Alltag/Pilgerschaft: Unterschied zwischen den Versionen

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{{fl|V}}iele Formen der tra·di·tio·nel·len Reli·gions·aus·übung sind im moder·nen Japan ver·schwun·den oder werden nur noch am Rande der Ge·sell·schaft prakti·ziert, das Pilgern ({{glossar:henro}}) aber ist nach wie vor er·staun·lich beliebt.
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Obwohl sowohl Tempel als auch Schreine als Ziel von Pilger·fahrten in Frage kommen,  sind bud·dhis·tische Tempel auf diesem Gebiet  doch eher gefragt. Pilgern hat, zu·min·dest in seiner ur·sprüng·lichen Form, etwas mit Welt·abkehr zu tun, und das passt in Japan besser zum Buddhismus als zum Shintō. Auch der Tod wird nach bud·dhis·tischer Vor·stellung als Pilger·fahrt aufgefasst, daher ähnelt das japanische To·ten·kleid ({{glossar:shinishouzoku}}) einem Pilger·gewand (s.a. [[Totenriten]]).
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{{titel | Pilgerschaft}}
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Neben dem Motiv der inneren Einkehr tritt in der Pilgerschaft zweifellos auch die Suche nach Dingen zutage, die weniger religiöse Menschen im allgemeinen im Urlaub suchen: Ab·wechs·lung, Abenteuer, Exotik. Diese Motive haben ebenso wie die rein spi·ri·tu·ellen bereits eine lange Tradition. In der Edo-Zeit zählten Pilger·fahrten zu den wenigen Anlässen, bei denen man die eigene Provinz verlassen durfte. Daher stellte Pilgern wohl so etwas wie die Früh·form des japanischen Tourismus dar. Auch heute ist dieser Aspekt kaum zu übersehen: Die meisten Pilger sind in Reise·bussen unter·wegs und ab·ge·sehen von Pil·ger·hut und Pilger·stab auch mit einer Kamera ausgerüstet. Eine Min·der·heit begibt sich aber nach wie vor zu Fuß auf die Suche nach innerer Ver·voll·komm·nung oder schlicht nach einer Alternative zu den Sorgen des Berufs- und All·tags·le·bens.
__TOC__{{float|right|-1.5em|bild=henro.gif}}
 
{{fl|V}}iele Formen der tra·di·tio·nel·len Reli·gions·aus·übung sind im moder·nen Japan ver·schwun·den oder werden nur noch am Rande der Ge·sell·schaft prakti·ziert, das Pilgern ({{glossar:henro}}) aber ist nach wie vor er·staun·lich beliebt. Schon früh stellte es eine Art In·lands·touris·mus dar, und auch heute ist der touristi·sche Aspekt des Pilgerns ein wich·tiger Faktor seiner Beliebt·heit. Häufig sind eine ganze Reihe von Tempeln zu einer fixen Route zusam·men·ge·schlos·sen, die die Pilger der Reihe nach erwan·dern bzw. mit dem Bus abklap·pern. Unab·hän·gig von der Art der Fort·bewe·gung kleiden sich Pilger zu·meist in das klassi·sche Pilger-Outfit, be·stehend aus einem weißen Ober·ge·wand, einem schirm·ar·ti·gen Hut und einem Pil·ger·stab.
 
  
==Beispiel Shikoku==
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== Bekannte Pilgerrouten ==
  
Shikoku ist die Geburts·insel von {{glossar:kouboudaishi}} {{glossar:kuukai}} (774–835), des viel·leicht popu·lärsten Mönchs der japani·schen Religions·ge·schichte. Kūkai grün·dete den {{g|Shingonshuu|Shingon}} Bud·dhis·mus, der be·son·ders in Shikoku auch heute noch sehr stark ver·treten ist. Daher ent·stand hier eine Pil·ger·rou·te von 88 Tempeln, die zu Ehren Kūkais unter·nom·men wird und die den in Europa immer beliebter wer·den·den Ja·kobs·weg — sowohl was das Alter, als auch was die Zahl der Pilger betrifft — bei Weitem in den Schatten stellt.
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In Japan pilgert man schon seit alter Zeit meist nicht zu einem einzigen Ziel, sondern absolviert eine festgesetzte Zahl von heiligen Orten, die zu einer fixen Route zusammengefasst sind. Es geht nicht darum, einen End- oder Höhepunkt zu erreichen, sondern ein Programm zu absolvieren, das als {{g|shuugyou}} (Übung) bezeichnet wird und aus seriell an einander gereihten gleichförmigen Einheiten besteht. Paradigmatisch für diese Art des Pilgerns sind die 33 Heiligtümer {{g|Kannon}}s, die es in mehreren Regionen gibt. Dabei ist nicht entscheidend, dass man einen bestimmten Kannon Tempel erreicht, sondern dass man genau 33 besucht, denn die Zahl 33 entspricht den Erscheinungsformen, die dieser Bodhisattva laut dem Lotos Sutra annehmen kann.<!--
{{#display_map:
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--><ref>Im Laufe der Zeit haben manche Pilger allerdings den Ehrgeiz entwickelt, hundert Kannon Tempel zu besuchen, sodass es auch eine 34-Kannon-Route gibt, die sich mit zwei 33ern zu einer Hunderter-Route vereinen lässt.
34.159499, 134.502525~1, Ryōzen-ji ~霊山寺 ~~ ~1;<!-- 1-23 Awa (Tokushima-ken) -->
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</ref>  
34.155653, 134.490490~2, Gokuraku-ji~極楽寺;
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{{w500
34.147396, 134.468497~3, Konsen-ji~金泉寺;
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| Goshuin2.jpg
34.151306, 134.430889~4, Dainichi-ji~大日寺;
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|  Eintrag ins Pilger-Logbuch
34.138308, 134.431394~5, Jizō-ji~地蔵寺;
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34.118027, 134.388323~6, Anraku-ji~安楽寺;
+
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34.120739, 134.377932~7, Jūraku-ji~十楽寺;
+
| style=  | border= <!-- fff (kein Rand) -->
34.120802, 134.340019~8, Kumadani-ji~熊谷寺;
+
| link= <!-- 0 (kein Link) -->
34.104403, 134.333745~9, Hōrin-ji~法輪寺;
+
| ref= 1
34.107757, 134.304237~10, Kirihata-ji~切幡寺;
 
34.051667, 134.3485~11, Fujii-dera~藤井寺;
 
33.985028, 134.31025~12, Shōsan-ji~焼山寺;
 
34.038160, 134.462657~13, Dainichi-ji~大日寺;
 
34.050333, 134.475639~14, Jōraku-ji~常楽寺;
 
34.055611, 134.473611~15, Kokubun-ji~国分寺;
 
34.068472, 134.474344~16, Kannon-ji~観音寺;
 
34.085167, 134.485444~17, Ido-ji~井戸寺;
 
33.986, 134.57825~18, Onzan-ji~恩山寺;
 
33.967861, 134.605806~19, Tatsue-ji~立江寺;
 
33.913861, 134.505611~20, Kakurin-ji~鶴林寺;
 
33.882528, 134.521889~21, Tairyūj-ji~太龍寺;
 
33.851833, 134.582778~22, Byōdō-ji~平等寺;
 
33.732797, 134.526243~23, Yakuō-ji~薬王寺;
 
33.249010, 134.175714~24, Hotsumisaki-ji~最御崎寺;<!--24-39, Tosa-->
 
33.287806, 134.14825~25, Shinshō-ji~津照寺;
 
33.307222, 134.122861~26, Kongōchō-ji~金剛頂寺;
 
33.467611, 133.974778~27, Kōnomine-ji~神峯寺;
 
33.577583, 133.705389~28, Dainichi-ji~大日寺;
 
33.598694, 133.640417~29, Kokubun-ji~国分寺;
 
33.591968, 133.577722~30, Zenraku-ji~善楽寺;
 
33.546611, 133.577472~31, Chikurin-ji~竹林寺;
 
33.526694, 133.611389~32, Zenjibu-ji~禅師峰寺;
 
33.500833, 133.543083~33, Sekkei-ji~雪蹊寺;
 
33.491722, 133.487583~34, Tanema-ji~種間寺;
 
33.5125, 133.4095~35, Kiyotaki-ji~清瀧寺;
 
33.426, 133.450806~36, Shōryū-ji~青龍寺;
 
33.207972, 133.134611~ 37, Iwamoto-ji~岩本寺;
 
32.726028, 133.018556~38, Kongōfuku-ji~金剛福寺;
 
32.961306, 132.774056~39, Enkō-ji~延光寺;
 
32.964816, 132.563709~40, Kanjizai-ji~観自在寺; <!-- 40-65, Iyo (Ehime-ken) -->
 
33.295194, 132.5985~41, Ryūkō-ji~龍光寺;
 
33.310266, 132.581884~42, Butsumoku-ji ~佛木寺 ~~ ~;
 
33.369222, 132.518972~43, Meiseki-ji~明石寺;
 
33.660889, 132.912083~44, Daihō-ji~大寶寺;
 
33.658667, 132.980722~45, Iwaya-ji~岩屋寺;
 
33.753556, 132.819111~46, Jōruri-ji~浄瑠璃寺;
 
33.757944, 132.812861~47, Yasaka-ji~八坂寺;
 
33.793722, 132.813944~48, Seirin-ji~西林寺;
 
33.816667, 132.808528~49, Jōdo-ji~浄土寺;
 
33.828120, 132.804527~50, Hanta-ji~繁多寺 ~~ ~;
 
33.847861, 132.796472~51, Ishite-ji~石手寺;
 
33.885083, 132.714972~52, Taisan-ji~太山寺;
 
33.89175, 132.739667~53, Enmyō-ji~圓明寺;
 
34.066833, 132.964~54, Enmei-ji~延命寺;
 
34.06875, 132.99575~55, Nakō-bō~南光坊;
 
34.050111, 132.974583~56, Taisan-ji~泰山寺;
 
34.029472, 132.978472~57, Eifuku-ji~栄福寺;
 
34.013194, 132.977361~58, Senyū-ji~仙遊寺;
 
34.026167, 133.025444~59, Kokubun-ji~国分寺;
 
33.837861, 133.111139~60, Yokomine-ji~横峰寺;
 
33.893528, 133.103306~61, Kōon-ji~香園寺;
 
33.897232, 133.114903~62, Hōju-ji~宝寿寺;
 
33.896056, 133.129167~63, Kichijō-ji~吉祥寺;
 
33.890222, 133.160667~64, Maegami-ji~前神寺;
 
33.967639, 133.5865~65, Sankaku-ji~三角寺 ~~ ~;
 
34.035222, 133.723722~66, Unpen-ji~雲辺寺; <!-- 66-88, Sanuki (Kagawa-ken)-->
 
34.102194, 133.719167~67, Daikō-ji~大興寺;
 
34.133986, 133.647333~68, Jin'e-in~神恵院;
 
34.1345, 133.647528~69, Kan'on-ji~観音寺;
 
34.139667, 133.694056~70, Motoyama-ji~本山寺;
 
34.229722, 133.724261~71, Iyadani-ji~弥谷寺;
 
34.219389, 133.750278~72, Mandara-ji~曼荼羅寺;
 
34.223306, 133.750219~73, Shusshaka-ji~出釈迦寺;
 
34.233194, 133.765764~74, Kōyama-ji~甲山寺;
 
34.225111, 133.774139~75, Zentsū-ji~善通寺 ~~ ~;
 
34.250097, 133.781014~76, Konzō-ji~金倉寺;
 
34.27675, 133.762694~77, Dōryū-ji~道隆寺;
 
34.306694, 133.824583~78, Kōshō-ji~郷照寺;
 
34.311472, 133.882861~79, Tennō-ji~天皇寺;
 
34.303139, 133.944167~80, Kokubun-ji~國分寺;
 
34.333528, 133.926764~81, Shiromine-ji~白峯寺;
 
34.344451, 133.960564~82, Negoro-ji~根香寺;
 
34.286611, 134.026583~83, Ichinomiya-ji~一宮寺;
 
34.357917, 134.10125~84, Yashima-ji~屋島寺;
 
34.359889, 134.139528~85, Yakuri-ji~八栗寺;
 
34.324306, 134.179639~86, Shido-ji~志度寺;
 
34.266706, 134.171719~87, Nagao-ji~長尾寺;
 
34.191408, 134.206733~88, Ōkubo-ji~大窪寺 ~~ ~88
 
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Die Pilgerroute führt rund um die gesamte Insel. Der Fußweg beträgt ca. 1400km und kann bei guter Kon·di·tion in etwa 40 bis 50 Tagen be·wäl·tigt werden. Üb·lich·er·weise be·ginnt man mit Tempel 1 und um·rundet die Insel im Uhr·zeiger·sinn bis Tempel 88. Die Tempel sind einzeln num·meriert und relativ gut aus·ge·schildert. Mitunter findet man sogar noch tradi·tionelle Weg·weiser. Die Tempel sind ver·schie·denen {{skt:buddha|Buddhas}} geweiht, gehören aber fast alle dem Shingon Bud·dhis·mus an.
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Ein wichtiges Element bei dieser Form der religiösen Übung sind die Kalligraphien und Stempel, die von den besuchten Tempeln gegen ein gewisses Entgelt in die Logbücher der Pilger eingetragen werden. Eine Pilgerroute gilt dann als absolviert, wenn die vollständige Anzahl von Stempeln im Pilger-Logbuch eingetragen sind. Diese Bürokratisierung des Pilgerwesens, die zugleich ihren eigenen ästhetischen Reiz hat, dürfte ein Produkt der {{g|Edo}}-Zeit sein.
{{float|right|bild=osamefuda.gif}}
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Um den Besuch eines Tempels zu bestätigen, spielen die sog. {{glossar:osamefuda|''osame-fuda''}} eine große Rolle. Das sind Pa·pier·streifen, die mit einem Bild Kūkais und dem Spruch: „Ehre der Pilger·schaft zu den 88 heiligen Orten“ bedruckt sind. Die Pilger kaufen sie in Blöcken, schreiben auf die Rück·seite ihren eigenen Namen und opfern diese Zettel an jedem Tempel, den sie besuchen. Unter·schied·liche Farben re·präsen·tieren den „Rang“ eines Pilgers, abhängig davon, wie oft er die Route bereits absolviert hat. ''Osame-fuda'' sind also „Visiten·karten“ im wörtlichen Sinn und bedeuten nichts anderes als: „I was here.
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=== Shikoku ===
  
Auf vielen Pilger·routen ist es sogar üblich, dass Pilger ''osame-fuda'' mit ihrem eigenen Namen  mit·führen und diese an den be·such·ten Tempeln oder Schreinen aufkleben. Be·lieb·te Pilgerstätten sind daher oft über und über mit ''osame-fuda'' überzogen. Gegen diese Art von Graffiti be·ste·hen keiner·lei Vorbehalte in Japan. Aller·dings sind solche „Visiten·karten“ stets nach einem fest·ge·legten Muster gestaltet.
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{{sidebox
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| Shikokupilgrims.jpg
| ameyadori.jpg| top=-10
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| Pilgerweg Shikoku
| Eine Gruppe Pilger hat unter einem Tempeldach Schutz vor dem Regen ge·fun·den. Ein Pilger nützt die Ge·le·gen·heit, um seinen Na·mens·zug an·zu·brin·gen.
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| sidepage= Shikoku
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}}
 
}}
In Shikoku führen die meisten Pilger außerdem eine Art Log·buch mit sich, in das sie sich von jedem be·such·ten Tempel einen Stempel ({{glossar:shuin}}) und eine Kalligraphie ein·tra·gen lassen. Die Kalli·graphien enthalten meist den Tempel·namen und ein Sanskrit·zeichen ({{glossar:shuji}}), das den Haupt·buddha ({{glossar:honzon}}) des be·tref·fenden Tempels sym·bolisiert.
+
Der berühmteste serielle Pilgerweg Japans sind die 88 Tempel von Shikoku ({{g|shikokuhachijuuhakkasho}}), die sich auf eine Strecke von über tausend Kilometern kreisförmig um die gesamte Insel reihen. Es gibt natürlich wesentlich mehr als 88 Tempel auf Shikoku und viele beeindruckende Kultstätten wie etwa der {{g|konpirasan}} zählen nicht zum Shikoku Pilgerweg. Die Auswahl der Tempel tut jedoch nichts zur Sache. Sie ist von einer Tradition (die wahrscheinlich in der Edo-Zeit begründet wurde) vorgegeben und wird sowohl von Pilgern als auch von Einheimischen, die die Pilger üblicherweise freundlich empfangen, nicht in Frage gestellt. ([[Alltag/Pilgerschaft/Shikoku|Mehr dazu...]])
 
 
{|align=left width=265 style='margin: .5em 2em 0 0; padding: 0;' class='bild bildtext'
 
| [[{{ns:6}}:Sabadaishicallig.jpg|link=]]&nbsp;&nbsp;[[{{ns:6}}:Shuin_shikoku_tempel4.gif|link=]]
 
|-
 
| Eintrag ins Pilgerlogbuch<br/>Bilder: D. Weiss
 
|}
 
Pilger ({{glossar:henro}} oder ''o-henro-san'') werden in Shikoku sehr freund·lich auf·ge·nommen. Der Brauch verlangt es, dass man ihnen kleine Ge·schen·ke ({{glossar:osettai}}) — z.B. Essen, aber auch Geld —  gibt, um auf diese Weise ein bisschen an ihrem frommen Werk zu partizi·pieren. Theo·re·tisch ist es daher mög·lich, auch gänzlich ohne eigene Mittel eine Pilger·schaft in Shikoku zu bestreiten. Tat·säch·lich profitiert aber die lokale Tourismus·branche nicht un·er·heblich von den Pilgern.
 
 
 
== Weltflucht und Tourismus ==
 
 
 
<div class='sidebox_Wrapper'>
 
{{Sidebox|shikokupilgrims.jpg}}
 
{{Sidebox|pilger_koya_wada.jpg}}
 
{{Sidebox|henro_shikoku.jpg}}
 
{{Sidebox|shikoku12.jpg}}
 
{{Sidebox|henro_mendel.jpg}}
 
</div>
 
Die 88 Tempel stellen die bekannteste Pil·ger·strecke dieser Art dar und wohl auch eine der längsten, aber Serien von Tempeln, die durch eine Pilger·route verbunden sind, gibt es in ganz Japan. Auch Schreine bieten sich als Ziel von Pilger·fahrten an, ins·ge·samt sind bud·dhis·tische Tempel auf diesem Gebiet jedoch eher gefragt. Pilgern hat, zu·min·dest in seiner ur·sprüng·lichen Form, etwas mit Welt·abkehr zu tun, und das passt in Japan besser zum [[Buddhismus]] als zum [[Shinto|Shintō]]. Auch der Tod wird nach bud·dhis·tischer Vor·stellung als Pilger·fahrt aufgefasst, daher ähnelt das japanische To·ten·kleid ({{glossar:shinishouzoku}}) einem Pilger·gewand (s.a. [[Totenriten]]).
 
  
 
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Neben dem Motiv der inneren Einkehr tritt in der Pilgerschaft zweifellos auch die Suche nach Dingen zutage, die weniger religiöse Menschen im allgemeinen im Urlaub suchen: Ab·wechs·lung, Abenteuer, Exotik. Diese Motive haben ebenso wie die rein spi·ri·tu·ellen bereits eine lange Tradition. In der Edo-Zeit zählten Pilger·fahrten zu den wenigen Anlässen, bei denen man die eigene Provinz verlassen durfte. Daher stellte Pilgern wohl so etwas wie die Früh·form des japanischen Tourismus dar. Auch heute ist dieser Aspekt kaum zu übersehen: Die meisten Pilger sind in Reise·bussen unter·wegs und ab·ge·sehen von Pil·ger·hut und Pilger·stab auch mit einer Kamera ausgerüstet. Eine Min·der·heit begibt sich aber nach wie vor zu Fuß auf die Suche nach innerer Ver·voll·komm·nung oder schlicht nach einer Alternative zu den Sorgen des Berufs- und All·tags·le·bens.
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=== Ise ===
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Aus Sicht der Edo-Zeit war aber nicht Shikoku das bekannteste Ziel einer Wallfahrt, sondern {{g|Ise}}. Die Doppelanlage bestehend aus dem Inneren und dem Äußeren Schrein ({{g|Naikuu}} und {{g|Gekuu}}) hatte bereits im japanischen Mittelalter angefangen, Werbung für die besondere Wirkkraft des Ortes zu machen, indem man fahrende Priester in alle Landesteile ausschickte. Ise entwickelte sich daher schon in der Edo-Zeit zu einem Massen-Pilgerzentrum, wo etwa Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Millionen Besucher verzeichnet wurden. In diesem Fall war natürlich weniger der serielle Besuch von Einzelstätten als das Erreichen eines krönenden Abschlusses, nämlich der Schreine von Ise wichtig. Dennoch etablierten sich in der Edo-Zeit schon auf dem Weg zu den Schreinen diverse andere Zentren, die ebenfalls besucht wurden. Damals erhofften sich die Pilger einen persönlichen, materiellen Gewinn durch den Erwerb von Talismanen ({{g|ofuda}}) oder anderen Glücksbringern und erwarteten sich im übrigen auch vor Ort Spaß und Vergnügen. Daher entstanden rund um die beiden Schreine richtige Freizeitresorts mit Theatern, Gaststätten und sogar mit Bordellen. Das Zentrum dieses Pilgertourismus befand sich im übrigen in Yamada, rund um den Äußeren Schrein, den man zuerst erreichte, während der Innere Schrein oft links liegen gelassen wurde.
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{{w500
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| Ise sangu.jpg
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| Pilgermassen in Ise, 1834
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Noch heute  ist Ise ein beliebtes Reiseziel, vor allem zu Neujahr ({{g|hatsumoude}}) oder zu den Schrein·verlegungs·zeremonien rund um das Jahr 2013. Doch lässt sich schwerlich von Pilgerschaft sprechen, da der Weg nach Ise nicht mehr von Bedeutung ist und zumeist mit Auto oder Zug unternommen wird. Zudem wird  Ise heute in erster Linie als Ahnenschrein des Kaiserhauses angesehen, dessen  Besuch  eine sehr feierliche, ernste Angelegenheit, wenn nicht gar eine patriotische Pflicht darstellt. Schließlich wurden in der Nachkriegszeit bauliche Veränderungen vorgenommen, die  den Besucherstrom in erster Linie auf den Inneren Schrein, den eigentlichen Schrein der {{g|Amaterasu}}, richteten.
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=== Yoshino und Kumano ===
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Die älteste Pilgerroute Japans führt durch die Halbinsel {{g|Kiihantou|Kii}} zu den Schreinen von {{g|Kumano}}. Die Region Kii (heute Wakayama-ken) umfasst das Bergland südlich des {{g|Yamato}}-Beckens, grenzt also direkt an jene Region, die als Wiege des japanischen Reiches bezeichnet werden kann.
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Wenn man sich von Nara in Richtung Süden begibt, erreicht man zunächst die Ge·birgs·ket·te von Yoshino, die schon in der Frühzeit des japanischen Buddhismus von Asketen und Weltflüchtigen wie {{g|Ennogyouja}} aufgesucht wurde. Hier befindet sich zum Beispiel der {{g|Kinpusen}}, der mit dem berühmten „Geierberg“ ({{skt:Grdhrakuta}}) in Indien gleichgesetzt wurde, wo einst Buddha seine wichtigsten Predigten (etwa das [[Lotos Sutra]]) abgehalten haben soll. Japanischen bud·dhis·tischen Le·gen·den zufolge flog dieser Gei·er·berg im heiligen [[Geschichte/Frühzeit/Empfehlung|Jahr 552]] nach Japan und bezog im Süden der alten Haupt·stadt·region sein neues Quartier. Diese legendenumwobene Region gilt als Ausgangspunkt des Kults der Bergasketen ({{g|yamabushi}}). Mit der Zeit drangen die Bergasketen immer weiter in die südlich von Yoshino gelegene Region Kumano vor und etablierten hier drei religiöse Zentren, die sogenannten „Drei Berge von Kumano“ ({{g|Kumanosanzan}}). Bald wurde es  auch unter frommen buddhistischen Laien üblich, als religiöse „Übung“ eines oder mehrere dieser Zentren aufzusuchen. In der späteren {{g|Heian}}-Zeit unternahmen  selbst Kaiser, in Begleitung von hunderten Hofadeligen, die beschwerliche Reise zu den drei über die Halbinsel verstreuten Kultstätten von Kumano.
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 +
Sowohl die Bergasketen als auch die Pilger verfolgten eindeutig buddhistische Ziele (Erwerben von gutem {{s|karma}}), doch verehrten sie sowohl einheimische Berggottheiten als auch Buddhas und Bodhisattvas. Obwohl heute alle drei Hauptkultstätten von Kumano offiziell als „Schreine“ gelten,<!--
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Die Gründe dafür sind im sog. Staatsshintō zu suchen, vgl. [[Geschichte/Staatsshinto]].
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ist das gemischt-religiöse Erbe in Kumano nach wie vor deutlich zu erkennen.
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Heute sind Yoshino, Kumano und der ebenfalls auf der Halbinsel Kii gelegene buddhistische Klosterberg {{g|Kouyasan}} zu einem UNESCO-Kulturerbe zusammengefasst, in dem es auch um die Natur und Verbindungswege zwischen den religiösen Zentren geht, also um die alten Pilgerrouten. Im Gegensatz zu späteren Routen muss man sich die Kumano-Pilgerroute jedoch als Netz von einzelnen Pfaden vorstellen, die nicht nach einer festgesetzten Reihenfolge zu durchwandern sind. So kann z.B. auch die im Nordosten der Halbinsel Kii gelegene Schreinanlage von {{g|Ise}} mit dem Kumano-Pilgerweg verbunden werden.  
  
Auch Ausländer beteiligen sich manchmal an solchen Un·ter·neh·mun·gen, um in die Geheimnisse des japanischen Bud·dhis·mus einzudringen. Einer von ihnen, der Amerikaner Don Weiss, hat seine Er·fah·run·gen auf dem Shikoku Pilgerweg in seinem Buch ''Echoes of Incense'' ver·öffent·licht, das auch über das Internet zugänglich ist. 2006 brachte der Schweizer Ethnologe Tommi Mendel eine sehr sensible filmische Dokumentation heraus, die vor allem nach den Motiven jüngerer Shikoku Pilger fragt. Nach den über 60-jährigen bilden sie die zweit·größte Alters·kohorte, die sich auf den aufwendigen Fuß·marsch einlässt. Schließlich hat sich auch der Deutsche Gerald Koll zu einem „filmischen Selbstversuch“ mit einer Kamera im Gepäck auf den Weg der 88 Tempel begeben. Sein Do·ku·men·tar·film versteht sich als hin·ter·grün·di·ger Kom·men·tar zur Erfahrung des Pilgerns im All·ge·mei·nen, verrät aber auch viel über Japan aus einer unvoreingenommenen, nicht-japanologischen Perspektive.
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Leider  lassen die Anlagen nach zahlreichen Zerstörungen und Ortswechseln heute nur noch wenig von ihrer ehemaligen Bedeutung erahnen. Lediglich der 133m hohe Wasserfall {{g|nachinotaki}} bietet eine eindrucksvolle Kombination von Natur und Kultur, wie sie für die meisten traditionellen Pilgerstätten Japans typisch ist.
  
== Berge als Pilgerstätten ==
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== Berg Fuji ==
  
Auch heilige Berge spielen im japanischen Pil·ger·w·es·en eine wichtige Rolle. Manche sind vielleicht schon seit Urzeiten als Sitz von lokalen Gott·hei·ten angesehen worden, andere wurden erst durch den Buddhismus „entdeckt“ oder es fand eine Umdeutung der Berg·gott·heit im Sinne des Bud·dhis·mus statt. Eine der ältesten Pil·ger·stätten Japans, die Ge·birgs·ket·te von Yoshino im Süden der Präfektur Nara, wurde zum Beispiel mit dem berühmten „Geierberg“ ({{skt:Grdhrakuta}}) in Indien gleichgesetzt, wo einst Buddha seine wichtigsten Predigten (etwa das [[Lotos Sutra]]) abgehalten haben soll. Japanischen bud·dhis·tischen Le·gen·den zufolge flog dieser Gei·er·berg im heiligen [[Geschichte/Frühzeit/Empfehlung|Jahr 552]] nach Japan und bezog im Süden der alten Haupt·stadt·region sein neues Quartier. Heute wird dieser Ort vor allem von den Berg·as·ke·ten ({{glossar:yamabushi}}) verehrt, die hier sowohl Tempel als auch Schreine unterhalten. In jüngster Zeit (2008) hat sich außerdem eine neue Pilgerroute zu den „Mystischen Orten von ''kami'' und Buddhas“ (Shinbutsu Reijō) gebildet, die — ausgehend von {{glossar:Ise}} und endend auf Berg {{glossar:Hieizan}} —  fast alle bekannten Tempel und Schreine des japanischen Altertums umfasst.  
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Heilige Berge sind in Japan nicht notwendigerweise besonders hoch. Besonders im Altertum scheinen in erster Linie ebenmäßig geformte Hügel am Rande größerer Gebirgsketten — wie etwa Berg {{g|Miwayama|Miwa}} — als Kultstätten in Frage gekommen zu sein. Erst in späterer Zeit tauchte allmählich der heute berühmteste aller japanischen Berge, der {{g|fujisan}} als Gegenstand religiöser Verehrung auf und wurde als solches in der Edo-Zeit ein weiteres Ziel von Pil·ger·fahr·ten. Vor allem in Edo selbst entstanden diverse Bruderschaften ({{g|kou2}}), die den Berg in Form einer as·ke·tisch-religiösen Übung ge·mein·sam be·stie·gen. Frauen war der Zugang zum Fuji, ebenso wie zu anderen heiligen Bergen, zu dieser Zeit im übrigen verboten.  
  
 
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Natürlich wurde auch der berühmteste aller japanischen Berge, der {{g|fujisan}}, Ziel von Pil·ger·fahr·ten. Vor allem in der {{glossar:Edo}}-Zeit bildeten sich in Edo selbst diverse Bruderschaften ({{g|kou2}}), die den Berg in Form einer as·ke·tisch-religiösen Übung ge·mein·sam be·stie·gen. Frauen war der Zugang zu dieser Zeit im übrigen verboten. {{g|Katsushikahokusai}} hat diese Edo-zeitlichen Pilger in seinen Serien zum Motiv des Fuji mehrfach bildlich festgehalten.  
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Die Begeisterung der Stadtbevölkerung von Edo für den Fuji-san ist sicher auch der Grund, warum der Berg in vielen Serien der {{g|ukiyoe}}-Künstler verewigt wurde. Vor allem {{g|Katsushikahokusai}} tat sich auf diesem Gebiet besonders hervor. In einer seiner Serien hat er sogar die Edo-zeitlichen Pilger selbst bildlich festgehalten.
 
 
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* [http://echoes.bluemandala.com/  ''Echoes of Incense, A Pilgrimage in Japan''], Don Weiss (en.)<br/>Erfahrungsbericht eines amerikanischen Pilgers aus dem Jahr 1993.
 
 
* [http://www.onmarkproductions.com/html/pilgrimages-pilgrims-japan.html  Resource Guide to Japanese Pilgrims & Pilgrimages], Mark Schumacher (en.)<br/>Artikel des ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]'' zum Thema Pilgerschaft.
 
* [http://www.onmarkproductions.com/html/pilgrimages-pilgrims-japan.html  Resource Guide to Japanese Pilgrims & Pilgrimages], Mark Schumacher (en.)<br/>Artikel des ''[http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml A-Z Dictionary of Japanese Buddhist Statuary]'' zum Thema Pilgerschaft.
* ''[http://www.tigertoda.ch/ARUKIHENRO.html Aruki henro]'', Tommi Mendel (en.)<br/> Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2006.
 
*''[http://www.88-pilgern-auf-japanisch.de/ 88 — Pilgern auf Japanisch]'' Gerald Koll<br/> Website des gleichnamigen Dokumentarfilms, 2008.
 
* [http://www.shikokuhenrotrail.com/index.html Pilgrimage to the 88 Sacred Places of Shikoku], David Turkington (en.)<br/>Dokumentation und ausführliche Hintergrundinformationen.
 
* [http://www.kms.ac.jp/%7Ehsc/henro/henro.htm  ''Shikoku Henro Shashinshū''] (jap.)<br/> Photodokumentation der Pilgerstätten von Shikoku.
 
 
* [http://www5f.biglobe.ne.jp/%7Efkm-ito/index.html '' Chigatera o meguru''] (jap.)<br/> Bild-Sammlung von über 1000 Logbucheinträgen der diversen japanischen Pilgerrouten.
 
* [http://www5f.biglobe.ne.jp/%7Efkm-ito/index.html '' Chigatera o meguru''] (jap.)<br/> Bild-Sammlung von über 1000 Logbucheinträgen der diversen japanischen Pilgerrouten.
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| update= Aug. 2015
 
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<div class='bildbox'>[[{{ns:6}}:henroishi2.jpg|link=]] [[{{ns:6}}:henroishito11.jpg|link=]]
 
<div class='bildtext'>Traditionelle Wegweiser<br/>Bilder: Don Weiss</div>
 
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Version vom 14. August 2015, 12:37 Uhr

Pilgerschaft
Henro.gif

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Pilgerschaft.

Viele Formen der tra·di·tio·nel·len Reli·gions·aus·übung sind im moder·nen Japan ver·schwun·den oder werden nur noch am Rande der Ge·sell·schaft prakti·ziert, das Pilgern (

henro 遍路 (jap.)

Pilger; Pilgerschaft

Der Begriff „henro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Pilger koya wada.jpg
  • Henro mendel.jpg
  • Kakumei gyoja ontake.jpg

) aber ist nach wie vor er·staun·lich beliebt.

Obwohl sowohl Tempel als auch Schreine als Ziel von Pilger·fahrten in Frage kommen, sind bud·dhis·tische Tempel auf diesem Gebiet doch eher gefragt. Pilgern hat, zu·min·dest in seiner ur·sprüng·lichen Form, etwas mit Welt·abkehr zu tun, und das passt in Japan besser zum Buddhismus als zum Shintō. Auch der Tod wird nach bud·dhis·tischer Vor·stellung als Pilger·fahrt aufgefasst, daher ähnelt das japanische To·ten·kleid (

shini shōzoku 死に装束 (jap.)

Totengewand

Gegenstand

Der Begriff „shini shōzoku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Hidarimae.png
  • Shinishozoku.png

) einem Pilger·gewand (s.a. Totenriten).

Pilger koya wada.jpg
1 Moderne Pilgerinnen
Rüstige Pilgerinnen (henro) bei der Ankunft auf Berg Kōya.
Wada Yoshio, 2002 (mit freundlicher Genehmigung).

Neben dem Motiv der inneren Einkehr tritt in der Pilgerschaft zweifellos auch die Suche nach Dingen zutage, die weniger religiöse Menschen im allgemeinen im Urlaub suchen: Ab·wechs·lung, Abenteuer, Exotik. Diese Motive haben ebenso wie die rein spi·ri·tu·ellen bereits eine lange Tradition. In der Edo-Zeit zählten Pilger·fahrten zu den wenigen Anlässen, bei denen man die eigene Provinz verlassen durfte. Daher stellte Pilgern wohl so etwas wie die Früh·form des japanischen Tourismus dar. Auch heute ist dieser Aspekt kaum zu übersehen: Die meisten Pilger sind in Reise·bussen unter·wegs und ab·ge·sehen von Pil·ger·hut und Pilger·stab auch mit einer Kamera ausgerüstet. Eine Min·der·heit begibt sich aber nach wie vor zu Fuß auf die Suche nach innerer Ver·voll·komm·nung oder schlicht nach einer Alternative zu den Sorgen des Berufs- und All·tags·le·bens.

Bekannte Pilgerrouten

In Japan pilgert man schon seit alter Zeit meist nicht zu einem einzigen Ziel, sondern absolviert eine festgesetzte Zahl von heiligen Orten, die zu einer fixen Route zusammengefasst sind. Es geht nicht darum, einen End- oder Höhepunkt zu erreichen, sondern ein Programm zu absolvieren, das als shūgyō [shūgyō (jap.) 修業 Übung, Ausbildung; im rel. Kontext meist verbunden mit körperlichem Einsatz und/oder Askese] (Übung) bezeichnet wird und aus seriell an einander gereihten gleichförmigen Einheiten besteht. Paradigmatisch für diese Art des Pilgerns sind die 33 Heiligtümer Kannon [Kannon (jap.) 観音 auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt]s, die es in mehreren Regionen gibt. Dabei ist nicht entscheidend, dass man einen bestimmten Kannon Tempel erreicht, sondern dass man genau 33 besucht, denn die Zahl 33 entspricht den Erscheinungsformen, die dieser Bodhisattva laut dem Lotos Sutra annehmen kann.1

Goshuin2.jpg
2 Eintrag ins Pilger-Logbuch
Ein Mönch des Tempelbergs Kōya-san kalligraphiert eine Bestätigung in das Logbuch eines Pilgers.
Nenchū rider no hitorigoto, J-Blog, 2012.

Ein wichtiges Element bei dieser Form der religiösen Übung sind die Kalligraphien und Stempel, die von den besuchten Tempeln gegen ein gewisses Entgelt in die Logbücher der Pilger eingetragen werden. Eine Pilgerroute gilt dann als absolviert, wenn die vollständige Anzahl von Stempeln im Pilger-Logbuch eingetragen sind. Diese Bürokratisierung des Pilgerwesens, die zugleich ihren eigenen ästhetischen Reiz hat, dürfte ein Produkt der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit sein.

Shikoku

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Alltag/Pilgerschaft. Der berühmteste serielle Pilgerweg Japans sind die 88 Tempel von Shikoku (Shikoku hachijū hakkasho [Shikoku hachijū hakkasho (jap.) 四国八十八箇所 Die 88 Pilgerstätten von Shikoku.]), die sich auf eine Strecke von über tausend Kilometern kreisförmig um die gesamte Insel reihen. Es gibt natürlich wesentlich mehr als 88 Tempel auf Shikoku und viele beeindruckende Kultstätten wie etwa der Konpira-san [Konpira-san (jap.) 金比羅山 vor allem für Seeleute wichtige, gemischt-rel. Kultstätte in Shikoku; seit der Meiji-Zeit offiziell ein Schrein namens Kotohira-gū, doch haben sich sowohl die buddhistischen Elemente als auch die alte Bezeichnung „Konpira“ bis heute gehalten] zählen nicht zum Shikoku Pilgerweg. Die Auswahl der Tempel tut jedoch nichts zur Sache. Sie ist von einer Tradition (die wahrscheinlich in der Edo-Zeit begründet wurde) vorgegeben und wird sowohl von Pilgern als auch von Einheimischen, die die Pilger üblicherweise freundlich empfangen, nicht in Frage gestellt. (Mehr dazu...)

Shikoku panorama.jpg
3 Panoramabild von Shikoku
Mit besonderer Berücksichtigung der 88 Pilgertempel.
Werk von Yoshida Hatsusaburō (1884–1955). 1934. Shikoku henro michi, Webprojekt der Waseda Universität, Tokyo.

Ise

Aus Sicht der Edo-Zeit war aber nicht Shikoku das bekannteste Ziel einer Wallfahrt, sondern Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū]. Die Doppelanlage bestehend aus dem Inneren und dem Äußeren Schrein (Naikū [Naikū (jap.) 内宮 Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht] und Gekū [Gekū (jap.) 外宮 Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht]) hatte bereits im japanischen Mittelalter angefangen, Werbung für die besondere Wirkkraft des Ortes zu machen, indem man fahrende Priester in alle Landesteile ausschickte. Ise entwickelte sich daher schon in der Edo-Zeit zu einem Massen-Pilgerzentrum, wo etwa Anfang des 19. Jahrhunderts mehrere Millionen Besucher verzeichnet wurden. In diesem Fall war natürlich weniger der serielle Besuch von Einzelstätten als das Erreichen eines krönenden Abschlusses, nämlich der Schreine von Ise wichtig. Dennoch etablierten sich in der Edo-Zeit schon auf dem Weg zu den Schreinen diverse andere Zentren, die ebenfalls besucht wurden. Damals erhofften sich die Pilger einen persönlichen, materiellen Gewinn durch den Erwerb von Talismanen (o-fuda [o-fuda (jap.) お札 Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;]) oder anderen Glücksbringern und erwarteten sich im übrigen auch vor Ort Spaß und Vergnügen. Daher entstanden rund um die beiden Schreine richtige Freizeitresorts mit Theatern, Gaststätten und sogar mit Bordellen. Das Zentrum dieses Pilgertourismus befand sich im übrigen in Yamada, rund um den Äußeren Schrein, den man zuerst erreichte, während der Innere Schrein oft links liegen gelassen wurde.

Ise sangu.jpg
4 Pilgermassen in Ise, 1834
Dichtes Gedränge von diversen Pilgern und Pilgergruppen vor einem torii das den Eingang des Areals von Ise markiert. Im Hintergrund links ist die Uji-Brücke zu erkennen, im Hintergrund rechts eine Bühne mit Shamisen-Spielerinnen.
Werk von Utagawa Kunisada (Toyokuni III, 1786–1865). Edo-Zeit, 1834. Bildquelle: Waseda University Library, über Internet Archive.

Noch heute ist Ise ein beliebtes Reiseziel, vor allem zu Neujahr (hatsumōde [hatsumōde (jap.) 初詣 Schrein-Neujahrsbesuch]) oder zu den Schrein·verlegungs·zeremonien rund um das Jahr 2013. Doch lässt sich schwerlich von Pilgerschaft sprechen, da der Weg nach Ise nicht mehr von Bedeutung ist und zumeist mit Auto oder Zug unternommen wird. Zudem wird Ise heute in erster Linie als Ahnenschrein des Kaiserhauses angesehen, dessen Besuch eine sehr feierliche, ernste Angelegenheit, wenn nicht gar eine patriotische Pflicht darstellt. Schließlich wurden in der Nachkriegszeit bauliche Veränderungen vorgenommen, die den Besucherstrom in erster Linie auf den Inneren Schrein, den eigentlichen Schrein der Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise], richteten.

Yoshino und Kumano

Die älteste Pilgerroute Japans führt durch die Halbinsel Kii [Kii Hantō (jap.) 紀伊半島 Halbinsel Kii, Wakayama-ken] zu den Schreinen von Kumano [Kumano (jap.) 熊野 Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)]. Die Region Kii (heute Wakayama-ken) umfasst das Bergland südlich des Yamato [Yamato (jap.) 大和/倭 Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan]-Beckens, grenzt also direkt an jene Region, die als Wiege des japanischen Reiches bezeichnet werden kann.

Wenn man sich von Nara in Richtung Süden begibt, erreicht man zunächst die Ge·birgs·ket·te von Yoshino, die schon in der Frühzeit des japanischen Buddhismus von Asketen und Weltflüchtigen wie En no Gyōja [En no Gyōja (jap.) 役行者 Legendärer Begründer des Shugendō (um 700); auch: En no Ozunu/Ozuno] aufgesucht wurde. Hier befindet sich zum Beispiel der Kinpusen [Kinpusen (jap.) 金峯山 Heiliger Gipfel in den Bergen von Yoshino, südl. von Nara], der mit dem berühmten „Geierberg“ (

Gṛdhrakūṭa गृध्रकूट (skt., m.)

„Geiergipfel“, indischer Berg bei Rajagrha (Rajgir), auf dem Buddha predigte (jap. Ryōjusen 霊鷲山)

Landschaft

Der Begriff „Grdhrakuta“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Grdhrakuta; s.a. Geo-Glossar

) in Indien gleichgesetzt wurde, wo einst Buddha seine wichtigsten Predigten (etwa das Lotos Sutra) abgehalten haben soll. Japanischen bud·dhis·tischen Le·gen·den zufolge flog dieser Gei·er·berg im heiligen Jahr 552 nach Japan und bezog im Süden der alten Haupt·stadt·region sein neues Quartier. Diese legendenumwobene Region gilt als Ausgangspunkt des Kults der Bergasketen (yamabushi [yamabushi (jap.) 山伏 Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō]). Mit der Zeit drangen die Bergasketen immer weiter in die südlich von Yoshino gelegene Region Kumano vor und etablierten hier drei religiöse Zentren, die sogenannten „Drei Berge von Kumano“ (Kumano Sanzan [Kumano Sanzan (jap.) 熊野三山 „Drei Berge von Kumano“ oder auch drei Klöster von Kumano; zusammenfassende Bez. für drei Pilgerstätten auf der Halbinsel Kii: Kumano Hongū, Nachi Taisha und Kumano Hayatama Taisha, die allerdings erst seit 1868 als Shintō-Schreine klassifiziert werden; Zentren des Shugendō]). Bald wurde es auch unter frommen buddhistischen Laien üblich, als religiöse „Übung“ eines oder mehrere dieser Zentren aufzusuchen. In der späteren Heian [Heian (jap.) 平安 auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)]-Zeit unternahmen selbst Kaiser, in Begleitung von hunderten Hofadeligen, die beschwerliche Reise zu den drei über die Halbinsel verstreuten Kultstätten von Kumano.

Sowohl die Bergasketen als auch die Pilger verfolgten eindeutig buddhistische Ziele (Erwerben von gutem Karma [Karma (skt.) कर्म „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)]), doch verehrten sie sowohl einheimische Berggottheiten als auch Buddhas und Bodhisattvas. Obwohl heute alle drei Hauptkultstätten von Kumano offiziell als „Schreine“ gelten,2 ist das gemischt-religiöse Erbe in Kumano nach wie vor deutlich zu erkennen.

Heute sind Yoshino, Kumano und der ebenfalls auf der Halbinsel Kii gelegene buddhistische Klosterberg Kōya-san [Kōya-san (jap.) 高野山 Klosterberg südl. von Nara; sprituelles Zentrum des Shingon Buddhismus] zu einem UNESCO-Kulturerbe zusammengefasst, in dem es auch um die Natur und Verbindungswege zwischen den religiösen Zentren geht, also um die alten Pilgerrouten. Im Gegensatz zu späteren Routen muss man sich die Kumano-Pilgerroute jedoch als Netz von einzelnen Pfaden vorstellen, die nicht nach einer festgesetzten Reihenfolge zu durchwandern sind. So kann z.B. auch die im Nordosten der Halbinsel Kii gelegene Schreinanlage von Ise [Ise (jap.) 伊勢 vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū] mit dem Kumano-Pilgerweg verbunden werden.

Pagode nachi2.jpg
5 Nachi-Wasserfall mit Pagode
Der Nachi-Wasserfall (Nachi no Taki) vor einer Pagode des dazugehörigen Tempels Seigando-ji. Eigentlich ist das Gebäude ein als dreigeschossige Pagode (sanjū-tō) getarnter Aussichtsturm, der allerdings optimal positioniert ist, um einen Blick auf den heiligen Wasserfall im Hintergrund zu werfen. Der Nachi-Wasserfall ist Teil des über ein ganzes Bergmassiv verteilten Schrein-Komplexes von Kumano im Südosten der Halbinsel Kii, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Spätere Shōwa-Zeit, errichtet 1972. Jatenipat Ketpradit, Flickr, 2014.

Leider lassen die Anlagen nach zahlreichen Zerstörungen und Ortswechseln heute nur noch wenig von ihrer ehemaligen Bedeutung erahnen. Lediglich der 133m hohe Wasserfall Nachi no Taki [Nachi no Taki (jap.) 那智の滝 größter frei fallender Wasserfall Japans (133m) in der Region Kumano; rel. Kultstätte, an der sich auch der Großschrein von Nachi (Nachi Taisha) befindet] bietet eine eindrucksvolle Kombination von Natur und Kultur, wie sie für die meisten traditionellen Pilgerstätten Japans typisch ist.

Berg Fuji

Heilige Berge sind in Japan nicht notwendigerweise besonders hoch. Besonders im Altertum scheinen in erster Linie ebenmäßig geformte Hügel am Rande größerer Gebirgsketten — wie etwa Berg Miwa [Miwa-yama (jap.) 三輪山 Berg Miwa im Süden von Nara] — als Kultstätten in Frage gekommen zu sein. Erst in späterer Zeit tauchte allmählich der heute berühmteste aller japanischen Berge, der Fuji-san [Fuji-san (jap.) 富士山 Berg Fuji (3776 m), der höchste Berg Japans (veraltete Bezeichnung: Fuji-yama)] als Gegenstand religiöser Verehrung auf und wurde als solches in der Edo-Zeit ein weiteres Ziel von Pil·ger·fahr·ten. Vor allem in Edo selbst entstanden diverse Bruderschaften ( [ (jap.) Bruderschaft; Bez. f. verschiedenste Arten von religiösen Gruppierungen, bes. in der Edo-Zeit; urspr. buddh. Studiengruppe]), die den Berg in Form einer as·ke·tisch-religiösen Übung ge·mein·sam be·stie·gen. Frauen war der Zugang zum Fuji, ebenso wie zu anderen heiligen Bergen, zu dieser Zeit im übrigen verboten.

Pilger1 hokusai.jpg
6
Fuji-Pilger (Fuji no yamaaki) // Buchillustration von Katsushika Hokusai; aus der Serie Fugaku hyakkei (Hundert Ansichten des Fuji), Bd. 1, 1834 // Bild © MAK, Museum für Angewandte Kunst, Wien (mit freundlicher Genehmigung) (letzter Zugriff: 2022/8/5) // Ein Bild aus Hokusais berühmter Serie über den Fuji-san. Das Muster aus runden Objekten ist erst auf den zweiten Blick als Pilgerhüte von oben zu erkennen. Dann aber sieht man einen einzelnen, der seinen Blick nach oben richtet und in ein Muschelhorn bläst. Die Hüte der Pilger sind alle mit den gleichen Schriftzeichen ausgestattet: Nicht-zwei (不二, hier fuji zu lesen), ein Sprachspiel mit dem Bergnamen. Das Bild trägt den Titel „Öffnung des Fuji“, was sich auf einen bestimmten Tag im Frühling bezieht, ab dem es Pilgern gestattet war, den Fuji zu besteigen. Die Pilger organisierten sich in der Edo-Zeit in Bruderschaften (), daher auch das uniformierte Erscheinungsbild.
Pilger2 hokusai.jpg
7
Fuji-Pilger (Suberi) // Buchillustration von Katsushika Hokusai. Edo-Zeit; aus der Serie Fugaku hyakkei (Hundert Ansichten des Fuji), Bd. 1, 1834 // Bild © MAK, Museum für Angewandte Kunst, Wien (mit freundlicher Genehmigung) (letzter Zugriff: 2022/8/5) // Ein Bild aus Hokusais berühmter Serie über den Fuji. Eine kleine Gruppe gut trainierter Pilger beim Abstieg (eigentlich Abrutschen, suberi) über die Geröllhalden des Berges Fuji. Die Hüte der Pilger sind alle mit den gleichen Schriftzeichen ausgestattet: Nicht-zwei (不二, hier fuji zu lesen), ein Sprachspiel mit dem Bergnamen.
Edo-zeitliche Pilger des Fuji-san (Hokusai)

Die Begeisterung der Stadtbevölkerung von Edo für den Fuji-san ist sicher auch der Grund, warum der Berg in vielen Serien der ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Künstler verewigt wurde. Vor allem Katsushika Hokusai [Katsushika Hokusai (jap.) 葛飾北斎 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] tat sich auf diesem Gebiet besonders hervor. In einer seiner Serien hat er sogar die Edo-zeitlichen Pilger selbst bildlich festgehalten.

Verweise

Fußnoten

  1. Im Laufe der Zeit haben manche Pilger allerdings den Ehrgeiz entwickelt, hundert Kannon Tempel zu besuchen, sodass es auch eine 34-Kannon-Route gibt, die sich mit zwei 33ern zu einer Hunderter-Route vereinen lässt.
  2. Die Gründe dafür sind im sog. Staatsshintō zu suchen, vgl. Geschichte/Staatsshinto.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Aug. 2015

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Pilger koya wada.jpg
    Rüstige Pilgerinnen (henro) bei der Ankunft auf Berg Kōya.
    Wada Yoshio, 2002 (mit freundlicher Genehmigung).
  2. ^ 
    Goshuin2.jpg
    Ein Mönch des Tempelbergs Kōya-san kalligraphiert eine Bestätigung in das Logbuch eines Pilgers.
    Nenchū rider no hitorigoto, J-Blog, 2012.
  3. ^ 
    Shikoku panorama.jpg
    Mit besonderer Berücksichtigung der 88 Pilgertempel.
    Werk von Yoshida Hatsusaburō (1884–1955). 1934. Shikoku henro michi, Webprojekt der Waseda Universität, Tokyo.
  4. ^ 
    Ise sangu.jpg
    Dichtes Gedränge von diversen Pilgern und Pilgergruppen vor einem torii das den Eingang des Areals von Ise markiert. Im Hintergrund links ist die Uji-Brücke zu erkennen, im Hintergrund rechts eine Bühne mit Shamisen-Spielerinnen.
    Werk von Utagawa Kunisada (Toyokuni III, 1786–1865). Edo-Zeit, 1834. Bildquelle: Waseda University Library, über Internet Archive.
  1. ^ 
    Pagode nachi2.jpg
    Der Nachi-Wasserfall (Nachi no Taki) vor einer Pagode des dazugehörigen Tempels Seigando-ji. Eigentlich ist das Gebäude ein als dreigeschossige Pagode (sanjū-tō) getarnter Aussichtsturm, der allerdings optimal positioniert ist, um einen Blick auf den heiligen Wasserfall im Hintergrund zu werfen. Der Nachi-Wasserfall ist Teil des über ein ganzes Bergmassiv verteilten Schrein-Komplexes von Kumano im Südosten der Halbinsel Kii, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
    Spätere Shōwa-Zeit, errichtet 1972. Jatenipat Ketpradit, Flickr, 2014.
  2. ^ Pilger1 hokusai.jpg 
  3. ^ Pilger2 hokusai.jpg 

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Amaterasu 天照 ^ Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • En no Gyōja 役行者 ^ Legendärer Begründer des Shugendō (um 700); auch: En no Ozunu/Ozuno
  • Fuji-san 富士山 ^ Berg Fuji (3776 m), der höchste Berg Japans (veraltete Bezeichnung: Fuji-yama)
  • Gekū 外宮 ^ Äußerer Schrein von Ise, der Göttin Toyouke geweiht
  • Gṛdhrakūṭa (skt.) गृध्रकूट ^ „Geiergipfel“, indischer Berg bei Rajagrha (Rajgir), auf dem Buddha predigte (jap. Ryōjusen 霊鷲山)
  • hatsumōde 初詣 ^ Schrein-Neujahrsbesuch
  • Heian 平安 ^ auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)
  • henro 遍路 ^ Pilger; Pilgerschaft
  • Ise 伊勢 ^ vormoderne Provinz Ise (heute Präfektur Mie); Stadt Ise; Kurzbezeichnung für die Schreinanlage von Ise Ise Jingū
  • juzu 数珠 ^ Buddhistische Gebetskette; skt. mala
  • Kannon 観音 ^ auch Kanzeon 観世音, wtl. der den Klang der Welt erhört; skt. Avalokiteśvara; chin. Guanyin; als Bodhisattva des Mitleids bekannt
  • Karma (skt.) कर्म ^ „Tat“, auch „konsequente Folge“; moralische Bilanz der gesetzten Handlungen (jap. 業)
  • Katsushika Hokusai 葛飾北斎 ^ 1760–1849; Maler und Zeichner. Bekanntester Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Kii Hantō 紀伊半島 ^ Halbinsel Kii, Wakayama-ken
  • Kinpusen 金峯山 ^ Heiliger Gipfel in den Bergen von Yoshino, südl. von Nara
  • Konpira-san 金比羅山 ^ vor allem für Seeleute wichtige, gemischt-rel. Kultstätte in Shikoku; seit der Meiji-Zeit offiziell ein Schrein namens Kotohira-gū, doch haben sich sowohl die buddhistischen Elemente als auch die alte Bezeichnung „Konpira“ bis heute gehalten
  • ^ Bruderschaft; Bez. f. verschiedenste Arten von religiösen Gruppierungen, bes. in der Edo-Zeit; urspr. buddh. Studiengruppe
  • Kōya-san 高野山 ^ Klosterberg südl. von Nara; sprituelles Zentrum des Shingon Buddhismus
  • Kumano 熊野 ^ Region im Süden der Halbinsel Kii (Wakayama-ken), bekannt für ihre alten Pilgerzentren (s. Kumano Sanzan)
  • Kumano Sanzan 熊野三山 ^ „Drei Berge von Kumano“ oder auch drei Klöster von Kumano; zusammenfassende Bez. für drei Pilgerstätten auf der Halbinsel Kii: Kumano Hongū, Nachi Taisha und Kumano Hayatama Taisha, die allerdings erst seit 1868 als Shintō-Schreine klassifiziert werden; Zentren des Shugendō
  • Miwa-yama 三輪山 ^ Berg Miwa im Süden von Nara
  • Nachi no Taki 那智の滝 ^ größter frei fallender Wasserfall Japans (133m) in der Region Kumano; rel. Kultstätte, an der sich auch der Großschrein von Nachi (Nachi Taisha) befindet
  • Naikū 内宮 ^ Innerer Schrein von Ise, Amaterasu geweiht
  • Nara 奈良 ^ Hauptstadt und Sitz des Tennō, 710–784 (= Nara-Zeit); auch: Heijō-kyō
  • o-fuda お札 ^ Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
  • oshi 御師 ^ auch onshi; fahrende Priester aus Ise in der Muromachi- und Edo-Zeit, die Gläubige im ganzen Land mit Ise-Devotionalien versorgten und sie zu Pilgerfahrten nach Ise animierten
  • Shikoku hachijū hakkasho 四国八十八箇所 ^ Die 88 Pilgerstätten von Shikoku.
  • shini shōzoku 死に装束 ^ Totengewand
  • shūgyō 修業 ^ Übung, Ausbildung; im rel. Kontext meist verbunden mit körperlichem Einsatz und/oder Askese
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • yamabushi 山伏 ^ Bergasket, wtl. der in den Bergen schläft; Praktikant des Shugendō
  • Yamato 大和/倭 ^ Kernland der Tennō-Dynastie in Zentraljapan (Präfektur Nara); archaischer Name für Japan

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