Feldzug der Jingū Kōgō

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Themengruppe Geschichte (historische Ereignisse, Perioden und Fachbegriffe)
Ereignis Feldzug der Jingū Kōgō
Schlagworte Jingū Kōgō, Fudoki 風土記, Gwanggaeto Stele, Hachiman gudōkun 八幡愚童訓, Kojiki 古事記, Kogo shūi 古語拾遺, Nihon shoki 日本書紀

Diese Seite beschäftigt sich mit der Eroberung Koreas durch Jingū Kōgō, eine semi-historische Ahnin des Kaiserhauses. Der Feldzug selbst ist nur als mythologische Erzählung dokumentiert, in der die wichtigsten Entscheidungen von Gottheiten getroffen und verwirklicht werden. Bezüglich des historischen Kerns der Erzählung besteht vor allem zwischen japanischen und koreanischen Historikern große Uneinigkeit.

Frühe Chroniken

Kojiki

Kojiki 古事記, Buch 2[1]

Der Herrscher Tarashi Naka-tsu-hiko 足仲彦天皇 (Chūai Tennō 仲哀天皇) und seine Hauptfrau, Okinaga Tarashi-hime 気長足姫尊 (Jingū Kōgō 神功皇后), weilen im Palast von Kashii (heute Kashii-gū in Fukuoka), um von dort aus die unbotmäßigen Kumaso 熊襲/熊曾 im Süden der Insel zu „befrieden“. In der Hoffnung auf göttliche Botschaften beginnt der Herrscher die Zither zu spielen, während sein oberster Minister und Ratgeber Takeshiuchi no Sukune 武内宿禰 als Ritualist (saniwa 審神者) fungiert. Da meldet sich eine Gottheit, indem sie sich Jingūs als Medium bedient, und weissagt dem Herrscher ein Land voller Schätze im Westen (also jenseits des Meeres auf der koreanischen Halbinsel). Chūai meint, es handle sich um eine betrügerische Gottheit und schenkt der Prophezeiung keinen Glauben. Diese zeigt sogleich ihre Macht: Während er noch weiter die Zither spielt, haucht er plötzlich sein Leben aus.

Gleichzeitig mit der Aufbahrung Chūais wird eine Große Reinigungszeremonie (ōharae 大祓)[2] abgehalten, zweifellos aus Angst vor dem Zorn der Gottheit. Am nächsten Tag befragen Jingū und Takeshiuchi no Sukune ein weiteres Mal die Götter. Diese bestätigen das Orakel und sagen Jingūs noch ungeborenen Sohn als Herrscher des Landes im Westen voraus. Abschließend geben die Gottheiten ihre Namen bekannt, nämlich Amaterasu 天照 und die drei Gottheiten von Sumiyoshi 住吉大社[3] (der Text merkt an, dass sich diese zum ersten Mal zu erkennen gaben), und fordern Opfergaben ein. Dann zieht Jingū ein Heer zusammen und beginnt mit der Überfahrt. Fische tragen die Schiffe und Winde wehen die Flotte bis ins Zentrum des Königreichs Silla. Dort ergibt sich der König sogleich kampflos und leistet einen Treueschwur. Er bezeichnet sich selbst als „Stallknecht“ des japanischen Herrschers und verspricht eine jährliche Tributleistung an Pferden, während im Nachbarland Baekje ein Amt (zur Kontrolle der Tributsabgaben?) eingerichtet werden soll. Jingū errichtet einen Schrein für die „rauen Seelen“ (aramitama) der Gottheiten von Sumiyoshi und kehrt heim. Um die Geburt ihres Sohnes hinauszuzögern, bindet sie sich Steine unter den Bauch. Der Ort der Geburt in Kyūshū wurde umi 生み (Geburt) genannt. Die Steine wurden in ito 糸(Faden) verwahrt.

Vor der Rückkehr an den Hof (in Yamato) trifft Jingū Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich der zu erwartenden Thronfolgestreitigkeiten. So lässt sie das Gerücht verbreiten, ihr Kind sei gestorben und schmuggelt es auf das Trauerschiff (mit Chūais sterblichen Überresten?). Tatsächlich planen ihre Stiefsöhne (Söhne Chūais mit einer früheren Hauptfrau) ein Attentat auf sie. Während der ältere von einem Eber getötet wird (ein schlechtes Omen), lauert der jüngere mit einigen Gefolgsleuten dem Trauerschiff auf, auf dem sich neben eine Schar von Kriegern Takeshiuchi und der neugeborene Sohn, aber nicht Jingū befinden. Nach einem langwierigen Gefecht gelingt Jingūs Leuten der Sieg durch eine vorgetäuschte Unterwerfung. Takeshiuchi bringt das Kind in Kehi (heute Kehi Jingū 氣比神宮, Fukui-ken 福井県, nördlich des Biwa-Sees) in Sicherheit. Die dortige Gottheit bittet um einen „Namenstausch“ und sorgt für die Nahrung des Thronfolgers in Form von an den Strand geschwemmten Delfinen. Sie bekommt dafür den Namen Mike-tsu-ōkami 御食津神 (Große Nahrungsgottheit; daraus soll später Kehi entstanden sein). Danach kehren Takeuchi und der junge Prinz endlich an den Hof zurück, wo sie von Jingū mit Sake empfangen werden.

Damit endet die Jingū-Episode im Kojiki. Der Text erwähnt lediglich, dass sie hundert Jahre alt wurde und in Tatanami (heute Nara) begraben liegt.

Nihon shoki

Nihon shoki, Kap. 9 (Jingū Kōgō)[4]

Im Nihon shoki 日本書紀 wird der Kontext von Chūais Feldzug gegen die Kumaso in Kyūshū wesentlich genauer beschrieben als im Kojiki. Nach der Nachricht von ihrer Rebellion brechen Chūai und Jingū von getrennten Orten und auf verschiedenen Schiffen nach Kyūshū auf. Mehrere lokale Fürsten begegnen ihnen mit Unterwerfungsgesten und -ritualen, was andeutet, dass die tatsächliche Herrschaft Yamatos über Kyūshū (selbst in der Vorstellung der Autoren des Nihon shoki) eher symbolischer Natur war. (Dass insbesondere die Kumaso in Kyūshū ein Problem darstellten, geht u.a. auch aus den Heldentaten von Chūais Großvater Keiko Tennō 景行天皇 und Vater Yamato Takeru 日本武 hervor.)

Die göttliche Prophezeiung einer erfolgreichen Eroberung Sillas erfolgt laut Nihon shoki ebenfalls über Jingū als Medium, allerdings ohne genaue Beschreibung der Umstände.[5] Als Chūai Zweifel anmeldet, wird ihm geweissagt, dass sein ungeborener Sohn die Herrschaft über das Land im Westen antreten wird. Ein halbes Jahr später erliegt Chūai, nach erfolgloser Attacke gegen die Kumaso, einer plötzlichen Krankheit – oder gemäß einer Variante einer Verwundung durch einen Pfeil. Jingū lässt seinen Tod geheimhalten, lediglich eine provisorische Bestattung in Toyora wird durchgeführt. Erst danach wird eine neuerliche Befragung der Götter durchgeführt, die sich über sieben Tage hinzieht. Takeuchi no Sukune spielt diesmal die Zither. Als Urheber der Prophezeiung geben sich Amaterasu (in einer verklausulierten Botschaft), eine Gottheit aus Awa und Kotoshironushi 事代主神 zu erkennnen. Nach neuerlicher Befragung identifizieren sich auch die drei Gottheiten von Sumiyoshi mit Sitz in Hiuga 日向市. Es folgen weitere kriegerische Episoden in Kyūshū, sowie verschiedene Formen von Divination, um den erfolgreichen Feldzug gegen Korea sicher zu stellen.[6] Ein halbes Jahr vergeht, bis endlich genügend Streitkräfte ausgehoben sind. Schließlich kleidet sich Jingū in eine männliche Rüstung (nimmt „männliche Gestalt“ an), um den Feldzug anzuführen.

Auch der Stein zur Geburtsverzögerung wird bereits hier erwähnt. Im zehnten Monat beginnt der Angriff vom Hafen Wani in Tsushima 対馬. Fische, Wind und Wellen helfen, die Flotte bis ins Landesinnere zu befördern. Wieder ergibt sich der König sofort und präsentiert sich mit gefesselten Händen. Er verspricht Tribute in Form von Pferdegeschirr sowie männliche und weibliche Sklaven. Schließlich lässt er 80 Schiffe mit Tributwaren beladen. Die Könige der beiden anderen Reiche, Baekje und Goguryeo, kommen ebenfalls herbei und versprechen Tributleistungen. Die entsprechenden Verträge führen zu den drei Han.[7] Zurück in Kyūshū bringt Jingū ihren Sohn in Umi zur Welt.

Variante 1:

Nach anfänglicher Weissagung durch lokale Herrscher, spielt Jingū die Zither und spricht zugleich für die Götter. Sie geben sich als die drei (bislang unbekannten) Gottheiten von Sumiyoshi zu erkennen, und fordern das kaiserliche Schiff sowie Schreinland, was Chūai zweifeln lässt und zu seinem raschen Tod führt.

Variante 2:

Jingū tötet den „Prinz“ von Silla und setzt einen Gouverneur ein, der aber von der Witwe des Prinzen getötet wird, was einen neuerlichen japanischen Angriff zur Folge hat.[8]

Hauptvariante, Fortsetzung:

Die drei Götter erhalten die von ihnen geforderten Ländereien in Anato.

Die Stiefsöhne Jingūs planen einen Anschlag gegen sie und blockieren die Meerenge von Awaji 淡路 unter dem Vorwand, Steine für das Grab Chūais zu transportieren. Nach dem Jagdunfall des älteren Bruders zieht sich der jüngere zwar zurück, gibt seinen Plan aber nicht auf. Jingū erfährt davon und sendet Takeuchi mit ihrem Sohn über Shikoku 四国 nach Kii 紀伊, während sie selbst nach Naniwa 難破 (Ōsaka) fahren möchte. Die Fahrt gelingt aber erst, nachdem alle Gottheiten aus der anfangs erwähnten Prophezeiung neue Schreine (bzw. Ländereien) an der Inlandsee erhalten haben. So gelangen auch die drei bislang unbekannten Gottheiten zu ihrem Schrein in Nagao 長尾 (Sumiyoshi) nahe dem heutigen Kōbe.

Schließlich kommt es zum Kampf zwischen zwei riesigen Heeren. Diesmal wendet Takeuchi die List der vorgespielten Unterwerfung an und besiegt so den Stiefsohn Jingū Kōgōs.

Der weitere Bericht aus Jingūs Regierungszeit handelt hauptsächlich von Kontakten mit den koreanischen Reichen. Schon bald tauchen Spannungen mit Silla auf. Im 5. Jahr gelingt es Gesandten aus Silla, die Tribute bringen, einen als Geisel gehaltenen Prinz auf Tsushima zu befreien. Sie selbst werden zur Strafe in einem Käfig verbrannt.[9] Eine Strafexpedition endet mit der Gefangennahme von Koreanern, die in Yamato angesiedelt werden.

13. Jahr: Takeshiuchi 武内 begibt sich mit Homuda zum Kehi Schrein. Keine Einzelheiten, aber Empfang mit Sake und Lied.

39. Jahr (239): Das Nihon shoki zitiert einen Bericht aus dem Weizhi, der von einer japanischen Gesandtschaft berichtet (Jingū wird damit indirekt mit Himiko 卑弥呼 identifiziert).[10]

Kogo shūi

Das Kogo shūi fasst die Ereignisse folgendermaßen zusammen:

During the reign Wakazakura Palace in Iware [Jingū], the great deity of Suminoe appeared to the Empress. She subdued Silla, and the three Han appeared at court. The King of Paekche was greatful for Yamato's generosity and has never betrayed us.
Bentley 2002, S. 83

Fudoki

S.a. Jingū_Kōgō.

Im Hizen fudoki肥前風土記 wird ein divinatorischer Test (ukehi 誓占) erwähnt, den Jingū durchführt, um die Erfolgsaussichten ihres Feldzugs abzuschätzen. Sie steigt auf einen Felsen im Fluss Tamashima (in Matsuura 松浦党 ) und versucht, mit einem Angelhaken aus ihrer Nähnadel, einem Faden aus ihrer Kleidung und gekochtem Reis als Köder einen Fisch zu fangen. (Sie bedient sich also denkbar einfacher Mittel.) Da das Vorhaben gelingt, wird auch der Feldzug erfolgreich sein. Dies soll den Anlass für einen entsprechenden Brauch unter den Frauen der Gegend dargestellt haben. Auch Kojiki und Nihon shoki gehen in verkürzter Form auf dieses ukehi ein.

Auch einige Ortsnamen werden auf Jingū zurückgeführt.

Im Harima fudoki 播磨国風土記 ist Jingū ebenfalls für mehrere Ortsnamen verantwortlich, allerdings im Kontext des Feldzugs gegen ihre Stiefsöhne.

Spätere japanische Quellen

Hachiman gudōkun I

Das Hachiman gudōkun 八幡愚童訓 (um 1300) enthält eine ausgeschmückte Version der Jingū Legende. Das Werk steht unter dem Eindruck der Mongolenangriffe im späten 13. Jh. Die Feindwahrnehmung ist entsprechend negativ verzerrt.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit den älteren Fassungen:

  • Kumaso werden nicht mehr erwähnt, statt dessen tritt ein Dämon namens Jinrin 塵輪 auf, der schließlich vom Tennō selbst durch einen Pfeil getötet wird. Ohne dass dies genau spezifiziert wird, scheint es um eine Art Vorhut eines ausländischen Angriffs zu handeln.
  • Chūai handelt den Göttern nicht zuwider, sondern wird im Kampf gegen Jinrin von einem verirrten Pfeil getroffen und stirbt in den Armen Jingūs. Er sagt selbst voraus, dass sein ungeborener Sohn ein fernes Land erobern und beherrschen wird.
  • Amaterasu spricht durch Jingū, Takeuchi spielt die Rolle des Fragestellers.
  • Das Orakel weissagt, dass ein Angriff durch 108.000 koreanische Schiffe bevorsteht. (Die folgenden Kriegshandlungen dienen also der Verteidigung, nicht der Bereicherung wie in den Kiki 記紀.)
  • Die divinatorischen Tests (ukehi) werden hier als Teil einer asketischen Übung von Amaterasu angeordnet.
  • Sumiyoshi offenbart sich Jingū am Ende dieser asketischen Übung und tritt zuerst als Kokūzō Bosatsu 虚空蔵菩薩 auf, bevor er die "weltliche Gestalt" (zokutai 俗躰) eines alten Mannes annimmt. Er führt in der Folge bei den Kampfvorbereitungen Regie.
  • Neben Sumiyoshi tritt sein Sohn, ein Mondgott und zugleich Gottheit des Kōra Schreins (Kōra Myōjin 高良大明神) auf. 
  • Jingū lässt 48 Schiff bauen (48 = Zahl der Schwüre des Amida 阿弥陀仏); ihnen stehen 108.000 Schiffe in Korea gegenüber (108 = Zahl der irdischen Versuchungen, hyakuhachi bonnō 百八煩悩).
  • Ein neues, narrativ ausgefeiltes Motiv stellt die Beschaffung von Flut-und-Ebbe-Juwelen aus dem Palast des Meeres/Drachenkönigs dar. Dieses Motiv findet sich in den kiki in Zusammenhang mit der Bergglück und Meerglück Mythe, die hier mit der Jingū-Legende verwoben ist. Hier wie dort werden die Perlen zum entscheidenden Instrument in der kommenden Seeschlacht.
  • Bei der Beschaffung der Perlen spielen neben Kōra Myōjin auch der Meeresbewohner Azumi no Isora 阿曇磯良 und eine nicht-kanonische Schwester Jingūs namens Toyohime eine wichtige die Rolle.
  • Der Drachengott erhält im Austausch gegen die Perlen das Versprechen, dass seine Tochter mit dem zukünftigen Sohn Jingūs (also Ōjin 応神天皇/Hachiman) vermählt wird. Sie wird mit der zweiten Hachiman-Gottheit im Iwashimizu Schrein, Hime Ōkami identifiziert.
  • Der Kontrast zwischen Jingū als feinfühlige kaiserliche Gemahlin und Jingū in der Rolle einer maskulinen Feldherrin wird stark betont und mit der Tatsache in Beziehung gesetzt, dass sie eine Manifestation Amidas sei. [Hachiman selbst wurde gemeinhin ebenfalls mit Amida assoziiert.]
  • Die Verhinderung der Geburt durch einen Stein erfolgt in Tsushima. Der Ungeborene selbst weissagt seiner Mutter aus dem Mutterleib, dass er den Feldzug abwarten wolle. Die hinausgezögerte Geburt wird mit ähnlichen Beispielen (Buddhas Soohn Rahula; Laotse; Nanzan (?), Shōtoku und Kūkai) verglichen.
  • Die Kampfhandlungen sind genauer ausgeführt, doch bleibt unklar, ob es sich bei den Gegnern um alle drei koreanischen Königreiche oder nur um Silla handelt. Zunächst steht Jingū nur ein König gegenüber, der sich über die Tatsache mockiert, dass das jap. Heer von einer Frau angeführt wird.
  • Kōra Myōjin lässt nun mit dem Ebbe-Juwel das Meer zurückweichen. Als die korean. Soldaten die jap. Schiffe daraufhin zu Fuß attackieren, produziert das Flut-Juwel eine Art Tsunami, in dem die Feinde jämmerlich ertrinken. Die jap. Schiffe werden hingegen von "kleinen Drachen" ins sichere offene Meer gebracht.
  • Im folgenden Unterwerfungseid bezeichnet sich korean. König nun als "[Wach]hund Japans". Jingū hält dies fest, indem sie mit ihrem Bogen auf einen Felsen schreibt: „Der große König des Landes Silla ist der Hund Japans.“
  • Jingūs Sohn wird schließlich in Kyūshū, Umi, geboren.
  • Die nachfolgenden Thronstreitigkeiten werden nur beiläufig erwähnt, Jingū wird als Gottheit im Kashii-gū namens Seibo Daibosatsu 聖母大菩薩 (Bodhisattva Heilige Mutter) ausgewiesen.

Zusammenfassend: Die Legendenfassung des Gudōkun enthält gegenüber den frühen Versionen zahlreiche buddhistische Ausschmückungen, doch stehen diese nicht im Vordergrund, sondern werden eher selbverständlich vorausgesetzt oder eingeflochten. Die meisten narrativen Element aus den kiki sind erhalten geblieben, haben aber unterschiedliche narrative Funktionen. Die wichtigsten Änderungen:

  • Kumaso und Koreaner werden zu einer kollektiven ausländischen Bedrohung verschmolzen.
  • Die verschiedenen kami, die durch Jingū sprechen, werden zu Amaterasu verschmolzen.
  • Chūai und Jingū handeln beide in einem Sinne nach dem Willen der einheimischen Götter (Amaterasu). Den Angriff auf Korea könnte man als "Erstschlagsprävention" bezeichnen, er geschieht zum Schutz des Landes und nicht zum Erwerb von Reichtümern (obwohl am Ende in beiden Fällen 80 Tributschiffe genannt werden).
  • Die Demütigung Koreas wird noch deutlicher hervorgestrichen: Aus dem "Stallknecht" wird ein Hund, Jingu graviert diese Botschaft auf magische Weise in einen Felsen ein.

Koreanische Quellen

Gwanggaeto Stele

Die Gwanggaeto Stele ist ein sieben Meter hoher Gedenkstein mit Inschrift in Ji'an, im Nordosten Chinas. Er wurde 414 zum Gedächtnis an König Gwanggaeto von Goguryeo errichtet und enthält Berichte von sukzessiven Angriffen der Wa (Japaner) in den Jahren 391 bis 407. Die Angriffe richteten sich offenbar vor allem gegen Silla, während sich Baekje 百濟 mit den Wa verbündete, bis Goguryeo mit (sicher übertriebenen) 50.000 Soldaten eingriff und den Japanern eine schwere Niederlage zufügte. Die Details dieses Berichts sind nicht unumstritten, da der Text teilweise beschädigt ist und sich nicht eindeutig verifizieren lässt, ob sich Silla und Baekja tatsächlich kurzfristig den Wa unterwarfen.[11] Höchstwahrscheinlich repräsentierten die erwähnten Wa kein gesamtjapanisches Reich, sondern sind wohl eher als Vorläufer der mittelalterlichen wakō 倭寇 (Piraten) anzusehen.[12] Es scheint allerdings durch diese Inschrift sehr plausibel zu sein, dass es um 400 japanische Angriffe gab, die den historischen Kern von Jingūs Feldzug bilden.[13]

Verweise

Literatur

  • Klaus Antoni (Ü.) 2012
    Kojiki: Aufzeichnungen alter Begebenheiten. Berlin: Verlag der Weltreligionen (Insel Verlag) 2012. (Mit einer begleitenden Studie und ausführlichen Text-Anmerkungen.)
  • William George Aston (Ü.) 1896
    Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
  • John R. Bentley 2002
    Historiographical trends in early Japan. New York: Edwin Mellen Press 2002.
  • Wolfgang Bockhold (Ü.) 1982
    Das Hachiman gudōkun als historische Quelle, insbesondere zu den Invasionen der Mongolen in Japan. Augsburg: Sofortdruck-Center Blasaditsch 1982. (Dissertation Ludwig-Maximilians-Universität, München; s.a. Rezension Bockhold 1982.)
  • Takashi Okazaki 1993
    „Japan and the continent.“ In: Delmer Brown (Hg.), The Cambridge History of Japan I, Ancient Japan. Cambridge: Cambridge University Press 1993, S. 268–316.

Internetquellen

Fußnoten

  1. NKBT 1, S. 227–239; Antoni 2012, S. 161–171; Heldt 2014, S. 111–118.
  2. Das ōharae taucht hier erstmals in einem geschichtlichen Kontext auf. Das Kojiki beschreibt explizit die Vergehen, die dadurch bereinigt werden sollen und erweckt dadurch Assoziation mit den Untaten des Susanoo 須佐之男. Im Nihon shoki findet sich das ōharae nicht erwähnt.
  3. Sokotsutsuo, Nakatsutsuo und Uwatsutsuo, Gott der unteren Strömung, der mittleren Strömung und der oberen Strömung; Gottheiten, die bei der rituellen Waschung Izanagis nach seinem Besuch in der Totenwelt entstanden.
  4. NKBT 67, S. 333–361; Aston I, S. 224–253.
  5. „There is a better land than this, a land of treasure, which may be compared to the aspect of a beautiful woman – the land of Mukatsu, dazzling to the eyes. In that land there are gold and silver and bright colours in plenty. It is called the Land of Silla of the coverlets of paper-mulberry.“ (Aston, 221)
  6. Fischen auf einem Stein in Matsura 松浦, Baden im Meer von Kashii.
  7. Dass die drei Han auf die Aufteilung in Silla etc. folgte, ist eine anachronistische Darstellung.
  8. Laut Aston (I, 253) deckt sich dieser Bericht am ehesten mit der koreanischen Chronik Tongkam (Tongguk t'onggam 東國通鑑, 1498), Jahr 249, wo von einem Angriff der Wa berichtet wird. Hier werden ebenfalls entsprechende individuelle Racheakte geschildert.
  9. Aston verweist in einer ausführlichen Fußnote (S. 242–244) auf eine Parallelstelle in Tongkam (Vol. IV. 18; Herbst 418), die ganz ähnliche Vorfälle, freilich mit umgekehrten Feindbildern, berichtet.
  10. Original s.a. „Nihon shoki 日本書紀“, Seisaku (Stand: 2021/08/15)
  11. S. dazu „Gwanggaeto Stele“, Wikipedia[en] (Stand: 2021/08/15)
  12. Piggott 1997, S. 338, Fn. 103.
  13. S.a. Okazaki 1993, insb. 299, 303 und 310.