Ikonographie: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
K (Schützte „Ikonographie“ ([edit=sysop] (unbeschränkt) [move=sysop] (unbeschränkt)))
K
Zeile 1: Zeile 1:
#REDIRECT [[Ikonographie:Einleitung]]
+
{{Styles}}
 +
=<span>Einleitung:</span>Die religiöse Ikonographie Japans=
 +
Die japanische Ikonographie ist stark vom [[Buddhismus]] geprägt, daher sind die höchsten bud·dhis·tischen Wesen, Buddhas und Bodhisattvas, auch am häufigsten ab·ge·bildet. Doch die Buddhas lassen auch Gott·heiten anderer Religionen zu: Zusammen mit den einheimischen japanischen Göttern ({{glossar:kami}}) und im·por·tier·ten Gottheiten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pantheon, in dem die Grenzen zwischen den einzelnen Kon·fes·sionen und Religionen verschwinden. In diesem Kapitel werden die wichtigsten, am häufigsten anzutref·fenden Gestalten dieses japanischen Pantheons vorgestellt und ihre ikonographischen Erken·nungs·merk·male kurz beschrieben. Es handelt sich aller·dings nur um einen kleinen Aus·schnitt dessen, was man an Figuren und Themen in der Religion Japans vorfindet.
 +
 
 +
Zunächst soll es einmal darum gehen, in der ver·wir·renden Viel·falt buddhis·tischer Figuren eine Art Orien·tierung zu finden. In der japanischen Kunst·ge·schichte gibt es zu diesem Zweck vier hierarchisch angeordnete Kategorien:
 +
 
 +
==Nyorai oder Buddha&shy;-Gruppe==
 +
{{Sidebox|amida_nyorai_zu.jpg|w=200|left=-30|top=-20|caption=Amida Nyorai}}
 +
{{glossar:nyorai|Nyorai}} ist ein Ehrentitel eines Buddhas, die Überset·zung von skt. Tathāgata. Buddhas sind streng genommen keine Götter, werden aber ähnlich wie Götter dar·ge·stellt. Trotz der ver·schie·denen Namen sind die meisten Buddhas äußerlich (und wohl auch inner·lich) beinahe iden·tisch. In den bud·dhis·tischen Schriften werden ihnen [[32 Merkmale]] zu·ge·spro·chen, durch die sie sich von ge·wöhn·lichen Sterblichen unter·scheiden. In den bildlichen Dar·stel·lungen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädel·aus·wuchs (Sitz beson·derer spiritueller Fähigkeiten); das Stirn·mal (eigentlich eine weiße leuchtende Haar·locke zwischen den Augen·brauen, meist als kleine Erhebung dargestellt); oder die lang gedehnten Ohr·läppchen. Abgesehen davon weisen die meisten Buddhas folgende Gemein·sam·keiten auf: einfaches Mönchs·gewand, entspannte Körper·haltung, entspannte Ge·sichts·züge, kein (oder kaum ein) Schmuck. Buddhas sitzen häufig im Meditations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch stehende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bodhisattvas flan·kiert sind. Die Dar·stel·lung des Körpers ist im allgemeinen schlicht und realis·tisch. Nur wenige Buddhas besit·zen individuelle Merkmale. Daher lassen sie sich oft nur durch unter·schied·liche Handzeichen ([[Mudrā]]) unter·scheiden. In diesem Kapitel wird auf die Buddhas [[Amida]], [[Dainichi]] und [[Shaka]] genauer eingegan·gen. Beson·ders im Alter·tum war neben diesen auch {{glossar:Yakushinyorai}}, der „heilende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeutung.
 +
 
 +
==Bosatsu oder Bodhisattva&shy;-Gruppe==
 +
{{Sidebox|senjukannon.jpg|w=200|left=-30|top=-20|caption=Kannon Bosatsu}}
 +
Das Wort {{glossar:bosatsu}} geht auf den Sanskritbegriff ''bodhisattva'' zurück und bedeutet „Erleuchteter“. Bodhisattvas sind eine Schöp·fung des [[Mahayana Buddhismus]] und verkör·pern nach dieser Lehre die unmittel·bare Vorstufe zur Existenz als Buddha. Funktionell sind sie in vieler Hinsicht mit christlichen Heiligen zu vergleichen. Mit ihrer Hilfe versuchte der Mahayana Buddhismus — im Gegen·satz zu dem auf das Mönchs·wesen fokus·sierten Theravada — den Weg zur Bud·dha·wer·dung auch für die buddhis·tischen Laien gangbar und attraktiv erscheinen zu lassen.
 +
 
 +
Bodhisattvas sind zwar vollkommen erleuchtet aber noch nicht ins Nirvana ein·ge·gan·gen und stehen somit gleichsam mit einem Bein im Dies·seits. Sie sind leichter zugänglich als die welt·ab·ge·wandten Buddhas. Voll von mildem Ver·ständ·nis für menschliche Schwächen sind sie jeder·zeit bereit, den Gläubigen bei der Überwin·dung schlechten [[Grundbegriffe:Buddhismus_Lehre#Karma | Karmas]] zur Seite zu stehen.
 +
 
 +
Zu den bekanntesten japanischen Bodhisattvas zählen {{glossar:Kannonbosatsu}}, {{glossar:jizoubosatsu}}, {{glossar:seishibosatsu }} und {{glossar:fugenbosatsu}}. Oft wirken sie prächtiger als Buddhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahl·reichen Schmuck·stücken und Gegen·ständen aus·ge·stattet. Ähnlich den christlichen Heiligen kann ein Bodhisattva die  Haupt·ver·ehrungs·figur eines Tempels ({{glossar:honzon}}) dar·stellen. Daher sind Bodhisattvas im all·ge·meinen Be·wusst·sein der Japaner ebenso bekannt und oft sogar populärer als so mancher Buddha. Wenn sie aber mit Buddhas zusammen dar·ge·stellt sind, wird allein durch die Größen·unter·schiede klar, wer höher steht.
 +
 
 +
In diesem Kapitel wird auf [[Ikonographie:Kannon |Kannon]] und [[Ikonographie:Jizo |Jizō]] genauer ein·ge·gangen. Die in der Titel·zeile abgebil·dete Figur ist Fugen Bosatsu, der meist auf einem Elefanten reitet, aber auch als Begleiter Shakyamunis fungiert.
 +
 
 +
==Myōō oder Vidyārāja&shy;-Gruppe==
 +
{{Sidebox|fudo22.jpg|w=200|left=-30|top=-55|caption=Fudō Myōō}}
 +
{{glossar:myouou|Myōō}} (Skt. Vidyārāja) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahe·beziehung zu esoterischen Gebets·formeln (Mantren). Im Unter·schied zu Buddhas und Bodhisattvas tragen Myōō fast immer grim·mige Züge und Waffen. Der in Japan bekannteste Mantra-König ist {{glossar:fudoumyouou}}, man trifft aber auch immer wieder auf {{glossar:aizenmyouou}}, oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.
 +
 
 +
Myōō spielen vor allem im esoterischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng genommen nicht als eigene Gestalten, sondern als zornvolle, furcht·ein·flößende Er·scheinungs·formen von Buddhas und Bodhisattvas. Solche zorn·vollen, furcht·ein·flößenden Figuren sind vor allem aus den tantris·tischen Traditionen des tibetischen Bud·dhis·mus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im {{glossar:shingonshuu}} Buddhismus stark präsent. Mehr dazu auf der [[Myōō]]-Seite.
 +
 
 +
==Tenbu oder Deva&shy;-Gruppe==
 +
{{Sidebox|tamonten.jpg|w=200|left=-30|top=-60|caption=Bishamon-ten}}
 +
Die Angehörigen dieser Gruppe sind meist ursprünglich indische Götter (Deva), die der Bud·dhis·mus als Beschützer des Dharma in sein Pantheon aufnahm und als solche nach Ostasien brachte. Der Begriff „Deva“ wurde in China meist mit ''-tian'' (jp. -''ten''), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ ({{glossar:tenbu}}). Manche Devas werden aber auch, gleich den Myōō, als „König“ (''ō'') bezeichnet. Zu den bekanntesten zählen {{glossar:enmaten}}, {{glossar:benzaiten}}, die Vier Himmelskönige ({{glossar:shitennou}}), die {{glossar:niou}}, u.a.m. Sie haben meistens Wächter·funktionen (z.B. Wächter des Tempel·tores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Manche dieser Götter sind im Laufe der Geschichte in Japan zu populären {{glossar:kami}}, also zu Shinto-Gottheiten, mutiert und haben dabei ihre schrecken·er·regenden Züge verloren. Mehr dazu auf der [[Tenbu]]-Seite.
 +
 
 +
Ikonographisch gesehen verschwimmen die Grenzen zwischen diesen Kategorien natür·lich immer wieder. Buddhas und Bodhisattvas lassen sich jedoch meist recht deut·lich von Myōō und Tenbu unter·scheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mitgefühl aus. Tenbu und Myōō sind dagegen eher furcht·ein·flößende Gestalten. Sie sind außerdem den mild·tätigen Buddhas und Bodhisattvas deut·lich unter·ge·ordnet. Obwohl sie mitunter an christliche Teufel und Dämonen erin·nern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sündhaft an·zu·sehen. Sie bilden mit den Buddhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebe·wesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden Devas und Myōō auch als Inkar·nationen oder Mani·fes·ta·tionen, also Erscheinungen in verän·derter Form, eines Buddhas oder Bodhisattvas angesehen.
 +
 
 +
==Geschichtlicher Überblick  der buddhistischen Ikonographie==
 +
<div class='sidebox_Wrapper'>
 +
{{Sidebox|maitreya_gandhara.jpg|w=200|left=-30|top=-10|caption=Hellenistischer Bodhisattva}}
 +
{{Sidebox|asuka_bosatsu.jpg|w=200|left=-30|top=-60|caption= Bodhisattva der Asuka-Zeit}}
 +
</div>
 +
Im Buddhismus herrschte ursprünglich, ähnlich wie in den semitischen Religionen, ein Bilder·verbot. Der Buddha sollte lediglich in symbolischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abgebildet werden. Erst unter dem Ein·fluss des Mahayana Buddhismus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahr·schein·lich im Zu·sammen·hang mit der Tatsache, dass sich das Mahayana beson·ders um die Ver·brei·tung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühesten Dar·stel·lungen des Buddha stammen aus dem ersten Jahrhun·dert unserer Zeit aus Madura (N-Indien) und Gandhara (Pakistan). Beson·ders an den Statuen aus Gandhara fällt ein starker hellenis·tischer Ein·fluss auf, oft erin·nern sie an Götter der griechisch-römischen Antike.
 +
 
 +
Mit der Ausbreitung des Buddhismus nach China erfuhren die indischen und zentralasiatischen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilis·tische Ver·än·der·ungen. Die oft sehr bewegten indischen Gestalten werden etwas ruhiger, in sich gekehrter. Viele ikonographische Details werden jedoch beibehalten und in streng kodifizierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.
 +
 
 +
In Japan übernahm man in der Regel sowohl die Stil·rich·tungen als auch die ikonographische Symbolik der chinesischen Buddhastatuen, ja in der Früh·zeit kamen auch die Bild·hauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japanische Statuen sehr stark chinesischen oder koreanischen, die wiederum Varianten von indischen oder zentral-asiatischen Grund·mustern sind. Die allmäh·lichen, subtilen Aus·prä·gungen eines spezifisch japanischen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer erkennbar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer bud·dhis·tischen Figur ab·zu·schätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Früh·zeit des japanischen Bud·dhis·mus (6.–8. Jh.) lässt sich ver·hält·nis·mäßig leicht iden·tifizieren. In der {{glossar:Heian}}-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließlich der klas·sisch-japanische Stil, der beson·deren Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulpturen ausgeht, auf individuelle oder dynamische Merkmale jedoch weit·gehend verzichtet.
 +
 
 +
In der {{glossar:Kamakura}}-Zeit (12.–14. Jh) erlebte die buddhis·tische Bild·hauer·kunst eine beson·dere Blüte. Aus dieser Zeit sind sogar die Bio·graphien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bildhauer kennt. Die berühmtesten Statuen der Kamakura-Zeit entstammen der sog. Kei-Schule, deren Mit·glieger häufig die Silbe „''kei''“ im Namen tragen. Ihre kreativsten Neuerungen liegen in dynamischen, psychologisch raffinierten Darstel·lungen, die in der realis·tischen Darstel·lung von zorn·vollen Gottheiten und Dämonen am deut·lichsten hervortritt. Aber auch zahlreiche Portraitskulpturen von hoch·rangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.
 +
 
 +
Später, vielleicht bedingt durch einen allgemeinen Be·deu·tungs·ver·lust buddhis·tischer Tempel, entstanden nur noch wenige bild·hau·erische Werke von ver·gleich·barer Qualität. Zu neuar·tigen Über·schnei·dungen von Kunst- und Religion·geschichte kam es vor allem im [[Geschichte:Zen | Zen-Buddhismus]], der die monochromen, oft humor·vollen Tuschebilder von buddhis·tischen Heiligen und Patriarchen her·vor·brachte, sowie im neun·zehnten Jahr·hundert in der Kunst der ''ukiyo-e'' (Holzblock-Drucke), die u.a. die ein·hei·mischen Gottheiten als graphisches Sujet „entdeckten“.
 +
{{Linkbox|ue=In diesem Kapitel|text=
 +
In diesem Kapitel liegt der Schwer·punkt auf der buddhis·tischen Plastik, mit deren Hilfe die Grund·kategorien der japanisch-buddhis·tischen Götter·welt erläutert werden (s.o.). Zunächst werden aber die Begriffe [[Mandala]] und [[Mudrā]] vorgestellt, um die man bei der Besprechung bud·dhis·tischer Kunst nicht her·um·kommt. Die [[ikonographie:kami|einheimischen Götter]], die in der japanischen Kunst erstaun·lich unter·re·prä·sen·tiert sind, kommen am Schluss des Kapitels zu Wort. Als Über·leitung ist die Seite der [[Sieben Glücksgötter]] anzusehen, die meist aus dem Buddhismus kommen, heute aber oft in [[Shinto-Schreine]]n verehrt werden. Im Kapitel Mythen, gibt es darüber hinaus Be·schrei·bungen von [[geister|Geistern und Dämonen]] sowie von [[tiere|Tieren und Fabel·wesen]] mit überirdischen Fähigkeiten.
 +
}}
 +
{{Linkbox|ue=Weiterführende Informationen|text=
 +
* [http://www.onmarkproductions.com/html/buddhism.shtml ''Dictionary of Japan's Buddhist Deities''], Mark Schumacher (en.)<br/>Reich illustriertes Online-Wörterbuch: sehr ausführlich, sehr informativ, sehr ansprechend gemacht.
 +
* [http://www.emuseum.jp/ ''E-kokuhō'']<br/>Mehrsprachig und ausführlich dokumentierte „Nationalschätze“ der japanischen Kultur.
 +
* [http://darumamuseumgallery.blogspot.com/2008/06/who-is-who-01.html darumamuseumgallery.blogspot.com ], Gabriele Greve<br/>Diese Blogsite enthält unglaublich viele Informationen zur japanischen Ikonographie in Englisch und Deutsch, u.a. die online Fassungen von zwei Büchern der Autorin:
 +
{{Literatur:Greve_1994}}
 +
{{Literatur:Greve_1996}}
 +
* [http://www.tnm.jp/en Tokyo National Museum] (en.)
 +
* [http://www.kyohaku.go.jp/ Kyoto National Museum] (jap., en.)
 +
* [http://www.narahaku.go.jp/index.html Nara National Museum] (jap.)<br/>Auch in [http://www.narahaku.go.jp/english/index_e.html Englisch] verfügbar.
 +
|update= Aug. 2010|
 +
}}
 +
{{ThisWay|Ikonographie: Mandala}}

Version vom 28. Mai 2011, 17:55 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Ikonographie.

Einleitung:Die religiöse Ikonographie Japans

Die japanische Ikonographie ist stark vom Buddhismus geprägt, daher sind die höchsten bud·dhis·tischen Wesen, Buddhas und Bodhisattvas, auch am häufigsten ab·ge·bildet. Doch die Buddhas lassen auch Gott·heiten anderer Religionen zu: Zusammen mit den einheimischen japanischen Göttern (

kami(jap.)

Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō

Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Baozhi heian.jpg
  • Kumano kami.jpg
  • Kongobo tengu konpira.jpg
  • Kasugamandala 1.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Namazue daikoku.jpg
  • Matsunoo oyamakui.jpg
  • Matsunoo josei.jpg
  • Hachiman kaikei.jpg

) und im·por·tier·ten Gottheiten aus Indien, China und Korea formen sie ein Pantheon, in dem die Grenzen zwischen den einzelnen Kon·fes·sionen und Religionen verschwinden. In diesem Kapitel werden die wichtigsten, am häufigsten anzutref·fenden Gestalten dieses japanischen Pantheons vorgestellt und ihre ikonographischen Erken·nungs·merk·male kurz beschrieben. Es handelt sich aller·dings nur um einen kleinen Aus·schnitt dessen, was man an Figuren und Themen in der Religion Japans vorfindet.

Zunächst soll es einmal darum gehen, in der ver·wir·renden Viel·falt buddhis·tischer Figuren eine Art Orien·tierung zu finden. In der japanischen Kunst·ge·schichte gibt es zu diesem Zweck vier hierarchisch angeordnete Kategorien:

Nyorai oder Buddha­-Gruppe

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Ikonographie.

nyorai 如来 (jap.)

Buddha-Titel; skt. tathagata

Buddha

Der Begriff „nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Daibutsu head2.jpg

ist ein Ehrentitel eines Buddhas, die Überset·zung von skt. Tathāgata. Buddhas sind streng genommen keine Götter, werden aber ähnlich wie Götter dar·ge·stellt. Trotz der ver·schie·denen Namen sind die meisten Buddhas äußerlich (und wohl auch inner·lich) beinahe iden·tisch. In den bud·dhis·tischen Schriften werden ihnen 32 Merkmale zu·ge·spro·chen, durch die sie sich von ge·wöhn·lichen Sterblichen unter·scheiden. In den bildlichen Dar·stel·lungen sind davon meist nur einige zu sehen, z.B. der Schädel·aus·wuchs (Sitz beson·derer spiritueller Fähigkeiten); das Stirn·mal (eigentlich eine weiße leuchtende Haar·locke zwischen den Augen·brauen, meist als kleine Erhebung dargestellt); oder die lang gedehnten Ohr·läppchen. Abgesehen davon weisen die meisten Buddhas folgende Gemein·sam·keiten auf: einfaches Mönchs·gewand, entspannte Körper·haltung, entspannte Ge·sichts·züge, kein (oder kaum ein) Schmuck. Buddhas sitzen häufig im Meditations- oder Lotos-Sitz, es gibt aber auch stehende Buddha-Statuen, die dann meistens von zwei Bodhisattvas flan·kiert sind. Die Dar·stel·lung des Körpers ist im allgemeinen schlicht und realis·tisch. Nur wenige Buddhas besit·zen individuelle Merkmale. Daher lassen sie sich oft nur durch unter·schied·liche Handzeichen (Mudrā) unter·scheiden. In diesem Kapitel wird auf die Buddhas Amida, Dainichi und Shaka genauer eingegan·gen. Beson·ders im Alter·tum war neben diesen auch

Yakushi Nyorai 薬師如来 (jap.)

Buddha der Medizin; skt. Bhaisajyaguru

Buddha

Der Begriff „Yakushi Nyorai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Yakushi fussohle.jpg
  • Nokogiri daibutsu2.jpg
  • Aniin middle.jpg

, der „heilende Buddha“ oder „Buddha der Medizin“ von großer Bedeutung.

Bosatsu oder Bodhisattva­-Gruppe

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Ikonographie.

Das Wort

bosatsu 菩薩 (jap.)

Bodhisattva, buddhistische Heilsgestalt

Buddha

Der Begriff „bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Koya jizo.jpg
  • Zehn welten.jpg
  • Koya kannon.jpg
geht auf den Sanskritbegriff bodhisattva zurück und bedeutet „Erleuchteter“. Bodhisattvas sind eine Schöp·fung des Mahayana Buddhismus und verkör·pern nach dieser Lehre die unmittel·bare Vorstufe zur Existenz als Buddha. Funktionell sind sie in vieler Hinsicht mit christlichen Heiligen zu vergleichen. Mit ihrer Hilfe versuchte der Mahayana Buddhismus — im Gegen·satz zu dem auf das Mönchs·wesen fokus·sierten Theravada — den Weg zur Bud·dha·wer·dung auch für die buddhis·tischen Laien gangbar und attraktiv erscheinen zu lassen.

Bodhisattvas sind zwar vollkommen erleuchtet aber noch nicht ins Nirvana ein·ge·gan·gen und stehen somit gleichsam mit einem Bein im Dies·seits. Sie sind leichter zugänglich als die welt·ab·ge·wandten Buddhas. Voll von mildem Ver·ständ·nis für menschliche Schwächen sind sie jeder·zeit bereit, den Gläubigen bei der Überwin·dung schlechten Karmas zur Seite zu stehen.

Zu den bekanntesten japanischen Bodhisattvas zählen

Kannon Bosatsu 観音菩薩 (jap.)

Bodhisattva Avalokiteshvara, wtl. „der den Klang der Welt erhört“; „Bodhisattva des Mitleids“; s.a. Kannon, Guanyin;

Buddha

Der Begriff „Kannon Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Baozhi heian.jpg
  • Kumano nachi mandara.jpg
  • Taima narahaku.jpg

,

Jizō Bosatsu 地蔵菩薩 (jap.)

Bodhisattva (Bosatsu); skr. Kṣitigarbha, „Speicher oder Mutterleib der Erde“ (vgl. Jizō)

Buddha

Der Begriff „Jizō Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Oiwa kuniyoshi.jpg
  • Shotoku jizo.jpg

,

Seishi Bosatsu 勢至菩薩 (jap.)

Bodhisattva Mahasthamaprapta; Begleiter Amidas

Buddha

Der Begriff „Seishi Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Taima narahaku.jpg

und

Fugen Bosatsu 普賢菩薩 (jap.)

Bodhisattva Samantabhadra; Begleiter des Shaka Nyorai

Buddha

Der Begriff „Fugen Bosatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Juo mak 04.jpg

. Oft wirken sie prächtiger als Buddhas, auch können sie vier, sechs oder gar „tausend“ Arme besitzen und sind mit zahl·reichen Schmuck·stücken und Gegen·ständen aus·ge·stattet. Ähnlich den christlichen Heiligen kann ein Bodhisattva die  Haupt·ver·ehrungs·figur eines Tempels (

honzon 本尊 (jap.)

Hauptheiligtum eines Tempels

Tempel, Gegenstand

Der Begriff „honzon“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Shakasanzon horyuji.jpg

) dar·stellen. Daher sind Bodhisattvas im all·ge·meinen Be·wusst·sein der Japaner ebenso bekannt und oft sogar populärer als so mancher Buddha. Wenn sie aber mit Buddhas zusammen dar·ge·stellt sind, wird allein durch die Größen·unter·schiede klar, wer höher steht.

In diesem Kapitel wird auf Kannon und Jizō genauer ein·ge·gangen. Die in der Titel·zeile abgebil·dete Figur ist Fugen Bosatsu, der meist auf einem Elefanten reitet, aber auch als Begleiter Shakyamunis fungiert.

Myōō oder Vidyārāja­-Gruppe

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Ikonographie.

myōō 明王 (jap.)

wtl. Licht-König, auch „Mantra-König“ oder „Weisheits-König“; meist zornvoll dargestellte Schutzgottheit; skt. vidyaraja

Der Begriff „myōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Fudo zentsuji.jpg
  • Daiitoku myoo detail.jpg
  • Fudo koya.jpg
  • Bato kannon zuzosho.jpg
  • Daiitoku myoo.jpg
  • Fudo daigoji detail.jpg
  • Aizen 1256.jpg
  • Fudo unkei.jpg
  • Fudo daigoji2.jpg
  • Fudo toji.jpg
  • Fudo portrait.jpg
  • Fudo saidaiji.jpg
  • Fudo tendai 10jh.jpg

(Skt. Vidyārāja) bedeutet „Mantra-König“ und verrät damit bereits eine Nahe·beziehung zu esoterischen Gebets·formeln (Mantren). Im Unter·schied zu Buddhas und Bodhisattvas tragen Myōō fast immer grim·mige Züge und Waffen. Der in Japan bekannteste Mantra-König ist

Fudō Myōō 不動明王 (jap.)

prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“

Der Begriff „Fudō Myōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Fudo tnm.jpg
  • Fudo doji.jpg
  • Fudo kongobuji.jpg
  • Akiba gongen lee institute2.jpg
  • Fudo tendai 10jh.jpg
  • Fudo saidaiji.jpg
  • Fudo koya.jpg
  • Fudo kaikei 2b.jpg
  • Butsudan.gif
  • Kawanaka fudo.jpg
  • Fudo daigoji detail.jpg
  • Fudo toji.jpg
  • Fudo zentsuji.jpg
  • Seitaka doji.jpg
  • Fudo modern.jpg
  • Acala 12jh.jpg
  • Fudo daigoji2.jpg
  • Fudo22.jpg
  • Fudo unkei.jpg
  • Fudo portrait.jpg

, man trifft aber auch immer wieder auf

Aizen Myōō 愛染明王 (jap.)

wtl. Mantra-König der Liebe; einer der bekanntesten myōō Japans

Der Begriff „Aizen Myōō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Aizen 1256.jpg
  • Enmaten tnm.jpg
  • Aizen nezu.jpg
  • Aizen mandara 1107.jpg

, oder die Gruppe der Fünf Großen Myōō.

Myōō spielen vor allem im esoterischen Buddhismus eine wichtige Rolle. Sie gelten hier streng genommen nicht als eigene Gestalten, sondern als zornvolle, furcht·ein·flößende Er·scheinungs·formen von Buddhas und Bodhisattvas. Solche zorn·vollen, furcht·ein·flößenden Figuren sind vor allem aus den tantris·tischen Traditionen des tibetischen Bud·dhis·mus bekannt, sie waren und sind aber auch in Japan, v.a. im

Shingon-shū 真言宗 (jap.)

Shingon-Schule, wtl. Schule des Wahren Wortes; wichtigste Vertreterin des esoterischen Buddhismus (mikkyō) in Japan

Schulrichtung

Der Begriff „Shingon-shū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Amoghavajra.jpg
  • Saidaiji eisonto.jpg
  • Toji Monks.jpg
  • Shingon monk koya.jpg
  • Pagode jodoji hiroshima.jpg
  • Pagode negoroji.jpg
  • Shaka muroji.jpg
  • Yamabushi 2011.jpg
  • Kukai nitto.jpg
  • Monks koya wada.jpg
  • Siebold shingon monk.jpg
  • Aizen mandara 1107.jpg
  • Pagode muroji.jpg
  • Yamabushi takao wada2m.jpg
  • Monk koya.jpg
  • Daikoku kojimadera.jpg
  • Gorinto kuroda.jpg
Buddhismus stark präsent. Mehr dazu auf der Myōō-Seite.

Tenbu oder Deva­-Gruppe

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Ikonographie.

Die Angehörigen dieser Gruppe sind meist ursprünglich indische Götter (Deva), die der Bud·dhis·mus als Beschützer des Dharma in sein Pantheon aufnahm und als solche nach Ostasien brachte. Der Begriff „Deva“ wurde in China meist mit -tian (jp. -ten), wtl. „Himmel“, übersetzt, daher spricht man auch von der „Himmels-Gruppe“ (

tenbu 天部 (jap.)

Gruppe der indischen bzw. aus Indien übernommene Gottheiten im japanischen Buddhismus (skt. deva)

Der Begriff „tenbu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 4ten O.jpg

). Manche Devas werden aber auch, gleich den Myōō, als „König“ (ō) bezeichnet. Zu den bekanntesten zählen Glossar:Enmaten,

Benzaiten 弁才天/弁財天 (jap.)

Glücksgöttin im Ensemble der Sieben Glücksgötter (Shichi Fukujin); Gottheit des Wassers, der Musik und der Beredsamkeit; skt. Sarasvati; auch: Benten

Der Begriff „Benzaiten“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Benten gakutei.jpg
  • Kisshoten.jpg
  • Takarabune kuniyoshi.jpg
  • Enoshima hiroshige.jpg
  • Benten chikubushima1.jpg
  • Chikubushima benten2.jpg
  • Daikoku Uzume.jpg
  • Sanmen daikoku taizokyoji.jpg
  • Enoshima hiroshige2.jpg
  • Sanmendaikoku hokusai.jpg
  • Benzaiten keisei.jpg
  • Daikoku motoyama.jpg
  • Enoshima hadaka4 wada.jpg
  • Hadaka benten.jpg
  • Benzaiten tosa.jpg
  • Enoshima ema.jpg
  • Benzaiten muromachi.jpg
  • Benzaiten.jpg
  • Bentendo inokashira.jpg

, die Vier Himmelskönige (

Shi-Tennō 四天王 (jap.)

wtl. Vier Himmelskönige, die aber eher als Himmelswächter auftreten und jeweils eine Himmelsrichtung beschützen; angeführt von Bishamon-ten, dem Wächter des Nordens; der Ausdruck wird auch für diverse Gruppen von vier Kriegern angewendet

Der Begriff „Shi-Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Shitenno met.jpg
  • Jikokuten.jpg
  • 4ten W.jpg
  • Shitenno jikkansho.jpg
  • 4ten N.jpg
  • Komokuten.jpg
  • Shotoku Taishi eden schlacht.jpg
  • Tamonten nara.jpg
  • 4ten O.jpg
  • Tamonten horyuji.jpg
  • Bishamon hokekyo.jpg
  • Nichiren mandala.jpg
  • 4ten S.jpg
  • Zochoten.jpg

), die

niō 仁王 (jap.)

Wächterfigur, Torwächter

Der Begriff „niō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Drache kenninji un.jpg
  • Nio taiyuin.jpg
  • Nio shokoji kunisaki kaze.jpg
  • Diamant Sutra.jpg
  • Nio ninnaji2.jpg
  • Nio zenkoji.jpg
  • Nio jinguji.jpg
  • Kongorikishi todaiji2.jpg
  • Yomeimon vorne.jpg
  • Nio sokenji.jpg
  • Nio sugimoto un.jpg
  • Niomon ninnaji.jpg
  • Yomeimon waechter.jpg
  • Nio horyuji.jpg
  • Nio koya.jpg
  • Nio shitennoji.jpg
  • Yukisono torii.jpg
  • Fushimi inari romon.jpg
  • Nio nikko.jpg
  • Nio sugimoto a.jpg
  • Kongorikishi todaiji1.jpg
  • Nio sanboin.jpg
  • Nikko ngyo.jpg
  • Nio hokusai.jpg
  • Nio dunhuang 9c.jpg
  • Nio ryuunji.jpg
  • Nio shirahige kunisaki kaze.jpg
  • Nio tenshoji niigata.jpg

, u.a.m. Sie haben meistens Wächter·funktionen (z.B. Wächter des Tempel·tores), es können ihnen aber auch eigene Tempel geweiht sein. Manche dieser Götter sind im Laufe der Geschichte in Japan zu populären

kami(jap.)

Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō

Der Begriff „kami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Hachiman kaikei.jpg
  • Namazue daikoku.jpg
  • Matsunoo josei.jpg
  • Kasugamandala 1.jpg
  • Matsunoo oyamakui.jpg
  • Kumano kami.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Baozhi heian.jpg
  • Kongobo tengu konpira.jpg

, also zu Shinto-Gottheiten, mutiert und haben dabei ihre schrecken·er·regenden Züge verloren. Mehr dazu auf der Tenbu-Seite.

Ikonographisch gesehen verschwimmen die Grenzen zwischen diesen Kategorien natür·lich immer wieder. Buddhas und Bodhisattvas lassen sich jedoch meist recht deut·lich von Myōō und Tenbu unter·scheiden: Sie strahlen innere Ruhe, Milde und Mitgefühl aus. Tenbu und Myōō sind dagegen eher furcht·ein·flößende Gestalten. Sie sind außerdem den mild·tätigen Buddhas und Bodhisattvas deut·lich unter·ge·ordnet. Obwohl sie mitunter an christliche Teufel und Dämonen erin·nern, darf man nicht den Fehler begehen, sie als böse oder sündhaft an·zu·sehen. Sie bilden mit den Buddhas ein System, das milde und strenge Wege kennt, um die Lebe·wesen auf den rechten Weg zu führen. Oft werden Devas und Myōō auch als Inkar·nationen oder Mani·fes·ta·tionen, also Erscheinungen in verän·derter Form, eines Buddhas oder Bodhisattvas angesehen.

Geschichtlicher Überblick der buddhistischen Ikonographie

Im Buddhismus herrschte ursprünglich, ähnlich wie in den semitischen Religionen, ein Bilder·verbot. Der Buddha sollte lediglich in symbolischer Form, z.B. als Rad der Lehre, abgebildet werden. Erst unter dem Ein·fluss des Mahayana Buddhismus (ab dem zweiten vorchr. Jh.) verschwand dieses Verbot, wahr·schein·lich im Zu·sammen·hang mit der Tatsache, dass sich das Mahayana beson·ders um die Ver·brei·tung der Lehre unter den Laien bemüht. Die frühesten Dar·stel·lungen des Buddha stammen aus dem ersten Jahrhun·dert unserer Zeit aus Madura (N-Indien) und Gandhara (Pakistan). Beson·ders an den Statuen aus Gandhara fällt ein starker hellenis·tischer Ein·fluss auf, oft erin·nern sie an Götter der griechisch-römischen Antike.

Mit der Ausbreitung des Buddhismus nach China erfuhren die indischen und zentralasiatischen Motive — ebenso wie die Lehre des Buddha selbst — einige stilis·tische Ver·än·der·ungen. Die oft sehr bewegten indischen Gestalten werden etwas ruhiger, in sich gekehrter. Viele ikonographische Details werden jedoch beibehalten und in streng kodifizierter Form von Epoche zu Epoche weiter tradiert.

In Japan übernahm man in der Regel sowohl die Stil·rich·tungen als auch die ikonographische Symbolik der chinesischen Buddhastatuen, ja in der Früh·zeit kamen auch die Bild·hauer selbst aus China oder Korea. Daher ähneln japanische Statuen sehr stark chinesischen oder koreanischen, die wiederum Varianten von indischen oder zentral-asiatischen Grund·mustern sind. Die allmäh·lichen, subtilen Aus·prä·gungen eines spezifisch japanischen Stils sind auf den ersten Blick nur schwer erkennbar. Es ist auch nicht einfach, das Alter einer bud·dhis·tischen Figur ab·zu·schätzen. Lediglich der schlichte Stil aus der Früh·zeit des japanischen Bud·dhis·mus (6.–8. Jh.) lässt sich ver·hält·nis·mäßig leicht iden·tifizieren. In der

Heian 平安 (jap.)

auch Heian-kyō 平安京, „Stadt des Friedens“; politisches Zentrum 794–1185 (= Heian-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Heian“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 10hahn.jpg
  • Amaterasu gakutei.jpg
  • Komainu toji.jpg
  • 04hase.jpg
  • Sayohime 1.jpg
  • Chojugiga.jpg
  • Froesche.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Heian; s.a. Geo-Glossar

-Zeit (9.–11. Jh.) entstand schließlich der klas·sisch-japanische Stil, der beson·deren Wert auf die innere Ruhe legt, die von den Skulpturen ausgeht, auf individuelle oder dynamische Merkmale jedoch weit·gehend verzichtet.

In der

Kamakura 鎌倉 (jap.)

Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)

Ort, Epoche

Der Begriff „Kamakura“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Kanto1694.jpg
  • Yoritomo.jpg
  • Tsurugaoka 1869 burger.jpg
  • Daruma kamakura.jpg
  • Hokekyo 25.jpg
  • Amida yamagoe 13jh.jpg

Geographische Lage

Die Karte wird geladen …
Geographische Lage von Kamakura; s.a. Geo-Glossar

-Zeit (12.–14. Jh) erlebte die buddhis·tische Bild·hauer·kunst eine beson·dere Blüte. Aus dieser Zeit sind sogar die Bio·graphien der Künstler bekannt, während man sonst kaum mehr als den Namen der Maler und Bildhauer kennt. Die berühmtesten Statuen der Kamakura-Zeit entstammen der sog. Kei-Schule, deren Mit·glieger häufig die Silbe „kei“ im Namen tragen. Ihre kreativsten Neuerungen liegen in dynamischen, psychologisch raffinierten Darstel·lungen, die in der realis·tischen Darstel·lung von zorn·vollen Gottheiten und Dämonen am deut·lichsten hervortritt. Aber auch zahlreiche Portraitskulpturen von hoch·rangigen Mönchen stammen aus der Kamakura-Zeit.

Später, vielleicht bedingt durch einen allgemeinen Be·deu·tungs·ver·lust buddhis·tischer Tempel, entstanden nur noch wenige bild·hau·erische Werke von ver·gleich·barer Qualität. Zu neuar·tigen Über·schnei·dungen von Kunst- und Religion·geschichte kam es vor allem im Zen-Buddhismus, der die monochromen, oft humor·vollen Tuschebilder von buddhis·tischen Heiligen und Patriarchen her·vor·brachte, sowie im neun·zehnten Jahr·hundert in der Kunst der ukiyo-e (Holzblock-Drucke), die u.a. die ein·hei·mischen Gottheiten als graphisches Sujet „entdeckten“.

  1. ^  
    Amida nyorai zu.jpg
    Buddha Amida Nyorai in seiner klassischen Haltung, sitzend und mit der mudra der Meditation. Die Abbildung geht auf das älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie zurück. Das Werk ist unter den Titeln Zuzōshō („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) oder Jikkan-shō („Abriss in zehn Bänden“) bekannt und wird wahlweise Byōdōbō Yōgon (1075–1151) oder Shōjōbō Ejū (1060–1144) zugeschrieben. In jedem Fall gehörte der Autor der Shingon-Schule an. Die Details der Darstellungen haben sich seit der ersten Abfassung des Werkes bemerkenswert wenig geändert. Die vorliegende Abbildung entstammt der Abschrift einer Abschrift des originalen Zuzōshō und wurde laut Kolophon 1702 (Genroku 15) angefertigt.
    Edo-Zeit, 1702. Ryukoku University Library.
  2. ^  
    Nyoirin jukkansho.jpg
    Bodhisattva Kannon auf einem Felsen sitzend und mit sechs Armen, ein Wunscherfüllungsjuwel (nyoi no tama) zur Brust haltend. Die Abbildung geht auf eine relativ frühe Kopie des Jikkanshō 十巻抄 („Abriss in zehn Bänden“) zurück. Dieses älteste japanische Handbuch der buddhistischen Ikonographie stammt aus dem 11. Jahrhundert ist auch unter dem Titel Zuzōshō 図像抄 („Abriss von Skizzen [buddhistischer] Statuen“) bekannt. Hier handelt es sich um eine Kopie durch Ingen 印玄, einen Mönch des Ninna-ji in Kyōto.
    Werk von Ingen. Kamakura-Zeit, 14. Jh. Kūkai mandara: Kōbō Daishi to Kōya-san (Katalog), Reihōkan 2006, S. 116, Abb. 41-1.
  3. ^  
    Fudo22.jpg
    Fudō Myōō mit Schwert und Flammen-Nimbus. Kopie des verlorenen Zuzōshō (1239).
    Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.
  4. ^  
    Bishamon hokekyo.jpg
    Bishamon-ten in klassischer Form, mit Pagode und Dreizack, auf einem Dämon stehend. Darstellung aus einer illustrierten Fassung des 25. Kapitels des Lotos Sutra (Hoke-kyō), in dem es um die Vorzüge von Bodhisattva Kannon geht. Obwohl Bishamon-ten zumeist als eigenständige Figur bzw. als Anführer der Vier Himmlischen Könige (Shi-Tennō) auftritt, verrät das Lotos Sutra, dass auch Kannon imstande ist, die Form des Bishamon anzunehmen. Die Identitäten der buddhistischen Wesenheiten sind daher äußerst fließend.
    Werk von Sugawara Mitsushige. Kamakura-Zeit. Metropolitan Museum of Art.
  5. ^  
    Maitreya gandhara.jpg
    Hellenistische Statue des Maitreya.
    Gandhara, Pakistan, 2. od. 3. Jh. u.Z. Ron Reznick (mit freundlicher Genehmigung).
  6. ^  
    Asuka bosatsu.jpg
    Statue aus der Frühzeit der buddhistischen Plastik in Japan. Möglicherweise handelt es sich um Maitreya (jap. Miroku), den „Buddha der Zukunft“.
    Asuka-Zeit, 7. Jh. Foundation J.-E. Berger.