Sieben Glücksgötter
Themengruppe | Gottheiten (Götter, numinose Erscheinungen) |
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Name | Shichifukujin 七福神 („Sieben Glücksgötter“) |
Rel. Zugehörigkeiten | Shinto/Buddhismus |
Herkunft | Indien, China, Japan |
Ikonographie | zwergenhaft, lachend |
Funktion, Wirkkraft | Götter für diesseitiges Wohlergehen |
Bemerkung | Seit der Edo Zeit zu einem festen Ensemble verschmolzen, aber auch einzeln verehrt. |
Allgemeines
Die Shichi Fukujin 七福神 sind eine einzigartige Anordnung von Göttern, die auf diese Weise nur in Japan existieren und die Antoni als eine „feste ikonographische Verbindung ursprünglich eigenständiger Gottheiten“ bezeichnet (vgl. Antoni 1998:127). Die Gruppe dieser Sieben entstand mit der städtischen Kultur in der Muromachi-Zeit 室町時代 (1333 – 1573) und erhielt im Laufe der Edo-Zeit 江戸時代 (1600-1868) ihre bis heute charakteristische Gestalt. Sie bringen das Streben nach materiell-diesseitigem Glück (genze riyaku 現是利益) zum Ausdruck und symbolisieren Glück in Form von Reichtum, Nahrung und langem Leben. Die Gruppe umfasst
- Ebisu 恵比寿, die einzige einheimische Gottheit,
- Daikoku-ten 大黒, Benzaiten 弁才天 und Bishamon-ten 毘沙門天 (auch Tamon-ten), drei den Tenbu 天部 zugeordnete und damit ursprünglich aus Indien stammende Devas.
- Hotei 布袋, eine chinesisch-buddhistische Figur,
- Fukurokuju 福禄寿 und Jurōjin 寿老人, zwei daoistische Wesen.
Typische Darstellungen der Glücksgötter
Fukujin von Hokuba, 19. Jh.
Moderne Darstellungen
Wieso gerade sieben?
Dazu gibt es verschiedene Theorien. Grundsätzlich ist zu sagen, dass sowohl im Buddhismus als auch im Daoismus die Zahl Sieben mit Unglück in Verbindung gebracht wird, eine Vorstellung, die es auch in Japan in Form der „sieben Übel“ (shichinan) gibt. So soll also jeder Gott einem dieser Übel entgegenwirken.
Der Grundgedanke der shichifukujin soll schon alt sein, laut Casal (1958:2) soll der Mönch Nichiren bereits im 13. Jahrhundert gesagt haben, dass angesichts der Kriegs- und Pestilenz-Verheerungen viele Menschen in der Religion Zuflucht suchen, durch Besprenkeln mit Weihwasser versuchen, böse Geister zu bannen oder die Namen der sieben Glücksgötter auf Papierzettel schreiben, die sie dann auf ihre Türpfosten hängen. Allerdings ist man sich weitgehend darüber einig, dass diese Sieben nicht mit dem heutigen Pantheon, wie wir es kennen, identisch sind, da man auf später entstandenen Bildern oft eine andere Konstellation sehen kann.
Die heute bekannten Attribute und Charaktereigenschaften sollen laut einer Überlieferung auf den Erzbischof[1] Tenkai 天海[2] zurückgehen, der vom Tokugawa-Shôgun Iyeasu nach den Eigenschaften eines guten Herrschers gefragt worden sein soll und als Antwort darauf von den sieben Haupt-Tugenden sprach, wobei er je eine dieser Tugenden mit einem Glücksgott in Verbindung brachte. Diese Zuordnung schaut folgendermaßen aus:
- Ebisu: Fleiß
- Daikoku: Reichtum
- Benten: Liebenswürdigkeit
- Bishamon: Weisheit
- Fukurokuju: Würde
- Jurôjin: langes Leben
- Hotei: Freigebigkeit
Nach anderen Überlieferungen ist der Höfling Dai Oi-no Kami für die heutige Konstellation verantwortlich, da er einen Traum, den der Shôgun Tokugawa Iyemitsu in der Neujahrsnacht 1624 hatte, ausgelegt haben soll.
Außerdem gab es in Japan die Vorstellung von den „sieben Quellen der Glückseligkeit“ (Casal 1958:4), und es wird ebenfalls Tenkai zugeschrieben, dass er jeden der shichifukujin zur Personifizierung einer solchen Quelle gemacht haben soll. Man kann also sagen, dass die heutigen shichifukujin in der uns bekannten Konstellation etwa 350-400 Jahre alt sind, was für einen Gott recht „jung“ ist, allerdings hat der Volkssinn hier und dort Änderungen vorgenommen, sowohl in ihrem Charakter als auch bezüglich ihrer besonderen Kräfte und Rollen.
Eine etwas andere Version, wie es zur Auswahl der Sieben Glücksgötter kam, findet sich in einem Artikel von Kita Sadakichi 喜田貞吉 (Kita 1998:302-304), der die Festsetzung der heute bekannten Konstellation ebenfalls in der Muromachi-Zeit 室町時代 (1336-1573) ansetzt. Er erwähnt u.a. ein Bild des Mönches Keishun 瓊春, das leider nicht mehr erhalten ist. In diesem Bild ahmt der Maler eine Darstellung der Sieben Weisen im Bambushain, die sich damals großer Beliebtheit erfreuten, nach, indem er Ōkuninushi, Hiruko, Ame no Uzume, Bishamon-ten, Fukurokuju, Jurōjin und Hotei malte. Darunter sind Ōkuninushi und Hiruko no mikoto diejenigen, die am Ende der Muromachi-Zeit die beliebtesten Gottheiten waren. Ōkuninushi wird mit Daikoku und Hiruko mit Ebisu assoziiert, und diese beiden waren derart populär, dass es heißt, dass es "in der ganzen Welt kein Haus, kein Amt gibt, in dem diese beiden nicht aufgestellt wären". Weiters finden sich viele Darstellungen, auf denen Hotei mit Daikoku dem Glückspiel fröhnt oder mit Ebisu kubihiki 首引き (Seilziehen) spielt.[3] Aus späterer Zeit finden sich Wandschirme mit Darstellungen des Toyokuni-Matsuri 豊国祭 [4] von Kanō Naizen 狩野内膳 (1570-1616), auf denen man immer wieder Personen findet, die einen großen Papiermachékopf tragen, der Ebisu darstellt.
Weiters ist auf Keihuns Bild Uzume-no-mikoto 鈿女命 dargestellt. Ihre Rolle als Gründerin der Schauspieler sowie ihr albernes Gesicht soll nach dem Motto "das Glück kommt zu denen, die lachen" zu Ihrer Auswahl als Glücksgöttin beigetragen haben. Allerdings wurde sie schließlich durch Benzai-ten ersetzt.
Bishamon-ten, der ursprünglich die Aufgabe hatte, das Land zu beschützen, und eigentlich keine so fröhliche Gestalt ist, wie die anderen Glücksgötter, wurde schließlich die Rolle einer Reichtümer schenkenden Gottheit zuteil.
Fukurokuju und Jurōjin wurden mit Einsiedlern assoziiert, was der Einstellung dieser Zeit, dem Diesseits zu entsagen, entsprochen haben soll. Dies soll auch zur Auswahl Hoteis beigetragen haben. Als Manifestation Matreyas[5] ist er nicht nur ein vom Diesseits befreiter buddhistischer Priester sondern auch eine große Gottheit.
Umgang mit den shichifukujin
Besonderes seit der Edo-Zeit sind die shichifukujin in ganz Japan sehr beliebt, damals vor allem bei der städtischen Bevölkerung, mittlerweile aber in praktisch allen Gesellschafts- und Altersschichten Japans. Sie scheinen sehr geliebt zu werden, allerdings wird ihnen nicht besonders viel Ehrfurcht entgegengebracht. Der Umgang ist sehr familiär, vielleicht sogar burschikos und es ist erlaubt, sie als ulkige Figuren darzustellen und sich über ihre Eigenheiten lustig zu machen. Es gibt zahllose anzügliche Lieder und Karikaturen von ihnen. Die shichifukujin nehmen einem das aber gar nicht übel, sind sie doch selber Genossen, die gern auf Kosten anderer einen Schabernack treiben.
Vorläufer und Verwandte
Kanzan 寒山 und Jittoku 拾得, Die Drei Lachenden im Tigertal (Drei Lehren), Vier Schläfer, Vier Trinker, Sieben Weise im Bambushain, ...
Glossar
Begriff/ Name | Kanji Schreibungen | Altern. Bezeichnungen, Manifestationen | Übersetzung/ Erläuterung |
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Benzai-ten | 弁財天, 弁才天 | Benten | Götting der Musik, Beredsamkeit |
Bishamon-ten | 毘沙門天 | Tamon-ten | Kriegsgott, Himmelswächter |
Daikoku | 大黒 | Daikoku-ten, Ōkuninushi | Reichtumsgott, Gott der Tempelküche |
Ebisu | 恵比寿, 夷, 戎 | Hiruko, Ebisu Saburō | Gott des Fischfangs |
fukujin | 福神 | Glücksgott | |
Fukurokuju | 福禄寿 | Gott des Langen Lebens | |
Hotei | 布袋 | Hotei-son, Miroku | Laughing Buddha, Gott der Selbstgenügsamkeit |
Jurōjin | 寿老神 | Gott des Langen Lebens | |
shichinanshichifuku | 七難七福 | Sieben Übel und sieben Glückseligkeiten | |
shichinan sokumetsu shichifuku sokushō | 七難即滅七福即生 | Beseitigung der sieben Übel und Entstehung der sieben Glückseligkeiten | |
takarabune | 宝船 | Schatzschiff, i.d.R. ein Bild eines Segelschiffes mit sieben Schätzen und den sieben Glücksgöttern | |
uchide no kozuchi | 打出の小槌 | Wunschhammer | |
yakujin | 厄神 | Unglücksgott |
Verweise
Siehe auch
Fußnoten
- ↑ höchster buddhistischer Priesterrang
- ↑ auch Jigen Daishi, Mönch der Tendai-Sekte; 1536–1643
- ↑ kubihiki ist eine Variante des Seilziehens, bei dem sich die Kontrahenten jeweils eine Schlaufe des Seils um den Hals legen.
- ↑ Das Schreinfest des Toyokuni-jinja, dem Schrein, in dem Toyotomi Hideyoshi begraben ist.
- ↑ Buddha der Zukunft, großer kommender Weltlehrer
Quellen
- A to Z Photo Dictionary of Japanese Culture and Art (Online-Enzyklopädie, Mark Schumacher, seit 1995).
- Klaus Antoni 1998Shintō und die Konzeption des japanischen Nationalwesens (kokutai): Der religiöse Traditionalismus in Neuzeit und Moderne Japans. (Handbuch der Orientalistik Abt. 5, Japan; Bd. 8.) Leiden, Boston und Köln: Brill 1998.
- Ugo A. Casal 1958Die sieben Glücksgötter: Shichifukujin. Wiesbaden: Otto Harrassowitz Kommissionsverlag 1958.
- Religion in Japan - Ein Web-Handbuch (Bernhard Scheid, seit 2001).