Fudoki: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. Oktober 2021, 15:11 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Primärquellen
Werktitel Fudoki 風土記 („Berichte von Wind [Klima oder auch Brauchtum] und Erde“)
Autor unbekannt
Entstehungszeit Anfang des 8. Jahrunderts
Bemerkung Lokalchroniken

Der Begriff „Fudoki“ 風土記 (wtl. „Berichte von Wind [Klima oder auch Brauchtum] und Erde“) bezeichnet Lokalchroniken, die erstmals Anfang des 8. Jahrhunderts auf Anweisung der Zentralregierung abgefasst wurden. Allerdings bürgerte sich die Bezeichnung, die urspr. aus dem Chinesischen stammt, erst rückwirkend ein. Keines der bekannten Fudoki trug ursprünglich diesen Namen.

Die „alten Fudoki

Heute sind fünf dieser Chroniken aus der frühesten Phase der staatlich verordneten Lokalberichterstattung zumindest in Auszügen bekannt:

Man bezeichnet sie auch als die „alten Fudoki“ (ko-fudoki 古風土記). Sie sind nach heutigem Forschungsstand alle Anfang des 8. Jahrhunderts aufgrund eines staatlichen Erlasses aus dem Jahr 713 entstanden. Es gibt darüber hinaus Fudoki, die durch Zitate in anderen alten Texten bekannt sind. Bei ihnen ist aber nicht sicher, ob ihre Entstehungszeit ins 8. Jahrhundert zurückreicht, ob sie aufgrund ähnlicher Erlasse aus späteren Jahrhunderten verfasst wurden, oder ob es sich nicht überhaupt um Fälschungen handelt.

Der erste Erlass aus dem Jahr 713 stammt aus einer Zeit, in der der Staat generell große Anstrengungen unternahm, um die nationale Infrastruktur zu verbessern: 710 war die erste Hauptstadt nach chinesischem Muster, Heijō-kyō (heute Nara) errichtet worden. Es wurde ein landesweites Straßennetz errichtet. Es wurden Verwaltungszentren für die von der Regierung beauftragten Provinzgouverneure errichtet. Es wurden in unmittelbarer Nachbarschaft dieser neuen Verwaltungszentren buddhistische Tempel errichtet. Schließlich wurden in dieser Zeit auch die heute noch bekannten nationalen Chroniken Kojiki 古事記 (712) und Nihon shoki 日本書紀 (720) fertiggestellt.

Der Erlass aus dem Jahr 713 ist im Nihongi wortwörtlich wiedergegeben und besagt Folgendes: Es sollen die Ortsnamen in adäquaten Zeichen wiedergegeben werden, was dafür spricht, dass sich die Schrift noch nicht überall eingebürgert hatte. Es sollen die Produkte der Provinz und die Ertragsmengen der Landwirtschaft genannt und die Ursprünge der Ortsnamen und die Geschichten von besonderen Vorkommnissen und Mythen erzählt werden, als wirtschaftliches und symbolisches Kapital. Es ist also ein sehr bewusster Versuch zu erkennen, über die wirtschaftlichen Verhältnisse im ganzen Land Klarheit zu erhalten, zugleich spielen aber auch Mythen und Gottheiten, als symbolischer Ausdruck von Machtverhältnissen eine wichtige Rolle.

Dass nur fünf Berichte aus der Frühzeit erhalten sind, obwohl es damals insgesamt 66 Provinzen gab, erklärt Aoki Michiko[1] damit, dass die Berichte für den Moment wichtig waren, um einerseits die zu erwartenden Erträge aus den Provinzen zu kalkulieren und andererseits die nationalen Chroniken, das Nihon shoki, zu vervollständigen. Nachdem diese Ziele erreicht waren, wurde den Fudoki von offizieller Seite offenbar wenig Interesse entgegengebracht. Erst viel später kam es u.a. im Zusammenhang mit Gebietsstreitigkeiten zu einem neuerlichen Interesse. Auch einzelne Gelehrte setzten sich im Mittelalter mit den Fudoki auseinander, von größerem religionsgeschichtlichen Wert waren die Fudoki allerdings erst für die Anhänger der Kokugaku 国学 in der frühen Neuzeit.

Sprache und Sprachspiele

Die Sprache der Fudoki enthält zahlreiche Besonderheiten, die oft schwer zu entschlüsseln sind:

  • Chiasmus

Der Chiasmus (latinisiert von gr. χιασμός chiasmós „Überkreuzen“; von χίασμα chíasma „Kreuzung“ nach dem griechischen Buchstaben Χ, Chi; in der neugriechischen Terminologie το χιαστό) ist eine rhetorische Figur, bei der Satzglieder und Teilsätze (Subjekt, Prädikat, Objekt) nach dem Schema SPO-OPS kreuzweise entgegengesetzt in ansonsten parallelen (Teil-)Sätzen angeordnet werden.

  • synonymische Substitution

Die „synonymische Substitution" bezeichnet das Ersetzen eines Wortes (oder Ausdrucks) durch einen gleichbedeutenden.

  • Homonyme und Doppeldeutigkeiten

Gleichlautende Wörter, die jedoch eine andere Bedeutung haben; in den Fudoki, durch die nicht genau feststellbare Aussprache der Wörter zur Zeit der Entstehung nur sehr schwer belegbar.

Regionale Spannweite der Fudoki

Folgende Gebiete werden in den ältesten überlieferten Fudoki abgehandelt (von Ost nach West):

Sonstige wichige Regionen der japanischen Frühzeit:

Aus folgenden Gebieten sind andere Fudoki bekannt:[2]

Verweise

Verwandte Themen

Literatur

  • Michiko Yamaguchi Aoki (Ü.) 1997
    Records of wind and earth: A translation of fudoki with introduction and commentaries. (Monographs of the Association for Asian Studies, Bd. 53.) Ann Arbor, Mich.: Association for Asian Studies 1997.
  • Karl Florenz (Ü.) 1901
    Nihongi: Japanische Mythologie. (Mittheilungen d. Dt. Ges. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens, IV.) Tokyo: Hobunsha 1901. (Ü. von Nihon shoki, Götterzeitalter nebst Auszügen aus Kojiki und fudoki.)

Fußnoten

  1. Aoki 1997, S. 21–23
  2. Das Buch Japanische Mythologie. Nihongi. „Zeitalter der Götter“, nebst Ergänzungen aus anderen alten Quellenwerken von Karl Florenz ist primär dem Nihon shoki gewidmet, allerdings hat Florenz im Anhang auf 27 Seiten auch Fragmente folgender Fudoki übersetzt: Izumo fudoki, Hyūga fudoki, Yamashiro fudoki, Tango fudoki, Ise fudoki, Settsu fudoki, Suruga fudoki, Bingo fudoki, Inaba fudoki, Afumi fudoki, Tosa fudoki.