<ref>
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=== Tobatsu in Japan ===
So jedenfalls ein Bericht aus dem ''Fusō ryakki'' (nach 1094), das die Gründung des fraglichen Tempel, des Kurama-dera, im späten 8. Jh. ansetzt. Der Kurama-dera entwickelte sich später zu einem Zentrum der {{glossar:yamabushi}} und des {{glossar:tengu}}-Glaubens. Die Gleichsetzung von Kannon und Bishamon-ten findet sich auch im Lotos Sutra.
 
</ref>
 
Bishamon-ten schützte somit die Hauptstadt sowohl im Norden als auch im Süden.
 
  
Die meisten frühen Statuen des Tobatsu Bishamon-ten finden sich jedoch im Nord·osten Japans, wo zu dieser Zeit noch heftige Kämpfe mit den Emishi, Japans „nörd·lichen Barbaren“ tobten. <ref>Yiengpruksawan 1998, S. 42</ref> Man kann also davon ausgehen, das sich die militä·rischen Aspekte der Vier Himmels·könige in Tobatsu noch ver·stärk·ten und er zu einer Art Kriegs·gott der Heian-Zeit wurde. 
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Auf den meisten japanischen Darstellungen unterscheidet sich Tobatsu kaum von Bishamon, wie er schon zuvor  im Ensemble der Vier Himmels·könige auftritt. Als Unter·schei·dungs·merkmal gelten allerdings die Figuren, auf denen er gewohnheitsmäßig steht. Wäh·rend Bishamon-Statuen der Phase 1 zumeist auf einem einzelnen, zusam·men·gekauer·ten Dämon ({{glossar:jaki}}) posieren, steht Tobatsu ent·weder auf den ausge·brei·teten Händen einer weib·lichen Figur oder auf zwei Dämonen, in deren Mitte eine weib·liche Figur zu sehen ist. Diese weibliche Figur ist {{glossar:Jiten}} (skt. Prthivi), die Erdgöttin. Sie findet sich in der unter·stüt·zen·den Haltung bereits in den Vaishra·vana/ Bishamon Dar·stel·lungen der Könige von Khotan. Während das Trampeln auf Dämonen als Geste des Triumphs gedeutet werden kann, besteht zwischen der Erd·göttin und Bishamon ganz offen·sicht·lich ein Ein·ver·neh·men, das man an der geord·neten, sym·me·trischen Haltung, mit der sie ihm stützt, ablesen kann. Die chi·nesi·sche Skulptur des Tobatsu trägt außer·dem eine charak·teris·tische, eng·tail·lierte Rüstung und eine Krone statt des üblichen Helms. Diese Details werden aber in Japan bald wieder fallen gelassen.  
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In Japan entstand bereits im 9. Jahrhundert ein besonderer Kult für den Vaishravana aus Khotan, {{g|Tobatsubishamonten}},<!--
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Tobatsu bezeichnet das zentralasiatische Reich Turfan an der nördlichen Seidenstraße, oder aber Tibet. Im vorliegenden Kontext kann man aber davon ausgehen, dass der Begriff stellvertretend für Zentralasien bzw. für die Reiche im Westen Chinas gebraucht wird.
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</ref> in dem Motive aus den oben angeführten Legenden zu finden sind.
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Die älteste japanische Statue des Tobatsu Bishamon stammt aus China und soll nur wenige Jahrzehnte nach dem Tod Amoghavajras von seinem „Enkelschüler“ {{g|Kuukai}}, dem Begründer des Shingon Buddhismus, nach Japan gebracht worden sein. Die Statue unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von der geläufigen Bishamon-Ikonographie. So stehen konventionelle Bishamon-Statuen zumeist auf einem einzelnen, zusammengekauerten Dämon ({{g|jaki}}), Tobatsu hingegen auf den ausgebreiteten Händen einer weiblichen Figur. Diese weibliche Figur ist {{g|Jiten}} (skt. {{s|prthivi}}), die Erdgöttin. Sie findet sich in der unterstützenden Haltung auch auf den Vaishravana/Bishamon Darstellungen aus Dunhuang (s.o.). Während das Trampeln auf Dämonen als Geste des Triumphs gedeutet werden kann, besteht zwischen der Erdgöttin und Bishamon ganz offensichtlich ein Einvernehmen, das man an der geordneten, symmetrischen Haltung, mit der sie ihm stützt, ablesen kann.  
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Die chinesische Skulptur des Tobatsu trägt außerdem eine charakteristische, engtaillierte Rüstung und eine Krone statt des üblichen Helms. Diese Details wurden in Japan zwar bald wieder fallen gelassen, die unterstützende Erdgöttin hingegen blieb als Kennzeichen des Tobatsu Bishamon im Gedächtnis. Auch erhält Tobatsu anstelle der anderen Himmelswächter eine Familie und ein Gefolge aus Dämonen (s. u.).
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Die Tobatsu Statue aus dem Tang-Reich wurde zunächst — ganz im Einklang mit der Legende von Anxi — im südlichen Haupttor der neuen Hauptstadt {{g|Heian|Heian-kyō}} aufgestellt.
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Während dieses Tor, das {{g|rajoumon}}, nicht allzu lange überdauerte, übersiedelte die Statue in den unweit des Rajō-mon gelegenen {{g|Touji}}, einen der wichtigsten {{g|Shingonshuu|Shingon}} Tempel.<!--
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Diese Angaben stützen sich auf das ''Tōhō-ki'' 東宝記 (1352), die Tempelchronik des Tōji; s.a. [http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/b/bishamonten.htm Bishamonten] (JAANUS).
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In den Bergen im Norden der Stadt errichtete man außerdem einen Tempel, den {{g|Kuramadera}}, der als nördlicher spiritueller Wächter fungierte. Er sollte  zunächst {{g|Kannon}} geweiht werden, nahm  aber schließlich Bishamon-ten als Hauptheiligtum an.<!--
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--><ref>
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So jedenfalls ein Bericht aus dem ''Fusō ryakki'' (nach 1094), das die Gründung des fraglichen Tempel, des Kurama-dera, im späten 8. Jahrhundert ansetzt. Der Kurama-dera entwickelte sich später zu einem Zentrum der {{gb|yamabushi}} und des {{gb|tengu}}-Glaubens. Die Gleichsetzung von Kannon und Bishamon-ten findet sich auch im Lotos Sutra.
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Bishamon-ten schützte somit die Hauptstadt sowohl im Norden als auch im Süden.
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Die meisten frühen Statuen des Tobatsu Bishamon-ten finden sich jedoch im Nordosten Japans, wo zu dieser Zeit noch heftige Kämpfe mit den {{g|Emishi}}, Japans „nördlichen Barbaren“ tobten.<ref>Yiengpruksawan 1998, S. 42</ref> Man kann also davon ausgehen, das sich die militärischen Aspekte der Vier Himmelskönige in Tobatsu noch verstärkten und er zu einer Art Kriegsgott der Heian-Zeit wurde.
  
===Bishamon-tens Gefolge===
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=== Bishamon-tens Gefolge ===
  
Zahlreiche weitere Aspekte, die sich mit Bishamon als Einzelfigur verbinden, lassen sich exem·pla·risch an einem Rollbild aus der Kamakura-Zeit (um 1200) identi·fzieren, das heute im Museum of Fine Arts in Boston hängt. Hier werden die ver·schie·denen Einzel·aspekte Bishamon-tens frei mit einander in Bezie·hung gebracht:
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Zahlreiche weitere Aspekte, die sich mit Bishamon als Einzelfigur verbinden, lassen sich exemplarisch an einem Rollbild aus der {{g|Kamakura}}-Zeit (um 1200) identifzieren, das heute im Museum of Fine Arts in Boston hängt. Hier werden die verschiedenen Einzelaspekte Bishamon-tens frei mit einander in Beziehung gebracht:
  
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|bishamon_kamakura.jpg
 
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|Bishamon-ten und Gefolge
 
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Das Bild zeigt Bishamon-ten mit einem bunten Gefolge aus unter·wor·fenen Dämonen und edlen Gestal·ten. Bishamon selbst steht auf zwei Dämonen<ref>Niranba und Biranba. Sie treten bereits im ''Lotos Sutra'' neben Bishamon als Beschützer der Gläubigen auf.</ref>, die weib·liche Figur davor ist die Erd·göttin Jiten. Dies deutet nach dem, was wir bisher bespro·chen haben, auf Tobatsu Bishamon hin. Er trägt die typi·sche Rüstung, die mit den Fratzen mythi·scher Bestien verziert ist, vor allem eine Art Löwen·kopf als Gürtel·schnalle. In der rechten Hand hält er einen Stab, in der linken sein wich·tigs·tes Attribut, die Pagode. Aus seinen Schultern schlagen hohe rote Flam·men·säulen.  
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Das Bild zeigt Bishamon-ten mit einem bunten Gefolge aus unterworfenen Dämonen und edlen Gestalten. Bishamon selbst steht auf zwei Dämonen<ref>Niranba und Biranba. Sie treten bereits im ''Lotos Sutra'' neben Bishamon als Beschützer der Gläubigen auf.</ref>, die weibliche Figur davor ist die Erdgöttin Jiten. Dies deutet nach dem, was wir bisher besprochen haben, auf Tobatsu Bishamon hin. Er trägt die typische Rüstung, die mit den Fratzen mythischer Bestien verziert ist, vor allem eine Art Löwenkopf als Gürtelschnalle. In der rechten Hand hält er einen Stab, in der linken sein wichtigstes Attribut, die Pagode. Aus seinen Schultern schlagen hohe rote Flammensäulen.  
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Rechts von Bishamon ist eine Gruppe von vier Dämonen zu erkennen, die als Waffenträger fungieren: einer trägt Bishamons charakteristischen Dreizack, einer Pfeil und Bogen, einer einen weiteren Stab und einer ein Schwert. Rechts vor den Waffenträgern steht eine rote, dämonische Figur mit „Lederhosen“ in Form von Elefantenköpfen. Diese Figur heißt {{g|Jinjataishou}}, wtl. der Wüstengeneral. Es handelt sich um eine Erscheinungsform des Bishamon. Der Legende nach soll Bishamon in dieser Gestalt dem berühmten Pilgermönch {{g|Xuanzang}}  in einer zentralasiatischen Wüste den Weg zur nächsten Oase gewiesen und ihn so vor dem Verdursten gerettet haben.<ref> Rosenfield 2010, S. 181–183; s.a. Mark Schumacher, „Bishamonten“. </ref> Die historische Faktizität dieser Legende mag zweifelhaft sein, doch verdeutlicht sie ein weiteres Mal den zentralasiatischen Einfluss auf die Bishamon Ikonographie. Neben dem Wüstengeneral ist auf dem obigen Bild eine jugendliche Figur mit Elefantenmütze zu sehen, die ich noch nicht identifizieren konnte. Auf der anderen Seite Bishamons  ist im Hintergrund eine weitere seltsame Erscheinung zu sehen. Sie besitzt zahlreiche Attribute esoterisch-zornvoller Gottheiten ({{s|krodha}}) nämlich zu Berge stehendes Haar, Raubtierzähne, Kette aus Totenschädel, vier Hände, in zwei davon menschliche Leichen, etc. Während derartige Figuren in der späteren esoterischen Ikonographie rangmäßig über Wächtern wie Bishamon stehen, ist diese Figur im vorliegenden Kontext ganz offensichtlich von untergeordneter Stellung.
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Links von Bishamon fallen drei vornehme Figuren ins Auge. Es handelt sich um die Gefährtin des Bishamon, {{g|Kichijouten}}, die vor allem im frühen japanischen Buddhismus als eine Art Glücksgottheit galt, später aber etwas in Vergessenheit geriet. Sie hält ein Wunscherfüllungs-Juwel in Händen. Neben ihr zwei Knaben, darunter wahrscheinlich {{g|zennishidouji}}, ein Sohn des Bishamon, der auch oft als sein Bote in Erscheinung tritt.
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Rechts von Bishamon ist eine Gruppe von vier Dämonen zu erkennen, die als Waffen·träger fungieren: einer trägt Bishamons charak·teris·ti·schen Dreizack, einer Pfeil und Bogen, einer einen weiteren Stab und einer ein Schwert. Rechts vor den Waffen·trä·gern steht eine rote, dämo·nische Figur mit „Leder·hosen“ in Form von Ele·fanten·köpfen. Diese Figur heißt {{glossar:Jinjataishou}}, wtl. der Wüsten·general. Es handelt sich um eine Erschei·nungs·form des Bishamon. Der Legende nach soll Bishamon in dieser Gestalt dem berühm·ten Pilger·mönch {{glossar:Xuanzang}}  in einer zentral·asia·ti·schen Wüste den Weg zur nächs·ten Oase gewiesen und ihn so vor dem Ver·dursten gerettet haben.<ref> Rosenfield 2010, S. 181-183; s.a. Mark Schumacher, „Bishamonten“. </ref> Die histo·rische Faktizi·tät dieser Legende mag zweifel·haft sein, doch ver·deut·licht sie ein weite·res Mal den zentral·asia·tischen Einfluss auf die Bishamon Ikono·graphie. Neben dem Wüsten·general ist auf dem obigen Bild eine jugend·liche Figur mit Elefan·ten·mütze zu sehen, die ich noch nicht identi·fizieren konnte. Auf der anderen Seite Bishamons ist im Hinter·grund eine weitere seltsame Erschei·nung zu sehen. Sie besitzt zahl·reiche Attribute eso·terisch-zorn·voller Gott·heiten ({{skt:krodha}}) nämlich zu Berge stehen·des Haar, Raub·tier·zähne, Kette aus Toten·schädel, vier Hände, in zwei davon mensch·liche Leichen, etc. Wäh·rend derartige Figuren in der spä·teren eso·teri·schen Ikono·graphie rang·mäßig über Wächtern wie Bishamon stehen, ist diese Figur im vor·lie·gen·den Kontext ganz offen·sicht·lich von unter·geord·neter Stel·lung.  
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Viele Einzelheiten des Kamakura-zeitlichen Rollbilds finden sich auch in chinesischen Darstellungen aus Dunhuang wieder, zum Beispiel auf der Abbildung oben, die Vaishravana (Bishamon) bei einer Art Inspektionstour durch sein Reich darstellt. Abgesehen von den Flammensäulen an Bishamons Schultern begegnen wir auch hier seinen Familienmitgliedern, allerdings mit vertauschten Attributen in den Händen.
  
Links von Bishamon fallen drei vornehme Figuren ins Auge. Es handelt sich um die Gefährtin des Bishamon, {{glossar:Kichijouten}}, die vor allem im frühen japa·nischen Bud·dhis·mus als eine Art Glücks·gott·heit galt, später aber etwas in Ver·ges·sen·heit geriet. Sie hält ein Wunsch·er·fül·lungs-Juwel in Händen. Neben ihr zwei Knaben, wahr·schein·lich Söhne des Bishamon, einer mit einem Teller mit Blüten(?), einer mit einem Beutel.
 
 
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|Bishamon mit Familie
 
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Die Figur des Tobatsu Bishamon-ten war also möglicherweise der Auslöser dafür, dass sich Vaishravana/Bishamon aus den Formationen gleichartiger Schutzgötter, die ihn als Richtungsgottheit umgaben, löste und nicht mehr allein auf bloßen (militärischen) Schutz beschränkt blieb. An die Stelle seiner Waffenbrüder trat ein buntes Gefolge, das auch  friedliche Figuren beinhaltete. Diese Figuren halten Früchte, Wunschjuwelen und andere Schätze in ihren Händen und deuten damit  auf materiellen Reichtum hin. Dieser Aspekt ist, wie wir noch sehen werden, bereits in Vaishravanas indischem Erbe angelegt, hat sich in Japan aber erst zu einem späteren Zeitpunkt Ausdruck verschafft.
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|Bishamon bekämpft Krankheiten
 
|Bishamon bekämpft Krankheiten
 
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Viele Einzelheiten des Kamakura-zeitlichen Rollbilds finden sich auch in chine·sischen Darstel·lungen aus Dunhuang wieder, zum Bei·spiel auf der Abbil·dung oben rechts, die Vaishra·vana (Bishamon) bei einer Art Inspek·tions·tour durch sein Reich darstellt. Abge·sehen von den Flam·men·säulen an Bishamons Schultern be·geg·nen wir auch hier seinen Fami·lien·mit·glie·dern, allerdings mit ver·tausch·ten Attri·buten in den Händen. Ein interes·santes Detail des chine·sischen Bei·spiels ist die Tengu-artige Figur in der oberen rechten Ecke des Bilds, offen·sicht·lich ein böser Dämon. Ein Bogen·schütze im Gefolge des Bishamon spannt gerade seine Waffe, als ob er diesen Dämon abschießen wollte.
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Bishamons schützende Kraft findet sich außerdem in einer berühmten, wenn auch etwas untypischen Bishamon-Darstellung aus Japan, einem „Bild der Bekämpfung von Übeln“ ({{g|hekijae}}) aus dem späten 12. Jahrhundert Hier sieht man Bishamon, wie er mit Pfeil und Bogen geflügelte Dämonen abschießt. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass diese Krankheiten personifizieren. Bishamon-ten wurde also in dieser Zeit auch ein Schutzherr gegen Krankheiten angesehen, die im japanischen Altertum generell ein großes Problem darstellten, für das nicht viel mehr als religiöse Mittel zur Hand waren. Auch in diesem Kontext tritt Bishamonten ohne die Hilfe der anderen Himmelskönige auf.
Ein ver·wand·tes Motiv findet sich wiederum in einer berühm·ten, wenn auch etwas untypi·schen Bishamon-Darstel·lung aus Japan, einem „Bild der Bekämp·fung von Übeln“ (''hekija-e'') aus dem späten 12. Jh. Hier sieht man Bishamon selbst, wie er mit Pfeil und Bogen geflü·gelte Dämo·nen ab·schießt. Dem Kontext ist zu entneh·men, dass diese Krank·heiten per·soni·fizieren. Bishamon-ten wurde also in dieser Zeit auch ein Schutz·herr gegen Krank·heiten ange·sehen, die im japa·ni·schen Alter·tum generell ein großes Problem dar·stell·ten, für das nicht viel mehr als reli·giöse Mittel zur Hand waren.  
 
 
Obwohl die Figur des Tobatsu Bishamon-ten zunächst mindestens ebenso martia·lisch auftrat wie die Gruppe der Vier Him·mels·könige, scheint diese ikono·gra·phische Form der Aus·löser dafür zu sein, dass sich Bishamon in Ostasien aus seinen mili·täri·schen Forma·tionen löste und als ein·zelne Gestalt verehrt wurde. Dadurch scheint sich das Spek·trum seiner Funktio·nen ver·größert zu haben und war nicht mehr allein auf bloßen (mili·täri·schen) Schutz beschränkt. Die fried·lichen Figu·ren in Bishamons Gefolge deuten auf mate·riellen Reich·tum hin. Dieser Aspekt ist, wie wir noch sehen werden, bereits in Vaishra·vanas indi·schem Erbe angelegt, hat sich in Japan aber erst zu einem spä·teren Zeit·punkt Ausdruck ver·schafft.
 
  
===Tohachi Bishamon===
+
=== Tōhachi Bishamon ===
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|caption = Bishamon mit vier Köpfen und acht Schwertern
 
|caption = Bishamon mit vier Köpfen und acht Schwertern
 
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}}
 
}}
Im späten Mittel·altern kommt es zu einer neuen ikono·graphi·schen Form des Tobatsu Bishamon-ten, die auf einem Wortspiel beruht. Man las den Ausdruck ''tobatsu'' als ''tōhachi''  und unter·legte diese Aus·sprache mit neuen Schrift·zeichen in der Bedeutung „acht Schwerter“. In der Tat hält dieser Bishamon acht Schwerter in seinen zwölf Händen. Außerdem hat er vier Gesichter und reitet auf einem Löwen. Letz·terer dürfte von neuen Bishamon-Motiven auf dem Festland beein·flusst sein. Diese Darstel·lung hebt  die martia·lischen Züge Bisha·mons ein wei·teres Mal deut·lich hervor und scheint sich unter den War·lords der {{glossar:sengokujidai|''sengoku''}}-Zeit einer gewis·sen Beliebt·heit erfreut haben.<ref>Der Daimyō Uesugi Kenshin trug etwa die Schriftzeichen dieser Bishamon-Manifestation auf seinen Kriegsbannern. Auch Takeda Shingen führte in der Schlacht einen Schrein mit einem zehnarmigen Tōhachi Bishamon-ten mit. ([http://www16.plala.or.jp/enkoin/bishamon.html Enkō-in] [2012/3/2])</ref> Aber noch in der späten Edo-Zeit sind Tōhachi Darstel·lungen zu finden. Die genauen Umstände der Entstehung und Verbrei·tung dieses speziellen Kultes sind mir allerdings nicht bekannt.  
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Im späten Mittelalter kommt es zu einer neuen ikonographischen Form des Tobatsu Bishamon-ten, die auf einem Wortspiel beruht. Man las den Ausdruck ''tobatsu'' als ''tōhachi''  und unterlegte diese Aussprache mit neuen Schriftzeichen in der Bedeutung „acht Schwerter“. In der Tat hält dieser Bishamon acht Schwerter in seinen zwölf Händen. Außerdem hat er vier Gesichter und reitet auf einem Löwen. Letzterer dürfte von neuen Bishamon-Motiven auf dem Festland beeinflusst sein. Diese Darstellung hebt  die martialischen Züge Bishamons ein weiteres Mal deutlich hervor und scheint sich unter den Warlords der {{g|sengokujidai|''sengoku''}}-Zeit einer gewissen Beliebtheit erfreut haben.<ref>Der Daimyō Uesugi Kenshin trug etwa die Schriftzeichen dieser Bishamon-Manifestation auf seinen Kriegsbannern. Auch Takeda Shingen führte in der Schlacht einen Schrein mit einem zehnarmigen Tōhachi Bishamon-ten mit. ([http://www16.plala.or.jp/enkoin/bishamon.html Enkō-in] [2012/3/2])</ref> Aber noch in der späten Edo-Zeit sind Tōhachi Darstellungen zu finden. Die genauen Umstände der Entstehung und Verbreitung dieses speziellen Kultes sind mir allerdings nicht bekannt.  
  
{{h2+3|Phase 3: Bishamon-ten als Glücksgott}}
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{{h2+3| Bishamon-ten als Glücksgott}}
  
===Exkurs: Vaishravana, Kubera und Jambhala ===
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===Exkurs: Indische Reichtumsgötter ===
  
Bishamon leitet sich wie erwähnt von {{skt:Vaishravana}} (wtl. „Sohn des Gerühmten“) ab, eines indi·schen Gottes, dessen eigent·licher Namen Kubera lautet. Die klassi·schen indi·schen Epen ''Maha·barata'' und ''Rama·yana'' berichten, dass Vaishra·vana oder Kubera von der über·geord·neten Gottheit Brahma explizit zum Herren der Reich·tümer und Schätze erho·ben wurde, und bezeich·nen ihn auch als Schatz·meister der Götter oder als Spender von Reich·tümern. Er hat eine goldene Haut und wohnt in gol·denen Städten. Zugleich gebietet er über ver·schie·dene dämo·nische Völker, allen voran die {{skt:Yaksha}}s bzw. {{skt:rakshasa}}s, beides eher kriege·rische, wilde Gestalten, die oft gemein·sam in einem Atem·zug genannt werden. Mög·licher·weise zählte auch das Horten und Hüten von Schätzen zu ihren ur·sprüng·lichen Kom·peten·zen, sodass sich Vaishra·vanas Reich·tums·aspekt auch aus seiner Ver·bin·dung zu diesen Dämonen ent·wickelt haben könnte.  
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Bishamon leitet sich wie erwähnt von {{s|Vaishravana}} (wtl. „Sohn des Gerühmten“) ab, eines indischen Gottes, dessen eigentlicher Namen Kubera lautet. Die klassischen indischen Epen {{s|mahabharata}}  und {{s|ramayana}}  berichten, dass Vaishravana oder Kubera von der übergeordneten Gottheit Brahma explizit zum Herren der Reichtümer und Schätze erhoben wurde, und bezeichnen ihn auch als Schatzmeister der Götter oder als Spender von Reichtümern. Er hat eine goldene Haut und wohnt in goldenen Städten. Zugleich gebietet er über verschiedene dämonische Völker, allen voran die {{s|Yaksha}}s bzw. {{s|rakshasa}}s, beides eher kriegerische, wilde Gestalten, die oft gemeinsam in einem Atemzug genannt werden. Möglicherweise zählte auch das Horten und Hüten von Schätzen zu ihren ursprünglichen Kompetenzen, sodass sich Vaishravanas Reichtumsaspekt auch aus seiner Verbindung zu diesen Dämonen entwickelt haben könnte.  
  
Oft wird Vaishravana in Verbin·dung mit drei wei·teren Gott·heiten genannt, die jeweils einen Bereich der Welt beherr·schen: {{skt:Yama}} die Unter·welt, {{skt:Indra}} den Himmel, Varuna das Meer und schließlich Vaishra·vana die be·wohnte Welt. Erst nach und nach werden diese vier Gott·heiten den Himmels·rich·tungen zuge·ordnet, wobei sich Vaishra·vana als Hüter des Nor·dens heraus·kristal·lisiert. Dies hängt mög·licher·weise mit der Asso·ziation „Reich·tum – Gold Metall Bergbau – Hima·laya“ zusam·men: das Gold kam in Indien aus dem Norden.  
+
Oft wird Vaishravana in Verbindung mit drei weiteren Gottheiten genannt, die jeweils einen Bereich der Welt beherrschen: {{s|Yama}} die Unterwelt, {{s|Indra}} den Himmel, Varuna das Meer und schließlich Vaishravana die bewohnte Welt. Erst nach und nach werden diese vier Gottheiten den Himmelsrichtungen zugeordnet, wobei sich Vaishravana als Hüter des Nordens herauskristallisiert. Dies hängt möglicherweise mit der Assoziation „Reichtum — Gold Metall Bergbau — Himalaya“ zusammen: das Gold kam in Indien aus dem Norden.  
  
Erst in zweiter Linie wird Vaishra·vana auch als mili·täri·sche Figur gezeich·net, wobei wiede·rum der kriege·rische Charak·ter der Yaksha-Dämonen eine Rolle gespielt haben könnte. Doch nur im Buddhis·mus bzw. in den ost·asiati·schen Aus·prägun·gen Vaishra·vanas scheint dieser Aspekt die Ober·hand zu gewinnen.  
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Erst in zweiter Linie wird Vaishravana auch als militärische Figur gezeichnet, wobei wiederum der kriegerische Charakter der Yaksha-Dämonen eine Rolle gespielt haben könnte. Doch nur im Buddhismus bzw. in den ostasiatischen Ausprägungen Vaishravanas scheint dieser Aspekt die Oberhand zu gewinnen.  
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|Juwelen speiender Mungo (Tibet)
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Eine mit Vaishravana eng verwandte oder wesens·gleiche Gottheit ist {{skt:Jambhala}}. Bei ihm fehlt allerdings jeglicher militärischer Aspekt, er ist allein für den Reichtum zuständig. Ähnlich wie die japani·schen Glücks·götter ist er eher wohl·beleibt und zeigt seinen Bauch, Kenn·zeichen des Wohlstands, deutlich her. Es gibt dennoch zahl·reiche ikono·graphi·sche Gemein·sam·keiten zwischen Jambhala und Vaishra·vana/ Kubera, die sich z.B. auf tibe·tischen Thangkas gut erken·nen lassen. Das er·staun·lichste Attribut, das alle drei Figuren aus·zeichnet, ist ein ratten·ähn·liches Tier, das der jewei·lige Reich·tums·gott meist unter den Arm geklemmt mit sich führt. Bei genauer Betrach·tung erkennt man, dass dieses Tier bunte Kugeln ausspeit. Dies leitet sich auf eine indische volks·reli·giöse Vor·stel·lung zurück, nach der man einen Mungo dazu bringen kann, Edel·steine auszu·spucken, wenn man seinen Bauch drückt. Das Tier ist also ein Mungo und wird von Vaishra·vana wie ein Blase·balg ge·quetscht, damit er Edel·steine aus·spuckt. Diese Steine können auch als Wunsch·er·fül·lungs·juwe·len ({{glossar:nyoinotama}}) gedeu·tet werden. Der Mungo hat also nichts mit Krieg, sehr wohl aber etwas mit Reich·tum und Wohl·stand zu tun.  
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Eine mit Vaishravana eng verwandte oder wesensgleiche Gottheit ist {{s|Jambhala}}. Bei ihm fehlt allerdings jeglicher militärischer Aspekt, er ist allein für den Reichtum zuständig. Ähnlich wie die japanischen Glücksgötter ist er eher wohlbeleibt und zeigt seinen Bauch, Kennzeichen des Wohlstands, deutlich her. Es gibt dennoch zahlreiche ikonographische Gemeinsamkeiten zwischen Jambhala und Vaishravana/ Kubera, die sich z.B. auf tibetischen Thangkas gut erkennen lassen. Das erstaunlichste Attribut, das alle drei Figuren auszeichnet, ist ein rattenähnliches Tier, das der jeweilige Reichtumsgott meist unter den Arm geklemmt mit sich führt. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass dieses Tier bunte Kugeln ausspeit. Dies leitet sich auf eine indische volksreligiöse Vorstellung zurück, nach der man einen {{g|Mungo}} dazu bringen kann, Edelsteine auszuspucken, wenn man seinen Bauch drückt. Das Tier ist also ein Mungo und wird von Vaishravana wie ein Blasebalg gequetscht, damit er Edelsteine ausspuckt. Diese Steine können auch als Wunscherfüllungsjuwelen ({{g|nyoinotama}}) gedeutet werden. Der Mungo hat also nichts mit Krieg, sehr wohl aber etwas mit Reichtum und Wohlstand zu tun.  
  
In Ostasien ist der Mungo nicht heimisch, doch wurde er hier als Maus oder Ratte interpretiert. <ref> Iyanaga 2002, S. 370–73.</ref> Auch die tibe·tischen Dar·stel·lungen könnten für eine große Ratte gehalten werden.  Dies erinnert an die oben erwähnte Legende von den gol·denen Mäusen, die Tobatsu Bishamon zu Kriegs·zwecken ein·setzt. Wenn hier ein Zu·sammen·hang mit dem freigie·bigen Mungo vor·liegt, so gab es also in Zentral·asien eine Erin·nerung an Bishamons Herkunft aus einer Reich·tums·gott·heit.  
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In Ostasien ist der Mungo nicht heimisch, doch wurde er hier als Maus oder Ratte interpretiert.<ref> Iyanaga 2002, S. 370–73.</ref> Auch die tibetischen Darstellungen könnten für eine große Ratte gehalten werden.  Dies erinnert an die oben erwähnte Legende von den goldenen Mäusen, die Tobatsu Bishamon zu Kriegszwecken einsetzt. Wenn hier ein Zusammenhang mit dem freigiebigen Mungo vorliegt, so gab es also in Zentralasien eine Erinnerung an Bishamons Herkunft aus einer Reichtumsgottheit.  
  
Die Funktion Bishamon-tens als Glücksgott war jedenfalls bereits in seinen indischen Er·schei·nungs·for·men ange·legt. Sie war sozu·sagen immer latent vor·han·den und scheint sich in Japan erneut Ausdruck verschafft zu haben, als die militä·ri·schen Qualitä·ten des Bishamon-ten nicht länger von zen·traler Bedeu·tung waren.
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Die Funktion Bishamon-tens als Glücksgott war jedenfalls bereits in seinen indischen Erscheinungsformen angelegt. Sie war sozusagen immer latent vorhanden und scheint sich in Japan erneut Ausdruck verschafft zu haben, als die militärischen Qualitäten des Bishamon-ten nicht länger von zentraler Bedeutung waren.
  
===Bishamon-ten, Daikoku-ten und Benzai-ten===
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=== Bishamon-ten, Daikoku-ten und Benzai-ten ===
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|Daikoku mit den Köpfen Benzaitens und Bishamon-tens
 
|Daikoku mit den Köpfen Benzaitens und Bishamon-tens
 
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Bevor Bishamon-ten zum stän·di·gen Mit·glied der Glücks·göt·ter wird, lässt sich eine Zwi·schen·pha·se be·ob·ach·ten, in der drei bud·dhis·ti·sche Deva-Götter, die letzt·lich zu den {{glossar:shichifukujin}} ge·zählt wer·den, nämlich Daikoku-ten, Benzaiten und Bishamon-ten, eine Art Koa·lition mit ein·an·der ein·ge·hen. Sie sind in dieser Phase, die wohl im spä·te·ren Mit·tel·alter an·zu·sie·deln ist, alle drei mit Rüs·tun·gen und Waf·fen ver·sehen, wer·den aber zu·gleich mit den At·tri·bu·ten der Glücks·göt·ter aus·ge·stat·tet, etwa mit Reis·bal·len (Daikoku) oder mit den fünf·zehn Knaben (Benzai·ten), die für ver·schie·dene Be·rufe stehen.  
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Bevor Bishamon-ten zum ständigen Mitglied der Glücksgötter wird, lässt sich eine Zwischenphase beobachten, in der Daikoku-ten, Benzaiten und Bishamon-ten — also  drei indische Deva-Götter, die schlussendlich alle im Septett der {{g|shichifukujin}} landen werden — eine Art Koalition mit einander eingehen. Sie sind in dieser Formation, die wohl im späteren Mittelalter entstanden sein dürfte, alle drei mit Rüstungen und Waffen versehen, werden aber zugleich mit den Attributen der Glücksgötter ausgestattet, etwa mit Reisballen (Daikoku) oder mit den fünfzehn Knaben (Benzaiten), die für verschiedene Berufe stehen.  
Die be·son·dere Ver·bin·dung dieser drei Gott·hei·ten lässt sich im Motiv des drei·köp·figen Daikoku (''sanmen daikoku'') er·ken·nen: Daikokus Zu·satz·köpfe tragen dabei stets die Züge von Benzai·ten und Bisha·mon. Es gibt auch Sta·tuen von Ben·zaiten, die von Daikoku und Bisha·mon flan·kiert sind.  
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Die besondere Verbindung dieser drei Gottheiten lässt sich im Motiv des dreiköpfigen Daikoku ({{g|Sanmendaikoku}}) erkennen: Daikokus Zusatzköpfe tragen dabei stets die Züge von Benzaiten und Bishamon. Es gibt auch Statuen von Benzaiten, die von Daikoku und Bishamon flankiert sind.  
  
Zwischen Bishamon und Benzai·ten beste·hen bereits alte Ver·bin·dun·gen. {{skt:Sarasvati}} — die indi·sche Benzai·ten — tritt unter ande·rem im Gold·glanz Sutra auf, also in jenem Text, der die Be·deu·tung der Vier Him·mels·könige in Ost·asien mit·be·grün·det. Die Göttin schwört, jene, die das Gold·glanz Sutra ehren, spe·ziell zu be·schüt·zen. Ähn·liche Schwüre leis·tet auch Lakshmi (jap. Kichichō-ten), die tra·di·tionel·ler·weise als Gefähr·tin Vai·shra·vanas ange·sehen wird. Beide Göt·tin·nen zeich·nen sich be·reits im indi·schen Kon·text durch  be·son·dere Fe·mini·tät und Schön·heit aus und schei·nen sich leicht sub·sti·tuie·ren zu können. Saras·vati be·sitzt durch ihre Ver·bin·dung zum Wasser und den Drachen aller·dings grö·ßere Macht. Im Reigen der Glücks·götter wurde also Kichichō-ten, die an·fäng·liche Be·glei·te·rin Bisha·mons, mehr und mehr durch die viel·seiti·gere und mäch·ti·gere Benzai·ten ersetzt.  
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Zwischen Bishamon und Benzaiten bestehen bereits alte Verbindungen. {{s|Sarasvati}} — die indische Benzaiten — tritt unter anderem im Goldglanz Sutra auf, also in jenem Text, der die Bedeutung der Vier Himmelskönige in Ostasien mitbegründet. Die Göttin schwört, jene, die das Goldglanz Sutra ehren, speziell zu beschützen. Ähnliche Schwüre leistet auch {{s|Lakshmi}} (die bereits erwähnte Kichijō-ten), die traditionellerweise als Gefährtin Vaishravanas angesehen wird. Beide Göttinnen zeichnen sich bereits im indischen Kontext durch  besondere Feminität und Schönheit aus und scheinen sich leicht substituieren zu können. Sarasvati besitzt durch ihre Verbindung zum Wasser und den Drachen allerdings größere Macht. Im Reigen der Glücksgötter wurde also Kichijō-ten, die anfängliche Begleiterin Bishamons, mehr und mehr durch die vielseitigere und mächtigere Benzaiten ersetzt.  
  
Die Assozi·ierung von Bishamon und Daikoku scheint hin·ge·gen eine spe·zi·fisch ja·pani·sche Ent·wick·lung, genauer eine Erfindung des {{glossar:Tendaishuu|Tendai}}-Bud·dhis·mus zu sein.  
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Aus dem ''Keiran juyōshū'' (14. Jh.), einem mittel·alter·lichen Tendai-Text, geht hervor, dass man damals die Züge von Daikoku und Bisha·mon-ten ganz be·wusst mit einander ver·schmolz. Es gab sogar eine Figur namens Tamon-Daikoku (also eine Kombi·nation aus Bishamon/ Tamon und Daikoku). Das ''Keiran juyōshū'' schreibt dazu: „Der Daikoku der Berg-Linie [= Berg {{glossar:Hieizan|Hiei}}] ist Tamon Daikoku. Deshalb haben seine Merk·male die gleiche Form wie die des Bishamon.“<ref>Nach Iyanaga 2002, S. 376.</ref>  
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Die Assoziierung von Bishamon und Daikoku scheint hingegen eine spezifisch japanische Entwicklung, genauer eine Erfindung des {{g|Tendaishuu|Tendai}}-Buddhismus zu sein.  
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Aus dem {{g|Keiranshuuyoushuu}} (14. Jh.), einem mittelalterlichen Tendai-Text, geht hervor, dass man damals die Züge von Daikoku und Bishamon-ten ganz bewusst mit einander verschmolz. Es gab sogar eine Figur namens Tamon-Daikoku (also eine Kombination aus Bishamon/ Tamon und Daikoku). Das ''Keiran shūyōshū'' schreibt dazu: „Der Daikoku der Berg-Linie [= Berg {{g|Hieizan|Hiei}}] ist Tamon Daikoku. Deshalb haben seine Merkmale die gleiche Form wie die des Bishamon.“<ref>Nach Iyanaga 2002, S. 376.</ref>  
  
Die Nahe·bezie·hung Daikoku–Bishamon ist in einer um·fang·rei·chen Studie zu Daikoku von Iyanaga Nobumi aus·führ·lich ana·lysiert worden. Daraus lässt sich grob fol·gende Ent·wick·lung nach·zeich·nen: Bishamon-ten ent·stammt einem indi·schen Kontext, in dem bereits Gott·heiten des Reich·tums und des mili·täri·schen Schutzes mit ein·ander ver·schmol·zen wurden. Im ost·asia·tischen Kontext traten hin·gegen die mili·tä·ri·schen Aspekte deut·licher hervor. Der Reich·tums·aspekt wurde aber nie ganz ver·gessen und in Japan schließ·lich auf Daikoku weiter·ver·erbt. Merk·male, die zu·nächst mit Vaishra·vana (Bishamon) asso·ziiert worden waren, tauchten nun an Daikoku wieder auf. Dazu zählt unter anderem die zwer·gen·hafte, wohl·be·leibte Gestalt des Jambhala.<ref> Wie auf der [[Ikonographie:Glücksgötter/Daikoku|Daikoku]] Seite be·schrie·ben, war auch die eso·te·rische Figur des {{skt:Mahakala}} prägend für Daikoku. Jambhala und Mahakala teilen aber ihrer·seits zahl·reiche ikono·gra·phi·sche Gemein·sam·keiten.</ref> Aber auch und vor allem die ominöse Maus, die eigentlich ein Mungo ist, wech·selte von Bishamon zu Daikoku.
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Die Nahebeziehung Daikoku-Bishamon ist in einer umfangreichen Studie zu Daikoku von {{g|Iyanaganobumi}} ausführlich analysiert worden. Daraus lässt sich grob folgende Entwicklung nachzeichnen: Bishamon-ten entstammt einem indischen Kontext, in dem bereits Gottheiten des Reichtums und des militärischen Schutzes mit einander verschmolzen wurden. Im ostasiatischen Kontext traten hingegen die militärischen Aspekte deutlicher hervor. Der Reichtumsaspekt wurde aber nie ganz vergessen und in Japan schließlich auf Daikoku weitervererbt. Merkmale, die zunächst mit Vaishravana (Bishamon) assoziiert worden waren, tauchten nun an Daikoku wieder auf. Dazu zählt unter anderem die zwergenhafte, wohlbeleibte Gestalt des Jambhala.<ref> Wie auf der [[Ikonographie/Gluecksgoetter/Daikoku|Daikoku]] Seite beschrieben, war auch die esoterische Figur des {{sb|Mahakala}} prägend für Daikoku. Jambhala und Mahakala teilen aber ihrerseits zahlreiche ikonographische Gemeinsamkeiten.</ref> Aber auch und vor allem die ominöse Maus, die eigentlich ein Mungo ist, wechselte von Bishamon zu Daikoku.
  
===Die Gruppendynamik unter den Glüksgöttern===  
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===Die Gruppendynamik unter den Glücksgöttern===  
  
 
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| Daikoku parodiert Bishamon
 
| Daikoku parodiert Bishamon
 
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Die Deva-Gottheiten Daikoku-ten,  Ben·zai-ten und Bisha·mon-ten er·hiel·ten ihre glück·ver·hei·ßen·den Züge, wie oben skiz·ziert, zu·nächst im Rah·men des eso·te·ri·schen Bud·dhis·mus, also im Tendai und Shin·gon Bud·dhis·mus. Zu ihnen ge·sellte man schließ·lich {{glossar:Ebisu}}, der in einem ande·ren Kon·text eng mit Daikoku ver·bun·den ist. Schließ·lich kamen noch drei Götter dazu, die stär·kere Bezüge zum Daois·mus bzw. zu ande·ren eher chine·sisch kon·no·tierten Tradi·tionen haben: die beiden Alten  — {{glossar:Fukurokuju}} und {{glossar:Juroujin}} —  und der be·son·dere Held des Zen, {{glossar:Hotei}}, der aber cha·rak·ter·lich auch gut zu Daikoku passt.
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Die Deva-Gottheiten Daikoku-ten,  Benzai-ten und Bishamon-ten erhielten ihre glückverheißenden Züge, wie oben skizziert, zunächst im Rahmen des esoterischen Buddhismus ({{g|mikkyou}}), also im Tendai und Shingon Buddhismus. Zu ihnen gesellte man schließlich {{g|Ebisu}}, der in einem anderen Kontext eng mit Daikoku verbunden ist. Schließlich kamen noch drei Götter dazu, die stärkere Bezüge zum Daoismus bzw. zu anderen eher chinesisch konnotierten Traditionen haben: die beiden Alten  — {{g|Fukurokuju}} und {{g|Juroujin}} —  und der besondere Held des Zen, {{g|Hotei}}, der aber charakterlich auch gut zu Daikoku passt.
 
   
 
   
Bishamon gehört in diesem Ensemble zweifellos eher zu den Rand·figuren. Für sich allein gestellt wird er als Schutz- aber nicht als Glücks·gott verehrt. Er über·nimmt in den vielen liebe·voll-sati·ri·schen Dar·stel·lungen der Glücks·götter aus der Edo-Zeit auch nie die Füh·rungs·rolle, wenn es um ir·gend einen Scha·ber·nack geht, den die Gruppe ausheckt.
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Bishamon gehört in diesem Ensemble zweifellos eher zu den Randfiguren. Für sich allein gestellt wird er als Schutz- aber nicht als Glücksgott verehrt. Er übernimmt in den vielen liebevoll-satirischen Darstellungen der Glücksgötter aus der Edo-Zeit auch nie die Führungsrolle, wenn es um irgend einen Schabernack geht, den die Gruppe ausheckt.
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Auch auf der Abbildung oben aus der späteren Edo Zeit sieht man {{glossar:Fukurokuju}} und Daikoku mit einem „chinesischen Knaben“ (''karako'', ein häufiger Begleiter der Glücksgötter) scherzen, während Bishamon eher griesgrämig abseits sitzt.
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Auch auf der Abbildung oben aus der späteren Edo-Zeit sieht man {{g|Fukurokuju}} und Daikoku mit einem „chinesischen Knaben“ ({{g|karako}}, ein häufiger Begleiter der Glücksgötter) scherzen, während Bishamon eher griesgrämig abseits sitzt.  
 
 
Letztlich spielt Bishamon-ten unter den Glücksgöttern also nicht vielmehr als die Rolle eines Bodyguards, der ohne die Personen, die er beschützen soll, nicht viel wert ist. Wahr·schein·lich hängt dies damit zu·sam·men, dass die Gruppe der Glücksgötter insgesamt doch stärker von Daikoku und Ebisu geprägt sind, die der städtischen Kaufmannskultur, in der die Glücksgötter erblühten, näher standen, als der martialische Reichtumsgott Bishamon. Aber auch von einem allgemeineren Standpunkt aus betrachtet sind wehr·hafte männ·liche Gestal·ten im japa·nischen Pan·theon grund·sätz·lich auf die Rolle von Leib·wäch·tern oder Sol·daten redu·ziert. Für eine Karriere als ''kami ist Viri·lität auf lange Zeit gesehen keine besonders för·der·liche Eigen·schaft.
 
  
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Letztlich spielt Bishamon-ten unter den Glücksgöttern also nicht vielmehr als die Rolle eines Bodyguards, der ohne die Personen, die er beschützen soll, nicht viel wert ist. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass die Gruppe der Glücksgötter insgesamt doch stärker von Daikoku und Ebisu geprägt sind, die der städtischen Kaufmannskultur, in der die Glücksgötter erblühten, näher standen, als der martialische Reichtumsgott Bishamon. Aber auch von einem allgemeineren Standpunkt aus betrachtet sind wehrhafte männliche Gestalten im japanischen Pantheon grundsätzlich auf die Rolle von Leibwächtern oder Soldaten reduziert. Für eine Karriere als {{g|kami}} ist Virilität auf lange Zeit gesehen keine besonders förderliche Eigenschaft.
 
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*[http://www.onmarkproductions.com/html/bishamonten.shtml Bishamonten], Mark Schumacher (''A-Z Photo Dictionary'')
 
*[http://www.onmarkproductions.com/html/bishamonten.shtml Bishamonten], Mark Schumacher (''A-Z Photo Dictionary'')
 
*[http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/b/bishamonten.htm Bishamonten], JAANUS (Japanese Architecture and Art Net Users System)  
 
*[http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/b/bishamonten.htm Bishamonten], JAANUS (Japanese Architecture and Art Net Users System)  
 
*[http://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Bishamon-ten Bishamon-ten], ''Kamigraphie'' (Universität Wien)
 
*[http://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Bishamon-ten Bishamon-ten], ''Kamigraphie'' (Universität Wien)
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Aktuelle Version vom 24. August 2024, 16:43 Uhr

Bishamon-ten Wächter und Glücksgott

Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana] ist im heutigen Japan in erster Linie als eine Art Samurai unter den Sieben Glücksgöttern (Shichi Fukujin [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft]) präsent.1 Er entstammt jedoch dem Buddhismus, genauer der Kategorie der deva [deva (skt.) देव „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)]-Gottheiten (tenbu [tenbu (jap.) 天部 Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)]), die eigentlich auf indische (meist vedische [Veda (skt.) वेद „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert]) Götter zurückgehen und als Wächtergottheiten ins buddhistische Pantheon integriert wurden. Unter diesen buddhistischen Devas ist Bishamon-ten einer der ersten, die Japan erreichten, nämlich bereits im sechsten Jahrhundert. Im Laufe seiner Entwicklung übernahm er unterschiedliche Funktionen, vor allem die eines Kriegs- bzw. militärischen Schutzgottes, aber auch die Funktion einer Gottheit des Reichtums. Umso erstaunlicher ist es, dass seine ikonographische Grundform dabei weitgehend unverändert blieb: Eine sehr maskuline Erscheinung in einer imponierenden Rüstung, in einer Hand eine Waffe, in der anderen (fast immer) eine Pagode. Diese Pagode repräsentiert die Lehre des Buddha, was auf seine ursprüngliche Funktion verweist: den Buddhismus wehrhaft zu verteidigen.

Bishamonten 12jh.jpg
1 Bishamon-ten als Beschützer des Buddhismus
Bishamon-ten, der Hüter des Nordens. Ehemals bemalte Skulptur mit den für die Kamakura-Zeit typischen eingelegten Kristallaugen.
Kamakura-Zeit, 12. Jh. Minneapolis Institute of Art.

Im Gegensatz zu anderen Glücksgöttern, etwa Daikoku [Daikoku (jap.) 大黒 Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten] oder Benzaiten [Benzaiten (jap.) 弁才天/弁財天 Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten], lassen sich bei Bishamon keine Assoziationen mit lokalen japanischen Gottheiten ausmachen. Was diese Figur aber interessant und vielschichtig macht, sind die unterschiedlichen Legenden, die Bishamon-ten sozusagen im Gepäck aus Asien mitgebracht hat. Diese erklären auch, warum Bishamon nicht nur als kriegerischer Wächter, sondern auch als Gott des Reichtums verehrt wurde. Der Reichtumsaspekt war es wohl auch, warum Bishamon-ten neben seiner kanonischen buddhistischen Form auch in das synkretistische Ensemble der Glücksgötter integriert werden konnte.

Hüter des Nordens

Bishamon-ten in Gruppen

Shitenno jikkansho.jpg
2
Die Vier Himmelskönige (von rechts nach links: Osten = Jikoku-ten , Süden = Zōjō-ten, Westen = Kōmoku-ten, Norden = Tamon-ten) in einem ikonographischen Handbuch namens Jikkan-shō (auch Zuzō-shō oder Ejū-shō). Es ist vielleicht kein Zufall, dass Tamon-ten (auch Bishamon-ten) hier als Anführer der Gruppe leicht erhöht dargestellt ist. Das vorliegende Werk ist eine Kopie aus der Kamakura-Zeit, das Original stammt dem Jahr 1139 und gilt als eines der frühesten Standardwerke der buddhistischen Ikonographie Japans. Andere Kopien (Kamakura-Zeit, Edo-Zeit) zeigen, dass die Darstellungen der Figuren weitgehend gleich geblieben sind.
Kamakura-Zeit, 13. Jh. Nara National Museum.
Die Vier Himmelswächter (Shi-Tennō)

Bishamon ist zunächst in mehreren Formationen von Richtungsgottheiten vertreten, vor allem als einer der Vier Himmelskönige (Shi-Tennō [Shi-Tennō (jap.) 四天王 wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet]) und einer der Zwölf Göttlichen Generäle (Jūni Shinshō [Jūni Shinshō (jap.) 十二神将 Die Zwölf Göttlichen Generäle]). Beide Formationen bestehen aus kriegerischen Figuren und sind analog zu den vier Himmelsrichtungen bzw. den Zwölf Himmelsstämmen (jūni shi [jūni shi (jap.) 十二支 Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)]) organisiert (siehe Wächtergötter). Bishamon-ten steht jeweils für den Norden und repräsentiert so etwas wie den Gruppenführer, allerdings nicht in einer klar von den anderen abgesetzten Position. Seine privilegierte Stellung resultiert lediglich daraus, dass der Norden gemäß traditionellen chinesischen Vorstellungen der Ort des Kaiserpalastes war. Auch buddhistische Tempel sind zumeist so ausgerichtet, dass der Haupteingang im Süden liegt, während sich die Haupthalle im nördlichen Teil der Anlage befindet. Der Norden ist also sowohl im weltlichen als auch im geistlichen Bereich der Sitz der Autorität. Insofern ist der Wächter des Nordens von größerer Bedeutung und höherem Rang als alle anderen Wächter.2

Staatsschutz

Tamonten horyuji.jpg
3 Bishamon-ten, 7. Jh.
Eine der ältesten japanischen Darstellungen des Bishamon-ten (hier Tamon-ten) aus einer Figurengruppe der Vier Himmelswächter (Shi-Tennō) des Tempels Hōryū-ji. Schon in dieser frühen Form steht er auf einem unterworfenen Dämon und hält eine Pagode in der Hand.
Asuka Zeit, 7. Jh. n.Chr. Nihon no bijutsu 315 (1992), Abb. 1.
Tamonten nara.jpg
4 Bishamon-ten, 8. Jh.
Bishamon-ten, Wächter des Nordens und Anführer der Gruppe der Vier Himmelskönige (Shi-Tennō).
Nara-Zeit, 8. Jh. Bildquelle: unbekannt.

Die Vier Himmelskönige spielten vor allem in der Frühzeit des japanischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Damals erhoffte der japanische Staat aus der Verehrung des Buddhismus konkrete militärische und politische Vorteile ziehen zu können, wie dies in einigen buddhistischen Sutren, vor allem dem Goldglanz Sutra (jap. Konkōmyō-kyō [Konkōmyō-kyō (jap.) 金光明経 Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats]) auch ganz explizit versprochen wird.3 Die erste offizielle Chronik Japans, das Nihon shoki [Nihon shoki (jap.) 日本書紀 Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)], berichtet dazu Folgendes:

Nachdem der Buddhismus erstmals bei Hof bekannt geworden ist, formiert sich eine Partei für und eine gegen die neue Religion. 587 kommt es zu einer Schlacht zwischen dem Lager der Mononobe [Mononobe (jap.) 物部 wtl. „Sippe der Dinge“; altjap. Klan, der gegen den Buddhismus eingestellt war], die den Buddhismus ablehnen, und dem Lager der Soga [Soga no uji (jap.) 蘇我氏 Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus], die ihn fördern. Obwohl noch ein Knabe von dreizehn Jahren, zieht auch der Kaisersohn Shōtoku Taishi [Shōtoku Taishi (jap.) 聖徳太子 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent] (574–622) in diese Schlacht, und zwar auf Seiten der Soga. Zunächst sieht die Lage für die Verteidiger des Buddhismus jedoch übel aus.

Da sprach [der Prinz] zu sich: „Ob wir wohl siegen werden? Ohne ein Versprechen (an die Buddhas) wird dies kaum möglich sein.“ Und so schnitt er einen Lackbaum (nuride [nuride (jap.) 白膠木 Lackbaum; Rhus verniciflua]) um, formte daraus die Figuren der Vier Himmelswächter (Shi-Tennō) und steckte sie in sein Haar. Dann leistete er folgenden Schwur: „Gewiss will ich für die vier weltbeschützenden Könige einen Tempel errichten.“ Auch der Großminister Soga no Umako [Soga no Umako (jap.) 蘇我馬子 551?–626; Staatsmann; Sohn des Soga no Iname] leistete einen Schwur und sprach: „Wenn die Himmlischen Könige und die Großen Göttlichen Könige4 uns zu Hilfe kommen und wir siegen, gelobe ich für die Devas und die Großen Götter einen Tempel zu errichten und ihn den Drei Schätzen (= Buddhismus) zu übergeben.“

Prompt wendet sich das Kriegsglück, da es einem Heckenschützen gelingt, den feindlichen Heerführer mit einem gezielten Pfeilschuss zu töten.5

Der entscheidende Durchbruch des frühen japanischen Buddhismus erfolgte also laut Nihon shoki auf militärischem Wege und war nur dank des Eingreifens der Vier Himmelskönige möglich. Dem entsprechend wurde im Jahr 593 für die Vier Himmelskönige auch der Shitennō-ji [Shitennō-ji (jap.) 四天王寺 buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)] im heutigen Ōsaka errichtet. Im gleichen Jahr errichtete Soga no Umako den Asuka-dera [Asuka-dera (jap.) 飛鳥寺 erster historisch fassbarer Tempel Japans, gegr. 593 (Nihon shoki) von Soga no Umako; wurde unter anderem als Hōkō-ji (Tempel des beginnenden Dharmas) bezeichnet, später aber unter dem Namen Gangō-ji (Tempel des ursprünglichen Beginns) nach Nara verlegt; unter Asuka-dera versteht man heute den ursprünglichen Standort in der Asuka Region]. Gemäß Nihon shoki leiten sich diese beiden ältesten Tempel Japans also auf Schwüre der beiden wichtigsten historischen Persönlichkeiten der Zeit um 600 zurück. Diese Schwüre sind wiederum durch entsprechende Stellen im Goldglanz Sutra inspiriert.

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5 Bishamon-ten im Kurama-dera (Heian-Zeit)
Bishamon-ten in einer für die Skulptur der Heian-Zeit typischen, wuchtig-gedrungenen Gestalt. Seine Miene ist streng, drückt aber auch Sorge aus. Mit der Linken schützt er seinen Blick, der von Norden in Richtung Hauptstadt gerichtet ist, was seine Schutzfunktion unterstreicht (sein Tempel, der Kurama-dera, liegt exakt im Norden Kyōtos). Allerdings soll diese Hand erst nachträglich so gestaltet worden sein, ursprünglich hielt dieser Bishamon, wie viele andere auch, wohl eine Pagode in der linken Hand. Flankiert wird die Statue von (hier nicht zu sehenden) zwei kleineren Figuren, die Kichijō-ten und Zennishi Dōji darstellen, die als Frau und Sohn des Bishamon-ten aufgefasst werden. Von der Kichijō-ten Statue weiß man, dass sie 1172 errichtet wurde. Die Statue stellt das Hauptheiligtum des Kurama Tempels dar und ist im Tempel-eigenen Museum zu besichtigen. Sie galt jedoch früher als Geheimer Buddha (hibutsu), was auch ihren guten Erhaltungszustand erklärt.
Heian-Zeit, 12. Jh.?. Kuramadera Bishamon-ten to Kisshō-ten (Nihon no Butsuzō 21, 2007/11/8), S. 3.
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6 Bishamon-ten im Tōdaiji (Edo-Zeit)
Bishamon-ten,einer von zwei(!) Himmlischen Königen in der Haupthalle des Tōdaiji. Es handelt sich um Statuen, die im Zuge von Renovierungen in der Edo-Zeit hergestellt wurden, aber auf ältere Vorbilder zurückgehen. Das vollständige Set aller Vier Könige blieb unvollendet.
Edo-Zeit. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).

Noch in der Nara [Nara (jap.) 奈良 Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō]-Zeit stellten die Himmelskönige eine zentrale Instanz dar, als es darum ging, Buddhismus und staatliche Verwaltung Hand in Hand im ganzen Land zu institutionalisieren. Zu diesem Zweck schuf Shōmu Tennō [Shōmu Tennō (jap.) 聖武天皇 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus] in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts das Netzwerk der sogenannten Provinzialtempel (kokubunji [kokubunji (jap.) 国分寺 Provinztempel, Provinzialhaupttempel; in der Nara-Zeit Teil eines landesweiten Tempel-Netzwerks]), die offiziell folgende Bezeichnung trugen: „Tempel für den Schutz des Staates durch die Vier Himmelskönige des Goldglanz [Sutra]s“.6 Daher tauchen die Vier Himmelswächter auch in der Halle des Großen Buddha im Tōdaiji [Tōdaiji (jap.) 東大寺 Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel] von Nara auf. Dieser Tempel war schließlich das Zentrum des Provinzialtempelsystems. Allerdings sind heute dort nur noch zwei der ursprünglichen Himmelskönige zu sehen, nämlich Tamon-ten [Tamon-ten (jap.)  多聞天 Synonym von Bishamon-ten, Himmelswächter des Nordens (skt. Vaishravana)] (= Bishamon-ten) und Kōmoku-ten [Kōmoku-ten (jap.) 広目天 Wächter des Westens der Shi-Tennō, wtl. „Der, der alles sieht“; skt. Virūpākṣa]. Der Größe des daibutsu [daibutsu (jap.) 大仏 wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue] entsprechend sind aber auch sie von enormen Ausmaßen. Ähnlich wie im Tōdaiji sind die Himmelskönige in vielen anderen Tempeln als Wächter des Hauptheiligtums im Einsatz, allerdings werden sie mehr und mehr auf diese untergeordnete Funktion reduziert. Als Gruppe erlebten die Vier Himmelskönige also einen Abstieg, der mit der allmählichen Entwicklung des japanischen Buddhismus von einer Herrschaftsideologie zu einer Volksreligion einherging.

Vaishravana aus Khotan (Tobatsu Bishamon-ten)

Zur Zeit der oben geschilderten Ereignisse genoss Vaishravana [Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)] (Bishamon) entlang der Seidenstraße, also auf der Japan entgegengesetzten Seite der chinesisch-buddhistischen Einflusssphäre, eine womöglich noch größere Verehrung als die japanischen Himmelswächter. Im achten Jahrhundert, als die Tang [Tang (chin.) chin. Herrschaftsdynastie, 618–907]-Dynastie (7.–9. Jh.) von Bürgerkriegen und dynastischen Streitigkeiten massiv erschüttert war, entstand eine semi-historische Legende um Vaishravana als kriegerische Schutzgottheit, deren Spuren nach Westen führen. Die Eckpunkte dieser Erzählung lauten folgendermaßen:

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7 Amoghavajra
Der esoterische Mönch Amoghavajra (705–774), der vom Shingon Buddhismus als vierter Patriarch angesehen wird. Er spielte für die Popularisierung des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in China eine entscheidende Rolle und schuf damit die Grundlage für die später von Kūkai in Japan entwickelten Lehren. Das Portrait beruht wahrscheinlich auf chinesischen Originalen. Die zentralasiatischen Züge des Mönchs (er stammt aus Samarkand im heutigen Usbekistan) sind nach wie vor zu erkennen.
Kamakura-Zeit, 1314. Tokyo National Museum.

Im Jahr 742 wird die Garnisonsstadt Anxi [Anxi (chin.) 安西 wtl. „Befriedung des Westens“; chinesische Garnisonsstadt am Knotenpunkt zweier Hauptrouten der Seidenstraße nahe der heutigen Stadt Guazhou, später auch Name der umgebenden Region], der Knotenpunkt von nördlicher und südlicher Seidenstraße im Nordwesten Chinas, von „Barbaren“ angegriffen und gerät in arge Bedrängnis. Die Kunde davon dringt bis in die Hauptstadt, wo der Kaiser den eminenten Mönch Amoghavajra [Amoghavajra (skt.) अमोघवज्र 705–774; buddh. Mönch aus Samarkand, Autor und Übersetzer zahlreicher Schriften des esoterischen Buddhismus aus dem Sanskrit ins Chinesische; chin. Bukong Jingang (jap. Fukū Kongō 不空金剛)] (705–774) anweist, etwas für die Sicherheit des Landes zu tun. Amoghavajra, der seinerseits zentralasiatische Wurzeln hat, betet daraufhin zu Vaishravana (Bishamon). Dieser erhört die Bitten und verursacht ein Erdbeben in Anxi. Auch sendet er goldfarbene Mäuse aus, die die Bogensehnen der Feinde zernagen (mehr zu diesen Mäusen s.u.). Schließlich erscheint Vaishravana höchstpersönlich auf dem riesigen Nordtor der Burg. Da ergreifen die Feinde die Flucht und Anxi ist gerettet. Die Geschichte machte derartigen Eindruck, dass der Kaiser daraufhin in allen Garnisonen Statuen dieser Gottheit aufstellen ließ.7

Die Historizität dieser Legende ist äußerst zweifelhaft (Amoghavajra befand sich zu dieser Zeit nicht am chinesischen Hof und von einer Belagerung 742 ist ansonsten nichts zu finden). Sie stammt wahrscheinlich aus der Song [Song (chin.) chin. Herrschaftsdynastie, 960–1279]-Zeit, mehr als 200 Jahre nach den erwähnten Geschehnissen. Zugleich enthält sie Elemente, die aus viel älteren Quellen anderer Regionen stammen. Die Geschichte der Mäuse, die den Feinden die Bogensehnen zernagen, kann man sogar beim griechischen Historiker Herodot [Herodot (west.) ca. 484–425 v.u.Z.; antiker griechischer Geschichtsschreiber] finden.8

Als „wahren Kern“ kann man aber die enge Verbindung zwischen Vaishravana und Amoghavajra ansehen. Letzterer schlug sich zur Zeit der An Lushan [An Lushan (chin.) 安禄山 703–757; chinesischer General, der sich 755 erfolgreich an die Spitze des chinesischen Reiches putschte, bald aber vom eigenen Sohn ermordet wurde; er löste damit die nach ihm benannte An Lushan Rebellion aus, die das Tang-Reich von 755 bis etwa 765 in den größten Bürgerkrieg seiner Geschichte stürzte] Rebellion (755–765), die die Tang-Dynaste an den Rand des Ruins führte, auf die Seite des etablierten Kaiserhauses und führte magische Riten gegen dessen Feinde durch, die teilweise in Form von Ritualmanualen erhalten sind. Geoffrey Goble [Goble, Geoffrey (west.) Buddhismusforscher; Professor der Religionswissenschaft der University of Oklahoma] vermutet daher, dass die Legende im Grunde Amoghavajras Rolle während dieses Bürgerkriegs nachzeichnet. Es wäre demnach durchaus plausibel, dass die Rolle Vaishravanas als singuläre Kriegsgottheit dank Amoghavajra im Tang-Reich popularisiert wurde.

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8 Cao Yuanzhong
Dieses Blatt ist eines der ältesten bekannten Druckwerke weltweit und zugleich eines der ältesten Werke auf Papier. Es stammt aus Dunhuang enthält jedoch Motive, die für das Königshaus von Khotan kennzeichnend sind. In der Mitte steht Vaishravana (Bishamon) unterstützt von der Erdgöttin, links seine Gemahlin Lakshmi. Im Hintergrund ein Dämon, der einen nackten Säugling hochhält, nämlich jenen Sohn, den Vaishravana einst dem Königshaus von Khotan schenkte. Der Text gibt Auskunft über die überragenden Fähigkeiten des Vaishravana, Frieden und Wohlstand zu bewahren. Als Auftraggeber des Werks ist Cao Yuanzhong (r. 944–974), der damalige Militärherrscher von Dunhuang genannt. Cao Yuanzhongs Schwester war die Frau des damaligen Königs von Khotan, Li Shengtian.

Der Text unter dem Bild besagt:

Der große Himmelsgott des Nordens, Vaishravana, gebietet über das ganze Reich unter dem Himmel und befiehlt die Geister und Götter. Wer zu ihm voll Inbrunst betet, wird alles bekommen, was sein Herz begehrt. Seinen respektvollen Anhängern lässt er jede Hilfe zukommen. Der Militärgouverneur und Außerordentliche Inspektor des Guanyi Passes, Cao Yuanzhong, ließ einen Schnitzmeister diesen Druck anfertigen, damit das Land weiterhin in Frieden gedeihe, das Volk zu Wohlstand gelange, die Straßen sicher seien und alle in Zufriedenheit lebten. Aufgezeichnet im Feuer-Ziege Jahr Kaiyun 開運 4 der Großen Jin-Dynastie [947]*), 7. Monat, 15. Tag. (Übersetzt nach Wicks 2002, S. 237.)

Man nimmt an, dass der Druck u.a. den Zweck hatte, die angeführten Titel Cao Yuanzhongs publik zu machen. Diese Titel implizierten eine besondere Anerkennung durch die Nordchina beherrschende Dynastie, die jedoch zu der Zeit keine direkte Befehlsgewalt über die Cao-Familie besaß.

*) Ironischerweise war die sog. Spätere Jin-Dynastie (936–947) zu diesem Zeitpunkt bereits untergegangen, doch in Dunhuang wusste man offenbar noch nichts davon.
Fünf Dynstien (China), 947. The British Museum.
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9 Li Shengtian
Li Shengtian, der König von Khotan, der mit einer Tochter des Herrschers von Dunhuang verheiratet war und daher in den dortigen Höhlentempeln verewigt wurde. Die Darstellung stattet ihn mit Elementen der khotanesischen Vaishravana-Legende aus, nämlich die ihn tragende Erdgöttin (jap. Jiten), die am unteren Bildrand nur undeutlich zu erkennen ist, sowie zwei engelhafte Kinder im oberen Teil des Bildes, die wohl den Sohn repräsentieren, den Vaishravana einst dem Königshaus von Khotan schenkte.
Südl. Song-Zeit, 10. Jh. Cave Temples of Dunhuang (Ausstellungskatalog, Los Angeles, Getty 2016), S. 21, Abb. 1.
Vaishravana Kult entlang der Seidenstraße

Zugleich finden sich in den nahe von Anxi gelegenen Tausend Buddha Höhlen von Dunhuang [Dunhuang (chin.) 敦煌 Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln]9 tatsächlich Belege für einen ausgeprägten Kult des Vaishravana. Dunhuang in der heutigen chinesischen Provinz Gansu war sowohl ein Handels- als auch ein buddhistisches Pilgerzentrum an der Seidenstraße, dessen Blüte in die Tang-Zeit fällt. Seine lokalen Herrscher pflegten verwandtschaftliche Beziehungen mit kleineren Königreichen entlang der Seidenstraße, wie z.B. der Oase Khotan [Khotan (khotan) buddhistisches Königreich rund um die gleichnamige Oasenstadt im südl. Tarim-Becken, 56–1006 u.Z.; Knotenpunkt der Seidenstraße; chin. Yutian 于闐, heute Hetian (Hotan) 和田]. Die Könige von Khotan wiederum betrachteten sich als direkte Nachkommen von Vaishravana. Sie begründeten dies damit, dass Vaishravana einst einem alten, kinderlosen König Khotans zu einem Sohn verhalf, indem er, Vaishravana, einen Knaben aus seinem eigenen Kopf gebar und ihn dem König überantwortete. Das Kind wurde in der Folge von einer Erdgöttin gesäugt.10 Motive dieser Legende finden auch in den oben abgebildeten Beispielen aus Dunhuang. Sie belegen, dass sich im zehnten Jahrhundert sowohl der Lokalherrscher von Dunhuang, Cao Yuanzhong [Cao Yuanzhong (chin.) 曹元忠 r. 944–974; regierte zur Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche (907–960) als quasi unabhängiger Herrscher die Garnisonsstadt Dunhuang am nordwestlichen Ende der chinesischen Einflusssphäre], als auch sein Schwager, der König von Khotan Li Shengtian [Li Shengtian (chin.) 李聖天 r. 912–966; auch bekannt als Visa Sambhava; König von Khotan, einer Oase an der Seidenstraße am südlichen Rand des Tarim-Beckens], mit Elementen der Vaishravana-Legende schmückten, etwa mit einer Erdgöttin, die ihnen als Podest diente.

Tobatsu in Japan

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10 Japans ältester Tobatsu Bishamon
Statue des sog. Tobatsu Bishamon-ten (Bishamon aus Turfan). Kennzeichnend ist vor allem die weibliche Erdgöttin (Jiten) zu Bishamons Füßen. Eine weitere Besonderheit liegt in der Krone, auf deren Vorderseite ein Vogel zu sehen ist. Diese Statue wurde in China angefertigt und möglicherweise von Kūkai nach Japan gebracht. Sie soll zunächst im Stadttor Rajō-mon aufgestellt worden sein, da man sich davon besonderen Schutz erhoffte. Später kam sie in den Besitz des Shingon Tempels Tōji. Es existieren mehrere ziemlich originalgetreue Kopien dieses Tobatsu Bishamon.
Tang-Zeit, 8. Jh. Nihon no bijutsu 315 (1992), Abb. 16.
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11 Tobatsu Bishamon, 10. Jh.
Tobatsu Bishamon-ten steht mit beiden Beinen auf der Göttin Jiten (Pṛthvī), die von zwei jaki-Dämonen gesäumt ist. In seiner linken Hand hält er die ihn auszeichnende Pagode.
Heian-Zeit, 10.Jh. Bildquelle: Mark Schumacher.

In Japan entstand bereits im 9. Jahrhundert ein besonderer Kult für den Vaishravana aus Khotan, Tobatsu Bishamon-ten [Tobatsu Bishamon-ten (jap.) 兜跋毘沙門天 wtl. Bishamon-ten aus Turfan bzw. Zentralasien],11 in dem Motive aus den oben angeführten Legenden zu finden sind. Die älteste japanische Statue des Tobatsu Bishamon stammt aus China und soll nur wenige Jahrzehnte nach dem Tod Amoghavajras von seinem „Enkelschüler“ Kūkai [Kūkai (jap.) 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi], dem Begründer des Shingon Buddhismus, nach Japan gebracht worden sein. Die Statue unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von der geläufigen Bishamon-Ikonographie. So stehen konventionelle Bishamon-Statuen zumeist auf einem einzelnen, zusammengekauerten Dämon (jaki [jaki (jap.) 邪鬼 buddhistischer Dämon, Podest der Himmelswächter]), Tobatsu hingegen auf den ausgebreiteten Händen einer weiblichen Figur. Diese weibliche Figur ist Jiten [Jiten (jap.) 地天 Göttin der Erde] (skt. Prthivi [Pṛthivī (skt.) पृथिवी Göttin der Erde (jap. Jiten 地天)]), die Erdgöttin. Sie findet sich in der unterstützenden Haltung auch auf den Vaishravana/Bishamon Darstellungen aus Dunhuang (s.o.). Während das Trampeln auf Dämonen als Geste des Triumphs gedeutet werden kann, besteht zwischen der Erdgöttin und Bishamon ganz offensichtlich ein Einvernehmen, das man an der geordneten, symmetrischen Haltung, mit der sie ihm stützt, ablesen kann. Die chinesische Skulptur des Tobatsu trägt außerdem eine charakteristische, engtaillierte Rüstung und eine Krone statt des üblichen Helms. Diese Details wurden in Japan zwar bald wieder fallen gelassen, die unterstützende Erdgöttin hingegen blieb als Kennzeichen des Tobatsu Bishamon im Gedächtnis. Auch erhält Tobatsu anstelle der anderen Himmelswächter eine Familie und ein Gefolge aus Dämonen (s. u.).

Die Tobatsu Statue aus dem Tang-Reich wurde zunächst — ganz im Einklang mit der Legende von Anxi — im südlichen Haupttor der neuen Hauptstadt Heian-kyō [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)] aufgestellt. Während dieses Tor, das Rajō-mon [Rajō-mon (jap.) 羅城門 südl. Haupttor einer klassischen Stadtanlage; insbes. Haupttor von Heian-kyō (heute Kyōto), 980 zerstört], nicht allzu lange überdauerte, übersiedelte die Statue in den unweit des Rajō-mon gelegenen Tōji [Tōji (jap.) 東寺 Ost-Tempel in Kyōto, eig. Kyōō Gokoku-ji (Tempel des Königs der Lehre zum Schutz des Landes)], einen der wichtigsten Shingon [Shingon-shū (jap.) 真言宗 Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan] Tempel.12 In den Bergen im Norden der Stadt errichtete man außerdem einen Tempel, den Kurama-dera [Kurama-dera (jap.) 鞍馬寺 Tempel im Norden Kyōtos, wo unter anderem Bishamon-ten, der Hüter des Nordens, als Beschützer der Hauptstadt verehrt wurde.], der als nördlicher spiritueller Wächter fungierte. Er sollte zunächst Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt] geweiht werden, nahm aber schließlich Bishamon-ten als Hauptheiligtum an.13 Bishamon-ten schützte somit die Hauptstadt sowohl im Norden als auch im Süden.

Die meisten frühen Statuen des Tobatsu Bishamon-ten finden sich jedoch im Nordosten Japans, wo zu dieser Zeit noch heftige Kämpfe mit den Emishi [Emishi (jap.) 蝦夷 Volksgruppe im Nordwesten Japans, die im Laufe des japanischen Altertums aus Honshū verdrängt bzw. unterworfen und assimiliert wurde; die Zeichen werden auch Ezo oder Ebisu gelesen], Japans „nördlichen Barbaren“ tobten.14 Man kann also davon ausgehen, das sich die militärischen Aspekte der Vier Himmelskönige in Tobatsu noch verstärkten und er zu einer Art Kriegsgott der Heian-Zeit wurde.

Bishamon-tens Gefolge

Zahlreiche weitere Aspekte, die sich mit Bishamon als Einzelfigur verbinden, lassen sich exemplarisch an einem Rollbild aus der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit (um 1200) identifzieren, das heute im Museum of Fine Arts in Boston hängt. Hier werden die verschiedenen Einzelaspekte Bishamon-tens frei mit einander in Beziehung gebracht:

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12 Bishamon-ten und Gefolge
Bishamon-ten mit einem bunten Gefolge aus unterworfenen Dämonen und edlen Gestalten.
Kamakura-Zeit, um 1200. Museum of Fine Arts, Boston.

Das Bild zeigt Bishamon-ten mit einem bunten Gefolge aus unterworfenen Dämonen und edlen Gestalten. Bishamon selbst steht auf zwei Dämonen15, die weibliche Figur davor ist die Erdgöttin Jiten. Dies deutet nach dem, was wir bisher besprochen haben, auf Tobatsu Bishamon hin. Er trägt die typische Rüstung, die mit den Fratzen mythischer Bestien verziert ist, vor allem eine Art Löwenkopf als Gürtelschnalle. In der rechten Hand hält er einen Stab, in der linken sein wichtigstes Attribut, die Pagode. Aus seinen Schultern schlagen hohe rote Flammensäulen.

Rechts von Bishamon ist eine Gruppe von vier Dämonen zu erkennen, die als Waffenträger fungieren: einer trägt Bishamons charakteristischen Dreizack, einer Pfeil und Bogen, einer einen weiteren Stab und einer ein Schwert. Rechts vor den Waffenträgern steht eine rote, dämonische Figur mit „Lederhosen“ in Form von Elefantenköpfen. Diese Figur heißt Jinja Taishō [Jinja Taishō (jap.) 深沙大将 wtl. Wüstengeneral; dämonische Erscheinungsform Bishamon-tens], wtl. der Wüstengeneral. Es handelt sich um eine Erscheinungsform des Bishamon. Der Legende nach soll Bishamon in dieser Gestalt dem berühmten Pilgermönch Xuanzang [Xuanzang (chin.) 玄奘 602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde] in einer zentralasiatischen Wüste den Weg zur nächsten Oase gewiesen und ihn so vor dem Verdursten gerettet haben.16 Die historische Faktizität dieser Legende mag zweifelhaft sein, doch verdeutlicht sie ein weiteres Mal den zentralasiatischen Einfluss auf die Bishamon Ikonographie. Neben dem Wüstengeneral ist auf dem obigen Bild eine jugendliche Figur mit Elefantenmütze zu sehen, die ich noch nicht identifizieren konnte. Auf der anderen Seite Bishamons ist im Hintergrund eine weitere seltsame Erscheinung zu sehen. Sie besitzt zahlreiche Attribute esoterisch-zornvoller Gottheiten (krodha [krodha (skt.) क्रोध „Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)]) nämlich zu Berge stehendes Haar, Raubtierzähne, Kette aus Totenschädel, vier Hände, in zwei davon menschliche Leichen, etc. Während derartige Figuren in der späteren esoterischen Ikonographie rangmäßig über Wächtern wie Bishamon stehen, ist diese Figur im vorliegenden Kontext ganz offensichtlich von untergeordneter Stellung.

Links von Bishamon fallen drei vornehme Figuren ins Auge. Es handelt sich um die Gefährtin des Bishamon, Kichijō-ten [Kichijō-ten (jap.) 吉祥天 Hindu-buddhistische Göttin des Glücks; wtl. „Gottheit des Guten Omens“; auch: Kisshōten; skt. Lakshmi], die vor allem im frühen japanischen Buddhismus als eine Art Glücksgottheit galt, später aber etwas in Vergessenheit geriet. Sie hält ein Wunscherfüllungs-Juwel in Händen. Neben ihr zwei Knaben, darunter wahrscheinlich Zennishi Dōji [Zennishi Dōji (jap.) 善膩師童子 Sohn und Bote des Bishamon-ten], ein Sohn des Bishamon, der auch oft als sein Bote in Erscheinung tritt.

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14 Vaishravana und Gefolge (chin. Darstellung)
Vaishravana durchmisst auf einer lila Wolke und in Begleitung seines göttlichen Gefolges, das er um das Doppelte überragt, sein Reich am Fuße des Weltenbergs Sumeru. Er hält Dreizack und Stupa (auf einer eigenen Wolke) in Händen, aus seinen Schultern schlagen Flammen, er tägt eher eine Krone als einen Helm. Vor ihm seine Gefährtin (Lakshmi) mit Blumen auf einem Teller. Hinter ihm ein Greis, zwei Jugendliche (Söhne), und diverse Yaksha-Dämonen. Schließlich ein Bogenschütze, der möglicherweise den geflügelten Dämon im oberen Bildteil abschießen möchte.
Tang-Zeit, 9. Jh. The British Museum.

Viele Einzelheiten des Kamakura-zeitlichen Rollbilds finden sich auch in chinesischen Darstellungen aus Dunhuang wieder, zum Beispiel auf der Abbildung oben, die Vaishravana (Bishamon) bei einer Art Inspektionstour durch sein Reich darstellt. Abgesehen von den Flammensäulen an Bishamons Schultern begegnen wir auch hier seinen Familienmitgliedern, allerdings mit vertauschten Attributen in den Händen.

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Die beiden Begleiter, Bishamons „Gattin“ Kichijō-ten und ihrer beider Sohn Zennishi Dōji, kehren Bishamon-tens Eigenschaften als Gott des Reichtums hervor.
13. Jh. Kūkai and Mount Kōya, Treasures of a Sacred Mountain. (Austellungskatalog) Kyōto National Museum, 2003, Abb. 93.
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16
Bishamon-ten in Begleitung seines Sohnes Zennishi Dōji und eines Dämonen, möglicherweise Jinja Taishō.
Kamakura-Zeit, 14. Jh. Princeton University Art Museum.
Bishamon mit Familie

Die Figur des Tobatsu Bishamon-ten war also möglicherweise der Auslöser dafür, dass sich Vaishravana/Bishamon aus den Formationen gleichartiger Schutzgötter, die ihn als Richtungsgottheit umgaben, löste und nicht mehr allein auf bloßen (militärischen) Schutz beschränkt blieb. An die Stelle seiner Waffenbrüder trat ein buntes Gefolge, das auch friedliche Figuren beinhaltete. Diese Figuren halten Früchte, Wunschjuwelen und andere Schätze in ihren Händen und deuten damit auf materiellen Reichtum hin. Dieser Aspekt ist, wie wir noch sehen werden, bereits in Vaishravanas indischem Erbe angelegt, hat sich in Japan aber erst zu einem späteren Zeitpunkt Ausdruck verschafft.

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17 Bishamon bekämpft Krankheiten
In der linken unteren Ecke sieht man einen Mönch mit einer aufgeschlagenen Sutrenrolle. Wahrscheinlich handelt es sich um das Konkōmyō-kyō, den Haupttext der Bishamon-ten (oder Himmeslwächter) Verehrung. Der Rest des Bildes illustriert einen Aspekt dieses Sutras, nämlich die Wirkkraft Bishamon-tens im Kampf gegen Krankheiten. Die Krankheiten werden als Tengu-artige Dämonen dargestellt, die Bishamon-ten mit Pfeil und Bogen erlegt. Das Bild ist Teil einer Querbildrolle, mit dem Namen hekija-e, „Bilder von der Vernichtung des Übels“. Darin werden mehrere besonders effektive Gottheiten dargestellt. Stilistisch ist diese Querbildrolle mit den Höllen-Bildrollen (jigoku zōshi), die unter Ex-Kaiser Shirakawa hergestellt wurden, verwandt. Anlass waren wohl nicht nur die Kriege des 12. Jahrhunderts, sondern auch die epidemischen Krankheiten, die in dieser Zeit das größte gesellschaftliche Problem darstellten.
12. Jh. Wikimedia Commons.

Bishamons schützende Kraft findet sich außerdem in einer berühmten, wenn auch etwas untypischen Bishamon-Darstellung aus Japan, einem „Bild der Bekämpfung von Übeln“ (hekija-e [hekija-e (jap.) 辟邪絵 „Bild der Bekämpfung von Übeln“; eine Serie von fünf Hängerollenbildern aus dem späten 12.Jh. die Gottheiten bei der Bekämpfung des Bösen darstellen]) aus dem späten 12. Jahrhundert Hier sieht man Bishamon, wie er mit Pfeil und Bogen geflügelte Dämonen abschießt. Dem Kontext ist zu entnehmen, dass diese Krankheiten personifizieren. Bishamon-ten wurde also in dieser Zeit auch ein Schutzherr gegen Krankheiten angesehen, die im japanischen Altertum generell ein großes Problem darstellten, für das nicht viel mehr als religiöse Mittel zur Hand waren. Auch in diesem Kontext tritt Bishamonten ohne die Hilfe der anderen Himmelskönige auf.

Tōhachi Bishamon

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Abbildung des Bishamon-ten mit acht Schwertern, eine späte Variation des Tobatsu Bishamon-ten.
Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Internet Archive, (bildbearbeitet).
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Bishamon-ten mit vier Köpfen und zwölf Armen, die acht Schwerter eine Pagode, ein Juwel, eine Sutrenrolle und einen Vajra halten. Er reitet auf einem Löwen und hat einen Löwenhelm, auf dessen Spitze ein Buddha thront. Dahinter das „Rad der Lehre“ mit acht Speichen.

Zu Hanabusa Ikkei 英一珪 schreibt das British Museum:

Ikkei was the leader of the Hanabusa school, and offshoot of the Kano school, founded by Itcho in the early 18th century. He gives his age as eighty-one (dating the painting to 1829) and says he is copying an image from Tomon-in Temple, Moriyama in Omi Province. Further documents suggest that the painting was commissioned by one Nagaoka Yasushige and dedicated at the New Year, 1832 by Nikkyo Shonin of Ikegami Hommon-ji Temple, Edo.
Werk von Hanabusa Ikkei. Edo-Zeit, 1832. The British Museum.
Bishamon mit vier Köpfen und acht Schwertern

Im späten Mittelalter kommt es zu einer neuen ikonographischen Form des Tobatsu Bishamon-ten, die auf einem Wortspiel beruht. Man las den Ausdruck tobatsu als tōhachi und unterlegte diese Aussprache mit neuen Schriftzeichen in der Bedeutung „acht Schwerter“. In der Tat hält dieser Bishamon acht Schwerter in seinen zwölf Händen. Außerdem hat er vier Gesichter und reitet auf einem Löwen. Letzterer dürfte von neuen Bishamon-Motiven auf dem Festland beeinflusst sein. Diese Darstellung hebt die martialischen Züge Bishamons ein weiteres Mal deutlich hervor und scheint sich unter den Warlords der sengoku [Sengoku Jidai (jap.) 戦国時代 Zeit der kämpfenden Länder, 1467–1568; beginnt mit dem Ōnin-Krieg und endet nach dieser Definition mit dem Beginn der nationalen Einigung unter Oda Nobunaga; nach anderen Definitionen mit der Ausrottung der Toyotomi durch Tokugawa Ieyasu im Jahr 1615]-Zeit einer gewissen Beliebtheit erfreut haben.17 Aber noch in der späten Edo-Zeit sind Tōhachi Darstellungen zu finden. Die genauen Umstände der Entstehung und Verbreitung dieses speziellen Kultes sind mir allerdings nicht bekannt.

Bishamon-ten als Glücksgott

Exkurs: Indische Reichtumsgötter

Bishamon leitet sich wie erwähnt von Vaishravana [Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)] (wtl. „Sohn des Gerühmten“) ab, eines indischen Gottes, dessen eigentlicher Namen Kubera lautet. Die klassischen indischen Epen Mahabharata [Mahābhārata (skt.) महाभारत „Die große Geschichte der Bharatas“, Indisches Nationalepos und elementare Schrift des Hinduismus.] und Ramayana [Rāmāyaṇa (skt.) रामायण Zweitältestes Nationalepos Indiens nach dem Mahabharata, heute bekannte Fassung wahrscheinlich 2. Jh. u.Z.] berichten, dass Vaishravana oder Kubera von der übergeordneten Gottheit Brahma explizit zum Herren der Reichtümer und Schätze erhoben wurde, und bezeichnen ihn auch als Schatzmeister der Götter oder als Spender von Reichtümern. Er hat eine goldene Haut und wohnt in goldenen Städten. Zugleich gebietet er über verschiedene dämonische Völker, allen voran die yaksha [yakṣa (skt.) यक्ष übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)]s bzw. rakshasa [rākṣasa (skt.) राक्षस indischer Dämon (jap. rasetsu 羅刹)]s, beides eher kriegerische, wilde Gestalten, die oft gemeinsam in einem Atemzug genannt werden. Möglicherweise zählte auch das Horten und Hüten von Schätzen zu ihren ursprünglichen Kompetenzen, sodass sich Vaishravanas Reichtumsaspekt auch aus seiner Verbindung zu diesen Dämonen entwickelt haben könnte.

Oft wird Vaishravana in Verbindung mit drei weiteren Gottheiten genannt, die jeweils einen Bereich der Welt beherrschen: Yama [Yama (skt.) यमराज Gottheit der Unterwelt und des Todes (jap. Enma 閻魔)] die Unterwelt, Indra [Indra (skt.) इन्द्र hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)] den Himmel, Varuna das Meer und schließlich Vaishravana die bewohnte Welt. Erst nach und nach werden diese vier Gottheiten den Himmelsrichtungen zugeordnet, wobei sich Vaishravana als Hüter des Nordens herauskristallisiert. Dies hängt möglicherweise mit der Assoziation „Reichtum — Gold — Metall — Bergbau — Himalaya“ zusammen: das Gold kam in Indien aus dem Norden.

Erst in zweiter Linie wird Vaishravana auch als militärische Figur gezeichnet, wobei wiederum der kriegerische Charakter der Yaksha-Dämonen eine Rolle gespielt haben könnte. Doch nur im Buddhismus bzw. in den ostasiatischen Ausprägungen Vaishravanas scheint dieser Aspekt die Oberhand zu gewinnen.

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20 Jambhala
Jambhala, Gottheit des Reichtums, hier in einer einfachen Erscheinungsform (ein Kopf, zwei Arme). In der rechten Hand hält er eine Zitrusfrucht (bijapuraka), in der linken einen Mungo, der Juwelen ausspeit.
Nepal, 15. Jh. Himalayan Art.
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21 Vaishravana
Vaishravana, die indische Urform des Bishamon, hier in einer tibetischen Darstellung. Interessanterweise trägt er auch hier eine Rüstung und eine lanzenartige Waffe (hier ein Banner). Der Löwe scheint ikonographisch mehr von China als von Indien beeinflusst zu sein. Besonders interessant ist der Mungo unter seiner Linken Hand. Er ist ein Symbol des Reichtums und speit Edelsteine. Dieser Symbolismus hat sich in China offenbar nicht durchgesetzt. Der Mungo wird in China als Maus oder Ratte „übersetzt“.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
Indische Götter des Reichtums mit Mungo

Eine mit Vaishravana eng verwandte oder wesensgleiche Gottheit ist Jambhala [Jambhala (skt.) जम्भल Reichtumsgottheit; identisch oder eng verwandt mit Vaishravana (Kubera)]. Bei ihm fehlt allerdings jeglicher militärischer Aspekt, er ist allein für den Reichtum zuständig. Ähnlich wie die japanischen Glücksgötter ist er eher wohlbeleibt und zeigt seinen Bauch, Kennzeichen des Wohlstands, deutlich her. Es gibt dennoch zahlreiche ikonographische Gemeinsamkeiten zwischen Jambhala und Vaishravana/ Kubera, die sich z.B. auf tibetischen Thangkas gut erkennen lassen. Das erstaunlichste Attribut, das alle drei Figuren auszeichnet, ist ein rattenähnliches Tier, das der jeweilige Reichtumsgott meist unter den Arm geklemmt mit sich führt. Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass dieses Tier bunte Kugeln ausspeit. Dies leitet sich auf eine indische volksreligiöse Vorstellung zurück, nach der man einen Mungo [Mungo (west.) kleines Raubtier aus der Familie der Mangusten; häufig dargestellt mit indischen Göttern des Reichtums; in Japan nicht heimisch und daher auch als Maus oder Ratte interpretiert] dazu bringen kann, Edelsteine auszuspucken, wenn man seinen Bauch drückt. Das Tier ist also ein Mungo und wird von Vaishravana wie ein Blasebalg gequetscht, damit er Edelsteine ausspuckt. Diese Steine können auch als Wunscherfüllungsjuwelen (nyoi no tama [nyoi no tama (jap.) 如意の玉 Wunschperle, Wunschjuwel; auch hōju]) gedeutet werden. Der Mungo hat also nichts mit Krieg, sehr wohl aber etwas mit Reichtum und Wohlstand zu tun.

In Ostasien ist der Mungo nicht heimisch, doch wurde er hier als Maus oder Ratte interpretiert.18 Auch die tibetischen Darstellungen könnten für eine große Ratte gehalten werden. Dies erinnert an die oben erwähnte Legende von den goldenen Mäusen, die Tobatsu Bishamon zu Kriegszwecken einsetzt. Wenn hier ein Zusammenhang mit dem freigiebigen Mungo vorliegt, so gab es also in Zentralasien eine Erinnerung an Bishamons Herkunft aus einer Reichtumsgottheit.

Die Funktion Bishamon-tens als Glücksgott war jedenfalls bereits in seinen indischen Erscheinungsformen angelegt. Sie war sozusagen immer latent vorhanden und scheint sich in Japan erneut Ausdruck verschafft zu haben, als die militärischen Qualitäten des Bishamon-ten nicht länger von zentraler Bedeutung waren.

Bishamon-ten, Daikoku-ten und Benzai-ten

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23 Daikoku mit den Köpfen Benzaitens und Bishamon-tens
Dreiköpfiger Daikoku mit den Zusatzgesichtern von Bishamon-ten und Benzaiten.
Edo-Zeit. Bernhard Scheid, 2007.

Bevor Bishamon-ten zum ständigen Mitglied der Glücksgötter wird, lässt sich eine Zwischenphase beobachten, in der Daikoku-ten, Benzaiten und Bishamon-ten — also drei indische Deva-Götter, die schlussendlich alle im Septett der Shichi Fukujin [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft] landen werden — eine Art Koalition mit einander eingehen. Sie sind in dieser Formation, die wohl im späteren Mittelalter entstanden sein dürfte, alle drei mit Rüstungen und Waffen versehen, werden aber zugleich mit den Attributen der Glücksgötter ausgestattet, etwa mit Reisballen (Daikoku) oder mit den fünfzehn Knaben (Benzaiten), die für verschiedene Berufe stehen. Die besondere Verbindung dieser drei Gottheiten lässt sich im Motiv des dreiköpfigen Daikoku (Sanmen Daikoku [Sanmen Daikoku (jap.) 三面大黒 Daikoku mit drei Gesichtern bzw. Köpfen. Vom esoterischen Buddhismus beeinflusste Variante der Daikoku-Ikonographie.]) erkennen: Daikokus Zusatzköpfe tragen dabei stets die Züge von Benzaiten und Bishamon. Es gibt auch Statuen von Benzaiten, die von Daikoku und Bishamon flankiert sind.

Zwischen Bishamon und Benzaiten bestehen bereits alte Verbindungen. Sarasvati [Sarasvatī (skt.) सरस्वती indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)] — die indische Benzaiten — tritt unter anderem im Goldglanz Sutra auf, also in jenem Text, der die Bedeutung der Vier Himmelskönige in Ostasien mitbegründet. Die Göttin schwört, jene, die das Goldglanz Sutra ehren, speziell zu beschützen. Ähnliche Schwüre leistet auch Lakshmi [Lakṣmī (skt.) लक्ष्मी hindu-buddhistische Göttin der Anmut und der Liebe; Begleiterin Vishnus (jap. Kichijō-ten 吉祥天)] (die bereits erwähnte Kichijō-ten), die traditionellerweise als Gefährtin Vaishravanas angesehen wird. Beide Göttinnen zeichnen sich bereits im indischen Kontext durch besondere Feminität und Schönheit aus und scheinen sich leicht substituieren zu können. Sarasvati besitzt durch ihre Verbindung zum Wasser und den Drachen allerdings größere Macht. Im Reigen der Glücksgötter wurde also Kichijō-ten, die anfängliche Begleiterin Bishamons, mehr und mehr durch die vielseitigere und mächtigere Benzaiten ersetzt.

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24 Sanmen Daikoku

Die Assoziierung von Bishamon und Daikoku scheint hingegen eine spezifisch japanische Entwicklung, genauer eine Erfindung des Tendai [Tendai-shū (jap.) 天台宗 Tendai-Schule, chin. Tiantai]-Buddhismus zu sein. Aus dem Keiran shūyōshū [Keiran shūyōshū (jap.) 渓嵐拾葉集 wtl. „Gesammelte Blätter aus stürmischen Tälern“; enzyklopädische Textsammlung zu den Lehren des Tendai-Buddhismus, erstellt zwischen 1311 und 1348 vom Mönch Kōshū (1276–1350) auf Berg Hiei.] (14. Jh.), einem mittelalterlichen Tendai-Text, geht hervor, dass man damals die Züge von Daikoku und Bishamon-ten ganz bewusst mit einander verschmolz. Es gab sogar eine Figur namens Tamon-Daikoku (also eine Kombination aus Bishamon/ Tamon und Daikoku). Das Keiran shūyōshū schreibt dazu: „Der Daikoku der Berg-Linie [= Berg Hiei [Hiei-zan (jap.) 比叡山 Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus]] ist Tamon Daikoku. Deshalb haben seine Merkmale die gleiche Form wie die des Bishamon.“19

Die Nahebeziehung Daikoku-Bishamon ist in einer umfangreichen Studie zu Daikoku von Iyanaga Nobumi [Iyanaga Nobumi (jap.) 彌永信美 1948–; Spezialist für kulturelle Beziehungen innerhalb der buddhistischen Welt; verfasste u.a. eine Studie zu den indischen Wurzeln des japanischen Daikoku] ausführlich analysiert worden. Daraus lässt sich grob folgende Entwicklung nachzeichnen: Bishamon-ten entstammt einem indischen Kontext, in dem bereits Gottheiten des Reichtums und des militärischen Schutzes mit einander verschmolzen wurden. Im ostasiatischen Kontext traten hingegen die militärischen Aspekte deutlicher hervor. Der Reichtumsaspekt wurde aber nie ganz vergessen und in Japan schließlich auf Daikoku weitervererbt. Merkmale, die zunächst mit Vaishravana (Bishamon) assoziiert worden waren, tauchten nun an Daikoku wieder auf. Dazu zählt unter anderem die zwergenhafte, wohlbeleibte Gestalt des Jambhala.20 Aber auch und vor allem die ominöse Maus, die eigentlich ein Mungo ist, wechselte von Bishamon zu Daikoku.

Die Gruppendynamik unter den Glücksgöttern

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25 Daikoku parodiert Bishamon
In einer Runde von Geishas schlüpft Daikoku in die Rolle seines Kollegen Bishamon-ten. Man beachte insbesonders, dass er dabei den Fuß auf das Gesäß der einen Geisha setzt, ähnlich wie Bishamon klassischerweise auf Dämonen bzw. auf einer Erdgöttin steht. Das Bild ist Teil einer sechsteiligen Serie, in der Daikoku auch alle anderen Glücksgötter parodiert.
Werk von Kitagawa Utamaro (?–1806). Edo-Zeit, 1804. Museum of Fine Arts, Boston.

Die Deva-Gottheiten Daikoku-ten, Benzai-ten und Bishamon-ten erhielten ihre glückverheißenden Züge, wie oben skizziert, zunächst im Rahmen des esoterischen Buddhismus (mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten]), also im Tendai und Shingon Buddhismus. Zu ihnen gesellte man schließlich Ebisu [Ebisu (jap.) 恵比寿 Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“], der in einem anderen Kontext eng mit Daikoku verbunden ist. Schließlich kamen noch drei Götter dazu, die stärkere Bezüge zum Daoismus bzw. zu anderen eher chinesisch konnotierten Traditionen haben: die beiden Alten — Fukurokuju [Fukurokuju (jap.) 福禄寿 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] und Jurōjin [Jurōjin (jap.) 寿老人 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] — und der besondere Held des Zen, Hotei [Hotei (jap.) 布袋 Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai], der aber charakterlich auch gut zu Daikoku passt.

Bishamon gehört in diesem Ensemble zweifellos eher zu den Randfiguren. Für sich allein gestellt wird er als Schutz- aber nicht als Glücksgott verehrt. Er übernimmt in den vielen liebevoll-satirischen Darstellungen der Glücksgötter aus der Edo-Zeit auch nie die Führungsrolle, wenn es um irgend einen Schabernack geht, den die Gruppe ausheckt.

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26 Bishamon-ten, Fukurokuju und Daikoku
Fukurokuju und Daikoku scherzen mit einem „chinesischen Knaben“ (karako, ein häufiger Begleiter der Glücksgötter), während Bishamon-ten eher griesgrämig abseits sitzt.
Werk von Nami no Ihachi (1751–1824). Edo-Zeit, 1777. Kamogawa-shi.

Auch auf der Abbildung oben aus der späteren Edo-Zeit sieht man Fukurokuju [Fukurokuju (jap.) 福禄寿 Glücksgott, Gott des Langen Lebens] und Daikoku mit einem „chinesischen Knaben“ (karako [karako (jap.) 唐子 chinesische Knaben; wtl. „Kinder der Tang-Zeit“; häufige Begleiter der Glücksgötter (fukujin)], ein häufiger Begleiter der Glücksgötter) scherzen, während Bishamon eher griesgrämig abseits sitzt.

Letztlich spielt Bishamon-ten unter den Glücksgöttern also nicht vielmehr als die Rolle eines Bodyguards, der ohne die Personen, die er beschützen soll, nicht viel wert ist. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass die Gruppe der Glücksgötter insgesamt doch stärker von Daikoku und Ebisu geprägt sind, die der städtischen Kaufmannskultur, in der die Glücksgötter erblühten, näher standen, als der martialische Reichtumsgott Bishamon. Aber auch von einem allgemeineren Standpunkt aus betrachtet sind wehrhafte männliche Gestalten im japanischen Pantheon grundsätzlich auf die Rolle von Leibwächtern oder Soldaten reduziert. Für eine Karriere als kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] ist Virilität auf lange Zeit gesehen keine besonders förderliche Eigenschaft.

Verweise

Fußnoten

  1. Dieser Artikel beruht zum Teil auf den Recherchen von Sarah-Allegra Schönberger für die Materialsammlung Kamigraphie, 2012. Herzlichen Dank!
  2. Die Zugehörigkeit Bishamon-tens zum Norden wird auch oft durch seine Hautfarbe, schwarz oder blauschwarz, unterstrichen. Diese Symbolik ist nicht-buddhistischer Herkunft und daher offenbar in China entstanden.
  3. Das Goldglanz Sutra (skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra) wurde bereits 414–421 ins Chinesische übersetzt. In diesem Text treten die Himmelskönige persönlich auf und erklären in einem Dialog mit dem Buddha, wie sie Könige, die eben dieses Sutra hochhalten, beschützen und andere, die dem Sutra im speziellen und dem Buddhismus im allgemeinen abhold sind, bestrafen werden. In Japan wurde das Goldglanz Sutra zusammen mit dem Lotus Sutra (Hoke-kyō) und dem Sutra für Barmherzige Könige (Ninnō-kyō) zu den sogenannten Drei Staatsschutz-Sutren gezählt.
  4. Diese Formulierung scheint auf eine Passage des Goldglanz Sutras anzuspielen, wo mehrere Gruppen von deva-Gottheiten angesprochen werden (NKBT 68, S. 164, Anm. 2).
  5. Übersetzt und zusammengefasst nach Nihon shoki 21, Kap. Sujun Tennō (NKBT 68, S. 163–164 und Aston 1973, Teil 2, S. 113–115).
  6. Konkōmyō shitennō gokoku no tera 金光明四天王護国之寺. Provinzialtempel für Nonnen hießen im übrigen hokke metsuzai no tera 法華滅罪之寺 (Tempel des Lotos [Sutras], das das Böse besiegt).
  7. Die Legende ist vor allem aus der Biographie Amoghavajras (chin. Bukong 不空) in den Song-zeitlichen „Chroniken Großer Mönche“ (Song gao seng zhuan 宋高僧伝, 988) bekannt. S.a. Goble 2013, S. 2.
  8. Goble 2013, S. 5–7.
  9. Die Tausend Buddha Höhlen waren nach dem plötzlichen, immer noch rätselhaften Niedergang Dunhuangs jahrhundertelang in Vergessenheit geraten, bevor sie im 20. Jahrhundert von Archäologen neu erschlossen wurden und zahlreiche bislang unbekannte buddhistische Texte und Kunstgegenstände zu Tage brachten.
  10. Die Legende ist unter anderem aus dem berühmten Reisebericht des Pilgermönchs Xuanzang bekannt. Demnach errichtete der erste König von Khotan eine Statue für Vaishravana und betete zu ihr um Nachkommenschaft. Da spaltete sich der Kopf der Statue und ein Säugling kam heraus, den der König als Sohn annahm. Als er dann noch um Nahrung für den Sohn bat, öffnete sich die Erde zu Füßen der Statue und es erschienen Brüste, die das Kind säugten. Der von göttlicher Macht gezeugte Nachkomme wurde zum Ahnherrn einer stabilen und in den Augen Xuanzangs vorbildlichen Dynastie von buddhistischen Herrschern in Khotan. Die Legende begründete u.a. Vaishravanas Ruf als Garant männlicher Nachkommen (Wicks 2002, S. 135–138; s.a. Wladimir Zwalf 1985, British Museum [Zugriff: 2012/2/22]).
  11. Tobatsu bezeichnet das zentralasiatische Reich Turfan an der nördlichen Seidenstraße, oder aber Tibet. Im vorliegenden Kontext kann man aber davon ausgehen, dass der Begriff stellvertretend für Zentralasien bzw. für die Reiche im Westen Chinas gebraucht wird.
  12. Diese Angaben stützen sich auf das Tōhō-ki 東宝記 (1352), die Tempelchronik des Tōji; s.a. Bishamonten (JAANUS).
  13. So jedenfalls ein Bericht aus dem Fusō ryakki (nach 1094), das die Gründung des fraglichen Tempel, des Kurama-dera, im späten 8. Jahrhundert ansetzt. Der Kurama-dera entwickelte sich später zu einem Zentrum der yamabushi und des tengu-Glaubens. Die Gleichsetzung von Kannon und Bishamon-ten findet sich auch im Lotos Sutra.
  14. Yiengpruksawan 1998, S. 42
  15. Niranba und Biranba. Sie treten bereits im Lotos Sutra neben Bishamon als Beschützer der Gläubigen auf.
  16. Rosenfield 2010, S. 181–183; s.a. Mark Schumacher, „Bishamonten“.
  17. Der Daimyō Uesugi Kenshin trug etwa die Schriftzeichen dieser Bishamon-Manifestation auf seinen Kriegsbannern. Auch Takeda Shingen führte in der Schlacht einen Schrein mit einem zehnarmigen Tōhachi Bishamon-ten mit. (Enkō-in [2012/3/2])
  18. Iyanaga 2002, S. 370–73.
  19. Nach Iyanaga 2002, S. 376.
  20. Wie auf der Daikoku Seite beschrieben, war auch die esoterische Figur des Mahakala prägend für Daikoku. Jambhala und Mahakala teilen aber ihrerseits zahlreiche ikonographische Gemeinsamkeiten.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Geoffrey Goble, „The Legendary Siege of Anxi: Myth, History, and Truth in Chinese Buddhism“. Pacific World, Journal of the Institute of Buddhist Sudies 15 (2013), 1–32. (Online.)
Iyanaga Nobumi, Daikoku-ten hensō. Tokyo: Hōzōkan, 2002. (Online.) [Engl. Titel: Variations on the Theme of Mahākāla.]
Mimi Hall Yiengpruksawan, Hiraizumi: Buddhist Art and Regional Politics in Twelfth-Century Japan. Cambridge: Harvard University Press, 1998.
Ann Barrott Wicks, „The Art of Deliverance and Protection: Folk Deities in Paintings and Woodblock Prints“. In: Ann Barrott Wicks (Hg.), Children in Chinese Art. Honolulu: University of Hawai'i Press, 2002, 133–158.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Bishamonten 12jh.jpg
    Bishamon-ten, der Hüter des Nordens. Ehemals bemalte Skulptur mit den für die Kamakura-Zeit typischen eingelegten Kristallaugen.
    Kamakura-Zeit, 12. Jh. Minneapolis Institute of Art.
  2. ^ 
    Shitenno jikkansho.jpg
    Die Vier Himmelskönige (von rechts nach links: Osten = Jikoku-ten , Süden = Zōjō-ten, Westen = Kōmoku-ten, Norden = Tamon-ten) in einem ikonographischen Handbuch namens Jikkan-shō (auch Zuzō-shō oder Ejū-shō). Es ist vielleicht kein Zufall, dass Tamon-ten (auch Bishamon-ten) hier als Anführer der Gruppe leicht erhöht dargestellt ist. Das vorliegende Werk ist eine Kopie aus der Kamakura-Zeit, das Original stammt dem Jahr 1139 und gilt als eines der frühesten Standardwerke der buddhistischen Ikonographie Japans. Andere Kopien (Kamakura-Zeit, Edo-Zeit) zeigen, dass die Darstellungen der Figuren weitgehend gleich geblieben sind.
    Kamakura-Zeit, 13. Jh. Nara National Museum.
  3. ^ 
    Tamonten horyuji.jpg
    Eine der ältesten japanischen Darstellungen des Bishamon-ten (hier Tamon-ten) aus einer Figurengruppe der Vier Himmelswächter (Shi-Tennō) des Tempels Hōryū-ji. Schon in dieser frühen Form steht er auf einem unterworfenen Dämon und hält eine Pagode in der Hand.
    Asuka Zeit, 7. Jh. n.Chr. Nihon no bijutsu 315 (1992), Abb. 1.
  4. ^ 
    Tamonten nara.jpg
    Bishamon-ten, Wächter des Nordens und Anführer der Gruppe der Vier Himmelskönige (Shi-Tennō).
    Nara-Zeit, 8. Jh. Bildquelle: unbekannt.
  5. ^ 
    BishamonKuramadera.jpg
    Bishamon-ten in einer für die Skulptur der Heian-Zeit typischen, wuchtig-gedrungenen Gestalt. Seine Miene ist streng, drückt aber auch Sorge aus. Mit der Linken schützt er seinen Blick, der von Norden in Richtung Hauptstadt gerichtet ist, was seine Schutzfunktion unterstreicht (sein Tempel, der Kurama-dera, liegt exakt im Norden Kyōtos). Allerdings soll diese Hand erst nachträglich so gestaltet worden sein, ursprünglich hielt dieser Bishamon, wie viele andere auch, wohl eine Pagode in der linken Hand. Flankiert wird die Statue von (hier nicht zu sehenden) zwei kleineren Figuren, die Kichijō-ten und Zennishi Dōji darstellen, die als Frau und Sohn des Bishamon-ten aufgefasst werden. Von der Kichijō-ten Statue weiß man, dass sie 1172 errichtet wurde.

    Die Statue stellt das Hauptheiligtum des Kurama Tempels dar und ist im Tempel-eigenen Museum zu besichtigen. Sie galt jedoch früher als Geheimer Buddha (hibutsu), was auch ihren guten Erhaltungszustand erklärt.
    Heian-Zeit, 12. Jh.?. Kuramadera Bishamon-ten to Kisshō-ten (Nihon no Butsuzō 21, 2007/11/8), S. 3.

  6. ^ 
    Tamonten todaiji.jpg
    Bishamon-ten,einer von zwei(!) Himmlischen Königen in der Haupthalle des Tōdaiji. Es handelt sich um Statuen, die im Zuge von Renovierungen in der Edo-Zeit hergestellt wurden, aber auf ältere Vorbilder zurückgehen. Das vollständige Set aller Vier Könige blieb unvollendet.
    Edo-Zeit. Ron Reznick, 2004 (mit freundlicher Genehmigung).
  7. ^ 
    Amoghavajra.jpg
    Der esoterische Mönch Amoghavajra (705–774), der vom Shingon Buddhismus als vierter Patriarch angesehen wird. Er spielte für die Popularisierung des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in China eine entscheidende Rolle und schuf damit die Grundlage für die später von Kūkai in Japan entwickelten Lehren. Das Portrait beruht wahrscheinlich auf chinesischen Originalen. Die zentralasiatischen Züge des Mönchs (er stammt aus Samarkand im heutigen Usbekistan) sind nach wie vor zu erkennen.
    Kamakura-Zeit, 1314. Tokyo National Museum.
  8. ^ 
    Vaishravana 947.jpg
    Dieses Blatt ist eines der ältesten bekannten Druckwerke weltweit und zugleich eines der ältesten Werke auf Papier. Es stammt aus Dunhuang enthält jedoch Motive, die für das Königshaus von Khotan kennzeichnend sind. In der Mitte steht Vaishravana (Bishamon) unterstützt von der Erdgöttin, links seine Gemahlin Lakshmi. Im Hintergrund ein Dämon, der einen nackten Säugling hochhält, nämlich jenen Sohn, den Vaishravana einst dem Königshaus von Khotan schenkte. Der Text gibt Auskunft über die überragenden Fähigkeiten des Vaishravana, Frieden und Wohlstand zu bewahren. Als Auftraggeber des Werks ist Cao Yuanzhong (r. 944–974), der damalige Militärherrscher von Dunhuang genannt. Cao Yuanzhongs Schwester war die Frau des damaligen Königs von Khotan, Li Shengtian.

    Der Text unter dem Bild besagt:

    Der große Himmelsgott des Nordens, Vaishravana, gebietet über das ganze Reich unter dem Himmel und befiehlt die Geister und Götter. Wer zu ihm voll Inbrunst betet, wird alles bekommen, was sein Herz begehrt. Seinen respektvollen Anhängern lässt er jede Hilfe zukommen. Der Militärgouverneur und Außerordentliche Inspektor des Guanyi Passes, Cao Yuanzhong, ließ einen Schnitzmeister diesen Druck anfertigen, damit das Land weiterhin in Frieden gedeihe, das Volk zu Wohlstand gelange, die Straßen sicher seien und alle in Zufriedenheit lebten. Aufgezeichnet im Feuer-Ziege Jahr Kaiyun 開運 4 der Großen Jin-Dynastie [947]*), 7. Monat, 15. Tag. (Übersetzt nach Wicks 2002, S. 237.)

    Man nimmt an, dass der Druck u.a. den Zweck hatte, die angeführten Titel Cao Yuanzhongs publik zu machen. Diese Titel implizierten eine besondere Anerkennung durch die Nordchina beherrschende Dynastie, die jedoch zu der Zeit keine direkte Befehlsgewalt über die Cao-Familie besaß.

    *) Ironischerweise war die sog. Spätere Jin-Dynastie (936–947) zu diesem Zeitpunkt bereits untergegangen, doch in Dunhuang wusste man offenbar noch nichts davon.
    Fünf Dynstien (China), 947. The British Museum.

  9. ^ 
    King khotan.jpg
    Li Shengtian, der König von Khotan, der mit einer Tochter des Herrschers von Dunhuang verheiratet war und daher in den dortigen Höhlentempeln verewigt wurde. Die Darstellung stattet ihn mit Elementen der khotanesischen Vaishravana-Legende aus, nämlich die ihn tragende Erdgöttin (jap. Jiten), die am unteren Bildrand nur undeutlich zu erkennen ist, sowie zwei engelhafte Kinder im oberen Teil des Bildes, die wohl den Sohn repräsentieren, den Vaishravana einst dem Königshaus von Khotan schenkte.
    Südl. Song-Zeit, 10. Jh. Cave Temples of Dunhuang (Ausstellungskatalog, Los Angeles, Getty 2016), S. 21, Abb. 1.
  10. ^ 
    Tobatsu bishamonten.jpg
    Statue des sog. Tobatsu Bishamon-ten (Bishamon aus Turfan). Kennzeichnend ist vor allem die weibliche Erdgöttin (Jiten) zu Bishamons Füßen. Eine weitere Besonderheit liegt in der Krone, auf deren Vorderseite ein Vogel zu sehen ist. Diese Statue wurde in China angefertigt und möglicherweise von Kūkai nach Japan gebracht. Sie soll zunächst im Stadttor Rajō-mon aufgestellt worden sein, da man sich davon besonderen Schutz erhoffte. Später kam sie in den Besitz des Shingon Tempels Tōji. Es existieren mehrere ziemlich originalgetreue Kopien dieses Tobatsu Bishamon.
    Tang-Zeit, 8. Jh. Nihon no bijutsu 315 (1992), Abb. 16.
  11. ^ 
    Tobatsu dazaifu.jpg
    Tobatsu Bishamon-ten steht mit beiden Beinen auf der Göttin Jiten (Pṛthvī), die von zwei jaki-Dämonen gesäumt ist. In seiner linken Hand hält er die ihn auszeichnende Pagode.
    Heian-Zeit, 10.Jh. Bildquelle: Mark Schumacher.
  12. ^ 
    Bishamon kamakura.jpg
    Bishamon-ten mit einem bunten Gefolge aus unterworfenen Dämonen und edlen Gestalten.
    Kamakura-Zeit, um 1200. Museum of Fine Arts, Boston.
  13. ^ 
    Jinjataisho.jpg
    In dieser Gestalt namens Jinja Taishō soll Bishamon-ten dem Pilgermönch Xuanzang erschienen sein. Das besondere Merkmal dieser Figur sind die Hosenbeine in Gestalt von Elefantenköpfen.
    Kamakura-Zeit, um 1200. Bildquelle: Kūkai and Mount Kōya, Treasures of a Sacred Mountain. (Austellungskatalog) Kyōto National Museum, 2003, Abb. 93.
  1. ^ 
    Vaishravana dunhuang.jpg
    Vaishravana durchmisst auf einer lila Wolke und in Begleitung seines göttlichen Gefolges, das er um das Doppelte überragt, sein Reich am Fuße des Weltenbergs Sumeru. Er hält Dreizack und Stupa (auf einer eigenen Wolke) in Händen, aus seinen Schultern schlagen Flammen, er tägt eher eine Krone als einen Helm. Vor ihm seine Gefährtin (Lakshmi) mit Blumen auf einem Teller. Hinter ihm ein Greis, zwei Jugendliche (Söhne), und diverse Yaksha-Dämonen. Schließlich ein Bogenschütze, der möglicherweise den geflügelten Dämon im oberen Bildteil abschießen möchte.
    Tang-Zeit, 9. Jh. The British Museum.
  2. ^ 
    Bishamon familie.jpg
    Die beiden Begleiter, Bishamons „Gattin“ Kichijō-ten und ihrer beider Sohn Zennishi Dōji, kehren Bishamon-tens Eigenschaften als Gott des Reichtums hervor.
    13. Jh. Kūkai and Mount Kōya, Treasures of a Sacred Mountain. (Austellungskatalog) Kyōto National Museum, 2003, Abb. 93.
  3. ^ 
    Bishamon zennishi.jpg
    Bishamon-ten in Begleitung seines Sohnes Zennishi Dōji und eines Dämonen, möglicherweise Jinja Taishō.
    Kamakura-Zeit, 14. Jh. Princeton University Art Museum.
  4. ^ 
    Bishamon hekija.jpg
    In der linken unteren Ecke sieht man einen Mönch mit einer aufgeschlagenen Sutrenrolle. Wahrscheinlich handelt es sich um das Konkōmyō-kyō, den Haupttext der Bishamon-ten (oder Himmeslwächter) Verehrung. Der Rest des Bildes illustriert einen Aspekt dieses Sutras, nämlich die Wirkkraft Bishamon-tens im Kampf gegen Krankheiten. Die Krankheiten werden als Tengu-artige Dämonen dargestellt, die Bishamon-ten mit Pfeil und Bogen erlegt. Das Bild ist Teil einer Querbildrolle, mit dem Namen hekija-e, „Bilder von der Vernichtung des Übels“. Darin werden mehrere besonders effektive Gottheiten dargestellt. Stilistisch ist diese Querbildrolle mit den Höllen-Bildrollen (jigoku zōshi), die unter Ex-Kaiser Shirakawa hergestellt wurden, verwandt. Anlass waren wohl nicht nur die Kriege des 12. Jahrhunderts, sondern auch die epidemischen Krankheiten, die in dieser Zeit das größte gesellschaftliche Problem darstellten.
    12. Jh. Wikimedia Commons.
  5. ^ 
    Tohachi hokusai.jpg
    Abbildung des Bishamon-ten mit acht Schwertern, eine späte Variation des Tobatsu Bishamon-ten.
    Werk von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit. Internet Archive, (bildbearbeitet).
  6. ^ 
    Tohachi hanabusa.jpg
    Bishamon-ten mit vier Köpfen und zwölf Armen, die acht Schwerter eine Pagode, ein Juwel, eine Sutrenrolle und einen Vajra halten. Er reitet auf einem Löwen und hat einen Löwenhelm, auf dessen Spitze ein Buddha thront. Dahinter das „Rad der Lehre“ mit acht Speichen.

    Zu Hanabusa Ikkei 英一珪 schreibt das British Museum:

    Ikkei was the leader of the Hanabusa school, and offshoot of the Kano school, founded by Itcho in the early 18th century. He gives his age as eighty-one (dating the painting to 1829) and says he is copying an image from Tomon-in Temple, Moriyama in Omi Province. Further documents suggest that the painting was commissioned by one Nagaoka Yasushige and dedicated at the New Year, 1832 by Nikkyo Shonin of Ikegami Hommon-ji Temple, Edo.
    Werk von Hanabusa Ikkei. Edo-Zeit, 1832. The British Museum.

  7. ^ 
    Jambhala.jpg
    Jambhala, Gottheit des Reichtums, hier in einer einfachen Erscheinungsform (ein Kopf, zwei Arme). In der rechten Hand hält er eine Zitrusfrucht (bijapuraka), in der linken einen Mungo, der Juwelen ausspeit.
    Nepal, 15. Jh. Himalayan Art.
  8. ^ 
    Vaishravana.jpg
    Vaishravana, die indische Urform des Bishamon, hier in einer tibetischen Darstellung. Interessanterweise trägt er auch hier eine Rüstung und eine lanzenartige Waffe (hier ein Banner). Der Löwe scheint ikonographisch mehr von China als von Indien beeinflusst zu sein. Besonders interessant ist der Mungo unter seiner Linken Hand. Er ist ein Symbol des Reichtums und speit Edelsteine. Dieser Symbolismus hat sich in China offenbar nicht durchgesetzt. Der Mungo wird in China als Maus oder Ratte „übersetzt“.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  9. ^ 
    Mungo.jpg
    Reichtum spendender Mungo, ein Attribut indischer und tibetischer Reichtumsgötter, beim Ausspeien von Juwelen. Der Mungo wird in China als Maus oder Ratte „übersetzt“. Auch auf dieser tibetischen Darstellung (Detail eines Bildes von Vaishravana, jap. Bishamon-ten) hat er eher Ähnlichkeit mit einer Ratte als mit dem marderartigen Tier aus Indien.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  10. ^ 
    Daikoku motoyama.jpg
    Dreiköpfiger Daikoku mit den Zusatzgesichtern von Bishamon-ten und Benzaiten.
    Edo-Zeit. Bernhard Scheid, 2007.
  11. ^ 
    Sanmen daikoku.jpg
    Daikoku mit den zusätzlichen Gesichtern von Bishamon und Benzaiten. Die Inschrift zum Dreiköpfigen Daikoku in diesem Edo-zeitlichen Bildlexikon besagt folgendes: „Sanmen Daikoku: Als Dengyō Daishi (Saichō) [das Kloster auf] Berg Hiei errichtete, erschien [Daikoku] mit drei Gesichtern, um die dreitausend Mönche [des Klosters] zu schützen.“
    Edo-Zeit, 1790. Ehime Universität.
  12. ^ 
    Daikoku bishamon.jpg
    In einer Runde von Geishas schlüpft Daikoku in die Rolle seines Kollegen Bishamon-ten. Man beachte insbesonders, dass er dabei den Fuß auf das Gesäß der einen Geisha setzt, ähnlich wie Bishamon klassischerweise auf Dämonen bzw. auf einer Erdgöttin steht.

    Das Bild ist Teil einer sechsteiligen Serie, in der Daikoku auch alle anderen Glücksgötter parodiert.
    Werk von Kitagawa Utamaro (?–1806). Edo-Zeit, 1804. Museum of Fine Arts, Boston.

  13. ^ 
    Fukujin1777.jpg
    Fukurokuju und Daikoku scherzen mit einem „chinesischen Knaben“ (karako, ein häufiger Begleiter der Glücksgötter), während Bishamon-ten eher griesgrämig abseits sitzt.
    Werk von Nami no Ihachi (1751–1824). Edo-Zeit, 1777. Kamogawa-shi.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amoghavajra (skt.) अमोघवज्र ^ 705–774; buddh. Mönch aus Samarkand, Autor und Übersetzer zahlreicher Schriften des esoterischen Buddhismus aus dem Sanskrit ins Chinesische; chin. Bukong Jingang (jap. Fukū Kongō 不空金剛)
  • An Lushan (chin.) 安禄山 ^ 703–757; chinesischer General, der sich 755 erfolgreich an die Spitze des chinesischen Reiches putschte, bald aber vom eigenen Sohn ermordet wurde; er löste damit die nach ihm benannte An Lushan Rebellion aus, die das Tang-Reich von 755 bis etwa 765 in den größten Bürgerkrieg seiner Geschichte stürzte
  • Anxi (chin.) 安西 ^ wtl. „Befriedung des Westens“; chinesische Garnisonsstadt am Knotenpunkt zweier Hauptrouten der Seidenstraße nahe der heutigen Stadt Guazhou, später auch Name der umgebenden Region
  • Asuka-dera 飛鳥寺 ^ erster historisch fassbarer Tempel Japans, gegr. 593 (Nihon shoki) von Soga no Umako; wurde unter anderem als Hōkō-ji (Tempel des beginnenden Dharmas) bezeichnet, später aber unter dem Namen Gangō-ji (Tempel des ursprünglichen Beginns) nach Nara verlegt; unter Asuka-dera versteht man heute den ursprünglichen Standort in der Asuka Region
  • Benzaiten 弁才天/弁財天 ^ Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten
  • Bishamon-ten 毘沙門天 ^ Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
  • Cao Yuanzhong (chin.) 曹元忠 ^ r. 944–974; regierte zur Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Reiche (907–960) als quasi unabhängiger Herrscher die Garnisonsstadt Dunhuang am nordwestlichen Ende der chinesischen Einflusssphäre
  • daibutsu 大仏 ^ wtl. „Großer Buddha“; monumentale Buddha-Statue
  • Daikoku 大黒 ^ Gott des Reichtums und Stellvertreter der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); skt. Mahakala = „Großer Schwarzer“; auch Daikoku-ten
  • deva (skt.) देव ^ „Gottheit“, oberste Klasse indischer Götter (jap. -ten 天 oder tenbu 天部)
  • Dunhuang (chin.) 敦煌 ^ Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln
  • Ebisu 恵比寿 ^ Glücksgott der Händler und Fischer; andere Schreibung: 夷 oder 戎; Grundbedeutung wahrscheinlich „Fremder“ oder „Barbar“
  • Emishi 蝦夷 ^ Volksgruppe im Nordwesten Japans, die im Laufe des japanischen Altertums aus Honshū verdrängt bzw. unterworfen und assimiliert wurde; die Zeichen werden auch Ezo oder Ebisu gelesen
  • Fukurokuju 福禄寿 ^ Glücksgott, Gott des Langen Lebens
  • Goble, Geoffrey (west.) ^ Buddhismusforscher; Professor der Religionswissenschaft der University of Oklahoma
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • hekija-e 辟邪絵 ^ „Bild der Bekämpfung von Übeln“; eine Serie von fünf Hängerollenbildern aus dem späten 12.Jh. die Gottheiten bei der Bekämpfung des Bösen darstellen
  • Herodot (west.) ^ ca. 484–425 v.u.Z.; antiker griechischer Geschichtsschreiber
  • Hiei-zan 比叡山 ^ Klosterberg Hiei bei Kyōto, traditionelles Zentrum des Tendai Buddhismus
  • Hotei 布袋 ^ Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai
  • Indra (skt.) इन्द्र ^ hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)
  • Iyanaga Nobumi 彌永信美 ^ 1948–; Spezialist für kulturelle Beziehungen innerhalb der buddhistischen Welt; verfasste u.a. eine Studie zu den indischen Wurzeln des japanischen Daikoku
  • jaki 邪鬼 ^ buddhistischer Dämon, Podest der Himmelswächter
  • Jambhala (skt.) जम्भल ^ Reichtumsgottheit; identisch oder eng verwandt mit Vaishravana (Kubera)
  • Jinja Taishō 深沙大将 ^ wtl. Wüstengeneral; dämonische Erscheinungsform Bishamon-tens
  • Jiten 地天 ^ Göttin der Erde
  • Jurōjin 寿老人 ^ Glücksgott, Gott des Langen Lebens
  • jūni shi 十二支 ^ Zwölf Erdzweige (chin. Tierkreiszeichen)
  • Jūni Shinshō 十二神将 ^ Die Zwölf Göttlichen Generäle
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
  • karako 唐子 ^ chinesische Knaben; wtl. „Kinder der Tang-Zeit“; häufige Begleiter der Glücksgötter (fukujin)
  • Keiran shūyōshū 渓嵐拾葉集 ^ wtl. „Gesammelte Blätter aus stürmischen Tälern“; enzyklopädische Textsammlung zu den Lehren des Tendai-Buddhismus, erstellt zwischen 1311 und 1348 vom Mönch Kōshū (1276–1350) auf Berg Hiei.
  • Khotan (khotan) ^ buddhistisches Königreich rund um die gleichnamige Oasenstadt im südl. Tarim-Becken, 56–1006 u.Z.; Knotenpunkt der Seidenstraße; chin. Yutian 于闐, heute Hetian (Hotan) 和田
  • Kichijō-ten 吉祥天 ^ Hindu-buddhistische Göttin des Glücks; wtl. „Gottheit des Guten Omens“; auch: Kisshōten; skt. Lakshmi
  • kokubunji 国分寺 ^ Provinztempel, Provinzialhaupttempel; in der Nara-Zeit Teil eines landesweiten Tempel-Netzwerks
  • Konkōmyō-kyō 金光明経 ^ Goldglanz Sutra; skt. Suvarṇaprabhāsasottama sūtra; eines von drei „Staatsschutz-Sutren“ des frühen japanischen Staats
  • Kōmoku-ten 広目天 ^ Wächter des Westens der Shi-Tennō, wtl. „Der, der alles sieht“; skt. Virūpākṣa
  • krodha (skt.) क्रोध ^ „Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)
  • Kurama-dera 鞍馬寺 ^ Tempel im Norden Kyōtos, wo unter anderem Bishamon-ten, der Hüter des Nordens, als Beschützer der Hauptstadt verehrt wurde.
  • Kūkai 空海 ^ 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
  • Lakṣmī (skt.) लक्ष्मी ^ hindu-buddhistische Göttin der Anmut und der Liebe; Begleiterin Vishnus (jap. Kichijō-ten 吉祥天)
  • Li Shengtian (chin.) 李聖天 ^ r. 912–966; auch bekannt als Visa Sambhava; König von Khotan, einer Oase an der Seidenstraße am südlichen Rand des Tarim-Beckens
  • Mahābhārata (skt.) महाभारत ^ „Die große Geschichte der Bharatas“, Indisches Nationalepos und elementare Schrift des Hinduismus.
  • mikkyō 密教 ^ esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten
  • Mononobe 物部 ^ wtl. „Sippe der Dinge“; altjap. Klan, der gegen den Buddhismus eingestellt war
  • Mungo (west.) ^ kleines Raubtier aus der Familie der Mangusten; häufig dargestellt mit indischen Göttern des Reichtums; in Japan nicht heimisch und daher auch als Maus oder Ratte interpretiert
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • Nihon shoki 日本書紀 ^ Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)
  • nuride 白膠木 ^ Lackbaum; Rhus verniciflua
  • nyoi no tama 如意の玉 ^ Wunschperle, Wunschjuwel; auch hōju
  • Pṛthivī (skt.) पृथिवी ^ Göttin der Erde (jap. Jiten 地天)
  • Rajō-mon 羅城門 ^ südl. Haupttor einer klassischen Stadtanlage; insbes. Haupttor von Heian-kyō (heute Kyōto), 980 zerstört
  • rākṣasa (skt.) राक्षस ^ indischer Dämon (jap. rasetsu 羅刹)
  • Rāmāyaṇa (skt.) रामायण ^ Zweitältestes Nationalepos Indiens nach dem Mahabharata, heute bekannte Fassung wahrscheinlich 2. Jh. u.Z.
  • Sanmen Daikoku 三面大黒 ^ Daikoku mit drei Gesichtern bzw. Köpfen. Vom esoterischen Buddhismus beeinflusste Variante der Daikoku-Ikonographie.
  • Sarasvatī (skt.) सरस्वती ^ indischer Fluss; Flussgöttin der Beredsamkeit, der Musik und der Gelehrsamkeit (jap. Benzaiten 弁才天)
  • Sengoku Jidai 戦国時代 ^ Zeit der kämpfenden Länder, 1467–1568; beginnt mit dem Ōnin-Krieg und endet nach dieser Definition mit dem Beginn der nationalen Einigung unter Oda Nobunaga; nach anderen Definitionen mit der Ausrottung der Toyotomi durch Tokugawa Ieyasu im Jahr 1615
  • Shichi Fukujin 七福神 ^ Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
  • Shingon-shū 真言宗 ^ Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan
  • Shi-Tennō 四天王 ^ wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet
  • Shitennō-ji 四天王寺 ^ buddh. Tempel im heutigen Ōsaka; zählt zusammen mit dem Asuka-dera zu den beiden ältesten Tempeln Japans (Gründung 593)
  • Shōmu Tennō 聖武天皇 ^ 701–56; 45. japanischer Kaiser; (r. 724–49); Förderer des Buddhismus
  • Shōtoku Taishi 聖徳太子 ^ 574–622; Prinz Shōtoku; kaiserlicher Regent
  • Soga no uji 蘇我氏 ^ Soga-Klan, die ersten Förderer des jap. Buddhismus
  • Soga no Umako 蘇我馬子 ^ 551?–626; Staatsmann; Sohn des Soga no Iname
  • Song (chin.) 宋 ^ chin. Herrschaftsdynastie, 960–1279
  • Tamon-ten  多聞天 ^ Synonym von Bishamon-ten, Himmelswächter des Nordens (skt. Vaishravana)
  • Tang (chin.) 唐 ^ chin. Herrschaftsdynastie, 618–907
  • tenbu 天部 ^ Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)
  • Tendai-shū 天台宗 ^ Tendai-Schule, chin. Tiantai
  • Tobatsu Bishamon-ten 兜跋毘沙門天 ^ wtl. Bishamon-ten aus Turfan bzw. Zentralasien
  • Tōdaiji 東大寺 ^ Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
  • Tōji 東寺 ^ Ost-Tempel in Kyōto, eig. Kyōō Gokoku-ji (Tempel des Königs der Lehre zum Schutz des Landes)
  • Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण ^ „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)
  • Veda (skt.) वेद ^ „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert
  • Xuanzang (chin.) 玄奘 ^ 602–664; berühmter chin. Pilgermönch und buddh. Gelehrter; Autor eines einflussreichen Reiseberichts über das buddhistische Indien, der später als „Reise nach dem Westen“ in einen Roman gefasst wurde
  • yakṣa (skt.) यक्ष ^ übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)
  • Yama (skt.) यमराज ^ Gottheit der Unterwelt und des Todes (jap. Enma 閻魔)
  • Zennishi Dōji 善膩師童子 ^ Sohn und Bote des Bishamon-ten